Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, October 20, 1910, Image 2

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    K.;kw..dc2..s«.
Roman pofnf W. Heimburg
l-l. -’s-)rtsets,nng.)—- .
Wie Inanch’ tanger- jsstpiegesprächj
habe ich im lllostemarten mit denkt
alten elfrlictten Manne gehalten; er
zeinte mir die Fenster von meine-«
:ersturbenen Lnlels Akbeitøzintnter,
aus dem tnitnnter die Lampe bis lange
nach Unsinn-tun in den stillen Garten
geleuitttet habe, dann seinen Lieblings
rveg, den er jeden Morgen vor dem
Friihstlict zn qehen pflegte, un der
Sonnenuln vorüber mit der finstern
Devise:
»Mot- essstn horni- «»vissimues.«
Geornte der letzten Stunde! Jok
liesz mir erzähle-h wie so ganz andere
das Leben im Hause war, als der se
läge Herr noch lebte, und er Gott
lieb noch Herrschaftetutscher gewe
len; jeden Sonntag Morgen habe da
Die grosse Glaskutsche Schlag sieben
Uhr vor der Hauotlziic gehalten, und
there, Frau und It ndek, Haut-lehret
und Gouvernante seien nach Welcroda
zur Kirche gesaheen, nnd bei! dann
Nachmittags-z gin es hinüber nach
Ertttvttz zu den J thelms, oder nach
Tevncsdors zu den München oder gar
zu einem Plcnic in den grünen Wald,
wo nssee gelmät wurde nnd gesungen
un gespielt
Die Herischasten waren troh, nno
die Kutsche-r hatten dann auch wag
toni Sonntag in der titesindestube bei
Schweinebraten nnd gutem selbstge
brauteni Vier,
»Ni, ja, die Zeiten ändern sich
Heut zu Taae ist's nicht mehr sein,
Sonntags ans-zufahren nnd in die
Kirche '-’ Wenn der junge Herr
nicht darauf bestände, unsere Damen
tömen das ganze Jahr nicht mehr gn
Ja, ja, aber was geht’e mich an. te
Welt ist rund nnd muß sich drehen, sie
ist aber nicht mehr dag, was sie sciiher
war, wenigstens hier nicht mehr-«
Einmal that ich denn auch nur ganz
schüchtern de Frage, warum er nicht
mehr herrschaftlicher Kutscher sei?
Zuerst wurde das alte, gute Gesicht
zornroth aber dann leichenblasz.
»Ja, ja, weiss tnir die Gnädige
nie vergeben konnte, dass ich dazumal
dait Fräulein isdith gefahren habe.
Sie hat michs immer nachgetragen,
aber so lange der Herr lebte, schiert
die Sache vergessen, ich betani tiichtige
Schelte von ihm und damit basta!
Die gnädige Frau aber, die hat’s
wohl aufgehoben in ihrem Herzen,
und als der herr vier Wochen todt
war, da hies; et, Gotllieb solle die
Stelle aus dein Hofe haben, das heißt
die Fuhren thun itir die Jnspettoren
und Verwalter nnd fiir Frau Verla,
denn Niemand lönne zweien Herren
dieneni Merlst Du was, alter Gott
liebi Das ist noch von derowegen!
dachte ich und machte dein feinen
Kutscher Plan, der nun tatst. Meiste
Alte wurde lranl vor Aerger, sie war
schon ein gebrechtiches Weib dazumal.
O, here Gott, von der Lrit will ich
nicht mehr reden, aber zu ammenneh
men inuszte ich mich, daß ich nicht
Alles zu Boden schlug, was mir nahe
kam. « Als ob ich anders getonnt
hätte, wenn mir das gnädige Fräu
lein sagt: »Gottlieb, sei heute Abend
,mlt dem kleinen Jagdivagen an der
Gartenpforie, ich will aussahren.«
Dat- war ein Besehh ich mußte es
thun; daß sie aber nicht wieder mit
tain --s— lonnt’ ich dafür't«
»Sie lam nicht wieder, Gottlieb't«
»Nein, nein, Fräulein; sie blieb
eben da, wo es ihr besser gesiel ais
hier. Ia so, Sie werden nichts wis
sen so en von der Geschichte: ich
weiss auch weiter nichts, ich sage blos
das Eine: Kann ich ihr» heutigen Ta
aes wieder einen Gefallen thun, to
geschieht’t, und niiisite ich selbigen
Abend noch vom Dose.«
VII webie iich immer geheimnis
voller um mich zusammen, nnd meine
ges itise Phantasie etging sich in
tun end fabelhaften Beemuthnngen.
die sich bald um meine Mutter. bald
nni Lunte Odtth genppietenx hatt-e
Ja e lang konnte ich datiiber nach
qeii in nnd vergaß beinahe meine
Angst nnd Some nm Geom. Wenn
irgend das Weiter ee eetanvte, mischte
ich die Treppe dinav zum Klostemm
ten, nnd schleppte beim heimkommen
Sange Ame voll Bin-neu mit bei-anf.
mit denen ich Tantee nnd mein Zins
met ansinnniicktn iie lieh mich itiit
qetviitseen nnd iieieti nne lächelnd mit
des feinen dankt iivet mein Dann
iind wenn ich das tnivictee Jiiiig
tingiaeiiedt iidee itteein Miniiime be
teiinzte mit seien nnd ieiieitem Meiji«
dann lachte sie nnd nistet
»Wie Wichtige- Oiikiiti«. nicht wank.
Lenni So wich Dein Geom ninii
meiden ieden iie iiiis niitit iinn
iiQW
iinv dann botte im vie tieine Wns
tonenpine Genuss nnd wie vemtickien
nnd iitnneten nnd Rinden iititiehtiiti
wieiiicn Renniieiiieit edgteied dno ieine
veiinette modern-ilin nimte mit se
nein sinnt neu-ein mite. ve- iis um
ieine Jntne eenit nnd itnnend nue
dem Icinnnittnien Hinab-neu tsiiiite
tie tun-en twiii iiiion ntsei netzt
Inne nehm-mein Gegen nnd Nim
ittnne immn bei-its meinen csiien
Bei-i kennt-weist nnd mein Leben
finy an iixit ins-« eeqeismiieinee zu
aesialien Ich lialf nähen iiik Tan
teg arme Minder, iibte auf einem
altinodischen Klavier Tonleitern nnd
lftuden, nnd hielt inil Tante Edith
Konversation auf iinglisch und»
Französisch, lag auch häufig vor,:
tut-z, ich sand mich von Tag zu Tags
heiinischer in dein alten, diisteren
Kloster. Nicht wenig entzückte mich«
auch der große Gutshoi hinter den
Iilostergebiiudenz die Zimmer, die
den unseren gegenüber lagen, saheni
aus den lHos; eines der kleineren be-«
nuyte Tante iidiih als eine Art Pol »
teriammer und dori stand ich ofti
und lange und schaute hinunter
Fiir die Großstädterin waren ja
die bunten Hühner, der stattliche
Taubenschlag, die prächtigen weiß
bunten Mihe und die hochbeladenen
vierspännigen ifrntewagen etwas
ganz wunderbar Jiiieresiantes. Auch
Vetter Gerhardi bemerkte ich dort
miiuntet, er ging freundlich grüßend
von den Scheu-ten in die Stallungen,
und zu meiner Freude iah ich iim svs
gar einmal, von Gottlied iutschirt,
vom Felde zurückkam-neu und dein
Alten freundlich zunielen beim Aug
steigen.
Von den Bewohnern der Villa fah
ich Niemand, auch Vetter Gerhardt
hatte wohl längst vergessen, dass da
neben der stillen Tante ein lleines,
fremdes Mädchen lebte, nach deren
erster Nachtrnhe er sich zu erlundigen
versprach, und die Damen hatte ich
nur einmal erblickt, als sie rasch ans
dem Parkwege vorbeifuhren; nnd da
hatte Charlotte nicht einmal nach
Tanteo Fenstern geschaut.
Tante Edith schien die lange Ab
wesenheit von Charlote nicht sonder
lich zu befrei-iden, sie sprach nicht ein
mal davon, nur schien es mir, als sei»
sie unruhig und zerstreut, als erwarte
sie irgend etwas; und um die Abend
zeit, wenn der Briesbote zu kommen
pflegte, schritt sie mitunter durch den
langen Korridor und bog sich lau
schend liber das plumpe Holzgeländer
der Treppe; oder, falls sie nicht
pünktlich um jene Zeit von einem
Kranienbesuche heimtam, sah sie mit
großen Augen, ans denen etwas wie
Angst und Hoffnung zugleich sprach,
nach dem Eckschranle, aus dessen
Platte Jette gewöhnlich die Postsa
chen zu legen pflegte.
Fand sie dann nur dieZeitung vor,
so setzte sie sich tief aufseufzend ans
Fenster und sah hinaus aus die grü
nen Wipsel der Bäume, die Hände
ieng gefaltet, und wenn sie sich dann
nach einer Weile umwandtr und mir
ein freundliches »Guten Abend, Kleis
nei« zurief und ihre Lieblinge lorlte,
dann lag aus ihrem Gesichte wieder
ein freudiges Hoffen.
»Morgen ist auch ein Tag«, sagte
sie halblaut eines Abends, als ich
sreudestrahlend einen Brief meines
Bruders in Empfang nahm und der
Postbote auf Tante lssdiths Frage
latonisch mit »Nichts« geantwortet
hatte.
Wie viel Briefe hast Du nun
jschon erhalten, Kind, in den vierzehn
HTagen Deines Hierseins?« fragte
;s"re eines Abends. »Sieh’, der Kleine
sperwöhnt Dich nun, es ist noch die
Irrstr Sehnsucht und der erstes-chiner
’ geht’s ihm gui«r’«
Jch setzte mich auf die Estrade zu
JTantes Füßen nnd las den Brief
ivor. tam aber damit nicht zu Ende,
weil die Sehnsucht mir schon wieder
die heißen Thränen in die Augen
trieb. denn Georg schrieb klagend,
dass von feinerer Sonntagslittelchen
die Knopfe abgerissen seien nnd die
Frau Doktor gar keine Zeit habe, sie
anzuniiben
Ich liest betrübt den liops sinken
und schwieg, indem ich mir vergraen
wiirtigte. wie sorgsam des kleinen
Burschen Tollette immer unter den
sieihigen Händen der Mutter gehal.
ten war und wie peinlich solche Nach
lässigkeiten den so streng znrDrdnnng
gewishnten Knaben berühren mochten·
nnd wie ich ilnu so unt nicht liessen
konnte.
Icnie Ediib aber snnsie eben nicht
auf mein Parteien gehört haben. iie
fchauie nebmtlenvoll m den Poet hin
qui nnd iieich dabei iivee das weihe
hell Ninus-« die lich neben ihr ani
vie Ieniieeboni geie i Wie. Das wa
mie schrecklich. weil o vei Tanie iol
Oe Theilnahmelpiinieii noch nicht
kannte. un ein Geiiidi von mitei
fesmis iiieg in Inie ani; ich iie die
weise Minia am liebfien niii einem
deimiichen Sieh one vemzeniiee mai
iizien wenn ee an exsanneu män.
Sollte ich nun iiiie en nnd war
ien. die Dame issiid it wieder zu
mit Wievie. ndee in mein Zimmer ne
den nnd mich von ausweinenk Live
e iw now Fu einem iOniiwluh inm,
U Ineie M- die Idiic nnd ifdsuwiie
imi ine stimme-. Sie sinkt in auss
m Lust ans Tonie isdiiv w, icdianxi
iidee may hinweg beide »in-ne mn
ldeen den« in Nii im saftige-, met
set Kleid niied »Wi; need-Mit und
cle ist iedieunmii un Dem arme.
kniete Ue uns meinen eisen Meinst-sen
W- and thue den Dienst in Inn-e
mit «e Aas-il
f Das war in einein Moment gesche
shen nnd im nächsten sah ich Tante
Editl)’s Haupt herunteraebeugt und
hörte sie leise etwa-:- sragen undChars
lotte antwortete darauf init fast herz
brechendem Schtuchzem
,,Tante, liebe Tann. diese Quäle
reien halte ich nicht inetir aus!« ries
sie dann, das Gesicht eniporrichiend
und sich dieTliränen abivischend, »den
ganzen Tag höre ich nichts weiter als:
Sei vernünftig, Rind! wir wollen nur
Dein Bester-! Uebetiege doch nur! etc.
Manto ist überhaupt schon in sich ser
tig und sagt höchstens »Es ivird sich
sinden«, wenn ich einen Widerspruch
anzudeuten wage, und zu alle dem
hatten sie mir verboten, inii Dir über
die Sache zu sprechen Aber heute
ertrug ich esp- nicht länger, ich ettliirte
eben Ferra energisch, das; ich jetzt aus
dem Fleck zu Dir gehen iviirde, um
Deinen Rath zu etbitten.«
»Da-J war thörirht, lsharlotte,« er
widerte Tante lfdith, «dennDu machst
Dir die fragliche Angelegenheit - ich
kann mir denken, um wag es sich han
delt dadurch um nichts leichter,
nnd wie mein Rath bei solchen Sa
chen beurtheilt wird Nind, Du
hast recht nniiberlegt gehandelt. Wa
ruin sprichst Du nicht mit literhardt«c"'
»Weil er schon seit acht Tagen ver
reist ist, liebe Tante.«
»Das- ist ja freilich schlimm, mein
Liebling; nun, da schütte Dein Herz
chen aus, was tootlen sie denn von
Dir, Charlotte?«
Charlotte warf den schönen stops
in den Nacken zurück, legte beide
Arme wieder um Tantes Hals und
sah zu ihr empor, und plöylich scholl-·
te ein silberhelles Lachen durch das
hohe Zimmer
»O, eø ist zu furchtbar komisch, be
ste Tantei« rief sie, aber dabei ran
nen ihr die hellen Kummerthriinen
aus den Augen« »Ich niusz lachen,
und doch ists so verzweifelt ernsthaft
deute Dir, Taute, ich soll den --«
Sie brach ab und sprang aus ih
rer tnieenden Stellung empor, denn
in der geöffneten Thiir stand, wie hin-.
gezaubert, Ferra
Ferra hatte, wie ich später einsehen
lernte, eine beneidensiverthe Gabe, sich
unbefangen zu stellen; man merkte
anfänglich nie, daß sie einen bestimm»
ten Zweck im Auge habe bei ihrem
Lhnn nnd Treiben, nnd so kam sie
auch heute mit freundlichem Lächeln,
idas ihren weichen Zügen so unver
gleichlich gut stand, iiber den braun
getöfelten Hißboden vonTanteEditl)’iz
Zimmer gefchritteth als machte sie alle
Tage diesen Weg. Sie reichte dieser
die Hand, wobei sie aber vermied, in
sdie sragenden Augen der alten Dame
izu sehen, drohte Charlotte schalthaft
« tnit dein Finger nnd nirlte mir fliich
tig zu.
»Ei, steh einmal,« sagte sie dann,
,,bei Tante Edith scheinst Du Dein
verlorene-s Lachen wiedergefunden zu
haben, Kleine! Jch oersichere Dich,
Taute, zu Hause geht das Kind um
her, als wären ihre ganzen Lebens
hosfnungen ins Wasser gefallen
nun, warte nur, Du lleine Heuchle
rin, ich weiß jetzt, wag ich von Dei
nen Thriinen zu halten habe.«
Charlotte antwortete nicht, sondern
wandte sich schnell, die letzte Thriinen
spur abwifchend, zu inirnnd feste sich
neben mich aus die Estrade ders ande
ren Ietifters.
»Nun, Consinchen,« begann sie,
»wir haben uns lange nicht gesehen;
ich dachte immer, Du würdest einmal
nach mir fragen auf Grund unserer
gelobten Freundschaft aber wer sticht
kaut «
»Ja, darf lch denn dass«
»Fall«-, Kind. frage nicht to
dumm; Du gehlt eben einfach in mein
Zimmer. und wenn ich nicht darinnen
bin. schickst Du vle Jungfer nach Intr,
falls Du e- nicht verstehen lalltest.
lellttt mtch auszulachen bei Wer-um«
Ich schütterte lebhaft den non
»Nein.l!lrnrlotte, das thue tch nlcht;
losan nur lieber hlerlter zur Taute
lsvltln dann Ikeine ten Dlr auch mel
neu Plan unten lrn Klostergarten «
Feeea hatte lich indessen einen-Stuhl
ne Tanteedenlterplntz neennt und lag
recht bequem durlm es lal) gar nicht
lo ane, als ob tle newllll let. das
slnnner trltner ale ltrre Sei-wettet zu
veelnllen
Auch Unurlutte lästen NO usonl en
venrerleu nnd tnre weilten göldne
prellten lieb uumuttna nnt dle Llppe
.t)tnn. Tuntchenk fragte deren.
»nurin rann Du denn eineman tu der
erneuen Weltenaue-»
»Mir nlltnoy Ineln ten-d denn lett
tenne prele lsletesltme nett-U
Feuers Ittnnen teinnteteu lstusttm
nnl und lse nistet Ihm Schmette- et
nen lernndttktten Bllet lu.
»t« ltt recht nun Lotteisen nah sie
mete ·.«ln.teteneuneet nm lnn ntlelu
nuenmryen usttlS lebte tte. »e- taugt
nur nuyt tner nnd dort um ziemt en
ten-ten ers-m wird nur new-se tonln
ler hats-mal "
, »Ich w- wan tm Kennst onrt
sente- lEMlI tu tksreetsen Feier nle
Du fleckt-tell Js» ka Mier
schoben ist nicht aufgehoben.«, entgeg l
nete Lotte. i
»Nun, da tann ich ja wohl auchdas
bei sein, Lottchen, wenn Du es nicht
anders willst. -- Sieh', Tantchen, ich
Ibin überzeugt, Du wirst mir Recht ge
ben; findest Du nicht auch, daß
Lotte gar teine Ursache hat, sich so
verzweifelt zu geberden, wenn ein lie.
den-würdiger Mann ihr einen Hei
ratltsantraa inacht?«
,,Dariiber bin ich auch gar nicht
verztveifelt,« vertheidiqte sich Char
lotte; »denn dieser »liebenøtviirdige«
Mann ist tnir sehr gleichgiiltigx nur
das macht mich unglücklich daß Du
und Manto trotzdem konsequent da
bei bleibt, ich miisse ihn heirathen,
als ob ich -«
»Du wittit es nie einsehen. daß wir
es gut mit Dir meinen-, Lottchen,«
unterbrach Ferra sie mit weicher
Stimme.
»Ja diesem Falle kann ich es al
erdinas nicht einfehen,« entgegnete
Iharlotte trotzig.
»Wal« Jhr nicht literhardds Rath
in Anspruch nehmen-« fragte Tante
tfdith dazwischen »Ich kann wirklich
nichts dazu sagen, denn erstens weist
ich ja auch gar nicht, wer der Herr
ist, selbst wenn ich seinen Warnen er
fahre; ich bin ja Jahre lang nicht
mehr aus dem Hause gekommen, ken
ne natürlich Niemand und tann also
wirtlich hier tein Urtheil fällen.«
»Nein, Taute, nein!« riesFerta hes
tig. ,,Gerhardt soll verschont bleiben
niit solchen Tingenx er ist trank, das
dürfen tvir nith vergessen, und hat
außerdem schon Vielerlei, was ihm
mehr zum Herzen geht, als just nö
thig ist; er sieht, wie alle Kranke, den
unscheinbarsten Punkt siir einen gro
szen schwarzen Berg an; er darf nichts
von der Sache ersahren.«
»Nun, in diesem Falle bist Du die
senige, Ferra, die eine Sache vielleicht
zu schwarz ansieht«, sagte Tante
Edith ruhiax »ich halte Gerhardt
durchaus nicht site traut « —
»Gerhardt ist sehr leidend, liebe
Tante verzeihe; ich, die ich bestän
dia um ihn bin, lanu das eben bes
ser beurtheilen, wie Jemand, der ihn
selten sieht. Betrachte ihn Dir doch
einmal, bitte-« wenn er von seiner
Reise zurückkehrt, wie angegriffen und
elend er aussehen wird. «
»Ja, das glaube ich,« bemertte nun
Charlotte trocken, ,,solcher Armen wie
er ihn durchzutömpfen hat, greift na
tiirlich an. Joachim wird sicherlich
die angenelmistenileberraschungen fiir
ihn in Petto gehabt haben. «
»Du sprichst wie ein unverständi
geo Kind Charlotte« verwies Ferra;
»wenn Joachim Schulden macht, so
ist es die natürliche Folae von Ger
hardt s Knauserei Weshalb giebt er
ihm nicht eine ausreichende Zusage?
Jch nehme entschieden Joachim’s Par.
tei; ich weiß auch, was es heißt, mit
knappen Mitteln zu eristiren.,«
»Arme Ferra!« lachte tsharlotte
girtriiiithig. »Du bist allerdings im
mer unverantwortlich tnapv gehalten
worden«
Ferra sah einen Moment bitter
böse aus. »Ich will mich gar nicht
fiir haushälterisch ausgeben,« fuhr sie
dann fort, «edenso wenig wie ich Jo
achim dafiir halte; aber dass man mik
dem nicht anständig leben kann, was
Gerhardt dafür ausreichend hält, das
liegt klar aus der hand. Jndesr man
muß Nachsicht mit ihm haben, tveil er
trank ist was wissen krante Men
schen davon was Leben heißt «
»Das ist richtig! Gerhardt wäre
eben so tveni im Stande, in einer
Woche zwei sekde kaput zu reiten,
wie er im Stande sein würde, in ei
net Nacht ein paar Tausend Thaler
zu derspieten? Ob das nun gerade
Zeichen von Gesundheit sinds Jch
hat« siir das Gegentheit.«
Cdaktotte ttppte dabei alleettebst
mit dem Finger an ihee Stirn nnd
saht-· aufsiedend« sent. to das; Fetkn
nicht zu antworten vermochte
Und nnn. Tanie Ediiti sage enik
mit ein Wort -- nicht wahr. ich dabe
das Recht, einen Nord anszntdeiten,"
wenn iet) Deren von Sanden nicht
heirathen wozu et stößt snik wietticti
Widerwillen ein« im bade mich schon
als Kind vor itnn kiesiiknitet."
»O lspinnneh Musik« eies Innie
tIditd. »das-Und solt den attenstjiann
des-animi- l
stimmte fing wieder an in Lunens
sie seding die Hände minnt-neu nndi
die detten Tit-ne ttnsmen wie etliisendf
in nietn Odi; ee We mit titwn gnnii
iwwitt nennt-den det dein Wort-NOT
iei der Stein«-neun Z
.O. iii ed nicht « ten-ihn Kante
deite Jst-ite« tiei Este »Sie-Ue Inn
Die doch nur Wi. in »so-w geknickt t
est-et inuuee mut- ete.t-»ii nnd ise
wand-« mit teixneindek Miene den
Mund qecmgt nie weise et kiteiten··
eine Ist-nie un thust-»M- :.nk« kme H
denkt-Hinten Punkte « Wes-- »in-im«
zxed Ic.mietsi," treitd tie mst des-ne
beim sinnst-e titis einen Inswnse
det von dee Mund nehmend --.nd iie
kde Nis- im tsimx im I.--mis.-:ez«.,«
weit-ti- iin tut-» Ein-in Ud N inneres
Miete «Je« Miss« Zieh Nisus-se rissei
Jlsnen mit größter Devotion einige
meiner grunioaldner Rosen zu Füßen
zu legen, sie sehnten sich nach ihrer
schönsten Schwesterl« und dabei über
reichte sie Ferra mit grotesler Verbeu
gung den Federn-edel, daß selbst bie
se, wenn auch ärgerlich, in unser bei
teres Lachen mit einstimmen mußte.
»Du bist und bleibst lindisch,«
schalt sie, und wars uninuthig den
Federbesen aus das Sopba, so daß
zwei von TantesLieblinaen ganz ent:
setzt sliichteten. »Sch«cime Dich, einen
liebenswürdigen Menschen so zu ver
spotten; sei stol), daß Mutter es nicht
gesehen hat«
»O, Ferra!« nectte ietzt der Ueber
mutb, »wenn ich nicht viel Besseres
siir Dich wüßte, würde ich Dir zure
den, ihn zu nehmen aber -
,,Charlotie Du weißt, daß ich hier
in durchaus tetnen Spaß verstehe; ich
beirathe nicht wieder, ich habe es Dir
hundertmal gesagt, ich bleibe bei Ger
l)atdi.«
»Das Opfer verlangt Gerhardt ge
wiß nicht, Ferra.« sagte Tante Edith
gleichmiithig, »ich halte ihn nicht fiir
einen Egoiften.«
»Ja, Tante,« bestätigte Charlotte,
»das- saie ich anch immer, und eines
schönen Tages kommt Gerhardt und
stellt Dir eine hiibsrhe, liebe Braut
vor, und dann ,« sie ticherte wie
der nnd drehte sich auf dem Absatz
herum·
»Da-zu ist Gerhardt, Gott seiDant,
zu vernünftig,« fuhr jetzt die schöne
Frau wirtlich gereizt auf, ,,er weiß,
wie trant er ist und wird teineFrau
unglücklich machen wollen; er ist viel
zu ehrenhaft dazu!«
»Die Seuche faßt Du gänzlich falsch
auf, Jena« warf Tante tfdith ein,
und ließ einen Moment ihr Strick
zeug ruhen· »Wie schon gesagt, ich
halte ihn nicht so trank, und außer
dem, warum soll ein tränklicherMann
nicht auch eine liebevolle Gefährtin
finden? Gerhardt ist wie geschaffen
zu einem gliicllichen Familienleben,
und wenn ein Mädchen ihn liebt und
ihm bei feiner Frage sagt: ich liebe
Dich jnst so, wie Du bist, und will
Dein sein in Kranthcit und Noth
eben so, wie in Freude und Milch-—
wag wolltest Du dagegen einwenden,
Ferra? Und dann, mein Kind, Du
widersprichft Dir selbst in Deinen
Grundsätzen-— hier bemiihst Dn Dich,
Deine innge Schwester an einen als
ten Mann ,-,u binden, der doch wahr
haftig viel eher ans Sterben denken
miifzte, denn ans Freien, und Ger
hardt, der trotz seiner bischen-kränk
lichteit neunzig Jahre alt werden
tann, dem sprichst Du alles Glück in
dieser Beziehung gänzlich ab?«
llm Tantes Lippen spielte ein sei
nes Lächeln, als sie fchlofzz sie sah
aber Reinen von uns an, sondern
streichelte ihre Minia.
»Nun, habe ich nicht Recht?« sagte
sie dann nach einer Pause.
Ferra wette ungeduldig dieSchul
tern. T·
»Ich konnte es mir denken, oatz
tilsarlottw Trotztops hier Recht bes
toinmt,« sagte sie heftig, »deshalb
wollte ich anch nicht, daß sie hierher
aing; ich meine, es iit doch wohl ein
Unterschied zwischen Gerhardt nnd
Charlotte; Gerhardt ist der reiche
Maioratgherr. und Lotte hat nnr ihr
bescheidenecs« sehr bescheidenes Vermö
gen, wovon sie leben soll. Sie muß
sich verheirathen, wenn sie so weiter
leben will, wie sie es gewohnt ist —
’nnd iie liime in sehr gute Verhält
nisse. Ans irgend einen romantischen
Märchenprinzen tann sie nicht war-«
ten, und die dummen Jdeaie, die man
als Mädchen nun einmal hat von ei
ner einzigen. großen Liebe des Fran
esrherzeni, die muß man betänipsen..
denn sie sind ein Unsinn —-- das ist.
meine Meinung, in dieDu gewiß ein-H
stimmen wirtt, tieve Innres ;
Sie war ausgestanden nnd die Hei
nen, rinnneschmiiäten Hände agitir
ten heftig del ihrer Rede. ,
»Halt ein. Jena« sagte sie·tonloei·s
»eo ist nenner Ich nade meinen Ratss
nicht nnigedrnngt sondern tsin den«
tmtts tiefrnnt worden. ttni tstmrtottes
iit nnr nicht darnie, sie wird ihrer
Wen allein en finden wissen Im
bitte Ditti. das istesprgiw nlo tseende
ln betrachten "
Sie erhob sich und schritt in ihr
Fchlafzimrner.
»Brr!" sagte Ferra, als sich die
Ihiir hinter ihr geschlossen, »du habe
ich was Schönes angericzeh warum
bringt man mich in Zorn?«
Charlotte sah erstaunt ihre Schwe
ster an, dann wollte sie der Tante
nacheilen, aber vernehmlich schob sich
drinnen der Riegel vor die Thür.
»Was sagtest Du denn eigentlich,
Ferra?« fragte sie.
»Nichts weiter, als das-, DeltteTan
te gar nicht iiber solche Dinge urthei
ten darf, denn sie hat bei der Ge
schichte ihrer eigenen Verheirathung
fo topslos und iiberspannt gehandelt,
das; sie sich nnd ihre ganze Familie
tompromittirtr. Das Nähere brauchst
Du ja nicht zu wissen, sonst könnte
Deine Verehrung für sie bedenklich
in's Schwanken gerathen. Du wirst
doch jetzt mit spazieren fahren?«
Charlotte regte sich nicht; alles
Blut war aus ihrem Gesichte gewi
then nur ihre Augen spriihten seltsam
au .
»Ich möchte wissen, was Tante ge«,
than hat?« fragte sie hastig.
Ferra, die gleichgültig die Bilder
über Tantes Nähtischchen musterte,
bog eben die Evheublätter von einem
Portrait zurück, das sorgfältig unter
ihnen verborgen war.
',,Da ist er ja,« sagte fie spöttisch
,,Nun,- ev ist eigentlich nichts fiik
Rinder,« fügte sie dann hinzu; »die
Tante hat ihn nicht heirathen sollen,
und da ist sie eben bei Nacht und Ne
bel aus ihrem Elternhause geflohen!«
»Das ist nicht wahrl« schrie Char
lotte aus« »Ferra, das ist nicht wahr!
Sage nein, bitte, bitte!«
Sie schlang beide Arme um den
Nacken der Schwester und schaute ihr
leichenblasz ins Gesicht. .
,,Doch, doch, mein Schatz,« nickte
diese und strich wie liebtosend iiber
die blonden Haare. »Es ist Thatsa
che; Gottlieb, der alte Schleicher-, hat
sie damals gefahren, als sie flüchtete.
Zu welchem Unglück die unselige Ge
schichte geführt hat, weißt Du ja
auch; Jahre lang hat der Unfriede in
unserem Hause gewohnt. Aber laß
mich doch los-, Du erdrückst mich ja;
kommst Du nun mit spazieren oder
nicht?«
»Nein, etein,« murmelte tsharlotte
nnd ließ die Arme sinken.
»Dann bleib’ hier, Du närrische-S
Ding.«
Und ohne mich eines Blickes zu
würdigen, schritt Ferra aus demZimsi
mer. Jn der langen Schleppe ihres
hellen Sommerlleides hing spielend
ein Aiitzchem das iie unwillig abschiit
telte; dann wars sie noch einen letzten
Blick, in dein Aengstlichteit mit leifem
Spott gemischt war, aus Charlotte,
die ihr fast aitsdriickglog nachitarrte,
und war verschwunden.
(Fortsetznng folgt.)
i
IW
Jsm Roman der No. 192 der Pfälzi
schen Rundschau heißt est Mantis
leampfte sich ihre Linie uns- ben Son
nenschein, sie mußte den Blick fenlen.«
Es wnr nur gut, das-, es ein Sonnen
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