Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, June 12, 1913, Der Sonntagsgast., Image 3

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    Der Sonntagsgast
Beilage zur »Bloomsield Gewinner-.
san Wunders-leid l
Von M. W. 1
Frau Sabine Rathmann lebte al-l
kein, aber doch nicht einsam. Jhr
Mann war schon lange tot, ihre Söh
ne und Töchter waren auswärtö ver
heiratet, lehrten jedoch häufig rnit ih
ren Kindern zu längern oder liirzern
Besuchen bei der geliebten Mutter.
ein. Dis waren grau SabinesI
glücklichsie Zeiten. n den Pausen;
zwischen diesen Besuchen, wenn die
Enielkinder das schlichte altmodische
haus, den großen Garten nicht mit
ihren fröhlichen Stimmen erfüllten
lud sich Frau Sabine höusig die Ju
gend in Gestalt orn Töchtern befreun
deter Familien zu Gast. Und alle
lamen gern und fühlten sich wohl
bei der Unterhaltung mit der lieben
ringen, warmherzigen Frau, die sie
,,Tante Bine« nennen durften. euie
saßen drei junge Mädchen mit eau
Sabine um den runden Tisch, der
mit Tee und allerlei süßem Back
weri reich besetzt war.- Die alte Gu
ste, Frau Sabines langjährige treue
Dienerin, verstand sich vorzüglich aus
die BereiturF dieser Süßigkeiten nach
bewährten ezepten, und Frau Sa
bine wußte, daß auch die Liebe jun
ger Mädchen zu alten Frauen zum
großen Teil durch den Magen geht.
Diesem Umstand trug sie gern ech
roung, und sie sreute sich auseichtta-j
wenn es iren Gii ten recht gut;
schmeckte. ore Frei anl, Rath Sie-;
vers und elly Muth schmaustens nach J
Herzenglu und lauschten dadei volli
Interesse den Erzählungen ihrer
Wirtin aus der guten alten Zeit. Er
zählungen, die ihnen wie Märchen
klangen. Es war alles so seltsam, so
unw rllich. Tante Bine hitie in ih
rer Jugendzeit nach gespannen und
Seise gekocht, sie hatte niemals grö
ßere Reisen gemacht und war fröhlich
und guter Dinge gewesen und ge
blieben dhne Fahrrad und Auto
Nicht einmal die Eisenbahn war an
dem Städtchen, das ihre Kinderw
mat gewesen, vorüberaegangen. Nur
eine Positutsche vermittelte der Ver-.
Sehr mii der Außenwelt. Tante Vine
tonnte iber die Reize einer solchen
Postsahrt · lso hellen Farben malen
daß es ihsen Zuhörerinnen ganz
sehnsüchtig zumute wurde, ganz
,,lenauisch!«!
Zu Tante Bines Zeit harte es noq
seine Frauensrage gegeben, und sie
hatte nichts gewußt von den hohen;
Zielen, die heute dem weiblichen?
Geschlecht winken. Das war nun ei-’
geutlich das allerschlirnmste. Late,
Rath und Delly waren echte Kinder
ihrer Zeit, und sie standen alle drei
tm Begriff, sich aus einen Beruf vor
zubereiten. Lore hatte die Absicht,»
sich im Lettehaus zur Photographin
cuszubildem Ruth stand vor dem»
telbiturientemExamen und edachte
Fu studieren, und Helly wo te eine
lltiidels lebten und webten in ihren
Zukunftsplänem und Frau Sahine
tenlte auch nach einiger Zeit das Ge
spräch daraus, denn sie wußte, daß
man im geselligen Verkehr geben und
nehmen müsse, und sie verstand die:
Kunst, auch ihrem Wesen Fremdeö
gelten zu lassen. Teilnehmend hörtes
sie zu und freute sich im stillen an!
der Frische und den Eiser der drei
bin-schen Mädchen l
Halb scherzend warf sie nach et
niger it die Frage bin: »Wind-.
denkt hr denn eigentlich gar nicht
ans beiseite-M
»Wir —- heitaten7« «Abet, Tant
Vine, wie sannst du nat --« «Nein.«
an tonssifchL Mk wollen doch ein-as
werden -——« »Wie denken nicht daran.
rns einem Mann unterzuordnen —«
Am mäst- fpndetlm zusehen
wesn its meine Freiheit —« Euk
wenn mal die Inst Liede —- Ida
die gibt's is Tat nlds --« Meist
Mmtin, das st so gut wie outsi
fchlsssn —«'
seen costs- dskte diese Ins
kaio Im leicht-In Lächeln an und
mit-tu Ja m aus« la wissen.
Kuchen Mk baden anders daru
m. Uns- wit«s auch n laut
Und-n Isidor-. Im sicut i to im
Un III H III-O unt-, n- u
It« n. s sW I Inst
M- I. Mk kon- en ihn Mut
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Ums-. MI Ema mit. das tin
must-M Ums-m um mu
ium M .- mitn ! It Ist
un. ou o non-s san-IF
»Entfchuldige, liebe Tanie Eine-«
erwiderte Ruth, die künftige Studen
iin, nach einer kleinen Pause, »ich
glaube, wir fassen das doch ganz an
ders auf, von einer höheren Watte
aus gleichfam. Wir betrachten die
fes Trachtenfefi nicht nur als Ber
gnii en, fondern als ein Mittel, ful
tur ifiorifche Kenntnisse u fannneln.1
Wir fuchen uns in die igenari derf
einzelnen Bolksfiäinme zu veriiefenx
und haben fo einen Gewinn für uns?
ser Geistesleben.« i
»Ja, Tanie Bine,« fo nahm nunf
Lore das Wori, »für euch, du lag
ieft ja vorhin felbfi fo etwas ähn-»
liches, fiir euch waren derartige Ver
anstaltungen doch mehr oder weni
gst Heiratämärlie.«
. »Nun, wenn auch das nicht gerade.
fo doch Gelegenheiten zum Rennen
lernen für junge Mädchen und Män
ner. ch habe mich denn auch auf
einem aslenball mit meinem ge
lieblen Mann verlobt. Jch machte
isen Ball als Zigeunerin mit, nur
fum Vergnügen, ohne kalten-histori
che Studien damit u verbinden."
Mein Kofiiim war fe r hübfch nndl
lWand zum Teil aus dem Braut-!
ileid meiner Urgroßmuiier. Achwoni
dem Kleid muß ich euch noch equiihU
len, das war nämlich ein te net
Wunderlleid.«
»O ja, erzählen. Tante Binel Nie
mand lann so rrlich erzählen tote.
du,« rief Hellh röhlich. I
Und Frau Sabine begann: »Also
das Brautlleid meiner Urgroßmutw
ter war aus dicker, weicher Seide, der»
Grund weiß und hellgriin gestreift.;
ganz zart he riin, und mit rosa
Rosen durchtoe t, ein weitsaltiger
Rock und eine schlichte, lnappe, mit»
guten Blonden oerzierte Taille, alle;
tiiihte wundersein mit der Hand ge-?
steppt. Meine Urgroszmutter, dies
sich schon mit 16 Jahren verheirate
te, soll entzückend isn dem Kleid aus
gesehen haben. Sie wurde auch da
mit gemalt, leider ist das Bild bei
einem Brande vernichtet worden.
Aber ich kann mich sowohl des Bil
des, als auch der lieben Urahne, die.
noch in hohem Alter eine schöne stati
liche Frau war, gut erinnern. Jhre
Tochter, meine Gras-written trug
das Brautileid ihrer Mutter bei ei
nem Kostiintsest und verlobte sich an
riesem Abend· Meine Mutter be-i
lam, wanzigjiihrig, da die gemusteri
ten eidenstosse gerade wieder ge
tragen wurden, ein Balllleid, und
auch sie kehrte als glückliche Braut
von dem Feste zurück.«
»Nein, wie eigentümlich!« »Das
lst aber ganz wunderbar.« »Und du,
Tante BineW
»Hört nur weiter! Als Mutter dem
Manne, dem ihr Herz schon lange
gehörte, ihr Jatoort gegeben hatte·
und mit ihm bei der Tafel saß, goß
ihr Nachbar zur Linken ihr ein Glas
Rottvein aus das Kleid, und es war
total verdorben. Chemische Reini
gungsanstalten gab’s zu jener Zeit
noch nicht, nnd der Notwein mußte
wohl aus Heidelbeeren hergestellt sein
denn die Flecke waren nicht heraus
zubringen. Mutter ließ später den
herrlichen Rock schwarz färben und
sich ein Staatstleid daraus machen,
Es wurde noch ein paarmal moder
ntsiert, wobei immer darauf gesehen
wurde, dte Bahnen ntcht zu geriet-nei
den. So Hab'- tpötee noch einen
·peächttgen Rock zu dem Zigeunerin
nentottttm site mich, und der tu . mit
bunten Bänder-e und Gokbtn ngeen
reich beseit, sehe gut aus. Und e
Stoff hatte durch das Mit-sen nichts
verloren, denn auch ickz veetpbte mtch
an jenem Mastenbnll n dem staut
ttetv meiner tteneoßnentter. Ich bin
eine sehe glückliche Man geworden,
und den stock bewahrte teh sorgfäl
tig aut. Rue ein-nat n wurde ee
benust von enetnee Joches bet et
neen Poltergbendtchees. Und was
neetnt set Ums tte tane von been
spottet-n end Its sennt need hxm e.
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sdn zu eine-n Ostia-eines use-es en
mindes- IMM M Sees W«
ten Aufs see-it des Mutes Men. Ite
Istse die Cis-entstehen tagt ne.
u- tdeee »etwas-Atmen stetem nnd
Kunde findest-«
JI ts· is-« »New-As W sete
tsae sinmttestd tessenif Denn
NR sue-i neu II etttime Des-se
handelt, so ift’s doch ungeheuer in
tereifani.«
Frau Sabine lächelte und schellte
ihrer Gufte, die denn auch nach tur
zer Zeit den Karten brachte. Mit
halb ehrfiirchttgem, halb fleptifchem
Staunen befühlte-i die drei jungen
Mädchen die Seide, und bewundernde
Ausrufe über die noch völlig frisch
erhaltenen Farben, über die feinen
Sieppftiche an den Nähten der Taiisss
le wurden laut. Dann wollte leine
rechte Unterhaltung mehr aufkomss
men. Die drei
ten auffallend
und Lore als die Aeltefte mahnte
zum Aufbruch.
Am anderen Morgen brachte die
alte Gu e ihrer Herrin zu ieich mit
idem Fr" hftiick drei Briefe. ie laute
en: -
»Liebe Tante Eine, ich wäre Dir
sehr dankbar, tvean Du mir den
ichwarzfeidenen Rock für das Trach
tinfeft leihen möchtest. Der, den ich
i
i
ungen Mädchen los-:
still und nachdenklichs
habe, ist doch fchvn recht abgetragenH
Ich komme gegen Mittag selbst, mir
Antwort zu holen.
i
(
Mit herzlichem Gruß !
Deine dankbare W «- Sieders. l
»Geliebtet Tantcheni Vielleicht husis
Du die große Güte, mir zum Trach
tensest den bewußten Rock zu leiden
Jch habe einen roten, und Rot stehtl
mir nicht zu meinem hochblondenz
Haar. Aus giit e usage hoffend:
stets De ne elln Muth s
,,Entschuldige, liebe Tante Bines
gib ich Dich mit einer Bitte belästige. ’
u sagtest gestern, Du würdest den
ichtoarzseidenen Rock gern einer von
uns zum Trachtenfest leiben. Der zu
meinem Kostiim gebiiriae ist etwas zu
kurz und gestillt mir überhaupt nicht
besonders. Mama ist aber gar nicht
siir eine Rcuanschafsuna. Jch sinds
Seide siir eine Zillertalerin auch so
besonders nobei. Jn der Hoffnung
teine Feblbitte zu tun, ariiszt herzlich
Deine Dir sehr ergebene Lore."
Ueber Frau Sabines lluaeg gü
tiges Antlitz ging beim Lesen Der
drei Briefe ein heiteres Lächeln. Dem
Himmel sei Dant, es tvar doch noch
nicht so schlimm mit der Ebeschcu der
modernen Mädchen. Ueber Nacht
hatten sich drei junge, männerverachs
tende, höheren Zielen zusirebende»
Freundinnen in ganz altmodische
etratölustige Jungfräulein verwan
delt. Durch den Zauber des Wun
dertleids offenbar, Wer es haben
sollte, mußte eben das Los entschei
en.
M
Da liest der sen-d des-ahnet .
Wohl nicht vielen von denen, die
obige Redensart anwenden, ahnen,
daß ihr eine wirkliche Begebenheit zu
grunde liegt, und daß tatsächlich im
Herzen Deutschlands, in Thüringen
»der bund begraben liegt«. Am Fuße
des Jnselsberges ist das Dsrslein
Wintersiein gelegen, zwischen dessen
häusern sich die Runie des Stamm
schlosses der sreiherrlichen nnd gräfli
chen Familie von Wangeuheim er
hebt. Dicht neben dieser schmiegt sich
an eine kleine Bodenlvelle ein alter,
verwitterter Denkstein, aus dem man
das Konterfei eines undes erblickt.
Ereilich ist es tein assehund nach
utigen Begriffen; dazu ist er zu
plump gebaut. Jnieressant silr Hun
deziichter ist das deutliche hervor
treten der Asterilaue an den Füßen.
ein Merkmal, das man heutigen Ta
ges taum noch in dieser Ausptägung
an den Vertretern der Familie
»Canis samiiiaris« findet. Dach das
nur nebenbei. Die sehr verwitterie
Inschrift des Denksteins lautet:
»Anm) 1660 adr. . . ward ein Bund
fierder degra n. das in nicht sollen
ressen die Raben War sein Name
Stuezel genannt Fürsten und Deren
wohl betani. Geschach unid seine gra
sie Trediichteit. die er seine Deren
und peawn den-eins
Die Sage et dit den diesem dun
de. dass er zu e Zett. da eine ec
teee rein nach Vesiciiuiein aus m
Genie e seiedensiein tn Pisa i
sen. sedr est ais Liedesdoie feines
enn. eines Junius von Wangen
ini. den M den Winteksein nach
tha Klause-i ist« use in seine-e
issan dritte sin nnd zueiic sie
Federn- Its er dann s ter Ie
nerden. bade sein peee set len. das
inan tsn aus dein seiest-se a Im.
see deisege. Das aUC seid-sen sit
Iis adee ezea srnii der see-see
dienen ee Idee-. dcde ee ans-Ied
nset« das dee dieses wieder entgegen
den weide. und nun sei die lerne
site neben dein syiase seines Dete
idsii Ieise-dem m nun issn indiee
diesen Besinn- ieste die Winters
steiget eiee neusten die indieisise
siedend-ei sein n te en. das dei
mee- see die-d meisten tu
www-www
»- I.«e. en e. see iedi ea
n
see paid in nnd and um
its sein met Im esse-»
its-mit N
Iie satt-fes
Slizze von Eise Qriiiiet
Er saß in det großen Empfangs
shalle des holelö und wartete. Die
FDinetstunde war vorüber, und um
kihn herum schwirrte und knisteeie
Idai vielfaebige Bild einer internatio
nalen, eleganten Gesellschaft Kellner
eilten geeäufchlos mit Meile-käme
chen und geeisten Lilören über die
indischen Teppichez Kavaliere be
warben sich lächelnd um die Gunst
schöner Frauen, und weiche Lieder
fangen die Saiten einer «eige hinter
schimmernden Vothangfal en
hanc Winter ließ das Zeiturzgsi
blatt sinken und folgte mit den -
gen den leise schwingenden Bewe
igungen der großen Partaltiir. Die
zPolitik war langweilig, das Getriebe
sum ihn her interessierte ihn nicht, er
erwartete mit lebhafter Ungeduld ei
pne junge Dame und wußte doch
recht gut, daß sie vor einer Viertel
stunde gar nicht da sein konnte. Sie
hatten sich wie gewöhnlich aus silbr
verabredet, und es fehlten noch gan
ze ginfzehn Minuten.
« r. war eben viel zu friih gekom
men heute. Weshalb eigentlichi Für
gewöhnlich pflegte er solche Vorbea
’zision unpiinltlich zu nennen. Aber
richtig, er hatte sich ja das japanische
Zimmer reservieren lassen wollen,«
deshalb war er so zeitig dagewesen.
Ob eß Maria überhaupt angenehm
sein wiirde». sie pflegten sonst im
mer im Nestaurant zu speisen. Aber
diesmal, —- es war doch heute ein
gan besonderer Tag. Zum ersten-i
ma, seit sie sich lannten, waren stes
fiir drei Wochen getrennt gewesen,s
da mußte das Wieder-sehen unbedingtj
gefeiert werden. Und im blendend
heilen hotel - Restaurant, unter den
Augen aller gleichgültigen, fremden
Menschen, oder gar Belannten....
nein, das wäre nicht festlich und nach
seinem Sinn gewesen.
sang Winter erschrak. Was wall
te er denn, was war es, weswegen
er mit dem Mädchen allein sein
mußte, gerade heute? Maria Mor
tenfen war ein escheidteö, amiisansz
tes Mädchen, mit dem man sich gut
»Mir-halten konnte. Damit hatte es
ange angen, als er sie zu Beginn der
Sai on bei Freunden zum ersten
Ma e sa . Sie war weniger albern
ais vie bischen Dimkgiinrchm, viel
man ihm anzubieten pflegte, sa, htni
und wieder glitt sogar ein seltsamer
Ernst iiber ihre Stirn, eine fast
schwermiitige Stimmung, die sich
dann minutenlang ihrer Unterhaltung
mitteilte und zu ihren Itraytenven
neunzehn ahren so gar nicht paßte.
Er interes erte sich siir dies hübsche
lluge Kind, das mit der Mutter, et
ner Kopenbagenerim in einer Alster
pension lebte, und da die Kleine in
ihrer dänischem freien Erziehung ei
nem elegentlichen Rendezvous durch
aus n cht abgeneigt war, so lultivier
te er eifrig diese neue Freundschaft,
die sehr bald aus den anfänglich lo
sen Beziehungen empor-wuchs. Ans
Heiraten dachte Hans Winter nicht,
als eingesleischiee Junggeselle siihlie
er sich dazu wenig berufen. Um so
harmloser genoß er den zwanglosen,l
anmutigen Umgang mit der kleinen,
blonden Dänin uiid dachte nicht iideel
die Freude des Tages hinaus. Maria
selbst war ja so unge coungen und
heiter in seiner Gesell-Quid auch ile
faßte die ganze Sache lediglich ais
guten Kameradichasisdund aus, ja,
sie hatte ihm sogar einmal mit ernst
hasler Mino dersicheri, das sie ins
solge einer ungliiitlichen Lierlodungss
geicdichie iiderdaupi eine Abneigung
gegen die Ehe desiiszr.
Während ns Winter toartendi
in der hailr asi. wurde ihm ein nie-z
nig dellommen u Sinn. Er datie
disder nie ans traten edacht. das;
war richtig. In diesen eiien Wog;
chen adrr empsand er es deutlich: das
war lrine Kameradschaiilichleid was
da in seinem Innern iiiiemiied poch
te und idn mit Ungeduld nach ienegn
kleinen. engdeichriedenen seiesteiien
autichouen lies. die ieden dritten
Tag auf feinen Stich flatterte-.
das war nicht dies herundsedaini
Ists VIII ekdf s
lind ute most-e er es ide sagen»
das er liedte. und das iie fein-»
Frau beiden Iniisr. allen Junggesel
endoest zum Trog i
Wie nier. wenn iie nicht wollt-ei
Dom It ihm sieht izuidtieisiied ek
iidrt . -. nO Unsinn sie We in nach
iii tun-d und das ils ihn gern NiteJ
hast« sas et des-d auch eine Its-i
weise » - . !
Hinric- Iioeienien das tin-g iei
ice-ist« in Wams is weidiks Chiusi
deutan iad ee sie lese ins. mit deini
ieidtj « Monden Hirn-. den sinnt-J
bit-reden tin-W nnd des-n rate-ej
Mund « · . j
Und da We iii meins j
.Cuien Ident. mein liebes dran-i
lein Maria, ich habe Sie wahrhaf
tig gar nicht kommen sehe-n« Herr
gott, wie entzückend sie aussah, so
sonnenverbrannt und frisch- in ihrem
blaßblauen Kieidchen nnd dem schel
mischen Mohnblnmenhut. Jm ite
berschwang der Freude preßte er ihre
Hand so sest, daß Maria glühend
rot wurde.
»Nicht wahr, wir wollen hier gar
nicht erst Zeit verschwenden, sondern
gleich zum Essen geheni Kommen
Sie, ich habe das kleine japanische
immer, in das wir einmal einen
lick warsen, site uns reseroieren
lassen. Es ist Ihnen doch rechts«
Sie lächelte ein wenig befangen
und sah scheu zu ihm auf
»O ja,« entgegnete sie dann und!
zupfte an ihren fI!,ofen »ich hab Jlji
nen auch etwas zu sagen, und da ist
ies schon schöner, wenn wir ungestört
Maria —- ihmi hans Winter
schaute überrascht herum. Aber sei
ne lleine Freundin war eifrig mit
ihren Vorsteclblumen beschäftigt, nnd
so gingen sie schweigend die Treppe
hinauf.
In dem engen, japanischen Gemach
dufteten frische Maiblumen. Seide
bespannte die Wände, von der Decke
hing eine bunte, holzeingefaszte Lam
»pe und verbreitete wetchei, farbiges
Licht. Auch auf dem Damast des
gebraten Tischchens lagen rühlingsi
lumen und leuchteten zwi chen Sil
ber und Kristall.
»Wie mörchenhaftP rief Maria
entztickt und san in die mit Apfel
lliiten bestickten Seidenpolster. haust
iWinter liichelte. Jhn bezauberte eins
aiderei Märchen viel lebhafter als
die toten Malereien und verblaßten
Sticlereien einer fernen Jnselwelt.
Und er hätte dieses lebendige, warm
bliitige Märchenwesen am liebsten
schon jetzt in seine Arme genommen
und tausendmal innig geliisz
Aber der Kellner servierte fürs er
ste noch mit königlicher Würde das
Sonder, brachte den Seit und die
Zigarettem so daß zu irgend welchem
Ueberfchwang der Gefühle teine recht
geeignete Gelegenheit blieb! Jndesi
sen plauderte Maria ein wenig über
den Verlauf ihrer Reise, er selbst er
zählte ihr von den legten Bildern, dte
er verkauft hatte, aber die Unterhal
tung wollte nicht wie sonst herzlich
»und warm werden. Bald stockte das
Gespräch, dann wieder wurde Maria
plötzlich seuerrot und brach hastig ab,
—s e waren beide anders als sonst,
Beicht unbefangen und offen wie»frii
r.
Endlich war das kleine Mahl de
endet. Der Ketlner hatte seine
Pslichten erledigt. Je t werde ich
et ihr sagen, dachte ns Winter,
fest« da iiihlte er eine kleine,
sehiichterne Band aus seinem Arm»
»Was-inc«
»Ich hohe Ihnen schon angedeu
tet, daß ich Ihnen etwas zu sagen
hätte, lieber Freund,« begann das
Mädchen ganz leise, ganz scheu, und
als ·«tte sie einen ,schtvierigen Satz
miih am auswendig gelernt, suhr sse
zaghasi und sast tonlog fort: »Jn
Kopenhagen habe ich ja meinen Vet
ter Carsien wiedergesehen. Mama
kvgnschh daß ich mich mit ihm ver
o e.«
Dann blieb et still unter der hun
ten Lampe. Jn den Selilel
schwirrten einige Perlen auf.
starke Dust der Maiblunien wiegte
si? in den bläulichen Zigarettenrini
n
ge .
Der Maler sand nicht gleich die
Antwort Die unvernmiete Rach
richt war ihm eitlalt ins rg s
fgan en und hatte ieine hers «u
Hnen Sehnsucht simnm und hart
»gemein.
.Weshald erzählen Sie mir dat?'
fcnate er endlich. »
Das Mädchen sah unsicher zu thnz
aus »Ja. idem sollte ich et denn
ienit erzähle-. wenn nicht hnenii
jilnser meiner Mutter sind Se doehi
der einzige Mensch. mit dem ich alles
besprechen kann-"
I Or lächelte nett .Me ilsiiiqtenl
;ttdee die Ehe haben senderdaei
mich mändeet mein nödlgee Heils-l
Wein Vesnnen Sie ans unsers
Ceinettd an der tildei damit ing«
ten sie site Sie seit-den nie-mit
and nue an eine trat denken« l
Jus-est its de nne mich sedel
»gut« entcegnete sie einit Oder dei
denien Sie das nie-d Idee Meinung
Hittee dieien ltinntt statt seittanemenl
weideten lett Monate itisnintmg
Sie mit Ach det: ins-mitten Sehnen
jiideetden sie neie In eine-n Ihrer leg
Wen Miete. das se eventnetl seen
wogt-ed Nie das Sie leids · ,
zittdee tret-e Freundin due we ins
er dtett inne Wie ten-te er this
sent gesehen Inn et det dteiee Ini
spielte-II im an tie new-It dritte
sent do iie ansah-meist isten gehn-is
den We inn- anweisen Ist ins et
nen anderen inteeeineete nnd thesi
nur noch so als eine Art Beichtvaier
betrachtete, dem sie in einer herzensi
angelegenheit sich anvertrauen konnte.
»Sehen Sie, Sie geben es selbst
u, schweigen ist so viel wie eingeste
zen,« fuhr las Mädchen spri. »Se
hen Sie doch nicht so böse ans, Hans.
Jch brauche ihren freundlichen Rat.
Bot drei Tagen, als mein Vetter sich
mir gegenüber aussprach da kam mir
das alles so plöhlich daß ich mich
wirklich nicht gleich entschießen lenkt
ie. Jch hatte nie vorher daran ge
Fdachh ihn zu heiraten. Er isi ein
neiier Kerl nnd wir amilsierien und
miteinander das· lvar — alle-, Und
oa ram nur greny oer Gedanke: was
Sie wohl dazu sagen .wiirden, und
ob Sie fänden, daß er der richtige
Mann für mich sei, —- und da ies
mir ein, daß Sie doch auch bald i
raten wollten, und wenn ich Sie
dann nicht mehr hätte, dann —
dann«, sie sprach den Sag ganz leise
und ohne aus uhliclen zu Ende,
»dann toiire ei schon besser, diesen
dazu nehmen und garnicht mehr an
Sie zu denken-"
»Maria, siisze Freundin, ist das
wirklich wahrt Haben Sie an mich
dabei gedachti« Jeßi nahm han
Winter die heiße Hand, die nach tm
mer auf seinem Arm lag, behutsam
zwischen seine Finger und litszle sie
sanft
»Und dann —- haben Sie dann
»ja« gesagii« Er fürchtete sich vor
der Antwort, wie ein Schnlfunge,
der Schläge bekommen soll, aber er
fragte doch.
Ganz langsam schüttelte das Mäd
chen den blonden Ko f. »Nein,.hans,
ich konnte nicht glei ja sagen, od
gleich Mama mich drängte und
quälte. Sie sagte, die Freundschaft
mit Jhnen wiirde doch nicht von
Dauer sein, so etwas fände, früher
oder später, immer ein Ende. Aber
ich blieb sesi· Jch wollte Sie erst um
Jhren Rai bitten.«
»Siisze, liebste, einzige Maria,- Du
hasi also nicht ja gesagt, bist frei zu
tiiclgeiommeni« Ein Jubeln gng
durch seine Seele. »Weißt Du auch,
was das bedeutet: einen andern um
Nat fragen, wenn man einen hei
ratäantrag belomth Das heißt er
stens, daß Du Deinem Vetter nicht
o viel Neigung entgegenbrinast;
denn wenn man einen Menschen
wahrhaft liebhat, fragt man keinen
andern. Und zweitens, daß dieser
andere Dir am Ende nicht so ganz
gleichgültig sein lann —-'« er fühlte,
wie die kleine and in der seinen
zitterte—,,dasz u ihn vielmehr sehr
liebhaben mußt. Maria« er legte
seine beiden Hände aus ihre Schul
tern nnd sah ihr gerade in die An
gen, »wenn dieser andere Dich fragen
würde? willst Du meine Frau fern,
würdest Du dann auch sagen: ich
muß mir erst Rat holen?«
Tief ergliilpend versuchte das Mild
"chen seinen Blicken auszustreichen.
»Aber... der Brief« —- Ste haben
mir doch geschrieben —« Sie sah in
ihrer Verwirrung so unendlich rei
zend aus« daß hans Winter, der
Junggeselle und Gesetan sich nicht
länger beherrschen konnte, sondern
mit stiirrnischer Bewegung die liebe.
zierliche Gestalt in seine Arme schlos.
»Liebste, begreifst Du denn nichts
Du warst doch damit aerneint, Dich
wollte ich heiraten. Ich hab' Dich its
schon so lange unbewußt liebgedabt.
Und dann kommst Du nnd frank
ausgerechnet mich, ob Dir den andern
betratest sollst... Ziel-, Maria« un
sere Freundschaft war ein nie-,
balibaree Ding, so iange kein rit
ter sich dazwischen drängte; wir bat
ten Freude aneinander nnd sitdtten
uns ganz sicher in unserem Zwei
bnnd. Dann lam die Entscheidun.
Ill- Vrkniich sum erstenmale von Dei
dem Vetter schriebst. da empfand ich
etwai. das ich bisher nicht gekannt
hatte. Ich fürchte. ee war die ist
seesncht. jenes griiniiuat e Scheusal.
das uns nimmer freig bi. nnd vor
dein ich mich so sicher glaubte. Ver-te
lich Miete ich Gefahr« und Its iie
abzuwenden. trachte ich in denr de
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