Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, May 29, 1913, Der Sonntagsgast., Image 8

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    —
Rnchti neu seen
Von Jlfe Daniel.
Wie lange half ielsv folelie Nacht ersinnt
Still hinzinuandel·.i, ein-I mit allen
Sternen,
Wenn tief das- Meer qu in den Himmel
delnit,
Als trink« es nacht-Z vom ewigen Licht
der Fernen
Den Glanz, den es nm Tag uns strahlt
gnriick
Gleich einem Grnfi entriielter Einsam
leiten,
Mit dein es lockt i-.i märchenblanes
Glück
Bis fliiaelfmb sich alle Segel breiten.
Wie fein ist jetzt des Tages leichter
Flugi
Still öffnet sich dass Selstoeiaen meinem
Laufeliem
Und ans dem Schoß der Nacht in lan
gem Zug
Die ewig neu aebornen Wogen mnfkben
Und janelizen anfl - Und sterben bin
mn Strand — —
llnd tvie gleich uns sie dniilelliin ver
gleiten,
Entftköcnen nene Welten Gottes Hand
Jst jenen lanni emlnitenSternenlveiten.
Das Fräulein
Erzählung von Ball-am Stark
Dek Gatten ftand in flammender
derbftptdcht. Die große Kaltanir.
welche die weiße Bank und die be
quemen Stuhle im Sommer beschat
tete, war schon etwas licht, die gol-—
denen Blätter ließen die Sonne hin
durch, nnd fle malte helle Kringel
an den Mes.
eau emgard Wefiern ging lang
lam den chmalen Gartenweg auf und
ad. Sie dachte, daß nun wieder
herdfl und-ein Jahr ihres Lebens
dortllsersegangen fel, nuhlos und un
gcnlch wie diese langen fünf Wit
wenlaheh die fle htek bei ihren El
teVn zubrachte, well dlefe fanden,
das ne noch u luna tel, um allein
in nennen. nd fle konnte lich nicht
entfchliefzm eine Anstandsdame zu
Ich In nehmen, wte Madame ei we -
I
nder elne der vielen unverheieas
teten Hunnen.
Jiins Ehejahrel Jhre lehren Ehe
sahte waren schwer und traurig
Langsam siechie ihr Mann dahin;
»Zan Lebensdursi nnd seine starke Na-,
ur ranaen immer wieder mii dem
heinniielischen Feind, der an seinem
Marle zehrir. In diesem Ringen
wurde aus einem lebenssiarlen und
frohen Egoisien ein lleinlicher, zot
rsiger, sehr schwer zu behandelnder
langsam Sierbender· Wenn Frau
ergard sich jetzt ihres Gaiien er
innern wollie, dann mußte sie ge
wissermaßen ersi all das Biiiere die
ser lehien Jahre hinwegtäumen oder
sich darüber binwegseyem um zu ihrer
ersten Ghezeil zu gelangen.
Und das war osi so schwere Ar
beit, daß es ihr gar nicht gelang
Vielleicht wäre es ganz unmöglich
eivorden, wenn sie nichi eine so star
e, innerli srohe Natur gewesen wä
re und ni i noch so jung; mit drei
M Jahren lernt sich auch das Ver
gam noch. Sie sehte sich aus die
nl unter die Kalianie und schaute
in die Flammen hinein, die aus ie
tenr Bau-n und Busch brannten.
Das Rasenariin stach grell in all das
Gelb und Rai, und der Spring
- heunnen, der aus graner Sieinschale
seinen Strahl in hie blaue Lust schiel
ie, gliherie im Fall wie sliissiges
Silber. Sein leises Pläischern lull
ie sonst zuweilen ihre schweren und
mich ihre krausen Gedanken zur Ru
he, heute schien es sast schmerzhaft
an ihren Nerven zu reißen.
Was war the denn? Eine Unruhe
wogte in ihr, ein hin und Her der
Empfindungen eine Sehnsucht, iiir
die sie keinen Namen wußte. Viel
ieicht wallte sie ihr auch teinen geben:
es war ihr so bange vor allem, was
M in i e Leben drängen wollte.
Die onne schien auf ihr reiche-,
beatmes Dank und bettete einen röt
lichen Schimmer darauf; sie empfand
wohltuend die ianite Wärme, die ika
eitvas bieiches Gesicht langsam rosig
Neste nnd annz jung machte
Jun- und schön! Jbre Kniine
Innetieie weiche so leiie näbeetam,
das statt Jetngned sie nicht hätte in
W Versuntenheit fah sie ganz iibee
FI ukcsciii Ziegctidilck be
ssentiich zum erstenmal
Tuns-nd Weitem eine io itaete
steaft ansiiben tannte. Sie
bäaeifi esVetteei Dieteich Liebe
usw-seid nnd beschied dieiee Lie
seitens Beet sn verhelfen Iknigaed
Das ia auch iidei denn Sie. Anne
tief-. diitte es nie nnd nimmer ans
depiieu bei den alten. nnindeeiichen
wies-. die am liebsten die Jungan
III allee Weit a eichiossen hätten
htt. Ist-it ia kein aitee Lnit us von
anwese. stein. sät
te tönnen Tas- tüe
— sei diesen Este-n mit des
sein-messen nnd Mike-e
S sit des den-satt neben-. aee
us sei-U fett schrieen-d wies
del aiies Messen-me die ihm-i
see-imm- wie-. dein sei-me Le
ethed den Das-ihm tut-te nnd die
seit- mnteeeioie Enieiin den-nie
Ost ade- M das dieser time seines
II ihm Da satte doch Jemand we
IMIO etwae Wiens-seh Lea-Nest
W Ieis- nistt nie Mit- Meint
II. Ue We usei aus Reises nnd
— et its-tat nist- Danie ins
Un me amd nnti siei nett wiss
eian items-Mo du v »
Mn Ins!
zes Um iie instit-es Mit
M II denn senkend ists
»erstaunt aus: »Du hier, Anneliesei
Wie kommst du denn herein?«
Anneliese verbeugte sich spöttisch.
»Aus meinen höchsteigenen zwei Fü
ßen, und nicht einmal besonders
leise," erwiderte sie motant. »Du.
mußt tief in Gedanken gewesen seinJ
meine Liebe, daß du mich nicht ge
hört hast!"
»Verzeib’! Jch dachte gerade, daß«
wieder einmal der Winter kommt, undj
die trübe Zeit. Und ich fragte mich-i
wozu -—— Sie brach ab. I
Anneliese machte eine ungeduldi
ge Bewegung: ,,Herrgott — ergard,
es ist aber wirklich ein Jammer rniti
dir!«
ergard hob den Kopf mit einem
erstaunten Blick.
»Ich es ist wahr, du denkst, daß
der Winter kommt, und ich denke,
daß dem Winter der Frühling folgt
siehst du, das ist’s!«
ergard machte eine anmutige
Gebärde. »
»Höre, ergard, ich wollte schon
längst einmal mit dir reden. Schlitt
le nicht den Kon und zucke nicht mit
den Achseln. Sage mir lieber, ob
das so weitergehen soll?«
»Was soll so weiter gehen, oder
nicht gehen?« fragte Frau ergard
»Du weißt ganz gut, was ich mei
ne,« rief Anneliese laut. »Aber zum
Ueberslusz will ich di» auch noch
deutlich sagen. Du sollst dich hier
nicht so vergraben lassen.· Du sollst
dein Licht nicht so ver-rinnen lassen
und dabei sitzen, ohne den Versuch zu
machen, es auf uhalten.«
: »Ach. Annelie e, das VerrinneH
J läßt sich laut ewiger Naturgeseie nicht
Iauibaltenl« , i
Anneliese stampste ungeduldig auf
den Kies: »Es tommt nicht aus die
Worte an, sondern aus die Sache!
Neunundzwanztg Jahre bist du um«
—— »dreißig«, schob ergard ein —
»als-) dreißig, da sangen andere ihr
Leben erst an. Willst du denn hier»
sitzen und es oerträumen und ver-;
schtasen.« s
ergard lächelte: »Ach, nun weis
ich, was da kommt, Anneliese. Leben,
das- htißt stir dich: heiraten!«
»Meinetwegen!« ereiserte sich Anne
«tiese. »Warum auch nichtit Ei ist
Hdoch einmal unsere Bestimmung.
Oder weist du etwas bessere-? Deine
iCltern brauchen dich ei entlich nicht,
»das weißt du auch. enn sie ihre
jRuhe haben, ihre gewohnten Gerichte
»aus dem Tisch, ihren Spaziergang
I am Nachmittag und abends nach Tisch
ihres Partie Sechsundsechzig. damit
sind sie zufrieden. —- Oder ist’s nicht
o
» ergard seuszte leise.
»Siehst du, es ist so! Und dasz sie
dich so von allem sern ließen, das
ist im Grunde die Angst, von dir
tönnten noch einmal Störungen ihrer
Ruhe kommen, Ausregungen, Sor
gen.«
»Anneliese.«
I »ergard, einmal mußt du tlar
ise n! Reis-e doch die Binde von
te nen Augen! Wie tannst du so
»blind hinlebenit Dich so Hans in
sein Traumleben einspinnent.«
? ergard schaute iräumerisch ins
-Weite: »Ja ich dass«
»Ja ich dass« spötielte Anneliese
iungeduldig nach. »Ich möchte wis
ssen, was du sonst tust, wenn du so
lsiyest und ins Weite schaust? Htihsch
sahst du ja aus. Das hätte Dietrich
Hehen iniissen.« i
Frau Jemfaed wandte den Kot-H
»Es nüpt achte, Anneliefe.« fagte
fie ruhig. «Lafz es doch lieber. JchI
bin keine Frau für Dtettich, und et
tft kein Mann fitr mich. Es würde!
nur veine unglückliche Ehe geben —1
glaube mir's doch.«
Annettefe fchaeete netvös mit der
Fußfpthe tn den eafchelnden Blät
tern: »So nimm doch Vernunft an.
Jemgaedt«
Junge-ed hob laufchend den Kopf.
»Versp« —
Etn heftiger Kindeethei wurde
htntee den Bäumen laut. Jeontfcht
lächelte Anneltefu Als-. Puck mec
det sich. Nur gut. daß du noch etwa-»
bott. was dtch in der Wtetttchtett
Läst. wenn es auch etn me mal
tehk anbequemel Etwas tft. »k·
nur. tote das Ktnd fet fcheett.
Kanan du denn an then ncht wenig
stens neat dein Etstesnngetatent
web-kennt
Jemgam Oeftct veeftnseete ftch.
Ste fchttttttte den Kopf: Des tdst
ftch Messe-man doch ntcht nehmen«
Annettefe mochte eine nngedut e
beweget . Und stt etn etwa fttn «
schrieen Zwei-. tote etn Utedetntnd
heftet-. mochte He etn tteenses eite
Ntc .Ltefetotte. fchåtne dich. fo In
Metat
Vte Metne wandte see Rosett
tIe see-met Gewiss-. denn
Ietstmsnte ft- Ististtg s
Inst-. dte von III-es Ums-. IV
se und-wie von etnee sue endete-.
rann drehte fie M out Iese sdfiq
been-.
Jene-e die-ene- yuc.« tprwt
se tad. Inl- Ne sind dtmä M
Ists-tosen Its-n fis-un tmn ee
lau one est He tu und indem des
soff tn tW CMQe »Nun wee
met to wesent«
. Jene-sind IW esse sendet-usw
M Idee es I emae t« es
ten-te net Innettete Ihm-im- »Es
dee Les-weht fett sams- m dem
dee note-te dot«
Jenes-ed Heute ists tut satt
Tes schien Anneliese, als ob sie eine
Bewegung gemacht habe. Aber das
mußte doch wohl Täuschung sein,
denn sie sah dem Kommenden sehr
ruhig entgegen.
Anneliese aber rief lachend: »Du
kommst wohl deiner artigen Tochter(
nach, Vetter?«
Sie ärgerte sich immer ein wenig
über diesen Leonhard, der sich so
leicht nicht aus seiner Ruhe und Küh
le bringen ließ. Er verbeugte sich
vor den Damen und küßte beiden die
Hand. Dann schaute er kopfschüt
telnd aus das Kind, das seinen Kopf
noch tieser in ergards Schoß ein
gewühlt hatte, und zuckte die Achseln:
»Was will ich machen? Jch kann
doch in der kurzen Zeit, in der ich
zu Hause bin, nicht immer nur den
strengen Erzieher ipielen."
»Du mußtest mehr zu Hause sein
Leonhard,« sagte ergard schnell
und ernst. Aber gleich errötete sie
tief. Anneliese sah er erstaunt. Was
war dabei zu erröten. Sie war doch
sehr nervös, diese Jrnigard.
Leonhard nickte. Auch ihm war
das Blut schnell in die Schläsen ge
stiegen: »Du hast recht, ergard
Aber auch ,wenn ich zu Hause wäre
waö könnte ich viel tun? ch bin ein
schlechter Erzieher, und ama läßt
sich nicht so leicht ins Handwerk
pfui-um«
ergard legte den Finger aus den
Mund, mit einem beredten Blick aus
da!l Lind. .
Anneliese aber lachte: »Du mußt
wieder heiraten, Leonhard Und«
——— sie schwieg, wie iiber sich selbst
betroffen· Eine ganz neue Kombina
tion war in ihrem flink arbeitendem
Gehirn aufgeiaucht und wäre sogar
beinahe schon von ihrer flinlen Zun
ge verraten worden. Mit aufmerk
samen, fast spähenden Augen sah sie
von ergard zu Leonhard, zu dem
Kinde, das sich jetzt ganz in Jem
gards Arme versteckt hatte. Nach ei
nigen Minuten stand sie aus: »Ich
will noch deinen Eltern Guten Abend
sagen, ergard Adieu denn!« Mit
lurzem Gruße ging sie dem Hause
Du —
ergard blickte ihr etwas betre
ten nach: »Was hat sie mir's«
Leonhard lächelte: »Ach, irgend et
was beschäftigt sie jehi. Jch lenne
Kusine Anneliese gut genug. Jest
muß dieses unruhige Köpfchen etwas
zusammenreitnen, und ich ahne schon
was es ist.«·
Er seufzte, und eine Weile saszen
sie schweigend nebeneinander. Er sah
aus das Kind nieder und runzelte
die Stirn. Da war diese eigensin
nige heftigleit wieder, die er so gut
kannte, und die ihn an dem kleinen
Geschöpf so sehr erschrecktr. Genau
so hatte feine Frau sich in die Kissen
der Chaiselon ue zusammengeschmiegt
und nichts fegen und hören wollen,
auf nichts geantwortet, wenn ihre
Launen sie beherrschtenx und er war
genau so machtlos gewesen, wie er
es ieft dem Kinde gegenüber war.
Und eine Mutter verzog das Kind
gab ihm in allem nach, verhätschelte
es, als die über alles geliebte En
lelin. »Sie muss unter eine andere
Dand,« sagte er leise.
Ach — er lannte die Dank-, die das
Kind mit Liebe und doch mit est« -
teit leiten würde. Miitterliche «n
hatte ergard, dachte er. wäh
rend er sah, wie sie leise iiber das
Köpfchen strich, dessen bellblonde här
chen sich seidenweich ringelien. Und
während sein Blick iiber ergaeds
Daar ging, das metallisch sunlelte,
und über ihre schlanke Gestalt, an die
sich das Kind so eng anpreßte, schalt
er sich selber, daß er so seig war, ihr
nicht sagen zu können, was ihn schon
so lange erfüllte. Aber vor diesen
ruhigen Augen überlam ihn immer
wieder die unbestimmte Furcht vor
einem liiblen »Nein«l Was lonnte
er ibr denn auch bieteni Wodlbabend
war sie selbst. und er hatte ein schwer
zu erziehendes Kind und eine alte
wunderliche Mutter-, die sreiiich, wenn
er noch einmal heiratete, siir sich al
lein in das obere Stockwert zog, aber
doch immer Rücksicht heischtr.
Eiern aed saß jesr wieder gans
sti . r Körper des Kindes guckte
in verdaltenem Schluchsen und sie
ihielt ee so sest in ibre iilrnien. als
;wolle sie ee schii en. Wie wenig
Jslednlichleit doch prrngnrd mit der
Verstorbenen hatte. Das sie Schwe«
steetinder gewesen waren. merlte man
an teineni Zuge.
Jey sad erguard tdn an: »Willst
tu netzt einen ugendiiet spazieren
geben nur die zum Gestei
T II chien iknn aie leiseste ee
siedet-nd in been singen aus. Er
iging VALpo »
Jungan richtete das Ktne ausq
Nie-. Insel-. willst du Taste nat-;
erzählen war-es die se tut-If
Dee M en dem ask Jst
teil to ieI etn rä- n trie
gen Trrntek tin tQ ws leine« Ist
traze then eir Augen anst·
Lan iteecte die tteineee Watte
sue Hinweis niemal- tdiee Frau
;lein’ Konnte denn eure isten-de die
Kind verstehe-. due le ist-er zu im
ten We. wenn sein Ritters-sub a
nsest wulsti
.Irudt des kaut eine und »aus
alt-e tun we due Fest-leis will-«
jammerte die Kleine unt einige-VI
knien seinigen II n- .tlne es
irae instit txt lett Itadti Inte
zdaet ask-et Inn terms day spielen
wenn Fräulein nicht will,« begann
Lieselotie die Schandtaten von Tru
dis Fräulein aufzuzählen.
ergard legte die Hand auf des
Kindes Mund. »Und darum schreit
das Lieseli. als wenn’5 am Spiesz
stäte, und der arme Papa ist so be
trübt, sagte sie ernsthaft.
»Papa will’g aber doch haben,«
sagte die Kleine mürrisch.
,,Papa sieht, daß sein Lieseli sehr
unartig ist und viel braver werden
soll,« entgegnete ergard, »und
manchmal auch Strafe haben muß.
wenn es schreit und strampelt.«
Das Kind senkte das Köpfchen.
Paz kleine Gewissen schlug ihm offen
ar.
»Was Papa will, ist gut sür das
Kind,« fuhr Jrumgard fort, obgleich
sie selbst von der Wahrheit dieses
Satzes nicht recht überzeugend war.
Die Kleine nickte zögernd.
»Willst du dein Papa sagen, daß
du artig sein willst?« sorschte Jun
gard.
Wieder ein zögerndes Nickein
»Dann laus und sag’i ihm!«
»Nein, bei dir will ich’s sagen,«
entschied Lieselotte, und ergard
fand es sitt gut, nicht mehx zu ver
langen: ,,Also rufe ihn!«
Das »Papa« klang ziemlich ge
preßt, aber er hörte es doch und lam
Zurück.
»Ich will artig sein,« versprach die
Meine zögernd und stockend.
Er sah gedankenvoll in das blut
iibergossene Gesichte-lesen Nur Im
gard konnte mit dem Kinde serttg
werden, in aller Ruhe, ohne endlosei
Reden, wie Großmama, ohne zor
ni e Auswallung, wie er selbst. Er
tii te das Mündchen, das sich zu ihm
aufhob. -
»Nun spring und spiele, Buch
fagte er bestimmt und sah dem Kin
de nach, als es davonsiob.
»Es- wird alle Tage schwerer mit
Puck,« demerite er nach einer Weile.
ergard nickte gedankenvoll
»Das mit einem Fräulein besser
wird?«
Sie schwieg
,,Wus follte ich wohl machen? Die
Großmama wird sich ja ohnehin da
gegen wehren?«
Er schlug mit der hand fo stark
aus ie Lehne des Armstuhles, daß
sie s merzte: »Wenn ich es ändern
lönntet«
Und wieder dachte er, sag’.s ihr
jetzt, jeti isi der Augenblick. Und er
nahm einen Anlauf. »Du iannft das
Kind prachtvoll behandeln, er
gard!«
Jhre Augen glänzten warm: »Weil
ich's lieb habe!«
»Nun, an Liebe fehlt’s ihm doch
wa riich nicht,« sagte er etwas är
ger ich.
»Bielleicht ist's nicht ganz die rich
tige,« lächelte rmgard. ,,Großmanm
hat zu viel Lebe, und du —- nun
gie deine ist wohl etwas ungedul
Ug.«
Er lächelte zerstreut. ergard
sah ihn an. Er dachte wohl an et
was ganz anderes. An was? Sie
wußte weni von ihm. Immer war
er zuriiclha tend und verschlossen.
Auch seine Ehe war iein Rosenband
gewesen, das wußte die ganze Fami
lie. Jmmer war feine Frau raus
haft nerviis. Seine Ruhe reizte sie,
fein Nachgeben machte sie nur noch
Launenhasier. Und als dieses Kind
geboren war, wurden die Gegensätze
zwischen den Gatten noch schroffer.
Dann erkrankte sie fcbwer. Ein hal
bes Jahr dauerte der Kampf in der
Nervenheiistätte, wohin man sie brin
gen mußte, ehe der erlösende Tod
tum
Wie Leonhatd sich mii alledem ab
gesanden hatte, wußte niemand ge
nau. Er re: sie viel wozu sein weit
vekzweigtei Geschäft ihm genug Vet
anlassnng gab er war vielleicht noch
Enthigee geworden, noch zurückhalten
Mii Jemgntd hatte ee immer aus
einem etwas sonderbaren Fuss gestan
den. So. ais ob ee sie ein wenig
Miene. Aber ais nächster Nachbar
und Veiiet von feiner IT m ist snm
et doch ost mit ist zusammen. Dann
war ee immee dee indeiiose Genue
man. obwohl diese Scheu stets hiniee
ihm zu sieben schien. Eksi das Kind
beachte sie einander niiiier. Jem
nned weilie osi in ieinem danie
wenn et abwesend war. Die kleine
Lieseioiie schios sich mii großer Bäri
iiOieii an iie nn. und sie wae die
einzige- weiche Einsins ans die Mei
ne Untie. wenn sie isee Zoencnsiiiie
dein-e. war ehee Lea-heb daheim.
se heim sie die Seh-neue nicht.
Jene instiniiie Unsi sie su dik.
sen- se N Messer mus« Ums
Les-heb Ins eines Hause »Es
sei-d iM wesen. eine geeigneie
EIN-ein siie se zu deine-en nnd
- Ins-I ei sein
Jenes-ed nW ieiise Iiien Iuede
Ue sind ide ones genommen en
im m Haue-e deee dinv Idee s
sie ied ee seiiii und ese sing sum
landete Eine wusdeeiiide ekees
nennen nnd ein Miee see ieiien sie
Qui-se We nein doe mee- sichs
die entity-n Oeeieiee
Ue diese sie usw VIII-inse
Inst eeie. Und seedee iet- die-«
send-:- iieee ih- Iieis. ee W
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missen-nie i
di sehe UWW eher-se
Neigt IUWMU It
iieee daseeneseiemgeeniieh
fund daß all seine Steisheit und su
riickhaltung nur der Schuhzaun war
den er um sein Herz gebaut hatte.
IEr war viel zu selbstbewußt, um den
sruhigem erstaunten, abwesenden Blick
let-tragen zu können, den sie aus ihn
Litchten würde.
» Aber er konnte auch nicht länger
schweigen. Sie sollte die Seine wer
den, wenn auch nicht aus Liebe zu
ihm, so doch aus Liebe zu seinem
Kinde. Und dann würde er um sie
werben mit nimmermiider Ausdauerzs
und Puck sollte die Vermittletin sein.;
»Ich werde das Kind sehr ver-l
missen,« sagte sie leise. Aber sie saht
ihn nicht dabei an. s
Er fühlte, wie ein leises Zittern
durch seine Glieder rann. Und seine
Stimme klang gepreßt, als er in
scheinbar leichtem Ton antwortete:
,.Nun, es gäbe ja einen Weg, der das
Fräulein überflüssig machen würde-«
Sie sah sragend zu ihm aus. s
Da stieß er schnell hervor: »Mär
dest du nicht Lieselottes Mutter wer
den iönnen, ergard?«
Sie suhr zusammen, wie von ei-;
nem Schlage getroffen. Jhr zartes»
Gesicht wurde purpurn Und dann
schneebleich. Und sassungölos ries!
sie: ,,Leonhard?«
,Er nahm sich zusammen, er durs-»
te sie nicht erschrecken. Ganz ruhig
mußte er bleiben. Es gelang ihm
c.uch. Leise ergriss er ihre Hand
die sie ihm sast mechanisch überließ
Und mit ruhiger Stime sagte er:
,.Sieh, ergard, Puck liebt dich so
sehr. Am liebsten möchte sie immer
bei dir sein. Dir allein gehorcht
sie, vor dir vergeht auch ihr Starr
stnn. Könntest du es nicht als eine4
schöne Ausgabe betrachten, dem Lin-l
de eine gute Mutter zu seini« s
T Er fühlte, wie die schlanke Hand
.die seine Finger umsastem zitter
te und sich loszumachen strebte Aberj
»dann wurde sie ruhig und bewe-l
gungslos. l
» Er drückte die feinen Finger sanft-I
»Willst du mir nicht antworten, Jem- I
"gard?« i
s Sie seus te ties aus und sah ihns
mit einem seltenen Blick an, der üben
Hihn htnwegglitt — in eine andere,
lerne Welt zu schauen schien nnd
ann wach wurde und schmerzli .
Sie antwortete nicht. Still sasz e
da und seltsam traurig. Jhre Handl
batte sie befreit, und sie lag wie mit-I
de in ihrem Schar-se
Es dauerte eine Weile, bis sie ei
ne Antwort sand. Und so leisel
t
sprach sie, daß er es kaum verstand:
»Lieselottes Mutter?«
J Da wurde er beredt. Wie demt
Kinde die Mutter fehlte, wie ihm ei
Ine feste, sichere und sanste Hand not
stur. Und seinem öden hause sehle
»die haussratn —
! Sie saß und horchte. Aber er
wagte nichts weiter zu sprechen. Von
seiner Liebe wagte er nichts zu sa
gen.
Eine Wen- hekkschte Schweig-n
Dann hob ergard den Kopf: »Du
hast dich in mir getäuscht, Lombard
Jch kann nicht«
Schwer enttiiuscht sorschte er in
ihren Zügen. Aber ihre Augen schau
ten nicht auf, nur ihre Lippen zuck
ten.
»ergard, willst du mir nicht den
Grund sagen?« -
Sie schüttelte leise den Kopf. Un
ter den gesenkten Augenlidern quol-i
len zwei schwere Tränen hervor. Die-i
se Tränen machten ihn ganz ver-I
wirkt. Weint sie um Lieselotte?
War es grausam, sie so zu quälen?
Noch einmal erfaßte er ihre Vanoq
»Sieh, ergard, es ist ja sehr we
nig, was ich bir bieten kann. foviei,
was dir auferlegt wiirbe. Das macht
mich unsicher und nimmt niir bat
Selbstbewußtsein Aber ich will dir
die hänbe unter bie Füße legen,
»Jrnigard. Jch will dir bunten und
Hbieb iegnen alle Tage.«
; Jbr zartes Gesicht blieb traurig
Hund unbewegt. Da itand er auf und
fwoilte geben.
sbee Lippen bewegten sich leise.
jiind fast Männern wich-erbaut sini
j.Lieieiotiee Mutter! Die Daue
Iirau iiir dein Haus« —
« Eine schnelle Joiinuns bit zte in
Hidin anf. —- In eine Erkenntnis
Jmne es tind nii feine iinentichiosseni
Ibeit Ionei er ab. wie ein ichweree
»Auch. das am Vorwärteichreiten
binbert. Noch ein-net ergriff er bie
ie Rai-. die M thn mein-at entse
nen butte. lind mit ieiiee Stimme
tagte er weiter-: .Unb mein gelieb
tee Weib. einsieht Mein iiber
osee netiebtes b! Könnteit bu es
tein. Jenesardi Ist Wie nicht. dies
darum In inne-. du Mete. Stet
Os-«
Nichte sen stibie und Giot- wer
inebe in ide. nie er sie in feinen Ieo
sen biete nnd ins-is time. Its et
sie im- ieeiseb· teure ee necess
.ttnb In bitten matt weettiy geben
lasen. Jerusaer
.:te." erwiderte iie ten. Jip tie
de Its en feie, sie dies ist nur
titeieieitee Mutter und die Devise-m
dem fein tät-en
Ieinen tieteeee usi« te iee ee.
Do sende He »Z: »Es ee seie
iemdts We MI. Ue sinds
inse- Vu niesen Uns des Um eek
iet- in see-.
· In II beede« (
U i te .
Ist-· ««««« I- dee Insekt —- M
sollst du mich nicht küssen- the Ich
mein Kind geküßt babe.« «
» Das Kind kam von fernem
Spielpltitzchen.
Jtmgard nahm es in die »Arme:
»Nun bekommst du ein Frlaulems
Liefeli. das dir vielleicht gefallt."
»Das glaube ich nicht,« meinte
Lieseli gedehnt und altllug. s
»Wenn nun Tante ergard dein
Fräulein wird?«
-Mit einem Jubelschrei warf die
Kleine die Aermchen um ermaards
Hals »s-— dann fragte sie ernsthaft:
»Aber ich kann doch nicht Fräulein
zu dir sagen?«
»Das ist wahr, Puck," sagte der
Papa, »dann haben wir noch gar
nicht gedacht . . . dann wollen wir
lieber »Mama« sagen."
Des Kindes Arme schlossen sich
um den Papa und das »Fkiiulein«,
Des Kaisers Irren-.
Ein wahrhaft liebenswürdiges, bu
morvolles Schreiben richtete Kaiser
Wilhelm l. am 20. November 1879
an den damaligen Kommandeur des
2. Garde - Regiments zu Fuß, Oberst
Wißmann. Der Kaiser hatte am
vorhergehenden Ta e an dem Mit
tagsmahl des Ofizierkorps teilge
kommen. Der wenig gekannte Brief
antei
»Betltn, 20. U. 79.
Die Folgen Jhrcs vortrefflichen
Kardinalpunfches gestern sind doch
nicht ganz ausgeblieben Denn, wie
ich befürchtete, daß ich doppelt sehen
würde, wenn ich zu viel von dem
selben triinke, ist zwar nicht eingetrof
fen, aber verrechnet habe ich mich
doch; als ich von meinem Generals
avancernent erzählte und tin-Ver
gleich zu dem sächsischen General, der
sein fünfzigjithriges Generaldjubb
läum feierte, ansiihrte, daß niemand
meines nicht nur sechzig-,v sondern
sogar siebenzigiährigen Genera-liabi
läums gedacht hätte — habe ich, aber
zu spät, die Folgen jenes Geträn
kes erkannt. Jch hätte xtatt 60 Und
70 sagen müssen 50 un SO, da ich
am 30. März 1818 Generalmajor
wurde, also 1868 60 Jahre General
War·
Jch bitte, den gestrigen Anwesenden
diese Berechnung aufzuklären, damit
sie weder eine Aufschneiderei meines
Dienstalters, noch ein Doppeltsehen
infolge des charrnanten Diners, für
das ich Jhnen und dem Offizierlorps
nochmals meinen ausrichtigen Dank
sage — erblicken mögen.
Wilhelm.«
sitt-in sent-e etie Deutsche-.
Daß das Urbild aller Robinsons,
der berühmte Robinson Crusoe von
Daniel Defoe, von deutscher Abstam
mung gewesen ist, wissen wohl nur
die Wenigsten. Es kommt dies da
her, daß eine unverstiimmelte Ueber
setzung der Original-Erzählung von
Deutschen kaum gelesen wird. Un
sere Bekanntschaft mit dem Werke
stammt gewöhnlich aus einer mehr
oder weniger umgearbeiteten Jugend
Ausgasbe. Nimmt man aber den
»echten« Robinson zur Hand, in dem
der Dichter den Helden seine Erleb
nisse selbst berichten läßt, so erfährt
man gleich am Beginn des ersten Ka
pitels folgendes: -,,Jch wurde im
Jahre 1682 in der Stadt York gebo
ren und stammte aus guter Familie.
allerdings nicht aus der Landschaft
Eli-M deiiit ist-m Vuiet tout aus
Bremen getommen und hatte sich zu
nächst in Hull niedergelassen. Er
kam durch Handel-geschähe in gute
Bermögensvethältnisse und zo spä
ter nach Poet, wo er meine Blume
heiratete. Sie itatnente sue der Fa
milie Nobinfon, einem sehe angesehe
nen Geschlecht der Landschaft. Sonach
wurde ich Robinion Keeupee ge
nannt; aber wegen dee gewöhnlichen
Namenveeitiimmelung in England
nennt man. oder besser. nennen wie
ietdee uns seht Ceuioe und schreiben
uns auch ie.« Robinion hieß also
eigentlich mit feinem deutschen Us
teetnqmen Knuiee und ekdieit als
Votuamen den Familiennnmen dee
Mutter. wie das heute noch in Eng
tand allgemein Brauch ist. Das ge
schichtliche Urbild von Beim Ce
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