— Its Zwei-sinds inne Lade-. Nach dem Iranzösisexen Der wenig tragische Ausgang einiger Zweitäinpse der jüngsten Zeit hatte nach dein Mittagsmahle ein Sprübfeuer von Wiheleien über die Circnskämpfe veran laßt. Man sagte, der Zweikampf von heute wäre ein lächerliches Spiel; vie Gegner leite lediglich der Wunsch, für ihre Personen Neklanie zu machen. Aber auch-selbst die Retlame würde sehr bald wirkungslos sein, weil das Publilunt über kurz oder lang beginnen müßte, den Protokollen über die Kämpfe eben so wenig Aufmerksamkeit zu schenken, ach den Zetteln, welche liartniickige Judit - ·slrielle oder Gastwirthe in den Straßen vertheilen lasset-. Unter diesen Spöttem von denen nicht ein Einziger gezogen hätte, sich ver geringsten Ursache wegen ans das Ter rain zn begeben, schwieg nur ein Ein ziger. »Du bist nicht unserer Ansicht «.«« fragte ihn Jemand· »Ich meine, wenn der Zweikampf ein Spielist, so wäre es unklng, ees zu svielen.« Seine Stimme klang so ernst, daß die Wiseleien mit einem Male wie abge brochen waren. »Du kennst einen besonderen Fall? Erzähle!» »Ich lebte vor sünszben Jahren mit mehrten Freunden im Quartier Latin; einer derselben, Albert V« ,war mir besonders wertb Er hatte gerade einen Roman veröffentlicht, von welchem Nie mand sprach und unter diesem Schweigen litt er natürlich entseplich Sein Kame rad war Louie T. . . »der beständig von einein Redakteurposten träumte. Allein seinem unbekannten Namen verschlossen sich alle Thüren· »Eines Abends saßen wir drei in mei nem bescheidenen Zimmer beisammen Meine Mittel erlaubten es mir gerade, dasselbe beiden zu lassen, welches Glück den andern Beiden nicht vergönnt war. Beide starrten düster vor sich hin. Louis war gerade zum fünften Male bei dein Leiter eines, ich weiß nicht mehr welchen Blattes gewesen und gar nicht mal vor gelassen worden. Albert war von sei nem Berleger sehr von oben herab be handelt worden, yenn dieser hatte seit acht Tagen kein einziges Exemplar von dem Roman verlansl. »Und dem dümnisten Kerl gelingt es durch eine ganz gewöhnliche Nellame, durch irgend einen StandaL eine Ver läumdung, ein Duell, was weiß ich, durch »was noch, Aufsehen nnd sein Glück zu machen!« wars ich ein, unt dic- Freunde zu trösten. · ,,-Vurch ein ·-Vueu:« fragte :-uoer1. »Gewiß,« antwortete ich. »X . . hat keine Spur von Talent, aber er ist be riihmt, seit er VW abgestochen, nach dem er ihn noch dazu oerlaumdet hatte. »Ich habe eine Jdee,« rief Albert. Und sofort schlug er Louig vor, eine Duellkotniidie in Seene setzen zu wollen, dessen Protokoll ich in die Zeitungen zu bringen hatte-. Louio tvar sofort einverstanden lZte loosten, tver die Wunde am Oberamt davonzutragen hatte; das Loosz fiel ans Albert. Wir erfunden eine furchtbare düstere Geschichte, aus deren romanhaite Seite mein Bericht leise hindeuten sollte, so daß selbst der Teufel Neugier darob empfunden hatte, geschweige denn alle Frauen. Jch war Alberts Zeuge und nahm mir als Genossen den Ehronisten eines seusas tionellen Pariser Blattes. Louio bekam einen Rittmeift-r, einen Freund seiner Familie zur Seite, der ihm nicht einen Linie geborgt haben würde und einen Boiilevard-Chroniften, den er nie zuvor gesehen hatte, und der ihm von dem Ritt o eister vorgestellt wurde. Wohl verstanden, ich allein wußte von dem Geheimniß. Die anderen hatten die von uns erdachte Geschichte ohne Argwohn zu schöpfen vernommen, und ohne sie zu prüfen, weiter erzählt, begliickt, die Sekundanten spielen zu dnrien. Damit kein Verdacht entstehen tonute, wurde der Zweikampf, wie ein Theater eoup, vorher eingeübt. Meine Freunde machten mehrere Fange mit dem Florett durch. Wir alle Drei hatten die Uhren aus dasVersapanit gebracht, um das fiir Wagen, Degen, Frühstück u· s.w. nothige Geld aufzubringen Auf der Fahrt nach dem Mendezvoue waren die beiden Duellanten ganz be sonders ausgeräuntt. Albert sah im Geiste schon die ztvanzigfte Ausgabe sei nes Roma-is und Louio zweifelte nicht daran, binnen acht Tagen zu den geist reichsten Federn des Voulevard gezählt zu werden. Wir langten in Wasinet an und blie ben bei der Landstraße Wenige Bau ern hatten uno bemerkt und blieben in der Nahe, um das Gratieschausviel u genießen- Der Rittmeister wurde urch das Loos zum Kampfmeister er en erste Gang ver-lief durchaus cor rect. Nach stins Minuten Pause. Beim weiten wurden sie bereite war mer. Niemand, selbst nicht der erfah renfte Fechten hatte Argwohn schöpfen sonnen. Aber-nati- Pausr. Beide Kam Ffer sehn-then bereits. Ja, der Zwei ampf ist eine esunde Uebung! Und zum ritten Mal-. Dies-mal alsol Kalteo Blut fes-il Sie sind bereits ernst. Man hatte darauf schwören kon nen, zwei sich sitt schla enoe Gegner vor sich zu sehen. Sie w ten die Geschichte jedenfalls so natürlich als möglich enden. Dieser Dur-inton von Z......, der chronifh wird ute Abend bei Toktoni tvei elli- erzäh en, das er Zeuge eines sann-fes aus Tod nnd Leben gewe sen ist. Dieser Lonis zeigt ein Fette-! Er und Ulbert aniiifiren sich zweifellos königlich. . . . .. Halt, gefehlt!. . . .Jch glaubte, Albert zwate getroffen, allein er hatte parirt. -Dek verabredete Augenblick hätte fchon längst gekommen fein müssen. Jbte Augen lenchteten als wollten fie fich wtikklich abfchlachten Louis fcheintnep vös und Albekt hätte fich bereits wieder i holt treffen lassen müssen. Jetzt! Jiein, »noch nicht Wieder parirt Zum Hen ker, wollen sie denn noch nicht enden!.... .Aha! ; Ein Schrei. . . .ein dnmpfer Fall. Al .bert hat den Degen Loiiiø’ mitten in die Brust bekommen! Ich ftiirse hin und Hhelfe ihn austichten Die Aerzte horch « ten ans die Herifchläge man legt ihm ein k Stück Spiegelglas auf den Mund: «Nichts. . . .wir hatten ihn getödtet!.. . ! »Und Bonn-IM- fregte man den Er zählen »Gehirnfieber nnd zwei Tage später .eine Leiche. Wahrhaftig, ein Zweikampf zzutn Lachen!« i l Iarbiges hören nnd riechen. Die ,,Berliner Post« schreibt: Die Physiologie der Sinnenswertzeuge ist neuerdings durch die Entdeckung eines sehr merkwürdigen Phänomene berei chert worden, das dem Laien nur schwer degreislich sein dürfte: nämlich die Be theiligung der Farbenwahrnehmungen bei anderen Sinneoempsmdungem vor snehmlich beim Hören, in zweiter Reihe lbeitn Riechen. Ueber diese Erscheinun en wurde bereits eine Anzahl überein simmenderArbeiten veröffentlicht, welche die Thatsachen selbst außer Zweifel stellen. Wir geben hier im Auszug ihren wesentlichen Inhalt nach den Vorträgen zweier Pester Gelehrten wie der, die sie im dortigen Naturwissen schaftlichen Verein gehalten haben. Dozent Dr. K. Lichtenberg sprach über ,,tolorirtes Hören. « Das mit die ssem Namen bezeichnete Phänomen be Lstcht darin, daß nicht allein die mensch Eliche Stimme sondern jeder tönende «Gegenstand außer der Hörempsindung eine konstante Furbenempfinoung bei Zjeuen Individuen hervorbringt. Die Faktustische Empfindung schließt mit opti sscheu Sensationen ein Die Töne sind bald blau, blaugelb, auch gran und iblendeud weiß Gerausche bringen sduntle Farben hervor, die menschliche TSprache antwortet mit hellen Farben, Ziionsonanten färben matt, während Vo lale je nach ihrer Höhe glänzende Ko loratiou austaiticht: die Niianee der Farbe hängt mit einem Worte von der Holze des musikalischen Toueg ab. Vortragender hatte in ld Jahren ein mal Gelegenheit, den Schallphotiönius bei einem Patienten zu studiren, der ,nicht nur deshalb ein geradezu deiipiel ’ loies Unitum darstellt, weil er gefärbt hort, sondern wesentlich auch deshalb, iweil die iu seinem tranken Ohr eutstan 'denen Seniationen auch Formempsin zduug hervorbrachte-n und der imstande ist, die Formsseiner Obergeräuiche genau jzu nmschreiben, sowie sie sich der greif baren Tastemvfinduug offenbaren Vor Etragender faßt hierauf die verschiedenen kTheorien zusammen, welche die Klärung dieses merkwürdigen Naturphanoiiie1m( versuchen, sindet jedoch, daß die Frage ibigher nicht genügend geprüft, studiert kund beobachtet wurde, uud daß noch zu wenig verläßliche Thatsachen zur Ver ksiigung stehen, um die Gründe des far ibigen Horcnsz wissenschaftlich erklären zu ;tonnen. s Im Anschluß an diesen Bot-trag Fsprach Dozent Dr. Qnodi über die mit s Farbenenipsindungen einhergehenden lliheruchtswahrnehitituigen. Beiden be« treffenden Personen treten bei gngenehs nien Geriichen rosa, lila und hellbraune eFarben aus, und ost wird der riechende gsiörper mit entsprechenden Farben um sgebeu. Unsere Geruchgi und Geschmacks sorgane ergänzen sich gegenseitig; ist snnser Geruchgorgan geschwiicht oder jsehlt es, so sallt auch unser Geschmack .-weg. Auch beim Geschmack sind Far i ibenvorstellungen beobachtet worden; eszs zwird der saliige, süße Geschmack vons ; hellen Farben, der bittere Geschmack vouj sbrauneu und schwarzen Farben begleitet.’ Eis-J ist gelungen, mit rothem und grünem i Lichte den Geschmack de Eiisseu zu stei gern. mit Gelb und Blau ihn zu ver mindern. WTiJsschm helfen. In komischer Weise ist die neue Zei tung »Noch) Monntain Cuelone« in ih rer ersten Nummer a;.sgetreten. Nach » stehende-z ist eine deutsche Nachahmung der englischen Orthographie, wozu sie nach ihrer eigenen Erklärung gezwungen» war, weil ihr der Schristgießer, der« ihre Typen lieferte, verschiedene Buch-I staben (die IV und MS) nicht zuschicktr. Diese Erklärung lautet in ihrer Ueber-s seminis: »Wir bephinden und in einer berphluchten Lage. Der SchriphtVer phertiger verphelte phür unser erstes Blatt die E p h s und C a i- zu liephern. Pbür phünph Wochen werden sie pheh len. Dach wenn die C» die X und die H daphtir ausreichen können, werden wie uns nach der Deece streeren. Das ist reine Pheeude phtir uns, sondern eine phaule Aphaire.« » »- »— s Enttäuschiing. Dame ( u ei-? nein Verehrer): »Das-en Sie qu nichtj getaucht, ehe Sie zu mir kamen ?«——I »Gewiß nicht!«———»Und keinen Liaueurl getrunka« »Auch das nicht!« Wj »Und Ihr Schnurrbärtchen haben Sie so hübsch mit Rosenöl parsiimirt?«-—— »Nun Ihnen zu Gefallen meine Thea erste!«--»Nun, dann dürsen Sie hier seht meinem Schooshlindehen einen Kuß ,qebent« l — Im Banne der Leidenschaft Novelle von Ef« ohd e Er hsmtnte feine Schritte und blieb in der geöffneten Balkonthüre stehen. Ein köstlicher Sternenhimmel leuchtete ihm entgegen, fo klar, so heiter und frieden vvll, daß es sich auch ihm wie ein stiller Friede in die Brust senkte. Was Marie auch fortgetrieben haben mochte —- er durfte nicht as ihr zweifeln, und wie es auch kommen mochte, sie war rein und treu, und es mußte sich Alles aufilären, sobald er ihr erst Ang« in Auge sah. Doch wann wiirde das geschehen ? Wie lange mußte er noch von ihr, von seinem Glücke getrennt bleiben, jetzt, da sieihm wider alles Ermatten in so weite Ferne gerückt war? Und wie eine schwere Last fiihlte er jetzt die Verpflichtung, die ihm die letzte Eröffnung Mr. Machtan auf die Schultern gelegt hatte, ihm abermals die Freiheit seiner Entschließ ungen iiir kurze Zeit wenigstens nehmend. Doch so rasch wie möglich zum Minde sten wollte er die Angelegenheit ztt ord nen suchen und sofort mit Blanche selbst ein offenes Wort sprechen, das ihr zu gleich jeden Gedanken uttd vielleicht auch jeden Wunsch einer näheren Verbindung mit ihm nehmen sollte Blanche erwartete bereits in ihrem kleinen Salon den Onkel attt Tbeetisch Sie fah ein wenig erregter aus als sonst und warf dem Eintretenden einen fast ingstlich fragenden Blick entgegen. »Es ist mir lieb, Manche, daß Sie mir Veranlassung geben, heute noch un ter vier Augen mit Jhnen zu sprechen,« begann Stratford· »Sie find damit meinem eigenen Wunsche entgegen ge kommen.« Manche senlte ein wenig befangen den Blick, sie glaubte ein Verhör wegen Ma riens Fortgehen zu bestehen zu haben, das ihr peinlich war, wenn sie sich auch darauf vorbereitet hatte. Dennoch zwang sie sich zu lächeln, und Stratford mit einem ihrer strahlenden Blicke umfan gend, erwiderte sie: »Wenn ich nun die sen Wunsch errathen und deshalb auf das Jnnehalten unserer Theestunde gedrun gen hätte?« Sie reichte dabei dem Onkel eine Tasse Thee hin, während ihr Blick mit einer gewissen Spannung auf ihm ruhte. »Jhre Liebenswiirdigkeit fiir mich, Manche, ist wirklich so groß, daß ich mich innerlich beschämt fühle, um so mehr alg ich unser Gespräch mit einem Vor wurf beginnen möchte·« »Ah, allerdings-, den glaube ich nicht verdient in haben.« Trotz ihrer gut gespielten Unbefan genheit vermochte sie doch nicht, ihm fest in’s Auge zu sehen, sondern senkte die Liber. Ein Lächeln schwebte auf seinen Lippen, als er scheinbar völlig harnilog erwiderte: »Warum verbargen Sie mir Ihren geheimen stummen Jhre Sorgen ?« Jetzt fuhr sie erbleichend zusammen Ee war ihr, als- hätten alle ihre Hoff nungen mit einem Male einen Todesstofz empfangen. Wie würde er, der miß trauische Mann, jetzt noch an die Aufrich tigieit ihrer Neigung glauben, wenn er die ganze verzweifelte Lage ihrer Fa milie kannte ? »Wie, Sie wissen, Onkel ReginaldTM stantmelte sie. Er schien ihre Fassnitgslosigkeit nicht zu bemerken, sondern fuhr in demselben Tone ernsten Wohlwollens fort: »Ich der nächste Verwandte Ihrer Familie-, muß vor Anderen zuerst erfahren, wie zweifelhaft es ntit dein Reichthunt Ihrer Hauses steht.« Sie lachte bitter ans. »Zweifelhast, Onkel Reginald? Wir stehen am Rande desJ Ruiiteg!« »Der jedoch verhindert werden kann, verhindert werden soll, sofern niir gisstat tet wird, meine Rechte als Verwandter qeltend zu machen« Wie neue-Hoffnung stieg es in ihr auf. Hatte sie aber gehofft, er würde die Hand augstreckem tniirde sie an sieh ziehen, sie an sein Verz nehmen nnd heimlich ihr die Antwort in’g Ohr sliistern: »Das heiszt, Du sollst mir das Recht gehen, Manche-, als Dein Watte der berechtigte lHelfer siir Dich, fiir die Deinen zu wer den T-« -- Nichts davon geschah. Mit einer kiihlen Genicssenheit, die seltsam gegen des Mädchen-Z heftige Erregnng abstach, fuhr Stratsord fort: »Das heißt, meine liebe Manche, ich werde mit Ihrer Erlaubniß und in der Erwartung, daß Sie mir die nachträgliche Zustim ntnng Ihrer Mutter nnd Jhres Bru ders verschaffen, mit Mr. Blackburt), dem ich die Nachricht ilber den Stand der Verhältnisse verdanke, sofort die nöthigen Schritte berathen, Um dem ge fürchteten Fall Jhres Hauses vorzubeu gen. Sie wissen, Mr. Blattburh steht in naher Verbindung mit Jhrent Hause, und es ist sein Interesse so gut wie inei ttes, dasselbe zu halten« Blanche war in ihren Stuhl zurück gesunlen, der vorherigenNitthe war eine tiefe Blässe gefolgt’, all’ ihr Blut ström te zum Herzen, dessen heftiges Klopfen ihr fast die Sprache nahm. Das ihr — ihr? der geseierten Schönheit, welche die jüngsten und reichsten Männer New Yorte zu ihren Füßen gesehen, vergeh lich unt ihre Gunst sich bemiihend? Sie war verschmäht, und gerade von ihm, auf den sie ihre Hoffnungen gesetzt. Mit klaren Worten war es ihr gesagt wor den: Jch weiß, daß Du meine Hilfe be zahlst, ich weiß, daß Du den Preis siir dieselbe mit Deiner Person zahlen tvoll teft, ich ziehe es aber vor, diefe hilfe als Berwandter der Familie zu gewähren, Deine Person begehre ich nicht. Wenn Marie in ihrem sanften Gemüthe ein — Gelüste nach Rache gegen die, welche ihr Jo wehe gethan, zu tragen vermocht hätte, Iest wenn sie Zeugin dieser Scene ge iwesen wäre, könnte sie befriedigt sein. Doch das bittere Gefühl verletzten Stol zes gab Blanche auch die Kraft, äußer lich wenigstens ihre Fassung wieder zu igewinnen Ja, sie vermochte es über isich, Stratford die Hand zu reichen und ihm einige Worte des Dankes für das iihrer Familie entgegengebrachte Wohl wollen zu sagen. Stratford hatte sie nicht ohne Theil snahme beobachtet. Freundlich drückte er die ihm dargerechte Rechte und sprach gutgemeinte Worte des Trostes zu der, wie er vermuthen durfte, durch den Ver mögensniedergang ihres Hauses tief be drückten, in ihremStolze hart betroffenen Nichte-. Sie nahm Alles scheinbar dankbar hin, doch athniete sie auf, als Stratford end lich das Zimmer verließ. Mit seinem Fortgehen fiel auch die Maske der aufgezwungenen Fassung ab. Todes matt faul sie in ihren Sessel zurück. Jhr lange verfolgter Plan war endgiltig gescheitert. Ein herbstlich kühler Morgenwind wehte über die Stoppelfelder und schüt telte die Aeste der hochstämmigen Linden, die sich über der von Schloß Verkow nach dem Dorfe führenden Straße wölbten. Auf derselben kam ein Reiter in sausen der Eile dahergesprengt. Einige am Brunnen auf dem Dorfplatze waschende Weiber riefen ihn an. »Wohin, Wilhelm ?« ,,Habe Eile, hole den Arzt aus der Stadt!« »Wer ist krank-»die Gnädige ?« »Nein, das kleine Fräulein!« Schon war er dem Gesichtskreife der Fragenden entschwunden. »Das kleine Fräulein--—doch«welches ?« Eine der Frauen wies nach dem Fuß pfade hin, der das Feld du chschneidend, direkt vom Schlosse nach dem Dorfplatze fuhrte. »Dort kommt die Gouvernante mit dem Fräulein Ellen l« »So ist’s die Jüngst, der hübsche Blondlops.« »Der arme Herr, wenn ihn auch noch solch’ Unglück tressen sollte!« »Wo will denn die Gouvernante mit dem kleinen Fräulein hin?« warf eine Neugierige die Frage auf, als sie die sGenannten in die Dorfstraße einbiegen ah. »Nun wohin sonst, als zur alten Donner-« lautete die Antwort. »Die wird nicht von den Schloßleuten ver gessen, nnd wenn es ini Schlosse brennen sollte. Aus die hält der Herr ein Strick, wie auf die alte Eyben, weil Beide noch im Dienste unserer alten Gnädigen ge standen haben.« Mittlerweite war disk Erzieherin mit ihrem Zögling in das grünumrantte freundliche Hang der alten Dörthe ge treten, einer seit Jahren gelähmteu Frau. Ellen, ein blind mit seltsam ernster und verständiger Miene, stellte einige Büch sen und Töpfchen aus den Tisch neben dem Lehnstuhl der Alten, die mit unruhi getn Blicke nach der Thüre spähte, ob dort dag heitere Gesichtchen Theilcks nicht wie sonst neckend hereinlngtr. ,,Thekla ist trank und hütet das Bett,« bedeutete sie die Erzieherim Fräulein Minna Hahn, die Tante Mariens, eine große hagere Dame mit ebenso klugen als energischen Zugeii.« -..- ,-- - ; »v, mein ).:ceonng, mein suner Meu Iling-!« jammerte da die Alte aus. »Ja, Eja, das böse Wetter die kühlen Herbst ttoinde, die bringen Krankheit Ellen strich sanft mit ihrer kleinen kweißen Hand iiber die runzelige der jrllten ; »Unsere Thetla wird ja nicht gleich sterben, Mutter Törthesp « - »Wie Gott will, mein Kind, wie Gott Iwilh des Herrn Wege sind wunderbar s und ttnersorschlich.« Und leise ein Gebet Smurmelnd saltete die Alte die Hände, iwiihrend die Erzieherin mit Ellen die jHiitte wieder oertiesz. i Schweigend schritten Beide weiter; T erst als sie den Freiplan vor dem Schlosse erreicht hatten, wandte sich Ellen an ihre sErzieherim »Werden wir hente auch · Stunde halten Friitilisiti?« i »Gewiß, Ellen! Weder Du noch ich können etwas bei der Kranken helfen. Ja, wir werden heute im Satan der Mama Ztnnde hatten, da der Papa Hwiinschh Du tnögest Thekla so lange sern lbleiben, biet der Arzt entschieden hat, ob ikeine ansteckende Krankheit bei ihr itn Anzuge sei.« »O Fräulein, ich werde heute nicht lernen können ohne Thekla.« »Du wirst es tönnen wenn Du es willst, Ellen. Jtt bitte Dich, sei stand haft um das Papcks willen!« Die Erinnerung an den Papa wirkte wie ein Zauberwort, Fräulein Hahn wußte das, hingen doch beide Kinder mit abgiittischer Liebe an dem Vater viel leicht iu dem dunklen Etnpfinden, daß ihnen die Mutterliebe nun zu sehr fehle. Mittag war schon nahe, als endlich der Wagen des sehnsüchtig erwarteten Arztes vor dem Schloßportale hielt. Mit fieberherheißen Wangen wars die kleine Thetla sich unruhig aus ihrem Lager hin und her, während Marie und Frau Enden beschäftigt waren, mit nassen Tüchern den glühenden Kopf des Kindes zu kühlen. Mit dem Arzte, den Herr v. Ber kow in das Krankenzimmer führte, trat auch Frtda ein. . n ihrem dunklen Kleide, mit den ble men abgemagerten Zügen, die etwas peinlich Starres be kommen hatten, glich ie einem Stein bilde, in das des Min tlers Meißel die Linien eines tiefen, unlösdaren Schiner-s szes eingegraben. So stand sie vor detns sBette des Kindes, und des Arztes Blick, der die kleine Kranke mit sorg samer Aufmerksamkeit untersuchte, streifte zuweilen eigenthiinilich forschend ihre Züge. » Nachdem er seine Verordnungen ge geben, zog ihn Herr v. Verkow in das! Nebengemach und fragte noch einmalj unter vier Augen mit sorgenvollerl Miene, was er von des Kindes Zustand i halte. »Noch ist nichts Beftiiumtes darüber( zu sagen,« erhielt er zur Antwort ,,Esi ist ein heftiges Fieber, das noch keines sicher zu deutendeu Syinptome zeigt.! Mehr fast noch beunruhigt mich die Mutter, dieser starre Schmerz hat etwas Erfchreckendes.« Herr v. Berlow kämpfte» das bittere Gefühl nieder, das in ihm aufstieg. War es doch nicht die Sorge uut das erkrankte Kind, die Frida diese erschreckende Starr heit gegeben, nein, so ohne Gefühl und » Leben hatte sie mit ihm schon bei ihrer Rückkehr das Haus betreten, so bewegte; Yfie sich seitdem in demselben gefiihlloss Fliebelos, so daß selbst die Kinder voll. sScheu sich von ihr entfernt hielten. »Sie wiser ,meine Frau ist neroös!« entgegnete er mit gezwungener Gelassen-s heit. i ! Der Arzt nickte. ! ,,F-reilich, freilich. Indessen hatte ich gehofft, der Aufenthalt in der Schweiz würde die gnödige Frau mehr gestärkt haben.« » Herr v. Berkow antwortete nicht, Er vermochte eine gewisse Befangenheit nicht zu verbergen. Hatte er doch, um das Geheimnis jener unseligen Katastrophe zu bewahren, es bisher gescheut, den vertrauten Arzt zu Rathe zu ziehen. Und was hätte dieses auch helfen kön nen? Er entließ daher den Arzt, der noch mit der troftreichen Versicherung schied, das Leiden des Kindes werde nichts auf sich haben. Indessen schienen sich seine Hoffnungen nicht bewahrhei ten zu wollen. Das Fieber wuchs und gegen Abend stellten sich heftige Phanta sien ein. Frida verließ jetzt nicht mehr das Krankenzimmer, ja, sie fand die Kraft, sich selbst an das Bett des Kindes zu setzen, um die von Frau Eyben ihr ge reichten Kaltwasserumschlcge demselben aus die Stirne zu legen. War es in dessen die ungewohnte Hand, war es eine geisteigerte Einpfindlichleit der Kranker schon bei dem ersten Umschlag wurde sie unruhig und griff mit angstvol ler Geberde nach den Tüchern, sie abzu reiszen. Frida hielt, um das zu ver hindern, die kleinen im F«-eber behenden Hände sest, da blickte Thekla mit irrem Auge sie an und plötzlich gellte ein furcht barer Angstschrei durch das Zimmer. Marie, die sich an’s Fenster zurückgew gen, eilte voller Schreck herbei. Da klammerte sich die Kleine zitternd an das junge Mädchen und preßte ihr Köpfchen an dessen Brust. ,,.Hilf mir, rette mich!« bat sie jam mernd. »Die Eisprinzessin mill mich tödten!« Todesblässe bedeckte Frida’s Züge, sie wankte. Marie strich leise beruhigend über des Kindes Züge. »Sie hat vor Kurzem mit mir und Ellen das Ander’sche Märchen von der »Eisprinzessin« gelesen,« sliisterte sie zu Frida. »Das beschäftigt und ängstigt sie jetzt.« Frida winkte, ohne zu antworten, Marie zu, ihren Platz am Bette wieder einzunehmen Sie selbst zog sich an’s Fenster zurück. Dort preßte sie den ston an die Scheiben und starrte in den dunklen Abend hinaus. Furchtbares ging in ihrer Seele vor. Der Schrei des Kindes, der schreckensvolle Blick desselben hatte sie, wie ein Blitz zugleich blendend und vernichtend getroffen. Hatte die Kleine denn nicht Recht mit ihrer Furcht? Glich sie nicht in Wahrheit jener Eisprinzessin, deren Anblick jedes Leben erstarrt? Jn dem Dorf, das sich vor ihren Blicken aus«-breitete, blitzteLicht nach Licht aus: itber dem sernen Wald trat aus dunklem Gewölk das erste Viertel des Mondes leuchtend hervor. Der Wind snhr stöhnt-nd um das alte Gebäude, wiihlte in den Bäumen und ersiillte mit welken Blättern die Lust. Wilder, wie draußen die welken Blät ter iin Sturm, jagten sich die Gedanken nnd Erinnernngen in der Seele der blei chen Fran. Aufgeriittelt pochte das Ge wissen an die starre Rinde duinpser Ver zweiflung, die sich um ihr Herz gelegt, tveckte alle guten und reinen Gefühle, die noch verborgen vor ihr selbst darunter schliefen. Anklagende Stimmen rann ten ihr in’s Ohr, daß sie selbst Alles von sich gestoßen habe: die Achtung das Gat ten, die Liebe ihrer Kinder; Alles hatte sie verloren, des Mutternainens sich un tverth gemacht. Dunkler und tieser senkte sich die Nacht über die Erde· Im Nebenzun iner war die alte Enden im Lehnstuhl eingeschlummert. Marie sorgte allein unermüdlich und still für die Kranke. Frida trat jetzt leise an der Pflegerin Seite. »Legen Sie sich jetzt nieder, liebe Marie, ich werde die Nacht bei Thekla toachen.« Jhre Stimme klang so anders, so viel weicher wie seit lange. Marie schaute verwundert aus. »Sie, gnädige Frau, Sie wollen—--?« »Den Platz einnehmen, den ich nie hätte einer Andern abtreten sollen.« Doch als Marie fort war und Frida’s Blick sich zum Lager wandte, hätte sie dieselbe doch wieder herbeigerusen mögen, ein so plötzliche Angst über-fiel sic. Thei la lag mit glühend-rothen! , die Augen wie gebrochen, den M . geöffnet, rasch und heftig athmend da» Wenn das Kind stürbe, nnd sie allein, ganz allein bei ihm wäret Da öffnete sich leise die nach dem Kor- . ridor führende Thüre und ihr Gemahl trat ein. Nicht ohne Ueberraschung er blickte er Frida allein am Lager. Doch sprach er nichts, sondern ging nur unhltr baren Schrittes an’s Bett und betrachtete lange das Kind. Auf seinem Gesichte malte sich der ganze mühsam betämpfte Schmerz des Vaters, der in feinen Kin dern den einzigen Schatz, das einzige Glück seines Lebens sieht. »Meine Thekla mein holder Liebling,« murmelten fast unbewußt seine Lippen. Da fühlte er seine Hand heftig erfaßt und eine vor Erregung zitternde Stim me sprach: »Sie wird sterben, wird uns entrissen werden, um meiner Sünde willen!« Mit diesen Worten sank Frida in die Kniee und schlug die Hände vor das Gesicht. Er wandte sich zu ihr, ernst nnd wohl wollend »Stehe auf, Frida! Wenn Du gesündigt hast, so lasse diese ernste Stunde nicht vorübergehen, ohne Dir zu geloben, das Vegangene wieder gut machean wollen. Gehe in Dich, Frida, an dem Kranken-, vielleicht dem Sterbe lager Deine-Kindes gieb Deinen starren Eigenwillen auf, lerne Demuth und Selbstverleugnung.« Noch einmal neigte er sich über das Kind, einen Kuß auf dessen Stirn zu drücken, dann verließ er, leise wie er ge kommen, das Gemach. — — An anderen Morgen war der Körper der kleinen Kranken mit rothen Flecken bedeckt, der Arzt konstatirte ein Scharlach fieber. Indessen die Gefahr ging glücklich vor über, und der Todegengel, der einmal schon seine Fittiche über dem Schlosse auszubreiten schien, flog, seine liebliche Beute zurücklassend, wieder barmherzig davon. Frida hatte sich in die Pflege mit Marie und Frau Eyben getheilt; ernst, aber doch mit einer milden Ergebung, die an ihr bisher. unbekannt gewesen, er füllte sie ihre Pflichten, und der Lohn blieb nicht aus; denn Thekla, jetzt vom Fieber genesen, lächelte ihr nun freudig entgegen, so oft sie dem Lager nahte. Freilich, Marie blieb, als das Kind die mager gewordenen Aermchen um den Hals der geliebten Pflegerin schlang und mit zärtlichen Flüstern ihren Namen nannte, da sah Marie, wie Frida sich abwandte und sich heimlich eine Thräne von den Wimpern trocknete. »Es wird anders werden, wenn Thetla erst ganz gesund is «, sprach Ma rie tröstend zu der müde und bleich im Lehnstuhl Ruhenden. »Und dann — ich gehe ja bald fort von hier-« »O gute Marie,« entgegnete Frida, ,,glauben Sie doch nicht, ich wäre so un sdankbar, Ihnen die Zärtlichkeit des Kin des nicht zu gönnen! Was mir die Thräs nen erpreßte, war «a nur das Gefühl, selbst die Schuld d ran zu tragen, daß es so geworden ist. Ach, opferte ich doch selbst den Einzigen, den ich geliebt, in blindem Egoismus hin. Drehte sich doch mein ganzes Leben bisher nur um mein eigenes Ich. Wie ein Recht verlangte ich vom Schicksal das Glück und als es nur nicht wurde, da verschloß ich trotzig mein Herzund nahm alle Beweise der Liebe, die mir entgegen gebracht wer den, als schuldigen Tribut fiir das Opfer meiner Person entgegen, ohne es für nöthig zu halten,Fsie zu erwidern· Eine schlechte Gattin war ich, eine pflichtver gessene Mutter-»und mag auch Gott mir vergeben, die Menschen werden es Iniinnier.« »wnaoige Frau, mein Herz sagt es mir: Sie irren —« " »Nein, nein, es ift unmöglich. So lange Jahre des Undanks-, die Schmach und Schande, die ich auf sein Leben ge bracht —-mein Gemahl kann das nicht vergessen.« ,,Vielleicht doch, wenn er Alles wüßte« »Ja wenn er Alle-J toüßte!« wieder holte sie nachdenklich »Sie haben Recht, :Marie, er soll Alle-Z wissen, Alles, das Jsei meine Buße, die schwerste-, die ich anf .michnehme, vor ihm mich zu demüthi gen« « Herr o. Verkow warnach der Stadt gefahren. Zu seiner Ueberraschung trat Jihtn, ale er, heinigetehrt, die Thiire sei nes Zimmer-z offnen-, in demselben seine . Frau entgegen. i »Du hier, Frida?« fragte er, und von leötzlicher Sorge ersaszt, fügte er hastig shinziu »Thekla hat doch nicht etwa einen Riickfall bekommen ?« i »Nein,« entgegnete sie Lernst »Doch i eine andere Kranke kommt, um Dich zu bitten, ihr Arzt zu werden« Fortsetzung folgt. D as »Ah e r«. Der Kurfürst Jo hann Georg l. von Sachsen wurde im Jahre 1617 von dem Kaiser Matthias nnd dem Erzherzog Ferdinand ll. in Dresden besucht. Als die hohen Gäste des kursürstliche Zeughaus besahen, sagte der Kaiser Mathias: »Das Zeug haus ist vortrefflich, aber....« Der Kurfürst merkte, daß diese abgebrochene Rede nichts anders heißen solle als: Zwar Waffen genug, aber nicht so viel Geld, um eine Armee auszurüsteu. Da hieraus der Kaiser weiter ging und sich über die große« Menge der in der Schatzkanimer befindlichen Silberbarren nicht genug wundern konnte, sagte der Kurfürst: »Allergnädigster Kaiser, hier » liegt das »Aber«. " Der vouDr.Canon iu Berlin entdeckte Maserbacillus soll von ein Tausendstel bis drei Tausendstel Zoll groß sein. .