Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, January 01, 1892, Image 3

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    WildcTriebe.l
I
Novelle von Anton v. Pekfall !
»Und i will a gar net leugnen,« er
widerte Loieh ,,i denk net dran.
Gemeint hab i in meiner- jtlufregung
er fahrt auf gegen mi. Was i leugn
und-—Init Recht—-« er stotterte setzt
etwas, ,,leugu, des ig, daß i ihn aus
Daß oder «o tuae, weil mirs Marei ein
gfalln ie, nausgschossen hab —- das
l n i.«
r wich dem sorschenden, fast spötti
schen Blick des Försters aus. »Loiel,««
agte der, »wennst gscheidt bist, redft
davon gar net, je mehr Du redft, desto
mehr beweist Tu e.Gegentbeil von dem,
was Du beweisen willst! Du kannst Di
ja gar net so verstellen, aber beweisen
kann man keiu Gedanken«
»Alfo Sie glauben wirkli, Herr För
fter-— ?«
»Was i glaub oder net glaub, kann
Dir gleich fein, uud das hast Du allein
mit Dir auszmachen.«
Loisl guckte zusammen »Ja, das
hab i,« sagte er, tief Athem holend
»Ich möcht Dich nur aufmerksam ma
chen,« fuhr der Förster fort, »wenn Du
noch was zu ordnen hast, so thue heut,
morgen werdens Dir kaum Zeit dazu
lassen. Du bist Auslönder, also flucht
verdächtig Du thustmir leid, in mei
nen Augen hast Du dem Griesberger
nur das gethan, was er Dir über kurz!
oder lang selber gethan hätt, darumi
urtheil i net so streng; Vielleicht willst!
Abschied nehmen von Jemand-a Jahr
is lang-»T«
»Ja, des will i,« erwiderte Loish
»aber net auf a Jahr, sondern für im
mer.« « ' " —
»Des thät i wieder net, jetzt erst recht
net,« brauste der Förster anf. »J weiß
sa, wo Du Abschied nehmen willst——-des
Madel ist mitschuldig an der ganzen
Gschicht, wie ichs anschau, und soll die
Schuld mit Dir trageu.«
, Loisl wehrte energisch mit der Hand
ab. »Halt, Herr Förfter, da muß i
ernstlich bitten. Sie is net schuldig, ich
allein bin-Y-, weils do einmal rein schauen
in mein Herz, und iallein wills büßen
und tragen, uud damit sie net a glaubt,
wie Sie, Herr Förster, und meint, sie
hätt was zum Gutmachen, net an mir,
daran denkte ja gar net, sondern an dem
Andern, und drüber steinungliicklich wird,
deswegen geh i jetzt und nimm Abschied.
Sonst wäre ja besser, so gehen, s kiim
mir leichter an.«’s « V. » »s«
»So is die Gschicht!« erwiderte, mit
dem Kopf oerstandnisivoll nickend, der
Förster. »Hm. ich hab auch schon so
was gmerkt. Na, probiru kannst Das
ja, aber wenn die Mdrti wirklich auf
eine solche Jdee nur« is, so laßt sie nim«
mer davon ali. Die Frauenzimmer sind
so. ’e Opfern is a großer Reiz fiir sie,
wenigstens a Zeit lang, und die Neu
kam in dein Fall «;spc«it. Sie geht kein
Schritt vom Grieeberger den ganzen
Tag über, pflegt ihn sganz allein-, sa—-—»
ja, seht bist auf der richtigen Fährteu,
und s wär do ihr Unglück, s Herz laßt«
sich net in den Dienst einer eingebildeten
Sühne stellen o. die Weiberleitt! die
Weiberleut!--- Geh, Loish armer Teufel,
Dir spielend bös mit!« .
Er verließ lopiicliiittelud und brnnt
niend das Zimmer. hinter ihm Loisb
Es war schon dunkel, die straße leer,
er brauchte keine unliebsame Begegnung
mebr zu fürchten. Er ging den nächsten
Weg zum Unwesen de2..·Grieyk-erger«
dort allein war Mater zu treffen, dies
letzen Schritt von dem Krankenbetti
rot . ’ ?
Ein hattet Gan J Er schlicljnm den.J
im Schatten der Bkstböuine riihendenj
Hof, durch ein Fenster neben dem Stalls
trömte Licht herauss, einen strahlendeni
Kegel bildend in dein vom feuchten Bo I
den sich hebenden Nebel. ««Vorsich·tigl!
blickte er hinein. Es war eine Enge
Stube, Pferdegefchirre hingen an der-l
Wand, eine blitzende Sense an der Rück-i
wand. Mit einem rothsarrirten Feder I
bett bedeckt, lag der tyrieøberger schlnInJ
mernd da, sein Gesicht, von "der Lampe
Schein-getroffen, zeigte-eine- fieberhafte
Rothe.
Marei war nicht da.
Er starrte regungslos in dieses jetzt
anz veränderte ruhige Anlitz,"ans dem
jede Härte, jeder Trotz gewichen war,
als obs gar nicht mehr der Toni ware.
Er fühlte, wie dicfe Veränderung auf
Marei wirken müsse mit ihre-n leicht
empfänglichen Sinn. Sie würde glan
ben, er sei ein Anderer geworden durch
das Leid, durch den Tod, der ihn schon
gestreift hatte, nnd würde arn Ende kein
Opfer mehr darin sehen, ihm anzugehöi
ren. Und wenn er wieder gesund war,
würde er wieder der wilde rohe Bursche
lein, der sie unglücklich machte.
Sprach das feht Alles die uneigen
nützige Liebe zu dem Mädchen, die Angst,
sie möchte unglücklich werden, oder die
Eifersucht, der Neid, eine ganz schwache
Hoffnung?
Da ging die Thüre auf und Marei
trat ein, mit Linnen auf Eia in einer
SchlifselZ sie war bleich, dunkle Ringe
lagerten um die tief liegenden Augen,
das Haar war un ekiiinmt. Mit einem
schweren Seufzer tellte sie die Schüssel
auf den Tisch nnd trat an das Bett. Als
sie den Kranken schlafend sah, ließ sie
sich matt in den Sessel nebenan fallen.
Ihr Auge blickte ftarr ins Leere, sie kam
Loisl gerade so vor wie damali, als er
sie an dem Unglückatage von der Schneid
and beobachtete; vielleicht dachte sie da
ran, wie glücklich sie hatte werden kön
nen, nnd auch ihm kam wieder dieselbe
sision wie damali, als er der Gewö
gais zusah; aus dem heuhaufen lag
wieder Marei nnd spielte Init einem klei
s
nen Kinde, es zerrte an ihren schtmirzenl
dicken Zooer und wars ihr Heu in da;
Gesicht, nnd das eu dustete so stark
Ei ganz schwa Hossnnng!«sliisterie
Lmsl voi- sieh hin. »Und wäre des a
Verbrechen, muß es net so sein ?«
Da pochte schon sein Finger-, ohne daf
ek es wollte, an der Fensterscheibe
Marei fuhr jäh aus, so sichwach da.
Geräusch. gewesen war, sie hörte es do )
Er rief mit nntekdriiciter Stinu. e
ihren Namen, sie zögerte einen Augen »
blick, blickte auf den Kranken und eilte
dann mit einer sonderbaren Hast zur
Thüre hinan-J.
»Was kannst von mir no wollen ?«
sagte sii n·iehr in schmerzlichem als vor
wurssoollem Tone. i
»Abschied nehmen, sonst nix,« erwider :
te gepreßt LoisL l
»Du-schien- Wohin gehstdenne« Ma- s
rei trat einige Schritte näher, sich mit
dem einen Arm an die Hauswand leh
nend, alk— bedürse sie einer Stütze.
»Jnø Gefängniß« klang dumpf die
Antwort »Und da hätt i Dir, eh i
sort muß, no was zu sagen, Marei-—«
Das Mädchen lehntesich an die Wand,
barg ihr Angesicht in beide Hände und
weinte heftig
»J hab Dir was abzbitten.«
Da blickte sie erstaunt ans· »Du
mir?« l
»J hab Unrecht ghabt, Dich vor dem
da drinn als Mitschnldige znennen, die
Verzweiflung-die Angst-allein zu sein;
mit der Schuld, hat mirs raus preßt,!
aber i bin all.in schuld und i will Nie
mand mit hinein ziehen, am allerwenig
sten Di, Marei.« .
»Recht hast ghabt, Loish ganz Recht,
i bin mitschuldig l« erwiderte leidens( aft.
lich das Mädchen. »Da hilft Alle-Z- nir·
—--und warum willst Du denn mir ein
reden, daß ichs net bin ? Tragtz sich
denn net leichter zu zweit so a Last?
Büßt sichs net leichter zu zweit so a
Schuld «.-«« - —
»Des is ja, was i net t. ill, warum i
kommen bin, des Böißen von Dir.« Er
faßte ihre Hand und drückte sie heftig.
»Du hast nix zbiiszcm weil Du nix ver
brochen hast, es wird Di unglückli. ma
chen zeitlebens! Tausch Di net, s Herz
laßt si nix besehln, des kümmert si um
nix, nni kei Schand, km kei Sünd, nur
um lrie Lieb, von ders voll is und von
ders nimmer laßt, net um die ganze
Welt, net um die ewige Ssligkeit.«
Loisl erbebte, der Sturm der Leiden
schaft ließ ihn alle guten Vorsätze ver
gessen, er umsaßte die Geliebte voll
IsgliihendetiVerlangens-Jud preßte ihr
seuchtes Anliz an seine Brust.
Marei wehrte sich nicht, wie siißer
Schlaf kam es ihr in seinen Armen, in
dem siealles Leid der letzten Stunden
vergaß.
»Komm-Flieh mit mir, heut Nacht no,
über die s erg, in mein Häusl im
Thal!« Flüsterte trunken, sinnlos vor
Wonne We
«' « nrci entwand-« sich seiner Umar
mu . ,,Siehst jetzt, Loisl, warum Du
kommen bist? Nest um ini lWarnen vor
einem nnbedachteti Schritt, vor einer
Buß, die i n ir ainal gstrllt hab, sondern
um ini vozli Neuem ganz verwirrt
zmachein um as Verbrechen sorthetzem
das wir miteinander angfnngcn haben
·dort aus derAliu :--desl)alb bist kommen,
Aber i bleib fest bei meinem Vorsatz,
sonst gelits alliveil mehr abwärts mit
mir, wenn mir a s Herz driiber bricht.
Straf muss sein sür senn Leichtsinn.«
Ihr Gesicht verrietls den alten Trotz.
»Und glaubst denn, daß Du ihm was
Gnts thust, wennst ihn heirathst ohne
Lieb ?« fragte er.
»Für den Toni langts leicht, er ver-«
lange net viel.- Wagf übrig bleibt da
,.drinit,«-«säczireßteJrampshast die Hand
ans die Brust, ,,ghiirt mein, Niemand
hat darnach zsragen.«
»Mein ghiirt6, mein !« bestürmte Loigl
sie don Neuem, »und kei Gieb, kei Herr
gott Mir kann mirs- wieder nehmean
Sie schüttelte sinstei sen Kopf. Da
saßten seine Finger ihre Schultern, ei
drückte seinen Mund ans ihr Ohr, als
dürften selbst die Bäume vor ihm sein
Geheimniß nicht vernehmen, nnd skiister
te: ,,J geh und laß Dir Deinen Willen,
aber i komm wieder, alle Jahr wieder
nnd frag nachdem, was übrig blieben
is, giad mit an Blick, wenn Dus net
tanderp haben willst, nnd wenn i dann
sieh, daß er no da is, niein Schatz, dann
zieh i wieder weiter und will net kla
gen --—« « · '
,,Mareil Jesses, wo bist denn
Marei!«-« tönte der ängstliche Ruf des
erwachten Kranken aus der Stube.
Loigl lachte verzweifelt aus und schlug
sich mit der Faust vor die Stirn. Marei
reichte ihm die Hand. Er zog sie toie
im Zorn an sich nnd küßte sie.
»Komm wieder und fragl« slüsterte
ste, dann entwand sie sich eilig seinen
Armen und floh ins Haus. ;
Loisl bewegte sich nicht von der Stel
le, in dem neblichten Lichthose vor dem
kleinen Fenster schwankte ihr Schatten
hin und her, dann zerfloß er in der Dun-«
elheit, als habe die herbstliche Natur-s
umher ihn in sich ausgesaugt, und in dens
Blättern fiüsterte es smnbethörend:
»Komm wieder und srag.«
6.
»Mit zwoa gsnnde Arm hats ihn net;
mögen, jetzt nimmt sie ihn, da kann mang»
wieder sehn, wo man hinkönnnt mit dem»
Stolz nnd der Leichtsertigkeitl s Gtoissen
hats halt druckt, Lieb wird net viel dir-s
bei sein. Na, vielleicht is er ihr einen-I
mig lieber, jeht is ihr de Derrschast
sicher.« s
Das waren d;e Stichelreden, die ein
halbes Jahr daraus das Grieiber ersche
neuoertnählte Paar begleiteten aus den
Stropnerhos
Der Alte hatte seine Einwilligung zu
der Heirath unter der Bedingung gege
ben, daß der Griesberger fein Anwesen
ver-lasse und auf den Strotznerhos ziehe,
obwohl er dadurch den längst gefürchte
ten Tag seiner Besiyabtretung beschleu
nigte. Dieselbe kam ihm doch leichter
an, als seine Einzige hinabziehen zu seh
en in das verhaßte Thal auf der Sou
ni«:s.x·eite, dann wäre nach seinem Tode
der Ztrotznerhof, an dem er mit Leib
und Seele hing, verloren gewesen. Der
Toni würde ihn einfach verkaufen, und
Mai-ei, an die vortheilhaftere mitth
sclmftliche Bedingung des neuen, ihr an
geheiratheten Anwesens gewöhnt, würde
auch nicht dagegen ankämpfen. Hatte
sich dagegen der Toni einmal oben ein
gewöhnt, so würde er sich auch nach sei
nem Tode den Abzug überlegen, und
vor Allem Marei ihre alte Heimath mit
all ihrem Einfluß festhalten.
Toni, den das überstandene Kranken
lager und der für immer steif gebliebene
rechte Arm seht zahm gemacht hatte, war
willig auf die gestellte Bedingung einge-.
gangen. Die aufopfernde Pflege Ma
reisz hatte in seiner rotfinnlichen, ge
waltthätigen Natur wenigstens vorüber
gehend ein zartered, innigeres Gefühl
wachaerufen, er ware zu Allem bereit
gewesen, um Marei zu gewinnen.
Dieser hingegen schien das Opfer, das
sie gebracht, von Tag zu Tag leichter zu
werden. Ein ganz anderer Mann schien
es zu sein, der Toni, der aus ihren Arm
gestützt zum Fenster wankte, um die
warmen Strahlen der Mittagssonne in
sich aufzusaugen; keine Spur mehr von
dem heraussordernden, verletzenden
Trotze im knochigen Gesicht, das jetzt
von einer krankhaften Zartheit war, nnd
die blauen, sonst so kalten Augen ruhten
jetzt ost voll Dankbarkeit aus ihr; dabei
trng er alle Leiden und, schnierzhasten
Eingrisse des Arztes mit männlicliem
Muth.
Sonderbar, sie mußte unwillkürlich
daran denken, obsichsdie Mischnng, von
der sie einst im Scherz mit Loisl ge
sprechen, nicht jetzrink Toni verwirklicht
habe
Loisl’s Bild erblaßte immer mehr;
erst als drei Monate nach der verhäng
nisivollen That die Nachricht nach dem
Dorfe kam, der Jäger Alois Prentner
sei zu anderthalb Jahren Gefängniß
verurtheilt worden, trat er wieder klar
»vor sie hin nnd weckte von Neuem den
Sturm in ihrem Inneren, welcher sich
iallmälig gelegt. Sie dachte mit scham
»vollem Erröthen seiner Worte beim Ab
ischied: »sich komm wieder und srag«——
» nnd sie hatte ihre Zustimmung gegeben
IWas war das siir eine neue Leichtsertig
ileitt Was sollte er bei ihr mit einer
sFrage wenn sie einmal das Weib Tonis
twar? Wollte sie ihr leichtes Wesen auch
inochin der Ehe fortsetzen, als Frau9
»Bei einem Madel nah n man es ja nicht
so genau, jede machte solche Geschichten,
»die Eines so die Andere so; aber asls
»Mit-»in mitszte das Alles ein Ende ha
ben.
s »Mein Gott, der arme Narr wird
selber nimmer dran denken nach die an
derthalb Jahr,« tröstete sie sich. »Was
sagt man nicht Alles, wenn Einems Herz
bricht vor Weh. Ein Andenken dars
ich ihm ja bewahren, des is nix Unrech
tes, und mehr verlangt er ja auch net. «
S- e betrieb mit Hast die Vorderei
tnnien zur Hochzeit, als ob sie die gun
stige Stimmung, in der sie sich jetzt in
Bezug aus Tvni befand, benutzen wollte
Er trug den Arm in der Schlinge als
»sie mit ihm vor den Altartrat. Inder
»Vesreiung von aller Last der- Vorwürfe,
»die sie immer noch fühlte, so ost sie die
»abgemagerte, lrankiiaste Gestalt Tonis
betrachtete, glaubte sie denbesten Beweis
izu sehen daß sie den einzig richtigen
»Weg eingeschlagen « (
. Der Alte vertrug sich wider Erwarte-i
gut mit seinem Sa,iviegersohne, wozu
de Umstand hauptsächlich beitrug, daß
T i in folge seines gelähniten Armes
döllig arbeitsunfähig war nnd die Füh
rung des Anwesens dem Alten und Ma
rei überlassen mußte. « , .
Die ersten Monate taugte ihm die un
gewohnte sorgsame Pflege, das behagliche
Nichtsthun und das Herumschleudern
aus dem Anwesen ganz vortrefflich, aber
mit seiner zunehmenden Rüstigkeit ver
schwand immer mehr das Behagen nnd
machte bei diesem Arbeitsmenschen einer
lästigen Uebersättiguug Platz; zugleich
trat wieder immer mehr seine ureigene,
durch das Leiden nur zurückgehaltene
Natur in ihr Recht. Schlimme Laune,
die Langeweile machte sich geliend, das
Bewußtsein, aus die Seite gestellt zu
sein, nutzlos abgesiittert zu werden, wäh
rend der Alte, der eigentlich als Aus
trägler hinter den Ofen gehörte, von
sriih bis spat umherhantirte. Das
wurmte, erbitterte den Tom. So woll
te er wenigstens durch Betrittelung der
sremden Arbeit, durch thatenloses Be
seblen und Herrschen seine Stellung als
Herr des Hauses zeigen. Da konnte es
nicht ausbleiben, daß die Reibung mit
dem knorrigen Alten nicht lange auf sich
warten ließ.
»Wer net arbeit, soll auch net be
sehln!« war sein Grundsatz, daran än
derten in seinen Augen die besonderen
Umstände gar nichts·
Auch aus Mai-ei wirkte unwillkürlich
die unthatige Stellung ihres Mannes
nachtheilig, so sehr sie sich auch dagegen
sträubte, sich unzählige Male sagte, das;
sie im Unrecht sei, sie konnte in dem
Manne, der nirgends Hand anlegen
konnte und nur immer mit der Pseise
im Munde wettekte und schalt, nicht den
Herrn des Hofes erblicken. Jhr gesun
der, von Kindheit aus gebildeter Ar
beitsgeist sträubte sich dagegen, und ganz
allmälig, unmerklich, wie sein zuständ
tes Gist drang in ihr Herz eine gewisse
Geringschätzung des zum Arbeiten un
fähigen Mannes, und sie nahm infolge
dieses innerlichen Vorganges in Streit
fällen Partei für den Vater. Dann
wies Toni, aufs Aeußerfte gereizt, auf
seinen verstiimmelten Arm, und es fie
len Worte, wie: »Dir hab i den zu
danken !« oder: »Hätt i nur meine zwei
gsunden Arm, nachher wollt ichs euch
lehren !«
Das ging Marei durch und durch.
Hatte sie noch nicht genug gesiihn2, soll-»
ten die Vorwürfe nimmer enden? Sie
fühlte sich rein in dem Bewußtsein, ihr!
Möglichftes gethan zu haben, und warf(
dann trotzig die Stirne auf gegen diesel
Kränkungen und Drohungen. Vorersti
endeten solche Auftritte mit einem plötz
lichen versöhnlichen Nachgeben ihrerseits,
dem Toni sich auch nicht entziehen konn
te.« Doch wurde ihm diese traurige
Rolle immer mehr verhaßt, er ärgerte
sich ordentlich, daß der Hof gedieh, ohne
daß er eine Hand rührte. Konnte er
denn nicht auf irgend eine Weise mithel
sen? Mit dem Handel war ja auch et
was zu verdienen, und dazu thats ein
Arm auch. Das schien ihm ein vortreff
licher Gedanke
Er ließ sich wieder im Dorfe unten
sehen in den Wirthshäusern bei seinen
alten Kameraden und wurde mit Jubel
begrüßt. Man glaubte ja schon, er ha
be den Haß des Strotznerbauern gegen
die Gemeinde mit dem Hof übernom
men.
Wie dumm er war, sich oben zu lang
weilen, den Leuten tm Wege herumzu
ftehen, während er hier lustige Gesell
fchaft fand! Ja, wenn er was zu ver
säumen gehabt hätte, aber so—-ini Ge
Jgentheil, er machte Bekanntschaft mit!
Iden Händlern, lernte ihre Kniffe undf
iüberzeugte sich selbst, wie den Leuten
das Geld nur so in die Taschen fiel (
Er fehlte jetzt auf keinem Viehmarkt,
kannte jedes Stück in den Ställen der«
Bauern, ihre Bedürfnisse und Näthen
Sein erftesGeschäft war ein glänzendes,
er verdiente hundert Mark an einem
Stück Vieh, die Hälfte davon wurde al
lerdings vertrunken am selben Abend
mit dem geprellten Känfer, aber das
machte nichts, das thut man ja nicht
jedesmal s
Mit gehobenein Selbstbewußtsein er
zählte er daheim feinen ersten Erfolg.
Der Alte war sichtlich nicht erfreut, er
ärgerte sich wohl, dafz jetzt der Toni auch
zns Geltung kam; auch Marei meinte,
das Leben, welches mit solchem Handel
verbunden sei, tange fiir ihn gewiß nicht,
dem der Arzt streng alles Trinken vers
boten habe wegen seiner verletzten
Lunge.
Doch Toni lachte dazn,er fiihlte sich
jetzt wieder wohl und frei auf der Brust.
Schließlich hatten der Alte und Marei
auch nichts dagegen, wenigstens hatten
jetzt die Tieuftleute Ruhe vor ihm, und
die Arbeit Jus dem Hofe ging ruhig von
statten·
Toui war jetzt nur noch selten zu Hau
se, er hatte sich ganz ans den Viehhandel
verlegt, da wird das Wirthshausfihen
und Kneipen zum Geschäft, auch einein
Spielchen darf man nicht ausweichen,
und wenn man einmal die Aufregung
des vom Gliick und Zufall abhängigen
Handels gewohnt ist, paßt es einem
ganz gut. . -
Es war bald nichts Ungewöhnlirhes
mehr, daß er spät Nachts stark ausgetrun
ken nach Hause kam. Hatte er gewon
nen, so warf er protzig das Geld vor
Marei hin, war bester Laune nnd voll
zudringlicher Zärtlichkeit, hatte er ver
loren, war er streitsiichtig, geladen mit
Vorwiirfen, ein wahrer Unhold.
Marei waren beide Zustände gleich
verhaßt. Sie machte sich Vorwürfe,
ihn durch ihre falsche Behandlungsweife
auf diesen Weg gedrängt zu haben, bat
ihn flehentlich, umzukehren, sie wolle ihm
gerne die volle Herrschaft überlassen
Doch davon wollte er jeht nichts mehr
wissen. Dieses lärmende, großfpreches
rifche; abwechslungsvolle Leben gefiel
ihm vortrefflich. Sein einst so wohlge
bildeter, muskuläser Körper schwoll
ljetzt uuförmlich an in kraftloser Fülle,
sein aufgedunsenes Gesicht bedeckte eine
fnnreine Rothe, wie sie mäßige Schlem
i merei verleiht -
) Marei erfaßte oft ein unuberwindliq
cher Ekel beim Anblick ihres Mannes,
und in demselben Augenblick trat stets
Loisl s Bild vor ihre Seele, dann blieb
sie oft eine Woche auf oer Aharnalm
Aber das war erst recht der günstigste
Platz für alte liebe Erinnerungen. (
Zwei Jahre waren schon vergangen, i
ein halbes Jahr mußte er schon aus!
dem Gefängniß entlassen sein, er wari
wohl heim nach Tirol gegangen Dort
würde er ein Weib nehmen nnd die Ma
rei vergessen. Und das gehörte sich auch
so bWar sie doch jetzt eines Anderen
Wei
»Jesses, wenn er köni, wie er gsagt
hat, jetzt käm-- ich thiit in Boden sinken
vor Scham und Schand, wenn er den
Toni säh!« So dachte Mai-ei unzählige
Male am stillen Abend aus der Ahorn
alm vor dem plätschernden Brunnen nnd
blickte hinaus, wo er immer herkam, sie
zu besuchen. Und wenn ein Stein ab
ging, suhr sie aus, und ein heißer Strom
stieg ihr hinauf zum Herzen; dann
schalt sie sich wieder eine schlechte Dirne
ohne Treu und Glauben. Als Frau so
was zu denken! Aber dann sah sie wie
der den Toui vor iich mit seinem ausge
dnnsenen sinnigen Gesicht, im Dunst der
Kneipe unter seinen unsläthigen Kum
panen, und sie wars sich aus ihr Stroh
lager und weinte und schlnchzte, bis
Ermattung ihr Schlummer brachte.
Wieder fielen die Blätter, schrieen die
Hirsche un Bergwald, Marei trieb ab
von der Alm mit schwerem Herzen. Da
oben war ihr noch leichter in der frischen
freien Natur, bei ihrem lieben Vieh, aber
wenn der Schnee den Strotznerhos be
lagerte acht Monate lang, da fühlte sie
erst recht das Alleinsein.
Gerade heute waren die zwei Jahre
voll, seit der Loisl Abschied genommen
hatte, sie mußte immer daran denken,
während sie hinter dem mit Bändern
und Tannenreiö geschmücktem Vieh die
Bergstraße herabschritt; und das sonore
Jneinanderklingen der schweren Glocken
tönte wie Grabgeläute einer gestorbenen
Hoffnung
Vor der Post im Dorfe machte sie
Halt und nahm nach alter Sitte mit der
Dirne, welche sie begleitete, einen Will
koinmstrunk. Da trat ihr Mann he
raus, weingeröthet, zwei Händler mit
dicken goldenen Uhrketten auf den
schmutzigen Westen begleiteten ihn, lar
inend, lachend, ihm vertraulich auf die
Schulter schlagend. Er beachtete Ma
rei gar nicht, trat mit den Gefährten un
ter das blöckende, um den gefüllten Brun
nen versammelte Vieh und pries mit
lallender Stimme die Vorzüge seines
Besitzes-.
Eine prächtige Kuh mit ihrem Kalb,
der Liebling Mareis, stach den Händlern
in die Augen. Toni freute sich, vor
Marei sein Geschick zu zeigen. Ein leb
hafteg Feilschen begann, die Händler
schlugen sich auf die Geldgurte, machten
das Vieh schlecht, boten einen jämmer
lichen Preis, gaben den Handel aus,
sich ausdem Absatz umdrehend, kamen
nieder-, ließen Wein kommen und schüt
telten sich die Hände priesen die Schlau
heit Tonis, ihm sei Keiner über in dem
Geschäft, bis zuletzt Toni geradeim Be
griff war, in seiner lustigen Laune zuzu
schlagen-- da trat Marei dazwischen,
die dass ganze Treiben mit heftigem Un
mnth mit angesehen hatte.
»F denk, da sollt ia dabei sein, i habs
das Viech großzogen, net Du. und i laß
mirs net von dem nächsten besten Deiner»
Kneipbrüder wegsühren. « i
Toni lachte hell auf, uni seinen Aerger;
zu verbergen. »No, das wär no schö- ’
ner, wenn i erst Di iini Erlaubniß fra
gen müßt! Den Kopf mußt mir doch
noch lassen und mit dein Arm Dich zsrie
den geben ——Abgeinacht, Leut, jetzt erst
recht, vierhundert Mark-—uiids Stückl
ghürt euch sammt dein Kalb «
Er risz die Kuh an den Hörnern her
nm und führte sie den Händlerii zu, wel
che ihre Stricke lösten, niii sie ihr aan
legen.
(Fortsetziing folgt. )
Herr Nigerl und die Influenza.
Wiinir Faniiliensieiie.
Das iüclische Gespenst der Krankheit,
welEhes aiis grauen Nebelschwingen durch
iiinsere sptadt zieht drang dieser Tage
!«auch in die Behaiisnng des Herrn von
Nigerl ein, iiin zunächst dessen dienstba
ien Geist, dessen sonst so riegelsameSali,
zii befallen.
»Du, Alter,« meldete Frau Nigerl
) beim Mittagessen ihrem Eheheirn, ,,deiil’
Dir nur, unser Sali hat die Jnsliienza
iiriegt Sie klagt iiber Kopfweh und a
sgrausliche Huasten; schneiizn niuosi sie
’·si’ a in aner Tour. Wann uns das
iMadl nur net ins Bett kommt, i wußt
net, was i anfangen thät «
! ,,.(h was, « belehrte der auch in medi
ziiiiscl en Angelegenheiten gerne als Au
toriiät geliende Hausoater die besorgte
Gattin, »es wird so arg net sein. A
Sirauchen hat der Trantsch, a ganz a
oidiiiäre Stranchen. Aber natürli’,
l)eiitigstags, wo sogar die Dieiistbot’n
vor laiiter Nobelthuerei net wissen, wo
ein, wo aus, inuaß dös glei’ die Jn
sliieiiza sein. Sie soll si’ über Nacht
warme Köcherl aus d-«Nas’n leg’n und
nioring ioi"·rd’s schon wider guat sein«
Lass’ m’r’g aber ja net in’s Zimmer eina,
dös gingat mir no’ ab, daß i so a Dienst-.
bot’iistrauchen lriagetl So was is erb
lich als wia!«
Trotzdem dieses Verbot piinktlichst be-«
folgt tonrde, erwachte Herr Nigerl am
andern Morgen mit allen Anzeichen des
lästigen Uiitvohlseiiisks, toelchem er die in
der medizinischen Wissenschaft noch wenig
gebranchliche Bezeichnung »Dienstbot’n
strauchen« hatte. Als er das Bett trotz
starker Kopfschmerzen verlassen wollte,
iiberkain ihn ein nicht endentvollendes
Nieseu, so daß er schließlich das Haupt
in den Polstetn vergrub und mit den
Beinen toiithend den Sessel neben dem
dem Bette numars. So sand ihn die be
sorgte Gattin und begann sosort, da sie
seine Krankheitssurcht kannte, mit lin
dem Zuspruch.
»Na, mach’ Dir nix d’raus, Alter,
hast hala bisserl a Strauchen; i wir’s
schon a lriag’n, die Sali hat nnser’s
Allen z’Hans g’schleppt. Das kommt
davon, weil die Trampeln allatoeil alser
halbnackter einkans’n geugen nnd unter’n
Hansthor nachher no’ a halbe Stuud iu
Zug traschen miiass’u. Soll i Dir an
warmen Wein mach’n oder a Bier
supp’n?«
Der Patient strampelte, ohne sich zu
erheben, mit den dicken Beinen eine Ge
berde des Abscheu’s. Nach einer Weile
verzweislungvollen Hinbrütens, setzte er
sich aus und sagte dnms:
»Resi. . . .Dös is ka Strauchen. . ..
D ö s is die Jnsluenza. . . .dös is sie. ..
toann’s mir nur net so geht, wia dem
Fürschten Woronzoss . . . . . .«
«Wia lummst denn aus den Für-schien
Wauzoss? Wer is denn dös?« sragte
Frau Nigerl etwas befremdet.
»Mein Gott, mit Eng Frauenzim
mernl Des lest’s halt ka Zeitung net.
Der Fürscht Woronzoss in Peters
burg ha« a so start kriegt die Influen
za. . . .«
»Ja, aber was geht denn Di’ der
Fürselpt Woronzoss au? Du bist ja der
Ni erl« Vielleicht krieg’n’s die Fii
tengüberhaupt stärker und in Mög-;
is ’s ja kalt gnua dazua.«
»J« maß selber net, wauni mir g’rad’
der Fürfcht W zoss eing’fall’n is; i
siech·n aber sei »-«;-,r Fruah immer vor
mir. · . . an klebern alt’n Herrn mit aner
Pelzhau’n, wia er mit der Jnfluenza
iin Bett liegt und ansfchaut ivia in Tod
sein Spion . . . .Mir scheint, i phantasir’·
Resi, i g«spür’s Fiaber. . . .mein Gott«
mein Gott, was mir a Rausch liaber wår’
wia a Fiaber!«
«Gel)’, red’ net so daher, fürcht’ft Di,
net der Sünden? Scham’ Vi’, wegfn
a bisserl Strauchen bist glei’ so z’satnm
teuicht. Wart, i schmier D’r die Naf’n
mit Jnslich ein und gib D’r a Seuf
teigerl ins G’iiack, das ziagt die ganze
Krankheit aussa.«
»Na ja,weg’n meiner; aber z’erscht
thua in’r in Pulst iühl’n, ob i ka Fiaber
net hab’· . . .i muaß alleweil no’ an den
Fürschten Woronzoff mit der Pudel
’haub’n denk’n und wann i d’ Aug’n
zuaniach, so is mir, alsZ thät er mir mit
der Hand wink’n und auf Russiich sag’n:
,,Serwus Nigerl, ahan, hat«-Z ana a
dagleugt die Jnfluenza, Sö alter Erb
feind, Sö wainpeter, na warten S’
nur!«. . . .
»Das lunnnt Alles von dem dummen
Zeitungslesen und weil jeder Kletz’n in
dö Blatteln eingsetzt wird. J waß net,
von mir aus knnnt der Fürscht Pamsti
die englische Krankheit kriag’n, i thät
nii net derkreuzigen deßtwegen. Gib d’ d’
Hand h.r hiazt, i wir Dir den Pulst
zähl’n, nachher wirst glei’ seg’n, daß D’
ka Fiaber net hast.
Frau Nigerl tastet am Handgelenl
herum und zählt, da sie den Puls nicht
zu finden vermag, auf gut Glück recht
langsam: Eins -— zwei —- drei —
vier. . ..
»Aber, Alte, da is ja ka Pulst net, da
kunntest ja g’rad so guat mei’ klane
Zehen in d’ Hand nehmen! Weiter
unten geg’n d’ Finger zua. . . .naan,
weiter rechts. . . .so hiazt. . · .Halt, fag’
i. . . .Jesias, hiazt is s’ wieder wegn
g’rutscht! Hörst, zu aner Spitalschwe
ster tangest Du net, dös steht !«
»Dasür taugest Du desto besser zu ein’
Spitalbrnader,«giebt auf diese kränkende
Bemerkung Frau Nigerl ein wenig ärger
lich zurück.
»Was? Schimpr thuast mi a no’,
mi, der ia a armer, kranker Mensch bin?
Ah, das sriß i gern, da siecht ma’s, was
Du für an grauslichen Charakter hast.
Dir wars wahrscheinli a-llesans, wann
i gar san Pulst mehr hätt’. . . .« «
»Aber Nigerl. . · .«
»Sei stad, Du falsche Person, dö’s
über-s Herz bringt, Jhr’n eigenen Mann,
der de Jnflnenzo hat, wo ma’ nia wis
sen kann, was für a schiaehe Wendung
dö Krankheit nimmt, und wo i a hilflose
iKreatur bin, an Spitalbojazza z"nen
nen. . . .«
»Thn.a net liiag’n, Nigerl, i hab’
Spitalbruader g’sagt, weil’s alle
Krankheiten einbild·st nnd kane hast. . ·«
; »Ah freili, was denn! Dir wär’s
f alsdann liaber, wann i alle Krankheiten
) rkli’ hätt’! Na, es wird ja immer
fschönersl Js nur guat, daß ma’ bei so
»aner G’legenheit seine Leut’ kennen
jlernt Es is ka’ G’siil)l mehr in der
»Welt, ka7»G’fiil)l, i sag«s ja alleweil. ..
Jessas wia’s hiazt von Toletzen anfangt
iu mein Kopf nnd der FürschtWoronzoff
wagelt a wieder init der Pudelhaub’n .
i kriag zu der Jnfluenza no’s hitzige
Fiaber vor lauter Giften.«
» Die gute Frau legt in ängstlicher und
versöhnlicher Wortlosigkeit ihre Hand
ans Nigerl’s zornrothe Stirn, bis er sich
nach einigen trotzigen Bewegungen
beruhigt und nach einer Weile mit
versehnupfteni Schnurren einfchlnmmert.
« Als er erwacht, begegnen seine
Augen dein liebevollen Blicke der Frau
Resi. ·
»Na,i«5 D’r schon besser, Du Wild
ling, Du?«
»Ja, ein bisserl,« haucht Nigerl mit
gut gespielter Schwäche
»Als-dann, so wir’ i Dir hiazt ein’
warmen Wein bringen«
,,Ml,1i1.« -
Frau Nigerl wendet sich zum Gehen.
Unter der Thüre vernimmt sie jedoch
vom Schmerzenslagcr Nigerl’s her ihren
Namen·
»Willst was, Nigerl?
»Ja, Resi.«
. »Was denn «.-’«
s »Du, Resi. . . ·tneinst net, daß mir. .
a kalte r Wein vielleicht zuträglicher
«wär’? Waßt, es is weg’n dem Fieber.
Nur nix Hitzetides, sunst bring’ i den
sFiirschten Woronzoss gar net auö’n
Sinu.«
»Bist a rechter Sausbruader!«
»Schau, thuast mi’ schon wieder bo
leidinga?. . . .«
Auch eine Axt-Breite Der klei
ne Fritz in Berlin kommt aus der Schule
nach Hause und hat wieder einmal das
Schreibhest voller Tintenflecke. Der
Vater hält strenges Gericht, doch das
s Söhnlein bringt eine glaubwürdige
! Vertheidigung vor. »Papa, ruft cr,
»diesntal bin ich ganz unschuldig! Neben
mir sitzt ein kleiner Neger aus Kamermn
i Denle Dir, dem hat heute die Nase ge
blutet!«
Ein F ii r st ging mit einigen Kam
merherreu im Schloßgarten spazieren
. und stieß auf seinen Hosnarren, der eben
kSatnen in neugegrabenes Land streute.
IEr sragte ihn, was er da stie? »Ich
iäe Narren !« antwortete er.—-»Warunt
nicht lieber kluge Leute?« stagtedet
Fürst. —- »Die trügt das hiesige Land
nicht,« verseyte der »Schau.