Ys77 7 Indessen-tuned Von ErnstDaudet. Der ehemalige Abgeordnete Robert Merignon, gegen den auf Betteiben sei ner Frau soeben die gerichtliche Ehe scheidung ausgesprochen wurde, war» noch im Jahre 1860 Werkmeister einer Konservenfabril in der Bretagne. Er ählte siebenundzwanzig Jahre, als ihm» dieErbschast seines einzigen Berwandsf ten,«eineit Onkel-B von rnütterlicher Seitef ufiel; nun faßte er den Entschluß, sichs eelbftständig zu machen. Er führte im! Süden den Industriezweig ein, desseni anzee Getriebe er gründlich gelerntl satte, und bei seiner angeborenen Ge chicklichteit und Ausdaner stand er nach Verlauf von sechs Jahren an der Spihef non vier Fabrilen, in welchen 2000 Ar beiter beschäftigt waren. Er spielte da mals eine große Rolle. Die kaiserliche Regierung verlieh ihm einen Orden-s nach dem Kriege wählten ihn seine Mit bürger zum Abgeordneten. Er hatte den Braten gerochen und sich im geeig neten Augenblicke unter die Republika ner gemischt, um dann, als ihnen die Macht znfiel, am Platze zu sein und den ganzen Vortheil aus deni Einslusfe zu ziehen, den er erworben. Sein Verntö ’ gen wuchs denn auch gewaltig. ! Als eingesleisehter Junggeselle hatte er nicht geheirathet; aber er spielte den Beschützer einer der hiibschesten Pariser Künstlerinnen Sie führte ilzn hinter das Licht. Er wußte es und trotzdem behielt er sie. »Eine Andere wurde es gerade so machen,« sagte er. «Wazu wechseln? Jch verlange von ihr nur Eines-: sie dars mich nicht in die Lage bringen, als ob ich nicht wüßte, daß sie sich einen Scherz mit mir erlaubt.« Dieselbe Gleichgültigleit heuchelte er in allen Dingen, soweit es sich nicht um geschäft liche Angelegenheiten handelte. Er lebte als Nabe in einem wahnsinnigen Luqu dabei blieb er aber der einsache Bürger in seinem Gehoben und ein Verächter der Pose nnd Fbrmlichkeit, wie in jener Zeit, da er noch Werk meister war. Er bemühte sich geradezu," den Arbeitern zu beweisen, datz er seine niedrige Ablunst nicht vergessen habe. An einem Dezember Abend des Jah« res 1878 wollte er sich, nachdem er zu Hause allein gespeist hatte, in Gesell schast begeben und durchschnitt die Uvenue des Champg Elt)seez, melan cholisch wie ein Mann, dem die Oede seines Herzens u1d die Einsamleit sei nes Lebens detn drohenden ,,Fiiniziger« recht schwer empfindlich macht. Plötz: lich wurden seine Schritte in einem Straßenwinlel gehemmt. Eine Bett letin mit einem Kind aus dem Arm stand vor ihm. ,,Cine milde Gabe, gnädiger Herr, oitte schön !« Die Stimme, welche um Almosen bat, eine helle, zitternde, llangvolle Stimme, bewegte ihn bis in’s Innerste. Bei dem aus einem Laden dringenden Licht« icheine erblickte er ein junges-, blank-ed Weil-, arntselig und schwach, aber von zierlicher Haltung in dem ärmlichen Kleide, mit einem sein geschnittenen Ge- - licht und Augen, welche wie glühende; Kohlen sunlelten. »Das llittd gehort TtrW fragte er. »O nein, Herr Ich bin erst liz Jahre alt, ich bin sittsam. Es ist" mein« Bruder, ans der zweiten Ehe mei i nes Vaters-A s — »Was treibt Dein Vater?« s ,,Frl1her war er Holzlader ant Quai s de Betet). Aber seitdem er wieder ge s heirathet hat, arbeitet er nicht nicht-. Erj betrinlt fich.« l «Schönee Beispiel! Und Da, Du bet telst?« «Herr,da-z ist nicht meine Schuldj Meine Stiefmutter hat ihn dazu ge-; bracht, mich von den ,,Schwestern ders Vorsehung«, wo ich so glitctltch war,: wegzunehmen nnd mich ans die Strasief zu sehen. Sie thntt nichts, ich nttd meins Bruder etnakhten sie.« z »Ist das auch wahr-, wag Du mir das erzählst?« 1 »Gehen Sie zu den Schwestern nachi Berech, gnadiger Herr. Fragen Sie« nach der lleinen Jacqneline, nnd Gott; verdamme mich, wenn ich gelogen habe.« »Also gut,« sagte er, mit jenem bar- ; schen Tone, der seine Entschließungen zu begleiten pflegte Da haft Das meine Adresse attf dieser ilarle, bringt-J sie mir morgen friih wieder, wenn ich mich weiter mit Dir beschäftigen soll.« Die Bettlerin wich mißtrauisch zu rück. »An-haltet Eure Kartel Matt hat ntir schon öfter Anträge gemacht. Ich will aber weder von Eurem An trage,"twch von anderen etwas wissen.« ,,Ulso Du glaubst. . . . Aber behalte sie nur, ich bin doch schon ein Alter ,,Die«cllten sind die abscheulichsten-« Tief bewegt ergriff er ihre Hand, eine kleine, ganz aufgesprungene Hand, nnd sagte: »Bei Dritter verstorbenen Mutter schwbre ich Dir, mein stintn daß Du ohne Furcht zu mir lotmneni lannst.« »Der Himmel lohne es Ihnen, gnädi seer Verr.... Ich werde kommen. . .. ne gebt mir eine Kleinigkeit schon setzt. Wenn ich nichts nach Hause bringe, wer de ich geschlagen-« I I · Drei Jahre nach dieser Vegegnung führte Wer gnon ans England die ans betttngswllroige junge Frau heim, mit welcher er sich in London vor dein fract zllstschen Konsitl nnd in einer katholischen Kapelle vermählt tie. Niemand konnte vermuthen, da diese gänzlich berichte afnglebliebesgn las-erin, fmit we. rer o ange tn ris gee - en tvnrbq niemand Wes als blse i i i l i l settcerin sei,die Merignan eines Abends in der Unenne des Eha ssElhsees ans gesnnden. Er hatte es ch in den kops gesehn ans ihr eine ehrbare und glück liche Frau zu machen. ; Wie konnte er sich mit seinen achtund oiektig Jahren zu der Ehe mit diesem hüt· schen zwanzigjährigen Mädchen ent-; schließen? Man hat es eigentlich nie-T mal-Z recht erfahren. Aber es scheintJ daß das Mädchen es haben wollte. Ath nend,daß sie in dem beweglichen Herzen» Merignon’g Liebe entfacht hatte, und durchdrungen von Dankbarkeit stir den Mann, der sie aus ihrem düsteren Da sein zum hellen Sonnenlicht emporgeho ben, glanbte sie nicht besser ihre Schuld abtragen zu können, als indem sie sich ihm ergab. Und er, den man niemals geliebt, hatte nicht die Krast, aus der i Schwelle des Paradieses-, welches sich ihm öffnete, Widerstand zu leisten. Er ließ sich sortreißen, ohne in die Zukunft zu blicken. Wiewohl es Merignon mittinter be trübte, daß er linderlos sei und an der Neige des Lebens stehe, während Ju gend und Schönheit seiner Frau in vol-s ler Blüthe waren, sühlte er sich doch? nach neunjähriger wollenloser Gemein-( schast im Besihe des vollkomnienstenE Glückes, welches je einem Manne zu» Theil geworden. Jacqueline erfüllte das Haus mit dem Dust ihrer Anmnth nnd dem Reiz ihre-Z Lächelns. Sie ge hörte ganz ihm, nur ihm, einzig besorgt unt sein Glück und ieine Ruhe, nnd setzte ihren Stolz darein, ihm mit jede-n Ta ge mehr begreislicher zn machen, daß er nicht ihr Glan allein durch die Heirath gesichert hatte, sondern noch mehr das seinige. Und er war so beseelt und be lebt von dem Vertrauen in die Ewigkeit einer Liebe, welche snsie und zärtliche Fürsorge wachhielt. Aber dieses Ver trauen sollte in dem Augenblicke zerstört werden, in welchem Merignon glaubte, er habe hier aus Erden nichts mehr zu silrchten als den Tad. Er hatte damals als Setreiar einen jungen Mann,Adrian Derval, ungefähr ebenso alt wie Jaeqneline, Sohn eines verstorbenen Arbeiters ans den Fabri ken. Adrian war noch ein Kind, als er Waise wurde. Merignon nahm ihn zu sieh, ließ ihn erziehen und ries ihn später auf einen Vertrauensposten nach Paris-, der geeignet war, zwischen den Beiden samiläre, liebevolle Beziehungen zu schaf fen. Adriass verehrte seinen Wohlthä ter als den Herrn seines (isleschicleg. Die Frau seines Wohlthätere verehrte er nicht nur, er brachte ihr sogar Ob ihrer Schönheit Bewunderung entgegen. Aber in keiner Weise ver-rieth er diese tiefe und reine Empfindung· Niemals tain ee ihm in den Sinn, die Augen zu Frau Merignon zu erheben, ebenso wenig die ser, ihre Gedanken aus ihn zu lenken Er errichtete in seinem Herzen einen Altar-, dessen Jdol sie unbewußt war, und Adrian hätte Jedermann ins Ge sieht gelacht, der es sich hätte einsallen lassen, ihnt vorauszusagekh was kommen sollte. Die Jugend zieht die Jugend an, Liebe lockt Liebe hervor. Diese Unschul digen wußten ee nicht, der Mann war in seinetn Vertrauen blind, und Jac queline und Adrien, behinet von ihrer Ergebenheit oder wenigstens in dem Glauben, es zu sein. fühlten tat-ni, wie die Leidenschaft sich langsam in ihren Herzen entflammte. An einein Soinmerabend des Jahres 1890, eø war auf dein Lande in der Umgebung von Parie, hatte sie Meng non, der plötzlich geschaftlich abberusen wurde, auf oierundiwanzig Stunden al lein gelassen. Tasz Feuer, welches in ihnen unbewußt brannte, toderte auf. Sie hatten nichts gewollt, nichts verab redet nichtg vorbereitet Aber ein uner wartete-Z Zusammentreffen, ein faniiliii ree thesi-rach, ihre Schönheit, ihre Ju gend, ihre Unersahrenheit, all dies reichte hin, unt die Schatten in zerstreut-« ert, welche ihnen die Wirklichkeit ver-s schleierte, und ihre Liebe zu entdecktan Jn deu- sfesseln eine-J Wunsche-L einer unt so furchtbarereu Gefahr auszgesentJ als sie dae Mast der Leidenschaft niihti tannten, waren sie im Augenblicke tin-i fähig zu widerstehen und sie unterlageni Es kaut so rasch, wie dae Auflenthteni eines Blitzes-. Als sie ihre Verwirrungi besiegt hatten nnd wieder in sich kamenJ war der nicht wieder gut zu tnaihendei Fehltritt geschehen. In der finstereni Nacht, die ihre Entferohelserin wurde-J entsesselten sich Reue tindtstetvissenesbisse,! nnd so gross schien ihnen ihr Unglück, soj grauenhaft der Seelenzustand, in welchem sie durch den Schmerz geriethen, Den seuigen verrathen zu haben, dein sie Al les und auch die Moglichleit, immer zu « samtnen zu leben, verdanlten, dass sie zul sterben»heschtossen. Merignon hatte bei Tagesanbruch Paris verlassen, uni rascher zu seiner Frau zurückzukehren-, nnd ale er gegen sieben Uhr Morgen-Au seine tllthhnungl trat, schnürte ihm liohlendunst die flehtell zu und er sah Rauch ans dem Zimmeer Jaequeliue’e bringen« Er lief nach die- l ser Seite, riß vdie Thür aus und stieszj einen Schrei der Verzweiflung ane. Aus ( 1 dem Bette lagen seine Frau nnd sein Selretär ausgestreckt, Arm in Arm und leblos. Aus dem Nachttilchchen neben ihnen war ein ebssneter Brief, welchen er förmlich verschlang Das Schreiben besa te: »Da wir weder unsere Gewis sens isse noch unsere Liebe til-erleben konnten und obwohl wir uns stir unseren Fehltritt nicht verantwortlich betrachten, sühnten wir ihn, indem wir uns dao Leben natur-ein« Er reitst-nd Allee und san: zu Boden. · . . .· Minimum-und Adrien wurden n« » Leben zurückgernsem Nur zwei rDiener waren Zeugen. Merignon er kausie ihr Stillschweigen Er sragte sich lane eZeit, welche Lösung er dieser tra gis n Leidenschaft geben solle, die ihn zur Verzweiflung brachte Edles Mitge fühl erstickte seine Wuth, die durch die Ohnmacht hervorgeruer wurde, sich an Denjenigen zu rächen, welche die Reue bis zum Selbstmord getrieben hatte,; und er beschloß, die Beiden zu verheira- . then. Auf Merignons Wunsch mußte? seine Frau unter dem Vorwande häus I licher Zivistigleiten, an denen er Schuld trage, die Scheidung verlangen. Sein( Wille war es auch, daß sie nach demi Urtheilsspruche in England bis zu jenem Tage Aufenthalt nehme, an welchem sie ihren Geliebten heirathen könne« AUH seinen Wunsch hat auch Adrian bis da hin eine Reise ins Ausland unternom« men. ; Bei Bismant« T Eine Deputation des akademischidra matischen Vereine zu Leipzig begab sich neulich nach Friedrichsruh, um dent Ex kanzler seine Ernennung zum Ehrenmit glied jenes Vereins mitzntheilen Ein Braunschweiger Blatt bringt eine aus stihrliche Mittheilung des den Leipziger Studenten gewordenen Enipsanges. Be merkenswerth ist darin besonders dass was Fürst Bismarck in Bezug ans seine! Ansichten über di Kunst sagt. Wir las-’ sen deshalb den Bericht jener Zeitung unverkürzt hier folgen. Auf die Anrede des Sprechers erwi derte der Fürst Folgendes: »Ich danke Jhnen von Herzen siir die Ehre, die sie mir durch diese Ausnahme in Ihren Verein und durch Jhr Erscheinen erwie- . sen, und Ihr Diplom wird mir unter« den Zeichen des Wohlwollens-, die ich; aus studentischen Kreisen empfangeni habe, werthvoll sein. Jch freue michs über jede Anerkennung, die ich bei der; Jugend erfahre; wenn man in meinenH Alter ist, so hosst man mehr als sruhers auf die jüngeren und nachfolgenden Ge- s nerationen, und ich bin nicht gleichgülss tig gegen deren Urtheil nach meine-us Tode. Zu den Symptomen siir diese; meine Hoffnungen »Mit obitum« ges hört auch die Theilnahme, die ich bei der; studentischen Jugend finde, zu der mich die Erinnerung an die Jahre hinzieht,« während deren ich selbst Student war. Sie sagten, dieser Augenblick sei big jetzt der bedeutendste Ihreø Lebens. Ich weist nicht, ob ich sagen soll: ich fürchte, oder ich hoffe, dass Zie noch bedeuten dere erleben werden uiid schwerere. Meine Wunsche begleiten Sie dahin Wenn ich in Anbetracht der künstlerische-n Ziele-, deren Sie dienen, noch ein Wort «t)ro doma« reden dars: Ich bin in den Verdacht gekommen, als wenn ich siir sinnst keinen Sinn hätte; noch neulich hatte ieh Gelegenheit, dies zu hören nnd gerade der von mir sehr geliebten Musik gegenüber. Mit der Politik geht eH aber, wie mit allen menschlichen Lei denschaften, sie nehmen die Hand, wenn man den Finger giebt, und wie stärkere iRaubfische die schwächeren fressen, so läßt auch die stärkste unter den Neigungen die andtren nicht aufkommen. Jch hatte mich von der Politik ganz erfassen las sen und siir Theater und Kunst keine Zeit übrig. Jetzt, wo ich mit dem Dienste nichts mehr zu thun habe, tolirde ich gern den Schaden nachholen und oft nach Hamburg ins Theater fahren, wenn die Hamburger sich erst mehr auf mein Erscheinen gewöhnt haben und mich wie einen der Ihrigen, der ich ja lrast Bür gerbries bin, eirluliren lassen. Wenn die Jahreszeit günstiger wird, hoffe ich auch, mehr ins Theater zu kommen Nehmeu Sie, meine Herren, die besten Wünsche fiir das Gedeihen ihres Ver eins. Ich freue mich, daß Sie Ihrer Neigung zur Stunst auch selbstdarstelleud uachlommen. Goethe schätzte das The aterspielen als eine borbereitende Schule fiir äiiszeres Auftreten im Leben, und ich glaube, sie ist besonders siir den Deutschen wichtig, zum Zweck des-» ,,degoudir,« des »Entschiiehterns.« Frei und beweglich macht es im äußeren Arf treten itirs Leben« Fiirst Bismarck lud die Teputirteri sodann ,um Frühstück, und die Geiste theilten gewisseuhast mit, was ihnen da vorgesetzt worden war; Wildschweiuslopf mit Tomatentuule, Siilze glaee, Cotelet ; tes mit Finrtofselpiiree, Flum mit ge ! rösteten pommerscheu Erbsen, Gänse brust; Flum, so siigte der Berichterstat ? ter erlliirend hinzu, ist eine Lieblingsj speise des Fürsten, sie besteht aus tttänseschmalz mit Nuoblauch und Zwit belu. Neben Vier nnd Wein versihie - dener Sorten wurde auch Wodfa, echter russischer stornschnaos, gereicht Aus der betreffende Flasche befand sich das Wappen von Litthauen; dieses verau laßte einen der Gaste zu der Bemerkung »Nun, die Litthauer werden ihr Wappen wohl auch nicht lange mehr sührcu.« Der Fürst erwiderte: Wissen Sie, das ist mir ganz gleichgiltig, um Politik litmniere ich mich nicht mehr; es geht mir wie einem Wanderer im Schnee, er saugt allmälig an zu erstarren, er sintt nieder und die Schneefloelen bedecken ihn, es ist ein angenehmes Lustgestthi. So erstarre auchich allmälig, mein Interesse an der Politik schwindet, aber ich fiihle mich wohl dabei.« Jn Washington sind imStaats Departement von den Seeleuten des Kreuzers Baltimore in Folge der von dem Pöbel in Valparaiso erlitteuen Un bilden 22 Schadenersahilagen im Ge sammtlietrage von t1.,135,500 anhängig gemacht worden. H. A. Brutus, Präsident der verkroch ten Bank iu M o o r h ea d, Miss» ist we en Unterschleifs von lexltoo vers-» ha tet worden. j stit stehen«-. Dem kürzlich in Wien zum Tode ver nrtheilten Schneider-schen Ehepaar-e, das eine Anzahl Dienstmädchen umgebracht hatte, stellt sich würdig zur, Seite ein Mörderpaar in der Provinz Sachsen, über dessen Schandthat ein Hameln’er Blattzolgendesz berichtet :Vor etwa einem Jahre begab sich die achtzehnjährigss Tochter des ehemaligen Gafnoirtth Fila ges von Haineln infolge einer Anzeige in der »Hannooerfchen Zeitung« nach Hannooer, um von dort nach Köln zu; fahren. Sie sollte eine ans Jene Anzeige hin übernommene Stelle als Reife: begleiterin bei einer Herrschaft überneh men, die nach Italien reise. Seit jener Zeit ist die Klages verschollen. Ihre Angehörigen haben die ansgedehntesten Nachforschungen nach ihr angestellt, aber ohne den geringsten Erfolg. Sie haben nur feststellen können, daß die Klagee gleich bei ihrer Ankunft in Hannooer von der angeblichen Stellenvermittlerin in Empfang genommen und mit ihr nach Köln-weiter gereift ist. Jn Köln aber ist fie nicht eingetroffen und von Hannover ab fehlt jegliche Spur. Dies war um so räthselhafter und beängstigeni der für die Angehörigen, da keinerlei Grund fiir das Mädchen vorlag, feinen Aufenthaltsort zn verschweigen, nnd man im Gegentheil baldige Nachricht irber fein Wohlergehen bei der Herr fchaft erwarten mußte DieVerninthung, daß e: durch jene Anzeige in böser, schandliclier Absicht nach Hannooer ge lockt, von dort weiter geführt und dann das Opfer eines Verbrechen-J gewor den fen nimmt seht leider greifbare Gestalt an. Aus Anlaß des Zeitunge Anfrnst deg- Staatganwalts zu Magdes bnrg betreffetd den Ranbtnord an der Enuna Lasten ans Pr. Minden ist von den Angehörigen der litlages ein Brief der betreffenden Stellenverniittlerim nn terfchrieben Anna Blume, bei der Poli zetbehorde von Hanieln eingereicht wor den. Dieser Brief ist nun mit einem Schreiben, das die bei der Raubmord angelegenheit in der Neuhaldenslebener Forst betheiligle Dorothee Vuntrock aus Osnaoriiek vor etwa einein Jahr an das hiesige Amtsgericht gerichtet hat, ver glichen worden. Die Buntrock bat da malg das-·- Amtssgericht um Entlassung ihre-:- im Gerichtsgesäuguisz weilenden Verlobten Erbe. Dieser Verlobte und die Doroihee Buntrock sind die jetzt hier in Untersuclningshast befindlichen Mör der der Emma Rastem die sie zur Aus sührung ihrer graueuhaflen Mordthat ebenfalls- alsJ flieisebegleiterin gewonnen und in den Wald bei Neuhaldenglebeu gelockt haben. Die Vergleichung der Schriftstiicte hat sast zweifellos ergeben, daß sie von einer Person, also von der Raubniörderin Dorothee Buntrock ge schrieben sind, die Einleitung beider Briefe stimmt wörtlich überein, ebenso gleichen sich die Schriftziige. Hiernach liegt der dringende Verdacht vor, dasz die Tochter des Gastwirths Klage-Z von hier von dem Mörderpaare Erbe und Buntrock in gleicher Weise erniordet worden ist wie die E nnta Kasten; denn zu der Zeit als die Klages vermißt wurde, befand sich Erbe aus freiem FIH ße Die Angelegenheit ist sofort derj Etaatssantoaltschast zu Loannover zur Unter uchung mitgetheilt worden »Tai-lau Clatms.« Die Fürsorge siir die rothen Mein-« wohuer dieses Lande-Z tostet den Verei nigten Staaten jahraus jahrein eine beträchtliche Summe. Man hat dem Indianer gestattet schreibt ein östlichee Blatt-sich nach Herzenslust aus Hun derten von Quadratnieilen auszntobety nachdem er selbst nicht atn Wenigsten dazu beigetragen hat« itt Gemeinschaft init dem weissen Mann das einzige stolze Wild, welche-Z die weiten Priirien beherbergten, den Bison, völlig ans-Izu rotten. . Man weiß eigentlich jeht nicht mehr, wozu diese verodeten Wetdeländereien,» aus«- welchen die Reiervationen besteht-M denn iiberhandt noch dienen sollt-as Wild zu jagen giebts nicht mehr-: unr; der heiilende Cayote nnd allenfalls derj Prariehnnd iinI das Präriehnhn sind die Erben des schmählich liingesihlachte ten Biissels geworden. liein Wiiiider,l weint sich «Poor Lo« auf seinen weiteni Jagdgriinisen entsetzlich langweiltl Far iner oder Viehzuchter zu spielen, dünkt ihm verächtlich nnd weibisch. Seine Negieruugsrationen verscha chert er meist sur Whiizlh oder verlierti sie iin Spiel. Was bleibt ihin da noch! anderes übrig, als das edle Metier des-s :Ztraitchritter-z? Alle diese sogen. Jus dianeransstande laufen ans weiter nichtsi hinaus, als auf TtJiordbrennereien undl Pliiiiderungen gegen die toeiszen Anl siedler. Tiefe niussen die abscheuliclnI Eunoe ans-essen, welche schustige nnd betrligerisrle Judianer Agenten eingei brockt haben. Und wenn datni dies tapferen Bundestruppen den Ausstand gedäntpst, die übrig gebliebenen India- i ner wieder in ihre »Vad Lands-« oderi sonst wohin zurückgedrängt haben undi die Sqnaws ihren Herren utid Gebiesi tern die grelle Kriegsbenialung wieder! oont Körper abgekratzt haben, danns loinnten auch die geschädigten Ansiedler allmälig angeriickt und verlangen von Onkel Sam, dass er den Schaden, den seine verhätsehelteu rothen Range-n an g.-richtet, wieder gut mache. Solcher »Jndian Clainis«, was na türlich mit »Aus rächen gegen die Judianer« zu über even ist, lagern ge genwärtig über 60()0, die noch der Er. tedigung harren, in den Altenböclen des Ministerinms des Innern in Washing ton. Die Gesamnitsninme der anges meldeten Schaden belltuft sich auf rund-. izwquzig Minimum Donat-i Dabei sollten Onkel Sam doch von Rechts wegen die Haare zu Berge stehen. Denn danach verursacht jeder Kon der indianischen Bevölkerung, Squaws und Papusen mit eingerechnet, durch rein muthrvillige Beschädignngin etwa zehn Jahren gegen zweihundert Dollars baa-I ren Verlust! Der vorletzte Congreß’ hat diese Ansprüche dem ,,Court of Claimö« zur Untersuchung und Ent schädigung überwiesen. Und diese Ansprüche gehen keineswegs im Actenstaube der Schreibstuben ver loren Am 1. Juli 1891 waren noch 7985 Fälle rückständig, die Summe des Schadens belief sich .:..". »’I:,:Ik::,«:.,«. Davon wt rden 252 Fälle durch Bezah lung von 87 50,00() aus der Welt ge schafft, 1500 weitere Fälle wurden durch jährliche Abschlagszahlnngen zu einem billigen Vergleich gebracht. Im Ganzen find 1700 spruchreife Fälle vom Minister des Innern erledigt worden. Man könnte nun wohl die Frage aufwerfen, ob es nicht am einfachsten wäre, wenn man die als gerecht befun denen Schadenersatzansprüche nicht ein fach von der Summe abzieht, welche die Regierung als Kaufgelder für eröffnete Reservationen den Jndianern schuldet. Eine solche Bestimmung existirt in der That, ist aber praktisch nicht leicht durchführbar, denn die Stämme können einmal nicht in Bausch nnd Bogen für individuelle Vergehen haftbar gemacht werden, und dann vergeht über der Prüfung meist eine so lange Zeit, daß» die eigentlichen Thäter längst gestorben oder verschollen find, wenn die Sache endlich spruchreif geworden ist. Historischc Forschungen tu Kremh Jn Moskau wird man demnächst im althistorischen Kreml umsassende Nach forschungen anstellen lassen, von denen man sehr interessante Funde erhofft. Durch den Straßburger Archäologen Prof. Dr. Eduard Thrämer, der sich in Moskau mit eingehenden Studien be schästigte, ist die Aufmerksamkeit der konipetenten Kreise darauf gelenkt wor den, daß möglicherweise die seinerzeit berühmte, aus gegen 800 griechischen und lateinischen Handschriften bestehende Bililiothek des Zaren Jwan Grosni noch erhalten sein könnte. Eine Durchfor schnng des Kreml hat vor Jahren bereits ergeben, dasz dort noch mancherlei hoch interessante Denlniäler der Vergangen heit, die gelegentlich zahlreicher Brande verschüttet worden, sich unter Schutt nnd Asche erhalten l)abe.i, so u. A. eine. ans Hostikche Wassni 1v. Dr. Time-i mer ist ans Grund alter Auszeichnung zu « der Ansicht gelangt, dasz sich drei gehei-I nie Klammern mit Büchern unmittelbarE bei dieser stirche befinden müssen. Aufs seine Anregung wird man zu eingehenden Untersuchungen im ganzen Kreml schrei ten. Der Indianer als Sänger-. l Der Gesang spielt bei dem Jndianerj eine grosze Rolle» Er begleitet ihn aus dent Marsche, bei der-Friedenspfeife,s bei der Ausnahme eines Stammesange hörigen ttttter die Häuptlinge, sowie bei seinen Tänzen. Das Meiste sittgt er tnit stehltopfftimnte und zwar mit Vor liebe in fchriller Weise, dabei läßt er die Töne nicht einzeln erschallen, sondern gleitet vott einem- zum anderen, unge sährin der Weise-, wie unsere Groß ntütter religiöse Lieder gesungen haben. Außerdem liebt der Judianer seinen Ge sang mit einem gewissen äußeren Lärm zu begleiten, zu welchettt Behttfe er ein Fell über einen Waschzuber spannt uttd kräftige Schläge darauf führt. Da durch aber geht ttatiirlich Harmonie und Melodie total verloren, welche ttttt so schwerer zu erkennen sind, da der Ge sang sich meistens t tr in fiittf Tönen bewegt. Ter klihnthmusz ist ättszersteii genartig, fast att nngarifche Tempoweis seit erintternd. Der Judianer kennt keine geschriebene Sprache, leine Theorie, ttttd seitte Ge füttge,..siud vout Vater attf den Sohn iiberkomttntte Traditionen Die Ge schäfte seiner Vorfahren selbst lernt der Indianer ttttr dttrch Gesänge kennen,’ ttttd wie er Alles in shtnbolischer Fortu; bezeichnet, so merkt attch der Musittenii ner bald den sutubolischen Charakter der ittdiattischen Gesange bei gewissen Ge lege-theilen heraus. Fräulein Aliee Fechter von der Howard Universität, welche die Musik der Jttdianer sich zum Studium bildete, war die erste Weiße, der es gelang, bei eittetnOmaha Stamme der Ausführung der Sonnentänze bei zuwohnem und sie beschreibt die dabei angeführten Gesänge als hoch poetisch ttttd feierlich. Bezeichnend sind die Gesange bei der heiligen Friedenepseise, welche bekannt-» lich mit Adlersedern geschmückt ist. So» wie der Adler in leisen Schwingungen sich aus seinem Neste erhebt, so ist der Gesang gehalten und die Töne werdens vott Bewegungen der Sänger begleitet: Für den Marsch nach dettt Stanttue," mit welchem die Friedenspseife getaucht werden soll, giebt es einen besonderen! Gesang, beim Betreten des Lagers, wie! beim Betreten bee- Haupttvigswanto wiederum, ttud kein Geistlicher irgendll einerlstitehe kann ein anvertrautes Heilig-! thttnt mit mehr Ehrfurcht behandeln, wie bei diesen Gelegenheiten der Jndia-’ tter »the seeret ealumet.« Beim Pfeidegesang nimmtder India uer den Nhhthutnus eines galoppirendem Pserdes an. Der Liebesgesang prägts sich inlattgsant getragenen Tönen aus« während der Grabgesaug eine schnelle,’ heitere Weise trägt, was folgende Be-« wandtnisz hat: Beim Ableben eines Häuptlings bringen sich die jungen Leis- . ger Schnitte am Körper bei und stecken Holzpflöcke in dieselben. Am Tage der Beerdigung aber ziehen sie die Pslbcke wieder heraus, und damit ist die K e vorbei, die Seele des Verstorbenen st jetzt aus dem Wege zu den seeligen Jagd griiuden, daher sind nur heitere Gesänge am Platze. Wenn ein Judianer unter die Häupt liuge aufgenommen wird, so theilt er zunächst dein Stammespriester seine Heldeuthaten mit und zählt die Scalpe auf, die er den seinerseits Erschlagenen nbgenonnuen Nachdem beginnt der Priester mit einem Gesange, in welchem dein Auszunehmenden mit der Strafe des Donners gedroht wird, dafern er der Wahrheit die Ehre nicht gegeben. Auch bei Liebeshändeln haben die Jndiauer einen besonderen Gesang. Der junge Krieger, dem eine rothhäu tige Schöne ihr Herz zugewendet, hat sich auf einen Hügel zusetzen und in singender Weise zu versicheru, daß die Liebe der Jndiauerin ihm ohne sei-« Zuthuu zugefallen ski. Das Lustsptet im Leber-. suuä Paris wird unterm 25. v. M. geschrieben: ,,Vor einem Jahre wander te ein 25jähriger hübscher Bursche, Klempner seines Zeichens, aus der Pro vin , nach Paris-, wo er sehr bald Arbeit sand. Seiner Werkstatt gegenüber lag ein von einer reichen Kaufmannsfamilie bewohnte-i Haus-, an dessen Fenstern sich häufig die Tochter zeigte, woraus unser Klempner den Schluß zog, daß sie da seinetwegen thue und in ihn verliebt sei Er theilte sein Glück einem seiner Freun de, einem Schreiber bei einem Gerichts vollzieher, mit nnd bat diesen, ihn bei seinem Liebesroman zu unterstützen. Diese Zusage wurde bereitwillig ertheilt, nnd bald war der Schreiber auch in der Lage, seinem Freunde mitzutheilen, daß er ein Mittel entdeckt habe, einen brief lichen Verkehr mit der Geliebten feines Herzens zu eröffnen· Er gab ihm eine Adresse an, an die er schreiben müsse, nnd der Klenipner ließ denn auch sofort seinen ersten Brief los und erhielt auch alsbald eine nngentein zufriedenstellende Antwort. Das junge Mädchen ver sicherte ihn seiner Gegeuliebe und sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, daß sich auch ihre Eltern dem Glück ihres einzigen Kindes nicht toidersetzen wür den Einstweileu müsse man aber allen persönlichen Verkehr vermeiden und der Geliebte möge ihr auch, wenn sie am Fenster erscheinen würde, keine Zeichen machen, iun nicht Verdacht zu erregen. Dieser briefliche Verkehr dauerte einige Zeit so weiter, und gleichzeitig knüpfte sich das- Freundschaitgband zwischen dem Klempner nnd dem Schreiber, dein er sterer sein Glück uiit zu verdanken glaub te immer fester Er bewies ihm seine Dankbarkeit, indem er häufig die Zeche fiir ihn bezahlte ihn zum Theater ein lud und ihm auch einen schönen neuen Anzug bauen ließ. Da auf einmal aber tain von der Braut eine traurige Kunde; aus dein geträumten Eheglücke, so schrieb sie, könne nichts werden, da sie eben erfahren habe, dasz er, ihr Gelieb ter, ein Christ sei. Sie selbst sei Jü din, hatte fest zu ihrer Religion und würde auch schon deshalb niemals einen Christen heiraten, weil ihre sehr streng glänbigen Eltern das nicht zugeben würden. Dieses Hindernisz schreckte aber den liebeglühenden Kleinpner nicht ab, und kurz entschlossen reiste er nach seiner Heimath, coo sich seine Eltern auf sein dringendes Bitten damit einverstan den erllärteu, dasz er zur jüdischen Re ligion über-trete Nachdem so alle Hin dernisse aus dein Wege geräumt zu sein schienen kehrte er hochbeglückt nach Pa rie- znriick und schrieb seiner Angebete teu, daß er nunmehr bei ihren Eltern unt ihre Hand anhalten wolle. Aufdie sen Brief erfolgte aber keine Antwort und ebenso nicht auf mehrere, die er später schrieb. Jn seiner Verzweiflung beschloß er nun, sich unmittelbar an die Eltern zu wendet-. Erröthend setzte er den Fall dein Vater aiieteiuatider, der ihn zuerst zur Thiir hinauswersen woll te. Als-Z der junge Mann aber von ei uetn Briefwechsel sprach, rief der Vater die Tochter herbei, die die Brieie und oen Geliebten aufo Entschiedeuste ver-— leugnete. Hierüber wohlbegreislicher groszer Zorn des jungen Mannes, der einen solchen Lärm anhob, dass der Va ter Polizei herbeiholen und den wiithen den Liebhaber in Gewahrsatn abslihren ließ. Bei der Untersuchung klärte sich nun die Sache aus; tucht die jun-ge Da nie, sondern der Freund, der Schreiber-, hatte die Liebesbriese des Kletnpnerd beantwortet, unt diesen an daø Verhält nisz glauben zu machen und daraus die ertoalnnen Vortheile zu ziehen. Wenn die letuen Brit-se ohne Antwort geblie ben innre-i, so lag daes nur daran, daß der Schreiber au der Grippe erkrankt toar und deshalb den Briestvechsel nicht fortsetzen konnte. Sonst hätte der er sindungereiche Mann, der einen Christen beinahe zuni Juden untbelehrt hätte-, die Komödie vielleicht noch lange hiuspinnen können· Als der Klenipner die Täu schung erkannte, bereit Opfer er gewesen war, zog er sich niit Entschuldigungen nnd tiefbetrlibt zurück, wozu auch aller Grund vorhanden war: hatte er doch gleichzeitig eine reiche, schöne Braut und seinen besten Freund verloren. Also geschehen zu Paris-. Wenn das aber iu einem Lustspiel vorkäme-, so würde alle Welt sich an der Unwahrscheinlich teit der Fabel stoßen. « JuSusquehauna Pa» ist in den großen Locomoiivivertstätten der New York, Lake Erie F- Western Bah die Achtstundenarbeit eingeführt wo deu.