Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, February 22, 1912, Image 5

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    W
Un Lied.
Was init zwingenden Gewalten
Deine Seele nach sich zieht,
Nie gelernt und doch behalten,
Jst ein Lied.
Was so leicht wie Vogelschwingen,
Gern von deinen Lippen flieht,
Süßer Laut und süßes Klingen,
Jst ein Lied.
Was gleich eines Sternes Funkeln
Tröstend fällt in dein Gemüt,
Wenn des Schicksals Wege dunkeln,
Jst ein Lied.
Doch was einer aussgeklügelt,
Wo man Müh und Arbeit sieht,
Wenn auch höchste Kunst sie zügelt,
Js« kein Lied.
Fertig, wie Odie Flocken scknvebem
Wen-i ins Land der Winter zieht,
Tritt vollendet in das Leben
Echtes Lied.
Ver Gott«-rauh
Novelle von Leqossir.
Rosbeck und Morinet war es ge
ltzngknz sich in ihrem sonderbaren
vielseitigen Handel zu einer gewisan
Wohlhabenheit emporzuarbeitem Seit
langen Jahren assoziiiert- hatten sie
abwechselnd in allem Möglichen spe
kuliert —- in Diamanten und Edel
steinen, in alten Tabetenbehiingen,
m persischen, chinesischen und japani
schen Nil-Nachen- in Autographien
in Grundstücken aus dem Sportplade
Unermüdlich aber waren sie sieh dar
über einig, ihre Schätze zu nehmen
xvo und wie sie es nur immer konn
en.
Der große hagere Rosbeck mit dem
Adlerprosih mit buschigen Augen
brauen, grauem Haar und dem hat
ten Blick eines Vogels war ganz und
gar der vollendete Gegensah zu Mo-»
rinet, der, wohlgenährt wie eitne alte
War-hieb seinen Schmeerbauch spa
zieren führte und jeden lächelnd und
mit durchdringenden Augen ansah,
deren helles Blau in seinem roten
verschwommenen Gesicht glänzte
Die beiden Teilhaber hatten ihr
Geschäftslokal in Paris, doch wohn
ten sie im Bellevilleviertel in einem
alten, zweistöckigen Hause, das ein
verwilderter Garten und eine grobe,
schmucklose Mauer von der Sirasze
trennten
Die Liebe spielte schon lange keine
Rolle mehr in ihrem Dasein. Doch
Morinet dem sanfteren »der beiden
war noch etwas von der alten Her
zensgiite geblieben. Er hatte ein ar
mes Mädchen von der Straße aus «e
nommen —- eine Waise, deren -
tern schon gestorben, als sie kaum
zwölf dahre alt sein mochte.
Ras« eck hatte dieses Kind nicht ge
rade wohlwollend behandelt. Sie
bediente sie zwar, die kleine . lia,
doch lebte nnd aß sie auch bei i nen
— sie kam ihm vor wie eine gefrässige
Ratte.
Die zarte und heitere Zelia war
ganz die eigenartige Pariserin, die
sich durch ihre Gewandtheit, Anmut
nnd Scharfsinn auszeichnet. Rosbeck
san-d allerdings-, sie esse zuviel, Mo
rinet hingegen berief sich aus ihre
Fähigkeiten als Näher-in und Haus
hälterin. Und so wurden endlose
Unterredungetn geführt, sobald das
Mädchen abends zu Bett gegangen
—- endlose Unterredungen über das
was sie einerseits für den Haushalt
sparte und andererseits verzehrte.
Rosbeck wurde schließlich sehr ge
gen sie eingenommen, nnd in lang
sam wachsender Wut has-te er bald
Mossinet selbst -s ihn, der so unbe
sonnen gewesen, die mittellose Waise
in ihr Haus zu bringen.
Zelia merkte es bald. doch kam sie
ihrem Feinde nicht weniger treu-nd
ltch entgegen der aber troydem von
Ta zu Tag schweigsamer nnd mür
ris r wurde. Sein Geiz schien mit
der Zeit noch immer gnzunehmen
· Aus-o Zu EIN seh Jud-o
tunc tun spiogk «« - « » ,
volle Regung lchon längst erloschen.
verdöäsete sich langsam —- wie sene
Hole nie-, dir man in neeigneten
Quellen sich lristnllisieren lässt.
Gans im Gegenteil gn Rotberl
teilten Mokinrt Meinst-n ein« Lebm
zu sinden — rr trng lich mit dem
Gedanken, sich von der Arbeit zurück
zuziehen nnd sich nicht all-In weit
von Paris ein Heim einmricdten —
tn einer let-Einen lchnttigen Reinge
gend Da dir beiden Tritt-oder nur
noch seht entfernte Mknmndte dr
Mntn hatten tie ihr ganns Vermöaeni
dem der-nacht der den andern üdekvs
leden wurde »
So lassen sie and on einem ditters
teilten Wintrrabmd an dem warmen
Knmtn im Brette-immer dnt von
einer Hang-lump- mn grünem Iet
Mlnniänrm erleuchtet wurde Isoli
wnr herritt m Idr Zimmer dies M.
nnd sie sprachen sitzen-din- n stät-I
Greis-main- nsn ihren Geschäften
Man dntte wen better gespeist als
nrwodnlnti nnd Bis-sinkt der its
seen lett-int- etnsnt engem tat« satte
ans tin-eben des geniqen Ists-C —
unc imme- nm man-· sei-«
MI- ørtonntrn der trin W Iuks
sur-at tacht-. tdm gntmnnge It
einsah nnd lernen Kost ein Im
Miste sie W in MM
tin seistünm und seid-I
« Is- s- —:——
W
machte schließlich den ganz natür
lichen Vorschlag: s«
·»Wenn wir uns den Geldschr
einmal ansähen ...7"
»Ah das ist ein Gedankei«
berichte sein Freund. dessen lustige
Augen wie glühende Kohlen leuchte
ten.— Dieser Geldschrank hatte nichts
gemein mit ienen grauen Schtänkcn
aus massivem Eisen, die kaum die
Höhe eines Menschen erreichen und
nur halb so breit sind wie eine Kom
mode.
Das Möbelstiick des Kompagnie
geschäftes Rosbeck und Morinset be
stand gewissermaßen aus einem dunk
len Kabinet —- in der dicksten Mauer
und im Jnnern mit Eisen ausge
schlagen wie ein Panzerschiss. Die
schwere Tür war braun gestrichen
wie die Wände des Speisesimmers,
so daß der Besuchet auch nicht eine
Spur von ihr zu entdecken vermochte
Rosbeck entmabm einem Geheim
sach die Schlüssel des Geldschrankes,
zündete eine Kerze an und öffnete
feierlich die Tür. Die drei kompli
zierten Schlösser ließen ein mannig
saltigeg Gekreiich hören, und nachdem
dere Mechanismus einen Augenblick
gespielt, öffinebe sich die Tiir ohne
iedes Knirschen —- geräuschlos wie
die eines Tempels.
» Die beiden Theijnehmer weilten
gern in diesem Gemach, in dem sie
sich ohne sonderliche Unbequemlichi
leiten aufhalten konnten, und wo
Diamanton, Rubine, wertvolle Klein
:odien, alte und neue Münzen und
blaue, leicht beschmutzte Kassenfcheine
auf eisernen Regalen sorgfältig ge
ordnet waren.
»Die Arbeit von dreißig langen
Jahren ...« stammelte der trunken
taumelnde Morinet, der vorsichtig
eintrat, um die Gegenstände und Pa
piere aus größerer Nähe zu beobach
ten. Auch Rotbeck musterte sie bei
dem matten Kerzenscheine mit ernsten
Augen. Dann betastete er sie mit
seinen langen, lnochigen Händen —
ein wonniges Gefühl kam über ihn.
Jm Hintergrunde des Schrankesl
beugte sein ganz mit sich befchästigters
Freund sich über ein Kästchen mits
schweren, goldenen Armbändern
Ohne daß die geringste Erregunck
sich auf seinem Gesicht widergespiegelt
hätte, zog Rosbeck sich plöhlich mit
dem Licht in der Hand aus dem;
Schrank zurück — er ließ seinen Teil-J
habet im Hintergrunde, stieß die Tür;
in aller Ruhe zu und drehte den
Schlüssel um. Morinet glaubte im
ersten Augenblick an einen schlechten
Streich, und mit vorwurfsvoller
Stimme, die der andere gar nicht
hören konnte, murmelte er: »
»Aber . . . ich halte das für schlecht
für sehr schlechtl«
Der andere draußen verhöhnte ihn,
und mit jener kalten Ruhe, d"e so
oft gewisse Verbrecher charakterisiert-»
sagte er zu sich selbst: ,,Bah, ers
braucht noch eine ganze «Stun-del Erl
ist betrunken — er wird ersticken und
man glaubt an einen Schlagsluß.
Die Kleine oben hat die gainze Nacht
hindurch einen festen Schlaf —- wenn
ich wiederlomnie, ist es längst ge
schelten-«
lind er ging geräuschlos hinaus
und wanderte durch die nebeligen
Straße-n.
Ttoh der Trunkenheit abük begann
sein Teilhaber nach einigen Minuten
das Entsetzliche seiner Lage zu ahnen
—- die Thük würde sich nicht mehr
öffnen. Er wartete . . · und eine jähe
Angst kam über ihn und erniichterte
ihn wie ein eiskaltes Braufebad Wie
der Lebendigbegrabene fühlte er sein
Blut urplötzlich zum Herzen strömen.
und in diesem eisernen Gesängniö,
in diesem unzerstörbaren Same er-’
maß er mit namenlosek Verzweiflung
die ganze Obnnmcht seiner Bemühun
gen —- esnviand er die ganzen
Schrecken des nahen, langsamen Ekss
sticknngstades i
Mit geballten Fäusten biimrnerte ee
an die Wände des-« Sehr-wies nnd
suchte die entieuliche Tiir mit den
Füßen zu erschüttern —- eö war ver-"
geben-. Er ries. doch was halt esJ
OSMO as- SZOOO sie-usw 000 und-I Poe-l
eyiuo s. »u-« »Es-»s- noed untht sub
crde in einem Grabgewölbe ebne
Ausgang schreien können. Da aber
Iam eine walmiinnige Wut iiber ihn
nnd schüttelte ihn. nnd in seinen
leidenschaftlichkn Ausdriichen ver-s
Fiscuie u »Hu-s um Hist-I het. et sechs-s
die Panier-e nnd Var-Indien« imm
pelte ans die Geldstücke nnd Ins-nack
snchen. heulte wie ein wildes Tieri
nnd viöylich snin ihm der Gebnnst
i
sich den Kovs einmrennen m dem
Mist seines GrndgewölbeQ um der
Ikmst nnd den Misnpsm des Epj
stickunemodes in entrinnen s
T Mund dieier seit wes tielin is»
; ihrem Zimmer nn zweiten Sie-met I
IN ils Dchlset nicht« ite wer autoer
W M dein standen m Cum-l
tote- nm Medeas den Dau- sie-wiss
ten. sie wahre sitt denn wehe-e dte
em- m see end-re der teilt-even
ins ges-Instit « dieses späte-s
wilde tim- IXSG lsnge berste ins
»in see Untie. tu dam- nnr teueer
«Mtesen oder km W Hist-i
sendetctsendasnsp s
M tin tot-riet Osde tses sie sele
dein-se Isin make-sen m mi?
uns-n zu tknumn Mienen Ists
sinnst- sm einen sen-et en ennu»
tust most-den Trauunqu —-»
muss suec tte Itnns ;
XX M M"«·' «
I I«
t- ei- sse W U
dersestet wurde, war leer. Nur in
langen Zwischenräumen drangen Mo
rinets Fußtritte gegen die Geld
schrankwände durch die tiefe Stille . . .
Gerieben und neugierig wie alle
jungen Mädchen, hatte sie nach kur
zem Spionieren schon in den ersten
Tagen ihres Hierseins das Vorhan
densein des Geldschrankes entdeckt
und jetzt zweifelste sie keine Minute,
»daß jemand darin eingeschlossen sei·
«Sie näherte sich der eisernen Tür
wo in diesem Augenblick alles ruhig
Iwar. und klopfte. Aus dem Jnnern
1antworteten einige Schläge. Sie
Ilegte das Ohr ansdie Wand —- ein
s Seufzen drang zu ihr wie aus weiter
Verne . ..
Zuweilen hatten die Teilnehnzer
des Abends den Geldschrank geöffnet
da sie glaubten, das Mädchen sei schon
zu Bett gegangen. Doch regungslos
hinter der Tür stehend ,hatte Zelia
das Ticken des Verschließmechaniss
mus gehört, und sie kannte ihn, ohne
das Zauberwort, ohne den geheim
nisvollen Sesam zu besitzen.
Den Schlüssel, den Schlüssel finden
—- daswar ihr erster Gedanke.
Metodisch selbst im Verbrechen,
f hatte Rosbeck ihn an den gewohnten
Plan gelegt. Sie steckte ihn in das
erste Schlüsselloch. Doch sie kannte
s die Buchstabenkombination nicht oder
s wenigstens nicht die Zahl der Zähne
idie man in aliphabetischer Ordnung
Ischieben mußte, während man den
s Schlüssel von rechts nach links drehte
—- angsterfüsllt hielt sie inne. Der
lGefangene aber mußte dieses Wort
s wissen. Doch wie es von ihm erfra
lgens Man hörte sich nicht. Auch
sdas Schlüsselloch war nicht durchge
« hend. Sie klopfte —- er antwortete
s mit einem kurzen Schlag. Da drehte
; sie den Schlüssel in der Oeffnuna hin
; und her, uin ihn wissen u lassen, daß
ssie sich mit ihm bes äftigte. lind
I in ider Hoffnung, er könne ihre
sStimme dennoch schwach vernehmen
stieß sie einen langen, durchdringen
den Schrei aus —- Morimet erkannte.
daß sie es war, seine Zelia, die ihn
retten wollte ..... «
s Es ist eine ost beobachtete Tatsache,
- das- in gewissen ernsten Stunden des
Lebens der Gedanke wie ein elektri
sches Fludium von einem Wesen zum
andern übergeht —- ohne Worte.
Da Zelia an den Geldschrank klo te
und den Schlüssel bewegte, kam etzt
in dem beginnenden Todeskampf eine
Ahnung iibcr ihn — klopfte sie nicht,
um das Geheimnis der Kombination
von ihm zu erfahren? Bei jedem
Schluß mußten drei Buchstaben, und
zwar A, E und J geschoben werden.
Um nun den ersten Buchstaben anzu
deutend, klopfteMorimet einmal, hielt
dann inne. sziir den zweiten gab er
sünsSchläge und daraus neun fiir den
dritten. Und Zelia hatte ihn ver
standen —- in drei Minuten hatten
ihre kleinen, zarten Hände den Me
chanismus spielen lassen und öffneten
die schwere Tür.
Halt-erstickt und mit hochrotem Ge
sicht stürzte der Unglückliche aus sei
nem Gefängnis und sank auf die Knie
mit den Worten:
« »Gott, dir sei Dank, dir sei Dank.
meine Tochter.«
Er weinte zu Zelias Füßen . ..
»Mit er Sie einaeschlossen 2« fraate
sie, indem sie dieses »er« zornig be
tonte. "
»Ja.«
»O, dieses Scheusal!« seufzte sie
leise.
Was sollten Sie nun tun? Jhn
erwarten, ihn sbei sden Gerichten an
klaiaen — sich rächen?
Langsam kam Morinet wieder zu
sich —- er schlug sich an die Stirn,
verschloß die Tür des Geldschrankett
wieder und legte den Schlüssel an den
sür ihn bestimmten Platz.
Dann ging er mit ihr in eitnö der
oberen Zimmer-·
Zwei Stunden wäter schlich Nes·
beck leise wie eine Knie in das Haus
zurück — ein wildes Lächeln ver-zerrte
feine Zeige. Er zündete feine Kerze
an, nahm die Schlüiiet nnd wollte den
Geidichtunt «- ewilti das Grad
öffnenl
Jn dem Anaendiick ndet. wo er den
lanqen Schlüssel in das Schlüsselloch
sched. ging eine Zimmektiie ani —
nnnz in ein Leiche-stach einaediillt, et
schtm eine weise Seiten . .
- Der Vendeechee ekdedte —- dad Oe
ivenit blieb sinnt-n nnd näherte iiid
einine Scheine Reddeek wich zurück.
Da iies das LeiGenimä den Kopf dee
Cecinit ikei —- Woeined denn dieiee
me ed MI. seiqee ein aufs-eduan
ned Midi und did sum date
Inii eneni euean Man Heidedt
des ie Erst-Iants sondern-is
ed M einen Museeeesendensndtit
II III seid-et eii iei idns dee
belegt-quu —- dde IIMY die
wies . entsener III-M fessmen
ibn dod des Wie Denn sie
ee minde. dntde niemand sein Me
deieeien Weine-. nsd ei Im die seeie
dee Todten die de see ihn ins de
Ieden eins-must ;
Da Ileudee ee. dee Unnldndiqe eni
die Indes-We nnd Diesiise Gehei
nunn ieinee Frei-—
We — mann- nnd Inii den
dendee Oeddede qui die We deutend
diese dne Gen-nie den Untiean
dee nun ieinesn Nu Web-nnd —
eenun.1eioe in eines Nim. dieZ
bildet Indiens-n entdeckte .
.ande" eWie IN.In-de.·
sen-nd des-d des-di id- din
W.» -..... .- .
.. . l
auszugehen Mein er sank auf den j
Boden nieder.
s Hinter einer Tür verborgen
tvohnte Zelia dieser Szene bei. Mo
rinet hatte ihr die tragische Komödie
Zug um Zug im voraus mitgeteilt
Aber obwohl sie zugegen gewesen« als
Morinet sich wie ein dem Grabe Ent
stiegener verkleildet und sich durch
Schminlte und Farbe das Aussehen
eines Erhängten gegeben, bebte sie
doch in aualcwollster Erwartun.
Da Rosbeck sich schließlich nicht
mehr rührte, beugte Morinet sich zu
ilnn hinab und sprach mit ihm. Doch
sein Mitleid kam zu spät — der Meu
chelmörder war tat.
Der Schreck hatte diesen basieren
Körper zusammenbrechen lassen —
in der Absicht, ihn einfach durch die
Furcht für immer aus dem Hause zu
jagen. hatte Morinet seinen Teilhas
der hinüber befördert in die andere
Welt —- der Tod hatte seine Rache
aenommen siir den Raub, den »das
unerschrockene Mädchen ihm entrissen.
Ichnerflnrnu
Von Katharina Zitelmann.
Xenia Pawlowna stand am Fen
ster ihres Ziiiiiners, das in der zwei
ten Etage des Gutshauses lag, und
schaute in den dänunernden Abend
hinaus. Es war 8 Uhr vorbei. Jn
einer halben Stunde mußte er hier
sein. Um 2 Uhr 10 Minuten kam
der Zug in Werenkowo an —- dann
noch 14 Werstl Was war das fiir
ihni Sicher hatte er morgens sein
Pferd dahin vorausgeschickt unsd selbst
noch seinen Dienst besorgt, um nicht
um Urlaub bitten zu müssen. So
brauchte er höchstens anderthalb
Stunden hierher· Und wenn er an
der Station einen Schlitten nahm —
auch der machte es in derselben Zeiti
Wie schrieb er? »Ich fliege zu Dir,
süße Taube, und raube Dich mir wie
der Adler, wenn sie Dich mir nicht
gutwillig geben. Aber nicht zerflei
schen will ich Dich, wie der König der
Lüfte seine Beute, sondern heimtra
gen in ein warmes Nest und Dich lie
ben — lieben -—« —- Xenia warf den
Kopf zurück, und ein jauchzender
Laut entrang sich ihren Lippen.
Wenn er nur erst da wärel Wie er sie
küssen würde — küssen — küssen —
Wie dunkel es schon warl Besorgt
schaute sie auf den Himmel, der tief·
grau über der weiten Ebene hing.
Von unten schallte Lärm von
Stimmen, der Klang von Gläsern zu
ihr beraus. Auf ihre Lippen legte
sich ein Zug der Verachtung und des
Widerivilleiis.
»Wie sie schreieni Der Handel
wird mit Wodki begosseni Seit 12
Uhr sitzen sie da und schachern unt
michi Nun scheinen sie einig zu sein.
Wer hat gesiegt? Papa oder er?
Papa gewißl Er gibt mich nicht un
term Preis fort. Der ekle Dickwanst
ist ja reich genug, um zu bezahlenl
Und heute abend soll Verlobung ge
feiert werdeni Mamas Geburtstag
—- die Verwandten sind alle zur
Wie verliebt er mich angeblinzelt
hat bei-m Frühstückl Und No«sen,— kost
bare Riesen-, langstielige, at r mir
verehrti Wie hoch er sdie wohl bezahlt
hat? Mit zwei Rubeln das Stück
sicherlichi Ja, er hat esi Sie seufzte
und versank in Nachdenken Dann
lachte sie leise. Aber Wludimir ist
mir doch tausendmal lieber, ohne
Geld und ohne Rosen Wie er küssen
kannl Wie schön er isti
Jn ihrem Schiasziscnmer nebenan
brannten die Lampen. Sie ging, die
Tür zu schließen« weil rder Schein sie
verhinderte-, draußen noch etwas zu
erkennen. Do siel ihr Auge in den
dein Eingang gegenüberhängenden
großen Spiegel, der ihr Bild wider-«
strahlte Wohlgesällig betrachtete sie
sich. Tsas weiße Spiyentleid stand
ihrer dunklen Schönheit gut. Aber
die Blumen fehlten. Sie nahm ein
Paar der Rosen, die der Freier da
used-s- a« wissoeefd SIOOQ »so si- «
um«-n we Its-»ein ymew uns- »Hu
itiste sie im Haar und an der Brust.
Ja. so war's rechti —- Nein neun,
Uladicnir würde eisersiichtin werden
— naht Sie wiirde ihn schon beruhi
gen. ihm beweisen. dass sie nur ihn
lusdte. wenn der Papa die munutss
ligunq verweigerte und auch der Ou
lel· der ihr qorit nie einen Wunsch
versagt. die Zahne nicht sieben woll
te -—— nun dann lieh sie eben unt
Austritt-U Idee M Onkel wurde
neu-iß helleni Winduntr wurde ihn
schon tu uewinnen willen Wu- tun
seine Stimme su schmeichel- verstund
— tote ieine toter-argen South-rissen
minnt-ein« iendtetenl Mr hatte
do widerstehen teile-it wies-d wenn
er lum. neunte er snit M Ante- inte
Om und deute abend --— in. ihre Ber
ledunq leiste yetetert werden aber
nicht mit dein tetten Seien-Un son
dern mit tw. ds- Geliebten
Pis- W ver ds» Cis sit-an
der ten Mir tust den clen em
deutet-der Mute —- denn sinnst est
alt ed ein sind tu Gelt-neuen sem
Imte W W Jst-tm Wes-m sum-it en
M Fenster und Wes hinter M die
Tät Die stien en die Mit-en die
Nase on m wesdret dem-Mutes
den sedetict stand itie nnd items
hinaus I III
ei- eise edeln-. t
s-« sie-s- ssss T
i
i
W
der dunklen Nacht verbreitete. Undl
der Sturm heulte und pfiff wies
wilde Wolf-, die die Beute wittern.;
Schneestuer Du Fürchterlicher nablt
jetzt, in dieser Stunde, um mein»
Glück zu töten? Oli, sie wußte, was
er bedeutete-. War sie ilun nicht bei-«
nahe selbst zum Opfer gefallen. Zu
Weihnachten voriaes Jahr war es
gewesen — vormittag-T als sie nachj
der Station gefahren war, um denF
Bruder abznholen Da, mitte Weasf
war das Unwetter gekommen —- und T
der alte Kutscher. der hier in Gleni
komd geboren war nnd die Stoppe im
Umkreis von fünfhundert Werst auf
Schritt und Tritt kannte, war stun
denlang umhergeirrt und hatte die
Station nicht zu erreichen vermocht.
Als der Sturm sich gelegt, merkte er
daß er immer im Kreis herumgefah
ren war und nanz nah bei dem Dorfe
sei. Man hatte sie erstarrt vor Kälte
und Angst aus dem Schlitten getra
gen, dem Tode nah. Und Wladimir
war fremd in der Gegend. Wenn er
im Schlitten kam —- der Jiimfchtschtk
würde ihn retten. Aber zu Pferdl
Er skam sicher zu Pferdl Dafür war
er Hufan O Wladimir, Wladimir —
dort irrst dn in Todesnoti Und ich
stehe hier nnd kann dir nicht helfenl
Niemand kann dir helfen als Gott
und die Heiliaeul
Und Xenia stand und stand, und
der Sturm todte. Die Uhr ans dem
Flur schlug dröhnend vier — und sie
schlug fünf Uhr. Da skam Botschaft
von unten, ob Xenia nicht endlich mit
dem Ankleiden fertig sei.
Sie antwortete, idaß sie Kopfschmers
sen hätte und bis zum Mittagessen zu
ruhen wünsche- Dann schloß fie die
Türen ab —- und stand —- und war
tete — und horchte auf den rasenden
Aufruhr draußen --— und auf den in
ihrem Herzen.
Gegen sechs Uhr kam die lusti e
Gesellschaft von Vettern und Coupls
nen die Treppe herauf. Sie hämmer
ten und klopften an die verschlossene
Tür und riefen und lachten und for
derten Xenia auf, nun endlich gu.
erscheinen Die Stwpe wer-de gleich;
aufgetragen, nnd sie wären hungrig ;
und würden alles aufeffen, wenn fiej
nicht käme. Aber Xenia öffnete unds
antwortete nicht. Da erschien die»
Mutter — nnd der mußte die Tochter
schon die Tür erschließen
«Xenia, was ist denn mit dirs«l
fraate Frau Olga ängstlich »Gutes
gerade, wo Man Golowski da ist-!
fpekkst du diä hier eine Mein Gold-l
herz, bereite uns keinen Kummerlz
Du machst eine standesgemäße Paris
tiel Jn Sei-de wird er dich kleiden»
unsd Perlen und Edelsteine wirst du«
tranenl Du weißt, wir haben nicht
viel, und deine Brüder kosten mehr
als gut ist. Ach, was fchwatz’ ich dal.
Er wartet mit Sehnsucht auf dichl
Du kannst dich freuen über den Bräu
tigam. Er ist ein stattlicher Mann
ein schöner -—« ·
- · ts
»Um letter, wwerwarnger neu qc
er«, unterbrach Xenia zornig den
Redeschwall. »Er leckt sich die Lip
pen und schmatzt beim Essen«
»Aber Kind, Kind«, rief die Mut
ter, »das tut ia nichtsi Du wirst
dich schon an ihn gewöhnen Reich
ist er, und der Vater hat dich ihm
versprochen Die Verlobung soll beim
Dessert verkundet werden Wir war
ten- alle mit Ungeduld auf dich. Was-l
soll er denn von deinem Benehmen
denken?«
»Was er Lust hat, Mutter-. Bis
sieben will ich warten. Vorher kam-I
me ich nicht!« Dabei blieb sie. »
Die Mutter mußte sich schon ent
schließen, ohne ihre eigeuwilline Toch
ter in die Gesellschaft zurückzukehren
—- und um den Freier bei guter
Laune zu erhalten, erfand sie eins
lanae Geschichte von dent Unwohlieiu
Xeiiias, das sie genau beschrieb. Trotz-»
den- alier würde das arme Kind, das
untröstlich sei iiber ihr lud-geschick
nach dein Essen erscheinen
So Plötzlich wie er gekommen wor.
endete der Schneesturm Er brauste
vorüber aus seinen wilden Rossen
und über die weiße wenloie Ebene
butth sich die Hmunchdcäa ·.·.«.::
Sternen gestickt. ruhig nnd klar.
Xenin stand noch inier und harrte,
ob nni der mein-u Fläche sich ein
stimmen-r Pnnli vseine-. ob sich ein Le
ben keae in der nächtlichen Stille
Aber due weine Leut-seminis bedeckte
die Eil-We und iner in Schlaf, was
unter ihr noch nimm-.
Mit einem Matt so weis mode
Neid. das sie truq ging Xeais um
stehs- Uhk ist das speise-immer am1
man del-n Mut und schon Mb «
stunk-n am
JU- fdön sie m« beten ds
Gfte »Am M M las sit IOH
Und M ·
Und dann Mc IT- nkbou Oele-M «
du We Nod m- Mm Ast-m führt-Z
Imd M Stimmchen-am- tmd Liedes-E
Wswkutma wiss-Miit Und det;
klim- minnt-m mit Mwm8w2
ists stets-sum Sie arm-muss sur
Madamle du see-sandte- MO«
aus com blos-a in it isj
m Ins-. und des kömmst-E
WW Oe mit mmu Nisus-A
bat MM IN M sum VIII
ou Mai m m i- III
II st- u « M umn—
Spät nachts erst war es still in
Gutsbouie von Glenkowo
Xenia Pawlowna stand wieder oan
an ihrem Fenster-. . Still und wci«".
war die Nacht, von einer Sichel des
abnehmenden Mondes matt erhellt.
Wie ein großer Kirchhof lag die ku-?
sische Steppe, über die der Schnec
fturm hingefahren
»Gott bat es so gewollt", sprach dok
schöne Mädchen ergeben. »Gut, dan
es schon heute so gekommen ist. Wer
weiß, ob Wladilir mich glücklich ge
macht hätte! Er war sehr arm."
Sie legte das prächtige Halsband ab
nnd betrachtete es genau. . Wie die
Diamanten funkeltenl Dann suchte
sie ihr Lager auf —- nnd schlief bald
em.
Am nächsten Mittag fanden ein
Paar Bauern aus dem Dorf den schö
nen Wladimir und fein Pferd begra
ben im Schnee Sie brachten die
Leiche auf den Gutshof und legten sie
in der Scheune nieder.
Alle gingen, den Toten zu schen —
nur Xenia nicht. Einer der Vettern
erkannte ihn und benachrichtiate lo
fort das Regiment. Voll Bedauern
besprach man den Unglücksfall und
wunderte sich. wie der junge Offizler
hierher verschlagen sei.
«Wollte er am Ende zu unst«
fragte die Mutter die Tochter. »Du
kanntest ihn wohl vom Garnisondball
her? Vielleicht beabsichtigte er, Be
such bei uns zu machen?«
Xenia guckte gleichgültig die Schul
tern. Der Schneefturl war durch ihr
Herz gegangen.
Gelehrten-Auekdoten.
Der berühmte Theologe Thecnk
hatte von jeher eine gewide Neigung
zum Aparteu gezeigt, die im Alter
immer stärker hervortret. Einen
Studenten, der zum ersten Male bei
ihm zu Gaste war, pflegte er z. B.
fast regelmäßig mit der Frage in
Verlegenheit zu versehen: »Viel-en
Sie meine Frau P« —- Errötend und
verlegen verneint der Gefragte und
bekommt darauf den streitenden Bet
wurf Tholucts zu hören: »Ist denn
das aber christlich?
Heinrich von Treitschpe war Io
tanntlich so gut wie taub. Sei Ver
handlungen pflegte einer seiner
Frewnsde ihm das Wichii ste den den
Reden und Vorkommni sen auszu
schreiben, z. V. in den Fraktionb
sitzungen deMationallideralenReichsi
tagspartei. der Treitschke enge-fürs
hat, der Abgeordnete Wehrenp en
nig. Jn den Plenarsitzungen sette
der taube und redegewaltigieef gstoris
ker sich auch wohl neben ten
graphen und las, nachdem er sich
deren Debattenschrilft angeeignet, die
Reden mit. -—- Da er taub war, so
fehlte ihm das Maß dafür, wie laut
er selbst sprach, und so tam es vor
dasz er eine Bemerkung, die nur ver
traulich für den Nachbarn bestimmt
war, ganz laut, für alle vernehmbar
machte. Als in einer Sitzung der da
mals noch ungeteilten Heidelberger
philosophischen Fakultät O sich um
die Berufung eines Historikers ban
delte und auch die Vertreter der na
turwissenschaftlichen Fächer sich an
der Beratung beteiligten, saate
Treitschke seinem Nachbarn donnetnd
ins Ohr: »Was gebt das diese Mo
theler und Misifahrer an?« —- Um
gekehrt mißbrauchte der Nationalöko
nom Knies einmal Treitschked Taub
heit nnd verabschiedete sich nach einer
Sitzung, in der Treitschke gleich-falls
durch eine ähnliche konfidentiellsiuberi
laute VernerlunaSturm erregt hatte,
von ihm mit 'den Worten: »Am
Nacht. altes Babyy
Alexander von Humboldt bewohnte
in Berlin seit langen Jahren das
Haus Oranienburaerstrasze 67: eines
Tages liindiate ilnn sein Hauswitt
nnd der Gedanke des bevorstehenden
Ums-ins erfüllte den Gelehrten dek
seinen nmianaerichen Saminlnngem
seiner grossen Vibliotiiel usw« se
ansiilichmveise mit Grauen. Iuts
Juki-l- Menlsciäsulnh dem Begründer
des bekannten Vanldauses. der aus
Hunpbaldto Bankier war nnd diesem
oft in feinen ixsftiindiaen Gelan
l!ei.irs«tintdeii bat. Magie der berühmte
Furnlker sein Leid --— Am Nachmit
Isue denen-en Tages erhielt cum
doldt einen Arn-i von Mendesssodlh
er lonne ncmeslort wohnen bleiben
suiauie es! rinn beliebt-. sein paus
-mit echt-de its-n dies aktu. leis
Baue-net sei gest s-« Meudslssphih
In met Erz-derer Zeit ssMs hatt
Ønmdoldt in einem Seitenbauis II
«."«k.-c,iesa:eii Marions gewohnt; Osts
diurt wohnte m gleicher seit IUQ
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nnd ans demseiden Oranditis is
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