Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, December 11, 1913, Der Sonntagsgast., Image 7

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    —
Weder messe- statt.
Von Jsa Madeleine Schulze
ch wall« aufs staub«gen Straßen, —
ö grüßen ern die Höh’n; —- —
Dort oben, —- tvcltverlassen, —
Jm Lichte möcht’ icb stehnl —
Dort glänzten wohl die Sterne
Mir chon mit hellem Schein; —
Von f-taub nnd Tosen ferne
Möcht« ich dort oben seinl —
So bant und lechzt die Seele
Nach hö erm reinerm Licht. —- —
Doch zu der klarsten Helle
Trägt ihre Kraft sie nicht.
Der Erde Dunst und Schatten,
Die drücken, bis sie still
Die Schwingen senkt, die matten,
Und nicht mehr fliegen will.
Ehrg;z.
Von Käte Lubolvsli.
Gestern abend waren sie von den
Gerichtsferien zurückgekehrt! Eigent
lich hätten sie noch zwei Tage länger
bleiben dürfen, denn der Dienst des
Landgetichtsrats Selling begann erst
am Dienstag, und heute zeigte der
kleine Wandlalender mit aufdringli
chem Rot den festlichen Sonntag an.
Aber sie hatten beide keine Ruhe mehr
in der Ferne gehabt.
Die Frau atmete wie erlöst aus,
als ihr Mann endlich das befreiende
Wort aussptach —- und der Landge
richtsrat war überhaupt noch nicht
zum Genuß der ihm so nötigen Ruhe
aelommen.
Jeßi saßen sie sich um heimatlichen
Kaffeetisch gegenüber.
Frau Lore hielt das feine, blasse
Gesicht tief geneigt, als betrachte sie
aufmerksam die Blüten, welche in dem
weißen Linnen der Decke zu ihrem
Willkommen erglänzten. Jn Wahr
heit wollte sie nur hindern, daß ihr
Gatte die dunklen Ringe unter ihren
Augen gewahrte, w«elche die schlaflose
Nacht verrieten. Wie entsetzlich lang
waren ihr doch diese Stunden erschie
nen. Jhr Herz hatte getlopft, ihre
Hände gezittert, Hoffnung und
Grauen zugleich bebten in ihrer
Seele. Die Hoffnung, daß heute
noch keine Gewißheit siir sie und den
Mann, den sie über alles liebte, ge
schmiedet zu fein brauchte, das
Grauen, in dem kleinen, sauber ge
falteten Zeitungsblatt, das neben dem
Gedeck ihres Mannes lag, könnte den
noch —- schon heute — das Todes
urteil jahrelangen Wartens und
Kampfes ausgesprochen sein.
Sie schwiegen beide von dem, was
seit einem langen Jahre ihre Herzen
bewegte. Endlich erhob sich der
Mann und ging ins Nebenzimmer,
um die Ansichtstarten herbeizuholen,
die sie auf ihren Ausfliigen gesam
melt hatten. Sie merkte es wohl, daß
er den fiebernden Gedanken eine an
dere Richtung geben wollte. Sobald
er das Zimmer verlassen hatte, griff
ihre Hand nach der Zeitung und ent
saltete sie. Mit kundigem Blick suchte
sie die Stelle, wo die Ernennungen
der Juristen in der feinen und den
noch so unbarmherzig klaren Schrift
zu lesen waren. Das regelmäßige
Erscheinen des Ministerblättchens,
das nur durch die Ferien eine Verzö
gerung erlitt, hatte sich in dem Leben
dieser beiden klugen, warmherzigen
Menschen allmählich zu einer harten
Strafe herausgewachsen. Landgr
richtsrat Selling hätte eigentlich
schon avancieren müssen.
Aber er durfte immerhin noch hof
fen. Wenn freilich auch jetzt wieder
die beiden Stellen, zu denen er sichs
gemeldet hatte, anderweitig beseßtl
wurden, war über sein Schicksal ent-«
schieden.
Die feine, schlanke Frau bäumie
sich empor. Das durfte nicht sein!
All die Nächte konnten nicht vergeb
lich durcharbeitet und durchdacht fein.
Der Fleiß und die Gewissenhaftigkeit
des Mannes, der mit flammender
Begeiftetung an der Lehre von der:
Rechtfptechung hing. mußten Beloh
nung sinken. Sie wußte nicht« daß»
lie betete.
CI stand ja to viel file den Mann
ihm Liebe auf dem Spiel Sie sit-i
kein wußte. wie e: leiden wütde.?
wenn et weiter den alltäglichen West
laufen muste. Mechanilch iibeeiai tie i
die Namen dem. die eine Stute em- i
pei- etlommen waren. ?
tödlich weiteten lich itne Augen
ein Stöhnen iain von idem Lippen.
N vielem sugenbtiit beachte der
nnn die bunten. fesdlichen Karten
ans dee let-tiefsten Weit see Beme. in
seichte man noch nichts sen dee
Diesi. weiM dieie beiden umsehen
Inst-.
Ists-It sey-M et nicht« was dee
weise-. a t te berufenen Ie
Issttes se ie- iear. Idee dan
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II Wie lange, ed- ee mutm
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es den- ste sehe Indem ais
—
ich? Nur, weil er das Glück
hatte . . . .«
Die blasse Frau schrie aus.
«Sprich es nicht aus, Werner! Jch
weiß es auch so. Er hat es nicht ——·
wie Du —- verdient — kann es nicht
verdient haben. Unsere ganze Ju
gend haben wir geopfert. Nur Arbeit
und Kampf war Dein Leben und das
meine ebenfalls, denn ich gehöre doch
zu Dir-. Nun sind wir alt und zer
mürbt, unser hoffen liegt zerbrochen.
Unsere Freude am Leben ist dahin,
weil unser Vertrauen verloren sein
muß.«"«"
Er stand wie ein Verbrecher vor
ihr.
»Und ich habe Dich mit in dies
Leben hineingezogen, Lore, Dich, die
Schöne, Vielbegehrte, die andere, bes
sere um meinetwillen ausschlng
Sie konnte sich in diesem Augen
blick nicht dagegen wehren. Die ver
warteten langen Tage, die gestorbenen
Knospen und das junge, krause Grün,
das vorzeitig welken mußte, schrien
um Rache.
Der Mann fuhr tonlos fort:
»Dein Vater hatte recht, Lore, als er
Dich mir nicht geben wollte. Jch
aber schwor damals, daß ich hoch
hinaussteigen wollte, um Dich zu ver
dienen und um sein Vertrauen zu
erringen. Nun ist dies daraus ge
worden.«
Sie sah an ihm vorüber, immer
noch unfähig, sich zu beherrschen. Die
Tränen liefen ihr die Wangen herab.
Er aber wußte nicht« weshalb sie
weinte. Mußte er nicht glauben, daß
sie trauerte, weil er mit dem Siegel
seiner Unfähigkeit weiter —- in der
Oeffentlichkeit —- durch das Leben
laufen würdet
Jhr Weinen aber hatte einen ande
ren Sinn.
Es währte nicht lange, da hatte sie
sich wieder in der Gewalt. Die Frau,
die am Sterbebett des einzigen Kin
des, das nach langen Jahren gekom
men war, um schnell wieder von
ihnen zu gehen, für den zerbrochenen
Mann Trost und Kraft gehabt hatte,
fand sich auch in dieser harten Stunde
zurecht. Sie strich ihm mit der alten
zärtlichen Bewegung über das er
graute Haar.
Da nahm auch er sich zusammen.
Er versuchte ein Lächeln und sagte
gequält und hastig: »Ich will jetzt ein
wenig Luft schöpfen, Lore, kommst
Du mit mirs«
Sonst hätte sie freudig bejaht.
Heute war sie nicht imstande dazu.
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, Werner, ich habe im Hause
allerlei zu richten. Bedenke doch, wir
waren vier Wochen fort.«
Er tat, als glaube er ihr das. Jn
Wahrheit wußte er, daß die alte,
treue Magd der Herrin nichts zu
richten übriggelassen hatte.
Er ging also allein in den kühlen,
hellen Sonnenschein des herbstlichen
Sonntags hinaus.
Frau Lore aber kroch wieder in sich
zufammen, schlich an ihren Schreib
tisch und begann einen Brief an ihre
Mutter.
Zwei Seiten hatte sie bereits mit
ihren klaren, feinen Schriftzügen ge
füllt. Da kam plößlich wieder dies
leise Weinen über sie. Nicht darum,
daß jetzt ein Abschluß in allen Hofs
nungen gekommen war, sondern um
das versäumte und verträumte Leben
von fünfzehn langen jungen Jahren!
Jn heißer Liebe hatten sie sich beide
einst gefunden. Sie hatte nichts von
Ehrgeiz und Kampf gewußt. Jhre
Stellung als junge Amtsrichterfrau
war ihr so überaus herrlich und hoch
erschienen, das ste stotzen Dank-IN vie
Liebe im Herzen und Blick, aus ihrem
Wege dahinging. Aber bald genug
war es anders geworden. Bereits
nach zwei Jahren brannte in der
Seele ihres Mannes ein toller Ebr
geiz. Er gönnte sich leine Ruhe. hatte
teinen anderen Gedanken als seine
Arbeit. Die leise Freude, die er tm
mer gehabt, wuchs sich zu einer tollen
Leidenschaft ani. Er strebte ans
Landgericht. Schon damals begann
das Ringen. dies Empiirtsein, wenn
andere var ihm das ·estrette Ziel er
reichten. Endlich blitzte es auch ihm.
Sie sieetten ibn in eine Zidtllanuner.
Der Varsisende ertzina sich iiber seine
Urteile und Beschlüsse in den schmei
s
i
l
cheldnsteseen Rusdrttaew Er zwei-:
selte keinen Angenblta darna. daß er
in eine gehobene Richterstelle etnriieten
werde. wenn die Zeit ersiillet war.
Sie waren beide damals noch zu
gesund und zu unerfahren. um zu
wissen. das ihnen etwas seblte. was
das- qedört. nnweigerlich. ebenso nd
ng spl- diee nimm-Ma- Laie
dee see-iste. dies wisse Capetten
betten.
Sie sparen schtichty tl Lauf
ttadee nnd raubten nie-. da es da-i
bei- la den ateen dem-bliesen der
Ottern daraus angetan-en sae. ed
einer treu und stets seine Ms
stache. seit siebten siedet
sie sparen beide alt III tilde p(
»Oui«-. esse sen-ais sur-. nnd seid
I sein. denn der Optik den sea
. You see dir-durch se t bitte nnd
Im s leWch emq seit der Ist-n
Its-et Diebe tdn des-echte. Im ekle
Zwitte- dee Gerte set-tat
L state Leu Wes It lich an ldee
? Ists-tm Iso- tad dae te ne. al- Oe·
- site amt- m sta. mitar- dae Ita
s Oel- II des seiten Rund need Ists
—
eine Frage: »Und darum trauert Ihr;
jeyti Denkt Jhr gar nicht daran, daß
Jhr Euch bersiindigt?«
Diese Frage mußte sie hören,
mußte die Augen ihrer Mutter dabei
sehen, mußte ihr Lachen hören.
Aber durfte sie jetzt ihren Mann
allein lassen? Eine Weile sann sie un
schlüssig nach. Dann sprang sie aus,
schob den Brief in die Tiefe der
Schreibniappe und erwartete ungedul
dig den heimtehrcndcn Gatten. Der
hörte ihre überstiirzte Rede scheinbar
ruhig an. Dann fragte er langsam:
»Du willst also zu Deiner Mutter,
Lore? —- Noch heute? Wie lange ge
dentst Du zu bleiben?'«
»Nu: zwei Tage, Werner.«
»Du solltest länger bleiben. Die
Luft auf dem Lande tut Dir stets so
gut.«
Sie zuckte zurück. Schon wieder
stillten sich ihre Augen mit Tränen.
Dann begriff sie.
Er ivollte jetzt allein mit sich sein.
Sie hatten zusammen das Hoffen ge
pflegt, aber die Vernichtung erträgt
der Mann besser allein.
Da nickte sie.
»Ich werde versuchen, ob ich es län
ger aushalten kann, Werner. Geht
es, erfülle ich Deinen Wunsch."
So war Landgerichtsrat Selling
allein
Nachdem er seine Frau zum Bahn
hof geleitet hatte, sank er vor ihrem
Schreibtisch zusammen Sein Kopf
suchte aus dem grünen Tuch der
Platte Schutz und Halt. Seine
Schultern bebten.
Nun war das Gespenst, das er
sortjagen wollte, Ven ihm und blieb
da. —- -—— Seine Frau liebte ihn
nicht mehr, weil er sich als unfähig
zur Betleidung eines höheren Richter
amtes erwiesen hatte, weil er den fri
schen, fröhlichen Schwur, den er sei
nerzeit ihrem Vater abgab, brach.
Diesen Schwur, der gelautet hatte:
»Ich werde die Lore schon zur Prä
sidentin machen.« s
An diesen Schwur hatte er täglich!
gedacht, er hatte ihn aus der seligen
Bersuntenheit der Fliiterwochen früh
zeitig ausgeschreckt —- hatte ihn von
der süßen, blonden Frau fort —- zu»
den Attenbiindeln gerissen —- hatte»
ihrem Flehen gewehrt, wenn sie ihn»
zur Ruhe zwingen wollte — hatte ihn;
schließlich zermürbt und gehegt. Er
war um sein Glück betrogen durch
Schwur und Willen. ;
Und nun löste sich die geliebte Frau
von ihm.
War das nicht nur natürlich?
Er hatte ihr den Frühling der
Liebe nehmen müssen, um ihr die
Frucht des herbstes zu verschaffen.
Nun stand er plötzlich ohne Frucht,
mit leeren Händen vor ihr. Nur sein
herz brannte nach ihr. Das war so
jung und heiß geblieben und wollte
sich nicht bescheiden. J
Seltsam! Jn der Stunde, in wel
cher der Landgerichtsrat Selling ein-!
sehen mußte, daß die da oben ihn für!
untiichtig hielten, schrie er nach der
verlorenen Liebe seines Weibes.
Er sah ein, daß er alles verloren
hatte.
Dies verzweifelte Streben lag sei
ner ossenen, klaren Ratur eigentlich
ganz fern. Nur um ihrer wiirdig zu
sein« hatte er das Rennen mitgemacht.
Seine Waffe waren ein eiserner Fleiß
und eine begeisterte Liebe zur Sache
gewesen. Mehr nicht. Von dem fein
geschlissenen, rücksichtzlosen Degen,
der heimlich verwundet, von dem
leichten, eleganten Spielen mit der
ernsten, schweren Arbeit, von dem
Glänzentönnen und beiläufigen Ein
sließenlassen hoher und höchster Gön
ner wußte er auch noch in diesem Au
genblick nichts. Darin war er ein
Kind geblieben, ein Knabe, der nicht
überleben kann, daß sein höchstes
Ideal zertrümmert und verloren ist.
Landgerichtsrat Selling war stets
ein ruhiger Mensch gewesen« Er
überlegte auch seht allei, was die
iiinstige seit noch siir ihn haben
tönnte. Und -- es war sehr wenig,
zu wenig. als dass er sie-h damit be
scheiden konnte.
Die Liebe seiner Frau war ihm
unwiderbringlich verloren, weil sie
ihn verachtete.
Darum hatte das Leben jeden Wert
site ihn verloren!
Er wollte sterben. Gans leiden
ichasttlos ermattet von diesen lan
gen Aampieizeitem beschloß er et.
Seine Frau wie auch ee schossen zu
weilen nach der Scheibe. weil sie das
schon nie Landiindee geiibt hatten.
Die Pistolen lagen blantgepust und
wohlverwahrt im Kasten.
Wenn ee sich nun wieder zum
erste-mal seeilich nach Ieet Jahren
aus feine-I hatten damit eeegnttgte
und der cchus ging sehl....
Eine Stunde vermein. Ver Mann
nahm in the Abschied von dee steu
die ee glaubte. seist mehr zu dessem
Gaste er adee weites me sinnen
weidet-i Geiste denn-U ein Its-Ida
n the Wut-ei idem du ee stehe
durch einen royaltiesan Jeias site
immer von ist gegange- warf
sei-. bereite tu eiet hatte ee if
engem-. Ue weilte the ein set-stete
lcheetsen kenne here-ehe und see
quitgt. das ee N heute die stund-ne
ihm Abwesenheit seit Fett-ewigem
tiie eee .rsoile, im udrtnen adee seit aei
see-i ie.. Sie trotti- tum dem-eke
uud versuche-. ihn zu nehmen« Die ee
nun einmal sei. Dieser Brief sollte
sogleich abgehen, und während ihn die
alte, treue Magd in den Kasten steckte,
wollte er mit dem Zeitveriiirzen he
grnnen.
Es währte lange, ehe er diese Zei
len fertig brachte.
Nervös schlug er den Deckel der
Schreibmappe aus, um sich des Obsch
papiers zu bedienen, das Frau Lore
sauber und reichlich darin vorrätig
hielt. Dabei gewahrte er den Brief,
den seine OFrau an ihre Mutter be
gann, ehe re den Entschluß zu ihrer
Reise gesaßt hatte.
Hastig vertieste er sich in seinen
Inhalt.
Was war das? — Träumte er
denn?
Es konnte doch nicht möglich sein!
Großer Gott —- nach all diesem Un
glück —- dies grenzenlose, heiße, uner
warteie Giiicki
Er stammelte ein paar Zeilen aus
diesem Briese halblaut vor sich hin.
Immer wieder.
. . . .,,Jch gräme mich ja nur so un
beschreiblich, weil Werners ganzes
Sinnen und Hoffen an diesem elen
den Avancement hing. Ginge es nach
mir, Mutter, dann lachte ich jeßt so
recht aus herzenö Grund, weil wir
endlich erlöst sind, und es würde ein
Leben voller Sommer und Jubel,
denn ich hab’ ihn immer noch so heiß
und unbändig lieb, wie vor fünfzehn
Jahren. Aber er hat feine Liebe über
dem anderen, Schrecklichen, wohl schon
lange vergessen . . . .«
Landgerichisrai Selling riß die Uhr
aus der Tasche.
Wenn er den nächsten Zug bekam,
würde er fünf Stuf-den nach Lore bei
der Mutter eintreffen.
Die alte Magd schüttelte verständ
nisloö den Kopf.
Der Herr wollte nun auch wieder
sort..... Ja, warum denn nur?
Eine Antwort erhielt sie ebenso
wenig wie der Geheime Justizrat
Freudenberg, der halb schadensroh,
halb mitleidig dem jüngeren Kollegen
bei einem zufälligen Begegnen Unten
vor dem Hause in aller Sanstheit
mitteilen wollte, was sich begeben
hatte.
»Ist es nicht empörend, Kollege, der
Menzel — Oberlandesgerichtsrat?«
Dieser alte Herr schüttelte noch ver
wunderter den Kopf als oben das
weißhaarige Mädchen.
Er hatte schon vielerlei Antworten
erlebt auf solche Mitteilungen So
gar mit einem håmlichen Schuß hatte
ein ganz Empfindlicher auch schon
mal geantwortet.
Aber solch ein herzhastes und fröh- -
liches Lachen vernahm er heute zum
ersten Male.
G war das Lachen, mit dem der
Landgerichtsrat Selling das verrosteie
Schloß zu dem Garten dustschwerer
Liebesbliiten noch gerade rechtzeitig
sprengte.
Ver humorvotle sauste-.
Jn einem kleinen Orte in Nieder
bayern spielte während des Sommers
eine wandernde Schauspielertruppm
die unter der Ungunst der Witterungj
mehr zu leiden hatte, als ibren Kas
senverhiiltnissen gut war. Die Frem
den, aus die man gerechnet hatte, wa
ren weit weniger zahlreich erschienen,
als es in sonstigen Jahren der Fall
war, und auch der Besuch der Ein
iwohner war außerordentlich gering.
Infolgedessen waren die Gagezablun
jgen sehr unregelmäßig und blieben
ischließlich ganz aus. So kam es,
»daß der Komiker der Gesellschaft, der
ischon wochenlang aus Kosten seiner
Hauswirtin gelebt hatte, sie bei ihren
häufigen Mahnungen immer wieder
auf bessere Zeiten vertrösten mußte.
Endlich aber ging bei der Frau die
Geduld zu Ende, und sie schrieb ihm
in der lernigen und verständlichen
Sprache der Niederbayern einen Brief,
in dem sie ihn aufspederte. endlich seine
Schulden zu bezahlen, da sie ihm.
wenn er jest nicht zahle, keine Kost
mehr geben werde. Da legte der hu
mowolle Komiker. der alles schon ver
isth ite, was er besass. seine iiiniiiis
eben "bne aus den Tisch, und sehst
ielie den Staub der Kleinstadt von
den Jiisem nachdem er einen Zettel
zurüekgelaisen hatte. auf dem es hieß:
Was ich noch habe, ieg’ ich htt
iind weils ibm meine leite Träne.
Du gabst mir nichts zum Beiden
mehr.
So hasi Du denn auch meine
Zähne
cise tswieeise Isiiseisssh
Ein bezeigt-endet Abenteuer mit ei
nem rusischen Vasdeaenien erzählt
eine Lende-net Zeitschrift. Der se
amie priiit die Iiapieee des Reises
den: .cie dürfen nicht in diesem
Lande bleiben. sie miiiien es dis
nen einluden-Mein stunden verlei
ient' Its-. dann werde ich adee-iieee.'
,daben sie einen Pad. der Sie eeo
miiesi i, aus Instit-ed ins Anstand
u eeieniM .«tiein.· »Dann tin-en
te uichi adeeiient Ich gen-oder Ih
ses dierundwaneig Stunden Frist
Hm N Gräber zu entwenden me
.Bu sie tun gedenken . ·
——-s--.--O Wiss-s
Iseee Dies-Inse
FYOI Yes-NO ipeikht see sind-si
« Drei List W- Iie ins- fbies use ·
, fee Ue ieezxe »in-i mirs -s i he i.
Ekel Iiwiei tieii ie Messer ist-Hi
i
)
i
Geists-pp
Eine heitere Geschichte von Paul Eli-In
»Der Herr Baron zu sprechens«
Der alte Kammerdtener zuckte die
Schultern und antwortete: »Ich
fürchte, der Heer Baron wird sich
nicht stören lassen wollen« indessen
will ich es doch versuchen Wen darf
ich melden?«
»Sagen Sie nur, es sei ein alter
Kamerad da«, entgegnete tächeind der
alte Herr.
Schweigend entfernte sich der Die
ner, kam aber schon im nächsten Au
genblick zurück, össnete die andere Tür
und sagte: »Der Herr Baron lassen
bitten.«
«Lächelnd, siegessicher trat der Gast
em.
»Guten Tag, Brentendorss!« rief er
dem Baron zu nnd streckte ihm beide
Hände hin.
»Aha, ah! Mein lieber, alter Sal
tenl Na, das ist aber eine wirkliche
Ueberraschung! Komm näher, mein
Kerlchen! Na, wie geht’s denn?
Du siehst ja förmlich strahlend ausl«
»Und Du nicht mindert Donner
wetter, Du bist ja in großer Totlettel
Da stöte ich wohl, was-"
Baron Brenkendorsf lächelte befrie
digt. Du störst nicht, lieber Freund,
Du kamst just zur rechten Zeit, denn
wie Du siehst, bin ich eben mit mei
ner Totlette fertig geworden; aller
dings kann ich Dir nur eine halbe
Stunde schenken, die aber soll Dir
auch ganz allein gehören.« Er schellte
nach dem Diener und ließ Wein brin
gen. »So, und setz’ Dich hierher vor
den Kamin und erzähle, wie es Dir
ergangen ist in den stins Jahren, denn
erlebt hast Du doch sich wieder viel
Jnteressantes.«
Baron Salten setzte sich und sagte
mit einem Anslug leichter Wehmut:
»Jn unseren Jahren erlebt man
nichts mehr, wenigstens nichts Interes
santeg.«
»Oho! Darüber denke ich denn
doch ein wenig anders, mein lieber
Kamerad«
,,Täuschen wir und nicht, Brenlens
darfs, wenn man wie wir, demnächst
in die Sechzig einriickt, dann hört die
Zeit der Ueberraschungen aus. Jung
sein, heißt Einfluß ausüben; wir aber
werden zu den guten alten Freun
den gezählt, denen die Frauen ihre
kleinen Geheimnisse anvertrauen: und»
das ist immer verdächtig, denn es beii
sagt, daß man uns als Liebhaberi
nicht mehr siir voll ansieht« (
Brenkendorss zog die Stirn in leich
te Faltem ihm wurde es ein wenig
unbehaglich, und rnit leise erzitternder
Stimme entgegnete er: »Du hast ja
im großen und ganzen nicht so nn
recht, aber es gibt doch wohl auch
Ausnahmen« «
Erstaunt und heiter sah ihn der
andere an. »Bist Du eine solche Aus
nahme«i« fragte er belustigt.
,,Wenigstens bilde ich es mir ein«,
ries der Hausherr, und im Ton seiner
Stimme klang es leicht gereizt, als ob
er sich derle t siihlte.
»Ja, jetzt ag’ mir um Gotteswillem
was ich von Dir denken sollt« lachte
Saiten laut aus. »Hast Du denn
Deine Jugend nicht ebenso ausgeko
stet, wie ich es getan habe?«
»Getvlß habe ich dast«
»Nun also! Wer sein Leben tn der
Ju end genossen hat, der kann getrost
an angen, alt u werden, wenn die
Zeit dazu da i .«
»Ach was! Man ist nur so alt,
als man sich fühlt, nnd ich fühle, daß
»ich noch zu schade bin, zum alten Ei
;sen geworfen zu werden!«
s Schweigen. — Beide sahen sich ei
nen Augenblick prüsend an.
Dann meinte Saiten ernst und
wohlmeinend: »Liebe: Brentendorss,
wenn mich nicht alles täuscht, bin
zich gerade zur rechten Zeit zu Dtr
igetonunem denn ich fürchte, Du bist
saus dem besten Wege, eine unüberlegs
’te —«
hier unterbrach ihn der andere
.Lieder Karl, ich bitte. keine Moral
pautel ·— Das war von je er Deine
Schwäche- — Jch bod- 0 wohl
Rübe-lind nnd mein Entschluß steht
«Du will Dich noch einmal verhei
roteni«
»Das will tcht«
, »Und dort ich ekiadren. wer die
"ltluterloödlte Deinee ferzens tstt"
« ntta von Werden els ilt es.«
. ie Tochter des alten General-na
joret«
»Ganz recht.«
Ell-er das Fräulein tnnn doch
Rette-ne zwanzig over elnnndzwanzig
e n.«
.cttnnnt. Sie tlt genau einund
esse-sein«
.itnd Du toten teQe -«
.Oede tattootl dltt n nicht« tie
der sael.·
Jst-r otten und edeltch seit ts,
es gut metne nett Mit ---«- I sehn
Rhe- dtlt Du ein O e. nnd
tue ron sit-e dan- ies ideen
desen tier. das VI dera- any
steten-·
smtendeett sollte eine tnree
Ists-et geden. denn er see retet
ehe er Mann sich. des ee ck ntedt
Imm- ottIt-. des-le tden tetne me
its-ne titr die Mantis-erstens die et
Ist somit-. akte met-est- sites-.
lnnd does-Its Mette er den heiseren
stetem-n and Leernetilnflin tu
dein er lächelnd entgegnete: »Was
Du da sagst, liebee Freund. ist alles
ganz gut und schön, aber es pa
fiir den Dutchfchnitsmenschent so (
net bin ich nicht. Jch modele mit das
Leben ganz nach meinem Geschmack
und ich habe gefunden. baß ich bibljev
nicht allzu schiechi dabei gefnhtcn’
bin.«
Saiten zuckte die Schultern und
sagte leichtbim »Wenn Du auf den
woblqemeinten Rat eines Freundes
nichts gibst, gut, dann tu, was Du
willst. Jedenfalls wünsche ich Die·
alles Gute.«
»Und das kannst Du auch, liebes
Freund!'« rief Brenlendorss nun voll
Enthusiasmus »denn Du abnit ja
nicht« wie ich bis über beide Ohren
verliebt bin!«
»Nun sag mir eins noch, —- wird
denn Deine Liebe auch wirklich erwi
dert?" .
»Aber gewiss, mein Bester! Jutta
ist so lieb und herzig zu mir. daß ich
ein Herz von Stein haben müßte, um
nicht weich zu werdens«
Saiten schüttelte bedächtig den«
Kopf: »Und was sagt Dein Sohn
Egon tmqu
»Er wird sich mit der Tatsache ab
sinden müsse-n.«
»Er bekommt eine Mutter, die jün
ger ist ais er.«
»Aber ich hänge doch nicht von mei
nem Sohn ab.«
Wiederum guckte Saiten die Schul
tern: »Dann kann ich nur meinen
Glückwunsch wiederholen.«
»Herzkichen Dan!!« ·
Sie stillten die Gläser, stießen an
und tranken aus eine hoffnungsstohe.
Zukunft.
Da wurde geklopst. Dann trat
der alte Diener ein und präsentierte
eine Depesche, die eben angekommen
Wac.
Brenlendorss bekam wieder ein
leises Unbehagen. »Was ist denn
dass nun schon wieder?« Und mit Eist- -
s
ternder Hand griss er nach dem
lcgramm, riß es aus und durchslog·
den Inhalt.
Jm nächsten Augenblick liess er das«
Papier sinken, preßte die Zähne zu-«
sammen und blickte starr vor sich hin,
—- mit einem Schlage war alles ver
nichtet! — Dann knüllte er das Pa
pier zusammen, wars es in den Pa
pierkorb, stand auf und ging erregt
aus und ab.
Minutenlanges, dumpfes Schwei
gen.
Endlich siel Brenkendörs in einen«
Sessel und preßte die Hände ans Ge- .
sicht.
Da nahm Saiten das Papier aus«
glättete es und las: »Triumph- Geizh
papai Der Stammhalter ist angekom
meni Alles wohl. Egon.«
Und dann wieder tninutenlanges
Schweigen.
Endlich steht Saiten aus und geht«
fu dem Freund. Er berührt gerne
eise dessen Schulter und sagt mi
leiser, welcher Stimme: »Glaub mir, '
lieber Freund, es ist besser so. Dies
Telegramm kommt wie durch eine-«
Fiigung des Himmels; es bewahrt
Dich und Euch alle vor so manchen
berben Entiäulchunaen.«
Und Brenkäniägrfxfschwxeg,eätderp: »
siihlte es, da r reun r
te. Jetzt eben erst war er aussen-est
Idurch diese Depesche, —- so lasse
itvak er blind im glücklichen Taumel
’umhergegangen. —- nunaber war mit
einem Male der Schleier von allem
heruntergerissen. —- jett fühlte ee es.
sdaß er ein alter Mann war. Und
nun versank mit einem Schlage das
qanze stolze Gebäude seiner ff
nungen. Jetzt hatte er keinen ut
mehr zu seinem Vorhaben Ein zwan- -
zigjähriges Mädchen und ein Groß
vapa, —- welch ein lächerliches Unten-—
sangen. —- Neini Neint Jeit was
alles aus! Das fühlte et nun klar
und deugicktn ;- grauh und trostle
lag die u unt vor im, nur ans
in der Ferne dämmerte ein gos
nenscheinchen aus« und das war die
Freude, daß nun ein Stammhaltee da
war.
Später. viel später erst. hat er Ist
»dann in sein unabänderliches Wisse-i
Iaesunden.
! Da aber sah er eines Tages ein.—
idasr sein alter Freund damals nue
Hu recht gehabt hatte. ais et ists
invarnm denn ietzt erst machte et diese
Jsrsuhrunn dass Fräulein Jutia nicht
ihn. sondern seinenn Nessen Verliert
iiiebte. Dieser Herbei-t« ein seitenueier
»in-mer Oiiiriee aber war fein Miss
tdel iind das war dann also du
Stil-und gewesen warum das kleine
Fräulein den alten kirren so hofieei
hatte. wollte ihm die guiiitnksuss
Un der Verbindung mit thesi ab
statten-dein und er dummer. atm.
jtäpptschee Greis hatte sieh einsichts
Itanneer. daß das iunne Kind ihn
leiste Liede etnaesteden und Iereites
walttek - O o -- einen resi
mnten Narren ist-W » sich tust
— Er lieqerte sieh eine Weil-. das ei
»sich seinem alten Freund se is
»n« sausen stehe seist satt-.
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tanzte er setder am weisen like W
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