, Die Tochter des Landtifarrersk NovellevonClarrissaLohde. s s »Das aber weißt Du doch wahrschein- i lich nicht, daß Gräsin Liebau jene Frau ! ist, um derentwillen seiner Zeit Gras! Waldsee seinen Dienst nnd sein Vater-I land verlassen hat, weil er sür die be-» reits Gebundene von einer wahr-sinnigem hossnnngslosen Leidenschaft entbrannt war?———Weiszt Du es·.-’- Nun, dann wird es Dich auch lanm iiberraschen, was Frau v. Friesen mir heute mittheil te, daß Liedan das ganze Herz von Eritis-s Mutter gewonnen, und daß inan in allernächster Zeit die Verlobung des in seiner Liebe so lange geprüsten Paares erwartet.« ’ Jetzt war die Psarrerin ganz bleich geworden, due Niihczeng sank ihr in den Schooß. Aber sie sammelte sich gleich wieder, als sie Margarethe mit ihren beiden kleinen Töcherchen aus die Veran da zukommen sah. »Ich bitte Dich, Frobinins,« wandte sie sich an diesen, »schweige darüber zu Gretchen, störe nicht voreilig den Frie den ihres Herzens. Viel-seicht ist ja doch nur Alles Vertnnthung, Gras Erich schreibt so regelmäßig, so liebevoll an Gretchen D« »Iuch in drr letzten Zeit ?« fragte der Pfarrer scharf. »Ich meine, die Briese werden seltener.« »Er ist beschäftigt, im Begriff, ans seine Güter zu reisen, wie er Gretchen mittheilte. Jch kann an solche Untreue, solchen Verrath nimmermehr glauben, ehe ich vollgiltige Beweise habe.«, In der That, wer Margarethe be trachtete, wie sie seht so froh, von inne remGlücke strahlend aus vie Veranda trat, mußte den vorhin von der Pastorin geänßerten Wunschtheilen, diesen Her zenösrieden nicht voreilig zu stören. Voll Freude theilte sie dem Dheini und der Tante mit, daß die Baronin sie so-. eben aus das Schloß habe laden las sen: Gräfin Lieban sei angekommen, und sie werde nun von Erich etwas hö ren. Die Psarrerin wechselte mit ihrem Manne einen Blick. Wie ahnungølos das Kind war! »Und Du hast gar keine Sorge, Gret chen, daß das lange Zusammensein mit der schönen Fran, sür die ers sich einst in teressirt haben soll, Deinem Erich ge sahrlich geworden ist ?« Margarethe blickte die Tante mit ihren klaren Augen voll Ueberraschung an. »O liebe Taute, wie sollte ich an dem Manne zweifeln, mit dein ich den Bund sü« Leben geschlossen habe, den ich mitj ganzer Seele liebe? Jst Liebe ohne; Vertrauen, volles, unbedingte-s Vertauen4 ja doch undenkbar.« Als sie aber eine Stunde später im Gartensaal des Friesen’schen Hauseo der Gräsiu Lieban gegenüberstand, er schrak sie doch sast vor der überrascheni den Schönheit derselben. Und dennoch verdunkelte diese die einfache Erschei nung Margarethe’s nicht so sehr, wie das vescheidene Kind es wähnte. Ruhte doch aus diesem holden und zugleich ernsten Antlitz eine jungfräuliche Rein heit und Hoheit, die selbst vor dem Glanz solcher Schönheit nicht erblich, und ihr einen Vorzug gab, den Eva’s Auges Auge sogleich erkannte-. Sie begriss, daß ihr der Sieg nicht ganz so leicht werden würde, als sie ge glaubt. Der Eintritt des Buckower Varons unterbrach die begonnene Unterhaltung. Baron Kurt, der in seiner Ofsizierszeit wie Erich und alle Kameraden zu den Verehrer-n der schönen Gräfin gehört hatte, begrüßte dieselbe mit vieler Zu vorlamntenheit. »Wie liebenswürdig, Baron, daß Sie meiner in den langen Jahren, in denen wir uns nicht gesehen, nicht vergessen haben,« erwiderte Eva freund lich. »Welcher Mann, den Grafin Eva Liebau ihres Utngangs einmal gewür digt hat, könnte sie je vergessen !« entgeg nete er mit scherzhaster Emphase »Ah, also auch Du, mein Sohn Bru tuö!« wars Herr o. Friesen, auf den an geschlagenen Ton eingehend, heiter ein. »Wie viele Herzen haben Sie wohl schon gebrochen, Consineie Ich glaube, ihre Zahl ist Legion.« »Das Ihre doch teineesallo, Vetter,« war die lachende Antwort. »Wozu! also dieser Vorwurf.« »Deine Schönheit, Eva berauscht ihn,« rief Frau o. Friesen nun, den Finger warnend gegen ihren Mann erhebend. »Bist-e deshalb Nachsicht mit seinen Ex traoaganzen.« Eva, die aus Margarethe’e holdem Kinderantli eine gewisse Unruhe be merkte, wan te sich mit leichtem Spott ht: »Ich bitte Sie, liebes Kind, glauben Sie nicht zu sehr an den bösen Leumund, den man hier macht. Ich bin stolz da raus,besser zu sein,ale mein Rus. Hören Sie aus meine Erfahrung: unter hun dert Mannern gibt ed iaum Einen, welcher der Liebe einer Frau wirilieh werth märe.« »Das ist ein hartes Urtheil, Gräsin,« siel Kurt hier ein. »Warum streuen Sie Gtst in diese unschuldige Mädchen seele? Lassen Sie ihr doch den Traum von der Tugend der Welt, so lange das Schicksal ihn ihr nicht zerstört-« »Nein, lieber Baron,« entgegnete Eva, »ich bin entge engesepterMeinung und halte esstir er und wohlthttttger« ein sunges setz vor Täuschung zu be wahren, und ist das nicht mehr möglich, es wenigstens zu versuchen, sie derselben zu entreißen.« Dabei wars sie Margarethe einen Blick zu, unter dem dieselbe erbleichte. Eine Ahnung von dem Sinn dieser Worte durchzuckte sie, aber ihr Herz stieß den absichtlich erregten Argwohn zurück. Sie wollte glauben, und keine fremde Hand sollte in das Glück ihrer Liebe eingreifen Dennoch war sie von einem unbe stimmten Gefühl der Traurigkeit ergrif sen, als sie nach Hause zurückkehrte, und diese Traurigkeit wurde vermehrt, als während der ganzen Woche der sehnlichst erwartete Brief von Erich ansblieb. Endlich kam er; aber war es Einw duug, war es Wahrheit ? Er schien ihr kühler als sonst, und zum ersten Male bethauten Thränen die Schriftziige des Geliebten, die sie sonst immer mit Glück und Fr ude erfüllt hatten Eva hatte das piicielnde Verlangen, die Gegnerin immer unter Augen zui haben, und so verging fast kein Tag, ans dem Margarethe nicht allein, oder auch in Begleitung des Pfarrers und seiners Gattin auf das Schloß geladen wurde Die innere Scheu aber, die Margarethe! beim ersten Zusammensein vor der Grä- i sin empfunden, wollte trotz deren Lie-; benswürdigkeit nicht wieder verschwin den. Die Kluft die sie, das einfache Pfarrerskind, von der großen Weltdame trennte, war auch zu groß Wieder saß man an einem sonnigen Nachmittag auf der·Terrasse, Eva in ei nen Schaukelstuhl gelehnt, Baron Kurt und den Hausherrn zu Seite, die Beides in ihren Huldigungen für die schöne Frau wetteiferten, Gretchen mit ihreri Tante neben Frau v. Friesen, mit einer Handarbeit beschäftigt. Die Konversa tion war sehr belebt gewesen; man hatte alte Erinnerungen aufgesrischt, vom Hofe und den bekannten Persönlichkeiten der Gesellschaft gesprochen, wobei Evas manch’ pitantes Wort hineingeworfen, das ein Echo bei den Herren gefunden. Margarethe hatte ohne viel Interesse zugehört, nun brachte die Ankunft der Posttasche, die der Diener vor der Baro-« nin aus den Tisch legte, eine Abwechse lung in das Gespräch. Die Zeitungen und Journale wurden herausgelegt, Jeder griff nach dem, was ihn interes: sirte. Auch Briefe waren mitgekom men, unter diesen einer an Gräfin Lie bau. Margaretl)e’s Blick hatte ganz zufällig die Adresse gestreift, da plötzlich fuhr es ihr wie mit Eifesbanden an’s Herz. Diese großen, energifch hinge worfeuen Buchstaben kannte sie nur zu gut: es war Erichs Hand, welche die Adresse geschrieben. »Mein Himmel, Fräulein Gretchen,« fragte Frau v. Friesen ganz erschreckt, »Sie sehen ja so weiß aus wie das Ta seltuch.« Auch die Psarrin neigte sich setzt be sorgt zui r. Margarethe aber wintte ihr mit sanfte-: Abwehr-. Es wäre uichts, ein Schwindel, sie bäte nur Frau v. Friesen um die Erlaubniß, sich-zirkul ziehen zu dürfen, es werde sehr balb vorübergehen. Aufs Aeuszerste erschreckt, geleitete die Pfarrerin die Wankeude nach Hause, die dort erst den ganzen Vorfall erzähl te, zugleich aber sich selber scheltend, daß sie durch etwas so ganz Natürlicheo, wie; einen Brief Erichs an eine ihm so be7s sreundete Dame, wie die Grösin Liebauq sich so habe ausregen lassen. Die Ps:rreriu, obwohl in ihrem Her sen durchaus nicht ruhig, gewann es doch über sich, die Zagende durch sanf-» ten Zuspruch zu trösten. Es werde ja nun bald alle die Unruhe und das Un gewisse überwunden sein« da die Baro nin ihre Ankunft in nahe Aussicht ge stellt habe, unt Margarethe nach Ber lin abzuholen, wo sie mit Erich zusam mcntrcssen und der Mutter desselbeni vorgestellt werden solle. s Währenddessen promenirte Gräfin Eva s mit Frau v· Friesen Arm in Arm durch den Garten, beide Damen in heiterster Laune. ,,Gestehe es nur,« scherzte Frau v. Friesen, «Gras Waldsee’e Brief ist es, der Dich bestimmt, früher als Du beabsichtigtest, von hier aufzubrecheu«.2« »Und wenn es io wäre ? »Dann möchte ich niii die Erlaubniß bitten, Dir zu Deiner Verlobung gratit liren zu dürsen.« »Noch nicht, Wilhelniine! Indes sen ,...«« »Du liebst ihn 'r« »Vielleicht! Doch bezähine Deine Neugierde, Liebe, iiiid habe die Gewo genheit, Deinen Gemahl siir niich iim einen Wagen nach der Bahn zu bitteii.« »So willst Du entschieden sont-« »Entschieden, morgen mit dem erstei Zuge.« Damit nickte sie der Consine lächelnd zu und eilte aus ihr Zimmer-. Dort zog sie den von Erich erhaltenen Brief aus der Tasche und las ihn noch einmal mit brennenden Augen durch. ,,Freundin, Geliebte! Wie soll ich Sie nennen? Meine Seele weilt noch immer bei Ihnen, noch lebe ich in Ge danken im Zauberbann Ihrer Nähe. Woher niir die Gewalt, mit der Sie Menschenseelen sesseln? Sie wissen, meine Hand, mein Herz, der beste Theil meines Wesens gehört einer Anderen. Sie wissen, ich hüte diesen Schatz ioie eine kostbare Perle-»und doch, doch ver solgt mich Ihr Bild, sehe ich immer wieder in Ihre süß sprechenden Augen, fühle den verzehrenden Athem Ihre-I Mundes. Eva, Sie haben eg mir ange than. Zwischen mich und jenes sauste Mädchen, das meine Gattin werden soll, drängt sich unaushörlich Ihr Bild, die Erinnerung jener seligen Stunde-, m .—« der ich zum ersten und legten M Sie an meinem Herzen hielt. Zufsä ig er fuhr ich, wo Sie sind-fragen Sie nicht durch wen-und da ging es durch meine Seele. Sie allein, die es Dir angethan, vermag Dich aus dem Zauber auch zu lösen. Eva, ich flehe Sie an, seien Sie barmherzig! Wenn Sie als wahre Freundin mein lHeil mit selbstlosetn Her zen wünschen, so scheiden Sie mich nicht von dem Engel, an dessen Hand ich hoffe, in die seligen Gefilde des Para dieses zu schreiten. Geben Sie mich frei. Halten Sie mir meine Pflicht vor, geben Sie einem anderen Manne Jhrei vielbegeharte Hand, und richten Sie soi die Mauer von Neuen ans, die uns fürs immer trennen muß. Reiten Sie mich! vor mir selbst. Sie sind es mir schnH dig für all die Qualen, die ich ums Jhretwillenschon erduldet habe. Mor-, gen reife ich nach Berlin zu meiner Mutter-sach, wenn ich Sie dort fände! Doch nein, hören Sie nicht aus mich -—V der Wunsch schon ist ein Vergehen an« der treuesten Liebe. Denn Sie sehen und besiegt zu Jhren Füßen sinken, wäre Eins.« » Eva’s Lippen zitterten in triumphi rendem Stolze. - »Zu meinen Füßen,« murmelte sie.i »So will ich es! O, Du holdes, viel-’ geliebtes Psarrerstind, begrabe Deine ehrgeizigen Pläne. Wer mit Eva Lie-: bau um einen Preis kämpft, muß darauf gefaßt sein, besiegt zu werden. Ich werde ihn retten, wie er von mir erfleht,’ aber nicht vor seiner ausflammenden Leidenschaft für mich, seitdem vor dein thörichten Traume einer Lebensidylle an . Deiner Seite!« J Achtes Kapitel. Eva’s Abreise wirkte beruhigend aus Margarethe’s bewegtes Geniüth Mit der Erscheinung der. blendenden Frau schwand auch die eigenthütnliche Be klemmung, die deren Gegenwart ihr auferlegt hatte. Und noeb froher ath mete sie auf, als wenige Tage darauf die Baronin ankam, heiter und zuver sichtlich wie immer, und voller Pläne, wie sie es bewerjstelligen wolle, nach der Veröffentlichung von Erich’s Verlobung auch bald die Hochzeit folgen zu lassen und den noch immer auf feinem Willen beharrenden Pfarrer zur Nachgiebigleit zu bewegen. Freilich von Erich war seltsamer Weise noch lein Brief seit Eva’s Abreise eingetroffen. Aber die Baronin meinte, daß Erich, bereits in Berlin, wohl von der Familie stark in Anspruch genommen sei und deshalb Alles bis zum nahen Wiedersehen ver schiebe. Wie gerne glaubt ein liebendes Herz an das, was den Geliebten zu entschul digen vermag! Dennoch kamen Stun den des Zweiiels, in denen aufs Neue ein Bangen Margaretlfe’s Seele befiel. Dazu aber bereitete auch der Bruder ihr Sorge. Er hatte geschrieben und neue Verlegenheiten angedeutet, die er durch Hilfe des Schwagers zu beseitigen hosse. Diese Spekulation auf Erichs Kasse, noch bevor sie seine Frau war, bedrückte schwer ihr Geniiith. Die Baronin hatte in einem der stil leren dotels im Westen Berlins Woh nung genommen. Man war in der Nacht angetommen, aber gleich in aller Frühe wurde ein Bote zu Erich gesandt, ihm die Ankunft der Damen zu melden· Erwartuugsvoll stand Margarethe am Fenster, dem ungewohnten Treiben der Großstadt zuschauend. Da plötz lich fuhr sie mit der Hand nach der Stirn, alles Blut wich ihr aus den Wangen. »Was ist Ihnen, liebes Kind ?« rief die Baronin erschreckt zu ihr eilend. »O nichts,« war die mit bleichen Lip pen gegebene Antwort. »Gewiß eine Täuschung! Mir war nur-ich glaubte in einer der vorbeifahrenden Equipagen Grasin Liebau und Erich zu erleunen.« »Und darum find wir so erschrocken ?«s suchte die Baronin zu scherzen, obgleich ihr selbst gar nicht gut bei dieser Mit theilung zu Muthe war. »Kommet« Sie, Liebe, setzen Sie sich ruhig zu mir, das fortwährende Hinausspiihen ausJ dem Fenster macht Sie nervös Sie; müssen frisch und freudig sein, weith Erich tonimt.« » Margarethe gehorchte ohne Wider-I rede. I »Aber er war es doch!« sagte sie nach einer Pause und richtete ihre llaien» blauen Augen traurig, aber sest auf die1 Bawnin. »Mein Herz sprach zu deut, lich, es kann mich nicht betriigen.« »So wird unser Bote zn spat gekom men sein,« entgegnete die Baronin be l ruhigend. »Der Herr Nesse ist schon davongeslogen gewesen, was er selbst ge i wiss am met-ten bedauern wird, selbsti wenn er in Gesellschaft der schönen Gras I sin Eva sein sollte.« Jn diesem Augenblick klopfte es an die Thüre und das Flamntermädchen der Baronin meldete die Gräfin Wald see an. Ueberrafcht, ein wenig die Baronin entpvr. »Sehr tvilllommen!« sagte sie nicht ohne Verwirrung, sich zum Entpsange der Angetündigten er hebend. Margarethe hatte das dumpfe Ge fühl, als nahe ihr das Verhängniß; sie preszte die Hand auf das heftig pochende Herz und ihre Wangen bedeckten sich mit einer tiefen Blässe.« Sieh von ihrem Stuhle erhebend, sah sie hinter der fei nen, vortselnnen Erscheinung der alten Oräfin die fteif an der Thüre des Vor zimmers stehende Gestalt des gräflichen Diesierg,sat) derKammerjungser hübsches Gesicht neugierig nach ihr hinb.icken. Die Baromn suchte ihre Unruhe über den unerwarteten Besuch durch eine be-. sonders zuvorkommende Freundlichkeit zu verderben. »Wie liebenswürdig, Milli, daß Du uns auffnchstl Kommen Sie, liebe Margarethe,« wandte sie sich dann zu dieser, ihr ermuthigend zunickend. »Hier die Tochter meines theuren Pfar rers Körber --liebe Milli, die Braut Deines Erichs-· Die Gräsin musterte mit einem so hochmüthigen Blicke die schüchtern vor ihr sich Verneigendc, daß es dieser wie mit Eiseskälte bis zum Herzen drang. »Um Fräulein Körber’s willen eben bin ich hier!« ,,Solltest Du nur hergekommen sein, Milli,diese-J liebe Mädchen zu kränken und zu beleidigen,« warf die Baronin jetzt erregt ein, »so wisse, daß sie meine Pslegebefohlene ist und’unter meinem besonderen Schutze steht.« Die Gräfin nickt der Schwägerin nur leicht zu. »Ich bin von Allem unterrichtet, El-« friede, von Allem, auch davon, wie sehr Du Dich im Interesse eines Verlöbnis fes bemüht hast, das zum Mindesten ein sehr· unbedacht geschlossenes war. —Fräu lein Körber, « wandte sie sich nun zu Margarethe, «man hat Sie mir als ein verständiges, wohlerzogenes Mädchen gerühmt. An dieses nun wende ich mich, indem ich erkläre, daß eine Ehe zwischen dem letzten Erben der Waldsee und einer Bürgerlichen eine Unmöglichkeit ist und ich meine Einwilliguug dazu unbedingt verweigere « ,,Milli,« rief die Baronin, »bedenke, daß Deines Sohnes Ehre verpfändet ist. Erich gab sein Wortl« »Nicht mit Dir zu rechte-i, Elfriede, bin ich hier. Ich hoffe, Fräulein Kör ber wird besser begreifen als Du, was zwischen der Erfüllung ihrer Wünsche als unübersteigliches Hinderniß steht.« Margarethe war todtenbleich gewor den; aber sie fand die Fassung, mit ei ner sanften Würde, welche die Grafin überraschte, zu erwidern: »Ich habe dem Grafen Erich alle diese Bedenken vorgehalten. Doch er wollte auf nicht-Z hören, als auf die Stimme des Herzensl« »Und wenn ich Ihnen sage, daß auch sein Herz jetzt andere Wünsche hegt, daß die so rasch aufgeslammte Liebe ebenso rasch wieder im Verschwinden ist ?« Ein Klageton wie aus der Brust eines zum Tode getroffenen Wildes drang von des Mädchens Lippen. Sie griff nach der Lehne eines Stuhles, um nicht untzufinken Schon aber war die Baronin an ihrer Seite und umschlang sie zärtlich. »Grausame!« stieß sie mit einem vorwurssvollen Blick auf die Gräsin her vor. Doch diese fuhr unbeirrt fort. »Eri·h hat mir ein offenes Bekennt niß abgelegt, er hat mir von seiner Liebe für Fräulein Margarethe Störber mit dem ganzen Enthusiasmus seiner leicht empfänglichen Seele gesprochen, und daß er trotz der Verschiedenheit des Standes, trotz Allem, was gegen diese Verbindung spricht, sich tnit ihr verlobt habe nnd entschlossen wäre. sein Wort zu halten, sofern sie es verlange. Aber er habe damals nicht gewußt, daß Diejeni ge, der seine Jugendliebe gehört, wäh rend seiner Abwesenheit frei geworden sei, daß diese Hoffnungen und Wünsche, die er für immer begraben zu müssen geglaubt, jetzt zur schönen Wirklichkeit ihm werden könnten« »Und diese Frau-« ?« fragte Marga rethe mit kreidebleichen Lippen. »Ist Gräsin Eva Liebau. Er hat sie wiedergesehen und seitdem weiß er, daß die alte Liebe wieder Gewalt über ihn gewonnen hat. Er würde Fräulein Margarethe Körber nur noch ein getheil tes Herz zu bieten vermögen.« »Das ist nicht wahr, das kann nicht wahr sein oder müßte sonst an Allem zweifeln,« rief Margarethe mit zittern der Stimme· Die Baronin eilte aus die Wankende zu nnd umfing sie mit ihren Armen. »Und Du, Milli, Du machst Dich zur Botin solchen Verrathes an dem edelsten, besten Herzeti?« rief sie vortourssvoll, während ihre Thränen auf die bleiche Stirn der in halber Ohnmacht in ihren Armen Ruhenden perlten. Zchon aber raffte sich diese empor, richtete sich hoch aus und trat vor die Griisin, die blauen, klaren Augen so sest aus sie richtend, daß diese vor ihrem Blick die Lider langsam senkte ,.Frau (sii«iisin,« sprach sie mit noch immer zitterndeu Lippen, aber mit unge brochener fester Stimme. »Mein Ge wissen verbietet mir, an ein solche Er klärung, die einen urausliischlichen Makel aus einen Mann wirst, den ich liebe, aus dessen Ehrenhaftigkeit ich ver traut habe, zu glauben, ohne daß er sie selbst bestätigt Sagen Sie das Ihrem Herrn Sohne, nnd auch, daß er srei sei, vollkommen frei, sobald er frei sein wolle-· Damit verneigte sie sich leicht und ver liesz ungebeugten Hauptes, wenn auch mit toanlenden Schritten das Gemach »Da-S möge Gott Erich verzeihen, ihm und Dir, Milli!« rief die Baronin wie außer sich, der Fortgehende nach blickend. Auch die Gräsin stand einen Augen blick bleich, gesenkten Blickes da. Des Mädchens Wesen hatte ihr wider Willen imponirt, sie gerührt. »Ihr Wille soll geschehen,« sagte sie furz. »Es-strich soll ihr selbst wiederholen, was zu sagen ich übernahm, um meinem Sohne und ihr eine peinliche Stunde zu sparen. Ich habe mich geirrt in dein Mädchen. Sie hat die Kraft, zu ertragen, und den Muth, ihrem Schicksal selbst in’s Auge zu sehen. So fei’s denn!« Neuntes Kapitel. Am Abend ruhte Margarethe in ihrem Zimmer auf-dem Sopha mit halb geschlossenen Lidern. Das Erlebte wirkte wie lähmend auf ihrer Brust. Es war ihr, als sei ihr der Lebensfaden durchgefchnitten und sie müsse nun ein neues, ihr ganz fremdes Dasein begin nen. Dabei durchzuckte es sie dennoch zuweilen wie ein Hoffnungsftrahl. Wenn es doch nicht wahr wäre, wenn er noch käme, noch widerriese? War es denn möglich, daß seine große Liebe so rasch verflackert sein sollte wie ein dür res Reisigfeuer?--— Seine große Liebe! - Und dann stieg es ihr wie ein er stickendes Schluchzen auf und in den Augen quoll es heiß, und brennende Thränen flossen ihr über die Wangen. Draußen durchtobte der erste Herbst fturm die Scheiben. Die Baronin ging im Salon unruhig auf und nieder, bald an’s Fenster tretend und nachdenklich auf die feuchtglänzende, von dem Later nenschein mit blinkenden Streifen durch zogene Straße blickend, dann wieder an der Thüre horchend, die zu Margarethe’s Zimmer führte, ob dort auch noch Alles still sei und Margarethe, wie sie vorgege ben, auch wirklich der Ruhe pflege. Da wurde plötzlich die Thüre des Vorzimmers geöffnet, um gleich darauf trat die Jungfer herein und meldete, daß Graf Waldsee und die Erlaubniß bitte, der gnädigen Baronin aufwarten zu dürfen. Wie ein Hoffnungsschimmer ging es über der Baronin bekümmerte Züge. Wenn er doch bereute, wenn noch Alles wieder gut würde! Aber schon der erste Blick in Erich’s Züge überzeugte sie, daß ihre Hoffnung trügerisch gewesen. Sein Aussehen war keineswegs das eines Liebenden, der die Geliebte nach langer Trennung zu begrüßen kommt. Bleich, voll nervöser Unruhe fragte er: »Wo ist sie, wo ist Margarethe ?« Die Baronin trat einen Schritt zu rück, ihre Stirne faltete sich. »Du kommst also wirklich zu wieder holen, was Deine Mutter hier gesagt hat«-W »Ich komme zu erfüllen, was Marga rethe verlangte,« entgegnete er mit fast rauher Stimme. »Ich bitte Dich, Taute Elsriede, sage nichts. Jch weisz zAlles, Alles, was Du mir vorhalten ;lannst, habe inir das selbst schon Alles itausendmal gesagt. Sei es Dir ge inug, es ist fo. Und nun lasse die Sache kurz sein, führe mich zu Marga rethe.« Noch zauderte die Baronin, ein hefti ges autlagendes Wort schwebte ihr auf den Lippen, da aber öffnete sich schon die Thüre des Nebenzimniers, und Marga rethe stand in ihren schwarzen Trauer kleidern bleich wie ein Marmorbild und idvch hoch aufgerichteten Hauptes in derselben· s »Einem Augenblick,« bat sie mit einem ’Vlick auf die Baronin, die sich nun sschweigend zurückzog. » Erich war wie gebannt bei ihrem Er scheinen auf seinem Platze geblieben-; jetzt aber, da sie ihm ihr Antlitz, vor wenig Monaten noch im vollen Jugend glanz, voll Glück und Liebe strahlend, jetzt so bleich und todestraurig zuwandte, da brach er zusammen. Vor ihr auf’s Knie sitiiend, schlug er verzweislungsvoll die Hände vor’s Gesicht. Vergessen war Alles, was er zu seiner Entschuldi gung hatte sagen wollen, von der Mut ter Zorn und Schmerz, von dem älteren »Rechte Eva’s auf seine Neigung, die er l noch gefesselt geglaubt, als er um Mar sgarethe geworden, nur ein Gefühl jdurchbrauste seine Seele mit überwal ; tigender Macht, das Gefühl der Schuld sgegen dieses reine, vertrauensvolle Herz. ! ,,Verzeihung, Margarethe,« drang es Istammelnd voi seinen Lippen, »Verzei hung! Jch bin Deiner Liebe nicht werth. Verdauime mich, aber weine nicht um Iniich!« »Es ist genug,« zitterte es von ihren Lippen. »Ich habe gehört, was ich nicht glauben wollte. Seien Sie ruhig, Gras Waldsee, ich verzeihe Jn nen!« Erich hörte diese Stimme, die ge liebte Stimme in qualvollein Leide zittern. »Margarethe,« wollte er rufen, es ist ja nicht war, daß ich Dir untreu gewor den, mein Herz gehört Dir ja für im mle und alle Zeit. Sie nur, die Zau berin, hat Phantasie und Sinne mir be riickt, ich möchte fliehen und ich kann doch nicht k«--— Aber als er aufschaute, war sie verschwunden. Er sprang em por, verwirrt, beschämt, außer fich. Ohne die Wiederkehr der Baronin zu erwarten, stürzte er aus dein Zimmer fort auf die Straße. Draußen stand sein Wagen vor der Thüre des Hotels, der Diener, der im Flur seiner harrte, riß eilfertig den Schlag auf. (Fortsetzung folgt.) «Jcerreain« gegen Magenlrankheiteu wurde neulich, wie wir zu melden Ge legenheit hatten, von einem angesehe nen Arzt iiu Osten als Probatinittel empfohlen. Diese Entdeckung hat ge wissen jungen Daiuen im Staate New York so ausgezeichnet gefallen, daß sie den betreffenden Junge-r Aeøkillap’s mit einer goldenen Medaille beschenken wollen. « Geo. Cobourn iu Q u i neh, Jll» ward von einein großen Eiszapfen so unglücklich auf den Stops getroffen, daß ein Schädelbruch erfolgte, der nach we nigen Stunden den Tod des Mannes herbeiführte statt-ten schlimme Erfahrungen Jm Polizeihauptquartier in Evang ville, Jnd·,.erschienen neulich Abends zwei Männer und baten um Nachtquar tier. Sie erzählten eine lange Geschich te,:die, wenn sie nur zur Hälfte wahr ist« schrecklich genug ist. Der eine war ein Deutscher, Namens Wagner und der an dere ein Pole, Simon Nork. Sie wa ren in Philadelphia von einem Kommi ·tor engagirt worden, um nach Jackson burg, Süd Carolina, zu gehen und in einem Steinbruch zu arbeiten. Die da seläjt angestellten Arbeiter wurden je do ) so schlecht behandelt, daß sie zu desertiren suchten. Vier Pfund Reis per Tcg waren die einzigen Nahrungs mittel, die ihnen re« abreicht wurden Um zu entkommen, mußten die Leute ei ne Briicke kreuzen und daran wurden sie von bewaffneten Wachen verhindert, die daselbst aufgestellt waren und denen der Befehl ertheilt worden war, Jeden nie derzuschiefzen, der es wagen sollte, die Brücke zu passiren. Trotzdem gelang es den Beiden zu entkommen und da sie mittellos waren, legten sie die lange Strecke von Jacksonburg bis Evansville zu Fuß zurück. Der eine derselben hat te sich die Füße vollständig erfroren. Sie gaben vor, in Chicago Freunde zu haben und nahm sich der Township Trnstee ihrer an und sorgte für ihre Weiterbeförderung. Bismarck über Musik. Eine französische Zeitung theilt eine Unterredung mit, welche im Jahre 1888, gelegentlich eines Besuches in Barzin, der Maler Lehnbach mit dem Fürsten Bismarck geführt hat. Als eines Tages das Gespräch aus die Musik kam, äußerte der Fürst, der, wie gewöhnlich, seine lange Pfeife rauchte, daß er von Musik durchaus nicht verstände und daß ihm diese Kunst widerstrebe. ,,Niemals,« sagte er, »habe ich, was doch allen mei nen Schulkameraden auf dem Gymnasium gelang, das Klavierspiel erlernen kön nen. Während i , dank meinem guten Gedächtnisse, in einer halben Stunde das griechische Alphabet hatte erlernen können, brach ich in Thränen aus, wenn ich zum Notenlesen an die Reihe kam. Diese kleinen schwarzen Puncte mit ih ren Schwänzen und sonstigen Bezeich nungen zu entziffern, war für mich eine wahre Todesqual. Jch besaß nicht die kleinste musikalische Ader, weder musi kalisches Verständniß, noch musikalisches Gehör. Am meisten habe ich von jeher Geschmack gefunden an einem guten Leierkasten. Auch gefiel mir, wenn ich ihn zuweilen des Abends auf dem Lande hörte, der Ton desjenigen Instrumen tes, welches der menschlichen Stimme am nächsten kommt, das Violoncello. Con zertsäle und Opernhaus sind mir unbe kannte Vergniigungsorte. Hätte ich sie auch besuchen wollen, so würde mir doch die Zeit dazu gefehlt haben. Musikalisch in meiner Familie ist allein die Fürstin; sie besuchte, als im Viktoria-Theater in Berlin die Wagner’sche Tetralogie aus geführt wurde, diese Vorstellungen und lud den Vassisten Searia sogar zum Mittagessen ein. Jch aber hatte andere Gedanken und andere Genüsse.« Ver-rückt geworden. Der Pastor hat sich über die Garten pforte gelehnt und raucht andächtig seine Pfeife. Da kommt sein Freund, der Dr. Mertens, angefahren. ,,Guten Tag, Pastor, wie gehts?« »Ach, nicht ganz gut, ich kann nicht schlafen.« »Nicht? Das ist ja schlimm.« »Ja höre, Doktor, kannst Du mir nicht etwas dagegen ver schreiben?« »Nu, das könnte ich wohl, z. B.Chloral, Bromkali, Sulfonalund ähnliches Zeug; aber das ist nicht viel werth; das wird bald Vedürfniß und dann muß man es sich wieder abgewöh nen. Trink doch des Abends kurz vor dem Schlafengehen einen guten steifen Grog.« »Nein, Gott bewahre, das geht nicht an; ich predige allsonntäglich gegen den Genuß spi—-—«ritöser Getränke; da kann ich doch nicht selbst-i« »Aber Pastor— wenn ich Dir das als Medizin verordne!« »Nein, nein, das unter scheiden meine Leute nicht. Und wie sollt’ ich mir das heiße Wasser verschaf fen?« »Du sagst Deiner Wirthschaf terin, Du willst Dich rasiren, Abends statt Morgens verstehst Du ?« »Na ja, ich will’s mir iiberlegen.««--—Nach vier Wochen kommt der Doktor wieder des Weges und kehrt im Psarrhause ein, trifft aber den Pastor nicht daheim. »Nun, wie gehts dein Pastor?« fragt er die Haushalterin »Ist verrückt ge worden!« brinnnit die Alte. »Was ist er?« ,,Verrückt! Rasirt sich jeden Tag vier Mal !« -——-« — Der siebzigjahrige Williani MeLeroy in C l) a t t a n o o g a in Tennessee hatte neulich eine Todesahnung, welche sich auch bald erfüllte. Als er Abends zu Bett ging, sagte er einer Mitbewohnerin des Hauses, Namens Diehl, nnd seinem sechsjährigen Töchterchen, daß sie ihn am nächsten Morgen Tod im Bett finden würden. Das Kind, welches das Lager mit ihm theilte, erwachte kurz vor Ta gesanbruch nnd legtejn einer ängstlichen Befürchtung eine Hand ans des Vaters Gesicht, das bereits eiskalt nnd tot-es starr war. Das Kind rief Hilfe herbei, aber dass Leben des Greises war bereits entflol)en. Der Wahrfpruch des Leichen schangerichtg lautetean Tod ans natür lichen Ursachen. Tag neue Universitäts - Hoipital in A n n A r b o r, Mich., das mit einem tioftenanfwand von isthnm errichtet wurde, ist am 2(). do. feierlich eingeweiht worden. Die Stadt hat zu den Baute sten Männm beigetragen.