Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893 | View Entire Issue (July 1, 1892)
Ncmesisk crimiualsseschichte —-von-— Friedrich Friedrich. (Fortsetzung.) Heute Morgen. Mein Bruder bat ver prochen, ihn sccbft zu bringen; wenn Du einige Zeit warten willst, kannst Izu Dich selbst davon überzeugen. Ich habe keine- Zeit dazu, außerdem zweifle ich auch, dass Dein Bruder Wort halten wird. — Wer giebt Dir dass Recht zu solchem Zweifel ? rief Beriha unwillig. » Dein Bruder selbst. Sein ganies bisherigeei Leben wurde mich d«i: lik rechtigen. Jch habe indess umh .-; »ti besondereti Grund zu dieiem ;I,:-.:« ist« ·tte Dein Bruder die Abt-tin genung sein Versprechen zu ersiillen, so wurde er den Schmuck nicht verkauft haben. Vertha erbleichte. Sie schwaiitte ei-; nett Moment lang, ob sie ihrem ManueY Alles rissen gestehen sollte ider Etolzl und Trotz in ihr liesz es nicht zu. j Hast Du Beweise, dass er dies gethani hat? wars sie ein. I Ich habe die Beweise. Der Gold schniied Hagen hat ittir den Schmuck heute Morgen gebracht. Dein Bruder hat ihm denselben sur vierhundert Tha ler verkauft; hier ist er. Er nahm das Bertha nur zu gut be kannte Kästchen, welches den Schmuck enthielt, aus der Tasche und össnete es. Genügen Dir diese Beweise? iiigtc er etwas spöttisch hinzu. Ich habe an dem Schlosse keine Verletzung gesehen. Der Goldschmied hat ihn so getauft,wie er hier ist. Dein Bruder hatte etwas vorsichtiger sein solleti »denn von dem selben Goldschtnied habe ich ihn einst ge kauft, ttnd er hat seine eigene Arbeit sofort wieder erkannt! Weshalb hist Du Deinem Bruder den Schmuck über reicht? Beriha schwieg. Sie iouszte nicht, was sie erwidern sollte. Weswegen hast Dtt Deinem Bruder den Schmud gegeben? wiederholte er noch einmal. Antworte mir! Sie zitterte leise. Mit Gewalt suchte sie es zu unterdrücken. Der herrschende Ton seiner Stimme crziirnte sie. Jch habe Dir den Grund schon ge sagt, gab sie zur Antwort. Und Du bestehst daraus ? Jch wußte nicht« wag siir einen andern Grund ich Dir angeben sollte-. Das weißt Du nicht, sagte Börner spöttisch, Ich hatte erwartet, daß Tit mir die Wahrheit gesagt haben wiirdest. Oder hast Du erwartet, daß ich mich in so leichter, gleichgiiltiger Weise durch Dich täuschen lassen werde? Nicht eins mal Deiner Klugheit macht diese Un wahrheit Ehre. Unwillig wandte sie sich von ihm weg. Sie that es indess nur, weil sein durch-— dringender Blick aus ihrem Gesichte ruhte und ihre Fassung mehr und mehr schwand. Noch jetzt wäre es viel leicht Zeit gewesen, durch ein offenes Be kenntnisz Bot-tiefe Vertrauen zu gemin nen. Jhr Trotz gestattete ee nicht. Es kam auch ein Gefühl der Scham hiniu. Jahre lang hatte sie dsesen Mann be herrscht, und ihm gegenüber stets- ihren Willen durchgesetzt, itiid seht stand er Ior ihr,"wie ein Richter, uitt Rechenschaft In fordern, die sie ihm nicht geben konnte tnd wollte. Sie rasste sich zusammen uttd wandte ftch ihsis wieder zu. Jch habe die Unwahrheit nicht gespro chen! ries sie. Das wagst Du mir zu sagen ? sagte Hörner, und seine Brauen zogen sich mehr und mehr zusammen. Du hast den Schmuck Deinem Bruder als Pfand stir eine Wechselschuld gege ben, an demselben Abend hat er hier mehr als hundert Thaler im Spiel oer loren, am folgenden Morgen hat er den Schmuck vertaust und gestern hast Du ihm zweihundert Thaler gegeben, unt den Schmuck wieder einzulösen Du siehst ich bin einigermaßen unterrichtet, und dennoch wagst Du zu sagen, Du habest die Unwahrheit nicht gesprochen! Sie wars sich aus einen Sessel und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. Sie konnte ihre Schuld nicht leugnen, und der Wunsch stieg in ihr aus,daß Hörner ihr vergeben möge. Sie wollte ausspringen und ihn darum bitten-— dennoch blieb sie sitzen. Sieh, fuhr Börner fort, als Du niieh vor wenigen Tagen um Geld batest, vertraute ich Tir nnd habe eø Dir gege benssznm zweiten Maie wirft Tit nnch nicht täuschen. liin das cingiiinueiiende Leben Deineö Bruders zu inneriintzein beitiigfi Du inich, beiriigst Heinrich nnd Deine eigenen Rinden Geinjrie dieses Gut mir, io würde ich nur inir selbst seraniwortiichsein, jetzt besiehie ich inei « ne Kinder-, nnnn ich Geld für Teineni Bruder ausgebe. Theile ilnn meinen Wunsch, daß er dies Haue nicht iuieder betritt, mit. Bertha befand sich in einer fieberle ten Aufregung. Ihren allen Stolz rief iie zurück. irr wird mich nnd nicht Dich insiniiienf eiei sie. Jedenfalls nicht hier auf dein Gun meineø Sohnes-! warf Vörner ein Jiii wiirde ihm die Thiir weisen müssen, nnd das wäre mir auch in Deinem Interesse eichi angenehm. hastig, ohne Gruß verließ er das Zimmer. Bertha schaute ihm einige Secunden lan starr nach; ihre Augen hatten ei nen stechenden Glanz. ihre Lippen waren M aufeinander-wußt Die Farbe ih ver Oefidtef war mis, fast grau. Schnell drohend trat sie ans die Ihür zu, als ob sie ihrem Manne solgen wolle, dann blieb sie plötzlich stehen und kehr te langsam zu ihrem Sessel am Fenster »Hm-lieh s Jhre Kinder kamen lustig in das Tzini ’mer geeilt, sie sandte dieselben wieder fort, denn Ietzt mußte sie allein sun, sie wäre nicht ini Stande gewesen, ihnen das leiseste Lächeln zu zeigen. Sie ziirnte ,ihreni Bruder. weil der selbe ihr Vertrauen so arg getäuscht, weil er sie so schändlich betrogen hatte, sie trat un den Schreibtisch, um ihn ans zusordern, zu ihr zu kommen und sich zu rechtfertigen, noch hielt sie indesz die Fes der nicht in der Hand, als sie schon wieder unentschlossen zurücktrat Sie-J tousste nu Vorniiz,d.1s; er nicht lontmeu; t is . i:: xd wenn er wiillich lam, daß sie : i .-t tspxssj tks lmtti, ihn mit Vortuiir s s« n zu ulerhiiusen nnd ihm seine schlecht« Handlungkweise vorzuhalten s Er selbst muszteAlle verrathen l)nl)en,s sonst hätte Bürner unmöglich davor so; genuneltenutniß haben können. Viel-I leicht hatte er mit seinem I --piel undj Zechgenossen sich itber ihr Zutrauen und ihre Thorheit lustig gemacht; ilnu nmr sa nichts mehr heilig, als sein ei aeues Pech. Sie wa-. ruf Börner noch mehr erbit tert, als a . ihren Bruder. Sie liebte ihn nicht u- ) sollte sich nun utit einem Malejieine Herrschaft gefallen lassen! Sie sollte inne harten Worte ruhig er tragt-us T gis erschien ihr faftst unmög lich, und denn-»Ich httte sie nicht erwidern können weit sie ihm die Unwahrheit ge agt. Sie starrte durch das Fenster in den Part. In dem Augenblicke wurde ein Pferd, ein Ponnh, gebracht, welches Heinrich sich langst gewünscht hatte. Der Knabe wurde gerufen und seine Freude war eine große, offene. Schntei chelnd tiebloste er das fromme und ge duldige Thier· Börner half ihm auf ist«-en, nnd daes Pferd trabte init ihm auf den«- stieswege dahin. Bertha hörte den Knaben jubeln, sie sah auf dem Gesichte ihre-J- Mannes, toelthss kurz zuvor io finster geblictt hatte, ein nendiges Lacheln Erziirnt sprang sie -.nf. Dein Knaben erfüllte er jeden Wunsch, mochte derselbe auch noch so theuer sein, sitr ihn hatte er stets ein freundliches Lächeln und tnildes Wort. Auf ihn schien er seine ganze Liebe ge haust zu haben. Sie hatte den stunden nie so glühend gehaßt, c.2·s m fix-sent Augenblicke-, sie tvar sich dieses Hasses auch nie so deutlich bewußt geworden. Er hatte von jeher ihren hochgehenden Wünschen ini Wege gestanden, ihn sah sie als eine Schranke zwischen sich und Börner an. Ihre zwei Kinder spielten im Parie Sie eilten herbei und wünschten gleich falls auf dem Ponnh zu reiten. Börner wies sie zurück, indem er ihnen versprach einen lleinen Sattel rnit Lehne für sie anfertigen zu lassen, weil er befürchte, daß sie herabfatlen möchten. Er sprach freundlich und liebevoll mit ihnen. Bertha hörte feine Worte nicht, sie sah nur seine zuritckweksende Bewegung und bemerkte, daß die Kinder betrübt davon gingen· Sie liebt er nicht! rief sie heftig, für sie hat er weder ein Herz, noch ein Auge, und doch sind es gleichfalls seine Rinderl —- Er liebt ja auch die Mutter nicht. Selbst diesen geringen Wunsch hat er den Kindern nicht ersüllt.—s- Sie sind freilich nnt Bettler gegen den reichen Buben, der dies Gut allein erben, der einst die Macht haben soll, uns vom dein selben fortzujagenl Sie schritt aufgeregt im Zimmer auf und ab und rief ihre litinder zu sich aus ihr Zimmer, unt fie an dent Tage nicht wieder von sich zu lassen. Die Nacht war hereittgebrochen. Es war eine jener wunderbar lauen und stillen Nachte, wie sie nur der Fruhling attfiuweisen hat, Zie erinnerte an die siidlichen Nächte mit ihrem dunilen rei nett Himmel, an welchem die ganze lkahl lose Schaar der Gestirne leuchtet und slimntert. Die Luft war von dent Dufte der verschiedensten Blutnen erfüllt. Nach tigallen schlugen in den Gebüsche-n des Barte-Z und ihr Sang klang wie dass Ausjauchzen einer Menschenbrust; iiber all die Pracht der Nacht. Bbrner hatte, wie er esz öfter zu thttn pflegte, lange gelesen. Ter Inhalt ei tteo Buches hatte ihn ganz besonders gefesselt. Als er damit fertig war, bog er sich hinab aus dem gebffueten Fett ster und sog die warme Lust und den Dust der Blumen ein. Er wollte erst hinabsteigen iu den Park und nach einige Zeit lang spazieren gehen, er unterließ es indesz, weil ee schon spat war. Er ging in das neben seinem Arbeit-tim ttter gelegene Schlafgemach uttd legte fich zur Ruhe nieder. Die Aufregung dee Tages hallte in ihtn noch nach. Bereits halb einge.schlasen, sah er Wolffg spöttisch lächelndeø Gesicht im Geiste-, er sah denselben iiber sich leh nen, glaubte seinhöhttendee Lachen zu hören. Erschreckt fuhr er empor ser war allein. An Heinrich dachte er jem. Noch einmal rief er sich dea Jungen Freude in das Gedachtniß zurück, und dieses Bild wirkte beruhigend aus ihn. Er schlief ein« Noch hatte er keine Stunde geruht, als er durch lauten Fetierlärtn tvachge rufen wurde. Erschreckt sprang er em-v por. Zwischen den Bäumen im Parti hindurch sah er die Flammen mit-erschla gen-— nur ein hatte stand dort-das »Gartenhaue, in ztvelchent Heinrich nttt fseinem Lehrer wohnte. f Dei-S retten nahm ihm für einige Momente sie Kräfte und er mußte ilch im Fenster halten, mn nicht umzusinken." Dann raffte er sich zufammen, warf einige Miidungsfiücke um und stürzte hinan5. » Als er an dem Gartenhmiie an langte, stand das ganze Gebäude be reits in hellen Flammen. Die Flam men schlugen zur Thiir und den un teren Fenstern heraus und verwehr ten jeden Eintritt. Die unteren Rän-. me des kleinen Hauses waren von dem Gärtner dazu benutzt, um Stroh, Reiszholz und Sämereien in ihnen auf-: iubewahren——daiiibec wohnte Heinrich mit seinem Lehrer. Auf diese Wohnung richtete Böruerl den Blick er sah Niemand Sein· Auge fuhr suchend iiu Parle und unter· den wenigen Menschen, welche taihlogw daftundcn, umher. l Woist mein Sohn? Wo ist Heinrichs riifer. Niemand antwortete ---denn Niemand hatte ihn gesehen l Dtes Schweigen ließ das Blut in Bitt-net s uldetn fast erstarren. i Allmächtiger Gott, dann ist er noch nni Hauses schrie er laut auf. Rettet ihnl --rettet ihn! l Es fehlte den Umstehnden nicht anl guten Willen, allein es war aber un-’ möglich, in das Haus zu dringen, ans dessen sämmtlichen unteren Räumen die» Flammen htrvordrangen s Rettet ihn —rettet ihn! rief Börner noch einmal verzweiflungsvolL Andere Männer kamen während dessen mit Löfchgeräthschaften herbei. Raum hatte Börner eine Leiter erblickt, welche sie trugen, so stürzte er ans die selbe, erfaßte sie mit straften, tvelche nur die höchste Verzweiflung verlieh, richtete sie, von einigen Männern unterstützt, empor und stieg hastig hinauf. Ein Mann suchte ihn zuriickzuhalteiy denn nur mit größter Gefahr war sein Bor haben verbunden. Hastig stieß er ihn zurucl Er dachte nur an seinen Sohn und nicht an die Gefahr, der er er sich aus-setzte At-. dem Fenster des -),immers, in toel chem Heinrich schlief, angelangt, schlug er dasselbe ein. Dichter Rauch drang ihm entgegen. Laut, augstlich rief er Heinrichs Namen-Niemand antwor tue ilnn. Den fast erftickeudeu Rauch nicht achtend, ans die Stimmen, welche ihn unten riefen, um ihn zurückzuhal ten, nicht hörend, war er im Begriff durch das Fenster zu steigen, als eine Manu- einstiirzte und die Leiter auf der er um«-) stand, umschlug. Einen Augen blicl sng hielt er sich am Fensterrande noch fest, allein die emporschlagende Flamme, der Rauch und die große Hitze betäubten ihn, er stürzte bewußt los herunter· Unwillkiirlich stießen alle einen lauten Schrei des Schreckens aus. Mit Ge fahr ihres eigenenLebens zogen ihn einige Männer aus der drohenden, sengenden Nähe des Feuers und legten ihn aus den nahen Nasen nieder. Bewußtlos, wie er war, bemerkte er von Allem, was mit ihm geschah, nichts. Dieser neue Unfall hatte die Aufmerk sanikeit der zur Hilfe herbeigeeilten Menschen von dem brennenden Hause fortgezogen. Es war doch eine Ret tung des Hauses nicht tnehr vorhanden, denn schon hatten die Flammen das obere Stockwerk erfaßt und schlugen zum Dache hinaus. Börner lag noch immer ohne Bewußt sein da. Die Flammen hatten seine Kleider htlb verzehrt, sein Gesicht war durch Rauch geschwärzt, von Blut be schmutzt, denn durch den Sturz hatte er sich am Kopfe verletzt. Noch kannte in deß Niemand die Gefährlichkeit dieser Wunde. Aus dein nahen Teiche wurde Wasser geholt, das Gesicht ihm damit besprengt und gewaschen- —er schlug die Augen nicht auf. Schon war man im Begriff, den Un glücklichen in da Haus zu tr gen, als Bertha herbeiftiirzxr. Die Nachricht von dem Geschicke ihres Mannes war schon Izu ihr gedrungen. Sie warf kaum ei nen Blick auf das bereits zusammenge stürzte Gartenhaus, sondern eilte zu Börner und warf sich neben ihm auf den Rasen nieder. Jhre Kleidung war nur eine leichte, ihre blonden Locken fielen wirr. angeordnet herab. Warnen Börnerl rief tie, und ans ilsrer Stimme klang Schmerz und Ver ztveislnng. Sie hob des Bevnßtloien Kopf empor. Blut floß iiber iere Hände hin. Noch einmal rief sie seinen Namen, als sie indesz auch jetzt keine Antwort erhielt, als sie kein Lebens zeichen an ilnn bemerkte, warf sie sich mit der Leidenschaft der Verzweiflung über ihn. Dann richtete sie sich empor und gab mit zitternder Stimme den Befehl, den Arzt ans der Stadt zn holen und Börner in das Schloß zu tragen. Schon hatten die Hände mehrerer Manne-r den Bewußtlosen umfaßt nnd emporgehoben, als er die Augen auf schlug. Sein erster Blick fiel auf den brennenden Trümmerhaufen des Gar teiiliaufes. Wo ist Heinrich ? tief er, sich langsam und miiysam etnpouist)tetid. Keiner wagte zu a::tworten, denn Alle glaubten, daß der, nach dem er ge fragt hatte» nnter den Trümmern des zusammen gestürzten Hauses begraben liege. Wo ist Heinrich? wiederholte er noch einmal und richtete den Blick fragend auf Bertha. Ich weiß es nicht«-erwiderte diese, die Leute sagen, daß-—-dasz——--t Sie beendet- ihre Worte nicht. Bei dem Trtimmerhaufen waren jetzt zahlreiche Hände beschäftigt und suchten die noch brennenden Balken zu löschen oder der Muth zu entreißen. Bdrner hatte die unansgesprochenen Worte seiner Frau verstanden. Er rich tete sich noch höher empor, die Augen traten ihm aus dem Kopfe, die Arme streckteer verlangend nach dein Feuer aus, dann sank er mit einem halbnnterdrück ten Ausschl-ei wieder ohnniächtig zu samtnen Er wurde in das Schloß, auf sein Zimmer getragen. öertha folgte ihm. Die Wunde an seinem Kopfe blutete noch immer. Sie konnte nicht beitrthei: len, ob dieselbe gefährlich war, inieß mußte sie dieselbe mit Besorgniß erfüllen, da sie sich in der Gegend der Schläfe be fand. Die Diener hatten das Schloß ver lassen und befanden sich an der Stätte des Brandes; auch die Männer, welche Böruer gebracht hatten, lehrten dorthin zurück. Bertha befand sich allein mit. dem Bewußtlosen. »Sie wusch ihm dass Gesicht und die Schlafe, sie suchte da5’ Blut zu stillen,doch langsam rann esi fortwährend an seinem Halse nieder. Jhre Hände zitterten, aus-Z ihrem Gesichte war jeder Bluts-traper gewichen, selbst die sesigepreßten Lippen hatten eine graue Farbe bekommen. In ihren Augen glänztekeineThräne, sie blickten groß und? —starr. . f Borners Diener trat in das Ziniiiter.’ Bertha bemerkte ihn erst, als er dicht neben ihr stand. Hat man Heinrichs Körper noch nicht gefunden? fragte sie. Noch nicht. Mehr als hundert Hände sind tlnitig, den Schutt wegzuräumen Er scheint mit der-Decke durchgebrocheu zu sein, und dann ist das ganze Hang über ihm zusammengestilrzt. Sein Tod muß augenblicklich erfolgt seiif, wenn er nicht vorher erstickt ist. Bietet alle-solle Kräfte auf, bis Jhr ihn findet, rief Bertha. Jst er todt, so soll zum wenigsten feintt örper den Flam men entrissen werden! —— Oh, es wird Börner·6 Tod sein, wenn er die schreckli che Nachricht erhält! In diesem Augenblicke wurde die Thür des Zimmerz ausgerissen und Heinrich stürzte herein, mit lautem Aufschrei auf seinen Vater zueilend. Erfchreckt war Vertha einen Schritt zurückgetreten Jhr starrer Blick ruhte auf ihm, als sei er ein dem Grabe Entstiegener. Vater, Vater! rief der Knabe laut und warf sich mit leidenschaftlichem Schmerze über den Vewußtlosen Er küßte ihm die bleichen Hande, die Wan gen und den Mund, seine Thriinen tropfi ten auf die Stirn desI llngliicklichen, al lein sie waren uicht im Stande, ihn zum Bewußtsein zurückzurufen. Sein Schmerz kannte keine Grenze, er umklam merte seinen Vater so fest, als könne er nur in seinem Arme wieder zum Leben erwachen. Der eintretende Arzt mußte ihn fast mit Gewalt von dem Verwundeten trennen. Er wollte ihn aus dem Zim mer entfernen, allein Heinrich erklärte mit Entschiedenheit, daß er seinen Vater auch nicht auf eine Minute verlasse. Der Arzt ließ ihn gewahren und wandte seine Aufmerksamkeit auf Börner. Er wusch die Wunde und untersuchte sie genau. Heinrich stand dicht daneben und wandte den Blick nicht von dem Gesichte seines Vaters. Jst die Verletzung gefährlich? fragte Heinrich endlich, als der Arzt kein Wort sprach Tieser nickte schweigend mit dem Kopfe. Das Gesicht mit beiden Händen be deckend, stand der litnabe fchluchzeud da. Von dem Diener unterstützt, brachte der Arzt den noch Bewutztlosen, nachdem Jer ihn verbunden hatte, in das Bett; dann trat er zu Bertha, welche regungs Iloe in einem Sessel saß und die Augen starr vor sich hin aus den Boden gerichtet hielt. ? So hatte sie während der ganzen Zeit dagesessen. Sie l,atte Heinrichs Frage nicht gehört, ja sie schiert nicht einmal bemerkt zu haben, daß Börner in sein Bett gebracht war. Aus ihren starren Zügen sprach Abspannung und Ver zweiflung. Erst als der Arzt dicht an sie herantrat, richtete sie sich, wie aus einem Traum erwachend, empor und ließ den Blick durch das Zimmer hin schweifen. Wo ist mein Mauri? fragte sie. Jn seinem Bette, gab der Arzt zur Antwort. Jst er zumBewusztsein lzurückgekehrt ? Der Arzt schüttelte ablehnend mit dem Hiopfe i Herr Doktor, es ist Gefahr fiir sein Leben borhandeu! rief Bertha, seinen Arm fast krampfhaft erfassend Sagen Sie mir die Wahrheit — ich mus; fie missen! N öunen Sie dieselbe auch ertragen? niarf der Arzt ein. Jch werde sie ertragen! So machen Sie sich ans dag Schlimmste gefaßt. Jch hielt es ohnehin fiir meine Pflicht, Sie daraus vorzube kcltclL Beriha zuekte zusammen, allein noch immer kam keine Thräne in ihr Auge; sie coar gefasst, ja sie erschien äußerlich sogar ruhig. Sie haben keine Hoffnung ? sprach sie. Sie halten ihn für unrettbar? Der Arzt zuckte ausweichend mit der Schulter. Auch wir Aerzte sind nicht im Stande, auch nur eine Minute in die Zukunft zu blicken. Auch wir können nicht mit Be stimmtheit sagen: so wird es und so muß es kommen, auch unsere Wissen schaft ist den allgemeinen Gesetzen der Natur nnterthan und von ihnen ab hängig Jch weiß es, erwiderte Bertha he . Jch verlange auch nur Jhre Unsi zu wissen, ich werde Sie nicht für die Unsehlbarteit derselben verantwortlich machen. — Herr Doktor, sagen Sie mir Ihre Ansicht, glauben Sie, daß mein Mann zu retten ist? Machen Sie sich auf Alles gefaßt-es ist möglich, daß er den Sonnenaufgang nicht erlebt, denn es steht schlimm mit ihm. Bertha wankte, sie drohte nmzusinketn zur rechten Zeit indeß hielt sie sich noch an emezn Tische. Der Arzt war ihr indess zn Hilfe ge sprungen --— sie hatte sich bereit-Z- wieder gefaßt. Jch danke Ihnen, sprach Sie, seine Hilfe zurückweisend· —- Jst es- Ihnen möglich, so bleiben Sie bei meinem Mannen Vieren Sie Alles auf, sein Leben zu erhalten ich ---— ich weiß kanni, ob ich im Stande bin, ihn zu pflegen. Sie strich mit der Hand über die Stirn hin. Der Arzt versprach, ihrem Wunsche nachzukommen. Gleichzeitig mit ihr trat er in das Nebenzimmer an Böriier’6 Bett. Zur Seite desselben, den liton auf das Bett gebeugt, lag Heinrich auf den Hinieen Er hielt die Hand seines Vaters fest umfaßt. Er schluchzte noch immer hastig, allein es war ein Schluch zen ohne Thränen, ein Weinen, welches seinen Schmerz nicht linderte. Der Arzt legte die Hand auf seinen Kopf nnd suchte ihn sortznziehen, weil er befürchtete, des Knaben schwache Ge sundheit sei dieser Aufregung nicht ge wachsen. . Heinrich schüttelte heftig ablehnend mit dem stopft-. Jch bleibe bierl sprach er, sich empor richtend und beugte sich dann wieder nieder auf die Hand seines Vaterek Für seine Mutter hatte er noch keinen Blick, kein Wort gehabt —- anch diese sprach nicht zu ihm, auch sie schien ihn kaum zu bemerken. Sie verließ bald darauf das Minuten um zu ihren Kin dern zu eilen. Unendlich langsam schwand die Zeit bis zum Morgen dahin. DerArzt blieb an Vorneer Bett sitzen und legte selbst kalte Umschläge auf die Wunde-. Heinrich richtete sich nur dann und wann empor, um einen Blick aus das Gesicht seines Vaters zu werfen. Er nahm keine Aenderung in demselben wahr. Endlich erhob er sich und trat dicht an den Arzt heran. Retten Sie meinen Vater! sprach er mit leiser, bebender Stimme-, des Arztes Hand erfasseud. Wenn mein Vater stirbt, stehe ich ganz altein im Leben da, dann mag auch ich nicht mehr leben. Sie sniiissen ihn retten! i l Fortsetzung solgt.) i MU ! Regenmacheret aus ver Tiefe. . Kaum haben sich die Hochwasserslu: then verlaufen, so entsteigt wieder dein grossen reichen Westen der Seufzer über sschrecklichen Wassermangel Mit der sDyrensurtlfscheu Regenmacherei hapert es noch .miner, und wenn dieselbe über haupt Regen bringt, so scheint dieser mit großer Hartnäckigteit sich zu Zeiten fund an Orten einzustellen, wo man ihn snicht haben will. Millionen und Aber smillionen sind schon erfolglos zur Lö ssung der westlichen Wasserfrage ver iplempert worden, ehe man von den HAttentaten Dhrenfurths nnd Anderer «an den Himmel etwas wußte, und letz tere sehen auch nicht darnach ausz, als ob sie dein Stabe Moses ersolgreicheCon currenz machen werden. Neuerdings aber hat man etwa-Z vor, was einiger maßen in das mosaische Fach schlägt. »Was man vergebens vom Himmel herunter zu kriegen versucht hatte ——holen wir es doch ans der Erde h e r auf!« so erschallt setzt die Parole; ,,Dt)renfurth und Genossen haben zwar daø Blaue vom Himmel herunter gelo gen, aber dasselbe hat sich nicht in be fruchtendesz Wasser verwandelt; wir je doch haben ganze Oceane des schönsten Wassers zu bieten, dao nur der Gelegeuv heit harrt, uns mit seinem feuchten Gruß zu erfreuen!« Or. Neuleton ooitt Bunde-s Betoiis serungsbttreau ist es, der dieses Lied austiinint, tiud ist es nur zu hossen, das; er damit den schmachtenden westlichen titid siidlichett Laudtuirthen nicht blos-» den Mund witsserig macht. Seine An sichten und Versprechungen l. ssen sich dahin zusammensassem ; Unter jetier grosiets dürren Erdtruste isind vielfach riesige, unerschöpfliche IMengen des kostbaren Nasses schon seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden sausgespeicherh und sobald ttiaii sie aus ihrem unterirdischen Gefängniß erlöst, jtoerden sie jubelnd alleuthalbeu sich auf die Oberfläche stürzen und die Wildniß erbliihen machen, tuie die Rose. Unter Nord nnd Siid Dakota schlummert ein getoaltiger Oeeaii, der sich bis jetzt nur »durch eine Anzahl zerstreuter aussteigen sder Quellen betnerklich gemacht hat. i Sechs Männer ionrden durch eine Naturgas- Explosion an der Nathan CookGas Quelle, 224 Meilen südlich bon M eDonald start verbrannt. Alle werden genesen, bis aus einen, Adam Carlisle, der seinen Verletzungen erlie gen tvird. Der durch das Feuer ent standene pekuuiäre Schaden wird 82000 betragen. E. W. Grimmis, der lttjährige Sohn eines reichen Farmers in E n o n, O» wurde im Walde an dem Aste eines Baumes hiin end gesunden. Sein und »dem seinen ater an den Platz ge übri. Die »Semytispr«che« in Deutsc tm . » Es nah eine Zeit, wo die Gelehrten ihn eigene Sprache hatten: das Latei Irij·.7).-. In ihr wurden die Lehrbücher für r« Ztudirenden geschrieben; in ihr unter-Welten sich, wenn es Berufsfachen galt, nicht nur die Theologen und Phi loiogen, sondern auch die Medicinet und Juristen Diese Zeiten aber liegen lange hinter Imsx eine «überwundene« nennen wir sie stolz. Einsig der Arzt hat noch in dasz neunzehnte Jahrhundert dag- Vorreck)ti,1erettei, seine Recepte in der ttnsiifiyen Sprache des alten Roms nerfxxssen zu dürfen. Deutsch dagegen jft der Gntteszdienst, in den proteftanti ichs-n Ländern 1sncnigftens, «c1)un seit Eis-L 1.1 »O Ispdctu dentfch wird is-«?krl ?:ks.is.s.'oanchindfn sogcnaxixm n l,i hin Schulen ertheilt; in dcunsiher Sprache doeirt der hochge lehrteste Professor, ob er sich noch so zierlich in eieermonianschemLatein auszu drücken verniag Deutsch endlich ist die isjerichtzsprache geworden, tvenn auch fiir die Gerichtsbeschlüsse die grundjes gende Weisheit noch immer den ehrwür digen Banden des ,:Eorpus Juris« ent nommen wird, die einst die Rechtsge lehrten des Kaisers Justinian zusam nientrugen. Die Gerichtssprache -—— der Paragrale 186 des Gerichts-verfassungs gesehez verkündet es klar und deutlich-— ist die deutsche. Aber was ist es oft für ein Deutsch? »Bei manchen deutschen Gerichten«——so schrieb darüber kürzlich in beherzigenswerther Weise die »Köl nische Zeitung« —- »scheint sich die Sitte einzubürgern, sich einer möglichst ge schraiibien und unverständlichen Aus drucks-weise zu bedienen. Der Nichtjurist ist nicht selten genöthigt, sich einen Erlaß von einem Eingeweihten in unser gelieb tes Deutsch übertragen zu lassen. Un sere arme Sprache wird vielfach miß handelt, aber abgesehen von den Hege lianern erleidet sie durch manche Juri sten die größte Mißachtung. Der Athetn geht dem armen Laien aus, bis er an das Ende der ellenlangen, Init Schach telsiilien mehrfach durchbrochenen Sätze mai cher Erkenntnisse angelangt ist. Weshalb theilt man die Sol-ungeheuer nicht in mehrere Untersätze? Sollte es denn den deutschen Gerichten wirklich so schwer fallen, sich etwas verständlicher auszudrücken ? Man vergleiche einmal die Augdruckszweise der französischen Ge richte mit derjenigen der deutschen; wie klar und verständlich, wie anmuthig und gefällig ist dort die äußere Form der lirtheile und Beschlüsse und wie schwer fällig, scholastisch und unschön ist sie oft bei uns! Nun mag ja allerdings zuge geben werden, daß die französische jSprache den Bedürfnissen der Juristen «in höherem Maße entspricht als die deutsche, allein trotzdem läßt sich die Sprache unserer Juristen bei utem Willen und einiger Aufmerksamkeit we sentlich verbessern. Es darf aus die Entscheidung des Reichs-versicherungs anites in dieser Beziehung hingewiesen iwerden, welche an klarer und verständli eher Aiivdruckgweise zweifellos den Vor zug vor den llrtheilen vieler Gerichte, leider auch vor vielen Urtheilen des Reichsgerichtg verdienen. Die Zeiten sind doch wohl vorüber, in welchen eine unverständliche Sprache als das beste und sicherste Kennzeichen für den wissen schaftlichen Werth einer Arbeit galt. In der Philosophie hat niau mit der Hegel’ schen Sprache liingft gebrochen; in der Reihtswissenschast scheint das nicht der Fall zu sein, denn zahlreiche Urtheile sind in einer Sprache abgefaßt, daß der Altnieister, wenn er heilte aus seinem Grabe ausstiege, den Verfassern dersel ben vorbehaltlos das Zeugniß ausstelleii würde. dasz sie ihm in der Kunst, Un verstiindliches zu Papier zu bringen, ebenbiirtig seien. Es wäre vielleicht nicht unangemessen, wenn die Justizver waltiingen der Bundesstaaten diesem Uebel einmal ihre Aufnierlsainkeit schen ken und den Gerichten empfehlen woll ten, sich einer Sprache zu bed·enen, wel che auch dein ungebildeten Laien das Verstandnisz ihrer Entscheidungen nicht gerade vollständig unmöglich macht.« — So iirtheilt die ,,Ftöln. Zeitung«, aber wohl nicht in der Absicht, nur für das Nerlitgigebiet des Code Napoleon Beach tenøtverthis zu schreiben. Dck Alljgaictk Aiu Ufer des Mississippi saß einsam und verzagt Ein alter Alligator, von Zahnschuterz furchtbar geplagt; Auch quälte den Armen der Hunger gar sehr uud dusz nJar bös, Er konnte gar nichts beißen, die Zähne waren curiöse-. Er jammerte und stöhnte und seufzte schwer und bang Jtlnd strotoditgthrttnen sloßen ihm über die Wang’. Da tani des Wege gezogen, g’rad zu derselben Frist, Sein Werkzeug in der Tasche, ein Ame riean Dentist. Der wurde durch das Jautmern und Klagen des Kranken gerührt Und hat deui Alligator die sämmtlichen Zähne p l o tn b i r t. Doch als nun der Dentiste thät’ fordern sein Honorar, Erzürnte der ellligator und sr a ß ihn mit Haut und Ha ar.—· D’rum wenn ein Alligator auch heftigen Zahnschnerz hat Und Du bist ein Dentiste, solg’ meinem weißen Rath « Und nitnm’ aus der Geschichte die kluge Lehr d’raus: «Plombir’ ihm nicht die Zähne, r e if sie ihm lieber aus«