Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, March 20, 1913, Der Sonntagsgast., Image 7

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    Das Konzert.
Novelle von Karl Federn.
Am Tennisplatz, aus dem er nur
ein Zuschauer war, hatte er sich ihr
vorstellen lassen und im ersten Ge
spräch entdeckt, daß sie ganz von
Musik ersüllt war.
Jm Winter nahm sie bei ihm
Stunden. Jhre Schwester Georgine
saß mit ihrem blossen Gesicht und
langen Kinn am anderen Fenster,
eine Arbeit oder ein Buch in den»
Händen. Ungeduldig, da ihr nichts
lästiger war, als dieser Duennadienst,
kam sie ost spät, ging während der
Stunden aus dem Zimmer, kam bis
weilen nur aus Augenblicke herein.
Und so war der Tag gekommen,
an dem der Gras den Musitlehrer
seiner Tochter im schwarzen Rock:
mit rotbraunen Handschuhen über:
den langen Händen in sein Zimmer
treten sah: wie immer, wenn er er
regt war, beim Sprechen lachend,s
hielt er bei ihm um die Hand seiner
Tochter Elsie an. !
Graf Roswyl sagte später, daß eri
sich nie im Leben so beherrscht hätte.i
Der lange, hagere, lveißbärtige Herr,
dessen Reizbarteit schon aus den har-’
ten blauen Augen, dem roten Gesicht,
der tiefen rollenden Stimme zu er
kennen war, hatte es vorgezogen, den
Mann als Wahnsinnigen zu behan
deln. Er hatte rasch von etwas an
derem gesprochen und dann, immerl
ärgerlicher werdend, —- als der Ka-i
pellmeister von seinen Aussichten, von;
einer Oper zu reden begann, die in
nächster Zeit aufgeführt werden soll-l
te, —- wiederholt: »Ja, ja, denkenj
Sie an Jhre Arbeit, junger Mann,
hre Aufgabe, Jhre Pflicht! Las
en Sie Gedanken, die . . . die . . .
die . . . unver . . ., die lächerlich
find . . .! lassen Sie sie!" Und
als der Musiker, gleichfalls völlig
aus der Fassung gebracht, meinte,
daß er dann wohl besser täte, zu ge
hen, stand der Graf auf und sagte:
»Ja, ja, gehen Sie! Schade, schade,
daß meine Tochter Jhre Stunden,
die ja ganz zufriedenstellend sind,
nun verlieren muß. Schade!« Da
mit hatte er die Tür geöffnet, und
Wirth war gegangen.
Dann, als Elsie eintrat, hatte er
sie gebeten, sich durch ein etwas zu
rückhaltenderes Betragen in Zukunft
solchen Beleidigungen nicht mehr
auszusetzem
Sie aber wollte in Wirths Antrag
keine Beleidigung sehen. Der Graf
blieb einen Augenblick sprachlos. So
weit seine Haltung und der ewige
Zwang seiner Lage — denn er war
pensioniert und siir seinen Ran undl
Titel sehr arm —- ihm Ggefiihle
überhaupt gelassen hatte, war sie fein
Liebling gewesen. Mit ihr hatte er.
hier und da die immer gleichen zart-I
lichen Scherzworte gewechselt. Jetzt;
schrie er sie und schalt, und sie
ging nicht oYe Tränen aus dem
Zimmer. Der Graf setzte sich erregt
an seinen Schreibtisch, an dem er
Zeitungen zu lesen und die Hof- und
Personalnachrichten auszuschneiden
pflegte.
Die Wohnung —- ste hatte nur
fünf Zimmer — war leer. Gina
lam an diesem Tage spät nach Hause.
Jhre Empörung, als sie von der
Sache erfuhr, war noch viel heftiger,
als die des Vaters, und ebenso ent
rüstet war ihr Bräuiigam, ein lan
ger Kürassier, der jeden Sonntag zum
Mittagsessen lanc. Dieser Mittags
tisch war targ und trübe, denn um
gut elleidet zu gehen —- vor allem
der Sapa sah immer tadellos aus —,"
unt einen ganz jungen Diener und
eine alte Köchin halten und erhalten
zu tönnen, die trotzdem ans ihren
Lohn oft lange warteten, mußte an
allem anderen gespart werden. Da
rum saf; der Papa schweigsam und
steif und ärgerlich bei Tische, und
Gina beistimmt und mißmutig von
Sorgen und dein unendlichen Warten
auf die Heirat; der lliirassier redete
etwas mehr« aber feine Erzählungen
interessierten höchstens den Grafen.
Nur tslsie war fast immer vergnügt
gewesen Nun war auch sie traurig
nnd bitter geworden und schwieg. ;
Schlimmer noch war es des Nacht.
denn die Schwestern betten mit ein
Schlummer-« und Ema fand Bot-l
te, bei vene- die jüngere Schwein-I
sich verworfen Mut und seist Trä
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Gelegenheit fand, ihn zu sehen; da1
wurde sie zu einer Verwandten ausV
ein Gut geschickt. Dort konnte sie
nicht immer bleiben; sie hätten sie in
eine Heilnnsinlt gesperrt, wenn das
nicht zu teuer gekommen wäre.
Inmitten dieser Quälereien und
Verdrießlichkeiten, vor deren peinli
chem Bekanntwerden die Familie sich.
sehr fürchtete, faßte das Kind seinen
unllug-llngen Plan, den es zuerst»
dem Bräutigam der Schwester mit
zuteilen sich entschloß. Sie ließ ihn
um eine Unterredung bitten und bot
ihm nn, wenn man sie in Frieden
ihren Freund heiraten ließe, so wolle
sie die Kaution für die Schwester
erlegen.
Er wies den Handel rundtoeg von
sich, und Gina, die er ins Zimmer
rief, sagte: »Niemals!« Aber sie wa
ren seit sechs Jahren verlobt und sie
konnten noch zehn Jahre vor sich
zählen. Jn wenigen Stunden än
derte sich ihre Stimmung nnd An
sicht. Das verlockende Bild war ein
mal in ihren Seelen, und was zuerst
schändlich erschienen, kam ihnen bald
erträglich und vernünftig vor,.
Der Graf, der anfangs durchaus
nichts von dem Plan wissen wollte,
ließ sich allmählich davon überzeu
gen, daß die unglaubliche Heirat der
jüngeren Tochter nicht abzuwenden
war, und so immerhin eine vorteil
hafte Folge haben würde. Sie stell
ten ihm auch vor, daß Elsie in ihrer
Leidenschaft einen »Oonp da tates«
versuchen könnte. »Ja, auch ihre
Mutter war unberechenbar«, sagte
Graf Rostvyl. Er sprach jeßt fast
gar nicht mehr bei Tische; nur seine
Lippen bewegten sich manchmal zor
nig; die harten blauen Augen sahen
gleichsam in sich hinein und manch
mal schütielte er den schmalen weiß
bärtigen Kopf.
Eine ganz stille Hochzeit ohne
Gäste und ohne Anzeigen bedangen
der Graf und Gina sich aus, und
damit waren Elsie und Wirth ein
verstanden. Dieser machte einen Be
such, bei dem er zwar viel lächelte
und lachte, sich aber sonst sehr be
scheiden und ruhig benahm; aus der
Straße mußte er dann hell ausla
chen, als er dachte, wie er mit die
sen merkwürdigen Puppenmenschen
gesprochen hatte.
Er hatte in diesen Tagen einen
großen Erfolg; alle Zeitungen schrie
ben über eine Sinfonie, die der Ton
künstlerverein aufgeführt hatte. Der
Gras zuckte nur die Achseln, wüh
rend es Otto, der ein wenig mehr
in der Zeit lebte, imponierte; aber
darüber, daß sich Wirth auf ein Po
dium stellen und vorspielen mußte,
fpottete auch er. »Nachher tritt er
vor und verbeugt sich,« sagte er, »aber
absammeln geht er nicht!« —- »Es
hätte ja auch ein Leieriastenmann im
Hof sein können. Wir können Gott
danken,« sagte Graf Roswyl grim
mig.
Elsie und Wirth wurden in einem
kleinen, wenig besuchten Kirchlein ge
traut; ein Freund Wirths spielte auf
der Orgel eine Kantate, die der
Bräutigam selbst zum Text des ho
hen Liedes komponiert hatte. Außer
ihm waren nur noch die zwei Zeugen,
Freunde des Kapellmeisters da. Aber
die schlanke junge Braut unterm
Schleier ging sehr stolz durch den
leeren hallenden Raum.
Ginas Hochzeit folgte bald darauf,
feierlich im Glanz der Unisormen, in
blumengeschmückter Kirche, mit einem
kleinen Festmahl mit Champagner
und Tischreden. Der Ersparnis tot
gen zog der junge Reiterossizier mit
seiner Frau nach der Hochzeitsreise
in die väterliche Wohnung, die Elsie
verlassen hatte. Der Graf behielt
seine Zimmer; das Ehepaar nahm
das frühere Schlafgemach der Mäd
chen; Empfangs- und Speisezimmer
blieben gemeinsam.
Jeden zweiten Sonntag kamen
Elsie nnd ihr Mann um 4 Uhr zum
Speisen. Schon daß er den Fraet
dazu anlegen mußte, machte ihm den
Gang unbehaglich, und erk sah auch
sonderbar darin aus. Nie kam er
pünktlich, nnd jedesmal saß der Gras
mit mühsam beherrschtetn Unwillen
da, wenn die beiden bei-n zweiten
oder dritten Gang eintraten; seine
Lippen znetten heftig; jedesmal sah
Otto nach der libr. und jedes-nat
stammette Wirth irgendeine Entschul
digung, aus die nichts erwidert wur
de. Tann scheute er wohl über sich
selber. nnd auch zu Lttoo Burschen.
der in weihen Dank-stunden bei Tisch
servierte· redete er icheuh.sit, fiihrte
West-rach- ntit ihn-, bis der Ventnsmt
diesem ein tue allemal das Antwor
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wo die Familie wartete, besichtigten
den Tänsling, schritten durch die
Kirche, als wären sie allein da.
Wirths Bruder, der Kaufmann war,
dienerie und grüßte, und wunderte
sich, daß weder der Ossizier, noch
seine Frau dies je bemerkten. Dies
mal lachte Wirth nicht; aber Elsse
wars ihm einen bittenden Blick zu,
und er schwieg.
Er sprach auch nachher nicht darü
ber, ba ihn andere Sorgen mehr
quälten. Da sie seine Unruhe be
merkte, gestand er ihr: wenn das,
Tansfest bezahlt wäre, wüßte er nicht
mehr, wie sie im nächsten Monat le
ben sollten. Es ging indes, solange
die Stunden reichten, bis der Som
mer lam. Da riet sie, er sollte nun
ein Konzert geben; aber er wußte,
in dieser Jahreszeit würden die Ko
iten höher fein. als der Ertrag
Jm Nebenzinnner weinte das
Kind; und da auch ihr die Tränen
kamen, ging sie. Er kam ihr nach
und fragte zögernd: ,,Ob deine Leute
uns nicht helfen könnten? dir wenig
stens?« — »Sie haben ja selbst
nichts,« antwortete sie. —- ,,Sie ha
ben immerhin deine vierzigtausend
Marl.« —- ,,Aus die haben wir ver
zichtet«. — »Ja, verzichtet. Aber
nahte-san mässig-H Was würden tvir
tun, wenn Gina verzichtet hätte und
in Not wäre?«
Sie ging am nächsten Tage selbst
hin. Jhre Familie war sehr er
staunt und im Grunde ver-text iiber
ihr Anfuchen. Man sagte ir. daß
es ausgeschlossen wäre; Otto brauchte
ein neues Pferd, Gina, die zur Erd
prinzessin eingeladen war, eine neue
Toilettez während der Papa in die-,
fern Sommer nach Wiesbaden ur
Kur sollte. Es war ausgeschle en.
»Bettelwirtfchast!« sagte der Graf
durch die ähne, als sie fortgegan
gen war. r war so nervös und er
bittert, daß er gleichfalls ausgehen
mußte, um sich zu beruhigen. Aus
Ginas Bitte ging auch Otto fort
und kaufte dem Papa ein Kistchen
besonderer Zigarren, um ihn abends
aufzuheitern.
Elsie kam sehr betreten nach Haufe
und sagte ihrem Manne, hilfe von
ihrem hause sei ausgeschlossen. —
»Gut, gut«, sagte er, sah sie einen
lAugenblick an und ging ins Neben
izimmen Erst hörte sie seine Schritte,
fwie er auf und ab ging. Jeht spielte
Jer, erst jäh abreiszende Motive, dann
Ischwoll es kräftig an. Sie hörte ihn
noch den Flügel schließen, das Zim
mer und die Wohnung verlassen und
fortgehen. Indes warf sie sich auss
Bett und wunderte sich, daß sie nicht
weinte.
Nach einer Stunde kam Wirth zu
rück. Sie fah ihn fragend an: er
fuhr sich mit der hand durch das
blonde Haar, und über sein Gesicht,
das männlicher geworden war, slog
ein Lachen. »Wir werden doch ein
Konzert geben,« sagte er, »und es
wird ziehen. Wir spielen beides
Elsie Roswylt da kommt alles!
Lohr«, er nannte feinen Freund vom
Konservatorium, »hat die Jdee ge
habt.« ·—— »Aber so heiße ich ja nicht
mehr . . .« — »Das macht nichts;
du trittft unter deinem Mädchenna
men aust« —- »Zu Hause werden
sie es nicht recht finden.« — »Ja,
was noch alles! sie wollen uns nicht
helfen —- das können sie uns nicht
verbieten!« -—— »Und ich kann ja
nicht genugt« — »Du kannst besser
spielen, als ich!« — Sie wußte wohl,
wie gut sie spielte. Sie lächelte.
An einem der nächsten Tage kam
Otto sehr aufgeregt nach Haufe;
beim Ausreiten harte er die Platate
gesehen; er nahm Gina beiseite: sie
wollten dem Papa nichts sagen. Otto
batte Dienst, und es war ihm, als
sähen feine Regitnentstanieraden ihn
anders an, als hätte der Oberst ihtn
gegenüber eine sonderbare Miene
ausgesetzt. Als er nach Hause lam,
trat Gan ihm weinend entgegen.
Der Papa war nichts ahnend ausge
gangen, eine Rette im Knopsioch
und hatte. von gefpannten Spazier
gänger-r umgeben — - denn man tanni
te den alten Herrn gut in der Stadt
das Platat gelesen nnd es vor
alten Leuten mit seinem Stock zer
stdstea und herabgerisiea cie stirch
tete einen Schtaganialt so heftig
um MII Zm IIIII III-I IIIMIIIIH
Man III staut q- EMI schik
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van wolle Inm. III- Ilse
IIIIIIIIIIII. he III-Im im W IM.
IIIII II III sitt II IIIII Ilm IIIOH
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III Ochs-I sinkaI-II Isme.
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IIW IIII.« R III-III ists IIII Ost-III
»Ist-um« LII IIII N MII III-u
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III-III II- ZIIOIIIII Im- III VII-s
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Ist-Mut III-II IIII IIIIIII IIIII in Im
III-III Ist-Um III M II I
IMI fis-Ihm Sol-Im- III
M IIIII Its IM. Im III-II
F: . II III- IIII MI- IV
M I II I
III. su- IIIM lo- III
III-l
nimman Man-W m
einem anderen Freunde, einem Jour
nalisten, mitnahm. Dieser, ein blon
der, wohlbeleibter, friedlich aussehen
der Mann mit einer Goldbrille vor
den großen Augen, lächelte zu ihrer
Erzählung. Am nächsten Tage er
fuhr er, daß die Polizei das Konzert
untersagt hatte, weil die Sitzt-eilten
in dem Saal, in dem es stattfinden
.follte, nicht nach den Vorschriften
der Sicherheitsbehörde angelegt wa
ren und dem Podium zu nahe la
men; außerdem war in der Anmel
dung ein Formfehler entdeckt worden.
»Wind wurde sehr blaß.
Elsie sasz inzwischen zu Hause und
nährte ihr Kind oder iibte. Sie war
voller und schöner geworden. ;Wirtb
hatte bei einem Freunde einen Gar
ten geplündert und ihr eine Menge
Rosen und einen bliihenden Flieder
ast, den er iiber der Schulter tragen
mußte, mitgebracht, als er zu ihrer
Angst so spät nach Hause gekommen
war; er tonnte ihr auch 10 Mart
für den Haushalt auf den Tisch le
gen, die Lohr ihm geliehen hatte.
Am nächsten Tage ging er zu dem
;Agenten, um ihm zu sagen, dasz er
lgegen das Verbot Berufung einlegen
sund von ihm Ersatz für den Schaden
fordern würde. Aber der Agent war
sivolltommen verändert und machte
sihm wichtige Vorschläge.
Jn der gelesensten Zeitung der
Stadt war mit der Ueberschrift
»Kunst und Polizei« ein Artikel er
schienen, der den »Kampf gegen das
Plakat« lächerlich machte. Telegrami
me iiber das verbotene Konzert gin
gen durch alle Blätter, und selbst in
den Berliner Zeitungen standen hei
tere oder empörte Bemerkungen
»Eine bessere Propaganda hätten Sie
sich gar nicht wünschen können, Herr
«Kapellmeister«, sagte der Agent. Der
größte Saal, den die Stadt hatte,
wurde gemietet und die Preise er
,höht; dennoch waren in zwei Tagen
alle Plätze vergriffen. Auf dem Pla
tats stand jetzt »Frau Elsie Wirth
Roswhl«. Jhr Mann strahlte so,
daß auch Elsie siegesgewiß ward;
aber alle Nöte dieser Lage hatte er
ihr nicht gesagt, nichts vom Verbot,
noch seine Vermutungen. Jm Ge
genteil: »Nun werden unsere beiden
Namen berühmt, und das muß sie
doch freuen,« sagte er, »das ist doch
der Sinn des Adels". Das sah sie
ein; denn die großen Meister der Mu
sik waren ihr die höchsten Menschen
der Erde.
Am Abend vor dem Konzert kam
ihr plötzlich der Gedanke, nun doch
hi ugehen und den Papa und die
Gwchwister selbst einzuladen, damit
sie sicher kommen sollten. Sie ging
in frolher Aufregung, voll Erwartung
stieg te die schmale teppichbelegte
Treppe hinauf, die sie so ost als Kind
emporgelaufen, an den kleinen Blu
meenständern vorbei, bis zu der dun
keln Wohnungstiir. Ottos Bursche
öffnete. Sie hörte verschiedene Stim
men, öffnete die nächste Tiir —- ihr
Vater stand vor ihr. Sie sah nur
die zwei hellen blauen Augen, die sie
lieb-hatte, sie wollte sich herabbeugen,
seine Sand zu küssen: da hob er die
Hand und schlug sie rechts und links
ins Gesicht. Sie stieß einen Schrei
aus und eilte aus dem Zimmer. aus
der Wohnung, die Treppe hinab, zu
einem Wagen, der sie nach Hause
brachte. Vor dem Spiegel sah sie die
roten Zeichen aus ihren Wangenw die
ihr Mann viele Male küßte. Sie
weinte die ganze Nacht; dann machte
sie in ihrer entschlossenen kleinen
Seele der Vergangenheit ein Ende.
Als sie zum Konzert fuhren, saß
sie sehr blaß im Wagen in ihrem
schwarzen Kleide, dem einzig guten,
das sie besaß. außer ihrem Braut
kleid, aber sie hatte schlank aussehenl
wollen. Jin Gürtel hatte sie toei
rote Rosen. Sie sprach kein ort.
Wirth muszie aus ihrer Seite den
kleinen Vorhang des Wagenfensters
hetavlassen, weil sie in den noch som
merhellen Straße-i nicht gesehen und
erkannt werden wollte. JO. einein
der hohen Spiegel des Vesiibitls sah
sie, dass sie schön war. «Selbst Ver
treter der Berliner und Münchener
Blätter sind da,'« sagte der ttlgent zu
Wirth im sittustlerzinimer
Zuerst spielte er allein. Der Bei
fatl schien tin selbstverstiiiidlirt), er
spielte ja so uniertnirt aut. Als sie
austrat. empsiug sie sturniischee Varus
usw« aus ds- gtdstm Im qu
faul-. so- uuvms Unle- mu
nter-Ue sten. Jofuku-m It dun
keln-L mun- Heifau Iol te und
tot-Ist ZUÆ Da fah annim
smusmuudes nnd it du«-n Ma
dn in des Sack« Inst-aufde
ssls mit-I W its-. at- IZ I
mis M tosen brause- Jtl um«
m ein« Ums-. und mimc ils
uns m sum-« Not usw«-.
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r si- qus Rat sum ans sie-It
Wiss c stic- Usdn. Mu- uns
Mus- iu spat n Ema äu n
»Mit-. m is das »H- M u
gut IMM. u O It Im hin-.
dot- lshm H- ms mm Mann
sicut-um« N Isc- IO Neu Ins-M
o Muse M u- Mm Missou- usw«
un nimm si- Okmtdäum uns-m
mai III-tu onst Bot-ins usw-.
Osqu Is. III u me m Osm- uni
IU Its III-In mat. W- dies-I
Ih- Imsstm - —
Vus M Ists IO III tm sie-Im
Umsi- mm. us Im Im«
III « Ist III-.
tttm kühlenvätrand
Hninorrslc von Paul Viik
Albert Manthe war einer der be
sten nnd harinlosesien Menschen, die
je auf der Welt herningewandcit sind
—- er war das einzige Kind armer
Eltern, war früh verwaist. dann bei
fremden Menschen erzogen und hatte
somit bereits feit frühester Jugend
den Ernst des Lebens kennen gelernt.
Als er zu einem iunaen Manne her
angewachfen war und ins öffentliche
Leben trat, zeigte es fich, daß er hilf
snd ratlos darstand, weil er zu schüch
tern und bescheiden war und von
allen gebänfelt oder gar übernat
ieilt wurde. Er war aber ein im
Kern gesunder und guter Mensch
unb deshalb überwand er all das lin
gemach nnd arbeitete sich tavser
durch, bis er sich eine befrbeidene unv»
mäßig eintiimmliche Stelle erwarb
in der sich so leiblich wobl fiiblte.
Später dann lehrte auch das Gltick
vorübergehend bei ihm ein« sein in
Brasiiien lebender Onkel starb und
hinterließ ihm ein recht nettes Ver
mögen, und ietzt freilich fehlte dem
ftillzufeiedenen Menschen fast nichts
zu seiner Giiieifeligteit.
.
So wurde er sitnsunddreiszig Jah
re. ohne daß er es eigentlich gemerit
hätte, -
Da stand er eines Tages vor dem
Spiegel und entdeckte, daß an den
Schläsen sein Haar etwas ins Grcue
schimmerte, zugleich auch siel ihm ieht
zum erstenmal aus, dasz die bewußten
Kriihensiiße sich einstellten, und diese
Entdeckung stimmte ihn recht nach
denklich, zum erstenmal sagte er sich
daß er eigentlich doch ein recht ein
sames und auch zweciioses Dasein
siihrte —- und zum erstenmal iam
es ihm öde und grausam langweilig
vor in seinem sonst so gemiitliei;en
Junggesellenheim.
Sonderbare Gedanken trug er von
nun an mit sich herunt, der gute
Albert, Gedanken, denen er in all
seiner Schüchtetnheit vorerst noch
keine Worte zu leihen wagte; indesz
hielt das alles ihn nicht ab, von nun
an ein wenig Umschau zu halten
unter den Töchtern des Landes.
Eines Tages sah er seine Nadiahs
rerin, die ihn um den letzten Nest
seiner Ruhe und Besonnenheit bracktr.
Es war ein sesches kleines Miit-ei
mit lustigen hellen Augen und ei
nem stets heiteren Gesicht; ihre Fiaur
war von einer vollkommenen Eben
miiszigkeii und ihre Bewegungen von
ruhiger Sicherheit.
Als Albert sie sah, war er ganz
aus dem Häuschen Das wäre eine
Frau siir dich! — Die und keine an
dere! So sann er unausgesetzt Tron
dem aber wagte er nicht, sich ihr zu
nähern, wenigstens vorerst noch nicht«
er kam sich so undeholsen vor —- .sie
aus dem Rad, ich zu Fuß, nein, das
wirkt entschieden komisch!« —- Also
ging er hin, lernte tadeln, kauste sich
dann ein Rad und ließ sich einen
Sporianzug anfertigen.
Aber als er sich so im Spiegel de
sah, kam es ihm vor, als oh er ent
schieden zu hager und zu diirr wäre,
besonders wenn er an die Figur der
schmucken Radlerin dachte, und so de
schloß er denn, aus Anraten seines
Schneiders, der Natur, die ihn nicht
gut bedacht, ein ig nachzuheliem
und ließ sich Watterungen machen.
Es wurde ihm schwersgenug den
Leuten Vorspiegelungen salscherTat
suchen zu machen, aber was half es
schließlich —— auch in diesem Falle
heiligte ja der Zweck die Mittel.
Als er nun so neu kostiimiert sein
Stahlrosz bestieg, war er wirklich
teine so iihle Figur, und es gab Mad
chen genug, die ihn eines Blickes witt
digten. -
Er aber sah von alledem nichli,
denn er hatte in nur Augen siir die
Eine ,siir die Angebetete seines Her
Jens.
Endlich lernte er sie kennen.
Sie war die einzige Tochter einer
verioiitweten Geheiinriitin. und sie
war ganz so, wie er sie sich nach nein
ersten Sehen gedacht hatte. —- ihre
Gruzie, ihre sprudelude Oeiterieit
und ihre gesunde Frische iseznuderien
ihn der-nassen, daß er asien ilsrntteii
sich iusanunennehsnen »mitte. um unt
dem Rad nicht die Vulkmce zu ver
»Hi.
Leu dra- chs spat n sol- umge
wandelt. et h und indem des
kamt Ica. u leimt Nu m
Istqu Wes-. Min- Miasm- Ies
Umk u Im Ins-Obige- chd. Im
He Ist-II such-. und Im cla- um«
to Ists soc Ist-m Umsich- cos
ts: Ieise sank-usw« Ho spi
lsuma Midi- kam-hu
—- wctso Keins-in Om- wodt Is
Ic- mmt Il- Osi nicht« das u m
Int- mffmt. als u ils- amu tou
M Ists Mutte- msd Eva-its MI
n von-. IM- fo ost- so sum In
u säumt IMM. « sum du Io
Wisconsin-u sum umst- u I
amt its-Am su Vom Muts obs
M s- mssmm wun- msdm »
akt- Ivimr cum mtimk vom-.
Mit esse u nnd sit soc is Ms
sus- Spukqu may Im- It»
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bit Ums In Wien sm- sum
Und das liess- Iv III-M
issd Im- suO ums m IM
MI- OINII u Im «- aus«-m
HW M II W III-l
i
lang recht harmlosen Galanierien ·
qefallem ermunterete ibn foqu zu
neuen Taten, denn sie fab, daß et ein
braver Mensch war, der es ehrlich mit
ihr meinte nnd schließlich war sie
auch praktisch genug, nach der guter-·
Pariie ein wenig »i( schielen. ;
So verging der Frühling und man
radelte dem Hochscmmer enijtzenenxf ·.
Eines Taqu fragte das Zehnten-«
ihren Verehrer: »We7el;es sSeebad
werden Sie denn aussuchen Herr
Manihe«'
Der gute Alberi war ein wenig
betroffen, als er zögernd an wartete:
»Tai-über habe ich nich aar nicht nach
gedacbi. mein gnädiaes Fest-lein»
»Manm und id« nir net-den jeden
inlls nach Dir-; geh-Ink« spraeh fu«-.
harmlos weiter. ;
»So,so," nie ter lol nte er nlltH
saarn: denn Plötzlich lam ihm ein
entsenlicher ist«-danie: Wenn der Hin-·
tall mill, das; iie dich einmal im Na
dekostiiin sieht! Tinn ist ja dein Ve
trug heraus-! Von dein Atmen
llicte an wurde er lleinlaui, and
zerstrente Antworten und Iniire iIIk
nahe vom Rade gefallen; denn irr-H
Gedanke daß nun sein Gliick zu·
Ende war, verließ ihn nicht mehr
Auch in den nächsten Tagen plag
te ihn nur immer dieser eine sntziX
senliche Gedanke. Endlich war er Init
lich einig: er lviirde ein Nordieebad
aussuchen nur sort, weit fort, tvo
man ihn nicht kannte Natürlich lag
te er seiner Hulden tein Wort davon,
im Gegenteil, er stellte seine lin
tunit in Bin-I siir Ende Juli in
Aussicht.
l Und so lanr der Tag des Abschiede,
nehmens Fräulein Grete und Manto
reisten bereits Mitte Juli ab, nt ttits
lieh nach Binz. tote sie gesagt tie«
»Aus Wiedersehen also!« eies its
ihrem Verehrer zu
» Und »Aus Wiedersehent« entgegnete
Ider zitternde Albert mit der hartn.
tosesten Miene von der Welt; —- al
er aber allein war, packte er schien-.
uiglt seinen Kaiser und suhr am«
nächsten Tage nach Ostendr. .
Ueber die breite Promenade von
Ostende, vorbei am Klub pribe',
schwirrt es bunt durcheinander —
»alle Sprachen der Welt hört man.
Die eleaantesten und mit rasstn·er
tem Geschmack arrangierten Toiletten
werden hier zur Schau aetranen, ein
Publilum, das von allen Sonnen
des Alltbas nichts zu wissen schr- ntz
staniert hier, tokettiert, stieriet und
»medisiert und macht aus dietem
ilcbönen Stitckchen Welt das interna
’tionale Modebad, wo man alle Gtiiy
isten der oberen Zehntausend tretten
ann.
Lanasam kommt Herr Albert
Manthe aus dem Hoteh wo er Woh
nung genommen hat, langsam nile
gert er an den lachenden und heiterer
Menlchen vorüber-, rettet sich hnuntet
an den Strand, besteigt voller Weh-.
mut einen Badekarren und läßt sich
hinausfahren ins Meer.
Da plönlich als er dem Narren
entsteigt und die Füße ins eet
sent, da glaubt er, der Schlag m sie
Ihn tressen, denn leine Inn-Hin
Schritte entfernt von ihm bittlckteft
lustig und wohlgemut Fräulein Gre
te Wendt im Wasser herum. Antangs
ist er ganz benommen und glaube
natürlich sich zu irren; als er aber
genauer hinsieht, ertennt er sie gantz
deutlich, zugleich erkennt er aber auch
zu seiner nicht geringen Freude daß
auch sie sich in ihrem Radlostiim
künstlicher Nachhilfe bedient hat um
sich stattlicher zu machen, als die Ra
tur sie aesehassen hatte.
Und nun niit einem Mal wird ihm
alles llar: sie hatte gefürchtet, daß er
im Bade ihre Vorspiegelungen sal
scher Tatsachen entdecken würde, des
balb hatte sie ihn nach Binz diri
gieren wollen« er mußte beinahe
laut lachen: ——- jeder wollte dem an
deren Komödie vorsvielen, nnd nun
Ioaren sie beide sich direkt in die Arme
aelausen, um steh gestehen zu müssen.
dass der eine dem andern nichts Dot
zulversen hatte.
Ja diesem Anaendlick hatte auch
sie ihn bemerkt Sie wurde purpur
rot nnd wollte in ihren starren streitet
Da war eraber schon an ihre Seite
lind was sich nun an Entschul
isinunaen nnd an stehenden Worten
Im- Neriettnmu nisitchen den beiden
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