W« Ausland Deutschland Brandenburg B e r l i n. Für den psenszischen Hof ift eine zehntägige Hoftrauer angeordnet, als Ausudrcl des Beileids für den Verlust, welchen die englische Königs faniilie erlitten hat. Der Kaiser hat der katholischen St. Sebastians - Gemeinde in Berlin zum Baue ihrer neuen Kirche ein Gnaden Geschenk von ti(),000 Mark bewilligt. Der deutsche Bundesrath hat den Maschinenbauer Klingeheil in Halle a. S. als Arbeitervertreter in das Reichs versicherungsamt berufen. Er ist der erste Gewerkvereiner, dem diese Ver trauensftellung zu Theil wird. Die Berliner Gefängnisse haben noch nie einen so hohen Bestand anfgewiesen, wie jetzt. Die Strafanstalt Plötzensee beherbergt 1763 Gefangene und da der Zugang größer ist als der Abgang, so wird ein Theil derjenigen Gefangenen, welche nur noch Wochen zu verbüfzen haben, nach den Gefängniser der um Jiegenden kleineren Städte, wie Orani enburg, Nauen u s. w. übergeführt. Die Betreffenden sind von diesem Wech sel in der Regel wenig erbaut, da die kleineren Gefängnisse hinsichtlich des »Comforts« sich nicht mit der Muster anstalt Plötzensee zu messen vermögen Zweitaufend hiesige Buchdrucker ha ben, nachdem der Strike fiir beendigt rtlärt ist, Arbeit nicht finden können und leiden Noth Zwei Studenten, Namens Becker und Gollntan von hier, sind wegen Duelli rens zu je 2 Monaten Festitngshast ver-— urtheitt worden« Ein Zeuge beim Duell, ein Herr Hirsch, erhielt acht Tage Strafhaft, weil er der angeschlichen Handlungen zugesehen und sie geduldet hatte. Die Bestrafung der Uebertreter ist die Folge des entschiedenen Vorgehens des Kaisers gegen Studenten-Duelle Dr. Bredermann, der Director des chetnischen Laboratoriunis der Berliner Universität, tödtete seine Braut Marga rethe Meyer und beging dann Selbst-— mord Dr. Bredermann war 42 Jahre alt, während seine Braut erst 17 Jahre zählte. Die Motive sind noch unbe kannt. Während eine Gesellschast von jungen Mädchen und Knaben in Fischhausen Schlitten fuhr, brach ein Schlitten durch das Eis und vier Knaben ertranlen im Flusse. S ch l e s i e n. In S ch l esien herrscht jetzt die rippr. Bei den Genesenen macht sich die bemerkenswerthe Erscheinung gel tend, das diese am Versalgunggwahn leiden. Gleiwih. Aus der Bahnstrecke DrzescheGleiwitz wurde ein Bahntvär terhäuschen durch Dhnanit in die Luft gesprengt. Menschenleben sind nicht zu beklagen. G ä r l i h· Als Mörder der Wittwe Buchel in Leopoldohain wurden die Arbeiter Wilhelm Heidrich und Knoll von hier verhaften Der letztere hat die That gestanden O p p e l n. Die durch die dieejäh rigen Hochwasser beschädigten Deiche und Dämme itn Reg.-Bez. Oppeln sind unter Gewährung nahmhafter BeihtiL sen der Provinz überall wieder herge stellt worden. Die über die Ursachen der Ueberschwentmungen und die Mittel, einer Wiederkehr derselben vorzubeugen, angestellten eingehenden Untersuchungen haben ergeben, daß es insbesondere bei der Glaser Neisse utnfangreicher Ver besserungen bedürfen wird, um die reich gesegnete Niederung vor ähnlichen Ita tastrophen zu schützen. P o s e n. B r o ni b e r g. Eine erschütternde Familientragödie spielte sich am 21 Dez. in Adlershorst, e. « Vorstadt von Bromberg, ab· Der Zimmermann Bahr, ein als ruhiger, nüchterner und solider Arbeiter bekannter Mann, gab seinem achtjährigen Sohn eine Ohrfeige, die un glücklicher Weise wohl die Schläfe ge trosien haben muß, denn der Knabe fiel in Folge des Schlage-z sosort todt zu Boden. Der Vater, über die Folgen seiner Züchtigung entsetzt, griss hieraus zum Revolver und machte auch seinem Leben ein Ende. Nach einer Meldung wollen dunkle Geriichte wissen, daß der Reichstagsab geardnete und Nittergutsbesiyer Joseph Stan. v. Koscioukoscielsti Aussichten habe, zum Oberpräsidenten der Provinz Posen ernannt zu werden. Arm und verlassen ist im Alter von 90 Jahren der Adjutant des polnischen Nevolutionsgenerals Gielgud, Staniss laus v. Karzinski gestorben. Er nahm an allen Gesechten des Jahres 1831 theil, sloh dann in’o Ausland und lebte dürftig in Südamerita lange Jahre, bis er zurückkehren durfte. Sein Ver mögen, über 500,000 Thaler; war ein ezogen worden. Als Tagelöhner fris tete er sein Leben. cstpreußen. In einem Forst bei Ti lsit wurde von Wilddieben ein Jäger erschossm Man fand ihn noch lebend; beim An legen des Berbandes aber starb er, ohne zur Besinnung gekommen zu sein O ö n ig s b e rg. Der preußische Etat enthält Forderungen sür die Aus besserung der wirtbschastliehen Zustände in den itstlichen Provinzen, besonders in Dstpreußen.-—Dem. Oberprttsidenten un serer Provinz, Gras zu StolbergsWeri uigerode, ist das Amt des Kurators der Universität kdnigsberg übertra gen-Während der letzten zehn Tage wurden hier 21 Sterbefälle an Influen za registrirt. Marggrabowa. Der fruhere Wirth Gottlieb Waschniewski aus Ol schowen, der, um sich seiner 23 Jahre älteren Ehefrau zu entledigen, dieselbe in brutalster Weise und schließlich mit tödtlichem Erfolge mißhandelt haite, ist jetzt vom Schwurgericht zum Tode ver urtheilt worden. M emel. Die Regierung hat die Wahl des bisherigen Bürgermeisters unserer Stadt, Oberbürgermeisters Kö nig, in gleicher Eigenschaft für eine fernerweite zwölfjährige Amtsdauer be stätigt. Westprenßen. T horn. Drei in Privatquartieren liegende Soldaten wurden todt gefunden; sie waren an ausgeströmten Leuchtgas erstickt. Da in letzter Zeit eine ganze Anzahl solcher Unsälle in der Armee vor .gekommensind, ist eine strenge Unter ssnchung aller dieser Fälle angeordnet ;worden. i Danzig. Der frühere Oberbürger ;meister und jetzige Ehrenbiirger von JDanzig, Herr von Winter, hatte sich itvegen seines Augecileidens, welches ihm sdie Sehkrast auf dem einen Auge bereits jvollstandig genommen, vor einiger Zeit nach Berlin in ärziliche Behandlung begeben, um sich einer Staat-Operation zu unterziehen, die bei dem sonstigen Krankheits-zustande des Herrn von Winter als ziemlich gefährlich gilt. Wie die ,,Da»iger Zeitung« meldet, hat die Operation vor einigen Tagen statt gefunden nnd ist bisher sehr glücklich verlaufen. Selsieidemühl Hier hat man ein großes Diebs- und Hehlernest ans genonnnen. Seit längerer Zeit, schon seit Jahren, waren die von hier aus Abends nach Berlin abgehenden Güter züge bestehlen worden, vergeblich aber sahndete die Bahnverwaltnng auf die Thäte1. Jetzt hat e·s sich heraus-gestellt, daß ein Vahnwärter Namens Zaremba mit Genossen die Diebstahle ausführt hat. Bei einer Hanssuthung bei Z. fand man ein ganzes Magazin von allerlei Gegen ständen, Tuchen, Kleiderballen nnd Ga: lanterietvaaren. Z. hatte seine ganze Verwandtschaft bei dein »Geschäfte« be theiligt. Der Haupt-Spitzbnbe ist-der Schwiegersohn des Z. gewesen, der als Hilfsbremser immer die betreffenden Güter auf der Strecke seines Schwieger vater-Z hinaus-geworfen hat. P o m m e r n. Jn Stettin befanden sich 95 Schriftsetzer und Buchdructer im Aue stand. Als die Untertziitzungen von Berlin ausbliebetn haben auch diese 95 den Ausstand sür beendet erklärt Durch ihren Führer ließen sie den Polizeipräs sidenten, Gras Stollberg, bitten, zwi schen den Gehülsen und Prinzipalen zu vermitteln, damit vie Gehiler ihre frü heren Arbeitsplatze wiedererhielten. Der Polizeipräsident ertlärte sich zur Ver mittlung bereit: aber die alten Plätze sind durch neue Kräfte besetzt nnd es wäre ungerecht, den Neueingetretenen Hn Gunsten der Aue-ständigen zu titndi »gen. So bleiben fast alle Anestiindigem sdarnnter viele Familienväter, hier ar ;beitslos und müssen ihr Heil anewärts suchen Drei Frauen und vier Kinder sind bei einem Brande in W o e Slohe ums Leben gekommen. Tag Feuer hat eine Anzahl von Wohnhiiusern zerstört Gr eise· wald. Von den Stadtfi schern wurde im chl die Leiche des Sohnes des Bahnwiirters Falk in see ;ser, der als Unterossizier beim hiesigen sVataillon steht, aufgefunden. Anschei nend liegt Selb tmord vor. Schleswig-Holstein. N atze b n rg. Fürst Bismarck nahm an der Sitzung desz Ksreistages Theil. Er hielt verschiedene Reden und bethei ligte sich wiederholt un der Erörterung. Nach Schluß der zweistündigen Sitzung fand ein Essen im Ratheteller statt, an welchem alle Abgeordneten und auch Graf Herbert Biemarck sowie der Reiche tagsabgeordnete Berling theilnahnten. Erblandmarschall Bülow trank auf den Fürsten, dieser auf Lauenbnrg, Land schaftörath Walter aus Herbert Bis marck, dieser aus den Landrath Dolega: Kozierowsti. Nach dem Essen führte der Fürst längere Gespräche mit meh reren Abgeordnete-L Die Stadt war festlich geschmückt. Das Aussehen dev Fürsten war vortrefflich. Um 6 Uhr erfolgte mit Sonderzug die Rücksahrt nach Friedrichsruh H n s n m. Zum Senator an Stelle des ausgeschiedene-n Senators Honifeldt ist der Consnl C. G. Christiansen mit 70 Stimmen gewählt worden· Auf den Stadtverordneten H. A. Botssen einsie slen 20 nnd anf den Landwirth A. Gott sbnrgfen Z Stimmen. s Behlcn d orf. Ein seltenes Ju Ibiliiuni feierte die Frau Hüb.nbecler, inänilich ihr 50sähriges Anitsjubiläuni als Bezirkehebamme In den benach barten Dörsern hatte man ca 100 M ngfantmelh um der alten, aber noch sehr rüstigen Frau eine Freude zu machen ! Ha n n o v e r. i A l fe l d. HEine schwere Strafe ver ihangte das Schöffengericht über den Ar lheiter Klingenberg wegen Befchädignng yoon 21 jungen Obstbäumen und vorsäy licher Zerstörung von Drainrohren, durch Verurtheilnng desselben zu 1 Jahr nnd 3 Monaten Gefängniß. hildedheim Der Bischof ver öffentlicht ein Verzeichniß der zu Ehren des verstorbenen Abgeordneten Windt barst ein egangenen Spenden für die Marien-sterbe in Hannover. Dieselben belaufen sich auf 112, 274 Mark Unter ihnen findet sich eine Gabe des Prinzen Luitpold, Regenten von Baiern, in Hö he von 10,000 Mark. H a«ar b u r g. Nachdem die Heils-ir mee schon seit langerer Zeit ihren festen Wohnsitz in Hamburg aufgeschlagen hat, treibt dieselbe auch hier in Haarburg und Umgegend stark ihr Wesen. Nicht nur, daß sie ihre »Kriegsrufe« in oft sehr zudringlicher Weise an den Mann zu bringen sucht, sondern auch größere Ver sammlungen werden abgehalten. In einer solchen hatte man vor drei Mona ten das Schauspiel, daß eine hiesige, bis dahin angestellte Lehrerin sich öffentlich zu der Heilsarmee bekannte und seitdem in den Dienst derselben eingetreten ist. Jn Otterndorf vollzogsich neu lich ein denkwürdiges Ereigniß. Die im Jahre 1614 erbaute Schule offnete sich zum letzten Male den Lehrern und Schü «lern. Beim Scheine der Lampen hielt Herr Rector Kükelhan eine Ansprache an die Schüler, in der er von dem alten Ge bäude Abschied nahm. Während die Schulglocke geläutet wurde, sangen die Schüler einige passende Verse und ein altes Haus schloß sich, in welchem seit 277 Jahren mancher Lehrer seinem Be rufe obgelegen und mancher Schüler sich für den späteren Kampf mit dem Leben vorbereitet hat. ProvinzSachfen. Magdeburg. Die Zahl der Arbeitslosen in unserer Stadt kann auf mehrere Tausend geschätzt werden. Be sonders in den Maschinenfabriken sind schon vor längerer Zeit zahlreiche Arbei ter wegen Mangel an Arbeit entlassen worden. Eine Cominisfion, die in einer Versammlung Arbeitsloser gewählt war, hat sich persönlich zu dem Oberbürger meister Bötticher begeben und um Be schäftigung der Arbeitslosen bei ftädti fchen Arbeiten gebeten. Aus dem Be richt, den diese Commifsion in einer öffentlichen, von etwa 1,000 Arbeits losen besuchten Versammlung gab, geht hervor, daß dieselbe in sehr freundlicher und entgegenkommender Weise empfan gen worden ist. Der Oberbürgermei ster hat die Zusicherung gegeben, daß isosort Erdarbeiten in Angrifs genom men werden sollen, die wenigstens einem Theil der Arbeitslosen Beschäftigung ,gewähren. Es sollen dabei nur Magde ' burger Arbeiter und unter diesen in er Zster Linie solche, die schon längere Zeit ;arbeitslos sind oder die eine starke Fa Omilie haben, berücksichtigt werden. Ein alter Kuhhirt in B e h r e n d bei Ofterburg, der seit seinem Us. Jahre laus demselben Hofe im Dienste stand, starb kürzlich und hinterließ seine ge ssammten Ersparnisse von 4,50() M. sei j nem Brodherrn. M e r se b u r g. Das in dem Dorfe Gadegast beim dortigen evangelischen szarrer bedienftete Hausmädchen hatte izu Ostern gekündigt, wollte sich aber ijetzt schon seinem Dienste entziehen und s sich deshalb dieuftuntauglich machen. Zu ldiesem Zwecke hatte sich das Mädchen zdurch Veilhiebe » tiefe Wunden an den iArmen beigebracht. Als beim ersten sHieb das Beil so fest saß, daß es nicht isheransging nahm das Mädchen ein i zweites zur Hülfe, um das erstere heraus zuklopsen, nnd brachte sich dann die iib .rigen Wunden bei. Das Zunähen der Wunden hielt das Mädchen aus, ohne einen Rslagelaut von sich zu geben. Daß Geistesstiirung vorliegt, konnte bisher nicht festgestellt werden. i Westphalen· Mün ste r. Eine furchtbare Panil entstand während des Gottesdienstes in der hiesigen St. Josepl)glirche, als der Sturm eine Anzahl Dachziegel aus das Dach wars. Die Beter glaubten nicht anders-Z, als die vor zwei Jahren neuer bante Kirche stürze zusammen. Alles eilte in wilder Hast dein Aithange zu unu die Messe mußte ausgesetzt werden. Zum Glück ist Niemand zn Schaden ge kommen. D o rt m n n d. Ein Minenarbeiter Namens Siegel, als ArbeiterAgitator beriichtigt, ist wegen einer Anzahl von Bestrasiingen sür Gesetzegiibertretungen nach England entslohen. Siegel war der Delegat, tvelcher dein Kaiser zur Zeit des Großen Grubenarbeiter Strites die Beschwerden seiner Mitarbeiter miter breitete. Bei der neuen Mühle an der Emscher stürzte ein Theil der Brücke in dem An genblick em, als dieselbe von mehreren Personen begangen wurde. Die letzteren konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, so daß sie niit dem bloßen Schrecken davonlamen. Der St. Thomätirche in S o est hat der Kaiser 1(),()()() Mart zwecks Wie derherstellung des Aeuszern der Kirche überwiesen O e l d e. Aus dem hiesigen Schützen hoie ist ein großer Münzensuud gemacht worden. Die Stücke, et.oa sechghuudert, stammen meist aus dein» txt. und l4. Jahrhundert und werden gegenwärtig von demMiinzeonservator desWestphälis schen ProvinzialgMiiseuiiiS, Herrn Win po, untersucht. Besonders ansehnlich sind die Gepräge von Köln, Brabant, sHolland, England und Frankreich in der s Sammlung vertreten. » Rhein-Provinz. ! Jn die an dem Rhein gelegenen Fe sstungen als Köln, Koblenz, ic. werden durch holländische Schiffer bedeutende Quantitäten von amerikanischem Weizen lund Roggen gelagert Die Frucht wurde kurz vor der Verkündigung des russischen Ausfuhrverbots aus Rechnung des preußischen Kriegsministerinms durch Vermittelung des deutschen Ge sandten in Antioerpen von amerikani schen Jmporteuren direkt angetaqu Elberseld Der wegen Ermor uyg seiner B kaut neulich zum Tode verurtheilte Bäckergeselle Wilhelm Oberstraß hat dem Staatsanwalt ein Geständniß seiner That abgelegt. C l e v e. Im Hause des Möbelhänd lers Hunck warf eine Katze durch einen Sprung auf den Tisch eine Petrolenm lampe um. Die Lampe explodirte nnd das mit der brennenden Flüssigkeit sübergossene Thier rannte in seiner To Idesangstauf den mit Stroh gefüllten Speicher. Binnen einer Stunde lag das ganze Geschäftshaus in Flammen· S o l in g e n. Im hiesigen Kranken hause wird Koch’s Tuberculin noch fortgesetzt angewandt und zwar mit un verkennbar günstigem Erfolge nament lich bei Drüsen-v und Knochentuberculose sowie bei hartnäckigen Hautkrankheiten. Jn einer hiesigen Wirthschait vergif tete sich ein Schwertfeger mit Chankali. sEr that das Gift in sein Bier, trank dieses ans nnd verschied nach kurzer Zeit. Der Selbstmörder war verheira thet und Baker von vier Kindern; er ’war wegen eines Diebstahls zur Unter suchung gezogen worden. s M ii l heim a. d. Ruhr. Die Grip »pe tritt hier befanders stark stark auf. Jn einigen Häusern sind ganze Famiei erkrankt. Jn der Nachbarftadt Duis burg herrscht seit Monaten stark Diph therie Hessen-Nassau. K a f s e l. Ein trauriger Vorfall hat sich hier ereignet. Es liefen kürz lich eine Anzahl Kinder auf dem soge nannten Fackelteich Schlittschuh, als plötzlich an einer schon einmal abgeeisten Stelle ein Hjähriger Schüler, der Sohn des Koches Ohlwein, einbrach und unter das Eis gerieth. Der jüngere Bruder ivon 12 Jahren eilte rasch herbei, um ihn zu retten, konnte ihn auch noch soeben am Schopfe fassen nnd ihn etwas empor ziehen, indessen im selben Moment, als der Körper des älteren Bruders oben aus dem Eise war, gab die dünne Decke abermals im größeren Umfange nach, und nun geschah das Schrecklichste, daß der Retter mit dem schon nahezu geret teten Bruder in die Tiefe versank. Die anderen auf dem Teiche befindlichen Kinder waren Zeugen des Unglücks, ohne helfen zu können. Erst nach stnn denlangem Umhersuchen gelang es, die beiden Leichen aufzufinden und heraus zuschaffen. Jn Kassel starb hochbetagt die zweite Frau des berühmten Componisten Lud wig Spohr, Marianne, geb. Pseiffer. Spohr hatte dieselbe im Jahre 1843 nach dein Tode seiner ersten Gattin ge heirathet. Die Verstorbene genoß ih rer·3eit den Ruf einertiichtigen Pianistin. W i e H ba d e n. Der Generalmajor Freiherr non Kaiserlingk, früher Com tmandenr des hessischen Fiifilier-Regis Itnents Nr RO, sodann Comniandant Ivon Glogau, ist hier gestorben. Er war wegen hervorragender Auszeichnung im Gefecht bei Gitschin mit dem Verdienst orden dekorirt. s Königreich-Sachsen s D r e g d e n. Generalfeldmarschall sPrinz Georg, Bruder des König-Z, wel Hcher erst kürzlich bei einein Sturz vom IPierde das Schliisselbein brach, ist, wie ! schon gemeldet, erkrankt. Die Professo Iren Schmidt nnd Thiersch aus Leipzig tsind, zur Consultation berufen, hier ein ;getrofsen. Die Hoffestlichkeiten sind für Isetzt abgesagt. Die Aerzte eonstatir iteu Abends bei dem Prinzen Georg eine H Darmknickung; eig- wurde beschlossen vor llaufig von einer Operation abzusehen. jNach der Conserenz begaben sich die aus ELeipzig berufenen Aerzte, die Professo sren Schmidt und Tierfch, direkt zum Endnige nach der Villa Strehlen. E L e i p z i g. Der ehemalige Direktor Ider oerkrachten Leipziger Discoutobank kAdols Winkelmann, welcher nach Süd s Amerika entflohen war, iu Buenogi Ahres ijedoch verhaftet und zurucktransportirt sinnt-de, starb nunmehr im Gefängniß in ILeipzig, wo er, an Leib und Seele ge brochen, angekommen war I Ein ergötzlichez Zolleuriosuni wird iansz Z i t ta u berichtet. Der Meierei spachter Haase in dem benachbarten boh ’ mischen Städtchen Grottau lieferte seit Jahren Zuckerrüben an die Zuckerfabrik siu Löbau in Sachsen und diese sandte l ihm später die Schnittlinge, wie dies meist üblich, lowryweise zurück, die dann als- Viehfutter verwandt wurden. Nach dem die Schnittlinge Jahre lang zollsrei über die Grenze gegangen waren, ist neuerdings ein österreichischer Zollbeam ter auf den seltsamen Gedanken gekom men, dieselben als »getrocknetes Gema se« zu ver-sollen. C h e m i n. Der höchste Punkt des sächsischen Erzgebirges, die Kappe des 1213 Meter hohen Fick)telbergesz, trägt ein vom Erzgebirgsverein erbauten stattliches Unterkunstshaus mit Thurm. Dieses höchst gelegene Gebäude Sachsens wird fortan auch im Winter bewohnt bleiben, damit meteorologische Beobach tungen daselbst ununterbrochen fortgesetzt und an die hiesige königliche Wetterwar te täglich telegraphirt werben können. T h ü r i n g e n. i W ei .n a r. Der Vorsteheriu des Sehellhorn schen Riiidergartenø, Minna Schellhorn, (eine Schülerin Fröbels) ist sin Anerkennung ihrer 40jährigeu Wirt s sanikeit vom Großherzog dass Verdienst treuz verliehen worden. Dein Goethes National Museum in Weimar sind wieder einige interessante Bereicherungen überwiesen. So ein .Bildniß Goethes aus dein Jahre 1824 oder 1825 von Gräsin Julie Eglofsstein und 16 lebensgroße Schattenrisse, die Goethe selbst während seiner Studienzeit in Leipzig angefertigt hat und die Ver sonen aus dem Kreise im Schönkopfschen Hause darstellen. J l mena n. Der 46jährige Kutscher und Dienstknecht August Kirchner von» hier, verheiratyet und Vater von drei Kindern, der im September vermuthlich! aus Fahrlässigkeit seine Geliebte, die 23 Jahre alte Dienstmagd Antonie Nord haus aus Dörenseld erschoß, ist zu äz Jahren Gefängniß verurtheilt wor en. I e n a. Unsere Universität wird in diesem Semester von 581 imniartikuliri ten Studirenden besucht, außerdem haben 29 Personen die Erlaubniß erhalten, , Vorlesungen anzuhören. Mecklenburg. Rost-et Für die Hebung des Fremdenverkehrs nach und über Merk lenburg, dessen mannigfache Naturschö.1 heiten und Sehenswürdigkeiten mehr einen Besuch lohnen, als Viele ahnen, hat Herr Leonard Saniter, ein gebo rener Rostocker, der längere Zeit als Journalist im Auslande lebte, weitere Kreise interessirt; es soll zunächst ein Tableau von künstlerischem Werthe in leichten Tonfarben hergestellt und nah und fern verbreitet werden, das Ansich ten von dem Schweriner Schlosse, dem Rostocker Hasen und den Ostseebädern umfaßt. Schwerin Daß die alten Leute in Mecklenburg nicht zu den Seltenhei ten gehören, geht deutlich aus einer Todtenschau für 1891 der ,,Meckl. Ztg.« hervor. Nach Nennung des Namens des bekanntlich aug Mecklenburg stam stnenden General-Feldmarschalls Grafen Moltle, der im Alter von 91 Jahren starb, werden ausgezahlt: Commer lzienrath Josephi-Rustock, 91 Jahre, Rentner Kalms-Wittenburg, 92 Jahre, General der Jnsanterie Freiherr von Sell, 94 Jahre, Lehrer Findler Solzow lbei Röbel, 94 Jahre, Kochfrau Louise ManfzSchwerim W Jahr, und die un verehelichte Dörwaldt - Neustrelitz gar F lutes Jahre alt. O ld e n bu r g. ; L ön ingen. Die Verhaftung des ihiesigen Amtseinnehmers Claußen er iregt allseitiges Aufsehen. Bei einer fvor einiger Zeit erfolgten außerordent lichen Revision wurde noch der Bestand der Kasse angeblich mit den Büchern übereinstimmend gesunden. Jn der ver gangenen «Woche nun suchte Claußen bei einigen Bekannten eine Summe von M. 4—5000 anzuleihen und soll dabei als Motiv eingestanden haben, daß er damit einen Fehlbetrag seiner Kasse decken müsse. Dies erfuhr der Amts richter zu Löningen, welcher sofort von Amte-wegen einschritt und nach Verneh mung verschiedener Zeugen am Sonn abend Abend die Verhaftung des Clau ßen verfiigte. Man nimmt an, daß derselbe ein Maneo in der angegebenen Größe viellecht schon vor längerer Zeit. gehabt und durch unrichtige Eintra gungen in seinen Büchern bisher zu ver bergen gewußt habe. Der Ministerial revisor Voller aus Oldenburg ist, wie idie ,,Old. Zig.« mittheilt, hier augen blicklich anwesend, unt durch genaue Prü « fnng der Bücher den Thatbestand festzu i stellen. Ein Gesnch des Verhafteten um Freilassung gegen Kaution wurde ab schläglich beschieden. Derselbe besitzt s eine Frau und drei Kinder. s C l o pp e n b u r g. Neulich Abends ist dasZ Haus des Zellers N. in Bethen vollständig abgebrannt, Ein Pferd kam in den Flammen um. Freie Städte. Hamburg. Die Augwanderung von Hamburg im Jahre 1891 zählte 1-t4,:382 Köpfe DieüberwiegendeMehr heit derselben ging nach den Ver. Staa "ten. Jni Jahre 1890 betrug die Zahl »der Auen-anderer I)!),:350. Russiiche Tund polnische Juden bildeten einen gro » ßen Procentsatz der Auswanderev ; Bremen Der Senat theilt der Bürgerschaft mit, daß der Verein für Idasz städtische Museum für Natur-, Völ ’ker- und Handelsknnde die von ihm iübernouimenen Verpflichtungen erfüllt hat, und damit die Voraussetzung, unter »der die Beschlüsse des Senats und der Bürgerschaft über diesen Gegenstand ge ifaszt worden sind, eingetreten ist. Der Verein hat das Eigenthum an den im Handelsniusemn befindlichen Gegenstän den, soweit es ihm selbst zusteht, an den lStaat übertragen und die zugesagte ISumme von 4(n),()()() Mark für Rech innng des Staates ans Coutobuch der kBremer Bank mit der Bestimmung be ilegt, daß 200,0()0 Mark am 15. März s1893, also im nächsten Rechnungsjahre fund 20(),()0() Mark am 15. Oktober «189:3 ausbezahlt werden, wozu sich die » Bremer Bank der Finanzdeputation ge fgenüber direkt verpflichtet hat. Bayern Jn M ji n ch en hat die Verhaftung Hertnann Pseitderer’«5 stattgefunden, welcher durch schwindelhaste Bank- und andere Geschäfte viele allzu vertrauens selige Personen MS Unglück gebracht hat. Im Jahre 1890 hat die von der Münchener Einwohnerschaft zu zahlende Staatssteuer sich aus sast vier Millionen M., (Jz,916,12:3) belaufen, wovon l, 4()2,()14 Mk. auf Haussteuer, 1,()95, ttii5 Mk. aus Getvcrbesteuer, 902,:3()5 Mk. aus« Kapitalrentensteuer, 5()7,490 Mk. aus Einkommensteuer und 8949 Mk. aus Grundsteuer treffen. 1870 be trug die Gesainmtsteuer noch nicht viel über eine Million, 1879 erreichte sie die zweite, 1886 die dritte. A u g sb u r g. Ein schrecklicher Raub niord ist in der Nähe Augsburgs began gen worden. Ein heimsahrender Bauer wurde von einem Mitsahrenden erschla gen und beraubt; der Mord-r, Namens Schäfer aus Günzburg wurde hier ver haftet. Schwarzenbach a. S. In der Porcellanfabrik von Sauer und Co. ver langten die Arbeiter Lohnerhöhung, Verkürzung der Arbeitszeit und halb jährige Kündigungszeit. Da die Fa brikbefitzer auf diese Forderungen nicht eingingen, so haben die Arbeiter die Ar beit eingestellt. In derPfalz sollen dieses Jahr die Kaisermanöver stattfinden. Ein bai risches Armeecorps wird dem 8. preußischen (rheinischen) Armeecorps entgegengestellt werden. Würtemberg. S t u t t g a r t. Großes Aufsehen er regt der Selbstmord des Majors a. D. Dietzsch Mit einem Pistolenschuß hat sich Dietsch den Tod gegeben. Große Verluste in Folge unglücklicher Specula tionen sollen ihn zu der That veranlaßt haben. Viel von sich reden macht auch in Stuttgart die neuerdings erfolgte Suspendirung des Professors M am Realgymnasium wegen unzüchtiger Hand lungen, wozu er als Schauplatz u. A. einen Friedhof wählte. M. ist Fami lienvater. Ulm. Ein niederträchtiger Vergif tungsversuch wurde anläßlich des Weih nachtssestes veranstaltet. Von Neu-Uhu aus ward an eine Familie in Oberdet tingen a· Jller eine Geschenkkiste mit Kinderspielwaaren, Cognac und Töri chen gesandt. Nach dem Genuß der Eßwaaren erkrankte die Familie unter den Erscheinungen einer Vergiftung, und die Frau liegt noch krank darnieder. Es ist ermittelt worden, daß die Geschenke in Ulm und Neu-Uhu von einem Manne gekauft worden sind. Ein Verwandter der Familie, ein älterer Mann von Oberdettingen selbst, wurde festgenom men und den Verkaufern vorgeführt, es konnte aber noch nicht festgestellt wer den, ob er der Thäter ist. Wie es heißt, sollen die Eßwaaren mit Strychnin ver setzt gewesen sein« Bsiberbach Jm Alter von 92 Jahren wurde dieser Tage der älteste Mann der Stadt, der pensionirte Bahn wärter Jakob Kirchner, zur letzten Ruhe bestattet. B u b s h e i m. Hier hat der Typhus aus einer Familie, Vater, Tochter und zwei verheirathete Söhne weggerafft. B ad en. Jn Karlsru he erfchoß sich aus unbekannter Ursache ein Soldat, welcher vor dem Kreisgerichtsgebäude aufPosten stand, in dem Augenblick, als die Ablö sung herankan1. Jn der Zeit vom 16. bis 25. April 1892 findet in Karlsruhe unter dem Protektorate des Großherzogs eine große Gartenbau - Ausstellung statt welche von allen Gärtnern und Garten liebhabern Deutschland-Z und des Aus landeS befchickt werden kann. Die Aus stellung wird alle Gebiete des Acker baues einschließlich der Obstzucht und der Gemüfezucht umfassen. Mit ihr wird eine Ansstellung von Geräthen und Maschinen der Gärtnerei, des Obst- und Weinbaues und der Landwirthschaft verbunden sein. Die Anmeldungen für die Ausstellung find bis zum 1. März 1892 an den »Vorftand des Badischeu Landesgcirtetcbauvereins« die Anmeldun gen für die Abtheilung der Maschinen nnd Geräthe bis zum 1. Februar 1892 an den Sonderausschuß für die Gerathe und Maschinenansstellung in Karlsruhe, Bahnhofstraße 2, zu richten. Hefsen-Darmstadt. Ma i nz. Jn die Lager der hiesigen Garnifou werden zur Zeit größere Menge-I amerikanischer Brodfrüchte über Antwerpeu eingeführt. Als Nachfolger des ans der Bamb theiluug des großherzoglichen Mineste rium der Finanzen ausgeschiedenen Oberbauraths Rohn ist der bisherige Wasserbau-Jnspektor eroth in Mainz mit dem Titel Oberbaurath bestimmt worden. Er soll die Leitung des Was« fer- und Dammbautoesens übernehmen. Worin S. Wie man schreibt, ist Herr Rentner Friedrich Schön von den Vertmmduugeu, die er in dem vieler wähuten Duell erlitten, soweit genesen, daß keinerlei Lebensgesahr mehr vor handenist. Unläugft ist er aus dem städtischen Krankenhause nach feiner Villa verbracht worden. In der mit dem Duell zusammenhängender Ehe scheidnngsanklage war am 17 d. M. be reits Termiu Ju Hildesheim wurden zwei Personen, Vater und Sohn, verhaftsh welche verdächtig sind den Jagdhüter Eichhorn erdrosselt zu haben. ElsaszsLothringein Metz. Die Hinrichtung llebing’s ist, wie gemeldet tvird, in Gegenwart von etwa 50 Personen vollzogen worden. Jin Laufe des vorhergehenden Tages wurde liebing von der bevorstehenden nkollstrecknng des Todesnrtheiles benach richtigt. Die Zeit bis zur Hinrichtung verbrachte er mit Lesen in der Bibel und Briefschreiben. Er äußerte den Wunsch, den Hauptmann Trnnborn bei dem er Bursche war, zu sehen; dieser Wunsch wurde ihin gewahrt Der evangelische Pfarrer Herr Brotvn bereitete den Mör der aus den Tod vor Am Hinrichtungs tagefriih uni 7 Uhr wurde ihm das Abendmahl gereicht hörte ru hig der Verlesung deesL z:Todesurtheils zu, verrichtete ein turzes Gebet, slg ihm die Augen verbunden warem Dann erfolgte die Hinrichtung. Die Leiche wurde nachher von Straßburger Pro fessoren secirt. Jin Armenhause qu ilke g ba tre, Pa, befindet sich ein Pole, der seit 13 Monaten im Schlafe liegt.