Schnlunterrteht sit hervorragender Sthulntann ver gleicht deutsche und amerika nische Schulen. Vor-use dei- deutsehen Unterrichtsm sens über das ameri lanisihe. Die Mängel unseres Systems in unseren Institutionen be ariiudetå Der Chef des Ver. Staaten Biireaud für Erziehuugswesem Dr. William T Parriz hat soeben einen Bericht veröf entlicht, der eine Fülle interessanten Materials enthält. Herr Harrie, der als Autorität in allen das Schulsach be treffenden Angelegenheiten gilt, hat au genscheinlich außerordentliche Mühe und Sorgfalt darauf verwendet, werthvolle Urtheile von Sachverständigen über ame rilanische und europäische Unterrichtsm thoden zu sammeln Diese sowohl, wiel die aus Grund derselben angestellten Vergleiche zwischen den verschiedenen Systemen sind größtentheils von so ho heut Interesse-, daß eine gedrängte Wie dergabe der benierlengioerthesten Ab schnitte den Lesern willkommen sein dürfte. Die politische Gliedern-ca Deutschlands hat dazu geführt, daß die Leitung des Schulwesens eine ziemlich verwickelte ist, daß jeder Staat sein eigenes System verfolgt und Einheitlichkeit nur in den Volksschuleu vertreten ist, und auch dort nicht in dem wiinschenswerthen Grade. Eine Folge dieser Verhältnisse ist es, daß es für den Auslander ungemein schwer ist, sich ein richtiges Urtheil zu bilden, weil so viele verschiedene Arten von Schulen eriftiren, die zu llassifiziren äußerst schwierig ist. Die Deutschen sind der Ansicht, daß gründliche Disciplin des Körpers und es Geistes nöthig find, um die besten Erziehiiitgs-Resiiltate zu erreichen. Sie legen daher den Schwerpunkt auf folgen-« de Punkte: Beriictsichtigung der religiö sen Denkungsweise .sler Schüler, Reli gionsunterricht als Basis des ganzen Unterricht-I nnd di-: halb Hauptsach in der Eleinentarichule; Schulzwang; zweifellose Dichtigkeit aller Lehrer in privaten wie in öffentlichen Schulen; Turnunterricht von höchster Wichtigkeit Die Folge dieser Principien ist, daß die Schüler nicht nur unterrichtet, sondern erzogen werden, und zwar unter den günstigsten Verhältnissen; weder durch religiöse noch lakale Sonderbestrebungen wird das Erziehungswerk gehemmt. In allen Schulen wird besonders da rauf geachtet, dass durch religiöse Unter schiede leine Reibeieien entstehen. Man folgt denitslrundiaty dafz der Anders denlende nicht nur geduldet, sondern seine ileberzeiignng respektirt werden muß. Hier-zeigt sich der Werth fahiger Lehrer, die selbst vorzüglich disciplinirt, im Stande sind, ans ihre Schiilerin glei cher Weise einzuwirken. Jhre gründliche Ausbildung befähigt sie nicht nur, die Unterrichtsgegenstande zu beherrschen und den Schülern zu lehren, sondern die Letzteren zum Erlassen und Verstehen des Gelernten zu veranlassen. Turnunterricht wird in jeder Weise gefördert. Man hat erkannt. daß ohne Stählung des Körpers die schwierigen Prüfungen nicht durchsiihrbar sein wüt den, selbst in Deutschland’s gesundem Minia, wie ja auch trotz aller Bemühun gen in dieser Richtung die Folgen der eistigen lieberanftrengung noch immer ilühlbar sind. Die Regulationen betreffs Qualifika tion der Lehrer werden sehr streng durch geführt Schüler fungiren niemals als Hiiisslehrer. Jn den preußischen Se minaranstalten müssen die eintretenden Zöglinge mindestens 16 Jahre alt sein und dürfen nicht unterrichten, ehe sie das 19 Lebensjahr erreicht und ein Examen bestanden haben. Die Zahl der weiblichen Lehrlritfte ist bedeutend gerin-« ger, als die der männlichen. Wenn man den Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Schulen präeisiren will, so muß inan das Tem perament nnd die politischen Institutio nen der beiden Völker in Betracht ziehen Der deutsche Knabe ist ruhig-erscheint dem Amerilaner mitunter sogar dumm ——er ist durch die Gebrauche und Gesetz e seines Vaterlande-«- an piinltlichen Ge-j horsam gewohnt ur oentnhe smave hat daher grusxere Buchergelehrsamteit und ist in hoher-u Grade im Stande, seine Gedanken »Fusannnenzuhatten; als der amerikanische Knabe gleichen Alter-L Aus diese-n Grunde braucht der deutsche Lehrer nicht so viel Mühe nnd Zeit da-» rnus zu verwenden, seine Schüler inf Ordnung zu halten,- wie sein anterikaniss scher College, und während er nicht im-. mer so brillant ist, wie unsere besteni Lehrer-, so ist er dafür breiterundgritnds sicher Die deutschen Schulen unterscheiden sich von den amerikanischen mehr in Be zug aus ihren Lehrplan, als irgend einen anderen Punkt. Deutschland legt großen Werth darauf, daß die Schulen nicht allein von fähigen Lehrern gelei tet, sondern daß diese Lehrer auch von ebenso tüchtigen Autoritäten im Erzie hung-wesen unterstünt nnd til-erwacht wer . Die deutsche Schale ist voll ständig srei von Politik. Die Leh rer werde-i mit prefer Sorgfalt ausgo wühlt; sie sind Staatsbeamte und erhal ten Pension, wenn sie in den Ruhestand treten. Hier in Amerika existärt kein System irgend welcher Art, Cvmites er scheinen auf der Bildfläsæe und ver schwinden wieder, und da elbe ist der Fall mit den von ihnen erwählten Beam teu. Die natürliche Folge ist, daß, ob gleich in unseren wirklich guten Schulen ebenso gute Lehrer thätig sind wie in Deutschland, nirgends dieselbe Sorg salt und Mühe darauf verwandt wird, den Lehrplau dein geisti en und körper lichen Wachsthum des Zindes anzupas es- die nöthigen Lehrmittel für das Schulzimmer zu beschaffen und eine ein heitliche Entwicklung des Kindes herbei zuführen. Es ist möglich, daß für diese Mängel unserer Schulen eine Entschul digung vorhanden ist-aber den Grund des Vorhandensein-J der Mängel müssen wir in unseren demokratischen Institu tionen suchen. Das künstliche M Es hat hier, schreibt ein wahrschein: lich auch nicht erst gestern aus dem Ei gekrochener Eorrespondent aus New York, in den letzten Tagen eine ziemliche Sensation gegeben, und der Grund da von war das künstliche Ei. Ein Individuum, welches behauptete, den Proceß, es anzufertigen, erfunden zu haben - »patentirt und Nachahmung verboten-, hat hier Proben nicht nur gezeigt, sondern auch in der Stadt herum verschentt Etliche Dutzend wurden in hiesigen Clubs zubereitet, gesotten, als Spiegel-· eier, als Riihrei, Zol - Eier und »Ver lorene« Eier, dito zu Eierpunsch ver wendet und servirt, nnd siehe da, der allgemeine Wahrspruch der doch sicher competentenzeinschnierkerwar, daß es un-l möglich sei, sie von Natur Eiern zu uni terscheiden I Im Ueufzeren feyen ne genau fo aus« wie frisch vom Hahn Bricht man die Schale des rohen Eis-, so flappt der Jn halt in’s Glas so natürlich wie möglich, das Gelbe und Weiße ungemischt. Man hat behauptet, daß das künstliche Ei nie zum Fluchen ,.geschlagen« werden kann, aber diefe Eier schlugen fich snperb. Chemisch, sagt der Erfinder, seien seine Eier eine vollkommene Wiedergabe des Niitiirprodukts. Maigsniehl liefere den »Grundtext«. Das Weiße sei na türlich reiner Eiweißstoff (Albumen), während das Gelbe eine locnplizirtkre Mischung von Eitveis nnd verschiedenen andern Grundstoffen fei. - Auf der Jn nenfliiche der Schale ist eine Fütterung mit Etwas, was fich wie das zarte von der Henne gebildete »mollige« Membran ansieht, während die Schale selbst laut Angabe in zwei Hälften angefertigt wird, die so kunstvoll ltzusantnieugeklebt werden, dasz Niemand die Verbindunggränder mehr zu erkennen vermag. Mit ganz iiberfliissiger Genauigk it ist sogar der Keim des Ouhnes wiedergegeben. Die Eier haben, wie die Hühner, ver schiedene Formen und Farbentöne. Man kann also, wenn sie ’mal in den Markt kommen, künstliche Eier von Jung- und Aithennen, Zhanghai·s und Bantanth und runde Perlhuhn-Eicr kaufen. Aber das allergrößte der Wunder— sie können zu l» Eentö das Dutzend verkauft wer den, und werden nie faul. An Zucker-! bäcler und Andern, welche Eier in großen Mengen brauchen, wird das Weiße und Gelbe getrenntiu herntetifch verschlossenen Kruge-n verlauft. Oanghiilter können sie natürlich ebenso beziehen· » Man hat nun wohl geglaubt und geis sagt, der Erfinder habe vielleicht, um sei-! nein Fabrikat Vertrauen zu verschaffen, natürliche-Eier als Proben vertheilt. Aber das ist nicht der Fall und kann schlagend widerlegt werden, da die tiinftlichen Eier doch an mehreren Eigenthümlichkeiten kenntlich sind. So ist das häutchenähw liche Schalensntter offenbar ein seiden artiges Gewebe, dessen Faden das Ver größerungsglas zeigt. Die Schale wird zuerst in zwei Hälftenaus einer Kalkrom position gefertigt, mit der Futterhaut austapeziert, gefüllt nnd zusammenge fügt. Selbstverständlich hat sich der Ersin der, da seine Leistung doch ,i,u wunder bar ist, uni nicht auf Zweifelsniht und Unglauben zu stoßen, nach absolut zit verliiisigen Geivahrcsleiiten iiiiifeheu müssen und dabei das Richtige getroffen, indem er sich an Standespersonen ge wandt, bereit Wort anei) in der plebe jisch auggearteten Welt noch immer mehr gilt, alsz das dec- gemeinen Manne-T Er zeigt ein Atteft vor, untersiegelt und unterzeichnet von den Herren Chevalier von Lugenbiel,Grafen von Munipih und Baron von Münchhausen Der Former aber passe schon jetzt wohl auf. An seine Butter sind sie ihm mit der Ochsen- und Schtveineschniiere gegangen, und fehl wollen sie ihm an seine Eier. Er stelle schleunigst neben die Forderung für das AntiOleoniar garinGefeh diejenige für eine Achter tliirnng gegen das Kunst-Ei, denn für zehn Cent legt ihm die beste Henne kein Dupend Eier. Für ihn ist tein Basi gdlenlsi gefährlicher als dieses Kunst i Auch ist die Weltausftellung bedroht. Denn was will fie, wenn diese Kunfteier dort zu Markt gebracht werden, noch für fanneluchen aus ihren Tolumbus-Eiern ackenPl sieee ueussekanisoe case-must Wie in einer Wüste plöylich eine Oase entfte n kann, fo ist in Brazoria Tounty un fü östlichen Texas, an der Mündung des Vta its-Flusses, in der w iten Prat rie, neel sich am anzen Golf von Mekiiv dahinziehh m t Einem Male der Belaeco mit einer Tiefe von M Ins esse-Ideen und was vor noch einem Jahre ode Prairie war, ist iene Stadt mit Werstem Lager-,· Ge schäfte-, stattlichen Lohn-Masern und Hotels geworden. Die Privatgesell schast, »Ihr Brazo Rioer Channel cke Dock Companh« zu Velasco, hat es sich zwei Millionen Dollars kosten lassen, um aus einer Tiefe von drei Fuß Was ser aus der Saudbank mittels des Baues der »Jetties« achtzehn Fuß zu schaffen, und noch dazn an einer Stelle, wo die besten Ingenieure der Bei-. Staaten es als eine Unmöglichkeit erklärten, tiefes Wasser zu schaffen. Die Gesellschaft hat bereit-J über eine halbe Million Dollars werth Baustellen und Stadtland verkauft, und überall hört man die Säge und den Hammer des Vatihandwerkes. Vergleicht man dte blühende ältere und große Stadt Galveston, das Ein gangsthor zum Staate Texas, mit der jungen Riesin Vetasco, so muß man wohl zu dem Schlusse gelangen, daß die Letztere natürliche Vortheile besitzt, wel che Galvestou uie erlangen kann. Es herrscht kein Zweifel, daß Galveston mit der Bewilligung Uncle Sam’s von sechs Millionen Dollars in fünf oder sechs Jahren tiefes Wasser erlangen muß. Allein Velasco besitzt dies bereits. Galvestou ist auf einer Jnsel gelegen und muß zwei Eisenbahnbrücken, jede von zwei Meilen Länge, vom Festlande über die Bai mit einem jährlichen Ko stenauswaude von 5(),00() bis 60,000j Dollarss unterhalten, ohne das Monopol; der WerstiConipagnien in Anschlag zu» bringen. Solche Ausgaben miisseu na-’ tiirlich auf den Handel geschlagen wer den, während Velaesco auf dem Festlan de gelegen ist und nicht solche Ausgaben zu tragen hat. Galveston besitzt kein Brunnenwasser, obgleich solches durch artesische Brunnen mit der Zeit erlangt werden kann, aber Velasco hat bereits gutes Brunnen wasser. Die Insel Galveston besitzt keine Landwirthschaft, und solche Produkte vertheuern das Leben des Arbeiters un gemein, während Velasco von dem fruchtbarsten Lande umgeben ist, nnd das County eine Farmerbevölkerung von 1i;,()0() Menschen zählt. Galveston liegt auf einer Sandinsel, welche den Stürmen und Fluthwellea des Golfs ausgesetzt ist; und wenn es auch so sicher vor gänzlicher Ueberschwemmnug sein mag, wie die ColoradoHiigel bei Ausnu, so giebt es doch viele Menschen, die einigen Zweifel darüber hegen. Velasco dagegen liegt von der unmittel barezs Golftüste entfernt und ist gegen solche Zufälle geschützt. Wir glauben nun dessenungeachtet, daß Galveston mit seiner regen, thätigen nnd reichen Einwohnerschaft eine große Zukunft besitzt, sobald es tiefes Wasser erhalt; denn Vieles, was Mutter Erde der wunderbaren Stadt Velaizco verlie hen hat, läßt sich durch den ungeheuern Reichthum dar Stadt Galveston wohl schaffen und bewirken, aber es bedarf immerhin der Zeit, und in dieser ist Vetasco vor. Dennoch braucht die Ein wohnerschaft Galveston’s um die Exi stenz der Stadt nicht zu fürchten; denn das wunderbare Aufblühen des ganzen Staates Texas, sowie die crigenschaft als Ausgangspunkt des ganzen Westens von Nord-Amerika nach der See kann nicht nur zwei Seehäsen am Golf zur Blüthe bringen, sondern es können sich dann noch mindestens zwei Seehäfeu mehr am Golf zu Handel, Wandel und Wohlstand emporschwingen. Ein Brieftvechsel swttchen Fürst u. cost-redistr Am l:3. Juli 1595 schrieb Herzog Friedrich von Wiirtteinberg an seinen Hostirediger Dr. Andreas Osiander, »Ich hab unhn Mhir iiber die 26 Jahr Allhier Hossprediger gehörtt (und schier jetzigen Hofspredigers Alters) Aber nie so uuhosfliche nnd hochtrabende Als jetzo Ein Jahr Reiner ( -—eiu Jahr herein, seit einem Jahres. Da doch die lHof prediger Etwas hissslicher nnd bescheidte ner sein sollten, Als die Gemeine Dorff psasfen, dann da nian sie under denselben suchen sollte, welch vil psund wache und nuschlicht draus gehen wurden Friedrich« »Am l-t. Juli 15l)5, also lag-Z daraus, gab der Hosprediger die Antwort. Sie ist etwas augfiihrlicher atthesallen, als des Herzog-s Brieslein, weswegen wir sie nur in den Haupt stellen wörtlich hersehen Zunächst ist aus der Antwort zu ersehen, daß dein Hosprediger das Brieslein am Sonntag ,,gar spät« noch iiberbracht wurde, wo raus zu schließen, dasz der Herzog den Aerger, den er von der Vorniittagspre digt gehabt, nicht niit zu Bett nehmen, sondern vor Schlafengehen noch an sei uen Mann heimgehen wollte. Der Hof« predigt-r nun »belennt geru, dasz ei- sich utn höflichst Predigen nicht viel ver stehe, sich auch großer sinnst und Elo aneny nie berühmt« habe. Zur Hos Predieatur habe er sich nicht gemeldet sondern sei »ohn all sein oder der seini gen Prospicieren« wider seinen Wi len dazu gemacht worden. Er habe deshalb die »trojtliche Bedenlhnng, daß er sich nicht selbst eingetrungen«. »Ich waiß aber auch das wol«, fährt der tuuthigc Hosprediger fort, »daßsich’s in reprehen sione Vitioruni auch zu Hof nicht viel prangen läßt, und dieweyl die hofleut so wol siindigen als die Bautsleut, muß man Jnen auch (adhibita tamen debita modestia) deren ich mich biß daher so vil mir mitgiich gewesen, beslißen, auch jederzeit (in genere) geblieben und in (speeie) aus niemanden gestochen, das eses so wol scherpssen als den Bauten sy nttemaljl (in regneU dei) n respeltns (personarnm) gilt than Jch nicht gedenkhen, daß E. F. G; als ein christlicher nnd hochberstendiger Fürst ob der (jnsta Vitiornm reprehensione) einiges mißsallen tragen.«· Was daher der Herzog von »unbeschaydnen und hochtragenden Predigen« schreibe, ver stehe er, der Hofprediger, nicht; er bitte ihn also ,,nnderthenig demüettig und umb Gottes willen,« der Herzog wolle ihm »an,3eigen oder etwas weitterer zn verstehen geben, was sie an meinen Pre digen desiderirn,« damit er nicht ,,hiesüro sein Ampt müsse mit Seusfzen thun (Hebr. 13), und mit erschrockhnem Her zen anff die Kanzel gehen.« Er wolle alsdann gerne ,,vermittelst göttlicher gnaden sich bevleyßen und den (stylnm) s also attetnperiren, daß zwar (offirio) nichts versanmpt, aber doch E. F. G. nicht unnöttig offendirt oder denselben zu ungnedigen nachdenlhen uhrsach ge ben werde.« Diese Briese sind erstmals gedruckt in dem »Wiirtt. Jahrbüchern für vaterländische Geschichte« etc. von Mennninger, Cotta’6 Verlag, Jahrgang 1824. Ob der Herzog den Wunsch sei: i nesz Hospredigerg erfüllt und ihm »Wei teres« zu verstehen gegeben hat, ist aus dieser Quelle nicht zu ersehen; so viel aber ist sicher, daß die Osiander hernach noch Jahrhunderte lang in Wiirttemberg in den höchsten kirchlichen Ehrenstellen gestanden haben. Eine verkaufte Fran. Die Blättter des französischen De partements Calvados erzählen eine Ge schichte von einer verkauften Frau,die ganz unglaublich scheinen würde, wenn sie nicht mit einer so großen Anzahl oon Einzelnheiten begleitet wäre, daß man sie wohl für wahr halten muß. Der Feldwächter Ledevin schuldete einem ge wissen Vicaire den Betrag von 60 Fran ken, nnd da es nicht unbekannt war, dasz Bicaire große Stücke aus Frau Ledevin hielt, so kam der Mann auf den Gedan ken, dasz man sich gütlich vergleichen könne. Er machte also den Vorschlag, Vieaire möge ihm die 00 Franken er lassen nnd dafür seine Frau nehmen, worauf Vicaire sogleich einging. Als ordnungsliebende Leute lauften sie sich einen Stenipelbogen, aus dem folgendes Schriftstiick eingetragen wurde: »Ich Endesunterzeichueter, Ledeoim Feld wächter in Montpiugoiy erkenne an, dasz ich Herrn Vicaire, Tagarbeiter, die Summe von s30 Franken schulde, und verpflichte mich, ihm als Zahlung meine Frau abzutreten, über die er von diesem Tage an volle und unbedingte Verfü gung haben soll, unter der Bedingung jedoch, dafz diese auf jede Forderung an mich verzichtet, gez. Ledevin. gez. Vieaire.« Dieser Vertrag kam denn auch zur vollen Ausführung, hatte aber noch kleines Nachspiel vor («83ericht, wo sich das Trio wegen nächtlicher Ruhe störung zu verantworten hatte. Es entspann sich folgende-·- Zwiegesprächs »,tvischen dein Richter und dem Auge-s klagten: »Sie haben gehört, Ledeviins Sie sind angetlagt, iu der Trunkenheits Lärm gemacht zu haben.« »Nein, Herr» :Friedensricl)ter, er (auf Vieaire zeiss sgend) ist es gewesen, er und seinel IFrau.« »Aber Zie sind doch Ledevin?« !,,Jawohl«. »Aber d. h. sie war meines !F-rau, aber jetzt ist sie die Frau Vi i caire’s«. Dem Richter schien dieser? Rechtsfall unverändlich, aber der anwe-i isende Polizeilonunisfär, der offenbar besser unterrichtet war, tlarte ihn auf, indem er die oben wiedergegebene Ab tretungsnrkunde verlas, die bei den Zuhöreru ungeheure Heiterkeit hervor rief. Viraire erklärte hierauf, er habe sich die Sache überlegt und er sei bereit Idie Frau gegen Zahlung der W Fran skeu wieder abzugeben, was aber von Ledevin mit Entrüstung zurückgewiesen wurde: »Fällt mir gar nicht ein, jetzt nach drei Monaten!« Das Ende vom Liede war, dasz die ganze Gesellschaft wegen Trunkenheit und Lärmens zu je 15 Franken Strafe und drei Tagen Ge fängniß verurtheilt wurde, worauf die f beiden Männer mit ihrer Frau sehr zer kuirscht den Gerichtssaal verließen. Ueber Abhårtung. l Jn unserer Zeit ist der Kanin unin Dasein recht schwer geworden. Er er fordert einen ganzen Menschen, einen tUiensehen, der gesund an Leid und Seele ist. Viel körperliche-S Ungemach und viel Leid giebt eiJ zu ertragen. Unser storper kann schon etwas aushalten, unter der Voraussetzung allerding—3, das; er abge hättet ist. Abhärten heißt hart machen, nnd es ist das gerade Gegentheil von dein, was viele zärtliche Mutter heutzu tage mit ihren Kindern thun, sie »der painpeln« sie. Kein rauher Luftzug darf das liebe Muttersöhnchen treffen, so übermäßig warnt wird es in Wolle oder Pelz gepackt. Und wennks doch einmal; in die Kälte kommt, da sind nun Husteu und Schnupseu nnd Schlimmeres die unausbleibliche Folge. Dein Bettel: jungen, der im leichten Kleidchen tagss über auf der Straße uuiherwandert, wird so etwas nicht leicht geschehen, und trotz dem sieht er roth und frisch und jene Kinderchen sehen bleich und kränklich aus. Das ist der Segen der Abhärtung nnd der Unsegen der Verpampelung. Darum, ihr Väter, ihr Mütter, sorgt bei euren Kindern für Abhärtungl Gewöhnt eure Kinder auf eine zweckmäßige Art an eine vernünftige Lebensweise, denn das Ab härten besteht im Gewöhnen. Was soll denn nun abgehärtetwerden? Nun, mit einem Wort: der ganze Körper; die Muskeln, daß sie auch eine größere An spannung vertragen; der Magen, daß er nicht gleich den Dienst versagt, auch weåin er bekommt, was ihm nicht gerade pa t. Bot Allein Aber soll man auf die Ab hartnng der Haut bedacht sein. Die Haut ist ja der Regulator für unser Wohlbefinden. Sie sorgt für Ausschei dung der schlechten Stoffe aus dem Blu te. Jst diese Ausscheidung nnterblieben, so stellt sich Fieber ein, und die übrigen Organe werden in Mitleidenschaft gezo gen. Die Wärme erschlafft die Haut, die Kälte stärkt sie. Es ist nicht nöthigt daß die Kinder immer im warmen Was ser gewaschen werden; es ist nicht heil sam, daf; sie übermäßig warme Klei dung tragen; es ist auch nicht gut, wenn sie in wertveiß wie dicken Federbetten schlafen. Dagegen wird die Haut unge-' mein gestärkt, wenn das Kind kalte Wa schungen und Abreibungen erhält wenn es Vollbäder oder wenigstens ein Regen bad bekommt. Es darf auch getrost versuchen, wie es draußen ist, wenn auch kein warmer Sonnenschein am Him mellacht. Abhartung des Körpers ist eine Hauptsache Sie genügt aber nicht al lein. Es müssen auch die geistigen Kräfte des Körpers abgehärtet werdeni Manch’ ein körperlich kräftiger Menschs kann den geringsten Schmerz nicht ertra gen, bei wenigem Unbehagen legt er sich in’s Bett, der kleinste Kummer beugt ihn schon vollständig darnieder. Der Körper ist stark, die Seele schwach. Und vielfach haben die Eltern Schuld daran. Wenn das Kind einen Ritz im Finger hat, so wird es von der Mama bedau ert; hat es sich gestoßen, so bekommt es Bonbon und es wäre geradezu wunder bar, wenn das Kind nicht empfindlich würde, da es doch immerfort die Frage hört: »Wo thut es denn weh? Thnt es denn sehr weh?« Eine vernünftige Erziehung wird solche Dinge einfachl übersehen. Dadurch wird das Ehrge fiihl angereizt, das Kind wird gegen Schmerz und äußere-s Ungemach abge härtet und lernt im Leben aus eigenen Füßen stehen. Diesen Zweck befördert das Turnen ungemein. Bei der Ab härtung hat man zu beachten, daß sie schon in srühester Jugend beginne. In unseren Tagen wird mit der Verweichlii chuug der kleinen Weltbiirger leider noch recht systematisch vorgegangen Man muß den Baum biegen, wenn er jung ist. Zum Andern muß die Abhärtung allmählig und nicht spruugweise geschehen. Menerveer’s Esel. Aus Paris wird geschrieben: Meyer beer pflegte unt 1845 alljährlich einige Monate in Spa zuzubringen, das da mals äußerst stark besucht war. Hier machte er lange Morgenspaziergänge, träumend, Melodien und Harmoniege fiige suchend. Eines Tagesz, als er sich etwas- niatt fühlte, beschlon er, den Fuß marsch durch einen Ritt zu ersetzen, und achtete nicht darauf, wohin das Pferd führte, bis er durch den anuf aufge schrectt wurde: »Halten Sie Ihr Pferd zuriicll Sie stürzen sowft!« Das Thier; war im Grasen dicht vor einen sechzig Meter tiefen Abgrund angelangt; nur ein Kiefel brauchter rollen, und Roß und Reiter lagen in der Tiefe, Der Meister wurde aus seiner gefährlichen Lage befreit und wandelte zu Fuß heim. Von dieser Stunde an hatte er aber den Pferden Haß geschworen. Allein reiten mußte er. Da präsentirte man ihm Cadet, welchen Adolf Brisson iin »Gan-f loiS« wie folgt beschreibt: »Er war grau, von mittlerem Wachse, hatte einen klugen Blick, ein glauzendes Fell und war weise, vorsichtig und bescheiden, wie alle seiner Rasse. Man brauchte ihn nur zu sehen, völlig beruhigt zu sein. Seine Hüften trugen einen breiten Sat tel oder vielmehr eine Art Sessel aus rothem Sainiut, in dein man sich behag lich einrichtete. Ohnedas kadenzenartige Wiegen des Reiteus hätte man glauben können, man sitze vor seinemKaniin. Als weitere Biirgschaft begleitete das Thier ein Efeltreiber, ein hübscher Bur sche, »der grosse Lambert« genannt; er kam vom Regitnent, ranchte wie verriickt und kauderwelfchte ziemlich angenehm das Frauzösische In seiner Weste von blauein Tnche neben Cadet anfgepflauzt, hatte er ein wahrhaft uiartialifches Ans sehen. Als ihn Meyerbeer sah, war er verfiil)rt—«und beruhigt ..... Und jeden Morgen konnte Meyerbeer’s Nachbar folgende Sceue betrachten: Der große Lantbert, gut frisirt, und Cadet, statt lich aufgedonuert, traten in das Gärt chen des Maestros ein. Der Esel stellte sich inmitten eines Ganges ans; neben ihm wurde ein Stuhl gesetzt. Menerbeer erschien, watschelte die Stufen der Frei-« treppe herab, kletterte auf den Stuhl und schwang sich aus Cadet. Er setzte sich breit und bequem zurecht; dann sragte er nnt volltonender Stimme: «Lasnl1ert, toird das Wetter heute schön sein?«- -»Ja, mein Herr-, es toird selir schön sein,« antwortete der Eseltreiber unabänderlich Der Meister saqte dann lächelnd: »Dann werde ich meinen Re gensctsirnt nehmen-« Man brachte ilnn den treuen Regensclsirtn, ohne den er nicht hätte leben können; er stülpte sieh den großen Strolslsnt iiber die Angen; der große Lanibert zündete sich die Pfeife an, knallte mit der Peitsche nnd fort ging-Z aan Land« s— Das Glück, dag» Meyerbeer auf diesen Ritten sand, wars ungetrübt, so lange sein Jncognitoi währte. Arn ersten Tage begegnete ers keiner Menschenseele, am zweiten schont zehn Leuten; anI dritten öffneten sich alle Fenster, wenn er vorüberkam; am vierten mußte er die« neugierigen Ein wohner und Badegäste, die den Kompo nisten der »Hugenotten« auf seinem Esel sehen wollten, passiren. Der gequälte Musiker verfiel dann auf das Stratagem, sein Hans zu Fuß zn verlassen und sich zu Jules Janin zu begeben, der in einer Vorstadt wohnte ; hieretwarteten ihn un beachtet Cadet nnd der große Lambert. Meyerdeer forderte den ,,cöniq der Kri tik« aus, ebenfalls einen Esel zu miethe und mitzukommen, allein Janin meinte lachend, er würde das Thier platt drü cken wie einen Kuchen. Jm Grunde war vielleicht Meverbeer froh, daß seine höflitshe Einladung nicht angenommen wur e. DomPedro und vie stillst-Delphine Weltausstellung. Unter die ansprechenden Züge aus dem Leben des in der Verbannung gestorbe nen brasilianischen Kaisers gehört sein Verhalten bei der Philadelphiaer Aug stellung Von 1876, zu welcher er sich schon bei ihrem Beginne einsand, und bei der er alle kaiserlichen Ehren aufs Entschiedenste abwies. Der Generaldirektor jener Ansstellung, Herr Goshorn in Cincinnati, welcher, wenn er gewollt hätte, jetzt auch Gene raldirektor der Chicagoer Ansstellung( wäre, erzählt Folgendes: »Der Kaiser von Brasilien langte in Philadelphia einen Tag vor der Eröff nung der Ausstellung an. Er stieg im Continental Hotel ab. Als ich den bra silianischen Ausstellungscommissär frag te, ob der Kaiser angekommen sei, zeigte er aus einen Herrn in einsachem Ge schäftsanzuge, der nicht weit von uns in der Hotel-Osfice stand, und sagte: »Dort ist er.« Er war sehr groß und breit schulterig, dabei gebückt und trug eine Mütze. Jch wurde ihm vorgestellt und er sagte: »Der Kaiser ist nicht hier. Jch komme nicht in amtlicher Eigenschaft.« Als die Eröffnung der Ausstellung statt fand, führte Grant, der damals räsi dent der Ver. Staaten war, die aise rin, während General Hawley, der Präsident der Bundesromniission, neben dem Kaiser herging. Letzterer trug wie vorher einen einfachen Anzug. Die au genscheinlich schon alte Kaiserin war in vollem kaiserlichen Staat. Obgleich sie sehr lal:1nwar, ging sie doch mit uns durch die ganze Ansstellung· Prandent Gram und Dom Pedro setzten die große Maschine in Bewegung und brachten damit die Eröffnungsfeier lichkeiten zum Abschluß. Der Kaiser war unermüdlich und sein Wissensdurst unersättlich, so daß wir Andern todmü de wurden. Eines Tages kam er zu mir und sagte, er möchte die Ausstellung einmal besuchen, ehe noch irgend Jemand da sei. Als ich ihn fragte, welche Stun de ihm passe, sagte er 5 Uhr Morgens. Jch gab ihm meinen Privatsekretär als Begleiter-. Aeszerft bemerkenswerth waren seine höchst treffenden Bemerkungen über die Einzelheiten der Vorstellung, die er ge nau ftudirte, nnd besonders über die ausgezeichneten Leistungen der Ver. Staaten. Von früh bis in die Nacht sah, priifte und forschte er und gönnte sich in 24 Stunden nur vier bis fünf Stunden Schlaf.« Bemerkt sei noch, dass Dom Pedro sich besonders auch für das Deutschthum dieses Lande-z interessirte. Am 4. Juli 1876 fand er sich früh Morgens zur Enthiillung der von den Deutschen Phi ladelphicks gestifteten Humboldt -Bild säule ein nnd betheiligte sich in seiner schlichten Weise an der Feier, obgleich er einen schweren Tag vor sich hatte indem er zur Unabhängigkeitshalle eilen mußte, unt an allen Festlichkeiten zu Ehren des hundertsten Geburtstages der Republik theilznnehmen. (Jll. Stztg.) Beethofcn und die Kassecmaschine. Daß große Männer in kleinenDingen oft genug recht kleinlich sind, läßt sich in vielen Fallen beobachten. So erzählt Anton Schindler vom großen Beethoven, wie »ferupnlös3« er bei der Dofirung sei nes Morgenkaffees zu verfahren pflegte »Sechzig Bohnen wurden für einen Tag gerechnet nnd oft abgezählt, besonders wenn Gäste anwesend waren.« Dies bezieht sich aufdie reisen Jahre des Com -ponisten. Jn einein Tagebnche des jungen äl)kitfiters, der eben erst vom Rhein an die Donau gezogen war, ist neben dem ,,Claviergeld« und ,,Clavier ipnlt« auch vom Kaffee die Rede, slvie man ang- A. W. Thayer’s leider . noch nnvollendeter Beetl)oven-Biographie ;erfa"hrt. Vor einiger Zeit hat sich ein Kleine-Z Docninent gesunden, das die iAufmerksamkeit,die Beethoven auf das sedle litetriinl verwendet hat, noch weiter silluftrirL Jm Frühling des laufenden I Jahres-Z tauchte niiinlich auf einer Liep itnannfohicschen Ver-steigerung in Berlin sein angeblich unleserliches Blättchen ;anf, das sieh Dr. Th. Frinnnel in Wien Jzur Entzifferung erbat, in der Hoffnung ’ eine interessante Tagebnchnotiz oder der ;gleichen zu entdecken. Das Blättchen, sdas ihni anchtvirtlich gesendet wurde, iwar durch mehrnialige Faltung und fdnrchBefchncutzung thatsächlich fast nn leserlich geworden. Doch gelang es dem genannten Beethoven Forscher, die mit Vleiftift flüchtig hingesetzten stark ver tvifchten Züge vollkommen sicher zu ent ziffern Nur zweiWorte von nnwefentli cher Bedeutung blieben nnge iß. Eine kleine Enttiinfchnng blieb aber nicht aus. Denn Frinnnel las Folgendes-: ,,Vom 23 septemb(er) 1825 ----- neues privile gium der neuesten Kaffeemaschine mit telft einer Vorrichtung, welche das durch die heißen Dampfe aufgelösete Aroma durch löfchpapier mit solcher gewalt durchpreßt, dafz auch nicht ein Atema mehr in dem ausgelaugten Kassepulver zurückbleiben könne, wodurch Ersparung an Kassee und Geschwindigkeit gewonnen wird-« Eine Tagebuchnotiz von mu sikgefchichtlicher Bedeutung brachte das Blättchen also nicht, und dem Forscher wäre wohl der Fund einer Borftudie zu einer Symphonie erwünschtee gewesen; doch dient uns das Gefundene heute als eine artige Ergänzung zu den Notiseu über des großen Beethoven Uebel-ärger liche Lebens-Gewohnheiten