Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, November 27, 1913, Der Sonntagsgast., Image 7

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    B
Ein feines Quartier-.
Nanövergefchichte von A. Oslar Maus
mann.
Manöoerquartierei Es ist viel
Glück, um nicht zu sagen: Lazaris
dabei, wie die Manöberquartiere
ausfallen. Kommt man in ärmlichc
Gegenden, wo der Boden schlecht ist
und die Leute selbst nichts haben,
dann sieht es natürlich böse mit dem
Quartier aus« Aber selbst dort, wo
eine arme Bevölkerung auf unfrucht
bar-r Scholle sich mühsam abauiilt,
tut man fiir die Soldaten, die ins
Quartier kommen, mehr, als eigent
lich die Kräfte gestatten.
Natürlich auch Ausnahmen kom
men vor; aber diese bestätigen nur
die Regel. Von einer solchen Aus
nahme will ich nach der Wirklichkeit
das Folgende erzählen:
Das Brigadeexerzieren, auf das
sich unmittelbar die Divisionsiibum
gen anfchlossen, war im besten Gan
,. e, und der einjährig-freiwillige Ge
freite Neumann lag mit seiner Kor
poralschaft von zehn Mann in einem
ziemlich wohlhabenden Dorfe bei dein
Bauer Borowta im Quartier. Das
war ein Reinsall mit dem Quartier!
Der Bauer Borowta war ein
Geizhals schlimmster Sorte, der sich
der Verachtung und Anfeindung sei
ner gesamten Dorfgenossen erfreute.
Söhne und Töchter hatten das haus
verlassen, um außerhalb Dienste zu
nehmen, weil sie die Verhältnisse
nicht aus-hielten Knechte und Mägde
hatte Borowta nur selten; denn sie
liefen ihm nach wenigen Tagen da
von. Ebenso trakeelig und schmutzig
geizi wie der Mann war die Frau
des orowla.
Als die Quartierzettel verteilt
wurden, kam der Ortsvorsteher, ein
sehr verständi er Mann, an den
Einjiihrigen eumann heran, um
ihm zu sagen, daß er es lebhaft be
dauere, daß Neumann und seine
Leute gerade in dieses Quartier tä
men. Er schilderte den Borowta
in den schwärzesten Farben und riet
dem Einjährigen selbst, sich nichts
gefallen zu lassen und sich sofort zu
kefchweren, wenn ihm und feinen
Leuten das nicht zukäme, was sie zu
beanspruchen hätten.
Neumann.tetlte seinen Leuten mit,
welches Glück ihnen mit dem Quar
tier beschieden war, und die Mann
schaften ließen die Köpfe hängenl—
mit Ausnahme des Polen Poliwta,
den der Feldwebel den »Kerl mit
dem falschen Namen« nannte, denn
Poliwla heißt zu deutsch Suppe«
und der Feldwebel behauptete, der
Poliwta habe keinen Anspruch auf
solch anständigen und schmackhaften
Namen. Der Feldwebel war liber
haupt nicht gut auf Poliwta zu spre
chen und hatte dazu seine Gründe;
sdenn Poliwta war ein listiger Bur
fche mit bösen, um nicht zu sagen
räuberischen Jnstinlten, ein Kerl,
mit allen hunden gehetzn
Der Empfang beim Bauer Bo
rowla war ja wenig verlockend. Bo
rowla erklärte, er- habe die Soldaten
nicht eingeladen, sie stilien sehen wo
sie ein Unte.:ommen fänden.
Der Einiöhrige this-wann wurde
sofort fürcht-nich rabiai. Neumann
berief sich auf das Quartierbillett
und verlangte das den Mannschafi
ten und ihm Zustehende: nämlich
eine Schlafkammer mit Bett over
eine Lagerstätte von frischem Stroh,
ein gegen die Witterung geschütztes
Obdach mit einer Gelegenheit zur
Unterbringung der Ausriistungzs
stücke, Miibenutzung der Koch-, Eß
und Waschgeriite des Quartiergebers
und einen abend-: beleuchteten Auf
enthaltsori.
Der Bauer erklärte, es fiele ihm
gar nicht ein, sich wegen der unge
betenen Gäste in Unkosten oder Um
ständlichteiten zu stürzen; aber als
er sah, daß er Unmittelbar davor
stand, von seiner Einquartiernng zur
Feier der Ankunft durchgenriigelt zu
werden; nls er entdeckte, daß er in
desug auf Schimpfcn gegen sen Fli
siliec Poltlrla nnr ein Wasser-sank
Iet, gab er den Knmvs aus und ve
chriinlte sich sortad auf passiven
Widerstand. Der Gesreite Neumann
erfüllte den Wunsch des Ortsvorste
lserz und beschwerte sich sofort über
den «liebentmilrdigen« Empfang und
iiiser ein unsauders Strodlager.
Der Ortsvorsteher kam. drohte
dort-sola. die Einauartiern in das
Darsgasldaui auf Rassen Baron-las
u legen. und nun gal- dieser wenig
stens sris0e0, reines Stroh.
Den Soldaten sing der Kam-s
Init dein widerlvlirtlgen Quartier
evirt an. spat u suchen- Cle dat
len Lin-steht mndesiene eine Woche
del ihm zu bleiben. nnd waren sesr
enlschlassem selvsl ans dem Ilergee
nord so viel Vergan Mr mögstq
4u sieden
llm näctsien Taae wurde zeitig
um Brlqaaeerersteren aufnehmen«-.
le Pinnnsevoslen same-se erst any
nmtnge sur-irrt und da sie ohne Me
pslegnng ermannte-e spare-. rannten
sie ekle daran deute-n sich NO Use-r
nne dem geltesmen Material en te
ilten. Das suvrte solt-re wieder en
einem Kasslltl mit dran Vernunft-.
die TM weigerte. einstmals-ans need
minnt Feuer aus dem Herde zu an
asen lkrsl nae langem Parlamen
iieeen entsagen He M Nun was
nur die des-ge start-. das die Golde
tkuskch sämtlich in die sen drang-I
ten, um angeblich mitzut n, eine
schandbare Verschwendung mit s
Brennmaterial trieben und sich so
lästig wie nur möglich machten. i
Das selbst zubereitete Essen er
höhte natürlich die angenehme Stim-;
mung nicht, und Poliwta schwur,
er würde die höchste Gemeinheit.
welche die Einquartierung gegen ei-«
nen widerwärtigen Quartier-geber
zur Anwendung bringen kann, durch-!
führen, nämlich am nächsten Tagek
in der Küche einen Salzhering ins
Stiefelwichse braten, wobei sich ein
Geruch erhebt, durch den man hart
gesottene Verbrecher zu Geständnis
sen zwingen kann. Neumann verbot
ihm aber diese Liebenswiirdigteit ge
gen die Quartiergebek.
Abends saß Yteumann mit seinen
Leuten im Docswirtghauz und hier
wurden ihm von allen Seiten von
den lieben Mithewohnern Borowla3’
haarsträubende Sachen von dem
Quartierwirt erzählt. Poliwta
hatte eine ganz besondere Bekannt
schaft gemacht: die eines Knechtett
welcher früher selbst bei Borowla im
Dienst gewesen war. Er verriet Po
liwlo ein Geheimnis: Aus dem Vo
den, aus welchem die Einquartierung
schlies, befand sich eine kleine Kam
mer; in dieser waren nachts die Ge
wehre untergebracht. An der Rück
wand dieser Kammer lonnte man
ein Brett verschieben, so daß eine
Oeffnung entstand. Dann sah man
in einen Luftschachi, in welchem der
Bauer seine Schinlen heimlich ver
wahrte. Der Verräter war liber
zeugt, daß dieser Wink bei Poliwla
aus fruchtbaren Boden sallen würde.
Jn der Tat ging Poliwia sriihers
heim als die anderen Kameraden,
revidierte das Versteck und fand dort
vier Schinlen hängen. Er verschloß
den heimlichen Zugang zu diesem
Schaß wieder und verbrachte eine
schlaslose Nacht. Es ging ihm ein
Plan im Kopfe herum. Am näch
sten Morgen war er mit demselben
fertig. Während des Gesechttexev
zierens tam Poliwia mit Neumann
und zwei anderen Leuten der Korpo
ralschast als Seitenpatrouille in ein
Dorf, wo ein Schliichter allerlei ver
siihrerische Delitatessen in seinem
Schausenster ausgestellt hatte.
»Kausen Sie einen Schinten, here
Gesteiter!« sagte Poliwla. »Er
wird uns und Jhnen wohltun, und
Sie werden es außerdem nicht be
reuen. Aber lassen Sie sich eine
Quittung über den Schinken vom
Schlächter geben, damit Sie sich je
derzeit auskneifen können, daß er be
zahlt ist.«
»Sie haben etwas vor, Poliwla«,
meinte Neumann; aber Poliwta er
klärte: »Sie sollen von nichts wissen,
Herr Gesteiter, damit Sie jederseit
sagen können, Sie wüßten nicht, wer
es gewesen ist.«
Das psisfige Lächeln des ilsiliers
ließ aus einen Streich schlie en, der
schon den Preis des Schintens wert
war. Neumann erstand den Schin
ten und ließ sich von dem Schlöchter
eine schön geschriebene Quittung iiber
den gezahlten Preis geben. Der
Schinten wurde nachmittags, als
man vorn Exerzieren ins Quartier
zurückkehrte, in einem Tornister ver
steckt, auf das Gehöst Borowlas ge
bracht.
Während die Mannfchaften in der
Küche ihr Essen lachten, lief Poliwta
nach dem Boden und hing vermittels
einer am oberen Ende gegabelien
Stange einen der vier Schinlen, die
dem Bauern gehörten, al- und ver
steckte ihn. Dann requirierte er trotz
des Schreiens der Frau und des
Schimpfens des Bauern Baute und
einen langen Tifch, stellte diefe neben
dem Brunnen auf, und hier wurde
getafeli. Das Haupisiiick des,Essens
bildete der Schinleu, den der Ein
jäbrige fpendiert hatte und der all
feitigen Beifall fand. Denk Bauern
fiel es auf, daß die Soldaten fo lu
ftig waren. Die Frau machte sich
am Brunnen su schaffen und laue
mit der Meldung zurück, die Sol
daten aßen einen Schinien nnd hät
ten so laut, das fie es hören muste,
gesagt, es aiibe nichts Besseres als
Vauernfchinten
Vorder-la packte ein furchtbarer
Verdacht Er schlich nach dem so
den. wo die Einquartierun lag, re
vidierte fein Schintenverseck und
fand. das einer der Schinien fehle.
Wie ein Kalender ftiirzte somet
hinunter auf den hof. auf die Sol·
baten zu und fchrie fie an: Jst
Diebe. ihr Räuber, idr habt tntr
einen Schinten ges-hieni«
Er machte foaar den törichten
Versuch. M des Male-re su Is
sssacheiam Dei brsmee then natiies
lich nichts ein all ciifie und Schil
ge durch die Vom-la derartiq in
Wut oeriekt wurde. das er Nunttef
nnd M tueeee seit mit einer Cenfe
eneuatedree mit welcher er auf dei
Soldaeen loeaincp user sitt wieder in
den Ochs M Sedintene « fide-.
Die Soldaten hohen na. allen
Rechte-nasse auseinander; adee sp
cksaeen gehn gessen einen. und es fee-f
lang ihnen. Veeowta von hinten sie
Mien. niederen-nettes und ihm ne
säsenie en even-sen Dann aber Ies
atstolaten dte Soldaten die ntQi he
anter ans-um Ihnen Baron-in ists
Mai-neuen nehmen wollte. dein
Bauern eine. dessem-se sucht Bei-f
c —
gel. daß er sich nur mühsam in sein
haus schleppen konnte.
Die Frau, die mit Jammern und
Schreien se Exetutive gegen ihren
Mann begleitet hatte, lies s retend
und schimpfend durch das Dor · laut
vertiindend, daß die Soldaten sie be
stehlen und ihren Mann totgeschla
gen hätten. Sie alarmierte den
Ortsvorsteher; sie lies nach dem
Gutshose, wo der Hauptmann sein
Quartier hatte und eben mit dem
Gutsbesiser und dessen Familie bei
Tisch fu« · , «
Es blieb dem Kompagnieches
nichts anderes übrig, als die Sache
sofort zu untersuchen. Er holte den
Feldwebel ab, der in der Nähe ein
auartiett war, und beide begaben sich
aus das Gehöst des Bauern Bo
rowta, wo sie auch bereits den Orts
vorsteher vorsanden.
Die Mannschasten saßen noch im
mer aus dem hos und taten sich an
ihrem Schinten gütlich. Reumann
meldete die Korporalschast zur Stelle.
und der Hauptmann begab sich erst
nach dem Wohnzimmer..um.den-ächs
zenden und stöhnendeu Bauern zu
vernehmen. Dieser erklärte, daß er
vier Schinten in seinem Versteck ge
habt habe und die Soldaten einen
davon entwendet hätten und verzehr
ten. Der Hauptmann ging aus den
Dos und sra te den Einiährigen,
woher er den chinten hätte.
»Ich habe ihn getaust, heute aus
dem Rückmarsch Hier ist die Quits
tung.«
Diese Quittung war aber gerade
etwas sehr Berdiichtiges. Der haupt
mann wars deshalb einen strengen,
präsenden Blick aus das Gesicht des
Etuiährigem der indes, im Vollbe
wußtsein seiner Unschuld, diesen4
Blick ruhig aushielt.
Der hauptmann wollte daraus
das Schintenversteck sehen, und die
Frau führte ihn, sden Feldwebel und
den Ortsvrosteher nach der Boden
tammee und bis zu dem Versteck, wo
richtig wieder vier Schinten hingen;
denn Poliwta hatte natürlich, wäh
rend die Frau hilse berbeiholte. den
versteckten Schinlen wieder an biet
richtige Stelle gebracht. Dem haupt
mann kam die Sache aber doch ver
dächtig vor. Er ließ die Schinten
herausholen, und die Bäuerin be
stätigte, daß diese Schüssen ihr Ei
gentum wären, da sie mit Kreuz
schnitten aus der Auszenhaut mar
kiert wären. Die Frau war selbst
so verblüfft, als sie die Schinken ins
dem Versteck vollzählig sand, daß sie
ans einen Jrrtum ihres Mannes
glaubte. -Es solgte ein Verhör der
einquartierten Mannschasten, durch
das man erfuhr, wie sich der Bauer
betragen hatte, und der Hauptmann
erklärte, unmöglich könnten die
Mannschasten in einemQuartier blei
ben, wo sie an Leib und Leben be
droht wären.
Der Ortsvorsteher war einverstan
den und erklärte, aus Kosten Borowi
tat die zehn Mann im Dorswirts
hause unterbringen zu lassen. Das
solle in der nächsten halben Stunde
geschehen
Der hauptmann und Kompagnie
ches, der ein großer Redner war und
dabei die Donnermaschine der Dro
hung sehr gut zu verwenden wußte,
ielt dem Bauern Borowka eine
tandrede, in der er ihm klar mach
te, daß er wegen Mordversuchs, Be
schimpfung und Bedrohung von
Mitgliedern der bewaffneten Macht
die schwerste Strafe zu erwarten ha
be. Dann ging er mit dem Feld
webel davon und meinte unterwegs:
»Jrgendrine Traselei ist da passiert
Jch kann nur nicht dahinterlomnien,
was es ist«
»Ich möchte wetten: der Kerl, der
Poliwka, hat seine hand im Spiele«,
meinte der Feldwebei. aEr hat nichts
als Schindluder im Kopf und ist
ein miserabler Exerzierer.«
»Aber er turnt und schießt sehr
ut«, meinte der hauptmanm und
r Feldwebel schwieg, weil er sah,
dasz es ihm nicht gelang, Poliwla zu
diskreditierem Aus dem Gutshose
wurden dem Romragnieches noch alle
die bösen Anetdoten erzählt« die til-er
Vorowia im Umlauf waren.
Schließlich tarn der döuptling zu der
Ueberzeugung, daß Neumann uns
seine Leute sich tadellos benommen
hatten. L
Das ganze Dorf jubelte Ubet dök
Mel. welche sowwka erhalten
hatt-. nnd fest »W- sich die Liebe
bit PMng-c tmde das ein
sechs-I ums dem andern Vompfa
Hochh. um ihn sit itsflea nnd ihm
dabei Mut su made-h da n mäs
W us loose Jahre II sucht
dcvs Use. mit et Ida- kde Vers
Ists ins-tu dam. with
I MI- coilalou Im um staf
MII Glase-. su der IIII fan
Ihn M du It n Ihn ds- IM
sau Ue Vom-a sitt Mai Mu
umtimiq ist Dokhasdsufo su de
sin- Ositm nnd ds- CAIQUMO
i me. das Dom-la sitt III
IMI ds- Ikdmta bekam indu
IIQ soc hin-O ig est-Meiste
sei-im M woduäs »so-«
Ist. senin ums m- m Ind. M
Isct M du staatnsmltsbiss Is
I n. Wo Eos-stunk Im des-I
mf adm- utd Muth-i
»Mi- OOMII Imm Wiss-h
us iu- miswgsfnkwic ou Ustns
i- b- Rnsmtnu m u m
III Ists kos.
--——---—---—
Renöverüierreschnns.
Von clse strafft
Sie kam vor Sehnsucht nach ihrem
Gert- rein um. Das hätte wirtlich
pokizeittch verboten werden müssen.
jung verheiratete Osfiztere aus serne
Truppeniibungspläse und ins Ma
ndver zu schicken Sechs Wochen
Trennung, wovon erst knapp die
hätfrehetmnwar.»ch».ez
war kaum auszuhnltent
Frau Marga spran ruhelos von
ihm-e Bin-an hoch schluchzte ein
paarmal vor sich hin und lauschte va
bei immer auf die TürtlingeL ob die
der Briefttäger nicht anschlagen witt
be und ihr wenigstens von Gerv den
täglichen Liebesgruß bringen, der ost
u später Abendstunde noch ins han
flatterte
Ah . . . da kam’s ja schon. Die
Tür öffnete sich, und Anna, das
hausmiidchem trug auf silbernem
Tablett ein Glas Milch ins Zim
mer, auf dem heute ein ganz aus
nahmsweise dicker Brief lag.
Beinahe wäre die schöne weiße
lüfsigkeit über den Teppich gelau
n,fo haftig griff Frau Marga nach
dem erfehnten Schreiben.
Aber es war gar keins von Gerd
Nur eine feine, arte, feltfam
bekannte Damenhandichriih beinahe
fechs Seiten lang.
»Liebe Marga! Du wirsi sicher
feh«r erfiaunt fein, daß Dir die alte
Pensionsfreundin endlich mal wieder
fchreibt. Aber hdre und flaune was
mich heute aus meiner Dir ja he
kannten Schreibfaulheit herausgerifs
fen hat· Du weißt ja, daß ich feit
zwei Jahre-»Nimm geliebten hans
ekommen habe, und mit ihm Onkel
Pauls Scholle,- wo ich früher fo herr
liche Ferien verlebt. Aber, daß wir
jeht hier in unserer gefegneten Ge
gend Manöver haben und in unfe
rem ftillen Gutshaus Einguartierung,
das weißt Du sicher noch nicht. Te
legraphiert wird Dir das Dein müd
marfchierter Schah ja noch nicht ha
ben Er ift nämlich heute morgen
mit noch zwei anderen Kameraden
und zwanzig Mann bei uns im
Quartier und hat natürlich keine
Ahnung, daß ich Dich kenne und bei
nahe einen Luftfprung vor Freude
emacht habe, als ich feinen Namen
gönn den ich ja lange weiß. So,
und nun tue mir, und hoffentlich
Dir und Deinem geplagten Krieger
auch den großen Gefallen und reife,
fobald du fortkannft. hierher, damit
Du Deinen Mann überrafchen kannst.
ch freue mich riesig auf Deinen Be
uch, aber beeile Dich fehr damit. da
die Einquartierung hier voraussichis
lich nur wenige Tage dauert. Schicke
mir ein Telegramm, wann ich Dich
von Buchenau, das ift die nächste
Bahnftation, mit dem Wa en abholen
darf. Dein Schatz darf natürlich
vorher nichts davon wissen, und der
meinige auch nicht« Letzterer hat sich
vorgenommen, die Ilbende mit feinen
fidelen Gästen schnödertveife ohne
mich zu durchzechen, das wird sich
natürlich sofort nach Deiner An
kunft ändern. Zwei Frauen nimm
men siegen gegen ein halbes usend
Männer Also, liebfte Marga auf
baldiges Wiedersehen bei Deiner al
ten, getreuen Grete Efchenhagen.«
Die junge Frau ftarrte auf das
Briefblati und wußte nicht, ob sie
wache oder träume. Dann, mit ei
nem regelrechten, lauten Jubelschrei
lief sie in ihr vereinfamtes Schlaf
zimmer, kramte, fuchie und packte
und wäre der verwunderten Anna,
die ihr dabei helfen mußte, beinahe
vor Seligkeit um den hals gefallen,
als sie fagte: ,,Morgen früh reife ich!
Holen Sie mir mal das Kursbuch
von Herrn Oberleutnants Schreib
tifch. und bereiten Sie sich während
l
Inelner Abwesenheit auf das Groß
refnnmchen vor.«. . . .
Mernndswanzig Stunden später
rollte über die von elnem echten
Landregen anfgeweichte Landstraße
von Suchen-u die alte Kutfche derer
von Efchenlfagem Darin aber fasen
felfa Ilem in seen dfe beiden wieder
vereinigen Jensionsfreundennen nnd
lachten, erzählten und fcher fen fo
dlel nnd fo laue, das der offchee
ffch melfe als einmal fehmunzelnd
umdlfckfe nnd den grauen Kopf fchlfts
lelte. .an wird fn jesf alle Daa
dullee del uns mit dfe »denn-te Ein
qnnrfferung, wenn noch dfe Wede
lffl dertan fonrneen.«. . .,.
.Geefe«. fauefme Frau Marga.
.das ich dfe dlefe Einladung femals
vergelten fsnnfek Rein umnefoenenen
dfn ich der Zehnfache nach Ilerd.
Und er . . . fas« doch dlo . wie is
ee denn elfenflfch fv ohne ne Of Clle
ee blas aus. versesnsff Melan du«
ee fean M nurd fol« . . · .
Dom-f sonder dle Inn e Gute
fenn offenbar nfcde fofeef d efchffne
Infeooet kenn von Iller Ind
Gen-n daer ffe noch nfckm def dein
lnsfqen Odeelenfnnnf gefedert Idee
ffe Ieefedcpfe das lfuyeeeoesfe use
meinte- .sl e fean er IM. denn ee
finde anfoelnend fni Wefn Kletqefi
fendefl. wie feine Kameraden stach.
Mefn Mann toll dfe dlfefeen Matten
nat den- sellen fe» dle denen blee
sind. und denfe ndsnd daf ee fis-got
eine den-le seyeer me dee ke
nfedee reduer wefl ne su fsdnsee tffg
Du . . . nun Use uffv meinen via-H
denan dfe Uebeeisznnq senkt resz
sen-s is. see-I effes sele Felde
W
iallein in meinem Zimmer, und du
ssiehsi dich recht schön an —- das
Iverstehst du sa, wie ich aus Erfah
rung weiß. Und dann lassen wir
die Männer ruhig ein paar Stünd
chen unten im Herren immer inei
penz spät wird eg sowieijo heute nicht,
weil die Truppen mor en sriili um
vier Uhr schon ein Gefecht aus den
Eschenhiigeln haben, wie ich hörte.
Wenn dann dein Mann heute abend
den langen Gang zu seinem Zimmer
mit der Kerze entlangwandert —- er
schläft nämlich direkt neben der Ap
sellammer — dann stellst du dich in
dean Zensierwinlel oben aus der Diele
u « .....
LGreteP jauchzte Frau Marga zum
zweiten Male mitten in den langen
Satz der Freundin hinein. »Das ist
ja wie im Roman . . . das ist ja·..
o Grete, Gerd wird ja dirett fas
sungslos vor Glück sein, wenn er
mich da so plötzlich wieder hat« —
Und die beiden jungen Frauen la
en sich in den Armen und lachten
Po laut und klingend, daß der alte
Kutscher immer wieder die dünne
Mühne aus seinem Bock schüttelte» .
",,Ja, sa, meine Herren,« sagte der
liebenswürdige Guteherr in die fröh
liche und trinttiichtige Taselrunde
hinein, »zweihunderidreiundsechzig
Jahre sieht dieser ehrwürdige Kasten
schon, ob Sie mir nun das glauben
oder nicht. Es sind sa im Lause der
Fett eine ganze Masse baulicher Ver
nderungen vorgenommen, aber das
eigentliche Gutshaus haben die
Eschenhagens schon Anna sechzehn
bundert bewohnt und gegen die
Franzosen ost genug verteidigt.«..
»Alle Achtung« , niiselte der jüngste
Leutnant mit erhißten Wangen, in
bem er durstig sein Glas leer trank.
»Daraus lomme ich unserm verehrten
Gastgeber extra eins..«
Die Gläser klangen gegeneinander.
und die Herren blickten sich ordentlich
ehrsiirchtig in dem hohen Raum um,
in dem alte, oerblichene Oelbilder
melancholisch aus die neue Welt her
niederblickten.
»Da haben Sie auch gewiß spu
iende Geister hier in den alten
Mauern«, spötteite Oberleutnant
Krüger lachend, als ihm der haus
herr wieder das hohe, dickböuchige
Bowlenglas gefüllt. »Denn heute
nacht rumorte das neben meiner Ke
menate . . . aiie Achtung! Nur
schade, daß mich die weiße Frau nicht
besucht hat.«
»Das sind die Mäuse in der Aep
pellammer«, wollte Karl Eschenhagen
gerade erzählten, aber die gespann
ten und grienenden Gesichter der inn
gen Osiiziere, denen die starke Bowle
schon die nötige seeudige Nüte gege
ben, brachten ihn aus eine recht ver
gnügliche Idee. Er machte ein sehr
würdiges Gesicht und meinte in ei
nem ganz geheimnisvollen Tone
»Natiirlich, meine Herren, haben wir
auch unsere Geister hier . . . sogar
eine ganz unheimliche weiße -Frau,
die alle paar Jahre mal klagend und
raschelnd aus Treppen und Dielen
herumspult.«
Ueber die Leiber der mutigen
Marsfiinger ichlich tribbelnd eine
ganz« ganz lleine Gänsehaui....
«Js sa Bliidsinn.«
.Donnerwetter, machen Sie uns
doch nichts vor.«
«Kinder, die Sache wird brenzlig
hurra, harre-, hurra! . Die
weiße Frau soll leben!« . .
Sie wißelten und lachten ploßlich
alle durcheinander, aber die Gänse
haut blieb doch ein bißchen.
Der Gutsherr guckte bedüchtig mit
den breiten Schultern.
»Was Wahres isi an der Sache...
aber meine Herren. was sicht das so
sturmerprobte Vaterlandsverteidiger
wie Sie denn weiter an. Wir glau
ben ja alle nicht an solchen Dunst-us
nnd mir selber ist dieser berühmte
Geist aus Eschenbagen ja auch gottlos
noch nicht erschienen. An Fremde
Sbt ee eher heran. Mein Vetter um
eispiel bat ilsn ganz genau e nes
Nachts oben die Viele entlang wan
deln sehen. Aber als ee schen die
Sinne nach ihm C.aussteeette ries er
schnell bei-erst« Laianae entweiche»
.ttnd tout-n —- rvar das Fräulein
samt dem anzen Spuk verschwun
den. . . . atsache . . . wenn Sie
mich auch auslachenX
Jen t trat doch eine kleine Verle
et,ttertspmtfe ein in der jeder
weinend und ganz besonders dete
siia sein Atlas leerte.
»Na . . . dann wollen wir man
lieber die Mitternachtssittnde nicht
abwarten.« versuchte dee tleine Leut
nant Ia wiseim »wenn die Joche se
sattl sieht in Ihrem hause . . . Ich
vers-sie sedeniatls mit Ihrer Iiitisen
crtaribnts s ver sit-Ilse. Isr
sriid stt es alte Knochen see-»
Mitte-reisen in dem Ierrectteten
Lebst der cichendiieei.· . . . .
»Warte- Ste. ich temtne mit·.
meinte der andere. der mit dein Ia
meraden due gras- Zinrntee aus dem
rechten Cetiensiitpel teilte. während
cherieutnant Its-er tints ein Ge»L
mach sitr sich rrtlein bewohnte E
sind alte vier dereen skeanen
ieicheeitig aus nnd mit-schien sites
evident and am im seiden sepsens
gute Hin-di l
Den setsesten stoss- dntte entschieden
Gerd Ihn-I mir mitten ite sen
Sputaesiticheen iein siiseee. Ietia se·i
net strauche- eingesctien tm ers
ganze sit-et case let-en sites sesj
W
schrieben hatte. Aber er konnte das
beute abend noch nachholen, dann kam
fer am besten und schnellsten da oben
in der allen, unbeimllchen Bude über
das leise Unbebagen fort, das plötz
lich in ihm wach geworden.
Der Dauzhem der ihn bis vor
zseln Zimmer die Treppen hinaufge
.leiten wollte, wurde- unterwegs von
seiner Frau, die irgendwo den büb
fchen Kon ans einer Tür der langen
Gänge steckte, so ängstlich angerufen.
daß der gehorsame Chemann sofort
lebttmachtr.
Also mußte er mst seiner flackern
den Kerge allesn seinen Weg suchen
und durch das fremde haus tappen.
Das war gar nlcht so einfach, wenn
man seine zehn bis fünfzehn Glas
Rheinweinbowle intns hatte. . . .
Aber da war ja schon die schöne,
weiße, leuchtende Diele, von der ans
die Tür ln sein Zimmer milndete.
So . . . nun noch eine lleine Wen
dung nach links, an der tiefen Fen
sternische vorbei, und . . . »Gerd«
sliisierte da jemand und nun noch
einmal, geisterhaft wiederhallend:
«Gerd« . . . .
Die Kerze in des Oberleutnants
Hand begann zu wackeln.
Strecken sich nicht da dicht vor ihm
Arme aus, regelrechte weiße frassen
arme . . . lehnte da nicht ene Ge
stalt im,sweisien Gewande an der
weißen Wandi himmel . . . war
set plöslich verriickt geworden von dem
verfluchten Getrönl . . . oder stand
da wirklich raunend und wispetnd
diese wahnsinniae weiße Frau . . . .
Die Kerze fiihrte ietit einen regel
rechten Jndianertanz in den schloti
sternden händen Gerds aus«
; »Satanas, entweiche!« entrang es
xsich entsetzt von seinen Lippen. Ein
Griff nach der Tit-Muth ein furcht
barer Knall und der Schlüssel drei
mal herum im Schloß . . . »So . . .
die Sache war erledigt.« · . . .
Wenige Minuten später siel der
unten auf dem Treppengang lauschen
:den Gutsfrau eine weisse Gestalt ver-»
zweifelnd aufschluchzend in die Arme.
Ganz betreten vor dieser unver
hofften Erscheinung, drückte sich Karl
Eschenhagen eiligst in den dunkelsten
Winkel zuriick, damit ihn die fass
sungslose iunge Frau nicht sähe.
»Grete . . . o Gerte . . . nimm
mich bloß für die eine Nacht mit in
dein Zimmer und lasz deinen Mann
wo anders schlafen! Jch . . . ich bin
ja so unglücklich . . . ich reife sofort
morgen friih . . . zu meiner Mutter
...oGrete.«....
Die junge Gutsfrau zog fiirs erste
die erregte Freundin mit sich sort
»und in ein entlegenes Zimmer, wo sie
Licht machte.
. »Um Gottes willen, aber was ist
denn passierti'« fragte sie erschrocken.
»Er . . . er, ich iann das gar nicht
wiederholen«, schluchzte Marga ver-'
zweifelt. . . . »So .. . Satanas hat
er . . . zu mir gesagt. . . . OGrete
. . . das iiberiebe ich nicht-« . . .
»Das verstehe ich nicht«, meinte die
Freundin unruhig. »Wer weiß, wie
viel die Männer getrunken haben....
Armes Kind, dein M nn hat gewis
selber nichts mehr n sich ewuhtx
Sei doch vernünftig und ruh e
dich erst mal. Jch bleibe ia bei dir.
Watte mal, mein Mann weis
sicher, was da passiert ist. Die an
deren beiden Leutnants hatten ja
auch eine Krelex das mertte man ja,
wie sie die Treppe hinausstiegen»..
So, hier im Sosa bleibe erst mal
sitzen; aber wer denkt denn auch, daß
sich die Männer gleich so betrinlen
werden, daß« . . .
Sie sprach nicht aus, sondern eilte
hinaus, um ihren Mann zu suchen.
Sie fand ihn sehr lleinlaut und er
zählte ihm hastig von der großen
Ueberraschung, und wie sie soeben so
schmählich mißlungen war. . . .
Aber was war dennf Mut
lachte denn ihr satt-at von Mann
le fürchterlich und lnntl Worum
zeigte et denn so gar leln Mitleid
irre-: los-wie sich gar nicht halten voe
n .
Bis sie’s schließlich heraussehen-—
Junb auch mtilnchie, ob sie wollte oder
inlchn Morgen wae ja any Joch
sein Zug, und moeyen wes-de im Liebe
in auch noch blühen und die sonnt
vielleicht scheinen und die Mönner
würden alle wieder einen llaeen Kopf
ihabest . . ·
; So eln unsinnlnu Spuk . . . II
eln Blödlinw . . .
Als sie In det steundln sueilcki
lehrte. las die noch lneseee in them
schönen weisen Seel llelve unbe
wecllsq und verweist-l ln dee Sola
eckr. selnade volkle wie ein sem.
lo blas nnd Meterle Mienen . . .
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