Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, February 29, 1912, Image 6

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    Ein Roman aus dem
Leben
(6. Fortsetzung)
»O weht« machte er in erbenchelter
Oestiirzung . »Diese Antiindigung
llt nvir nach meinen bisherigen Er
brungen wieder irgend ein dachtet-th
peinliches Verhör in Aussichi.«
»Jedensalls handelt es sich siir mich
dabei nicht um einen Scherz. Saae
mir, Kurt: welche Absichten hast Du
eigentlizy mit Jrene Bruchhausen?«
«Eine verteufelt delitaie Frage,
mein liebes Schwesterchen! Und über- »
ans schwer zu beantworten. Sollte»
ed nicht genug sein, wenn ich Dir ver- s
sichere, dass ich weder die Absicht hege,
sie umzubringen, nach ihr irgensd ein
anderes Leid zuzusiigen2«
»Nein, das ist mir nicht genug — —
schon deshalb nicht, weil esgiicht wahr
ist. Denn Du bist, wie mir scheint,
ans dein besten Wege, ihr bitteres Leid
an uthun. sJch habe Euer gestriges
Tischgesprii belauscht, nnd ich »er
— le Dir n chi, dass ich inr innefsten
rzen empört war iiber Deine Frido
litiit. Schon gestern wiirde ich Dir
das gesagt haben, wenn ich nicht an
genommen hätte, dasz ei der Wein
war, der aus Dir sprach. Jeßt aber
bat mir die Erregung, in der Jrene
von diesem Euren gemeinsamen Spa
gergange zurileltehrte, bewiesen, dasz
u auch in nüchternetn Zustande spri
siihrst, ihr-aus die-abscheulichs« Weis L
se den Des zu mache-ti
Der Ton, in dem sie zu ihm sprach,
derrietb zur Genüge, wie ernit gemeint
ihre Vorhaltungen waren; die unver
änderte lächelnde Miene des Grasen
»- aber bewies, da er sie nur von der
heiter-en Seite na m.
« »Sei nachsteht-g mit mir, liebite
; derta » ich bitte Dicht Es betrtibt
E mich außerordentlich. wenn Du meine
- Art und Weise abscheulich findest;
aber ist- babe es nun einmal nicht bes
» ser gelernt.«
« »Schlimm genug, daß es so isti
« Aber wenn sich Deine Methode auch
bei gewissen anderen Damen vortreff
lich bewährt haben mag, diesem Mäd
chen argeniiber solltest Du doch aui
ihre Anwendung verzichten. Sie ist
zu rein und zu gut, um Dir zum Zeit
vertreib für einige miißioe Stunden
u dienen. Jch erlliire Dir ganz of
fen, daß ich ee nicht länger dulden
werde.«
» »Und was wenn ich mir diese
Frage gestatten darf —-- wirst Du
thun« um ee zu hindern?«
»Ich werde nicht davor zurück
chreeten, sie zu warnen, solle Dein
nehme-n mich dazu zwingt.«
»Eine entsetzliche Drohung — -- in
der That! Aber ich visi, daß es mir
noch gelingen wird, einen Sinn zu
erweichen. Denn bis jetzt hast Du
doch eigentlich nicht den geringsten Be
weis dafür, daß es mir nur um ange
nehmen Zeitvertreib iiir einige nriiszioe
Stunden zu thun ist. Wie nun, liebe
rta, wenn ich viel ernstlichere Ab
ten hätte?«
· Die Zomtesse blieb stehen nnd sub
ihn mer erstaunten, ja erschrockenen
sagen in’s Gesicht.
»Holt ich glauben, daß diese Worte
aufrichtig gemeint sind? Du denkst
daran. Jrene von Bruchbausen zu
Deiner ..ttin zu machen?«
.DIe Geosmama wunscnt es, nnd
da sch doch stühet oder später einmal
werde heirathen müssen, so meine ich.
et könne ebenso wohl Jeene Bruch
sal-sen sein« als irgend eine AMICI
Ein flammendes Rath dee Enteil
ssnng stlee in den« Wangen empor
.·2lh. Du hältst es also nicht einmal
siit nothwendig mit vorzulügen, daß
Du sse lieble
O. weshalb so bosssa Schwester
chen? Es Ist gar seine llesnche dann
vorhanden den- Deine llesne Freun
di- gtssllt mse in der Thal ausneh
eneeed qus Froh des ask-INDEMan
somi- den nenn lde lIn leise- Vin
m del neben welken M sie need so
den« löndliede Unschuld und Möqu
Inselnle les see in allem ensl
tsel lselseneM edlen stude. elI lesend
esse endete Its-se messe- Besen-es
scholl CI sss elne ennmldsse Frlsede
nnd llndeküdeideil In sdeeae Wesen
est
»Die einstweilen noQ den sei
Fee-Ist sile Ost del-. siel lieu
We Om. AS sels ee sl ehe-s
Ies. Qiee ee Iesee die sOte enei
linke-. den Westens-se n see
—- nIsIesleheln ehe-In sen. Und
Kleinen wies VI Inse
lese-es seine-II see-see fee-. I
I set se Bissen W«
sI n Uell ses s. die-es
eitelm-. esse-eh deines Oele-met
tlw dle lese-d wehe Mee
IIssIe del eIe DI- esse
Ist EIIIIOMI sitt met DesteJ
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Iesm Seit ele. Beste Jesus
III-m Reden Ist fes-e Geldes Ises
seit-ed Cis Idee lII elne
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Mord-IRR- Me essen
I III II
» Mset Ists-W ais-me IS
Itt est Ise IO Ist
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I
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muß ich sagen. Aber es könnte mir
doch daran liegen eine Frau zu haben,
die nicht gleich daran denkt, sich schad
los zu halten, weil sie irgend einen
Grund zur Unzufriedenheii zu haben
glaubt Auch dürfte mir Fräulein
Jrene selbst sehr wenig Dank dafür
wissen, wenn i mich etwa bestimmen
ließe, Deinen ath zu befolgen.«
»Du giebfi Dich also der Hoffnung
hin, daß sie Dich liebt-l«
»Das ist eine Gewissensfrage, auf
die ich mir die Antwort noch vorbehal
ten mjichie. Aber es geschiehi nur in
den Roinanen und auf dem Theater
daß fiir eine so wichtige Angelegenheit »
wie das Heiraihen ist, einzig die Liebe !
in Betracht komme Jm totenin gis-i
ben, mein liebes, unersahrenes Schwe
sterchen, muss dabei auch noch manches
Andere bedacht werden« Und es soll
gar nicht selten vorkommen, das; die
Nebenumssinde zuient erheblich schwe
rer in’s Gewicht fallen, als die soge
nannte Hauptsache."
»Was heißt das ,Kurti du und
die Großmama - - Jhr könnt Euch
doch unmöglt besondere Bortheile
von risser Fam lienverbindung mit den
Bruchhausen versprechen.«
Gras Woldenberg la te hell aus.
»Wir? Nein, gewi nicht! Es
müßte denn sein, daß die Großmama
— wie es anscheinend der Fall ist s-»
Fräulein Jrene mehr als irgend einem
anderen weiblichen Wesen die Macht
utraut, einen soliden und seßhasten
hemann aus rnir zu machen. Die
Vortheile wären aber sumeist au der
anderen Seite. Und schon aus d esem
Grunde wäre es sehr wenig ritterlich,
die einmal geweaten ossnungen
grausam wieder zu rstören.«
»Du willst damit agen, es sei dem
Baron weniaer um das Gliick seines
Kindes als um eine sogenannte gute
Versorgung zu thun?"
»Nun ja, auch das! Aber das wohl
nicht noch einmal alleini Unter uns
gesagt, Verla, es steht verteufelt schlecht
um unsere liebenswürdigen Wirthe
Gelingt es ihnen nicht, ihrem wanken
den Hause durch Woldenberg’sches
Geld eine neue Stütze unterzuschieben,
so dürste ihnen bald genug das Dach
über dem Kopf zusammenbrechen
Glaubst Du, daß der Baron gestern
der Großmama zu Liebe den heimge
tehrten Bruder ohne Weiteres wieder
zur Thür hinausgeworsen hätte, wenn
es sür ihn nicht radezu eine Lebens
srage bedeutete, ch ihre Gunst zu er
halten? Du oder ich, das gilt ihnen
am Ende gleich Einen von uns
aber wünschen sie um jeden Preis mii
Nosentetten an ihr sinkendes Schiff
lein zu sesseln.«
Wieder ergoß sich eine rosige Blut
roelle über Hertas schönes Antlih.
Aber aus ihren Augen sprühte es wie
suntelnder Zorn.
»Jetz? Mike-ten Du nicht vie Gine
haben. meine Person aus dem Spiele
zu lassen, Antli«
»Mein Geli. weshalb sollen wir
nicht darüber reden, da wir doch ganz
unier uns sind, nnd da es selbstver
ständlich Riemandem einfnllen wird,
einen Druck auf Deine Entschließun
gen auszuüben Schließlich mußt Du
es doch auch demerli haben, wie der
zweifeli sich der arme Junge gestern
unser-main einen Eindruck auf Dich zu
machen.«
Sie hellen das Gestade des überaus
nealeriich gelegenen Rhinowet Sees
erreicht, und durch eine handbewegung
bekeichneie Herin ihrem Bruder die
S elle, wo er den Mallasien dinlegen
sollte. Während sie auf dem movsigea
Weldboden niedeelnieek, um den Be
hiilier zu sifnem blieb ian idr Gesichi
vollständig verborgen nnd er konnte
nichi wahrnehmen wie verriiiderilch
ei um ihre Lippen zuste. als sie nach
Use-: kniete-: Z-..«.itzen in fiele und
gleicheniiidig llingenden Tone logie
..Dn Du Dich Davids Freund
nennih sollten Du doch Bedenken m
n. ihn einer offenbaren Erbärmlich
ii en heisiqenk
Einer Crosrtnnchienr — Wenn
biete ich du see »n? Ich hin to
iideezmge. das er ich am sie ne
seyen endete-. Or toll-de Die ii e
lch euch unser anderen maßl- n
die sue machen. und M er es ex
vielleicht neii endet Mutes i .
is Ieezeiuich set-. Denn sen de
Ienin da euch idne des II ee en
der sedie e. »ich seid one r
seelis. sei ee ehe sie-l mich-im
i . anedn einer seiner cis-Um
M imr ichen en den dulden feines
soziale-ne ers-endet ine. sann ee
nidi denn-n Wes-im Iris den I (
»Im deines-. das keine Ietsliini e
stellst-W wie-n nnd-. de Ins er.
»in-inse- da end-se Iei- Gesteine
UII us esse-en Mitleids ists is
die Ilie sonnt nat one der sitt-—
hiktk
psis III Du wie-et M- dieie dies-se
nneeeeicheee den« »Hm seen Miit
»Im ich Um ee neuer e I Urs
Mnden ins-den hie ein« M
Ins wie die nimmein dW
drum eenlesss iiw IeO Ivie
Dem ich die Ostsee-»e- arise-I
Idsduscc IIW Ums eni Rim
ei .«
»Du fühlst also kein men "iches
Rühren fiir den armen haral ? Er
hat nichts von Dir zu ershvffen?«
»Noch dem, was Du mir soeben
über ihn gesagt hast, ist diese Frage
geradezu eine Beleidigung, Kurti«
,,Vergieb! »So war es natürlich
nicht gemeint. Aber ich finde, daß Du
»die Dinge viel zu tragisch nimmst,
liebe Verta. Und von einer pl itchen
Abreise kann vollends nicht me r die
Rede sein, nachdem der Baron gestern
feiner brüderlichen Liebe ein so schwe
res Opfer abgerungen hat, nur um
uns zu halten. Jch rede Dir gewiß
nicht zu, den Bewerbungen dieses
halben Knaben Gehör zu schenken,
denn auch ich bin der Meinung dasz
er durchaus keine angemessene Partie
fiir Dich ist. Mich aber solltest Du
unbehelligt meinen Weg gehen-lassen,
auch wenn er schließlich u einer Bet
lvbung mit Jrene Bru? usen führen
sollte. Am Ende wird e dem schreck
lichen Lasse, das sie an meiner Seite
erwartet, immer noch den darzug
geben vor der Aussicht, als die Tochter
eines heruntergelvmmenen Gdelmam
nes in Noth und Dürftigteit zur alten
Jungfer zu werden« " «
Herta blieb ihm die Antwort schul
dig, und er konnte ihr Schweigen nur
als einen Beweis dasiir deuten, daß
sie in der That nicht länger gesonnen
fei, sich seinen Absichten entgegen zu
stellen. Ein paar Minuten lang noch«
sah er ihr zu. wie sie ihr Malgeriith
bereit machte und sich dann aus einen
Baumstuknps niederließ, um mit- einer
Stigze des gegenüber liegenden See
users zu beginnen. Da sie aber in
hartniiclgem Schweiger verharrte,
und tda ihr Gesicht jenen Axt-dru
stolzer Unnahbarleit angenontinen
hatte, den er stets iiir ein sicheres
Zeichen ansehen durfte-,- dass ihr seine
eselischnst nicht weiter erwünscht
sei, machte er der unbehaglich gewor
denen Situation ein Ende, indem er
nach einein Blick aus seine Taschenuhr
agie:
»Der Baron hat mir gestern eines
seiner Neitpserde angeboten, von dem
er behauptet. daß es siir seine Jahre
zu feurig sei. Wenn Du es gestattest,
möchte ich den Gaul wohl noch vor
dem Deieuner prabiren.«
»Ich bitte Dich dringend, Dir mei
netwegen leinen Zwang aufzuerlegen«
erwiderte seine Schwester kühl. »Wenn
ich male, bin ich ohnedies nicht aufges
legt, mich zu unterhalten.« .
Er lüstete seinen Hut, machte eine
itierbeugnngL und war schnell zwischen
den Stämmen verschwunden Urn die
Lippen der Komtesse herta aber legte
sich’s jetzt, da sie sich unbeobachtet
wußte, wie ein Zug schmerzlicher Ent
tiiuschung, und es war vielmehr eine
tiefe Traurigkeit, als hochmüthiger
Stolz, was aus den edlen Zügen ihres
Antliheg sprach.
Neunte-Z Kapitel.
Ewald von Basel-hausen saß eben
über einigen sehe unerfreulichen ge
schäftlichen Brieer, als ee vernahm,
wie die Thier seines Atbeitszitnmers
ungestüm ausgerissen wurde, während
zugleich ein Laut gleich einem mähfam
unterdeiickten Schluchzen sein he et
eeichte. Es gab ihm einen tiehins
Dei-F denn ee wußte. wag ihm bevor
st n , und zugleich erfaßte ihn eine
waltige Angst, daß et sich in dieser
Brocken Stunde allzu schwach und
nachaiebtg zeiaen könnte. Datum gab
er sich zunächst den Anschein. alt ob
er überhaupt needjö aehset hätte. son
deen versiekte sich noch anaekegentlkckeee
ln die fataken Briefe. deren Inhalt
allerdings sank besonders danach an
geedan war, fe n Herz zu yet-hätten
Dn les-te Mike welch und warm mn
feinen Nacken. und eine beise. meinen
nasie Wange fes-nieset sieie an Ecke
fein e.
. pa -- -- Ueber Papa Tage mit-.
Zfl ee denn wirklich - wirklich wahrs«
Der Baron Wee siehe-lich Jede viel
data-n see-den« wenn ee seinem uns
leistete-ein verendeten-even ane fe i
eee antworten Weinen. das ee n
dann denke. ee In elnee need-seen
see-es zu zwingen peelleiese
endete ee f e syst-end dee Hilf
these elaee inne- ellen Maßes est
M MIIQUM es n Ihn. Idee one
Ende see eae I nie eene setz-es
Deineman M. und nich
see use-e sen pas me dee see-esse
II Us. Das Uee aus dem Ideeke
Mk ine M Westen eueesene
Mee einst
Ie- ee N fasse eue eee Une
! es see-ehe Mem-. Heere ee
III esse-e Its-sc seiden Mensch
site eh Leibs Manne Idee-ZU und
Weines sechs-:
»Oui« fes bade fee-. mein Mess
tenek sue es ee.» eine tu den Im
sie eehdeet Whifk (
»du Deine Iöisene en Wabe est
sehst-Use Ins-se neben mesH
see-eue- I einst-. »te. suec Ies
meeeese see-e ev Die-eue
Iiee ele einen Ismene sei-see eeeeee
I dessem-I -» ex Hefe-;
»Mit III-en seid-e dem Ihm-«
AMI
sh fs fee-eins ge
sseeee W sume M
i
hatte er rasch den Blick abgewendet,
denn er fühlte, daß sie eine viel grö
ßere Gefahr fiir seine Standhaftigteit
bedeuteten, als alle lauten Wehklagen
oder Bitten. Und schließlich paßte es
ja auch ganz gut in die Rolle, die er
zu spielen entschlossen war, wenn er
wie unter der schweren Hand des
Schicksals sein Haupt senkte, um ihr
den Seelenkampf in seinen Zügen zu
verbergen.
»Wer hat Dir das offenbart, mein
Kind! Und wenn es sich dabei nur
um mich allein handelte, ich würde
wahrlich nicht das allerileinsie Opfer
von Dir verlangen. Aber es trifft ja
Euch alle mit gleicher Härte —«-- Deine »
Mutter ——- Deinen Bruder —- und
Dich selbs.« s
»Und es giebt keinen anderen Aus- z
weg, Papa Es gar keinen? Jhr habt»
alle anderen Möglichkeiten schon be-i
dacht —- auee« (
Die helle Verzweiflung, die aus«
diesem Ausscheei ihres gepeinigten
Herzens klang, mußte ihn nothwendig
bis auf den Grund seiner Seele er
s littern. Und es stieg in ihm auf
w e eine Regung des Hasses gegen fein
Weib, deffen unerbitterlicher Starr
sinn Jrene statt ihres Bruders zum
Opfer bestimmt hatte· Aber er war
ja nun einmal ein bedauernswerther
Sklave der Verhältnisse, und er mußte
sich mit der ganzen Kraft seines Wil
lens gegen das unzeiti e Mitleid
wehren, das er wahrscheinl ch gar bald
bitter genug zu bereuen gehabt hätte.
Darum ezmmr sich, - in dem
Charakter der einmal angenommenen
Rolle zu bleiben, und es gelang ihm
beinahe besser, als er selbst es flir
möglich gehalten.
,,Ja«, erwiderte er dumpf, »ich habe
alle Möglichkeiten bedacht. Und ich
habe fie alle berwersen mliffen — bis
auf zwei.«
»Also es giebt doch noch eine an
deres« rief Jrene und umilannnerte
mit beiden Händen sein Arm, wie
ein Ertrinkender das rettende Seil
umklammern das man ihm zugewor
fen. »O, ich bitte Dich, Papa, wenn
es sein kann, so entscheide Dich fiir
diese." -
Er og mit der linken Hand ein
Schubsach des Schreibiisches auf,
und, ohne ein einziges Wort zu spre
chen, entnahm er demselben einen Re
volner, den er vor sich auf die Platte
legte. Mit einem gellenden Aufschrei
ließ Jrene seinen Arm fahren nnd
preßte beide Hände gegen die Schlafen.
»Das? — Allbarmherziger Gott,
ift das Deine andere Möglichkeit,
apar
Etoald von Bruchhausen hielt sich
in diesem Augenblick selbst sür einen
Schatten, aber die Verachtung, die er
über seine eigene Handlungstoeise em
psand, hinderte ihn nicht, das Spiel
zu Ende zu führen.
— Ohne den Blick zu erheben, nickte er
schwer und langsam zweimal.
»Ich weiß sonst keiner-» Jrene!'«
Sie war vorhin neben ihm in die
Knie geglitten; nun hörte er an dem
leisen Rauschen ihrer Gewänder-, daß
sie sieh erhob. Aber sie sprach nichts,
und es wurde ihm unheimlich zu Muth
bei diesem langen Schweigen.
«Fiillt es Dir denn gar so schwer
mein Liebling?" sragte er endlich, da
er die Siille nicht länger ertragen
konnte. spScbeint es Dir aanz nn
benlbat, daß Du mit der seii dahin
gelangen wirst, ihn zu lieben?'«
»Ich werde ibn niemals lieben.
Papa. niemals! - Aber wenn er mich
trotzdem zur Frau nehmen will, so - -
so werde ich mich ihm nicht verwei
germ«
Es loar ihm, als biitte nicht seine
Tochter. sondern eine fremde Person
diese Worte gesprochen, lo völlig ver
ändern so tanzt-: and gebrochen war
der Klang ihrer Stimme. Er nannte
eh ln der Stille seines Herzens einen
belosen und den schlechtesten aller
Uslm aber seine Lippen blieben
stumm. nnd loenn seine Gattin rn
Heqen gewesen ware. nsuroe n- reine
Ursache gehabt baben. ibrn nnnrsnn
liebe Schwäche zum Vorwort zu
machen·
Its ein obermaliaeo tleinei Ge
rsusg an seiner Seite ibn vermuthen
liest-:- Jrese stc sum Geben even
den te. seyen- er eo sogar ilber
si. ice sein Mr nieder just-lebten
nnd ibre lctass predbsneenoe dank
tu ers-eisen
—. . -. - .
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KIIOLSMWU.
szu sagen. Jn seinem liebevollsten
sTone nur versprach er ihr, daß Nie
s mand sie stören solle, und voll väter
licher Fürsorge geleitete er sie bis nach
der Thür, ohne irgend welche Em
psindlichleit darüber zu zeigen. daß
:sie sich der beabsichtigten Lieblosung
» hastig entzog, und ohne ein Wort des
Abschieds enteilte.
Als er wieder an den Schreibtisch
zurückkehrte, starrte er lange aus den
unheimlich blinkenden Laus des vor
ihm liegenden Revolver5.
»Vielleicht wäre dieser Ausweg
wirklich der bessere gewesen«, mur
melte er. »Aber es handelt sich ja
nicht allein um mich. lind Harald ist
noch so jung —- so voller Hoffnung
und Lebensfreude!«
Jnnerlich sroh, daß er das erlösende
Wort gesunden hatte, sein mahnendes
Gewissen zu beruhigen, legte er den
Revolver wieder in das Schubsach und
drehte vorsichtig den Schlüssel dessel
ben ab, als wollte er sich selber stir
sorglich verhindern, in irgend einer
unvorhergesehenen Auswalluna allzu
schnell wieder nach dem gefährlichen
Gegenstand zu greifen, den es barg.
Jrene hatte ihr Rimmernoch nicht
erreicht, als Harald ihr in den Weg
lam, heiter uwd iiberrniithig wie
immer, mit lachenden Augen und
Lippen.
»So finde ich doch endlich ein
menschliches Wesent« rief er ihr
fröhlich entgegen, ohne die Betst-ört
heit ihres Antlitzes und die Todten
blässe ihrer Wangen zu bemerken.
»Das Haus ist ja wie ausgestorbeni
Wo ist Komtesse Hertai Wollen wir
gehen, sie gemeinschaftlich zu suchen?««
»Sie ist mit ihrem Malgeriitsh an»
den See gegangen", erwiderte Jrene,s
indem sie ihre ganze Kraft zusammen-s
nahm, um ihren Gemiiihszusiand vorI
ihm zu verbergen. »Ich hatte ver-I
sprechen, ihr zu folgen; aber ich bin
leider daran verhindert, weil ich einen
dringenden Brief schreiben muß undi
auch etwas Kopfschmerzen habe. Viel
leicht hast Du die Güte, ihr das aus-s
zurichten, damit sie nicht vergebens
auf mich wartet.«
»Mit Vergnügen, liebes Schwester
chen! Das heißt — — eigentlich nicht
mit Vergnügen; denn daß Du Kopf
schmerzen hast, ihnt mir naiiirlich
schrecklich leid. Du siehst auch in der
That recht angegriffen aus. Vielleicht
ist es am besten, wenn Du Dich ein
wenig niederlegst und Dir das Desw
ner auf Deinem Zimmer serviren
läßt«
.- - r s- o
Ot sagte lyk llvcy irgeuo ern-up
Freundliches und ging eiligen Schrit
tes davon. Die Aussicht, Herta Wol
denberg allein im Park zu treffen,
mußte wohl etwas sehr Berlockendes
für ihn haben, da sie seinen Gang so
aussallend beschleunigte.
Jrene aber flüchtete in ihr Stüh
chen und schob den Riegel hinter sich
vor, als siirchte sie, daß die grausa
men Menschen, die sie an diesen-.
schrecklichen Morgen so unbarmherzig
gepeinigt hatten, ihr auch an dieser
Zufluchtsstiitte teine Ruhe lassen
würden. Ganz in Schmerz ausgelöst,
wars sie sich über das Ruhebett hin
und ließ den so lange mit sast über
menschlicher Anstrenaung zurückgehal
tenen Thränen nngehinderten Laus.
Schon nach einer kleinen Weile aber
richtete sie sich wieder auf. Es war
teine Unwahrheit gewesen, wenn sie
ihrem Bruder gesagt hatte, daß sie
einen Brief schreiben müsse. der ieinen
Ausschl-d litt. Denn ehe sie das Ver
sprechen eintösen konnte. das sie so
eben ihrem Vater gegeben. niuhte sie
da- diudende Wort suriirtnehrnem das
sie einem Andern verpsiinde·t.
Von allem Seh-deren and Fürch
eertichen. das dati Schicksal ihr auser
tegt hatte. war dies vielleicht das
sitrchterlichtte und schwerste Ader das
Bewusstsein dasr ei gethan werden
müsse. gab ihr die matt, es zu you.
dringen. Und noch ehe der Uhr-zeiget
dkks bezw-messen Stein-meinest volle-.
der hatte. war der legte Fedeestrtch
an dern delete see-han« in weichem sie
dein Dotter Undats Beetingee ohne
eine nähere Angabe sen Crit-den mit
theilte, daß sie ihm niemals angehören
könne. Drei- oder viermal hatte sie
die zur Häsfte beschriebenen Blätter
wieder zerri en, ehe sie dieses hier zu
Ende geführt und mit ihrem Namen
unterzeichnet hatte. Nun aber war es
geschehen, und in ihrem jungen Her
zen, das sich eben noch so wild und
sschmerzlich aufgebiiumt hatte gegen
das erbarmungslose Geschick, war es
jetzt todt und still, als hätte sie nun
für immer Alles begraben, — das
Leid wie die Freude, die hoffnung
wie die Furcht. —- —
Leichten, elastischen Schrittes, ein
heiteres Liedchen vor sich hinsummen-d,
swar Harald durch den morgenfrischen
sParl der Stätte zugewandert, an der
Her Herta Woldenberg zu finden hoffte.
lSchon von Weitem sah er ihr helles
JKleid durch das Grün des Unterholzes
schimmern, und aufs Neue spürte er
Heine Anwandlung jener eigenthiimli
chen, doch keineswegs unangenehmen
Befangenheit, die ihn immer in ihrer
Nähe übertam
Aber er war heute in einer beson
ders fröhlichen und unternehmungss
lustigen Stimmung, die ihn rascher
als sonst itber das leise Bangen hin
wegtommen ließ. Strahlend in seiner
frischen, männlichen Schönheit und
im halb unbewußten Vollgefiihl seiner
jugendlichen Kraft trat er an ihre
Seite, um ihr mit fröhlichem Lächeln
»Guten Morgen« zu wünschen.
Herta jedoch war so eifrig mit ih
rer Arbeit beschäftigt, daß sie sich nicht
einmal Zeit ließ, zu ihm aufzublickem «
»Er-ten Morgen«, erwiderte sie
leicht. »Haben Sie Jhre Schwester
nicht mitgebracht?«
»Nein, Komtessel Jrene schickt mich
mit dem Auftrage,, sie zu entschuldi
gen, sie hat einen eiligenBrief zu
schreiben und fsiihlt sich überdies nicht
ganz wohl.« -
»Das bedauere ich von Herzen. Es
ist doch hoffentlichnichts Ernstliches?"
»Nein, ich glaube nicht. —---- Aber
was für eine Künstlerin Sie sind,
Komtessel Das wird ja ein reizendes
Bildt«
Seine Anerkennung war gewiß
aufrichtig gemeint. Hertas feine
Mundwinlel aber verzogen sich wie
im Unmuth oder im Spott.
»So -—— finden Sie das?« sagte sie
ironisch. »Ich flir meine Person
sinde, daß es eine recht armselige di
lettantische Stümperei ist« Aber es
ist nun einmal unser Unglück, daß
man uns Mädchen nicht zu rechter
Zeit etwas Orldentliches lernen läßt
etwas, das nicht blos, wie dies
hier, ein mäßiger und zweckloser Zeit
vertreib bleibt, sondern das uns selbst
Befriedigung und unseren Mitmen
schen einigen Nutzen gewahrt«
(Fortesetzung folgt.)
Die günstige Ausnahme, welche die
Postsparlassen überall irn Lande ge
sunden, die Bereitwilligkeit des Publi
kums, die in ihnen sich bietende Geie
genheit zur sicheren Deponierung des
Ersparten zu benutzen, scheint für die
Privat-Sparbanlen durchaus keine
nachteiligen Folgen zu haben. Die
Depositen in den Banten dieser Art im
Staate New Yort weisen nach dein
Berichte des dortigen Staats-Bank
superintendenten Van Tuyl sitt das
Jahr 1911 eine Zunahme von 867,
000,000 anf.
O sit II
Die größte Gefahr siir unser Land
ist nicht der Stahltrnst. auch nicht
der Beeitrust, sondern der Blechtrust,
der die Nation in ödem Geschtviitz zu
ersticken droht.
.- e
Jn England lotnnlt das Tal-ai
schnupsen wieder in Mode. England
macht Fortschritte im Nüsse-helft
·- - I
Ein Zehn i Millionen - Diaman
tentrnst. lfe wird allaelnach Zeit, das
nach die Reichen die Feuerung spüren.
s II I
Die Vanpomeile ilt eine ihrs-nam
fchait der Kultur
.
Geduld kennt nur der Geist. dee
Kote-er ist ungeduldig.
l p- uMkh Du misc- zmmviwwk IM- — —- OI — I
m Vgl-w « sum cis-maussme