Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, April 24, 1913, Der Sonntagsgast., Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Der Ionntagsgast
Beacurilgz MBlmßldGmi
»Is- Fnis vom Gengri Ein-l
Von Gustav Märschen i
Der Leutnant v. Zemm galt bei
allen näheren und weiteren Zeitge-»
nossen, die je mit ihm in Berührung
gekommen waren, sür einen Frech-J
dachs. Was nicht hinderte, daß eri
bei den meisten dieser Zeitgenossenj
sich äußerster Beliebtheit ersreutr.s
Denn der Leutnant v. Zemm hattes
eine goldene Eigenschaft, durch dies
er die Welt immer wieder mit sei-.
, nen Frechdachsmanieren auisöhnte.
Er war ein Humorist Ein humo
rist, der nicht immer wählerisch in
seinen Mitteln war, wenn es galt,
ein lustiges Ziel zu erreichen, ein
Humorist aber auch, der sich und
seine Existenz auss Spiel sehte, wenn
es sich um einen guten Spaß han
delte. Das ist das Wesen des echten
Humoristem der Spaß geht allemal«
vor. —- Jn gewissem Sinne ein Ge
genstiia zu ihm bildete die Pan-til
lonsiommandeusr. die Ehegattin des
-gestrengen Majors. Sie war eigent
lich niemandes Liebling, nicht einmal
der ihres Mannes. Sie war eine
herbe Frau, die durch ihre tausend
Ansprüche aller Welt und beson ers
den jungen Ossizieren das Leben
weidlich sauer machte. Sie verstand
es ausgezeichnet, die, welche irgend
wie von ihr abhängig waren, ihren
persönlichen Zwecken dienstbar zu
machen. Zudem ließ ihr gehobene-«
Selbsibewußtsein nicht das geringste
u wünschen übrig. Von ihrer Un
ehlbarkeit war sie selsensest über
zeugt« Sie wußte alles. Ja s-— was
schlimmer war —- sie wußte alles
besser» Und doch sollte es dieser
überlegenen Dame geschehen, daß sie
hilflos vor einein Unglück stand, das
iiber ihr haus hereinbrach.
Jm gesegneten Mai dieses geseg
neten Jahres verbreiteUch im
Städtchen das betrübliche Gerücht:
Die Hühner der Kommandeuse leg
ten nicht. Sie verweigerten mit un
erbittlicher Beharrlichteit das Ge
schäft, auf dem doch einzig und allein
ihre Existenzberechtigung innerhalb
der menschlichen Gesellschaft beruhte.
Der herr Major asz gern« friche
Eier und war etwas unwirsch, s;
er keine bekam. Das wäre jedoch
noch ni t das Schlimmste für die
Frau ajorin gewesen. Aber sie
aß sie selber gern und belam auch
keine. Und das trünlte fie bitter
lich. Alle Mittel, deren sie nur ir
gendwie habhaft werden konnte,
hatte sie versucht, um Dahn und
Hennen zur geziemenden Pflicht zu
rückzuführen. Alles war vergeblich.
Nichts vermochte die schnöde Un
fruchtbarleit aus dem Hühnerftall
zu bannen. Ein ingrimmiger Zorn
verheerte das Jnnere der Majorin.
Aller Welt tlagte sie ihr Leid. Man
bemerkte leicht, ihr fehlte durchaus
jeglicher Humor, der die Dinge auch
von der heiteren Seite sieht.
Diesem Mangel an Humor war
es auch zuzuschreiben, daß fie die
Art des heiteren Herrn v. Zemm nur
durchaus negativ fchähte. Der lu
stige Leutnant war ihr ein Greuel.
Wo sie ihm eins versetzen konnte, tat
sie es gern. —- Kurt v. Zemm kannte
die Gefühle wohl, die die Majorin
gegen ihn im durchaus nicht ver
schwiegenen Bufen hegte. Schon
lange hatte er gewünscht« sich für
manch kleine Unbill zu rächen, die sie
ihn: angetan hatte. Jeht kam ihm
plötzlich ein Gedanke. Die Gelegen
heit war günstig. Er wollte der un
fehlbaren Frau einen Streich spielen.
Und als sie wieder einmal über das
Unglück ihres Hühnerstalles zu jam
mern begann« nicht ohne einen deut
lichen Seitenhieb auf die pflichtvers
gessenen Menschen. durch deren
schlechtes Beispiel die armen ehrli
chen Hühner verdorben würden, da
fraate er so aanz harmlos wie ver
lorrnr
»Gniidige Frau haben wohl längst
alle Mittel versucht. die die Wil
lenschast gegen diese traurige Zurück
haltung der lieben Tiere an die Hand
gibts«
.Selbsiverltandlich", erwiderte die
Mai-drin tut-e und scharf. alt wollte
sie sagen. die geiltvolle Bemerkung
dismit du dir lparen tönt-en.
MI
ESKM Js- W-. W M
III-Ide- stitsi Ms VI
m.
W alles Its-IV must ist«
mitsc- III nost- IW nim
dis Ism sum- Ou Ists-i In
Ins Is- III Mi- Lms sddn Ist-o
Js- Iot Ins II Ini« fees-I
s- Uia much fu«-It
Ob I sa. s- stu. m
us Ist u Its-us s is Fug
Mi Un st- Im. t) M
Zosvm h nd II O MW
tut-. I Inmika
M U nimm Ist-US a
witerte die allwissende Majorin mit
verblüffender Sicherheit.
»Lüg’ du und der Teufel«, dachte
der Leutnant. Er verdankte seine
Wissenschaft einer langweiligen hat-I
ben Stunde im Kasino, wo ihm derl
Band T des Konversationslexitons ini
die Hände gefallen war. Aeußerlich
aber liesz er sich natürlich nichts an
n.erien.
»Wenn Sie sich des Sees erin
nern", fuhr er fort, »so werden Sie.
auch wissen, daß sein Salz eine ganz
spezifisch fördernde Wirkung auf das
Eierlegen des hausgefliigels ausübt.
Bei den Eingeborenen Tibets ist es
daher hochgeschäht, und tatsächlich
wird von Sven heddin und ande
ren berühmten Forschungsreisenden
berichtet, daß die hühner nirgends sol
rasend viel Eier legen, wie in jenem
höchft merkwürdigen Lande«
Die Masorin fühlte sich doch schon
eiwas unsicher, als fie erwiderte:
b »Ich glaube davon gelesen zu ha
en."
»Ja, warum benuhen denn gnä
dige Frau dies au ezeichnete Mittel
nichts« fragte der eutnant in hol
der Navitiit mit dem Tone herzlich
ster Anteilnahme.
,,Glauben Sie, daß man hier beim
Kolonialwarenhändler Salz vom
See Tengrt Nor pfennigweis iaufeni
kenne-« kam die Gegenfrage ziemnchl
spih zurück.
Der Humorist schüttelte bedauernd
den Kopf
,,Ja, ja — dies elende Nest.« —
Eine Pause entstand. Dann schnippte
er mit den Fingern, als wenn ihm
iein glückt-che- Einfaa kam-. l
: »Ich könnte von meinem altens
sserrn ein Pfund zur Probe kam-»
smen lassen. Er hat auf unsereins
iGut eine große Gesliigelzucht einge
irichtet und verdankt nach feinem ei
Igenen Geständnis feine großen Er-1
Ifolge hauptsächlich dem trefflichens
;Salz. Mein Vetter Lanrwik hats
bekanntlich die englische Expedition
znach Lhassa mitgeritten und damals
imehrere Kamelsladungen exportieri.«(
i Der Leutnant zuckte mit keiner
)Wimpek bei dieser Ekzahrung. Die»
Majorin aber, die sich plötzlich Vor
eine Entscheidung gestellt sah, wurde.
mißtrauisch Sie sah den Freund
des tibeianischen Salzes mit ihrem
durchdringendsten Blick an und frag-»
te mit der Stimme eines menschen-!
freundlichen Untersuchungsrichters:
»den v. Zemm — ich bitte mir
iaus —- Sie wollen sich doch nicht et
stva einen Spaß mit mir machen?«
s Der humorist sprang aus:
s »Aber meine verehrteste gnädige
;Frau —- wie werde ich mir jemals
ke:lauhen. —- Nein. — Jch bin ja be
ireit, der gnädigen Frau die Tat
zsuche zu beweisen. Jch werde dass
sSalz von Tengri Nor kommen las
,sen, und die gnädige Frau probie
ren es. Stellt sich der ersehnte Er
’solg nicht ein, so hat sich Kurt v.
Zemm wieder einmal blamiert und
legt es zu dem übrigen. Hilft es
Haber —- nun, so habe ich meiner gnä
idigsien Cheseuse einen Dienst erwie
;sen, der mich glücklich «machi, und4
Hder Herr Major bekommt wieder fri
sche Eier.«
; Er verneigte sich mit edler, unter
jwiirsiger Nitterlichkeii. Die Majo
Lrin überlegte. Was konnte ein Ver
Tsuch ihr schaden? Wenn der Leut-»
Hnant sich blamierte, hatte sie ihre!
;Herzenssreude daran, wenn nicht« so!
zwar es ihr eigener Vorteil. Zudem»
:hctie er ihre Neugierde geweckt. Uno!
ider Wunsch, ihre hiihner zu den
jsrttlichen Pflichten der ehelichen Ge
lmeinschasi furiiekzusiihrem war ries(
ssengrosi in he. i
; «Gut, Sie können mir eine Prof-il
Ibesorgem herr Leninant. Merei im
daran-X
Damit ging sie.
Drei Tage später ries der humo
kiii seinen Burschen Ziiinsli hän
dinte idm ein Nieteisiiick ein und
sprach also: ’
»Die-. mein Sohn. ged« sum
Kaufmann an der Ecke und causel
siir den anzen Being portugiesisj
schee See als. Da ist ein ZeitelJ
wo ich et ausneicheieden dabe. sonsij
iviirdesi du die ja doch nicht richtig
lieiiellm lind nun -- -- tehrh marschi
morsch ;
Im du- It U u W Ist
,M«. Du Lan-Ist IIM Im
E its-h- Uo Tät-. sit Its III-II
f i III-Mann mis. M m Ists
Nu ms Jst-tu hth Iris-«
Fwicclu ei sm- UMM II eitel
jau- Oimässt Most-is Ot. U- u«
II West mu- III-Chiassis
j owns Id- Issmis ists m;
FQMI des Im III mm usw-(
kam- OIIMMI u
Ism- M — »
i Im sitt-m m Ums Ums-«
D usw In III h Ost-.
I m I M- al cui-:
ist-m Ovid-I um«-. IM- l
f Quid um las III-III sum
Leutnant den Burschen ganz nahe
zu sich heran.
»Nimm mal die Knochen zufam
men, Kerl —-· Jnfttultiont Sperk’
die Ohren auf, daß du’s in deinen
dicken Schädel teinlriegft. Also höre
zu: Du kennst doch den Hühnerftall
des Lntrn IRajorö?«
»Ze: Befehl, Pan Leitnant.«
» er Zaun ist doch nur nkdrig
man tann leicht übersteigen« Ueber
dat- Gesicht des Polen verbreitete sich
allmählich ein verfchmitztes Grinsen.
»Ja Befehl, Pan Leitnant.« —
,,Also: du wirst jeht jede Nacht da
einsteigen und ein paar Eier in das
Nest legen. Verstandens«
» u Befehl, Pan Leitnant." —
,,Alo, was sollst du tun?« Der
Pole strahlte förmlich vor innerem
Vergnügen · « »
»Jede Nacht bei Pan Major ein
stetgen und aus Nest Eier nehmen
—- zum Frühstück für Pan Leit
nann«
Bei« allem Respekt konnte er sich
nicht enthalten, stoßweise zu lachen.
Aber ein heilige-I Kreuzhimmeb
Donnerwerte« unterbrach feine gliicis
liche H:iterleit. Zuerst war er sehr
verstört, doch allmählich begann er
zu begreifen. Er sollte die Eier, die
ihm der Pan Leitnant abends gab,
nachts in den Dühnersiall des Pan
Majors legen.
Er fand diese Maßregel ganz un
geheuer dumm. Aber »Befehl ist
Befehl«. Das mußte ihm enti
gen. Schade nur um die s önen
Cierl — —
Die Frau Majorin hatte dem
Futter Ihrer gewissenlosen iihner
eine Prise Salz vorn See engri
Rot gewissenhaft beigemischt. Uebri
gens ohne viel Zuversicht und Hoff
nung ihrerseits. Sie glaubte nicht
an die Künste des windigen Leut
nr.nts. Und doch betrat sie den
Bühnerstall am nächsten Morgen mit
einer gewissen neugierigen Erregung.
Mit gelünstelter Ruhe warf si:
einen Blick auf das Nest, das sicher
wieder gänzlich öde und leer sein
würde. Da stieß sie einen kleinen
Schrei der Ueberraschung aus: Jn»
dem Nest la ein Ei. Gleich datan
schämte sie isch ihrer Schwäche. Sie
nahm das Ei in die hand und prüf
te es.’i Jn der Tat, es war ein ve
ritables Hühnereil Sollte das Salz
von Tengri Nor wirklich ——i
Aber nein) das konnte Zufall sein.
Vielleicht -war das moralische Ge
fühl in ihren hühnern doch wieder
erwacht, und sie besannen sich auf
ihre Schuldigieit auch ohne medizi
nische Einwirkung.
Am nächsten Morgen schmückten
zwei Eier das Nest. War das wie
der Zufall oder Reue des Federbiehsi
Am dritten Morgen fanden sich schon
vier, am folgenden sieben, dann gar
neun Eier vor. Von Tag zu Tag
war der Glaube an das Salz vom
See Tengti Not im Gemüte der
Frau Matotin gewachsen. Als dann
am sechsten Tage gar zehn rundliche,
weiße appetitliche Gegenstände ins
Neste lagen, da Zweifelle fie nicht
mehr an det unfehlbaten Wietung
des tibetanifchen Wundeemittels.
Sie war fo begeistert, daß sie nicht
allein dem fo mäßig gefchähten Leut
nant ein fehr warmes Danlfchreiben
sandte, sondern auch bei allen be
kannten Damen vom Bataillon und
in Zivil herumlief, um die frohe
Kunde zu verbreiten. Die ganze
Stadt geriet in frohe Bewegung.
und von han« zu Dank eilte die
begliielende stunde: bei Maioes le
gen die Viilsnee wieder. Das Salz
von Tengei Noe hatte dies Mieal.sl.
bewirkt. So lautete die iibeekafcheni
de Botschaft.
Und wee hatte dies löflliche Atla
mnn beioegti Natürlich dee fchaes
mante Leutnant v. Zentne. Jn al
len Straßen tönte das Lob des un
iideeieefflichen Dumoeiften zumal in
den nächsten Tagen die ieeleaeeei
del Maion auf 12. 14 nnd ls
Stück dinauiitmelitn Idee die Da
Inen todten ni t nue den teeffllxn
Salzspender. le alle hielten in e
kleinen Stadt einen piihseenas send
tiidttes dalli den Ieseeifliden
Ununt- N iile idee einem
feinee sewinsdeiniesden sitt sie
dedieeeeen Die eese Iae ea
Mtseann Ost-neusten die co
is iseee diessiichen i! idsit ein
Muth daeauf In da n standen
ard darum dem Dameetsen einen
seiet Meien ee most-te the auch ein
Wand Eilig ienden Dan- deaOte
die seen Akatejeeistteeat dei eiem
besessen-a qui dee Sees-eh die stei
ete itte soe. kee Feste Gabel-(
ist«-te ein-es Iheee zehleeides sue-;
bes. da ee des leßdaees staff
»Im-s Inmiqu ten-te. sue die
ist-te Midiisteit dee Oe de
ueste de- tteuteaeet Im die inte
taeakeeede Sols Idee see eqet
ee.
Dem Humorisien wurde allmählichl
Angst. Die Wasser, die er rief, wie
sollte er sie bannen? Das Salz
wäre ja schließlich billig zu beschaf
fen gewesen. Aber wie konnte Zi
linfii nächtlicherweile in all diese ver
schiedenen Hühnerställe einbrecihenil
Das ging auf die Dauer über die
Kräfte des armen Burschen. -
Und außerdem —- was losieten
diese Eier nichi an schnödem Mam
mvnl
Die Konsequenzen waren unüber
sehbar. Dem Leuinani schauderir.
Lieferie er aber das Salz ohne die
Eier, dann war Salz vom See Ten
gri Not in hinterpommern auf ewi
ge Zeiten um jedes Ansehen ge
bracht. Dabei fiel ihm ein, daß er
fiir die Eier, die er in die Küche sei
nes vielgeliebien Majors graiis ge
liefert haiie, schon ein recht gutes
gläschchen hätte irinlen können. Der
spaß haiie wirllich seine Schatten
Bkmn So beschloß er denn. das
eh. das sieh iiber ihm zusammen
iuziehen drohte, mii kräftigem Griff
zu zerreißen. ,
An diesem Morgen hatte die Frau
Majorin noch 17 Eier im Nest ge
funden. Eine re t stattliche Anzahl,
wenn man beden t,·dass sie nur 15
Hiihner ihr eigen nannte. Zwei hat
ten also doppelt gelegt. Sozusagen
Zwillingr. Das Salz von Tengri
or war wirklich iiher alle Begriffe
rofzartig. Noch am Abend erzählte
e einer kleinen Gesellschaft, die sie
geladen hatte, von ihren phänomena
len Erfolgen. Mit siegesgewisfer Zu
versicht schritt sie am niichsten Mor
en zum Stall. Sie hätte sich nicht
m geringsten gewundert, wenn 20
Eier im Nest gelegen hätten. Sie
war aus alles gefaßt, und wenn es
das Ueberrafchendfie und Unglaub
lichsie ewesen wäre· So fest ver
traute sle auf die Wirkung des un
iihertrefflichen Satzes. Aber auf
die Entdeckung, die sie jet machte,
war sie doch nicht vorheretet. Jm
Nest lag nicht ein einziges Ei, son
dern —- ein Brief, der in krakeligen
Zügen ihre Adresse trug. Sie er
bleichte, als sie ihn aufnahm und
von allen Seiten betrachtete. Mit
itternden Händen zerrisz sie den Um
schlag und las folgende Verse :
Das bittere Seesalz von Tengri
Not —- Kam uns gleich äußerst
wirksam vor. —- So haben wir denn,
dank seiner Kraft, » Tagtäglich
Das Eierlegen ist gar so schwer. —
Einmal muß es zu Ende geh’n. -——
Bekehrte Frau —- wir können nicht
mehr!
Als die Majorin dies gelesen hat
te, fühlte sie ihre Knie beben. Sies
mußte sich an die Wand lehnen und
rief Himmel und Hölle zum Zeugen
der scheuszlichen Untat an, deren
Opfer sie geworden war.
Um sie herum aber standen 15
Hennen und ein Hahn und lachten
—- lachten gerade so lieblos wie
Menschen lachen.
—, - -A,'«- -———
set Mörder -
Skizze von Carl Schülern
Es klopfte an die Tür des spiel
Unmut-.
Am ganzen Körper zitternd, sprang
herbei-i Gan-taub aus dem alten, ab
gegriffenen Plüfch essel auf. Neben
ihm, auf dem W hoben, stand noch
die braune Le ttafche, die feinen
Ran dara. Er hatte dem Kellnet ant
dkiäcklich gesagt, et hätte f on zu
Abend gegessen, et wünsche uchi ge
stört u werden, er wolle chlafnh
Nun lopfie es doch an seine Ur.
Sollte man fes-Du ---— —- II
Er ging an dle Alt und fragte.
ehe et sie Mit-M
»Wer ist dransmk
Es war der Zimmetkellmy des
einen- stammen-l in du- David
trug. Verbots Gan-kund sollte auf
ihm Hm Rom-h feinen Stand und
feinen Wort eiattasm
Du Keil-m lödoltr. Mailand
fah dirs Mich-tm das gar nichts de
mand-. —«— Ihn ihm som- IM Lä
cheln umso-sehs. ihn III-m ci,
W M es sen-im. I few M
u Its celmmth sod- ms IM
IM du Ida- dit Mitm- Ist-Hi
san-. Ist Im mite- 8 s vom
n Min- Kasms aus das hu w
sitt Inst-.
TI- — Mut- Rasmsk Cin«
MO- Issdm Um id- Im Its
Hofequ M Orm- n tust Ma- NI ;
Hin-II Ost-M Um yama Akt-z
sm- Ius STIMME Idol ! WML
Wink Im Gut Its ts- set-I
M- athem Rom cis-i Mist Inst-»
Isi- smn must-H satt so Hist-»
dtssws (
AMICI Quiin m Ich-M aus«
Ists Mast WILL-I Ins-I MMUJ
Im — -- Ihm-m M um IOI
I« s III-us LIMI. VI hka
III Us I R. Ue su- Its-;
»Mqu Its Its-Im III-Ist III-E
daß er ein Kaufmann sei, und gab
als seinen Wohnort Stettin an.
Er gab den Zettel an den Kellner
zurück.
Der lächelte wieder. Der Mann
lächelte eben immer. Hatte er be
merlt, daß er sich erst aus einen Na
men besonnen hatte? Als der Kell
ner aus dem Zettel den Namen August
Müller las, zitterte Gansland
Er erwartete zu list-en:
,,Verzeihung, mein herr, Sie ha
ben sich verschrieben. Sie heißen nicht
August Müller, Sie heißen Herberi
Gansland und sind der Mörder des
Psandleihers Grabotvsli.«
Aber der Kellnee sagte nicht-. Gott
sei Dant, er sagte nicht-. Er zog sein
Poetemonnaie und gab dem Kellner
eins von den Zebnmartstiielen. die er
in. der Kasse Grabowilts gesunden
hatte.
»So, lieber Freund, sa te er zu
dem Kellnernachlössig geichgitltiz
so wie er sritber immer mit den Kell
nern gesprochen, ,,schieben Sie mit
Ihrem Zettel ab und lassen Sie mich
schlafen. Vor zehn Uhr wünsche ich
nicht geweckt zu werden«
Das Lächeln des Keliners verbrei
terte sich. Er wünschte dein Verm
eine gute Nacht und verließ dann
eiligst das Zimmer-.
Kaum hatte der Kellner die Tiir
hinter sieh geschlossen, als Gansland
beide blinde egen die wild pochenden
Schläsen dr te.
Was hatte er da getan! Das war
ja Tollheit! Das war Selbstmordi
In einem Dotel am Schlesischen Bahn
os, in dein das Zimmer zwei Mark
kostet, gibt doch ein normaler Mensch
dem Keilner nicht zehn Mark Trink
geld. Wosiir denn? Dasiir. daß er
ihm den Anmeldeschein gebracht hattei
Jetzt wiirde der Mann schon unten
im Wartegimmer dem hotelier und
den Gästen erzählen, daß oben der
Gansland logiere. Einen Au enbiick
kam ihm der Gedanke, sein Kii serchen
zu nehmenund aus dem hotel zu
eilen. Fort! Fort! Jrgend wohin!
Nur nicht länger hierbleiben, wo
man schon erraten haben mußte, wer
dieser August Müller war, der dem
Fellner zehn Mark Trinkgeld gegeben
atte.
Aber da siel ihm ein, daß der
Partien der in dem engen hausslur
Wache hielt, ein herkulisch gebauter
Mann war. Ein Kerl mit einem
Stiernacken und Fäusten —- vor de
nen ihm graute. Der ließ ihn mit
der Handtasche nicht durch. Ja, die
Handtaschel Die durfte niemand an
fassen. Wenn man die nur ein klein
wenig schüttelte, dann klirrten in ihr
die goldenen Ringe, Ketten, Armrei
sen, Uhren und was er sonst alles
an Wertiachen aus den Schranken
und Auslagen des toten Grabowski
zusammengerasst hatte.
Er dachte an sei-nen Raub. Seine
Augen leuchteten, die furchtbare Angst
machte der Freude Platz an dem Gold
und den Steinen. Er hängte seinen
Mantel über die Klinke der verschlos
senen Tür. Die Gardine vor dem
schmalen Fenster zog er sorgfältig
zu. Dann sehte er die kleine, braune
Ledertasche aus das Bett, össnete sie,
und nun bolte er mit beiden Händen
aus der Tasche dte geraubten
Schmucksachen hervor. Er breitete sie
aus dem Bette aus. Uhr legte et
neben Uhr, Kette neben Kette, Rtns
neben Mus. Jeden einzelnen Ge
genstand lteszt et tm Li t ver Sal
slannne blthen und sunte n. Ei wa
ren schöne Bekannten dabei. Oe
zählte, et taxtette, er schob die Muse
peobetvetse aus setne Ftnsen etntse
pas-te, andere waren zu geeh· andere
zu tletn.
Deus-seen aus detn Kontdoe Uete
ee stttsteende Stimmen
Ansstschweth trat ihm ou Ue
Stirn. Setne seine sanken to
tät t beend. ootttonnnen seht
so ek aus dem Rand des Zettel
Mee fest ein Poliztst etnsetketen. et
hätte etnen ans Furcht hatt-toten
Menschen vorgefunden des- ntcht et
nen Augenblick der Gedante nahe
ßtegen witte. M sue Gehe su se n.
Und M trug ee noch den sechs u
stpn Ums-te bit stet. tn been ums
sttns sdatte Bote-un steckte-. dte
etw. Ue kund-. hatte den Memb
letiee niedern-Inst
Gottes nti Indes erseht-. schth
ei stq nach Iee Tit-. se teste set
Qse Nest an ht- Ittespctte und
seichte tltn Zimmesvttddu entei
htett M nett des- dgnutener. Dust
Gespenst statt etnee Beratende-us site
den nncttten Sen-take
getetohteet nat-»wenn tut et Io
dee Att- wettet Noch ahnte nun tu
RM IteU das tm gest-ON Edels
ikn Ist-ums Wams-new sMO USE-Its
Ils et die System«-sede- wtem t
m Inne- tms wen-. M n M
ten-O its-nd its-ist ums-. m NO ee Its
samtnen Wieso-de eman tots
tse, Man we tot-suche see-meth
Klirren aufhörte· Er benutzte seine
Unterwäsche zum Einwickeln, entnahm
aus dein Schrank und den Schub
lästen des Waschtischchens das einge
legie Zeitungspapier, er riß das Fut
ter aus seinem Hut und erreichte
schließlich. daß die Sachen so sest in
der Tasche verstaut waren, daß sie«
auch bei heftigem Schütteln nicht
mehr aneinander klirrten.
Er schob die Tasche unter das Bett.
Er wollte versuchen zu schlafen. Bier
Stunden war er in Berlin herum
geirrt. Drei Millionen Menschen
hatten inzwischen sein Verbrechen e
lesen, hatten gelesen, daß derjen ge
tausend Mart erhielt, der ihn der
Polizei in die hände lieferte. Er
get-tauchte gesunde, starle Nerven.
Der Schlaf wilrde ihm seine Kalt
hllitigleit, seine Ruhe zurückgewini
nen lassen.
Er hatte sich entkleidet, mechanisch
drehte er die Gazslarnme aus, er
wars sich aus das Bett.
Entseht sprang er wieder auf.
Diese Dunkelheit war sur har. Nur
jetzt nicht allein sein mit einen Ge
danken in dieser grauenhasten Fin
sternis.
Lichtl Licht!
Wo waren Streichhölzeri Er suchte
in seinen Taschen, er suchte mit ta
stenden, zitternden Fingern aus dem
Waschtisch herum. Nirgends Streich
Yölzer.
lieuchend, ganz in Schweiß geda
det, die« Hände verzweifelt vor das
Gesicht gedrückt, wars er sich noch
einmal aus das Beit. Er wollte an
nichts denken. Diese griißliche Fra
des erschossenen Gradowski, die in
anstierte, alt er die eisernen Schränie
plilnderte, er wallte sie nicht scheut
Fort mit diesem bleichen, salti en
Gesicht, dem aus der Schlsse r
dünne, rote Blutsaden quoll.
Ein Streichholzt Alle-Uhren, alle
Ringe, alles siir ein elendes Streich
holst
Er sprang wieder-aus« Er wollte
tlingeln. Der Kellner mußte im
Streichhöl er bringen. Er tasiete
nach der äür. Da war der Knos
der elektrischen Klingel Er driickte
aus diesen Knopf, der ihm Rettung
aus der Qual dieser Finsternis brin
gen sollte. ·
Er horchte. Alles blieb still.
Er wartete. Nichts war zu hören,
gar nichts.
Eine furchtbare Vorstellung nahm
von seinem ganzen Denken Besiß.
hatten denn alle dies Haus ver
lasseni Hatten denn der lächelnde
Kellner, der herlulische Hausknecht.
das verliebte Zimmermiidchen, der
sette Hotelier ihn mit dem toten Gra
dowslj allein gelasseni
«Hiiset« stöhnte er. ,,Licht! Lichtl·
Niemand lam.
Aus dieser wahnsinnig machenden
Finsternis heraus starrte ihn immer
wieder das bleiche, saltige Gesicht des
Psandleihers an.
Das war nicht zum aushalten!l
Dem mußte ein Ende gemacht werdenls
Er tastete sich nach seinem Revol
ver. Ein Schuß trachte. Auch er
verhallte ungehört. —
Am anderen Tag brachten die Zel
tungen ver Bevölkerung Berlint Ue
beruhtgende Mitteilung, has sich der
Mörder Verliert Gan-fand in eine-r
tleinen Dom am Schlesifchen Bahn
hof erschollen hobe.
Niemand war über viele Entset
kung ärgerlichen als der ewig lä
chean Kellnen
Er baue g las-tm der hrrr Un
Msllrr hab-Ihm uns Verm-U Kunz
einein FUnisigpfrnnisMck vol selb
ser s eben. Er baue die III-Its
abgeirrt r. um eine Kette-matten In
vermeiden. Zu dumm! Mr tausend
Mark set-dumm dem er M ent
gehen lassen.
Wrdmäiig betrachtete rr das schn
kam-Miit
.Man ist immer n n magis
M »s-.
WIL« brummte rr vor
Dir Alten uns Ist
angen. lasset »Du Hirn
us ja tongrveuem Ihm III-. I
nd Dr Um strich-Ins Mir-P
RGO-: »Ich Mu; Ueber II si
Iamrg Landes«
-Gchlsrdlrrsneistll
sitt-un Tochter bekommt te I r Id
chrn Untern-ihr von eine-Ia r u«
uns Mr sung-Mit Use sc bereits
me Minerva magst-up
Jud Inn M re Inn Ir- Irr-im
unmitmk
sonst-munter »Mir-. M ins
Its r?"
w r od- Inst-r Oes- ,ce II
dort mir-MS MMI LOIIII in III
Um ic. wie It is verdient-·
kam »Mir Od- M Wohl«