Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, September 01, 1910, Image 2

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UNYLTHTTLZM Z I Z Rosen und Myrthen Z I Z TIERE-!ka Z
·- «--n-ks-st
I«««««««-«a
CO. Fortsetzung.
»Deine Absicht ist gut, Herr Bender,
ich danle Ihnen bifiir. Aber es ist
vergebens ------ es ist alle-Z aus und
vorbei-"
»Aber Sie können doch nicht hier
bleiben? Sie können so nicht weiter
leben ———«
Anna richtete sich stolz empor.
»Wir haben uns bislang redlich
durchgeschlnqen und werden es auch
fernerhin thun. Um mich brauchen
Sie nicht besorgt zu sein, Here Ben
der, ich sinbe meinen Weg ollein.«
»Wenn Gerinaniiitheiiter?« srnote
er mit leisem Spott, der ihr jedoch
nicht entging und sie verle te.
»Auch beim Germaniut enter, Herr
Bender«, entgegnete sie kühl.
»Ich wollte Sie nicht verletzen,
Fräulein Anna — «
- « ch nehme es auch nicht on. Aber
ich itte Sie auch, sich unt mich nicht
zu stimme-n ———«
»Ann.i?!«
»Ja, ich bitte Sie dar-um« Die
Bande, welche. mich mit der Heimath
vertniipsten, sind auf immer zerris:
sen. Jch bin losgeliist von · allem,
was mich in der Heimath festhielt, ich
bin hinaus-geschleudert in die Welt und
habe schon arnua von der Welt aese
hen und gelernt, um zu wissen, daß
man nur aus die eigene straft ver
trauen dars, will man ehrlich und red
· lich durchs Leben kommen. Und das
will ich, Herr Bruder, und deshalb
verfolge ich meinen eigenen Weg, dess
halb vertraue ich allein meiner Kraft.«
Trotzig wandte sie sich ab.
»Ich will Ihnen wilnschen«, Mk
segnete der junge Mann traurig-ernst,
»das Jhre Kraft allein ausreicht, Sie
zu dem Ziele, welches Sie sich gesteckt
ben, zu führen. Aber an tausend
fälligleiten scheitert oftmals unsere
rast und in dem Augenblicke, wo»
wir die Hand nach dein Ziele ausstrrs
elen, daö wir sicher erreicht zu haben
glauben, werden wir wiederum zusiicli
eschleudert, und daß heiß ersehnte
ziel entweicht in weite Fernen Ich
will nicht weiter in ie drängen,
Anna, mir Ihr Vertrauen zu schen-»
sen, nur eines möchte ich Ihnen sa
gen: Wenn Sie einmal einen wah-»
ten, aufrichtiaen Freund nöthig has
ben, denten vSie an mich — hier ist;
meine Adresse --«
Er legte eine kleine Visitentarte auf
den Tisch, griiszte sie freundlich und
entfernte sich. .
Anna war es, als sollte sie ihm
nacheilen und ihn zurückrufem Er
hatte ihr einen Gruß uas der Hei
math gebracht ——- heimathliche Luft
chien sie zu umwehen, während er mit
he sprach -—-- da fielen ihre Blicke aus
den weiten Strauß der Brockenrosen
und Myrthen und trampshaft preßt-c
sich ihr Herz zusammen.
in, nein es war alles aus« und
vorbei! Weshalb die brennende Wun »
de immer von Neuem aufreisiens Wes »
halb neue Hoffnun in das laum be-«
ruhigte Herz einla en? Es war alles
aus und vorbei. —-«
Sie nahm den Blumenstrauß, wi
« ckelte ihn wieder in das Papier und
legte ihn in den untersten Winkel des
Rossen unter Kleider und Wäsche
Als fie sich erhob, bemerkte sie einen
Ileinen Mnrthen’tengel, welcher sich
von dem Strauii losgelöst hatte und
auf die Erde aesallen war. Sie hob
ihn aus, fiibrte ihn an die Lippen und
barg ihn an dein Herzen. »Du sollst
mein Talisman sein«, siiisterte sie leise
vor sich hin.
16. Kapitel.
Der Tag der ersten Ausführung des
Recken Ansstattunaas Stiietess »Die
ie durch Indien« war herange
« kommen.
JInjia hatte nicht nur die Rolle
ON m l in dem Bilds »Im
Fest Masse-» wieder uqebem sen-Ä
M s: tm auch auf unmlassuna
M Mel Mammon in einer
Dis-n Rede-tolle auf. in der sie eini
it Ums zu sprechen daue.
M staats la Ihnen Tote-it zur
usp elekiu entdect zu have-I.
ulsis Atti-A mitn- dek Dotter
Idl Ists-lud Zweit kleine
i eine viva sein. Wenn sie
i cui-Ich werde im III-im Nr Sie
Wu. Auch vermutdk ich. daß N«
Its das spieldonokak. welches Sie
Ist Id- Bummn m Summa »
Mu· gmq sing-ums sic» Sie n—
Imk eben Ist-Ip. an dein Sie in
Wer our ousltmih Mai Mut as
Iis Ihm Gage-«
M Its dem Vorm von Dem-I
Nslhsr. Sie dumm m sei-u einen
III-d Mulden m Asden. dem sie
Witwen sum-. umn- Domk W-»
MINI- W im- Onumeskkk Musen
Ists-stets
III Nu most-n Aussen Ihm Its-in
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Du tnit ung, Anna. Mein-e Mutter
geht auch mit«, setzte sie hinzu, »Du
brauchst Dich also nicht zu fürchten.
Wir müssen unseren Erfolg doch seietn
uno ein titiesenersolg wird eg ohne
Frage ---—- siir mich und sür Dich.«
Als Anna ihren Eltern von der
Einladung erzäi,lte, sagte Frau Ger
hard eifrig: ,,Selbstoerständlich gehst
Du mit. Das ist die beste Gelegen
heit, uni weitere Betanntschasten zu
machen — sei lein Rind, Du wirst
Dich doch vor der Gesellschast nicht
fürchten?«
Der Vater brummte einige unver
ständliche Worte in den Bart, schien
aber auch gegen die Annahme der Ein
ladung nichts zu haben. So nahm
denn Anna die Einladung an.
,,Recht so«, sagte Grete lächelnd, in
dem ssie Anna auf die Wange tlopste,
»an hats sein Talent nicht unter den
Scheffel stellen.«
Schon lnnge vor Beginn der Vor
stellung ioar das gewaltige Haus inh
alten seinen Rängen boltbesetzL
Jn den mit rathe-n Pltifch ausge
schlagenen Logen an den Seiten der
Bühne hatte die elegante Lebewelt
Berlin-Z Platz genommen. Der erste
Rang war mit reich gekleideten Da
men besetzt nnd im Partett dränctte
sich eine «vieltöpsi«.1,e Menge von Her
ren uno Damen. Auch vie oberen
Range waren bis anf den letzten Platz
besetzt.
Als Anna einmal durch das Loch
i1n Vorhange in den fuschauerraum
hinausfah, erstaunte ie iiber die
Menschen-neuge, deren Unterhaltung
wie das Brausen eines fernen Meeres
an ihr Ohr schlug.
. Der Gedante, vor atl’ diesen Men
schen in dem Sieaesengelstoftiim zu
erscheinen, alle die Tausende vor-.
Augen aus sich gerichtet zu sehen, er
tiillte sie mit einein Gefühl der
Angst.
Aber was hals’s? Der erste Schritt
ivar gethan und sie tonnte nicht mehr
zurück
Jn einer Loge des ersten Rai-ges
hatte Siegmund Fallenstein mit eini
gen Freunden Platz genommen. Grete
zeigte Anna die Loge und plötzli fuhr
ein heftiger Schreck durch Lunas
geyh denn sie erkannte in einem der
egleiter Siegmund Fallensteins
Herrn Max Mandel
Rasch trat sie von dem Vorhang
zurück, als ob Herr Mantzel sie hätte
erblicken können.
»Was hast Du?« fragte Grete er
I staunt.
,,Wir«o Herr Manhel heute Abend
in Eurer Gesellschaft fein?« entgeg
nete Anna.
,.Filrchteft Du Dich noch immer vor
dem harmlosen Itinglingh spottete
Grete· »Ich wei es wirklich nicht«
ob er Alt-kommt. Aber wenn auch, Du
hast ja Herrn Doktor Wintelniann als
Veschithe:.«
s »Grete, ich bitte Dich, sprich nicht
o«
»Und ich bitte Dich, Anna, sei nicht
solch ein thörichtes Kind, oder Du
wirst mich ernstlich böse machen· Wenn
Du lein freies Wort vertragen kannst,
.hätteft Du nicht zur Biihne gehen sol
l ten.«
i Sie wandte sich mit beleidigter
Miene ab. Anna that es leid, sie ver
letzt zu haben, denn ihr allein ver
dankte sie doch die jeige Stellung, die
ihr ermöglichte, ihre Familie thaklriif
tig zkn unterstützen Sie bat Grete
um Lntschuldigung
»Schon gut««. entgegnete diese rasch
versöhnt. »Du mußt noch viel lernen
in der Welt, mein Kind, wenn Du
weiter kommen ivills.« -
Die Klingel des Anspizienten er
tönte. die Biiline mußte geräumt wer
den« Grete und Anna zoaen sich in
die Garderohe .titriick.
Hätte Anna noch einmal nach der
Lese Sie nmnd Fallenlteins aefeden "
dann sollte vlellcfchl ihr Blick noch el
ncn seh-unten entdesl davon. der un
mlllelsnt an ver Villiluns der Neben
lose las.
Es nm Paul Lende-.
Nlchl die sewslsnlicde Schaulust
Wie den männsm Mann in das Thon
m MS sondern dnsA Intens- an
Inn-It Lchlc Er wnlüe zu us
schen lachen. od ils das seine. unl l
iWo Mddmn von entdein geblieben
am.
; In schonten mlunlen Mk Paul
Ivn und lieh seine Blicke sinnend llvn
sit laufendlöpligt Menge lchwellin
Glis lich dont-te u nul Halle el- Ich
used set-Mehl oder am ln du Reden
lese du Wams Anna Wde nennnnl
word-us
M unmit- mismttlnmn din
«J0 Inn-te kc mein Kompliment
III-Hi . Wie uwklnp ein stehn
schlimm Den H Welt-m IMM
Ni sum-umwallt Monolle im
Inn-. Jll- Glnns llsmdntd ils ein h
nian Endo-tu Hans alle-riesi- «
»Da las NO Osm- vmsle Imm
Mun. Wahnsinns list-s im nnd-m
Ost-.
»Es MIN- nmn Num. ln kxleclklw
Un zu medm Auge-um dir eilte
Ums Am amd Amt Weiden kml
It In lll tm nur« MADE-on In
Im zmk tn H« m Use-Um nu
ktkn.«
»Und k4 zwier m M clmuml
most-P
.Isndln2ls. Bluts-.- Gmmd lm
Cassius-Hm m Ist-Won- am
--’qfva---- - s
Dieie Gestalt —— diese schlanke Figur
—- na, ihr werdet ja fehen.«
»Komm sie heute Abend mit?«
»Ja, sie hat es versprochen. Nimm
Dich aber in acht, Max, Doktor Win
telmann tomrnt auch mit und Anna
gilt viel bei ihm.«
Alle lachten, nur Max Mantzel
machte ein mißmuthiaeH Gesicht und
brummte: »Bald habe ich die Geschich
te satt wenn tie mir heute Abend
wieder einen Korb giebt, dann mag
meinetwegen Doktor Wintelmann mit
ihr gliictlich werden«
Das Gespräch der Herren wendete
sich einem anderen Thema zu, das
Paul Bender nicht interessirte.
Jhtn war bang und traurig zu
Muth, denn er da te, wenn sich diese
Lebemänner über Zlnna unterhielten,
so müsse sie auch in ihren Kreisen vers
lehren. Er erinnerte sich des Trotzde,
welchen Anna bei seinem Besuch ge
zeigt hatte. Ietzt tonnte er sich er
klären, woher dieser Trotz, dieser
Stolz tam, weshalb sie jeder Versöh
nung mit Hans Allmers auswich,
weshalb sie ertliirte, daß alles aus
und vorbei sei
Noch einmal wollte er mit ihr apu
chen, sie bitten, noch von dem ge abr
vollen Wege zurückzukehren; wenn sie
ihn wieder zittiicktoies, dann wollte er
Hans Allmers schreiben, das-, er das
Mädchen vergessen möge, das seiner
Liebe nicht werth war, um dessen wil
teilt1 er sich das Leben nicht verbittern
v te.
Das erste Klinaeljeichen ertönte,z
der Kapellineister erhob den Tattstochi
rauschend und schmetternd setzte das
Orchester ein.
Noch ein zweites Filingelzeichen und
der Vorhang rauschte empor. Das
Spiel begann.
Die Grundidee des Stiictes war,
daß ein reicher Engländer, LordPears
son, in Bealeitun seiner Tochter und
seiner Dienerschasi eine Reise durch
Indien machte, weil sich seine Tochter
in einen armen Künstler verliebt und
diesen durchaus heirathen wollte. Um
seine Trehter von diesem Gedanlen
ab«jiibrinaen, ging Lord Pearson mit
ihr aus Reisen Der arme Künstler
solate ihnen aber und suchte sich der
Geliebten in hundert Vertleidungen
u nähern. Die Abenteuer der Rei
ienden im Orient, in Egyvtem in(
Konstantinoveh in der Wiiste, in den
Paltnentviildern Indiens und aus
den Bergen des Himalaya bildeten
den Jnhalt des auf das giänzendstc
ausgestatteten SchauspieliL
Die farbenprächtigen Bilder wech
selten in ununterbrochener Reihenfol
ge mit einander ab. Schalthaste Lie
der waren einarstreut; Tänze, sbei de
nen Hunderte von Tänzerinnen in den
strahlendsten Kostiimem übergossen
von bunten, eleltrischen Lichtern, die
Bühne ersiillten, lamen in jedem Bil
de vvr, das jedesmal mit einem pracht
vollen Tableau schloß.
Brausender, tosender Beifall lies-,
das Haus erzittern Das Publikum
erhitzte sich mehr an den prächtigen
Bildern, es jubelte den sadestenClown
sväszen zu und verlangte jeden Gesang
doppelt und dreifach.
Der Direktor, Doktor Wintelmann,
der Regisseur, die Hauptdariteller
mußten wieder vor dem Vorhang er
scheinen und den Dant des Publitums
entgean nehmen.
Das Bild »Der Sieg des Emirs«
bildete den Schluß. Vorher trat je
doch Art-Ia in der tleinen Rolle aus,
die ihr Doktor Wintelmann einstu
dirt hatte. und zivar stelkte sie die ists
tönigin dar, welche in den Himalayas
geener way-er.
Schütze-ed empfängt die Cisiönigin
ein jun ei Paar und ladet eii ein. in
ihrem ispuiait zu weilen. Die De
ioeution zu dteiem Bilde war von ent
zitciender Schlinxiett Die gan e Büh
ne ichien in sitberbiiniendes is ver
wandelt-. Jrn Hintergrunde erhob ficht
der ciipaiaih aus dem die Eisiiinisi
in. unr eben von Geistern. Eisen undi
iren e Berge, hervortritt, das:
Bose zu ruhen« das duun von den
lien in de Mitte genommen wied
nsodei dieie einen Tanz aufführen
Das Bild war von Seel-artigen
duechichiagender Wietun . istnna
sprach die se eiisungepeefe mit tie
iee. etwas neechieiertee und trittst be
dendee Stirn-ne Sie mußte allen
Mutt- zuinnunennehneem um nicht tn
Verwirrung »in gerathen Miieintoe
iunittte due Ciiidiituw tm »steigt-einen
der prächtinen Deinention und der
imtithu tiieiinii der tfietdninm pet
iunten. «
Innn niich in dem Seidenwuan
den diinienden Litien tn des-i Weiden
Dunk. utseeint mit nitnerudem int
schen Dinnunten und Tier-en uii
einer utereediitden Wiesen«-us
Bis der Eisen-tun krä. schiebt-u txt
ein dahier istieetiknruender ritt-M unt
one bereute Istd »Heute Neuem
den ’Ziikd.s.ik.isi wir i ten-T tmd tm
tust dem «!«tNer« uns der Wes-i
einem
Zittern-s iiiiii Wen is- »Dein-:
Hunde d« Bim
»..Z«it ituiim Ist-«- Tit.t.s.ieie"".
mi iiir der Dritt-» tu Hist-« Jiyre
ösictie seit-e ieicsistt e ««H;-.»
Sie mit Nie-Nest Wirt "..-«.!.-,—:i:
pdfimtii Hi Im Quinte« kn.
ins-sent Fette-e Minuten-pp ikskz
seien Die Kraut-m Ins-: - « Tut
tue-«
,,Natiirlich!« lachte dieser und er
griff Annae Hand.
Der Vorhang rollte empor. Dot
tor Winkeltnnnn zog die Widerstre
bende bis an die Lampen der Raupe
Zitternd stand Anna da, umhraust von
dem Beifall der Menge. Der Vor
hang knirschte nieder. Aufaihmend
trat Anna zurück. ,,Jhre Zukunft ist
gesichert«, flüsterte ihr Dottor Win
telmann zu.
17.Kc1pitel.
Man beglückwünschte Anna von al
len Seiten· Sie wußte sich nicht zu
erklären, wodurch sie die Auszeichnung
verdient hatte, die man ihr jetzt zu
Theil werden ließ. Sie war sich seht
wohl bewußt, daß die wenigen, hoch-«
trat-enden Verse ihrer Rolle zu spre
chen keine große Leistung in tunstteris
«cher Beziehung bedeuten konnte und
schämte sich, einzugestehen, daß sie den
Erfolg nur ihrer äußeren Erscheinung
zu verdanken hatte.
Der Direktor des Theater-s sagte ihr
dies indessen ganz deutlich
T »Wenn ich gewußt hätte, Fräulein
Gerhard«, meinte er schmunzelnd
»daß Sie eine so prachtvolle Bühnen
erscheinung sind, hätte ich Jshnen die
iRolle der Hänseler im leisten Bilde
übertragen. Fräulein Hän eler sieht
nicht halb so gut aus wie Sie.«
Anna erröthete »Ich würde die
Rolle lieber nicht übernehmen, Herr
Direktor -——« stammelte sie.
,,Bals, seien Sie nicht so bescheiden,
Fräulein Geri)ard. Damit kommen
Sie am Theater nicht weit.«
,,Vor!äufig habe ich die Rolle noch
in Händen und denke, sie auch fest zu
halten«
Grete Hönseler hatte die Worte des
Direktor-Es gehört und war sehr ers-»
zürnt, daß er daran dachte, ihr die
Glanzrolle zu nehmen«
»Du hast ein vortreffliches Debiit
gehabt«, sagte Grete in spitzecn Ton
zu Anna. »Aber, mein Rind, merke
Dir, daß ich es nicht dulden werde,
wenn Du versuchen wolltest, mich aus
meiner Stellung zu verdrängen«
»Aber, liebste Grete, ich denke nicht
ixn mindesten daran!« rief Anna, die
cnrßgiinstiae Freundin umarmend.
»Sei mir doch nicht böse der dummen
Worte des Direktors wegen. Wie
sollte ich so undankbar fein, Dir scha
den zu wollen«-«
»Du würdest selbst nur den Scha
den davon haben", entgegnete Grete,
kühl die Liebkosung Annas abwekH
rend.
Sie mußten das Gespräch abbre
chen, da der Zwischenakt zu Ende war
und das Stiick seinen Fortgang nahnH
Der Erfolg steigerte sich von Akt zu
Akt und der Beifall wollte am Schluß
kein Ende nehmen. Die Spekulation
des Direktors und des »Dichters« des
Stückes, des klugen Doktor Winkel
mann, war in jeder Beziehung ge
gliicli· Die prachtvollen Dekoratio
nen, die glänzenden Tänze, das Mas
senaufgebot von Darstellern in stim
mernden Kostiimen -—— das Alles hattes
den Siea davongetragen und der Diss
rektor sowie der Verfasser konnten aufs
eine ganze Reihe voller Häuser rech-;
lim. :
Der Direktor grinfte freudig und«
schüttelte seinem Dichter und drama
turgischen Hausgeist die Hände.
»So was zieht immer«, sagte Bot-s
tor Winkelmann lächelnd. »
»Ich erwarte Dich unten im Besti
biil«, warf Grete Anna zu. »Solltest
Du el;er fertig sein als ich, erwartefti
Dir-mich« s
Unna war in der That eyer fertig
und stand in ihrem dunllen, einfa
chen Mantel ge iillt ain Veitcbiil. als
Den Sieg-nun Falslenltein auf sie
«"«J«3 i ! J o
« gta u ike hnen von e en
Fräulein Anna«. lispelte ee. ... n«
eilte lachen. daß in dieser unschein«
baten nnpe ein solch blendend ichs-:
» net Schmetterlinq iteeltet·
Er wies bei vielen Worten met den
einig n. die Gestalt Annae ganz dek
ditllen n Mantel.
.Ce wird «wiellich seit«. inne ee
lächelnd lett. »daß wie liie eine ichs
neee Villle sorgen. Ich witede Inie
ein Vergnügen daraus machen. Sie
elnnml nas- vein Modebasae Gesten
zu time-nu
Held dante Zienen selte. eee Ial
lenieein«. entqe nete Unna. » denn
Oe wieliins ni te nnd ich nett-ne
leine Gleiche-sie an·
Jleett tnnnee ital wie eine Spns
nennt" law-le dee . mutig-Inst Gee
lei.
Jn diese-n islnqentsilete unmit
tieeete in einem totttxieen Petenmnel
Nim.
.I«.i ten Ziel I-« net li: »Nun
Jdee entits tut nd txloe ekelt-sen sitzen
nei«
Die Hei-l Null Wistte mm
Its-eint Use sie-n im Wagen Isiten
Leute weit. Hin-ei iseuekkmse Its-e
de tnlentsiese in zsen weilte-seien we
titles-. des usw-im me inne-quillen
tun-se Lin imisesesenkntt we em- Zu
im Jus dem sent und til-te met wen
Genie we liest-Oe m Un .I.«;:s;«.s::t:e
ten Ot. H m kienet Nie-s leiten
Wut Ins-te die enteilt-Wen eJm
lasse-n
Stiele ililurtte tue-il In der- Als
gez-» Anna tote-te W tun -illee
- f — — — ---f-s------vss--f
wie ein Traum vor, niemals hatte sie
daran gedacht, daß sie einst in einem
solchen, mit weißer Seide ausgeschla
genen Wagen fahren könne.
»Bitte, steigen Sie ein, Fräulein
Anna«, sprach Herr Faltenstein bös
lich und legte seine Hand leicht auf
ihren Arm, um sie zu stützen.
Jn diesem Augenblick ging eine
schlanke Herrengestalt an dem Wagen
vorüber. Das Licht der Laterne fiel
hell aus sein Gesicht — Annas Blick
begegnete seinen ernst aus sie gerichte
ten Augen, sie schrat leicht zusammen,
sie hatte Paul Bender erkannt,
»Bitte —«
Herr Faltenstein schob sie mit sanf
ter Gewalt in den Wagen und stieg
selbst hinterdrein. Der Diener schan
die Thiir u und sprang aus den Bock,
der Kuts er schnal te leicht mit der
Zunge und dahin stoben die seinigen
Rosse
»Wohin fahren wir?« flüsterte An
na Grete zu.
,,Zur Wohnung meines Bräuti
gams«, entgegnete sie. «Sieginund
hat uns doch eingeladen.«
Anna wollte erwidern, aber die
Stimme oersagte ihr. Ein Gefühl
der Angst, der Furcht vor einer un
bestimmten Gefa r Legte sich mit ers
driickender Lait auf ihre Brust. Sie
bereute jetzt von Herzen, daß sie die
fEinladung angenommen hatte.
Doch zu spät —- der Wagen hielt
nach turzer Zeit oor einem großer-,
prächtigen Hause in einer der vorneh
men Straßen des Westens. Der Die
ner riß den Schlag auf und hob Gret
iaus dem Wagen, während Faltenftein
iAnna beim Ausfteigen behilflich war.
i An seinem Arm betrat fie das Haus
J und stieg die hell erleuchteten Marmor
treppen empor, während Grete mit
raschen, ungeduldigen Schritten vor
auf eilte
In dem mit rasfinirtem Luxus
ausgestatteten Salon Siegmund Fai
tcnfteing waren die Gäste fast f on
vollzählig versammelt. Die er ten
Kräfte des Germania-Theaters, der
Direktor, der Regisseur, Dottor Win
telmann nnd einige Krititer Mitver
breiteter Blätter der Hauptstadt bil
deten das Gros der Gesellschaft. Die
übrigen Herren setzten fich aus den
engeren Freunden Faltenfteing zu
samtnen. ’
Man Plauderte und scherzte. Man
besprach den Erfolg des heutigen
Abendg und die einzelnen Rollen und
besonders die Damen wußten Dot
-tor Wintelmann nicht genug Seh-nei
cheleien über fein theatralischeg Ge
schick zu ingen, Wintetmann erwi
derte mit feinem schlauen Fuchs-lä
cheln; er kannte seine Leute, wenn er
nur fiir jede Dame eine-Rolle bereit
your, In der ne oums zonerre ooer;
durch ihre Schönheit glänzen lonnte,?
waren sie zufriedengestellt —- l
»Da ist ja unsere glückliche Denn-I
tantin!« ries man, als Anna am Arnil
Faltensteins eintrat. i
»Das ist recht, daß Sie getommeni
sind, Fräulein Anna«, stüstette Doiw
tot Winlelmann ihr zu. J
Anna kam sich in ihrem einfachen
Kleide unter den Damen in glänzen-;
den Gesellschaftstoiletten ärmlich nnd
gedrückt vor. Jn lnnqen Schleppeni
rauichten die seidenen Gewänder über
die dicken varnateppiche, welche den
Fußboden bedecktem stolze Stransien«
und Marabenufächer bewegten die mit(
Perlen und Brillnnten geschcniickten
weißen Hände ans nnd ab; in den hoch
nnd modern frisirten . aaren der Da
men schimmerten Evelteine und Per
len, niclten Blumen und buntfarbige
Federn.
Vergebens sih sich Anna nach Frau
Hänseler um.
sit Deine Mutter nicht bat-« srante
rete.
sie
« »Nein«, entgegnete diese kurz. »Sie
litt an Kopfichmerzen ----- es sind ia
Iandere Leute genug da«, letzte sie ant
s lachend hinzu. »
l Plöylich ertchrnt Anna bestra. sie
fühlte, wie sie erbleichte. ltnwitltiir
lich wich sie einige Schritte zurück.
Herr Max Mandel trat cnit höfli
chern Lächeln uns ice ni.
Welche Ueberraschung, Fräulein
Anna, Sie hier sehen«, sprach er
höflich. »Unser Zsuastgei)er«s sagte mir,
daß ich sogar den Vorzug haben sollte.
Sie zu Tisch zu führen.«
Anna war wie betäubt. Hilsesle
send blickte sie sich um und ihr Auge
begegnete dem Blick Winkelmanns.
,,Verzeihung, err MuntzeL nahm
der Doktor das ort, ,,Fräulein An
na hat mir bereits zuaesagt — ich
werde Die Ehre haben, dis Fräui ein
zu Tisch zu fuhren «
»Ach, ich vergaß, —- dasz Sie ein
Vorrecht haben «
,,Zu Tische, meine Herrschaften,
wenn ich bitten dari!« ries Falkenstein
und reichte seiner «Braut« den Arm
Ein allgemeiner Aufbruch erfolgte.
Anna wußte nicht, wie ihr geschah, sie
fühlte, wie Doktor Wintelmnnn ihren
Arm ergriff und sie sortsiihrte. Glän
zenoe Heiligkeit umflinimerte sie, vor
sich sah sie eine reichgeschnilirkte Ta
fel, eine plaudernde, lachende Gesell
schaft uniringte sie, Stühle wurden
periickt und geschoben, die seidenen
Kleider rauschten, die Fächer klappten,
Teller und Gläser klirrten und dann
fand sie sirh an der Tafel sitzend, zu
ihrer Linken Doktor Winkelmann, zu
ihrer Rechten aber den jungen Herrn
MantzeL der sie mit freundlich spötti
fchem Lächeln begrüßt-e.
Wäre sie doch hundert Meilen fort
von hier! Jetzt erkannte sie das fal
Ische Spiel, welches man mit ihr ge
spielt! Man hatte sie mit Absicht niiz
Herrn Mantzel zusammengebracht,
man brauchte nicht zu fürchten, daß sie
ihm hier entfloh, denn die Gesellschaft
umgab sie gleichsam mit einem festen
Wall, den sie nicht durchbrechen konnte,
ohne unliebsaines Aufsehen zu erre
gen.
Und doch f oß ihr der Gedanke
durch den Kop, Univohlfein vorzu
schiitzen und sich zu entfernen.
Doktor Winkelmann schien ihre Ge
danken zu errathen. Er beugte sich zu
ihr und fliifterte ihr zu:
»Fiirchten Sie nicht-·- -— vertrauen
Sie mir —
Sie sandte ihm einen dankbaren
Blick zu. Sie vertraute feiner Freund
schaft und ward ruhiger.
Doktor Winkelmann schien der ein
zige in der Gesellschaft u fein, wel
cher fiir ihre Lage Verftändsniß be
saß und ihre Besorgniß achtete. Er
unterhielt sich mit ihr von der Kunst
und der Bühne. Er sprach ernst und
freundlich-, er belehrte sie in rücksichts
voller Weise iiber die Verhältnisse und
Gewohnheiten der Gesellschaft, die ihr
so wildfremd waren —- kuri, er zeigte
sich ihr als aufrichtiger Freund nnd
Beschützer, dasz sie dankbar zu ihm
ausblickte.
An der Tafel herrschte eine fröh
liche, sehr übermitthige Stimmun.
Tonste wurden ausgeht-acht auf die
Damen, aus den Dichter, auf die
Kunst, aus alle möalichen Menschen
und Dinge, so daß die beiden Diener
kaum Zeit fanden, die rasch acleerten
Gläser wieder rechtzeitig zu füllen.
Der Wein floß in Strömen· Schon
nach kurzer Zeit ging man zum Cham
pagner über und nun griff eine so
übermüthige Stimmung Platz, daß
Anna mit Entsetzen erfüllt wurde.
Anna nttzsmete auf, als muu oous
Tisch aufstund. Jetzt hoffte sie, sich
unbemerkt entfernen zu können. Aber
vergeblich bemühte sie sich, sich von den
sie umringenden Herren zu befreien,
die mit ihren Champagnergläsern auf
sie zutamen, um mit ihr anzustoßen.
Wohl oder übel mußte sie mit eini
gen Herren, dem Direktor, dem Regis
seur und einigen der ersten Künstler
trinken. Der ungewohnte Wein stieg
ihr rasch zu Kopfe. Eine heiße Gluth
eriiillte sie, stürmisch pulste ihr das
Blut durch die Adern und pochte tote
rasend in ihren Schläfem ·
lFortsetzung folgt.)
W
«Der Petroteum König Rockefetler
nimmt seht täglich ein Whistenvav.
Nun. es soll schon immer Leute gege
ben haben. die ihn mit Vergnügen in
Spiritus gesetzt hätten.
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