Wildc Tricbc. Not ellc von Anton v Perialh -»Das woll’n wir doch seh’n,« rief seht Marei voll Zorn, rifi den Verbliisften den Strick aus der Hand und wars ihn weit von sich, dann liest sie ihren Lockrus erschallen nnd schlug ntit dem Stocke ans die durcheinander fahrenden Minder, die sich in raschem Trabe iortbewegtem als ob sie ihr Schicksal geahnt hätten Toni eilte der verhandelten ltuh zorn ersllllt nach nnd erhaiclite sie von Neuem, doch seine Kraft war tangst verbraucht, auch hinderte ihn der tahme Arm. Sie stieß ihn bei Zeite, er purzelte mitten in den Straßenkotl;. Marei mußte mit ihren kräftigen Armen das wüthende Thier, welches dem am Bo den Liegenden ernstlich zusehen wollte, bündigem · . »Das ist nix mehr sitr Di,« sagte sie in höhnischetn Tone, während sie mit männlicher Kraft, jeden Muskel anspan nend, den Kopf des Thieres aus die Seite riß· Vor ihr erhob sielk schmutz besudelt ihr Mann, während ie Händ ler nnd die ans den Lärm herausgeeilten Gäste hell auslachtenz er wies ihr dro hend die Faust und ging in das Wirths haus zurück. Marei zog weiter inmitten ihrer Rin derschaar, ihr Auge blitzte-, ihre Brust ging hoch, wie ein Schwert schwang sie den Steckenz es zuckte und schätnute in ihrem bewegten Innern ein wohliges Krastgesiihi. Wie er dalag vor ihr, der trunkene Schwächling mit den gro iszen Worten! War das ein Mann siir ie? Aus dem Hofe erwartete sie der Vater, · jedes Stück-von weitem mit den Augen musternd. Er ging ans den Stock ge stützt nnd sah recht gebrochen ans, sie wußte, was seinen Rücken mehr beugte, als die Jahr-»die Sorge um den Stroh nerhos,wenn er einmal die Augen schloß. Es war nicht mehr lang hin bis zu die ser Zeit, und dann stand das letzte Herz still, das siir sie schlug. » Toni liest sich den ganzen Tag nicht sehen. Sie hätte ihm doch seinen Willen lassen sollen, der Leute halber, die zu sahen, er war sa doch der Mann. Wa rum ihr aus einmal ein solcher Zorn ausstieg gegen ihn, schon wie sie ihn he.— rauswanlen sah in der Gesellschaft? Das war doch nichts- Neues, viele Man ner machten ee so: waren nicht die Ge danken daran Schuld, denen sie nachge hangen hatte ani dem Heimweg von der Alm, die Gedanken an Loisl? Jhn ellte sie neben den Toni! Darum er ehien dieser ihr gar so abscheulich, dasz sie ihn beinahe haszth Es kam der Abend, sie machte sich mit ängstlicher Hastzu schassen, unt sich zu zerstreuen. »Wenn der Toni nach Haus kommt, will ich ihm abbitten, er soll die Kuh nur verkaufen, es taugt nix, das Feindseligsein, wenn man miteinander leben muß.« Im Schatten des Dsens saß der Alte vor sich hinträumend, er hatte es schon längst ausgegeben, über das Treiben seines Schwiegersohnes zu klagen; eine stumme Resignation war über ihn ge kommen- « Mantiss-ist bei der Lampe und stopfte mit einer nervösen Arbeitswnth Stettin pse. Endlich lam er, aber nicht allein, man hörte«sbrechen, sein lautes Geläch ket. »Werden ihn net auelassen, die zwei Händler,« dachte Marei, »na, wegen dem Vieh sang’ i keinen Streit mehr um«- - Tonirisz die Thüre ans und torlelte schwer betrunken in die Stube-. , «Nur rein, nur rein, i ntnsi Dir doch was ablaufen siir die Mühl« ries er hinaus igdendvnklen Gan . »Wer-te der·Tirckler,it«l-t war Maree heut hat’s mi,« lallte er in dent guttnüthigen Tone der Trunkenheit -»N,ur rein, was brauchst so lang ? « Eos-unt Dein Gras sel rein! Laus Dir nnrs was Schön’s, Marei, was a kost, jetzt geht’s in ein’m f Verspielen.« Marci stand nni Eine holIc Gestalt tra unter Thiin gebeugt ninter der L azeiness wert-n notternen Kasten-L wie ilIn die Hansiur pIn tragen pfleinn, eine grellrothc Weste leuchtete aus dem Dunkel, unter welcher ein breiter, wiisz eingenähtcr Ledergurtil lief; kurze Le derhoikn, an dem Knie Infantmengebnu den« blaue Strümpfe vervollständiqtkn das Bild eine-Z lIaniirenden Tirolcrs Er spracl leinWmspt schnallte-, noch nn mer tief Herabgclanpy die Riemen des Kaltenb los, dabei fiel ilIni der Hut vom Kopf, schwarze-J net-dritt- .s Haar fiel ilnn vorne über Der truniene Toni liattr sich ans die Manerdanl geworfen und lallte mit schweren Augenliedern. »Mian Such Dir was rang! Nur keinen Streit-—-i will die Kuh nimmer-« Der Fremde schob einige Sehnt-läd chen aus dem Kasten, gestillt n:it grell farbigen Hosenträgern, Strumplbändern, dlitzenden Schnallen nnd allerlei Tand Daan erhob er lich ptöplich und trat in den Lichtkreis vor Mart-i. «Loio?l!« rief sit-, aus ihren Stuhl zurücksintend, mit einem nntoilllllrlichess Blick auf ihren schwer atlImenden, lchlaf rigen Mann; der hörte den Ruf gar nicht, aber der Alte kroch aus feinem Winkel hervor mit einer erschreckten Miene. »Ja, der Loisll Da fteht’el« Er zeigte lächelnd auf den Gürtel um «einen Leid. Aloii Prentner stand da rauh and ein Herz war darüber gestickt, ein grünes Herz- woraus dunletrothe Flammen emporschluqu »Um sauern-, ers-l Di Inr von C Dein Schreck und schau meine schönen Sachen an. eVer Bauer is ja a guter Mann, er erlaubt·s schon, ja, er hat niir gar kein’ Ruh lassen, i mußt mit, hätt mi sonst net traut-Aber · daß Dn nii glei wieder kennt hast, das freut mi do, trotz mein langen Bart, den i mir hab wachsen lassen in Ler Stadt, Du weißt schon wo. Dein Mann hat kein so auf-s Gedacht-riß sonst hätt’ er nti kaum eing«laden.« »Vater, da schau!« wandte er sich dann an den sprachlosen Alten, ,,wie aus an Jager a Hansircr werden kann. Was willst machen, wenn Di d’ Arbeit nim mer freut, und dass Sticheln von die heut zuwider wird, und der schöne Lauf zettel, der Dir folgt ang dem Gefängniß jwie a bellater Hund « so bin i alle Tag xwo anders- verdien meinVrod im Zone Imer nnd Lin Winter.« »Hast schon g’tvc’ihlt, Bäuerin?« frag te er Marei, die unter den bunten Sa chen wühlte, um ihre aualnolle Erregung zn verbergen »Schon « das wär war sür Di.« Er hob ein silbernes Herzchen in seiner Filigranarbeit art einer· zarten Kette empor. »Das kann man immer brauchen, wenn man no so reich is, und Einem a gar nix abgeht-« Marei griff darnach. »Du hast recht, Loisl, das nehm i.« Ihre Blicke trasen sich, nnd es war ihr, als schlugen aus dem grünen Her zen an seinem Gürtel wirklich rothe Flammen empor nnd beleuchteten sein Antlitz. . — »Freili, das nimmst,« ließ sich Toni hören, indem er über einen Stuhl stol pernd an den Tisch trat« nnd mit seinen plumpen Fingern nach dem zierlichen Schmuck griff. . « «Mns;t schon a bin sein damit umge hen,« warnte Loisl, »Di- bricht gar leicht, so a Letzt-' « . Jetzt blickte ihn Toni.,«starr an, die Stimme war ihm wohl Plötzlich bekannt vorgekommen, nnd das Gesicht Loble war jetzt von grellent Licht iiberflnthet. s Marei stand das Herz still, jetzt er kannte er Ihn, nnd nnn würde es zu ei: nein häßlichen Austritt kommen. »Ja - ja bist Du denn net -—— ?« stotterle der Bauer. . « ! »Der Loigll Ja, der bin i,« bekräsi tigte dieser. - Toni schlug mit der, Faust aus den Tisch und tviirgte sich vor Lachen «,,-Na, das is gut, der Loisl, nnd er geht mit, kalt mit, mit ’n Griegbergerl· Das g·sallt mir, schau,- das g’jal·lt jetzt tnir.« Er wankte ans den Hansirer zu nnd hielt sich an ihm fest. ,,Meiitst vielleicht, i trag Dir die thchicht nach? A was, Dunnnlteiten, die Schieszereik J hätte ja gerad so g’riincht, und ’o andere, die G’schicht mit der Marei. erst recht net, Brüderl. War ja zn dumm- —-,3wei Jahr verheirath nnd eisern nnd- nnd —’—3 is ja doch so nansgangem daß i da he roben sitz nnd der Lsisl hausiren geht. Also, net wahr-n nachtrageni Jetzt mußt g’rad da ii n Nacht bleiben, g’rad weil Dn der Lilile bist, g’rad ex tra!« Loisl mußte ihn ans die Bank sehen, sonst wäre er ans den Boden gestürzt im Eifer seines Gespräches. « « « Markt war todtenbleich irre-werdens ihre Lippen zuckten und ließen die weißen Zähne sehen, ihre Hand krallte sich um die Tischecke Hätte Toni diesen Mann an der Gur gel gefaßt, ihn gewürgtwie ein Rand-« thier, sie hatte ihn trotz il)re;ö.«(5ntse » , geachtet, seine rohe Wirth begrei « ,snnden; aber diese charakterlosat Nachsictst, die nicht einem guten , sondern einer verkommenen g entsprang, etnpökte sie. Toni hatte nicht« einmal die Kraft des Zornes, der Eifer sucht mehr in sich. »Dort-ni, darnnt ein Leben. geopfert-« alles Glücks« sprach es in ihrem Jn ern. . . . t Ein nutlecdiger Blick trat Iie ans iLoigl s Angen. Sie wurde sent-tratst Auch Mitleid wollte sie nicht gerade von sihiII nicht, nnd doch war ed ihr-, also tniisse sie an seine Brust sinken nnd- ihn ntn Rettung entstehen vor die-sent Men ischein dort aui der Bank Jetzt galt, sz die Herrschaft nicht Iu verlieren iiber sich selbst. »Wettn’ S ilI In posit, was soll I dage gen haben « inIItI sie. »Am End’ hat ’irRecht; g ist Ia stocksinster drauß, liinnt st leicht den Weg versihleit; mußt halt vortieb nehmen init dein Lager da hinten-« Sie Demete Ins die mit Polsteret nnd Pferde-decken belegte Bank neben dein Ofen. . " »Thntleeich:,« meinte Vol-Z l. »Wenng Tag wird bin i schon lang iiber alle Berg, d rnm sag i niei schon Dank schon heut « Er reichte Marei die Hat-d. Sie zö gerte einen Augenblick, dann legte sie die ihrige, jeden Druck vermeidend, hi nein. Doch Loisl umschloß sie sest; sie wendete den Vlies ab, sie wußte, daß er die Frage that, die sie ihm einst erlaubt. Aus der Bank schnarchte und stöhnte Toni mit weit ossenem Munde. Da blicktesie ans, sein Auge ruhte voll in nigem, sragendenc Flehen ans ihr« ohne daß sie es wollte, las er die Antwort. »Schön Dankt« wiederholte er, nnd lasz Di net langer in der Ruh’ stören.« Mit einein Plumpser, der das ganze Zimmer erzittern machte, fiel Toni von der Bankaus den Boden. Lotsl und Maret fuhren er chreckt auseinander-, als wären sie tiber einem Unrecht ertappt worden, dann hats der Tyrolee ihr, den Schlastrnnkenen wieder aus die Beine zu bringen. ,s’ beste ie, Du bringst ihn ins» Bett, « meinte Leidl, »t hels Dir schon. «E ’ Von Beiden geführt, wankte Cont, welche- eoek Ist-ei- Faa m m soc-h ein Lachlkampf befiel, die Treppe hi nauf in die Schlafstube Dort fiel er ; schwer wie ein Klotz, iegungslos auf das Lager. Auf Marei s Wangen zit terte eine Thräne der Scham, des Zor des Loisl fühlte die Qual, welche sei ine Gegenwart ihr machte. Er ging, unter der Thüre stand er noch einmal still und blickte auf die auf einen Stuhl .geiunteue Gestalt der Frau; auch ihn rollten die hellen Thräuen in den Bart »Gut Nacht, Marei.« »Gut« Nacht!« tönte es wieder, schiuerzzerrissen tvie der Anfschrei eines gequälten Herzens· Unten in der »Stube saß noch immer der Strotzner fbauer. »Willst wirkli hier iibernachten?«' l«iragte er den Loioh als er eintrat. ; Dieser stnnte »Wie schaut denn das Hin-, wenn i jetzt durchgang bei Nacht sund Nebel, gerad als ob iwas z’siirchten Thatt’.« i »Das hast auch.« stiisterte der Alte, « an ihn herantretend. Loigl lachte aus. »Der Toni, der is sweiter net z’siirchten heut.« I »Den freili net, aber wen andere — ’s Marei,« fuhr der Alte fort, sich ängstlich umsehend, als könnte er gehört werden. - »Ah so, setzt verstehi Di na, da kennst aber Dein Tochter schlecht! Eh’ der Tag anbricht, bin i dahin, aber setzt i—das wär eine Beleidigung« Sein s Auge war unstat, der Schweiß stand ihm laus der Stirne. » »Gut, so bleib; aber eine-Z bedenk: sie Iist schon nuglüekli gnug.« s - »Das hab i g’sehn,« erwiderte Loisl » Der Alte ging, noch tiefer gebeugt sales sonst, der Thüre der Nebenstube zu, snoch einmal wars er einen Blick aus Loisl, dann verliess er kopfschüttelnd Jdaö Zimmer. ; Loisl blickte lange aus die geschlosseue ;Thiire. Dann ging er, dass- Haar sich zerwiihlend in der Stube aus und ab, blieb wieder vor seinem Kasten stehen »und nestelte daran herum, mit einein Entschluß kämpfend Plötzlich kauerte er sich nieder und schliipste in den einen Riemen, da hörte er durch die Holzdecke das schwere Schnarchen Toni’-J, dazwi schen einen Laut wie unterdrückte-Z Wei nen. Da erhob er sich, ging an den Tisch, horchte wieder, löschte die Lampe aus und wars sich aus das Lager; zwischen jdeu Ritzen der schlechtgesiigten Holzdecke ischitunierte eS hell, niit offenen Augen Fstarrte er hinaus· s- Er hatte gar nicht kommen wollen, »wenn denn das alte Leid nutzlos- wieder Jauswiihlen9 Seit Wochen streifte er in Lder Gegend umher, von Dorf zu Dorf, sdas Geschäft war gut, eiJ lies; ihn nicht Isort Dreimal stand er am Wege zum sStrotznerhofe, dreimal überwand er sich. fAber nach der »Post« mußte er gehen, jsich erkundigen, wie esz unt Marei stand. LDa tras er den trunkenen Toni im Wirthshaus. Aus den ersten Blick in Idiesesz sent alsschreelend häßliche Gesicht wus«te er, wie es uni Marei stand. Er konnte es nicht ableugnen, er empfand im ersten Augenblick ein wobliges Gefühl, erst später empfand er Mitleid· Er ließ sich in ein Gespräch ein "tni·t dem Toni, der ihn nicht wiedererkannte, sie tranken zusammen, da forderte ihn iToni selbst aus, mitzukommen; er habe seinen kleinen Streit gehabt mit seiner :Frau, er "wolle sie mit seinen schönen Bächen im Kasten wieder aussöhnem » Lange sitäubte Loiel sich, endlich gab er nach; sie selbst hatte ihn ja beim Ab Eies aufgefordert, wieder zu kommen. u"r einen lurjen Augenblick wollte er sie sehe-U wie sie hr Leid trug, wohl loichs ter,.-sisekvilchie. und jetzt sah ck sie zusammenbtechen darunter-» und wofiir daciwös Für eine Einbildung, siir eitle falsch Mstandeue Eiihnel » Und ers für den ihr Herz schlug mehr seiest-, er lag lag da unteu nnd konnte ihr"uirht helsen, und-wenn der Morgen Mino-erte, trustees-Homer ziehen siir s immer-! ( « « Jg« war denn das möglich, gabs detiii·gar steinen Ausweg? Nein, gar keinen! Sie war einmal sein Weib. « fEr tiiars sich hin und her, als läge er aus glühenden Kohlen. Oben war· est-, seht ganz still, dureh die Spalte leuchtete es nicht mehr, dicke schwarze Nacht rings umher! -- · « Plötzlich suhr er aus - die Diele knarr « te til-er il inwie guter vorsichtigen Trit stem ein« themberaubendee Angst- und »zugleich Freudegesiihl erfasste ihn· Da ging oben eine Thüre-, die Treppe lnarrte uniee den leisen Tritten. Sie war eg, Mart-i, sie kam zu ihm, wie der Vater stirchtete., . s Ta offnete sich die Thiir Marwitiat ein, das Licht in ihrer Hand schwankte i nnd zittern-, ihr schwarzes Haar nmhiill te aufgelöst die Schnlteur Loiszl starrte sie sprachlos an, ihr bleichesz Gesicht verrieih keine Erregnitg, nur tiefer Gram, eine unheimliche, ges walisome Ruhe lag iiber der ganzen Er scheinung, ihre großen Augen ruhten mit einem herbe-i Ausdruck auf Loish der vor ihr stand. »Hast mi erwarth daß Dn schon ans bist P« sliisterte sie· »J kanns net ans halien, da oben is die Höll.« Sie snhr mit der Hand über das An iliy und sah schen umher. »F mnsz Di nur um was bitten«-de·3 wegen bin i kommen, Loist J bescher Di, komm nimmer, nie mehr hierher, s wär a große Snnd’—— «A große Sünd war’ S, baß Du g’hei rath hast ohne Lieb, baß Du nur nach Deiner Seelenruh g’sragt hast und net a nach meiner,« erwiderte Loisi. ,,Glaubst, baß nachher a Ruh wird da drinnen, wenni nimmer komm? Na, Waren nochmxl sag i Dir’s, ’s Herz staßt sich net beschier das kümmert sich .um nix, um kan Schand, um kan Sünd, Lnur nm die Lieb, von der7s nimmer ;laßt, net um die ganze Welt, net um idie ewige Seligkeit. Beten wirst, daß i Iwieder komm und mi wird’s herziehen Fmit einer Gewalt, gegen die i mi um sonst wehr’, nur um an Blick, nur um » an Händedruck——-soll das a Sünd sein ?« « Er griff nach ihrer Hand. »Soll denn der Schatz ganz verloren sein, der in Dein’in Herzen ruht? Na, das leid i net, eher«—-« s Er umfaßte sie stürmisch nnd zog die sich Sträubende an sich,»eher rauh i ihn Diel« Ein stnsz flammte auf ihrem Munde, aus ihrem Haar. Ein Taumel faßte sie, sie konnte nicht sprechen, sich nicht von ihm befreien. Da ertönte instit-res, höhnisches La chen entsetzt fuhren sie auf. Der Va ter stand unter der Thüre der Neben stnhe »Man-i, her in mir!« tönte seine Stimme Die ganze Wucht seiner Vater-würde lag in dem Ton des Befeh les ; Die starke Frau gehorchte, toie ein Kind, sank zn seinen Füßen nnd driickte isich tvie Hülfe suchend vor sich selbst an ihn. Er legte seine siedelte-harte Hand schützend auf ihr Haupt. ; »Und Du, geh-die Gastfreundschaft is ans-. Sei a Mann und trag’s, was sDu net wenden kanns .« i Loiszl beschamten die ernsten Worte, er schnallte seinen Kasten auf den Recken, ergriff den Stock. Noch einmal machte er Miene, sich Mart-i zu nähern, diese klammerte sich an dea Alten, der ihn mit einer gebieterischen Handbewegnng ahlvehrle. Er ging. · Der Alte mußte sich setzen, die Kniee toankten ihm, am Boden vor ihm blitzte etwa-Z, er hob e-:s auf,e3« toar dass silber ne Herz, oerbogen, zertreten. »Arm’s Herzerl!« sagte er nnd hing es seinem ichlmhzenden Kinde um den gebeugten Nacken. » . Toni hatte nach Loiszkg Besuch kein Glück mehr, weder im Handel noch ini Spiel. Mit seinem Ge de ging es wie mit deni Schnee im Frühling, esI schmolz mit rapider Schnelligkeit zusammen. Das väterliche Hans »auf der Sonnin ten« wurde niii schlechten Preis an einen Maler verkauft, der an dem alterthüm lichen Sthle Geschmack fand: auf den Strohnerhosaber kam seit seinem Be stehen die erste Hypothek. Der Alte war immer betlliigeriq, der Schreck in der Ottobernacht war ihm in die kranken Beine gefahren. Marei gab sich redliche Mühe, den Rest der früheren Neigung zu ihrem Manne niühfaiii wieder anzufachen, sie nahm selbst dass Mitleid zu Hilfe mit feinem körperlichen Leid, sie wollte nm jeden Preis mit deui ihr angeborene-i iStarrsinn die Sühne ganz durchführen, die sie einmal unternommen nnd vei bannte sorgfältig jeden Gedanken an Loisl Doch Toni machte mit Hohn und Spott alle diese Versuche zu nichte Dann versuchte sie es mit Gewalt, ; indem sie ihre Rechte als Hausfrau ael stend machte, alsz Erbin des AnwesenJ ihm entgegentrat; das führte nur in ihiisilichen, gewaltsamen Auftritten, die ihr den Strohnerhos zur Hölle machten lZuletzt sah sie theilnahmlos den Dingen Izu Der doppelköpfige Dämon Spiel und IAltohol fraß an Toni, nicht nur an fei Inem Besitz, sondern auch an seinem Lei Seine Wunde machte ihm ioieder zuschaffeih er hiistete verdächtig und mnszte oft wochenlang das Bett hüten. Dann überhaufte er Marei mit Vorwür sen, fie allein sei an seinemelend schuld, nnd ftiefz die ärgsten Drohungen aus ges Igen LoieL Er sollte n. sr wieder kom l nieii den nächsten Herbst nnd seine Liebste besuchen, dann wollte er ihm schon heim leuchten! Einmal riß er ihr sogar im ijijhen Zorn daJ Silberherz ab, das sie niii den Hals trng nnd tvatf es auf den Boden. Sie wurde fenerroth, in ihren Augen blihte es unheimlich anf, dann bückte sie isich ohne ein Wort zu sagen, wischte es Hotgsältig init der Siliiiiie ab nnd hing esJ wieder uni. Der Kranke weinte darauf wie ein Rind, geberdete sich wie wahnsinnig War Toni wieder auf den Beinen, so wiithschastete er toll daraus log, machte Schulden hinter dem Rücken Marei’s nnd verkaufte ein Grundstück nachdem Zaudern s Jni Sommer starb der Vater. ! ,,Tri«)st’ DI, Mart-i, Du bist net ganz Ioertassen, da driiben iiber die Bei-g schlagt a redlich’o Herz siir Di ini iHangsl ini Thal,« sagte er kurz vor sei ilneni Tode. »Aber daran darf i ja gar net denken, desz isJ ja siindhast,« nieinte Marei, er staunt iiber die Rede des sonst in diesem Punkte so strengen Vaters. Da lächelte der Alte mild nnd legte seine zitternde Hand ans ihr Haupt. »Den! nur dran, Marei, ’s is ja frei lich gegen die Sitt, aber wenn man so nah ani Tod dran is, schaut sich das Alles ganz anders an.« Diese Worte deunrnhigten sie heftig nnd doch tönten sie ihr toie eine Verhei ßung.-- — Je näher der Oktober rückte, desto banger warte ihr, Wenn der Loisl sich nicht beherrschen konnte and doch wieder kam, der Vater, der treue Wächter tvar auch nicht niehr-—-und was wäre ans ihr geworden ohne ihn das vorige Jahr? Sie vergaß darüber die drohende ge richtliche Mündung, das wüste Treiben ihres Manne-. Dessen Gesundheit scheint sich wieder befestigt zu haben, seine starke Natur zu siegen trotz aller Laster, während sie selber sich immer mehr aufgerieben fühlte durch den Kampf in ihrem Innern. - Und sie freute sich darüber. »Er wird mi längst iiberleben,« sagte sie· sich, ohne bei dem dataus sich ergebenden Gedan ken länger zu verweilen Der September ging zu Ende, sie er schrack vor dem Rascheln des fallenden Landes, dabei glühten oft ihre Wangen wie im Fieber. Sie redete sich ein, das Bangen Vor einem Austritt mit ihrem Manne, wenn der Loisl doch käme, sei allein die Ursache, nicht das drängende Sehnen und geheime Hoffen. Am gualvollsten waren jetzt die langen Abende, verlassen, allein mit ihren Ge danken. Ta war es ihr oft, als müsse er eintreten, sie hörte seine Schritte, feine Stimme Und sah sie die Täuschung ein, oder kam ein anderer, so fühlte sie einen heftigen Schmerz. So fasz sie wieder am letzten Tag des Septembers, der Strickstrumps lag ne ben ihr, sie tändelte mit dem Herz um ihren Hals-— da ertönten wirklich Stirn men draußen in der Nacht, ganz wie im vorigen Jahr, als der Loisl mit Toni herauskam, sogar das Gelächter ihres Mannes glaubte sie zu hören. Alle Furcht, alle Bangigkeit wichen von ihr, ein wildes Freudengesühl schnürte ihr die Kehle zusammen. Er war es, er mußte es fein, sie glaubte feine schweren Tritte zuerkennen unter der Last aus sei i neui Riicten Sie rnz das zFenner auf, aver jetzt hörte sie kein Gelächter mehr sondern »ein dumper Murmeln, es waren mehr als zwei, die nahten ,,Toni, biJ DU’H?« rief sie hinaus» sieine Antwort! Jetzt sahsie eine ldnnkle Masse ,sich heraufbewegen.» Sie si-iltel)itia115. Vier Männer trugen et ’tva3 Schwere-Z wie ein Sturm, der·ur s plötzlich daherfegt, faßte sie ein Gedanke Jhr Martin-— Die Manner traten vor das Haus Sie brachten den Toni auf einer Trag bahre, der Schlag hatte ihn gerührt im Wirthshaus, mitten unter feinen Kame raden. Sie sprach kein Wort, sie dachte auch nichts-, sie wies nur stumm in das Haus 'und liess die Träger mit der Leiche an ihr vorbei; sie legten sie in der Wohn stube auf das Lager beim Ofen, wo der Loisl gelegen. Sie erwiderte auch kein Wort aus die Beileidsbe» eugungen der Leute erst als man ihr anbot, die Todtenwache zu halten, öffnete sie den Mund. ,,J dank schon, dass b’forg i selber.« Froh, das- tranrige Geschäft los zu fein, entfernten sich die Leute. Der Todte war häßlich anzusehen, Marei bedeckte ihn mit einem weißen Laken, stellte ein Licht ihm zu Füßen, kniete vor ihm auf den Boden nnd sprach mechanisch das übliche Sterbegebet. Jhr Auge war trocken, ihre Stimme klang fest und klar. Da klopfte es an der Thüre-. Es- toar der Arzt. Er besichtigte noch einmal die Leiche nnd stellte den Todten schein aus. Das Gesinde drängte sich unter die Thüre, Gebete murmelnd. . Dann war sie allein niit ihm. Es kam ihr vor, als blickte sein Auge dro hend ans sie unter dem Tuche hervor, sie empfand keinen Schmerz, nur kalten, ries selnden Schauer. War sie Schuld an seinetn Tode? L)atte sie nicht Alles gethan, ihn abzu halten von dent verderblichen, wüsten Leben, das seine Gesundheit nntergrub? Hatte sie ihn nicht mit aller Sorgfalt gepflegt, hatte sie nicht noch vor Kurzem gehofft, er wiirde sie überlebeu ) Hatte sie nicht bitter gebiifzt, wassie einst durch ihren Leichtsinn verschuldet? — Dann fiel ihr das Entsetzen ein, das isie ersafzt hatte, als der Arzt klopfte. Weint er eJ gewesen wäre, der Loisll Die nächtliche Seene, die fsch vor einem Jahre in diesem Raum abgespielt, trat wieder vor ihr Ange, nnd der Todte blickte unter dem Linnen hervor uttd nickte iht zu - . . Am andern Morgen fand der Knecht die Bäuerin anf dem Boden liegend, dac Haar zerzaust, iu der festgeschlossenen Hand dao silberne Herz, das ihr am IHalse hing. i i i i s d'. Jiu Frühjahre war der Strotzuerhos aus dem Ziuaiigszmege ver-steigert worden. Die Sihnldsorderungen, welche nach dem Tode deiJ Bauern von allen Seiten ein liesen, machten ein längeres lHalten dess selbeu uiunbglich, und der Wittwe schien auch wenig daran zu liegen, sie machte keinen Versuch, dact Verhangnisz anszu halten« Nur die Ahornalnh deren Werth ja ein geringer mai-, wußte sie aus dein allgemeinen Einsturz zu retten. »Sie kann halt XI Bäurin sein nim mer lassen,« spöttelten die Leute, weuu’s a nur Stoaner sind, a Grund is do.« Man nannte sie unr mehr die Swa ner-Marei·« Sie nahm fremdes Vieh gegen Pacht hinaus aus die Alunueide, bei ihrer Kenntniß und Arbeit-straft konnte sie aus diese Weise ihr Leben sristen, ohne dienen zu mitsseu. Den Vorbereitungen nach, die sie tras, schien sie die Ahornalm auch sitr ihren Winterausenthalt bestimmt zu haben. So war den scheetsitthtigen Leuten die Aussicht genommen. sich au dein Anblick der »abg’haunen« stolzen Sckohnerbäw erin weiden zu können Die Alrnlust und die Ruhe dort oben gaben Marei bald wieder ihre frühere gesunde Fat be und ihre Lebenskraft zu rück, nur noch strenger tvareu ihre For men, der ganze Ausdruck ihres Wesens error-dem und die übermüthige trofi anne, welchaeinst die Aber-als bei .-J te in hellem Juhschrei oder lustige Trutz lieder von den Steinwändeu wiederhallbq war verschwunden Bursche und Jäger hatten jetzt nichts mehr zu suchen auf der stillen Ahornalni, Kiihe und Kälber, eine kleine Schafheerde und zwei Geng böcke waren jetzt ihre einzigen Freunde, l ihnen widmete sie ihre ganze Sorgfalt. Nur ein Name lag oft auf ihren Lip pen, aber nie sprach sie ihn laut aus, als fürchtete sie, das Echo könnte ihn fort stragen weit über die Berge, bis zum Häuschen im Thal drüben in Tirol. Aber dass Denken daran konnte sie doch nicht lassen an den stillen feierlichen Aben den vor der Hinte, wenn die Berggipsel ringsum erglühten im Lichte der scheiden den Sonne. Sie empfand auch kein drückendes Ge fühl, keinen Vorwurf mehr, in unendli cher wohliger Ruhe schweiften die Ge danken über die Berge zu ihm. Sie wünschte nicht einmal, daß er wieder kame, sie fürchtete sich der neuen Er schütterungen; wie an einen theuren Gest.orbeneu, so wollte sie an ihn denken So nahte der Herbst ohne Zwischen fall, sie war fest entschlossen, den Winter auf der Alm zuzubringen «Als aber der Tag kam, wo das Vieh« abgetrieben war, und sie allein zurückkehrte auf die sAluh da ward ihr doch recht schwer um’s »Herz. Vielleicht hatte sie sich doch zu lviel zugemuthet. Es war mehr der alte sTrotz, der sie bewog, von ihrem einmal gefaßten Vorsatz nicht abzugehen, den Leuten " unten nicht Recht zu lassen, welche behaupteten, der Schnee würde sie schon heruntertreiben. . · - f Ten andern Tag machte sie sich dann. sVorwürfe darüber, wie sie an dem wü ; sten Treiben ihre Lust finden könne« Das waren ja die wilden Triebe, die schon einmal so viel Unglück iiber sie gebracht. Die sollen eben durch des Menschen Erkenntnisz gezähmt, gebändigt werden! Aber R rast lag doch darin —--- Tod oder Sieg! Sie konnte Ietzt aus einmal nicht mehr mit sowohliger Ruhe an Loisl denken, Tsie sah ihn jetzt stets in leidens schastlichen Momenten vor sich, wie er sie küßte und Istürniisch an sich preßte, mit seinem - »dunllen feuchten Blick sie verzehrte. s Warum kani er nicht? Diese Frage H stellte sie sich unzählige Male Es hatte sich ja jetzt Alles verändert Warum J sollte er sie denn jetzt nicht besuchen dür sen? s »Aber er weiß ja net was sich bege ben hat; er zieht in der Fremd umher ’ und iiieid die Gegend, « sagte sie sich . in solchen Gedanken versunken saß sie wieder Abende- vorder Hutte, das Wild fürchtete sich nicht mehr Vor ihr, es ging in nächster Nähe an ihr vorbei. Ein schwerer Hirsch mit hoch eniporgerichtæ tein Geweih stand aus der Schneid, be i obachtete einen Augenblick das Rudel und schlich sich dann vorsichtig zwischen - iden Latschcn herab, wie uin den Weg abzuschneiden I «,,Arnie Thierl!« sprach sie vor sich « hin, ,. werd J auch schiech uni anander g hetzt Lassen euch d’Menschen in Ruh, plagt euch die Lieb, und datin kommt zii - sguter letzt der Winter und räumt auf mit . euch « s Die hinterlistige Art,- wie er sich an piirschte, ärgerte sie. »Deni will i ’s· Spiel verderb n, « dachte sie lachend und-« sstiesz einen lauten Juhschrei aus. Das -Wild floh nach allen Seiten, der Hirsch stiesz einen zornigen Schrei aus." Aber zu gleicher Zeit erwiederte ihren Ruf eine - menschliche Stimme Wer tain denn heute noch vom Dorfe herauf. 9 Ob sie sich nicht getäuscht hat te-? Noch einmal rief sie. deutlich er schallte die Antwom es war eine männ liche Stimme, und der langgezogene, Idann plötzlich überschlagende Schlußton, den kannte sie doch, den hatte uisr Einer , auf der Welt ————— der Loisl - — Es jubelte in ihr aus: wenn er ’s wä . re! Sie sank in die Kniee, sie streckte -. die Hände empor- zum Abeiidhininiel. l»Vater! Wenn ei:’ S i·,s was soll i thun? iJ lieb ihn Ia iibet Alles, darf i? JAJ dars, idarf!« jubelte sie « Die-c pineu und liiippeln rings umhet »ziictten ans in piirvnrner Gluth i »wir l! Laie-Atti brach e- sich dann iin iiberstiirzendeni Echo und »Marei!« lantwortete es herauf Da eilie sie hin ab den steilen Steg, wie voni Sturm wind dahingeweht iiber Felss- niid Wurzel nnd wars sich niit eineni jaiichzenden Schrei an die Brust des Mannes mit dein Haiisirertasten auf deni gebeugten j Rücken l Am Fuße gewaltiger Verge, da, wo »das fruchtbare Zillerchal seine griinkn .Wiesen unk- Wall-erwogen in alle Spal Iten nnd Winkel der unwirtlslichen Stein «wiiste drängt, liegt in einem engen, von senkrecht aufsteigenden Wänden einge schlossenen TlsaltesseL an einer grünen nioosbemaclisenen Felswand wie ein Schwalbennest eine kleine Herberge, wel che die Fußwanderer und Bergsteiger gern aussnchen. Einen vertresslichen Tiroler, Forellen aus dem Bache und einen guten Eierschmarren gibt es da, iund die Wirtl)sleute, ein schönes stattli Eches Paar, machen dem Fremden den Aufenthalt so angenehm alk- iniiglich· Jm , »Ha«nsei im That« heißt die kleine Her berge weit und breit. i Auch ich ruhte einst aus der Bank vor dem »Heisei«, vor mir der schimmernde Wein, die Bergspihen erglänzten im Jn ’lisonnenliel)t. Loish der Wirth, rechte das Heu in Hausen, mit besorgten Bli cken ansdieHöhen schauend, hinter denen es allmälig sich »bräunte«. Aus einem heuhausen lag ein stattge bautes, immer noch schönes Weib nnd I spielte mit einem kleinen Kinde, das ihr I Blumen in’s Gesicht wars-und das Den haftete so statt-— « Schlqu