Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, April 21, 1910, Image 6

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Wandlungen
Roman von Erilm xliedbcrg.
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(l. FortsetzungJ
Eugenie hatte mit fis-Verhaftet
Spannung zugehöri, jetzt sprang sie
auf und ries ausser sich: »Wenn sie
meinen Vater so liel·te, daß sie alles-,
Wort und Treue, seh-es weibliche Zart
gesiihl vergaß, u:n ihn zu besitzen, wie
ist es möglich, daß sie d.1nn fein Eint-,
sein einziges Kind, so quälen tann,
wie sie es gethan?«
»Aber, Eil-genie, dass- ist ja wieder
Psychologsisch so leicht ertlärlieh Ge
rade weil sie alles vergaß, um ihn
zu besitzen, mußte die Lsrtenntniß, das-,
sie ihm nichts sei, daß sie vergeblich
die Schranten guter Sitte und weib
lichek Zurückhaltung durchbrochen, ihr
herz gerader ver-richtend treffen. Die
tödtliche Wunde, die ihrem Stolz da
mit geschslagem tonnte eine Natur iviei
die ihre nie verwinden, nnd wie sie
einst geliebt, grenzenlos, ohne Maß,
so haßt sie jedt.«
»Was that sie? Hat sie schon da
mals versucht, sich sür diese Demü
thigung zu rächen?«
»Si! ist lange Zeit bestrebt geiveten,
das Verhältniß zwischen Ihrem Va
ter und seiner Braut zu zerstören w
vergeblich, denn nach ein paar Jahren
führte er sein junges Weib in fein
Pfarrhaus zu einem reinen und gro
ßen, leider nur so kurzen Gliict.«
»Wie aber konnte er mich, den
Charakter dieser Frau kennend vor
seinem Tode ihr anvertrauen? Mußte
er nicht mit dieser Unversöhnlichteit,
mit diesem Haß rechnen, als er iiber
die Zukunft seines Kindes entschied?«
»Er rechnete wohl mit dem Gu
ten, Edlen, das in so mancher Men
schenbrust nur tief verborgen ruht —
angesrchttt des Todes ist man leichter
geneigt, an das Göttliche im Menschen,
als an irdische Fehler und Schwächen
zu denken. Zudem war Jhr Onkel
sein einziger Bruder, der nächste und
natürlichste Beschützer der Waise.
Und dann, vergegenwärtigen Sie
sich die verzweifelte Laae Jhres un
glücklichen Vaters. Sein junges
Weib hatte er eben begraben« als auch!
er sich von dem ins-bösen Fieber, dag»
Opfer und Opfer in dem Städtchen
forderte, ergriffen fühlte; kaum blieb
ihm Zett, die nothwendigsten Anord
nungen zu treffen. Mit schon schwin
denden Sinnen schrieb er den Brief,
der den Bruder an sein Sterbebett ries.
Innerhalb acht Tagen waren Sie ver
waist, mein armes Kind, und das
Dafus Jhrer Verwandten nahm Sie
au .«
»Um nach Onkels Tode ein Kerker
zu werden, ein unerträglicher Kerker.
Wole war es das nächste, das natür
kichste —- aber hätte mein Vater mich
zu dem geringsten Tagelöhner in sei
ner Gemeinde gegeben, es wäre besser,
menschlicher gewesen," rief Eugenie
verzweislungsvolL
»Halt, Kind! Jent freveln Ste.
Klagen Sie nicht Jhren Vater den
das Schicksal so hart schlug, noch im
Grabe an! Er handelte nach bestem
Wissen und Ermessen in der kurzen
ritt, die ihm gegeben war. Vielletcht
tte das Herz Jlirer Tante sich Ih
nen allmählch zugewandt. wenn die
Natur Ihnen auch nur etwas von Ih
eesn blenden Vater verliehen hätte.
Indessen Sie sind to ganz Jhrek Mut
tee tote aus dem Gesicht geschnitten.
Ich es zu verstehen tit. wie biete täg
ltst ten-net mehr hervortretend Aehn
lteskett nett der sienretchen Nebenbnbs
leetn stets onst neu zu elnern Stachel
site dte stolze seen wurde
.Iciee warum lieh fte mich denn
sichs Ipetf Warum zwingt tte mich
est noch unanegeleht tn ihre Mit-et
enne l He mtch nichts lernen
send tn der remde rnetn Brot verble
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sszutunst mit solcher Bestimmtheit von
fsich2 Wollen Sie sich nicht einmal
Mühe geben dem Baurath Rodvin,
wenn Sie ihn noch nicht lieben tön
nen, so doch zu vertrauen, und an die
fes aus Vertrauen und Achtung ge
gründete Glück zu glauben?«
»Weil ich weiß, daß man mich nicht
zur Ruhe kommen läßt. Jch bin ge
wiß, daß Dora Görn nicht rasten
wird, bis sie das, was Roddin mir
entgegenbringen mag, zerstört hat, bis
es in Mißtrauen und Zweifel unter
gegangen sein wird. Und ich fürchte
mich vor ihm -—-— auch vor seiner
Siedet Jch fürchte seine pedantische
und doch jähzornige Art, das Domi
nirende seines Wesens-, aber gleichviel,
es muß einmal sein und —- es wird
sein.«
Eugenie sanl in den Sessel zueijct
und stützte ihren zion matt mit ge
geschlossenen Augen gegen die Lehne.
Erna und ihre Mutter sahen mit
traurigen Blicken auf das blasse,
müde Gesicht, in dem die bläleichen
Lippen nervög lzuctten nnd die Adern
an den Schläfen wie ein blaues Netz
beängstigend scharf hervortraten.
Wie und durch wen tonnte hier ge
holfen werden?
Da klang draußen ein schneller,
elastischer Schritt. Vom Vorzintmee
herein hörte man das Klirren von
Sporen und das Abschnallen eine-·
Säbel-L
»Robert ist geiommen,« sagte
Erna leise, und beide Frauen sahen
mit ängstlicher Spannung zu Eugenie
hinüber· Aber, obgleich auch sie den
Antommenden gehört haben mußte,
blieb sie regungslos und ihr Antlitz
still und unbewegt.
Erna öffnete die Thiir und rief in
das halbduntle Zimmer hinang: »Hier
im Salon sind wir, Robert. Eugenie
ist auch hier.«
»Acht« Ein leiser, freudiger Laut,
und hastig trat der junge Offizier
über die Schwelle.
Dieselbe hohe Gestalt wie seine
Schwester, dieselben klugen, grauen
Augen, dicht an der schmalen geraden
Nase stehend, derselbe ausdrucksvolle
Mund, dessen etwas herbe Linien
durch den blonden Schnurrbart ver
deckt wurden. Es war fast wunder
bar, wie sehr die Geschwister sich
glichen.
»Eugenie, wie lange fah ich Sie
nicht!« Er eilte auf das junge Mäd
chen zu, und seine Augen leuchteten
warm und liebevoll zu ihr nieder. »So
bleich und erschöpft sehen Sie aus!
Sie sind trank oder —?«
»Ich bin nicht trank, Robert. Bin
ich so bleich? Nun, es thut nichtö.«
Sie sah mit einem dunklen Blick zu
ihm auf. »Ja, ja, lange sahen wir
uns nicht. Und werden wir uns liinfi
tig sehen? Wie wird es sein, wenn-?
Ach, laß fahren dahin!« rief sie dann
laut und sprang auf.
Nobert Walteopp sah verständnis
los von einer der Frauen zu der an
deren. Seine Mutter trat zu ihm unt-,
leicht den Arm um seine Schulter le
gend« sagte ste:
L »Eugenie ist heute aufgeregt und
lsiihii sich seht niedergedrückt, mein
;Junge; d s macht,« sie zögerte kaum
imeetiich. »das ma t. sie steht vor ei
)nee Entscheidung, e net sehe wichtigen
Entschließung —« sie lasn nicht weiter,
denn Robert war aus Engenie zuge
stilezt und snsite ungestiitn ihre hande.
.Eugenie, uni Gottes willen. Sie
weiden doch in dieser Lebensfrage sich
nicht willenlos Ihm Tante siigen
wolleni Dieeitn nue dieein bleiben Sie
sent CI beliebt iein Geset. dae Sie
veepliiqtein sich so dedinqunneloe zu
unten-teilen Riemann niemand
tann Sie sit-innen. wenn nur Sie
leidli —«' ee steckte.
.Wenn ich nue selbsi nicht will. So
sie-eilten Sie M sagen. Dis-den« ais-i
kwndei Nun denn -« ich selbst witt
HJQ will. weil ist zu nein din« tun nue
gLiede dein-then zu ten-nn. ich mit.
;Veil its wehte Tateni next mengte
net-us desse. ncn leitssiiindin su sein.
t0 will Im eines Weines-innig willen
nnd seit iQ pee Einerlei niiide ein«
und endlich neiii ich· weil ich soll und
ums bewiesen Sie nun Nil up
ums jun-e Leben nimm nue ne
kniest nie ist-will bade N but-in
See sie Inn-e lenke hieniemtidteitk
, sum sinn- enwunem nnd m in
Ists Inn-se PM. hu ists entstellt
sen-se Amt Himm- usd Lein wag
inne legt-e M eine trete blose like
teene eneezilsten sie-se nistet MS
los-m m tun-me cis-it Zins-me
seine Ins-en lsse « Wie Um » e.
III-sw· Ochs Wiss-» Oxttissshsq
Its-O- Iie efi kam ei Mithin-»Den
lseine deine sei-ehe wenn m ist-Im
III sit-Oft these- nsie We ist-es
W umka Maue- Im Int
Osese Iee seinen see ein Im Ins
Ideen-sent- nns deine-. ew Ihm-«
en- eee blies IM. see demse
leere ihrer Umgebung getvesen! Wie
hatte er gearbeitet und gestrebt, um
in seinem Beruf der Besten einer zu
i fein, um, wenn auch nach Jahren erst,
sie heimzuholen als sein Weib, das
arme, gequälte Herz aus seinem Bann
zu lösen und durch die Kraft seiner
.Liebe es dein Glück zu erschließen.
;Wie hatte er sich das so beseeligend
gedacht! Und mth »Lasz fahren da
hin« so sprach sie selbst das Ur
theil iiber all seine Gliickshosfnungem
Hatte er ein Recht, ihr zu -ziirnen«.-’
Durste er von ihr, der Verschiichier
ten, die Kraft fordern, urn des der
einstigen, so bescheidenen Looses an
seiner Seite willen noch lanae Jahre
Ihindurch die Quälereien ihrer Tant:
Izu erdulden, die nie, das wußte er,
ihre Eintvilligung zu diesem Herzens- s
bunde geben würde? Nein, er grollte
ihr nicht. Ein tiefes Erbarmen mit
diesem armen, ohne Licht und Wärme
aufgelvachsenen Geschöpf, das traurig
und matt wie eine wette Blume ihr
Haupt zur Erde senkte, zog in sein
Herz. Er hätte sie an seine Brust zie
hen und ihr selbst Trost und Muth
einsprechen mögen
gegeniiber, und während diefe Gedan
ten durch sein Hirn jagten, wurzelten
ihre Blicke ineinander schmerzlich
fragend, abfchiednehmend.
Unten rollte ein Wagen in raschem
Trabe heran und hielt mit einem
scharfen Ruck vor dem Haufe. Eugenie
fuhr wie aus einem Traum erwachend
auf, und noch immer mit den Augen
an Robertg schrnerzdurchwiihlten Zit
gen hängend, sliisterte sie halb abwe
send:
»Der Wagen ist da Nun muß ich
fort. Ob ich wiederkomme? Gott al
lein weiß, ob ich nicht zum letzten
Male hier war.«
Schwer und thränendunlel glitten
ihre Blicke durch den vertrautenl
Raum, dann raffte sie hastig ihrel
Sachen auf, rief ein halbersticktes Le-t
beioohl den bestürzt dastehenden
Frauen zu und war zur Thür hin
aus, so eilig, daf; Robert ihr launi
zu folgen vermochte. Unten an der.
Hausthiir holte er sie ein, wortlos3»
öffnete er ihr den Wagenschlag, und»
erst, als sie schon saß, stieß er her-«
vor:
»So nehmen Sie denn meine
Wünsche fiir Jhr Glück niit in Jhre
neue Zukunft, Eugenie. Möchte ein
anderer Jhnen geben, was ich —« er
brach ab, nahm ihre Hand, die eiskalt
in ihrem Schoß lag, und preßte seine
behenden Lippen darauf, dann trat er
zurück. Eugenie sah wie durch einen
ENebel sein unbedecktes Haupt im un
sicheren Laternenlicht, sah, wie der
Rachtwind difrch sein blondes Haar
strich. Die Pferde zogen an und führ
ten sie sort von der Stätte, die der
einzige Lichtpunlt gewesen in ihrem
freudlosen Dasein.
So standen sich die beiden stumm
l
Drittes Kapitel
«Das gnädige Fräulein sertig?«
»Jaivohl, gnädige Frau. Fräulein
warten im Saton.'«
Beetha öffnete die Thür vor der
Kommerzienräthin, die in voller
Toilette aus ihrem Anlleideziminer
trat. Jmposant fah sie aus, diese
Fran. Schwere, schwarze Atlasfal
ten rauschten um eine majesiätische
Gestalt, und der kostbare antite
Schmuck zierte ein Haupt, das so stolz
getragen wurde, ioie das einer Fürstin
—- einen ivarmbliitigen Menschen aber
fror es in ihrer Nähe
Und ivie ein Eishauch überlief es
auch Eugenie, die warteno im Salon
an den Flügel gelehnt stand, als ihre
Tante eintrat
»Nun, die kiihrsame Szene glücklich
überstanden? Ich irre doch nicht in
der Annahme, das du dein beladenes
Derz an dem mitsiihlenden Busen der
Waliroppö autgeichiiiiet hast's Ein
Wunden daß du mit dein Leben da
vongelonnnen visit«
.Jch habe die Woitroppe sieilich
von deinen Bestimmungen iider inied
in Kenntnis gefest; ob dieses sehe
eilhelam war iet- oermutde. im ist
von geringem Interesse tiir dich.·
Osten von dir. das du doch ein
eisumst. das ich Bestimmungen uvet
diw teeiien tunn - im iiveigen du
tsereileil mir liederusidunnen heute
Ave-d Wie vorhin deinen Schoes
sinn. ums ied test dein Beete-anstrenge
veinidxien den-anderm du träuinti Im
enlsoiedsen sei-on alt Inn Ame-nd
sie-den - wie tenli eint-hielt ou die
biete Speers-P
»Ur Essiuine Inst. Tinte Its tin
wem — su. tue-til isten sitt-U
»So nimm deine Sinne saht ins-m
wenn iie einem-d weitt- iind. nnd im.
Its Inst. ils-le und see-i Eise-u du
teetOtP tin N »va nnd- tun-»
Ostens-—- -; Beweise-ei pkeiee
neueeivostiek . um« tue Muse-I
Mdeneiiim is. net-en seid-m lQ He
Idee-m Wen tieeiese mit den Gut
cis-m «
Jind sie-» Verbot m weites m
seit-I met-sei neuestdesviies sales-ice
ille ed ee syst tun-an Ums dem-e Its
W seinem- 2Hie Wie lese ten-L
teiee die-M « immedi? items-seh
sssiee ee nis- enssessesne vie visit-is
Winke sie-e IMM- Nelkedi ins-ins
Im Wams in use-lesen tem- se
ja dein Nachfolger in der Herrschass
über mich sein wiro?«
»Sieh da, das Gänschen macht sich
wenigstens keine Jllusionent Du lzast
meinen Befehl verstanden? Daß mein
Nachfolger, wie dn den Baurath so
einsichtsvoll nennst, mir beistimmen
wird, laß getrost meine Sorge sein.«
,,Unzweifelhast.« Eugenie sprach
immerfort mit einem leisen Lächeln,:
als triebe sie ein fremder Wille, die:
Gefürchtete zu reizen. Jhr war zu-!
muthe wie einem Soldaten, der alles
verloren sieht und sich nun mit dum
.rser Gleichaiiltigleit den Kugeln aus
Isetzt —- schlimmer als es ist, kanu’s
nicht mehr werden. »Ich muß mich
nur manchmal fragen, woher eiaent
lich dein Zorn gegen diese harmlosen
Menschen kommt: der Grund muß
ioeit zurückliegen, ganz weit in der
Vergangenheit von der« —— sie ver
stummte entsetzt.
Wie mit zum Schlage erhobenem
Arm stand die Kommerzienräthin
vor ihr. Aus ihrem todtenblassen
Gesicht sprühten die Augen in so« wil
dem Haß, daß das Mädchen zurück
wich.
»Schweig! Schweig. oder beimi
ewigen Gott --—!« Einen Moment
schien eg, als solle die Hand wirklich
zum Schlage nieder-sinken -— dann
hatte sie sich schon wieder in der Ge
tvulL
»Närrin, alberne Närrin! Denkst
du an mir deine tindische Bosheit
iiben zu können? Suche dir ein ande
res Sujet fiir deine ABC-Studien in
diesem Geme« Sie warf den Mantel
um, und nur an dem Beben ihrer
Hände sah man, wie der Aufruhr in
ihr tobte.
»Noch eins. Kommt Noddin in die
Loge, so kennst du meinen unabänder«
lichen Willen, nnd ferner, sollte es dir
möglich sein, so spiele dich etwas we
niger auf das Gänschen hinaus als
gewöhnlich bei seinen Besuchen —- es
möchte ihm sonst gar zu zeitig die
Reue antocninen.«
Die wundervollen Klänge der Lo
hengrinouverture rauschten schon
durch das Haue-, als die Kommerzien
räthin mit ihrer Nichte ihre Loge be
trat. Kaum hatten sie Platz genom
men, so richteten sich vom Partett aus
die Gläser mehrerer jungen Ofsiziere
aus die beiden Damen.
,,"fattisch, scharmantes Geschöpf, die
Kleine da oben!« näselte der Leutnant
R. ,,.Hat so etwas Blumenhafte5, so
weiß, so kühl wie --- finde leider nicht
gleich rechten Ausdruck.«
»Wie eine Lotosblume, meinen Sie?
Ganz recht, Herr Kamerad,« fiel ein
älterer, ernst aussehender Oberleut
nant von der Artillerie ein. »Deut
lich gering steht dem armen Ding die
Angst vor der Gletscherdame neben ihr
auf dein Gesicht geschrieben.«
,,Gletscherdame ist gut. Könnte
man denn da nicht den Retter spie
len?« fragte ein anderer blutjunger
Offizier.
»Ist ja gerade das verdammte Pech.
Fehlt der goldene Hintergrund ganz
und gar. All der Glanz, nur Wohl
thaten der Frau Tante — nichts zu
machen.«
,,Schade, aus Ehre! Diese Perle in
richtiger Fassung — erquisit. Scheuszs
lich, wenn sich da so ein Philister ran
pirschte.«
»Nehmen Sie·s taltbliitig, Herr
Kamerad. Für uns arme Sklaven
des verdammten Mammon-«- -— zum
Geier, für uns bliiht diese Blume
nicht."
» «Scheint auch schon anderweitig en
gagirt zu sein. Ah. wenn mich nicht
alles täuscht, meine Herren, sehen Sie
; dokt!«
’ Die Gläser flogen wieder vor die
Augen and richteten sich insge
sanimt aus die Loge der Kommerzien
riithin. in die soeben der Armuth
Rodvin getreten war
.Lllle Wetter, das steht wahrhaftig
so ons. Also der ist der Auöeeioiiditek
»Na kenn's sich leisten. Sünd-hast viel
Moos. ver Kerls«
Pers-reine Welt! Immer vor den
etenden Gelt-töten die Westen strecke-!
Meine fröhliche Altacke möglich. Oede
Istssitre hat Od, attentevn messieurei
»Die Sache scheint desinttiv persett.u
I Die Herren laden gespsemt nach der
»Ist. wo die Komsnerzieneötdta stets
Iliedenewiievta dein einteeteusen Upd
»dis emwndtr.
Die Meth- Detansendett see sont
to »Mit-stinken Mannes- entleeite tse
ein Muth-O Lsäetm mit Mm
Ausweg-s tritt sie aus die neben the
life-de case-sie
E Jtimm hist gutem-tem« derethe
Este Im »die-senden Eli-schen eu Its
itee ihrem niesen Jedem ·Mein tee
Idee denn-its see ein-Ists Mome
Iwårde Ihne- Metmeet auf Idee il
tesme lese-um Use-.
.T.ueteuttmai Weder-. met-· Yes-H
Iesiee den-I somete Rosen-. Use
Ietsswuhttitn mer see itesemiesi
jun-s we wie »arm« der Mein Ie. ;
steten-e ne ten-. w- eder etse see-i
- mutet-e Usestistesm Its-Oe drum-Its s
I JIWQ ee is Oder tust see se l
setze-en cit. to Umsonst-III its-er
lSees met Tit-Osm- m melden-es ’
Heu-O ei- mmesee uns-two —
xnie ed see Deme- Uee muntre-;
U « «
Atem-! see-»O Miste Mist it
Patient:»dl1c’it Ihrem Rat bin ich schön l)crcingefallcn, Doktor-; rch halbe
Jahr halic Ich kein Bier getrunken. und genützt hat ki- dom nichts-; hontcndj da
km« Hs in meinem Leben nicht wieder einlwleu!«
verstehe dag. Nun holen Sie sich die
Antwort von Eugenie selbst. Jch kann
verrathen, daß sie ohne Zweifel zu
Ihrer Zufriedenheit ausfallen wird.«
Sie lehnte sich zurück in den Schat
ten der Logenvorhänge und sah mit
Genugthuung, dasz Noddin und Eu
genie, im hellsten Lichte allein sicht
bar, das Ziel ungezählter Neugieriger
waren.
»Eu«aenie, wenn ich das hassen
dürste! Wenn ich die Gewißheit
Jhrer Einwilligung hätte!« Er suchte
ihre Hand zu sassen, unbekümmert um
all die beobachtenden Blicke; sie aber
stieß zitternd hervor:
»Man sieht so sehr nach uns. Jch
bitte Sie, treten Sie etwas in den
Hintergrund.«
»Wozu?« fragte die Kommerzien
räthin, »morgen weiß es ja doch die
ganze Residenz. Nehmen Sie ruhig
Platz neben Jhrer Braut, lieber Rod
din «
Sie rückte bei diesen Worten ein
wenig zur Seite, so dasz der Sessel
neben Eugenie vorn an der Brüstung
srei wurde. Roddin sant erleichtert
darauf nieder, und sich zu Eugenie
hinüberbeugend, sagte er mit mühsam
verhaltener Ungeduld:
»Noch immer nicht habe ich von
Jhnen selbst die Antwort. Bitte, Eu
aenie, sprechen Sie, sagen Sie nur ein
Wortl«
Das Mädchen saß da, bebend in
jedem Nerv. Vergebens mühten sich
ihre eiskalten Lippen, einen Laut her
vorzubringen. Angstvoll, wie eine
Gefangene, sah sie sich in dem engen
Raum, der sie und ihre Peiniger um
schloß, um. Jhr einziger Gedanke
war: sliehen, sliehen --— aber ihre
Glieder waren schwer wie Blei, sie
hätten ihr den Dienst versagt; und
wozu auch, wohin? Es war zu spät!
»Sie spannen mich aus die Folter,
Euaenie. Jhre Frau Tante nannte
Sie eben meine Braut — Sie aber
bleiben stumm. Sollte es Ihnen etwa
ein Opfer sein —- ich will nicht hof
sen, daß ——«
Eugenie sah das erwachende Miß
trauen in seinen Augen ausglimmen,
sah, wie die Adern an den Schläsen,
diese Verräther seines cholerischen
Teriiveraiiientg, anschwollen, fühlte
den Blick der Kommerzienräthin fas
zinirend aus sich ruhen, und mit einem
Gefühl, gemischt aus Grauen und
Willenlosigleit, reichte see ihm die
Hand.
»Na, Gott sei Dant! Sie verstehen
aber die Menschen zu martern, schöne
Eugeniet Also ich habe jetzt Jbre
Hand, und ich werde sie halten. Ja,
ja, ich werde sie halten, wenn Sie auch
daran zerren, sich zu befreien, wie jetzt.
Sehen Sie, dann decke ich noch meine
andere Hand darüber und gesan
gen, rettungslos gesangen.«
Sie neigte den Kopf bei seinen
Worten, aus denen fest wieder die
vollste. siegeisicheke Zuversicht sprach.
Sie selbst wußte am besten. was diese
Gefangenschaft fiik sie dies —- ket
tnngetu Etwas wie ein verdichtet
Lächeln hnichte iivee ihre Züge, vie sich
weis und still wie eine Kamee in dee
Reinheit ihm Schnittee von dein eos
then Sein-net see hintern-Indes ab
sehen. Wind ie länger die stiegen des
Mannee qui diesem Antiis ruhten.
um to intensivee entiiickten sie sich nn
teinee indem-ten Sei-Mein
Meist und need- entgiindete sieh in
teisees setz-en vie Mein-te einee Lei
Unfdsth sie mit Mt drum-e Deut
ittdteit zu dein Miit-den Matt
ann seen Lebe-nann. dem Frauen
tennee. see in alte Usen nnd steten
dee nie-Witwen tät- eiltcdait gewann
tsm sollte e· nickst iidivee werden« Ite
iee ttetne. hattet-me Miit-Gen eu ge«
spinnen. itnd We iie eeit sont sein.
dann MtIe ieme Leise-todt spie eine
Wem fee iem »meine-. sie Ist m
eee sinds see ihn sie Liede seiest-.
Uns ins engste ee tot-« sit een m
tiefen en tosen. wende-N- tiid Diese
ist-inte- Ottesee eines-end in feinen
Its-teil zu Ieise-. out Itete dtithth
inne- Iuessene Ums ni teile-.
Inn-Ists Dante ee se sei-. tetne
Its-I see est- testee tto same tote-.
eeu Its-seinem isten-ene- new-ebne
met Mutes-. Ins et tut-e um
som. time Oesdsssdmtstvq ne m
leises-.
its- sec etne see-me m ee m
sengt-sammt m see m ems
Iosfenen Buch in dem Antlitz des
IMannes las, und ein undefinirbarer
Ausdruck von Befriedigung breitete sich
über ihr ruhiges Gesicht. Sie wußte,
was da aus und ab wogte in den See
len der beiden; sie wußte, welche ver
zweifelte Angst das Herz des Mäd
Ichens in schweren Schlägen klopfen
’inachte; sie kannte es, dieses wilde
sFlackern in den Augen des Mannes,
ldas- nichts in der Seele einer Frau zu
ierwecken vermochte als Furcht und
TWiderwillen — sie kannte es ganz,
;das Elend und die Schmach einer Ehe
Hohne Liebe.
; Und weil sie es kannte, weil sie die
Tsen Dornenpsad gegangen war Jahr
um Jahr, so sollte auch die ihn gehen,
»die ihr ein Stachel imsHerzen war,
Jseit sie ihre blauen Märchenaugen auf
geschlagen hatte, diese Augen, die so
unheimlich denen glichen, die ihm, dem
Unvergessenen, die Sonne und Wonne
seines Leben-Z gewesen waren.
Sie wußte genau, daß die Herrsch
sucht und Leidenschaft Roddins Enge
nie zu seinem willenlosen Geschöpf
machen würde, wußte, daß das arme
Weib nie das Glück eitkr reinen Liebe
zlennen lernen und besitzen würde.
s Und das war ihr Wert, das Ziel,
»dem sie seit langen Jahren mit der
ganzen zähen Energie ihres Charak
ters zugestrebt hatte, die Rache noch
iüber das Grab hinaus an derjenigen,
die besessen, was zu besitzen sie ver
geblich das Opfer ihres Stolzes ge
bracht halte.
’ Bald nun war dieses Wert voll
Tendei. Sie wußte nach dem heutigen
Abend, daß Noddin sicher nur die al
lertürzeste Frist verstreichen lassen
iwürde, bis das bindende Wort Enge
inie ihm überlieferte. Würde dann,
Fwenn dieses letzte Ziel erreicht war,
iihr eigenes Herz Ruhe finden vor dem
itastlos bohrenden Gedanken, Vergel
Ftung zu üben, zu thun an dem Kinde
»der Verhaßten, wie ihr selbst gesche
’hen?
i Sie war der Wollust satt, die in
isolchem Quälen lag, satt auch von
PGrund auf dieses Mädchen, aus deren
iAngesicht die Mutter sprach, Zug um
Zug. Das hatte sie ausgestachelt zu
immer neuem Haß, aber so Jahr um
iJahL das ermüdete endlich.
Sie wurde es ais eine Erleichte
rung empfinden, nun sie ihr Szepter
weitergehen konnte, an einen Nachfol
ger, der, dessen war sie sicher, den
Pfad nicht mit Rosen bestreuen würde.
Von der Bühne herauf klang in
idessen süß und hetzbethörend das Lie
ibeslied Lohengrins. Mit brennend-r
FAugen ftarrten die beiden eben Ver
ilobten aus der Loge auf die wunder
bare Szene, wo Elsa, von ihres jun
gen Gatten Arm umschlungen, an dem
mondbeglänzten Fenster lehnt. Rod
din faßte im Schutze des verdunkelten
Zufchauerraumes Eugeniens Dant
und umschloß sie mit peessendekn
Druck. Durch den Dandichuh hindurch
fühlte sie das Puliiken seines Blutes.
und als ob diese Berührung ihr den
Rest ihrer Seibttbeheretchung raube.
stand sie plöiitch fast taumelnd auf
und bat mit veriagender Stimme:
.Mir iit nicht wohl. Tantr. Ich
bitte dich. las uns fest schon geben«
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