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About Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893 | View Entire Issue (April 22, 1892)
Die Grundmühle. A Kriminalroman v. Friedrich Jvksdsen (SchlUß-) Da begaben sich zwei Dinge. Wel ches von beiden Ereignisse-c das frühere war, oder ob sie zu gleicher Zeit eintra ten, das ist nnausgellärt geblieben. Stein vernahm aus dem innern Theil des auses einen marlerschiitternden Schrei nnd er spürte, dass ein weicher, warmer Gegenstand seinen Körper streifte, daß etwas wie ein Blitz lautlos an ihm vorüberfuhr. Dann erfolgte als drittes Ereigniß ein dumpfes Gepolter, ein grauenhasteg Stöhnen und dazwischen die fluchende Stimme Werner’s. s Der Amtsrichter stürzte halb besinJ nungslog in das Haus Und in die Stubei Dieselbe war von dem hereinfallendens Mondlicht matt beleuchtet, auf der Erde wälzte sich ein wirrer Knäul, bestehend aus zwei Männern Und einem großen hunde; und im Hintergrund des Zim mers stand eine lange weiße blutbeslectte Gestalt und breitete drohend die Armee CUS. ! — -. »Im Namen des gerechten Gottes, ich vill bekennen-—« Die Sonn-schien heain das Zim-! mer, von deren Wänden diese so selten; oernommenen Worte feierlich, schauer lich zurückhallten Der Amtsrichter Stein saß auf fei nem Richterstuhle, ihm gegenüber, durch den Aktentifch getrennt, der Revier förster Selling. Er trng nicht mehr die königliche Uni form, sondern die graue Drilljacke der Untersuchungsgefangenem sein Gesicht war verbunden, nnd den einen Arm trug er in der Binde. »So bekennen Sie,« sagte der Richter finster, nnd jener fuhr, den Kopf in die band stützend, fort: »Das lastet wie Blei auf meiner Seele nnd muß herunter; dann mag kommen, was kommen soll. »Ich, der königliche Nevierförster Jo hann Georg Selling, habe den Grund müller Merren in der Grundmiihle zn Schönborn getödtet. »Ich habe ihn am fünfzehnten Sep tember dieses Jahres, Abends zwischen acht und neun Uhr, mit meiner Büchse erschossen, nnd zwar vermittelst eines von der Landstraße ans durch’s Neben fenster abgesenerten Schnsses; aber Gott ist mein Zeuge, ich habe ihn nicht emordet, ich habe ihn nicht« einmal er schlagen. »Und es ist dennoch ein Mord gewe sen, ein Mord vor meinem eigenen Ge wissen; wie die Richter darüber urtheilen mögen, das soll mir gleich sein. »Ich bin ein einsamer Mann, und es hat niemals in meinem Leben ein Mensch an mir gehangen; meine Eltern hätten es vielleicht gethan, aoer mein Vater war schon gestorben, als ich ge boren ward, nnd meine Mutter starb an meiner Geburt. »Ich habe sie gewissermaßen umge bracht, es ist mein Verhängnis, daß ich Menschen nmbringe, die ich nicht um bringen will. »Es hat keiner an mir gehangen, aber mein einsames Herz hing an einem Mädchen, nnd wenn sie meine Liebe erwidert hätte, dann wäre alles gut ge worden. »Sie kennen das Mädchen, Herr Amtsrichtey nnd es ist ein seltsamer nsall, daß m dieses ganze Verhängnis hre Person immer wieder hinein greist; Sie wissen, warum das Mäd chen mich nicht wieder lieben konnte nnd wollte. »Das wußte ich damals noch nicht, aber ich ahnte es; dazu kam meine nn iglürkseltge Stellung. »Ich bin nicht Unterbeamter und nicht Oberbeamter; ich gehöre nicht in einen festbegrenzten Kreis nnd hege des halb gegen alle gleichmässiges Miß tranen; so kam es, daß ich die erlittene Demüthigung nicht zum geringsten Theil auf meinen Beruf schob nnd infolge dessen in derselben eine persönliche Be leidigung erblicken mußte. »Herr Muts-richten Sie haben keine Ahnung, wie das wurmt; ich bin doch auch ein gebildeter Mann nnd sehne mich nach gebildetem Umgang, nach gebildeten Verwandten. i i »So tam der erste Rachegedante über mich. Erst ganz leise, wie dass zu gehen pflegt· Aber ehe ich mich dessen versah, war auch die richtige Teufelei, di- ver fluchte Eifersucht mit im Spiele. »Das war an demselben Tage, wo Sie nach Hagenburg versetzt wurden. Da war mein Obersörster in Geschäften bei mir. Sie kennen den Mann nicht, Herr Amtsrichtey er ist alt und schon etwas stumpf. »Er kam unter anderen Dingen aus meine bevorstehende Versetzung zu re den und sragte, ob ich denn gern ginge. »Als ich verneinte, sing er an zu poltern nnd meinte, ich sei selbst schuld daran; warum ritte mich denn der Teufel, daß ich einem verlobten Mäd en nachlause; das wäre eine Schlech tateiy und sie sei auch viel zu gut siir mich. Er habe dem alten astor Bade meine Versetzung nicht weh abschlagen können, und nun sähe ich in der Patschr. »Mit wem das Mädchen verlodt sei, sage er nicht, vielleicht wußte er ei auch ni t. »Herr, da ging es mir siedendheiß zum Herzen, und von dein Augenblicki an war’s beschlossene Sache.« »Was war beschlossene Sache?« fragte Stein befremdet, als jeners schwieg. s Seaiug strich sich mit der Hm aber »die Stirne, als müsse er einen wüsten IGedanken verschweben »Richtig, Herr Umtsrichter, Sie sihen da und wollen etwas über die Ermor dung des Grundmüllers hören, und ich rede von Anna Bode. Aber haben Sie nur ein wenig Geduld, es kommt no. alles an die Reihe. ,,Also, es war deschlossene Sache, daß keiner das Mädchen haben sollte, weder ich, noch mein unbekannter Nebenbuhler· Jsch wollte sie ermorden. »Ich wußte, daß sie jeden Mittwoch Abend nach der Grundmtihle ging, um die Frau des Müllers zu pflegen; ich hatte sie ja ost über die Heide gehen sehen, sie trug stets ein rothes Tuch unt die Schultern.« »Ein rothes Tuch!« rief der Amts richter ausspringend. Selling betrachtete den erregten Mann mit düsterem Lächeln. »Ahnen Sie etwas?« fragte er dann bitter; »ja, Herr, ost hängt unser Schicksal an einer Kleinigkeit »Später habe ich erfahren, daß Anna Bode dieses Tuch an die Dienstmagd aus der Grundntühle verschenit hatte, an jenem unseligen Abend wußte ich es noch nicht. »Ich hatte meine Biichse bei mir, die mit dem Silberbeschlag. »Abends zwischen acht und neun Uhr ging ich direkt aus meinem Revier nach der Grundmühle nnd ftellte mich an ein Drahtgitter, welches den Hof von der Landstraße trennt. »Von dort aus konnte ich durch die unverhüllten Fenster in die Wohnstube der Mühle sehen; es war um die Zeit, wo das Mädchen sich zu entfernen pflegte, und ich sah sie zum Aufbruch bereit am Tische stehen; sie wandte mir den Rücken zu, aber ich sah das rothe Tuch und die schwarzen Haare, es konnte kein Irr thum obwalten. »Im nächsten Augenblick konnte sie vor die Thiir treten; denn hätte ich ihr in’s Gesicht geblickt, dann hätte es mir an Muth gemangelt. »Ich riß die Biichse an die Backe und dritckte ab—meine Hand zitterte. Und dann vernahm ich einen Schrei, so, wie ein todtwunder Mensch ihn aus-zustoßen pflegt, aber dieser Schrei kam von tei nem Weibe, sondern von einem Manne, und dann fuhr das Mädchen mit dem Kopfheruin »Da sah ich, daß es nicht Anna Bode war-, sondern ein fremdes Gesicht, und mich überkam die schauerlichste Angst — wen hatte ich denn getroffen? Ich koollte fliehen, aber es hielt mich etwas est. ,,Spiiter ist mir klar geworden, was es gewesen; ich lehnte fest gegen das Drahtgitter, und ein Knopfmeiner Jagd joppe hatte sich eingeklemmt. »Jn demselben Augenblick kommt der Wolsshund, den ich schon zuvor hinter dem Hause hatte bellen hören, und springt wüthend gegen mich an. »Ich zog mein Jagdtnesfer heraus und habe ihm eins über die Borderpfote gehauen, so daß er heulend zuriickkrochz dann riß ich mich los und floh von dan nen——hinauf auf die Heide. »Es hatte geregnet, aber nun zertheil ten sich die Wollen, und der Mond kam zum Vorschein· »Sie wissen ja, Herr Amtsrichter, daß die Heide hie und da mit Vuschwerk bewachsen ist, und daß sich in unmittel barer Nähe der Heid.-buche mehrere solche kleine Gebüsche befinden »Ich hatte just eins derselben erreicht, als ich von der Landstraße her langsam einen Mann die Anhöhe hinansteigen sah. »Ich fand noch Zeit, mich platt auf den Boden zu werfen und meine Gestalt hinter einigeWachholderbüsche zu schmie gen; der Fremde konnte mich noch nicht bemerkt haben. Er zog oicht an mir vorbei, und ich erkannte ihn: es war der Zuchthänsler Klaus Merten. »Nun fiel mir auch ein, daß seine Straf-seit ahgelaufen sei und daß er wahrscheinlich im Begriff stehe, nach Hause zurückzukehren; aber sein Gebah ren deutete nicht ans diese Absicht. Er trat an den ausgehöhlten Stamm der Heidebuche und versuchte offenbar hi neinzukriechenz aber die Oeffnung war wohl zu klein. »Ja diesem Augen lick kam ein zwei ter Mann den von S önborn fiilirenden Fußpfad heraufgegangen; den Mann kannte ich nicht; erst am folgenden Tage habe ich aus Ihrem eigenen Munde er fahren, Herr Amte-richten daß Sie es selbst gewesen sind. »Der Zuchthäusler trat von Stamme der Heidebuche zurück, nnd Zie gingen dicht an ihm vorüber; Sie sahen ihm schars ins Gesicht. Sie hatten offenbar irgend einen Verdacht und mußten sich wohl die Züge eingeprägt haben. Dann verschwanden Sie hinter einem entfern teren Buschwert »Was nun zimächstgeschah, das wis sen Sie, Herr Atntsrichter. Maus Mer ten scharrte die in der Nähe liegenden heuhausen zusammen nnd kroch hinein; er wollte die Nacht aus der Heide zu bringen. »Etwa eine Stunde blieb ich in mei nem Versteck liegen, und während die ser Zeit reiste in mir ein Plan, der wohl um vieles schlechter war als alles, was ich hatte thun-wollen, als alles, was ich gethan hatte. Jet) wußte, daß der alte Merten mit seinem Sohne verseindet sei, ich wußte, daß der Sohn bereits einmal seine Hand gegen den Vater er hoben hatte. . »Daß ich den alten Grundmüllee mit meiner Kugel getroffen, das stand bei mir fest; es war der Schrei eines Man nes gewesen, den ich hörte, und es be fand sich nur ein einziger Mann in der Grundmtihlr. »Warum sollte nicht der Sohn die That begangen haben? »Es war ein Zeuge vorhanden, daß Klaus Merten sich am Stamm der Heidebuche zu schaffen machte, ich brauchte blos meine Büchse dort zu verstecken und in unauffälliger Weise Nachforschungen zu veranlassen, dann schlug die Falle zu sammen. Es war ja ein Zuchthäusler, und dem traut man alles zu. Als ich sicher war, daß der elende, heimathlose Mann schlief, kroch ich aus den Bauch von hinten an die Buche und schob das fGewehr in die Höhlung des Stammes; dann stürzte ich wie von Furien gehetzt nach Hause. »Dort stieß ich, um den Diebstahl des Gewehres glaubhaft zu machen, eine Fensterscheibe ein; ich that es hastig und iungeschicky und Sie wissen, daß dieser s Umstand beinahe mein Verräther gewor den wäre. »Das übrige ist Jhnen bekannt. Es ging ja alles wider Erwarten gut; am andern Morgen entdeckte ich aus dem Gericht, daß Sie selbst jener Zeuge waren, und es war infolge dessen ein Kinderspiel, Sie auf falsche, von mir vorbereitete Fährte zu lenken. Das ist mein Geständniß·« Selling schwieg und stützte den Kopf in die Hand. Da fragte der Richter »Jst das alles, was Sie zu gestehen haben ?« Jener schüttelte unheimlich lächelnd ,den Kopf s »Eine That ruft die andere herlor. Vor dem Gesetz habe ich nichts mehr zu »betenneu, vor Gott noch eins. Sie ssollen auch dies eine wissen, dann bin ich alles los « » Der Gefangene erhob sich und trat einen Schritt näher an den Richtertisch. »Sie habe ich ermorden wollen, Herr Anitgrichter.« . Der Beamte griff unwillkürlich nach ders- Schelle, aber Selling nahm seinen Platz wieder ein und fuhr fort: . »Es hat ja jetzt keinen Zweck mehr, ich bin todt für die Welt, zum minde sien für die Freih it. So mögen Sie meinetwegen glücklich werden. Aber gestern hegte ich noch die Absicht. »Schon seit mehreren Tagen hatte ich Sie in einem doppelten Verdacht; der eine hing mit meinem Verbrechen, der andere mit dem Grunde desselben zusammen-« »Reden Sie deutlicher,« sagte Stein —--— ,,Haben Sie noch bis in die letzten Tage den Glauben festgehalten, daß Klaus Merten der Mörder seines Va ters sei?« fragte Selling s Der Richter schwieg und blätterte ins seinen Akten. —- f »Sie haben es nicht, « fuhr jener be stimmt fort, »aber ans der andern Seite haben Sie sich gegen den richtigen Ver dacht zu wehren gesucht. Wie war es auch möglich, einen königlichen Beam ten der Blutthat für fähig zu halten! Die Geschichte mit der Fensterscheibe, meine Unvorsichtigkeit, daß ich dem Bäcker Schulze von der Entlassung Mertens aus dem Zuchthause erzählte und auf dem Amte nichts davon wissen wollte, endlich der Widerspruch in mei nen Angaben hinsichtlich der gestohlenen Büchse, in deren Besitz ich zur Mit des Diebstahls gesehen worden bin, alles das zusammen genommen mußte Sie stutzig machen, hat Sie argwöhnisch ge-! ’ macht. »Sie blicken mich erstaunt an, Herrj Amtsrichter, und Sie können nicht be greifen, woher ich das alles weiß? Man hat mir erzählt, was bei jenem Früh schoppen in der Krone verhandelt wui de aber die Mittheilnngen geschahen arglos und harmlos, und daraus erkannte ich, daß keiner mir gefährlich werden konnte —außer Jhnen »Wir begegneten uns gestern im Walde, als Sie nach Rosenhain hin übergingen; schon damals sah ich in Ihnen meinen natürlichen Feind und ich suchte Streit. Wie leicht konnte bei ei ner heftigen Scene etwas geschehen-es konnte zum Beispiel unversehens ein Gewehr losgehen— dann wär’ s ein Zu- ! fall gewesen. f »Sie sehen, Herr Anitsrichter, daß ich unendlich feig war, just wie ein! Mordgesell. Aber es kam noch besser i »Als Sie sich an der Waldecke trenn ten —- damals hielt ich die Büchse schon schußfertig und wagte doch nicht abzu-: drücken — da kam mir ein neuer Ge danke. »Sie gingen eine Strecke nach Schott born zu und bogen dann wieder ab nacht Noscnhain; Sie wollten niich offenbar iiber Ihren Weg täuschen Herr, da ward es mir klar, dass Sie der Raube-J meines Glückes seien.« s Selling athinete rief auf; seine Stint- ! nie ward leise und heiser. ! ,,Zioeihundert- Schritte von dens Schwedensteinen lag ich im Anschlags auf der Lauer; aber Sie hielten dass Mädchen im Arm, und das Mädchens toar schon einmal die Ursache eines gräß- j lichen Mißgriffe gewesen. Jch bin aber s gläubisch wie alle Jäger, ich schlich mich wieder davon. Und dann lam jene fürchterliche Stunde, in welcher Sie bei Sturm und Nacht als verirrter Mann unter mein Dach traten. »Als wir uns Auge in Auge gegen überstanden, da erwachte zum etztenmal der Dämon in meiner Brust mit unbe zwinglicher Macht, und wenn Sie eute als lebender Mann mir gegenüber pen, dann haben Sie es nur jener and zu verdanken, die ans Fenster po te und mich dem Verderben überlieferte.« Jst den Alten, welche der vorstehenden i « i seltsamen Begebenheit zu Grunde liegen, findet sich noch ein Protokoll, das ge wissermaßen die letzte Lösung der son derbaren Verkettungen gibt. Es bildete die Vernehmung des Gen darmen Weiner und lautet: »Ich habe niemals daran glauben mögen, daß der Zuchthaussträsling Klaus Merten die That beging. Der Hund ist schuld daran, daß ich es nicht glaubte, und der Hund brachte mich aus den wahren Thater. Ein Hund fällt den Sohn seines Herrn nicht an, aber er kennt den Mörder seines Herrn.j Jch hatte das Thier zu mir genommen,! und so oft ich in seiner Begleitung den? Förster traf, wollte es auf ihn ein-! springen. ; »Am Nachmittage jenes letzten Abends war ich auf der Grundmiihle gewesen und hatte ganz im Stillen Nachforschun äen angestellt, und da fand ich einge emmt in das den Hof umgebendej Drahtgitter einen Unisormlnopf, wel-’ cher an einem Stück grünen Tuchs hing;z da wußte ich, daß der Reviersörstet au; der That betheiligt sei. Den Grund; vermochte ich freilich nicht einzusehen,i aber dasiir sind die Herren vom Gericht da; meine Sache war es, den Mörder; zu entlarven. i »Es reiste in mir ein sonderbarer Plan, und ich gründete denselben aus die abergliiubische Furcht, welche jeden Verbrecher beherrscht. Vielleicht habe ich ein Unrecht begangen. Jch nahm das Gerichtssiegel von der Thür und ging in die verlassene Wohnung; ich hatte durchs Fenster einen Gegenstand gesehen, welchen ich zu meinem Vorha I ben verwenden lonnte »Es war das blutbefleckte Hemd des Ermordeten; man hatt diesen Gegen stand achtlos liegen lassen, es war ja; kein «corpus delicti« im Sinne des Gesetzes, denn die Todesursache war ja bereits festgestellt. Ich zog eine Schnur durch das Hemd und hing es mit ausge breiteten Aermeln neben dem Ofen aus; bei schwacher Veleu tung konnte man glauben, daß eine weiße, blutige Gestalt im Zimmer stehe »Wie ich dann den Förster unter nichtigen Borwänden in die Wohnung lockte und wie er sich selbst verrieth, das brauche ich nicht mehr anzugeben; aber die Haupt sache hat do u wohl der Hund dabei gethan, wenn auch ohne meinen Wille , denn ich hatte ihn meiner Mei nung nacktfntgenug un .Hose angebun den. lich hatte Mühe, die Bestie von dem Mörder loszureißen. « Die Akten sind geschlossen, und das IIrthell ist gesällttvorden. Eine vielleicht nicht ganz gerechtfer tigte Rechtsanschauung hat verhindert, daß den Mörder die volle Strafe traf; er hatte morden wollen, aber ein Jn thum schob sich zwischen Willen und That; so öffneten sich ihm nur die T üren desselben Zuchthauses, welches den vermeintlichen Thater entlassen hmw Klaus Merten hat die Grundmühle verkauft und ist in die weite Welt ge gangen Der Amtsrichter aber ließ sich bald hernach versetzen; er wollte die Schatten der Erinnerung nicht Herr werden lassen über das Glück seiner jungen Ehe· Ende. Eine Räuberfamilie in Jdahok Jn letzter Zeit sind unweit Harvels’s Rauch in Jdaho wiederholt Positutschen überfallen und geplündert worden. Der Verdacht fiel auf den alten Harvey und seine Familie, weshalb der Sheriss die sem eme Falle stellte und sich an der Stelle-, wo die Plünderungen gewöhnlich veriibt wurden, mit sechs Bewaffneten in ein Versteck legte. Als die nächste Post kutsche angefahren trun, traten sechs Wegelagerer aus die Landstraße und zwangen den Kutscher anzuhalten, indem sie ihre Geivehre auf ihn anlegten und ihn vom Bock zu schießen drohten. Der Sherisf stürzte mit seinen Leuten aus dem Versteck hervor und nahm die sechs Räuber gefangen. Es ergab sich, daß diese die sechs Töchter Harvel)’s waren, welche Männertleider angelegt halten. Eines der Mädchen legte ein Geständnißs ab und sagte aus, sie und ihre Schwe stern seien von ihrem Vater nnd ihrer Mutter sur das Räuberhandwerk eingess übt worden; die geraubten Sachen seien nach dem Osten geschickt und dort zus Geld gemacht worder, da sie in der Ge-f gend selbst nicht ohne Gefahr hätten ver kauft werden können. Das reuige Mäd chen sagte noch, es sei ihr lieb, verhaften worden zu sein, denn das RäuberlebeuJ so ramantisch es an sich auch sein möge,J habe ihr wenig Spaß gemacht. « Dieser Tage erkrankte den Sohn von George Huniphrey vom Treniont House in B r o o ll y n an den Blattern, und es erschienen zwei Aerzte und zwei Ge sundheitspolizisten, um den Kranken -in das Vlattern Hospital zu schaffen. Der Vater des Kranken widersetzte sich dem jedoch mit dem Revolver in der Hand und befahl ihnen, als sie in den Haus flur getreten waren, sich zu entfernen, aber noch ehe sie die Hausthür erreichen konnten, schoß Humphrey zweimal, sodaß die Kugeln über die Köpfe der Beamten hinwegpsifsen. Darauf wurden von ver Straße fünf gewöhnliche Polizisten gerufen, welche Humphreh nach Nummer Sicher brachte-. TeputysShertff Caldwell hat Modi son Dan, George L. Taylor, James »Stewart und E. Jsaacs nach Ozark, Mo» gebracht, wo dieselben ohne Bürg ichaft das Verfahren der Grund - Jury in der gegen sie erhabenen Mordan klage- in Verbindung mit dem Lynchen des Frauenmörderc Bright abwarten sollen. puworistischei. i Wenn m öglich »Wie wünschen; Sie, daß ich Sie heute frisiren soll, Herr Direktor ?«—— «Schweigend, wenn es Ih nen möglich ist, Herr Scheerle. « ZarterK ochlöffelwink. Kö chin (den folgenden Tag nach ihrem Ein tritt): »Gnä’ Frau, ich bin öfters ein Bischen hitzig, und wenn ich hitzig bin, da kann ich recht grob sein; aber das braucht Sie nicht zu geniren— mit einem kleinen Geschenk können Sie mich jedes mal gleich wieder gut machen !« Ein gemüthlicher Hand lungsreisender. Kaufmann: »Ich habe ja schon vorher erklärt, daß ich von Jhnen nichts kaufen kann und überdies heute sehr beschäftigt bin! Was wollen Sie also noch ?«——Reisender: »Nur noch a Bissel plaudern! Schau’n S’, ich müßt’ mich ja vormeinem Dienst mann genir’n, wenn ich alleweil so schnell aus den Läden draußen bin!« Reiseerinnerungen. Erster Stutzer: »Da bist Du ja wieder. An genehmeReifeerinuerungeu mitgebracht.« —Zweiter Stutzer: »Na ja, ich habe mich mehrmals photographiren lassen.« V e r s p r och e n. »Ich habe diesen Mann an vielen Orten begegnet,« rief der Advokat mit äußerster Strenge in Antlitz und Stimme, »an welchen ich mich tief geschämt hätte, gesehen zu wer den.« Dann machte er eine Pause und sah erstaunt auf den lachenden Gerichts hof und die Geschworenen. W id er leg t. Erster Arzt (bei ei ner Settion): «Sehen Sie einmal, lieber Kollege, die Leber des Verstorbe nen ist ganz gesund, und Sie haben ihn doch daran behandelt i« Zweiter Arzt: »Das macht mir eben große Ehre. Man sieht, ich habe ihm die Leber durch meine Kur ganz hergestellt; d ß er an einem anderen Uebel gestorben ist, dafür kann ich nicht.« R a r i t ät. Student A.: »Was ver schließest Du denn so sorgfältig ?«— Student B.: »Einige bezahlte Rech nungen.«—Student A.: »Ach. zeige sie mir doch einmal! Jch habe so etwas schon lange nicht gesehen.« Der stolze Vater. »Ich ver stehe, Jungens zu erziehen; mein Tom hat sich in New York selbst einen Namen geinacht.«—Detective: »So, wie lautet sein »Alias« dort 9« DernobleFiaker. Das Her renhausmitglied Graf L. stieg kürzlich in einen Fialer und rief dem Kutscher alZ sziel der Fahrt zu: Gerold s Buch handlung! Der Fiaker blickte eine Weile unschliissig drein, dann bekannte er of fenherzig: »Gut-r Gnad’n, wo dö Buach handlung is, maß i .iet.«—»Was,« rief Graf L» ärgerlich aus, »Du willst ein Wiener Fiaker sein und weißt eine so große Buchhandlung nicht?«— Halb entfchuldigend, halb hochmüthig, meinte darauf der Fiater: ,,,, tschuldigen schon, Euer Gnaden, iführ halt lauter Gam lier!«. . . · Bei einem Fastenvortrag. Professor: »Wie kann man nur solch’ flaches Zeug in Versen schreiben ?«—— Populärer Author: »Bitte, mein Herr-, die Verse sind von mir.«——Prof.: »Ent schuldigen Sie, ich meinte, daß die Frau, welche sie liest, soschlechte Betonung hat, Wer ist sie denn ?«———Authur: »Das ist meine Frau.« Vorbeugungsmittel. Zim niermädchen: »O, Fraulein, im Parlor sitzen beide Herren, mit welchen Sie sich verlobt haben Und es scheint mir, daß sie beide davon wissen. Jch fürchte, es giebt ein Ungliick.«—Miß: »Um Got teswillenl Was ist da zu thun ?«---— Zinnnermädchen: «Warten Sie, Fräu lein. Jch gehe hinein und sage beiden, daß Sie in Thranen aufgelöst sind, weil Ihr Vater sein ganzes Vermögen ver loreu hat-« Ein Wasserapostel. »Eure letzte Versaminlung,« so sagt Einer zu einein Anhänger strengster Enthaltsam keit von Vier, Wein und allen Spirituo sen, »hätte Euch gewiß mehr Mitglieder zugeführt, wenn der Redner des Abends nur besser bei der Sache geblieben wä re.«——-»Wie so?« entgegnete der Nüch ternheitsaposteh »er malte doch deutlich genug die Folgen der Sunde des Bier, und Weingenusses.«—»«Ja wohl; als er aber einmal trinken wollte, versuchte er von seinem Glas Wasser erst den Schaum wegzublasen·« N a tiirlich e E rklärun g. »Jnn ge,anrierstja, als ob zehn Grad Kälte wären, während doch das Ther monseter draußen einen Wärniegrad answeist.««——,,Ninim’s mir nicht übel, Papa, das nächste Mal will ich ganz gewiß vorher nachsehen.« A intlich. Bewerber: Also essällt nicht ins Gewicht, daß ich zwanzig Jah re älter bin als Ihre Tochter?—--—Bater (Amtsrichter, zerstreut): Nein, das ist kein Milderungsgrnndi Ein Märchen Vater: Eure Mutter ist ein sanftes Weib. ——Mntter: Du wolltest doch den Kindern ein Mär chen erzitlJlm.-—Vater: Na ja, das ist ja eines. Etwas zerstreut. »Unser Bub’ muß Jngenienr werden.«——,,Aber wir. haben ja gar keine Kinder !«——-,,Ja so!«: l EinekleineVerwechslungi »Es kam ein Bedienter des Direktors F. zum Heirath nnd Dichter Wieland und » sagte: Sein Herr lasse herzlich grüßen Hund bäte sich den Oberrock aus.—-Dich ster Wieland stutzse und begriff nicht, »was der Direktor mit seinem Oberrock imachen wolle; da indessen ein Scherz dabei obwalten könne, ließ er kopfschüt ,telnd seinen Oberrock verabsolgen. Nach . einer halben Stunde kam aber der Be - v diente ganz beschämt zurück und sa e, daß nicht der Oberrock des Hosrat s, sondern sein-—»Oberon« gemeint gew sen sei. Wahr gesprochen. Kunde: »Sie sagten, dieses Tuch würde sich wie Eisen tragen. Jch habe nun diese Ho sen erst seit zwei Monaten und sehen Sie einmal, wie sie jetzt schon aussehen-« Schneider:. «Well, sind sie Jhnen nicht rostig genug ?« M oderner Junge. ,,Mama, wird bald ein anderer Krieg ausbre chen ?«——Ms1tter: »Nietnals, wie ich hoffe.«-—-—Knabe: »Oui« Du und Papa habt einen großen Krieg gesehen, als Jhr noch jung waret, und jetzt liegt Euch gar nichts daran, ob wir Kinder auch etwas Spaß haben oder nicht.« Kleid er machen nicht die Frau en, sie ruiniren aber oft die Männer. Die beiden Reisenden. »Al so Sie wollen sich selbst etabliren? Werden sich auch nicht besser stehen ds durch.« »Mag sein, aber wenn ich hinaus-geworfen werd’, weiß ich doch we nigstens wofür.« Bedenkliche Rechtfertigung. Richter: »Sie siizd als Hehler angeklagt. Wußten Sie, daß die Sachen, welche Sie kauften, gestohlen waren ?« Angeklagter; »Gott, was en Stußl Hab’ ich gegeben zehn blanke Gulden Hätt’ ich gewußt, daß se sind gestohlen, hätt’ ich gegeben doch höchstens zwei Gülden.« Ein Vorschlag. Wirth zum Gast, der zu einer Cigarre etwa schon das zwanzigste Streichholz verbraucht) »Herr Müller, ich will Jhnen alle Abende die Cigarren umsonst liefern, wenn Sie sich eigene Streichhölzer mit bringen« W i e scha de. Frau Z.: «Werden Sie diesen Sommer einen Badeort be suchen ?« Frau L., ,,Leider nicht! Unglücklicher Weise leidet mein Gaite in diesem Jahre nicht an der Gicht.« Die Verhaftung der Brüder Bloom in D etr o it wegen Anlegens von 21 Feuern, hat den Brandstiftungen daselbst noch kein Ende gemacht. Zwei kürzlich von der Lake Shore Bahn entlassene Arbeiter wurden unter der Anklage ver haftet, in der Nähe der Werke der Standard Oil Co. und im Lake Shore Rundhaus Feuer angelegt zu haben. Sie leugnen Warnung für deutsche Einwande ter. Die New Yorker Staats-Zeitung ist unablässig bemüht, deutsche Einwande rer vor jenen Agenten und Arbeits Bureaux zu warnen, die unter den rosig sten Schildersungen stellsuchende Einwan derer für Arbeiten an Eisenbahnen im Süden anzuwerben suchen. Schon un zählige Fälle find vorgekommen, in de nen die Angeworbenen, statt der ver sprochenen einträglichen Thätigkeit, Noth und Elend gefunden haben, aber ininier wieder finden jene Agenten ihre Opfer. Dafür legt wieder ein Brief Zeugniß ab, den die »Staatszeitung« kürzlich erhalten hat und der im Ausng etwa folgende Mittheilungen enthält: Am 10. März unterzeichneten 75 Deutsche in dem Arbeigbureau No. 16 Greentvichstr. einen Kontrah, auf Grund dessen sie für drei Monate als Arbeiter bei einer Eisenbahn auf Cuba engagirt wurden, und zwar mit einem Tagelohn von 81.25 abzüglich :3() Cents für Beköstigung. Der betreffende Agent verstand eg, den Angeworbenen ihre neue Stellung in den leuchtendsten Farben zu schildern. Wie erstaunt wa ren diese daher, als sie, statt an der Eisenbahn und unter »Dattelbäuinen« in einem sumpfigen von Felsen hingebe nen Steinbruche arbeiten mußten. Be reits am ersten Tage der Arbeit brachen zehn Mann von der unerträglichen Hitze, die in dem von jedem Luftzuge avgeschlossenen Bruche herrschte, zusam1 men und mußten nach dem Hofpitale gebracht werden. Von denjenigen Per sonen, die seit einigen Monaten jene Sklaveiiardeiten verrichten mußten, hat Schreiber nur einen Einzigen getroffen, der nicht zwei Drittel der Zeit im Hos pitale darnieder gelegen hätte. Doch nicht allein die Arbeit, welche die Un glücklicheu unter der Fuchtel eines rohen italienischen Bormannes bis zur Er mattung verrichten mußten, war uner träglich, auch das Essen, womit man die Arbeiter ,,sütterte«, war Ungenießbar und bestand ans kalten schwarzem Tr.ee, trockeneni Brode und übelriechendem Fleische Daß unter solchen Umständen Fluchtversuche der Arbeiter fast täglich vorkamen, ist begreiflich, aber die Be wachuug war eine so strenge, daß es nur den Wenigsten gelang, zu entkom men. Zu diesen Letzteren gehörten auch der Briefschreiber und eine Anzahl sei ner Leidensgefährtenz es gelang ihnen, zu entkommen und unter den schrecklich sten Strapazen Santiago de Cuba zu erreichen, von wo sie einen Mahnruf an die vielen Arbeitslosen erlassen haben, der hoffentlich nicht leichtsinniger Weise wieder überhört werden wird. Die N e w s) o r f e r Union der elet trischen Arbeiter, welche an elektrischen Schellen, Einbtecher Alarms tc arbei ten, hat einen Streit zum Erztvingen einer Lohnerhöhung angeordnet. Die Leute erhielten seither 81.5() und M. 00 per Tag und verlangen jetzt SI. 00 Auf einem MedizinevBaw ke tt. Ein Arzt erhebt sich zum Toast: »Meine Herren, ich bitte Sie, trinken Sie auf die Gesundheit» .« Die gan ze Gesellschaft: »Niemalö! Wir pro testiren!«