Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, October 23, 1891, Image 7

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    Wefehkzeinet Hoheit
Ist-as von gestil- vsii Die-is
(6. Fortsetziing.)
Als dann der Baron überlegen ein
Ostf, daß diese seine Nichte jedenfalls
vi- deni Verderben unberührt geblieben
— hatte die Gråsin geschwiegen nnd eif
rig weiter gehäkelt —- biö sie aus den
Prinzen Erwin zn sprechen kam, um ans
denseiährlichen Einfluß auf das weib
liche Geschlecht, den mein leider diesem
Prinzen nachsagen müsse.
Andern Tnges ninsite SchmiedfeKarl
siedet einen Brief zur Post besördein;
abermals auf Anweisung an die »Gar
küche«.
Der Brief trug folgende Adresse:
»Hm. Abreihain Leichtentriit
in W.
Kadensteg M ini Hinterhause««
und sein Inhalt lautete;
»Proloiignisii Sie den Wechsel, denn
die Aussichten sind günstig und in kurzer
Zeit ist die Sache perseetz wenn Sie setzt
austreten, verliere ich die besten Chancen
und Sie Ihr Geld; darum in unser Bei
der Interesse Geduld: und mit nächster
Post ais Anlageknpital wieder etwas
Beim-eg, denn ich sitze hier vollständig
ans deni Trocknen. Zornide Beniikosf.«
7.
»Nein, Walpurga, wie sind Sie schön
eivorden!« ries Fräulein von Meer
eheid und betrachtete mit iieidlosem
Wohlbehagen die Erscheinung der jungen
Frau, als sie sich aus den ländlichen
üllen heraiisgcschält, so daß diese, be
nss eigener Wahrnehmung des ihrem
ekannten Umstandes-, eilig dein Spiegel
zulief·
In der That hatte Fräulein von
Meerscheid recht; autt der kleinen, nied
lichen Hosdam ir eine stattliche Er
scheinung geiooiie:i; sie war um eines
Zalbeii Hauptes höher gewachsen, die
ormen hatten sich gerundet, das Gesicht
war angehaucht von dem Schiiielz der
Jugend und Gesundheit und dabei nir
gends das leiseste ,,zu viel«; die dunkler
gewordenen Wimpern und Brauen hatten
en milden Blick vertiest und um die
weiße, blau geäderte Schläfe fiel krista
nienbrauiies Haar in kurzem natürlichein
Gelock.
Der Hof hatte lange Zeit Trauer ge
habt und die Herrschaften waren beider
eits verreist. Se. hoheit weilten ans
Für-Mich Dieben Hofe, die Fürstin be
ruhte ihr (Elternhau-J; da Walviirgas
Beziehungen sich am Hofe conceutrirten,
wartete sie der Rückkehr der Fürstin ab.
Das Theater, nur an der Seite der
Menschen« übte nicht so ganz den er
hossten Zauber aug, und wag das Wie
dersehen mit den ersehnten Freundinnen
hetras, so war auch dieses Licht nicht
ohne seinen Schatten; mit Walpurgis-s
persönlicher Erscheinung war auch die
Iama über die Geschichte ihrer Ehe wie
der ausgetaucht; nian wußte nicht, ob
Inn nach Gerhard fragen sollte, und da
Walpurgis ihrerseits ihn nicht erwähnte,
mnnkelte man bald dieses, dald jenes,
nnd bald zeigte sich der Rückschlag des
Mnnkelnik —- es war wundersam, daß
die widrigen Verhältnisse immer gerade
eintraten, sobald Walpurga wit einer
sder der andern Dame ausqehen wollte;
—Frau von Z. konnte sich von ihrem
Bahn nicht trennen; —die liebe Eise
von O. hatte immer eine Art von Stun
den —- Zither-, russische oder Modellir
stunden; —Frau von Perl schiert sich
permanent in Kräiiichen zu tiimineln;
aber wenn die liebe Walpurga so um die
hnte Morgenstunde, wenn inati das
Hahn badete, zu Frau ron Z. kommen
sollte, we man sich so ungestört genie
ßen konnte-—
Walpuraa verstand, und wenn nicht
der persönliche Wunsch, die Fürstin zu
sehen, mitgesprochen hätte, wäre sieläiigst
siedet aus und davon nach Herhutib
milde. trop Langeweile und Einsamkeit,
tro Thusneldas Profil und Friedrichs
Z opf. Zins-eilen ertappte sie sich aus
sein Wunsche, daß Gerhard kommen
soge; andererseits bangte ihr vor der
sanatur dieses Verhältnisses.
Endlich war die Fürstin da, und die
von Walpurga nachgesuchte Audienz war
desilligt worden; die Oberhosmeisierin
empfing sie im Vor immer mit temperie
ter huld, mit den argereichten Finger
sjhen gleichsam die Fühlhörner aus
streikeiid. , «
Walpurga wurde ernetdet, und durch
die nur zögernd ge chlossene Thür ver
nehm man die herzlichkeit der Begrü
hung:
,Willkomrnen, meine liebe Walpurgaz
nicht wahr, ich dars inich dieser traulichen
Benennung noch bedienen? Wissen
Sie, daß ich mich ordentlich kindisch ans
Sie gefreut babe't« —- Zirnr Abschied er
schien die Fürstin aus der Schwelle:
«Sie dürfen noch nicht absnhren, Kleine,
ich habe seit iqn er Zeit wieder einmal
einen Nout in Absicht, bei dein Sie nicht
sehien dürsenz aus Wiedersehen, meine
liebe, junge Freundin!«
Wo die Fürstin mütterliche Gefühle
kund that, siel, den Jahren entsprechend,
er Qberhosrneisterin großmiinerliches
Wohlwollen zu· — als Walpurgis sich
tun Abschied tief ne ihr verneigte,strerkte
ie site Deine ihr init sesiern Drittke beide
Dönde entgegen: .Neizend, deß Sie me
der da sind, theures Lend« muß ich Sie
dar-n erinnern, dssi Sie schon ais Bad-s
meine Deliktsnsen gesihrdetenk Rein,
wie prächtig Sie heute aussehen, kleine
Ironi«
Nirgends blühte die Colpertege jegli
cher Ereignisxelstdey um es kurz auszu
drücken, der titsch) is schwingon wie
en kleinen dien; an- nge nach dem
nidvollen enpsang der Fürstin erbot es
ch Jreu v. Z. cis eine besondere Gunst,
Walpurgis iin Lohengrin« sühren
In dürfen; und « essen Sie die schsne
Derhat schon? Sie eht mehr denn je
in Ort-ist« ing es veni Kemnierheri
inn- Lqmineriunkey von Heide-ne in
hosdarne, oorn Kammerdiener zur sinn
merkahe.
Frau oon Perl, deren Kränzchen auch
ohne sie bestehen konnte, erbot sich, in
der großen Frage der Toilette zu dem
Nout behilsli zu sein; — sie hatte eine
Schneiderin entdeckt, ein Juwel von
Schneiderin, der weibliche Worth, die
morgen ausgesucht werden sollte, Frau
von Perl sah nach dem Handgelenk, des
sen goldeneö Band die zierliche Uhr um
chloß.
»Wir wollen noch heute zu ihr, Wal
purga, ich habe Zeit, und dort sährt ge
rade eine leere Droichke.«
Der Droschkentntscher hielt an; sein
Gesicht war stark geröthet.
»Nur heran, meine Damen, ich sahre
ern mit so was Jungem, denn es ver
schimpsirt sede Droichte, wenn so ’ne alte
Hühner die Schnabel durch die Scheiben
stecken.«
Walpurga wurde ängstlich. »Lasfen
wir den Mann; er scheint angetrunten zu
sein.«
»Gott bewahre ; außerdem fährt ja der
Diener mit; er scheint nur ein wenig
schwatzhast zu sein. Paulstrasze Nro.
147.«
»Wat sagt die Dame? Jch schwatz
hait't Ich, der ich allwöchentlich solchen
hohen Herren inkognito grade nach dieser
Nummer sabren muß? Na, wenn ich
schwatzen wollte! (Dce Thür schlug zu.)
Wollen Sie auch zu der neuen Sonne
unter den schönen Statisten von’å Bal
let?«
,,Zn Fräulein Heiberg; nun sahren
Sie zuk«
»Fräiilein Heiberg? mir auch egalz
meine heißt anders.«
Walpurga sand ein ungeahntes Ver
gnügen an der Besprechung mit der Da
me Heiberg ; dag Fräulein war bescheiden
und eingehend, das behaglich warmeZirn
mer von Hyacinthen durchdustet; — wie
selbstoeiständlich wurde den erschöpsten
Damen ein Gläschen süßen Ungarnz
nebst Biqnits hingeschoben ; Modelupser,
direct vonWorth, Ischästigten angenehm
die ausgelegten Stilproben übten ihren
Zauber aus das ewig Weibliche-see
griine Seide wurde gewählt; weißeSpit
zen darüber sallend; den Ausschnitt en
citat-, von Theerosen umgeben, denn zu
den kleineren Gesellschaften der Fürstin
war die Ballrobe durchaus nicht arn
Platze.
Lustig, wie sie sich seit langer Zeit nicht
qesühlt, tam Walpurga nach Hause und
» hörte durch Fräulein non Meerscheid, daß
Ider Fürst auch mittlern-eile heimgekehrt
sei. Dann rüstete man die Toilette zur
i Oper.
Anderen Tages erwartete Walpurga
sbei sidem Klingeln der Hausthüre den
, «akaien, der die privaten (5.«inladuiigeit
Ider Fürstin anszutragen pflegte; —- es
schien seht anders gehalten zu werden als
früher, wo die Karten schon hätten aus
, gegeben weiden müssen.
Trotzdem war Alles nach altem Brat
che geblieben und wenn Frau von Herhnt
ihre Einladung noch nicht hatte, so la
ein besonderer Grund vor. Der Fürs
war von feinem Besuche am I’schen Hase
zurückgekehrt, wohin ihn hauptsächlich
er Wunsch eines näheren Cinblicks in
den Gesundheits- und Seelenzustand der
sErbprinzessin geführt hat. Neben der
sKrankheit der Schwester hatte die tiefe
IVerstimtnung zwischen dem jungenPaar,
die den Etbprinzen sogar zuriickhielt,seine
stranke Gemahlin nach dem Süden zu
’ begleiten, ihn srappirt. Der Fürst fühlte
sstch neben der Sorge nrn die Schwester
zin ihrer Person beleidigt. Nun saß er
"itn Baudoir seiner Gemahlin nnd sie
blickte besorgt ans die unheildrohenoe
Falte zwischen den zusammen ezogenen
»Brauen; nerpüs spielte die Band mit
sden aus dem Tische zerstreut liegenden
Papieren.
»Richtig: Du hast nächster Tage Dei
nen Empfangsabend, wer sieht ans der
Liste?«
s »Er-is und Gråsin Rosen, Herr nnd
Frau v. Stem, Baron Tiefenbach, Frau
rsdn Herhui —«
s » rau non Hei-hatt Dach nicht die
Echtershausen?«
s »Doch, Ludwi , sie ist hier-, und ich
meine, Du wirft ich freuen, sie zu se
hen, denn sie ist entzückend geworden.«
s ,Meine liebe Amelie, die Naivetät ist
eine Eigenschaft oder vielmehr das Pri
oilegiuni der Backsischez in späteren Jah
ren, und bei Frauen in Deiner Stellung
.besonderg, ist man geneigt, ihr einen nn
Tderen Namen zu geben; sie wirkt ais
»Hm-so iacroyabio« eradezu erheiternd.
Was-, in aller Welt, eabsichtigst Du mit
Hdieser Einladung? Walpurgis durfte
füberhaupt nicht zur Audienz zugelassen
werden«
) ,Verzeil)e wir, Ludwig ; aber Walpur
a bat in der Sache mit Etwin eine
zachljerzi Ieit bewiesen, Iie sie wirklich
vereinzelt asteht.«
,herr Gott, ich bestreite ja die Dach- ’
sherztgteit Deiner hofdamen nicht im
sGeringsten; ich bin nur etwas verblüfft
über Deine diplomatische-i TalenteJiebes
Kind; der gute Ein-san unsererseits
läßt sie möglicherweise sie r in der Ne
siden festen Fuß fassen, denn derLdsung
ihre Scheinehe mit Derhut steht ja nichts
entgegen.«
i «Trotzdem sehe ich die Gefahr als zu
probiematisch an, unt darüber die Opfer
fäbigteit des jungen Geschöpfes zu ver
e sen.«
g tSp inuthig hatte die Fürstin lange,
langbe nicht gesprochen, und sie sollte da
für üßen.
Die Gefahr? Laß Dich in Gold
sasien, liebe Amelie, als weiseste der
Frauen; Erwin treibt sich oft genug
incognito in der Stadt umher, außer den
Veranlassung«-, die seine ofsicielle Ge
enisart erfordern; und da lie t es seiner
Zäatur nicht allzu fern, Bezieguugen zu
einer schönen Frau wieder auf unebmen,
deren Gatte irgender in der Hielt seinen
eigenen Vergnügungen nachgeht. Na
pateon l. bat einst den unzweifelhaft
ransasren, aber nicht ungerechtfertigten
sspruch gethan, daß ie Frau am
i
fmich hinaus -——«
I
i
bchsten stände, die die meisten Söhne
ttez wenn man sich als Fürstin zu
dieser Höhe nicht aufzuschwingen vermag,
muß man wenigstens die siandeggemäße
Verbindung des stellvertretenden Erben
behufs weiterer Versorgung des Thrones
im Auge haben und ihm nicht mühsam
beseitigte Versuchungen von Neuem in
den We stellen. Hättest Du vielleicht’
die au erordeniliche Güte, mir den;
Bleisiift zu reichen?« s
Und mit fester Hand wurde der Name s
Herhut von der Lifte gestrichen.
Nun war der Tag ekommen, den
Fräulein Heiberg siir die Anptobe der«
seegrünen Rade mit den Theerofen um
den herzförmigen Aucfchnitt bestimmt
hatte. Walpurga stieg die vielen Trep
pen — es waren deren drei oder oier —
empoi, als der Tag sich bereits seinem:
Ende zuneigte; sie fühlte sich müde und
ein wenig beunruhigt wegen der noch im
mer ausgebliebenen Einladung.
Als sie die Glocke zog, öffnete eine
Zofe, deren etwas kühne Toilette nicht
mit Fräulein Heiber o Häuslichkeit in
Einklang stand; die rt der Begrüßung
war auch nicht ganz landläufig
»Herrgott Du, kommt noch Eine ?«
Jn dem dunklen Corrtdor war ein
widerlicher Geruch von Wein, Braten
und Cigarren, und erschreckt prallte
Walpurga zurück, als die Zofe ihr die
Thür des vermeintlichen Anprobezimmers
öffnete. Lautes Lachen tönte daraus
hervor, die Tafel war mit Resten eines
Dir-ers bedeckt, leere Champagnerflaschen
auf dem Fußboden, dazwischen Teller
mit Austernschalen, und um die Tafel
eine Gesellschaft, deren Personenzahl den
Dinerregeln entsprach: »Nicht unter
den Grazien, nicht über den Musen« —
drei Herren und drei Damen.
Alle sechs Herrschaften tauchten, und
Walpurgas Blick haftete wie gebannt
auf dem Gesicht des der Thür gegenüber
sitzenden Herrn, der sich eben vorbog,
um über der Lampe seine Cigarre anzu
zünden —- das Licht beleuchtete grell das
vorn Wein erhitzte Antlitz, in desfen Au
gen der verschwommene Glanz der
Trunkenheit lag. Und nun erkannte
Walpurga auch das so oft schon gehört
slfachen.
Es war der Prinz Erwin.
»Lasfen Sie mich hinaus-— lassen Sii
»Was will denn die Madame eigent
li ?«
ch«Jch wollte zu Fräulein Heiberg; ich
finde den Drücker der Thür nicht, um
Gotteswillen, öffnen Sie.«
»Ja, so«, gnädige Dame haben sich ge
irrt; Fräulein Heiberg wohnt eine
Treppe tiefer; da geht es respectabler
Zu, aber auch lange nicht so lustig, wie
ier.«
s Walpurga wars sich in den Wagen ;-—
sdann flog sie ihrer Erzieherin in die
Inne, wollte weinen und konnte nicht;
fes war Alles aus in ihr: die Liebe, die
Hlchtung und das Vertrauen, und nur
s etwas wie bittrer galliger Geschmack im
T Munde schnürte ihr beinahe die Kehle zu«
I Fast eindrucksle ging ein Brief der
Fürstin an ihr vorüber, den der Lakai
unterdessen gebracht. Die Fürstin, die
HWalpurgas Opser erkannt, und ihr
swirklich mütterliche Freundschaft entge
genbrachte, gab sich keinerlei Entschuldi
gungcn und Beschönigungen hin; sie
theilte ihr ossen die Unterhaltung mit
ihrem Gemahl und deren Resultat mit,
und bat Walpur a, in ihren Angelegen
heiten vor dem jeste abzureisen, damit
häusliche Veranlassungen ihr Fernblei
den vor dem Hofe rechtfertigten.
Ein einfacher Goldreis, den die hohe
Frau schen in ihren Mädchentagen als
Armband getragen, war dem Briefe bei
gefügt-—
Zugleich schrieben die alten Fräuleins
aus Mer hagen, meldeten kurz den län
geren Besuch der Gräsin Ventikass und
empfahlen baldige Rückkehr, ohne sich die
Zünglein durch weitere Anzüglichkeiten
tu verbrennen.
Das Citat, wonach Napoleon l. die
hohe Stellung deH Weibes von der hohen
Zahl ihrer Söhne abhängig machte, war
ein zweischneidiges Schwert in der Hand
oee Fürsten gewesen. Die eine Schneide
tiesz die alte Wunde von Neuem schmer
zen; die andere legte die Herzenghärte
bloß, mit der die Waffe geführt worden
war.
Der Fürst fühlte selbst, daß die Wucht
des Streiches der harmlosen Veranlas
sung nicht entsprach. besonders da die
Herstellung des Gleichgewichtes im
Staate wie in der Familie das Lebens
princip dieser kühl erwägenden Natur
war.
Die Spitzen der Gesellschaft waren in
den Gemächern der Fürstin versammelt.
Seine Hoheit der Fürst betheiligte sich
niemals an den Privatfesien seiner Ge
mahlin, und es war ihr allein überlas
en, ihrer liebenswürdigen Art nach,
den Einzelnen glauben zu machen, daß
sie gerade an seinem Kommen eine spe
eielle Freude habe. Da gin die Tape
tenthür sachte auf, und der ürsi stand
unerwartet zu Seiten seiner Gemahlin,
das allgemeine Crheben nnd Verneigen
der Gesellschaft durch eine abwehrende
Dandbewegung dampfend. Die Thu
tasfe in der Hand, bea- te er sich zwang
los umher, hier einen Gruß, dort eine
Frage hiiiwerfend, und wie auf einer
anderen Art von Bösen sich die gefieder
ten Köpfe pickend um die hingestreuten
Körner bemühen, so pickten auch hier die
Däupter und freuten sich an jedem Körn
lein fürstlicher Huld.
»Es war mir heute ein Bedürfniß,
nach lan er Pause wieder in die freund
lichen ( efichter unserer Damen zu
schauen; und doch vermisse ich der lieb
lichsten eines. Wir hattest auf Frau von
Derhut gehofft, deren Gegenwart ung
irgend ein häusliches Vorkonnnnisi leider
entzogen hat. Ich habe die kleine Freun
din unseres Hauses immer lieb gehabt:
faußerdem gibt man seinem Affen gern
:Zucker. Mein Schönheitsslnn hätte sich
ihn Ers einun an enehen ekrayt
gesii lt. Diechsikleineg sa sich Ist her
ausgemacht haben; haben Sie ie gese:
heu, lieber Versen ?«
, »Deliziög, Hoheit. deliziös, vier
s Stunden Wagner über mich ergehen zs
» lassen, blos um an des Seite dieses hold
; seligen Geschöpfes zu sitzen.«
s Der Fürst war an die Seite seiner
J Gemahlin getreten und bewunderte eifrig
J ihr Bouquetz als er es i r zurückreichte,
ums lassen seine Finger in sesiem Druck
die and der Gattin und aus den kalten
Augen brach ein sast bittender, warmer
Blick.
. Woraus er, sachte durch die Tapeten
» thüre ver-schwindend, seinen Rückzug
nahm.
»Ist der Herr Baron gesund ?« sragti
Walpurga den alten Kutscher Neubauer,
der sie vom Bahnhose abholte.
«Gesund? Freilich sind der gnädige
Herr gesund und Besuch haben wir auch;
seinen Besuch, so ’ne Art von Frau Grä
sin —- na, die Manisell Thusnelda weint
alle Tage, und ich muß auch immer wei
nen.«
»Aber um Gottes Willen, warum
weint Jhr denn Alle?«
»Frau Baronin werden schon sehen,
daß bei uns Alles anders ist, seit die
Frau Gräsin das Negiment sührt —
und — die Löwen sind auch um uns
herum.« .
,Die Löwen sind herum ?«
«Partnut herum — grinsen Einen an,
wenn man vorsährt, daß Einem die
Haut schaudert —- Frau Baronin werden
schon sehen. Aber bleiben thut Keiner
von uns, wenn’g losgeht— bleiben thut
Keiner k« v
»Was soll los-geben ?«
Der alte-Kutscher kratzte sich den grauen
Kopf.
»Frau Baronin werden entschuldigen,
aber die Leute wissen Alle, daß es bei
uns bald so was wie eine Hochzeit geben
wird, und blos darum sind die gnadige
Gürtäsin kürzlich in Herhutswalde einge
r t.«
Walpurga schwieg; ihr junges Herz
war sehr beklommen. Sie hatte anset
butswalde (nach dem Erlebniß in der
Paulsstraße) wie an einen Ort gedacht,
an dem man ausathmen könne nach der
schwülen drückenden Atmosphäre der Re
sidenz. , —
Sie hatte dort von dem plötzlichen
Verschwinden der Gröfin Bentikoff aus
der Gesellschaft gehört, im Zusammen
hange mit einer dunklen Geschichte. Die
Dame hatte (man sagte, von den Bret
tern eines Vorstadttheaterz ausgehend)
einem Fürsten der Wiener Geldaristokra
tie das Eheoersprechen abgeliftet, dem
dieser sich jedoch, nach Aufklärungen über
eine bewegte Vergangenheit Zoraides,
durch Zahlung eines Reugeldes entzogen
hatte. Damit waren die räthfelhafeen
Existenzmittel erklärt, Mittel, die ihr
sogar Eingang und Stellung am Hofe
verschafft hatten. Nun war aber nicht
nur dieser Brunnen versiegt, sondern
auch jeglicher Credit erschöpft. Schulden
überall, oon dem Hauswirth bis zur
Milchnymphe. Man wußte von den
Schmucksachen, in dunklen Pfandlocalen
angeboten, und als unecht in hellen Ju
welierläden erkannt. Bei Nacht und
Nebel war die Abenteurerin verschwun
den ——— und Niemand wußte, wohin?
Walpurgis wußte es nun! Daher das
beredte Schweigen des Onkels. Daher
der Ruf: ,Nach Hause!« von Seiten
des alten Fräuleins von Merzhagem
O du lieber Gott, sollte denn das ar
me kleine Herz nimmer zur Ruhe kom
men? Und —- »Gechard, Gerhardl«
entrang eH sich fast wie ein Hilferuf den
bebenden Lippen.
Richtig: die Löwen waren herum.
Ernst grüßten die schwermüthigen Ge
sichter die junge Frau, als sie dem Wa
gen entstieg und sonst —- grüßte sie Nie
mand.
Der Onkel war nicht vor der Thür;
er wandelte, ganz gegen seine son
stige Gewohnheit, im Garten, und an
seiner Seite ging die Gräfin.
Der Empfang hatte nichts von der
biederen Herzlichkeit früherer Tage, denn
der alte Herr war sichtlich unter der Last
seines Glückes gebeugt, unbeholfen und
verlegen; die Gräfin dagegen spielte ihre
Rolle in reizender Un efangenheit und
Natürlichkeit.
»Was sagen Sie, Kleine, mich hier zu
finden? Ich habe Jhre Ankunft durch
aus abwarten müssen, weil dieser, mein
lieber alter Freund, es einmal so haben
wollte.« «
Walpurga war vollständig hofdanie
in der eisigen Höflichkeit ihrer Begrü- s
ßung, sehr unklug, aber ihrer offenen»
Natur entsprechend. Eine dunkle
Wolke lagerte sich über der Stirn des
Baron-.
,,Jch erkenne herhutswalde kaum wie
der«. meinte die kleine Frau und schaute ;
gedrückt nach den Löwen. ;
Die Geschichte mit den Löwen war
eine kleine Spielerei, die sich die Grasin
inmitten der ernsten Arbeit des Jntrigui
rens und Kolettirens erlaubt hatte. Es »
war ihr vollständig eggh wohin die Lö- »
wen ihre dummen .esichter richteten. -
Es war einerseits eine Erprobung ihrer ;
Macht über den bereits ganz ihrenzesseln
verfallenen alten Mann, andererseits
hatte ihr die Erfüllung ihres Wunsches
Gelegenheit zu eineut Dank ansz tiefster
Seele gegeben. Dem Baron hatte ein
Blick gelohnt, ein Druck der weichen
hand, der sicherlich noch ein sanstes Leb
nen an seine Schulter zur Folge gehabt
hätte, wenn nicht gerade Gerhards zer
knüllter Brief, der noch immer in der
Tasche des Hausröckchens steckte, so war- ’
nend geknittert hätte.
Die krummen Pfade bewahrt r
Schwindlerinnen zu entlarven, ist eiie
schwierige Ausgabe sir hochherzige junge
Geschöpfe, die gern aus raden Wegen
durch’s Leben gehen. alpurga war
ohne jegliche Veranlagung zum Deter
tio geworden, nnd ebensowenig hatte sie
etwas vom Staatsanwalt an sich. Daß
eine Anklage ohne Biweise bei dein See
lenznstand des alten Mannes eitelSvrrn
mar, wurde ihr tit lich klarer, und doch
hatkse sie das Gesü l, daß etwas geschehen
mu e.
Jn ihrer Rathlosigkeit traten die Et
gebnisse ihres Besuches in W. beinahe
in den Hintergrund, und dies umsomehr,
als sie ihre Gedanken mit noch immer
nicht besiegtem Ekel davon sernhalten
wollte.
Dame Bentikoss, an dunkle Gänge
gewöhnt, minirte unterdessen lustig wei
ter, und die Lunte hätte das Pulver-saß
längst berührt, wenn nicht der unbewußte
Jnstinet des Ehrenmannes gegenüber der
Abenteurerin gewesen wäre: »Wenn
doch was daran wäre, was Gethard ge
schrieben?«
Allerdings hatte ihm das eigene Inte
resse die Feder geführt, und-— lachende
Crit-Text scheuen vor keinerlei Verläumdung
zur —
»Schön-te Dich, Alter, so steht es mit
Dir? Dein Junge, Dein ossener, braver
Junge?«
Nun ja, es war ja leicht, offen und
brav zu sein mit dem sicheren Majorat
im Hintergrunde. Die Bravheit ohne
dieses Majorat war noch nicht erprobt.
Sließlich ist Jeder sich selbst der Nächste.
Warum sollte er, der während des heißen
Tages nur sür Andere gearbeitet, in der
Abendruhe seines Lebens nicht ein wenig
Glück für sich selbst in’s Haus bringen?
Das Glück und Zoraide aber waren für
ihn ein Begriff, und darum: »Alle-s sür
dieses Weib —- Alles —Alles, Gut nnd
Ehre l«
Die Ehre auch? .
So todte der Sturm in dem herzen :
des alten Mannes und rüttelte an dem
Fundament von Achtung und Liebe, auf
dein er das Haus sür sich und seinen Jun
gen erbaut. Blick aus, o thörichter,
wahnbefangener Mann; erhebe Dein
Auge zu dem Familienspruch der Her
butö, den Du selbst von Deines alten
Hauses Thür genommen, damit er auch
iiber der Pforte den neuen kommenden
Geschlechtern zur steten Beherzigung
diene:
»Herhut heet ick,
Wat recht un good is, weet ick.
Gott geew dato,
Dat ick et ook do!
Wat recht un good is, weet ickl —- Er
wußte es auch, der alte, müde Mann;
aber er wollte es nicht wissen. Draußen
kam der Frühling, er kam für Baum
und Blume, warum nicht auch sür ein
ieinsames und oerkuöchertes Menschen
j hekzi
) »Graf und Griisin Wesiarf beehren
l sich, Herrn Baron von »He-thut zu der am
s ..ten stattfindenden Hochzeitsfeier ihrer
Nichte Elly oon Stein mit Herrn Ritter
gutsbesiher von Horst aus Berkoio ge
horsamst einzuladen. U. A.w g.«
Jn Hanswalde war Hochzeitl Seit
langer Zeit die erste wieder in derGegend.
Und zwar eine Hochzeit, an der Jeder
, mann feine herzliche Freude hatte. Die
,Braut, eine Nichte der Gräfin, war ein
ifreundliches liebliches Geschöpf ohne Va
) ter, Mutter und Mammon,« welches halb
als Tochter, halb als Stütze, iu Haus
! walde untergekommen war« und das
man, je nach Stimmung und Verhältniß
» bald bei Seite schob, bald an s Lichtzog.
Der liebe Gott aber hatte beschlossen,
daß das Licht wechselnd gestimmter Ver
wandtengesiihle von einem anderm, dau
ernderen überstrahlt werden sollte, und
dieses Licht sing mit dem Moment an zu
leuchten, wo eiu gut fituirter Eleoe nach
Hauswalde kam, um dort der Landwirth
schast ihre Geheimnisse abzulauschen.
,Gelegenheit macht Diebe undEinsam
leit macht Liebe.«
Jn ländlicher Stille thaten die blauen
Augen und die blonden Zöpfe der »klei
nen Stein« es dem Herzen des Mannes
an, und da er nun auf eigenen Füßen
stand, sprach er das bedeutunggoolle:
»Komm’ her, mein Kind und setze Dich ! «
Und wie gerne setzte sich das Kind. Liebe,
reine, selbstlose Liebe, wie sie der Lebens
zioeck des Weibes sein soll — und das ver
edeinde Element iu dem Herzen des Man
nes hatte das Paar zusammen-geführt,
und in dem dunklen Drange in der Grä
fin Westarf Herzen, sichtbarlich wieder
gut zu machen, was sie ungesehen viel
leicht an der kleinen Nichte versäumt,
sollte die Hochzeit mit all’ dem Glanz ge
feiert werden, der nur auf die passende
Gelegenheit zur Entfaltung gewartet
hatte.
Wie schon gesagt, freute sich die ganze
Nachbarschaft auf dieses Fest und den
Polterabeud mit seinem Mummenschanz,
eine kurze Zerstreuung den Zuschauenden
und eine Quelle längeren Vergnü ens
süe die Mitwirkenden in Entwurf, Zep
ben und Lustspiel vor und hinter den Ku
lissen.
Der Einzige, der sich der Einladung
gegenüber ablehnend verhalten wollte,
war der Baron. Er, der ein halbes
Jahrhundert lang bei keinem Familien
seste der alten esitzer des Kreises ge
sehlt hattel Da war kein etstgeborener
Sohn, dessen zarte Wan e er nicht als
Pathe mit tüppischem Finger berührt
hätt e.
Bei hochzeiten reservirte man dem
Derhutswalder« die weit hergekommnen
brokatnen Tauten, die auf besondere
Rücksicht Anspruch hatten, und Niemand
fiel es ein zu toasten, ehe nicht der »Her
hutswalder« sein Sprüchlein angebracht
atte. .
h Und nun hatte er abgesagt, ohne das
eine der üblichen Redensarten: "«Er
müsse kommen«, ,,es sei eben keine rechte
Dochzeit und kein Vergnügen ohne sein
liebes Gesicht«, ihn in seinem Entschluß
int Geringsten zu erschüttern vermocht
hätten.
Vor einigen Tagen hatte ein land
wirthschastlicher Verein die Angesessenen
des Kreises im ,,Blauen Dreht« zu
Schlippenberg vereinigt. Nicht etwa,
daß man dem alten Herrn dort nicht die
ebührende Rücksicht erwiesen —- o Gott
gewahre, denn was ging die Nachbarn
Hals-zisch w recht-means mit eis
anritchigen Grilsin an ? Gerhard aller-.
dingg, dem konnte er übel mitspielen,!
tvenn es wirklich bis zur Heirath führtels
Warnungen waren, wie man die leicht
entfesselte Grobheit des Alten kannte, in
Gasthöfen durchaus nicht am Platz-»und
so kam eg, daß man es lieber vermied,
Persönliches zu berühren und daß der
Baron ungewohnter Weise mit seinen-·
Fläschchen Rothwein allein beisammen
war.
— Dann setzte sich der »Kordower« zu
ihm, ein feiner Kerl, den der Baron als
,Schleicher« sonst gerne mied, und redete
was vom Hereules und Ognphalh Dein
Alten war die Beziehung zwischen diesen
beiden Persönlichkeiten nicht mehr ganz
geläufig, jedenfalls aber vermuthete er
Anzüglichkeiten und versteckte Nieder
tracht· Der alte »Karlghöfener«, mit
dem er cordialer stand, umging die Bil
dersprache. Der ging an dem Tischedes
Barons vorbei, zuckte die Achseln und
leate den Zeigesinger an die Stirn, —
einfach, aber sehr deutlich. Als dann
die Herren im Flur nach ihren Paletots
suchten, sagte eine Stimme: »So was
liebt man, aber man heirathet es nicht«,
! und der Baron konnte, da ja kein Name
» genannt wurde, dem Sprecher nicht ein
fmal an die Kehle.
) Er wäre sonst in die Rolle des thörich
f ten Wole aus der Fabel verfallen. Der
: König der Thiere beruft seine Vasallen,
I um ihnen im Allgemeinen kund zu thun,
diß verschiedene unschuldige Schäschen
meuchlings abgewürgt worden seien.
»Ich —- fprach der Wolf — kann heilig
schwören, Herr König, ich war nicht
dabei.«
Um Aehnlichem zu begegnen, blieb der
Baron unter läppischen Vorwänden,
deren Durchsichtigkeit nichts zu wünschen
übrig ließ, von dem Feste zurück. Wal
purga aber mußte hin. Die Gräsin
Bentikosf bestand darauf, in liebenswür
diger Weise ihre Hilfe in der Toiletten
frage zur Disposition ftellend.
Das Hauptstück der Ausführungen
sollte ein orientaiischer Zug sein« bei dem
Walpurga mitwirkte. Ein reicher Türke
führt ein Kameel am Halfterband, und
besagt-s Kameel trägt die Polterabend
geschenke. Ihm folgen als beste der
Gaben drei verschleierte Sklavinnen, die
schließlich ihre Schleier heben und sich
als «Liebe«, »Arbeit« und «häusliches
Glück« dem jungen Haushalte zu Dien
sten stellen. «
Ein dem Hause Westarf befreundeter
älterer Maler hatte gern den Staub der
Stadt von seinen Füßen geschüttelt und
war für die Festzät nach Hauswalde ge
kommen, um dem Ganzen die künstleri
sche Weihe zu geben. Besonders hatte
er fein Interesse der Sklavin Walpurg
idie beiden anderen Orientalinnen hatte
der Zahn der Zeit schon ein wenig ange
knabbert) zugewendet, und gerade weil
sein Künstlerauge sich an vollendetem
Liebreiz berauschen wollte, machte sie es
ihm niemals recht. Dort verhüllte eine
Falte zu viel, hier zu wenig; der
Schmuck entbehrte des Stils; die klas
sische Form der Arme sollte in’s rechte
Licht treten, daher gerade die Hebung
des Schleiers die Hauptschwierigkeiten
bot; sie war immer nicht nicht fo, wie
sie dem Maler eben vorschwebte. Der
alte Herr erregte sich bis zur Grobheit
and Walpurgis bis zum Aerger; daß
ihr das Ganze trotzdem Spaß machte,
dafür war sie neunzehn Jahre alt, und
oie »Landl)ochzeit« stand unter den noch
unzertrümrnerten Jdealen ihres jungen
Lebens-.
8.
»Hauswalde — fünf Minuten Auf
enthalt!« rief der Schaffner und öffnete
die Thür des Waggons, dem der Besitzer
der Herrschaft, aus deren Terrain der
Bahnhof lag, entstieg.
»Ist mein Wagen da?«
»Hu Befehl, Herr Graf-«
«Westarf!« rief in diesem Moment
die Stimme eines andern Herrn, der eben
sallH dem Zuge entstiegen und dessen um
sangreiches Gepäck hastig aus-geladen
wurde, und »Gerhard !« klang es zurück,
froh, herzlich, wie sich zwei Leute begrü
ßen, die sich sehr gern haben und die sich
unerwartet begegnen. »Mensch, bist
Du endlich da? Gott sei Dank — als
lerdings angebrannt, aber famos siehst
Du aus-, alter Kerl! Nein, die Freude
—- wo ist Dein Wagen?«
,Jch komme unangemeldet undswollte
Dich eigentlich um Fuhrwerk nach Her
hutswalde kränken.«
»Natürlich, natürlich; steige nnr ein
tu mir, die Koffer können nachgeholt
werden. Du sagst erst meiner Frau gu
ten Tag, und wie wird die sich über sol
chen Zuwachs zur Hochzeit freuen!«
,Hochzeit, Westars?«
»Ja so —- dai Wort Hochzeit fähr
Dir in die Glieder-. Diesmal ist es
meine Nichte, die den horst heirathet,
nnd wir drehen n diesem Spaß einmal
das Unterste nach oben; ist ein Heiden
radau bei mir zu ause. Wo Du jetzt
eigentlich herkomnr , wirst Du mir nach
her erzählen; jedenfalls ist es gut, daß
Du kommst.«
Gatten-us Mat)
— Kaise rin Eugenie hat,
sie dem »Sprudel« aus Wiesbaden gi-«
ichrieben wird, bei einem der ersten ha
nauer Goldfchmiede ein Medaillon aus
crydirtem Silber anfertigen lassen, wel
ches das Wappen der Montijo führt; die-.
vordere Seite das Wappen von Porto
Carrero Cdes ersten Grafen von Mon
tiiv, der als außerordentlicher GesandteH
Spanien bei der Wahl Karls Vll.
1741 in Frankreich vertrat) von Gold
und Blau geschachtetz die Repergieite is
blauern Felde, zwei roth- und goldsc
schachtete, gehentelte Kessel, pfahlrveise
gestellt, aus deren jedem sich sechs grüne
Schlangen berauswindem Das Mein-il
lon, ein Meisterstück künstlerischer Arbeit,
die Farben durch Türkife, Rubinen und
Smara de dargestellt, wird eine Locke
der Kaiserin bergen und ist als Geschenk
für Kaiserin Friedrich bestimmt.