Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, November 11, 1909, Image 6

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    In ins-r Ilfcll net lasen
Roman von Jst-dot- v Scheust-.
1. Kapitel
Der Taa war heiß getoeiem aber
der Abend mit seiner wonnig mil
den Luft hatte die ganze vornehme
Welt von Gens auf die ctm Ufer
der Rhone sich hinziehenden Pro
menaden gelockt. Im blendenden
Glanze der Hunderte von Gaglichs
trrn wogte die Menge den Grand
Quai nnd den Quai du tlllontblanc
hinauf nnd hinab: auf der kleinen
RonsseaueJnsel spielten abwechselnd
zwei Musikkapellem und ihre lusti
aen Weisen iibertönten dass Ran
friten des Flusses, der von zahlrei
chen isivndeln mit bunten Laternen
belebt wurde.
Eine dieser Barken fiel durch die
Scr-»1uektosigteit und die diisteren
Farben ihres Aeußeren inmitten
der strahlenden Umgebung doppelt
auf. Sie strich soeben, wie ein
schwarzer Schwan die Wellen Jer
iheilsend, dicht an der Ronsseaans
sel vorüber und gab den oben an
der Gitter s Urnzäunung stehenden
Liliüßigaängern Stoff zu lebhafter
Unterhaltung bis sie an dem klei
nen Landungsplatz neben dem Pont
de la Coulouvreniere anlegte. Die
Boktsleute sprangen aus die Stein-:
vl.tten am Ufer und halfen sodann
der Jnsasfin beim Auf-steigen
Die ishr elegant, aber mit ängst
licher Vermeidung jeder lichteren
Farbennuanee gekleidete und ties
oerschleierte Dame ergriff die auss
gestreckte Hand des einen Ruderers
nnd schwang sich mit sugendkicher
Leichtigkeit aus der Gondel. Dann
rres sie den beiden Leuten ein befeh
lendeö Wort zu und folgte einem
Diener in Livree, der sie am Lan
dunqsplane bereits erwartet zu ha
ben schien, zu einem auf dem Quai
damme haltenden Wagen.
Der Wagen rollte schnell den
sQuai hinab, bog durch eine der
recht-Hab sührenden Seiten - Straßen
in das winklige, von schmalen Gas
sen dnrchkreuzte Stadtinnere ein
und hielt an der Ecke der Rue des
Cordonniers und der kleinen Place
de Mornex. Madame Bulikofs stieg
ans. Ein Herr in hellem Paletot und
grauem Chlinderhute, der bisher un
geduldig an dieser Stelle auf und ab
geschritten war, trat ihr mit kurzem
Gruße entgegen, reichte ihr den Arm
nnd führte sie quer iiber den Plan,
eine m schiesem Winkel sich abwei
gende Gasse hinauf.
,,Vaben Sie lange auf mich war
ten müssen, Basil?« begann die Ver
fchleierte in halt-lautem Tone.
Der Angeredete guckte mit den
Schultern. »Ich bin Ihre Unpiintt
lichteit gewöhnt, Clelia«, entgegnete
er ziemlich schroff. »Daß es mir
nicht angenehm ist, hundert treue
Parteifreunde auf mein Erscheinen
warten zu lassen, können Sie sich
denken. Wollten Sie doch endlich
einmal einsehen lernen, daß es sich
nicht um eine Zeit verlilrzende Spie
lderletiil sondern um bitter-en Ernst han
e .«
»Jmmer wieder die gleichen Vor-—
würfe --— sie find wirklich nicht ange
brachti Aus Spielerei oder aus Lau
ne pflegt man wahrhaftig nicht die
Hälfte seines Vermögens der Aus-—
fithrunsg von Ideen zu opfern, die sich
bis heute thatsächlich seien wir uns
doch klar darüber -—— als llnmögliches
erwiesen haben!«
Bassil guckte mit den Achseln. »So
bnld wir im Besitze der Millionen
Liestrnanns sindf«, erwiderte er, »die
ser Millionen, me uns rechtmäßig und
geseslich zukommen, werden die An
forderungen, die wir bisher an Sie
stellen mußten, Von selbst fortfallen.
So lange wir aber noch nicht im Be
lise jenes Erbe-; sind« sind wir ges
znmngem unsere Ansprüche an Sie
nicht aufzugeben . . .«
dsm der sprechend hinter denI
i um Schiffe-, du das Gesicht
tm stammt-I vers-Ums schauen
Min. er wisse erschrocken vor dem
Zum Zug tiefster Verachtung. der
0 um den rosiqen Mund du jun
ges Dame auscmä ie. Sie muhte M
abe- suf los-Schau Nimmst ver-stehen«
dem ihn Stimme klana kudia und(
MARGARpo alt sie Mel-Mo et-!
seiden-: Ach bin tiae skeptisch See
te. som: auch Id- Mau das Vers
mäss- Lieitmmmi in Jst- Nade zu
Mam. sit-M mit unauoieidktm m
MI. Ich dem-etc das Sie semb- ein
is vor-teiltin Mitalied nacktes
suchet wie Mich n ih. m eines du
akti- Imdianldonn Ruhde dumme
sts wolle-. M wird uns feste-IF
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mi- tsamt-. Im H dem
daf- IOIWI III mit-is m
onth-I Its-domain fis-lim
l Thorboaen führte in einen geräumigen
Flur, auf dessen rechter Seite sich eine
schwarzbraune Eichenthiir mit einem
Messinaschild und dem einaravirten
Namen »Basile de Laczarowski« da
s ran befand.
Der Bealseiter Clelias drückte aus
den Knopf der elektrischen Glocke; die
Thiir wurde sofort durch einen alten
Diener geöffnet, der die beiden An
tömmlinae durch einen mit weltmän
nischem Geschmack eingerichteten Sa
lon in ein kleiner-es Kabinett führte,
dag seiner Ausstattung nach als
Rauch- und Bibliothetzimmer benutzt
zu werden schien. Auf einen stum
Imen Wink Basils raffte der alte Die
ner gewandt den großen, den Fußbo
den bedeckenden Teppich zur Seite,
« .teß sich auf die Knie nieder und se te
einen geheimen Mechanik-mus- in e
wegunq, mittels dessen sich die Fitt
lnna des Partetts zu einer weiten
Oeffnung auseinanderschob und eine
» beauenie eiserne Treppe freigab.
Basit und Ulelia stiegen die Treppe
hinab und schritten, während die Oeff
nuna über ihnen sich wieder zuschob,
einen durch Oellampen mässig erhell
ten Gana entlang, den eine eiserne
Thitr abschlofz.
Basil öffnete die Thür und trat
mit Clekia in ein kleines Vorgemach,
das zwei Ausaangspforten zeigte.
Hinter der einen ertönte neben kei
sem Stimmengemurmel das klang
volle Organ eines Redners, die zwei
te führte in ein größer-es Zimmer, des
sen ganze Einrichtung nur aus einem
langen, mit grünem Tuche überzoges
nen Tische und einem Dutzend Stüh
len bestand. .
Basil hatte Clelia zuerst in diesesT
Zimmer gelassen. Bei ihrem Eintritt
erhob sich der einzige Jnsasse und ver
beugte sich tief.
Es war ein Mann von etwa drei
f-;ig Jahren. Die dunklen Haare wa
ren sorgfältig gescheitelt und iiber
die Intelligenz verrathende Stirn zu
rückgestrichen. Einen eigenartigen Ge
aensatz zu diesem fast lchwarzbraunen
Haar bildete das hellblaue Augen
paar, von dem ein starker Glanz aus-·
ging. Ein welliger Vollbatt umrahms
te Kinn und Wangen des Herrn. des
sen Hände und Füße ariftokratische
Formen zeigten und der mit dem Ge
schmack eines vornehmen Mannes ge
kleidet war.
Mit kurzer Begriißunsg trat auch
Basil näher, legte Hut und Stock zur
Seite und nahm Clelia den Mantel
ab. Dann ließen sich die Drei wie
der nieder, ohne ein überfliissiges
Wort gewechselt zu haben, und Basil
zog eine umfangreiche Brieftasche
hervor-, die er auf dem Tische aus
breitete.
»Als Sie, mein lieber Erich«, be
gann er in leichtem Gesprächstone,
»sich zur Aufnahme in unsere Set
tion meldeten, sprachen Sie den
Wunsch aus, möglichst bald zu einer
anregenden Thätisgleit herangezogen
zu werden· Ich bin nun heute schon
in der glücklichen Lage, Sie mit einer
Million zu betrauen, deren Ausfüh
rung im ersten Augenblick schwierig
erscheinen mag, die dies in Wirklich
ieit aber durchaus nicht ist, wenn
man sie mit Geschick anzuareifen ver
sicht. Gestatten Sie mir, Ihnen als
Einleitung einen Zeitungsausschnitt
vorzulesen, der Sie mit der Sachlage
vertraut machen wirr.«
Er entnahm seiner Brieftasche ein
Stück bedruckten Papiers und bes
gann zu lesen:
»Das Testament eines Sonderlings.
In den bedeutendsten Tagesbliittetn
des Jn- und Auslande-z wird man
ieit kurzer Zeit eine mehrfach wieder
holte Annonee finden. laut welcher die
Mist-irren Erben des arn W.
März dieses Jahres in Satt Rento
verstorbenen Rentiers August Lieiti
monn aufgefordert werden. sich bis zu
einem bestimmten Zeitpunkt persönlich
oder durch rechtstriiitige Vertretung
bei-n Stadtoeriebt tu Frankfurt am
Mein beniiaiich ihrer Ansprqu an die
Dinterlasfenscheft des Verdiichenen zu
melden. Das Jnierat on steh bietet
nichts tinnewöbntichet, roodt aber die
Gründe« die m demselben eteiitdrt iu
ben. Der Nentier Aunuft Lieftnunn
war der einiine Sonn eines armen
Frantiurter mit-nett tsr war ein
fedr Meister nnd rnitioe strittiger
Mensch. der Mr Nid das Vertrauen
ieinee Herrn. einer reichen Getreide
matten. en erwean cvuftte. nnd dem
ee in rentltniinngtftiq tuner Frist
minnen ited teiditstnndiu tu eint-irren
Bei alten lernen nuenedednten Ivetu
intionen deritittitiete ion du Gurt in
nuttieiiender Wette: er wurde ein
retder Mann. fette-n Idee neune-ins
iistt utte die einer-den Einertennnnnen
»in Gehalt oon Ort-en und Jitetn ab.
f die ihm tue seine mutig-tue eitesktdite
T Nonen-i ans-redeten wurden- visit-unten
dritte re- Junsend unt »Nimm-irren
s Ideen eine venerieerte tssnpinnnlwtett
sentnenemreismtt in tmteren fuhren
titrdtxe seine yet-MO- eiteännnng M
M redeteier und sei nett-niederse
Iceiekrestetten siedend er tretmätsin
s ne. hat« » »He innern-er Kriterien-sen
ten Grund-is der Wust-Den m
; Inmitten t tse se- emem sie-ne
- der M eures rexdt dem-tende- Her
nie-end nimm m ntio in teurer
Person die von seinen politischen
Freunden so heftig betämpste Macht
des Kapitals darstellen konnte, mußte
das natürlich sehr ausfallend erschei
nen. Liestmann war aber eben ein
Ssonderlina durch und durch, dessen
Seltsamleiten bekannt waren —- man
belümmerte sich daher nicht weiter
um seine politischen Ansichten, so
lange er nicht mit der That für sie
eintrat. Indessen auch dieser Augen
blick sollt-e tommeu; die Polizei hatte
in Erfahrung gebracht, das-, Liestmann
wiederholt große Summen siir seine
Gesinnungsgenossen zu opfern und
gerade die gefährlichsten derselben in
einer Weise zu unterstützen pflegte, so
daß er schließlich Argwohn und Miß
trauen erregen mußte. Der schon al
ternde Mann hielt sich nun vorüber
gehend in Wien und Paris auf, lebte
dann zwei Jahre in Genf, wo er mit
verschiedenen Häuptern der rothen Jn
ternationale in enge Verbindung trat,
und zog sich endlich, tränllicher wer
dend, nach der Riviera zurück; dort
ist er, wie schon gemeldet im Alter
von einunosiebzig Jahren gestorben.
Liestmann war nie verheirathei und
hinterläßt leine näheren Verwand
ten; sein auf dem Gerichte zu Frank-«
surt deponirtes Testament ernennt
—--— man höre und staune -—— die in
der Schweiz ansässigen, ihrer politi
schen Ueberzeiigung wegen aus der
Heimath geslohenen Anarchisten aller
Nationen zu Erben Das seltsame
Testament ist schon deshalb anfecht
bar, weil Liestmann in der letzten
Zeit seines Lebens entschiedene An
zeichen geistiger Gestörtheit an den
Tag gelegt hat, abgesehen aber da
von sind die in der Schweiz lebenden
Tlnarchisten gesetzlich teine erbherech
tigte Person —»-- das fragliche Testa
ment dürfte also, wenn, was voraus
zusehen ist, der oben erwähnte ge
richtliche Ausruf ohne Erfolg bleibt,
vernichtet werden und die Hinterlas
senschast Liestmanns rund vier Mil
lionen Mart, dem Fistus zufallen
Wie viel Tbriinen könnten durch die-;
se vier Millionen getrocknet werdenl«
Basil faltete den Zeitungsausschnitt
wieder sorgfältig zusammen und legte
ihn in seine Brieftasche zurück. Dann
stüdte er den Kopf leicht auf die rechte
Hand und ließ das Auge priifend itber
das, den Ausdruck höchster Spannung
zeigende Gesicht seines Gegenübers
gleiten.
»Die romantifche Geschichte, die das
Berliner Blatt erzählt«, fuhr Basil
fort, »ist bis auf Kleinigkeiten Wahr
heit· Jch habe den alten Liestmann
rersönlich sehr genau gekannt und
tenne auch die tiefer liegenden Ursa
chen, die ihn unserer Partei zugetrie
ben haben. Leider Gottes ist die That
sache, daß er in den letzten Jahren sei
nes Lebens nicht mehr völlig Herr fei
ner geistigen Kräfte war, richtig; sie
war wohl auch der Grund, daß er
schließlich ein so harrsträubendes Te
stament verfaßte, auf dessen Ungiiltig
teit ihn jeder Gesetzeskundige von
vornherein hätte aufmerksam machen
können. Nur nach einer Richtung hin
trifft der Artikel, den ich Jhnen vorge
lesen habe, nicht mit den Thatssachen
zusammen; es existiren noch Verwand
te Liestmanns, die vollbeschtiaten An
spruch auf die Hinterlassenschaft des
Verstorbenen haben! J— Der Vater
Liestmanns besaß eine Schwester, die
mit einem Goldarbeiter, Namens
Lupo, verheirathet war. Lupo war
ein aeborener Welschtiroler, der auf
feiner Wanderschiaft nach Frankfurt
gekommen war. dort eine Stellung an
aenommen und sich einen eigenen Herd
gegründet hatte. Trotz seiner Geschick
lichkeit wendet ihm das Gliick den
Rücken: in der Hoffnung, in seiner
Heimath besseren und lohnenderen Er
werb zu finden, kehrte er deshalb nach
Italien zurück und siedelte sich zuerst
in Florenz, später in Neapel an· Nach
meinen Ertundiaunaen scheint es ihm
aber aucb im Lande der Orangen nicht
sonderlich ergangen zu sein, da er sich
in ei m Anfalle von Schwermuth
selbst as Leben nahm. Von seinen
diret Kindern —- notiren Sie sich diese
Angaben, wenn ich bitten dars, mein
lieber Etsch — starben zwei in in
aendltchem Alter: der zurückgebliebene
Sohn wanderte nach Centralamerila
aus nnd ließ sich nach mancherlei Irr
sahtten in Kinnstom der Hauptstadt
von Jamaila. nieder. wo er vor zwei
Jahren als setmn besalorter Mann.
dem aelben Fieber erleaen ist« Seine
dinterbliebenem ein etwa dreißixriähi
riast Sohn thlinm nnd eine zwan
ilaiäbriae Tochter Model. sind dte
leyten und eimiaen Verwandten des
Rentiere Anaust Liestnmnn.«...
Der Svrektende schwtea eine Mi
nute lang und strich mit der Rechten
gedankenvoll über seine Stirn. Er
legte auch die Hand flüchtig über
die Augen, als blende ihn plötzlich
das keineswegs helle Licht der Lampe,
aber diese Bewegung war keine unwill
tiirlichet sie sollte vielmehr den schars
musternden Blick verdecken, der das
Antlitz des Gegenübersstzenden streifte.
Jn ruhig abgemessener Weise be
gann Basil sodann von neuem: »Ich
habe Ihnen alle diese Thatsachen aus
siihrlicher mitgetheilt, damit Sie die
Situation ohne weiteres iibersehen.
Der verstorbene Rentier hatte von sei
ner überseeischen Verwandtschast je
denfalls keine Ahnung. Als die
Schwester seines Vaters mit ihrem
Gatten in die Fremde zog, kann er
tuum erwachsen gewesen sein; der
Vater hat diese Schwester mit der er
ihrer thörichten Heirath halber zerfal
len war, nie erwähnt und sich auch nie
um die Ausgewanderte bekümmert.
Ebensowenig glaube ich, daß ihre En
kel, die erwähnten Geschwister Lupo,
um ihre Verwandtschaft mit dem vers
» storbenen Millionär wissen, denn
sonst hätten sie ganz gewiß nicht ver
säumt, sich dem reichen Manne gele
gentlich in das Gedächtniß zurückzu
rusen. Möglich ist indessen immerhin,
daß gerade ietzt, tvo die Ausrufe nach
etwaigen Erben Liestmanns durch die
Zeitungen gehen, ein tückischer Zu
sall den Geschwister-! in Jamaila ihre
Ansprüche aus die Erbschaft enthüllen
kann, und eben diesem Zusalle müssen
wir vorbeugen. Sie werden zu die
sem Zwecke sich aus dem am Zwanzig
sten von Liverpool abgehenden Dam
pser ,Washington’ nach Jamaita ein
schissen, sich in Kinsgston durch List
oder Gewalt in den Besitz vollwichti
ger und gültiger Legitimiationspaviere
jenes Williani Lupo setzen und als
William Lupo, das heißt als legter
und einzigster männlicher Berwan ter
des verstorbenen Liestmann, die Erb
schaft antreten. Das ist im kurzen die
Idee meines Plans, dessen nähere
Ausarbeitung ich Jhrer Intelligenz
und Geschicklichkeit überlasse. Sie ha
ben noch drei Tage Zeit bis zu Ihrer
Abreise von Gens, und ich denke, diese
drei Tage werden genügen, Jhre
Vorbereitungen zu tressen Und mir
Jhre Maßnahmen in Bezug aus die
Ausführung des Projekts entwickeln
Basil steckte seine Briefiafche wie
der ein« erhob sich und trat hinter
seinen Stuhl, aus dessen Lehne er die
berschränlten Arme stützt-e.
»Haben Sie noch irgend eine Frage
an mich?«
Erichs Antlitz war bei den letzten
Erörterungen Basils blasser gewor
den, aber um den scharf gezeichneten
Mund legte sich ein Zug fast trotziger
Energie und seine Stimme klang
hart und fest, als er entgegnete: »Ich
nehme die Aufgabe, die Sie mir
übertragen haben, an und werde
meine ganze Kraft daran sehen, sie
zu gutem Ende zu führen. Die Noth
iwendigleih in der Verfolgung mei
ines Planes die letzten Verbindungen
Izu lösen, die mich noch an die Ge
sellschaft und ihre Gesetze fesseln,
iwird mich nicht hindern, an das
IWerk zu gehen. Jch habe die Ge
sellschaft nicht ausgegeben —- sie hat
mich verstoßen, und nie wieder
wird sie mich in ihren Reihen sehen.
Ich gehöre den Versehmten an, und
in der Ausführung meiner Mission
werde ich zeigen, wie wir Berfehm
ten uns an der Welt zu rächen ver
stehen! . . . .«
Mit tiefer, grollender Stimme hat
te Erich diese Worte gesprochen. Basil
streckte ihm über den Tisch herüber die
Rechte entgegen, Clelia aber wandte
sich ab, um den beiden den schmerzbe
wegten Zug nicht zu zeigen, der bei der
letzten Drohung Erichs ihre Lippen
unispielte.
2. Ka pite l.
Die Fenster des großen Gemacht-J
in Clelias Billa waren weit geöffnet,
und vou und wonnig strömte.durch sie
vie vom Dusthauch blühender Narzis
sen durchwellte Rachtlust. Jsm Zim
mer brannte iein Licht, aber so hell
und strahlend leuchtete der Mondschein
bis in die Ecken hinein. daß man ie
den Gegenstand deutlich erkennen
konnte.
Aus der. dicht an das offene Fens
ster herangeschobenen Ottomane lag
Clelia Die traumhafte Beleuchtung
ließ die duntelbaarige Frau noch schö
ner erscheinen als sonst.
Der Mann. der ibr gegenüber den
Rücken dein ossenen Fenster zuwen
dend, s.tst, schien freilich geseit tu sein
gegen ihre Reite. tkr fah ernst und
Ihmmdc
Mk
IUIOUWIUMWIIWMIIW M
finster vor sich hin, nur zuweilen glitt
ein fast ironisches Lächeln, das er je
doch durch eine rasche Handbewegung
geschickt vor der Beobachterin zu ver
bergen wußte, über sein Gesicht. »
Jsm Gespräch-e war eine Pause ein
getreten. Clelia wickelte spielend die
seidenen Franzen ihres Tuchs um die
schlanken Finger und lugte dabei un
ter den halbgesenlten Lidern aufmerk
sam zu ibrem Gegenüber hin. Eine
leichte Röthe des Unwillens hatte ihre
sonst blossen Wangen gefärbt, und
mit besiiger Bewegung schleuderte sie
den Schaal iuriicb
l
, »Bei Gott, Erich, Sie sind der selt
samste Mensch, den ich kennen ge
lernt habet« sagte sie in zornigem
Ton-e, »Sie machen mir einen Ab
schiedsbesuch versprechen auf meine
Bitte hin, mir die Langeweile dieses
iSommevaenns türzen zn helfen,
l noch ein Stündchen mit mir zu ver
; plaudern, hüllen sich aber in ein so
undurchdrinaliches Schweigen, daß
ich annehmen muß, Sie haben Jhr
Versprechen vergessen. Sie sind lang
weilia, mein Herr, sehr langweilia!«
Mit lüchelnder Miene verneigte sich
Erich.
,,Zunächst aebe ich zu«, sagte er,
»daß ich im allgemeinen ein langwei
liaer Mensch bin; sicher bin ich es
soaar am heutigen Abend noch mehr
als sonst. Das aber hat seinen ei
genen Grund. Es giebt Stimmun
aen, über die man sich nicht so leicht
hinwegzusetzen vermag, und in eine
derartige Stimmung hat mich die
Mission, die mit von Laczarowsti
übertragen worden ist, gebracht. Jch
habe von vornherein aewnßt, daß
mir von jenem Augenblicke an, da ich
mit der aanzen Vergangenheit ge
brochen, innere Unruhen und Käm
pfe nicht geschenkt werden würden,
aber ich habe nicht geglaubt, daß es
so schwer — so schwer hielte sich
mit seinem Gewissen abzufinden. Das
tlinat melancholisch — nein, das
tlinsgt schwach und weichlichi Trotz
alledem, Sie werden mich richtig be
urtheilen, Clelia, denn Sie sind von
Grund aus eine edlere, vornehmere,
großherziaere Natur als alle jene an
deren, mit denen aemeinsame Ketten
uns unlöslich verbinden. Ich hasse
die Gesellschaft und habe mit einem
wilden Jauchzen die letzten Brücken
vernichtet, die mir eine Verbindung
mit ihr ermöglichten. Ich war mir
auch ilar darüber, daß mein Zerfall
mit jener sogenannten Gesellschaft
l nothgedrungen eine vollständige Revo
lution meines sittlichen Bewußtseins
nach sich ziehen müßte, denn ,sittlich’
heißt im modernen Staate ja nur der,
sder sich willenlos den Gesetzen der
Möchtigeren fügt. Aber wie jeder see
lische Umschwung Kämpfe hervorruft,
so sind auch mir trübe Stunden nicht
erspart geblieben, als ich kenn-en ler
nen mußte, daß die Leute, bei denen
ich Anschluß suchte, in der That —
Ausgestoßene sind...«
(Fortsejzung folgt.)
Was die Nacht verbarg.
Roman von O. P. Ort-entsank
(24. Fortsetzung und Schluß.)
41. K a p i te l.
Die Zeitungen voni nächsten Tage
brachten die sensatioiielle Mittheilung,
daß der geheimnißvolle Mord in der
Stanke-Straße nun endlich durch das
rückhaltlose Geständniß des bereits are
den Folgen eines Blutsturzes verschie
denen Mörders seine Aufklärung ge
funden habe.
Ohne Zusammenhang damit stand
an einer anderen Stelle des Bl: ttes
aber eine ebenso kurze wie inhalts
schtoere Notiz.
»Wie uns unser Petersburger Kor
respondent berichtet, ist der dem rus
fischen Hofe verwandte Prinz Nap
rain bei einem von mehreren Anak
chisten die sich leider der Verhaftiing
zu entziehen wußten, auf ihn verüb
ten Attentat ums Leben gekommen.
Der Prinz wurde in den letzten Ta
gen mit Drohbriefen förmlich über
schwemmt. denen er aber teine Be
deutung beilrgteK
Herbert v. Wehringeii las diese
Nachricht nicht ohne tiefe Erschiitte
rang Dann lag er lange regungs
los in den Kissen trijunierifch vor sich
hinkt-end bis ihn ein Wochen an der
Thiir autichrerttr.
In der Meinung· daß eö die Schwe
ster sei. die da Einlaß segelten ries
er: «.f)erein!« Aber nicht die Psle
aerin iiiit der Schwesterndaiibe ivar
eit. die über die Schwelle trat ton
derii die hohe Gestalt der Odertttieus
tenants rnttorf.
Was die beiden iiierit miteinan
der gesprochen imd wie die Versöh
Iiiing m Stande t.i:n, dient-sei tin
fierte sitt fisiitee teiner von Herden
ist«-w Lstistiiii einer Viertelstunde .s.k«ei
List Renneer fiieksiuz neben dein W
.ier seiner sein«-owns und iii's·i.i
lockten der beide-i »der Wes into
Tit- rrnisiend ihrer Linien Jeeniiuiu
iitqetksuen mitte.
CAN-Mino kamen Dei-n mirs
Wir-ist in mir und ern-Wen mir
von dem INer ZU- Dii sinkst NTIT
hegte der Oderiitieuteiisint »Wer-id
dutte die ist-Furt Dir-d m Wen-ei und
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mir-en Mr ed wide mir km Zeite
MUI die Die-knurrt Heu tt Die
er.-neuen !.st«-.,itee.inn.ieii this-m EIN
wie isteitisivtpeit einein-sen ind
s..1.««ienr tie net-d M iiiir we sisiidt
,.« »Ja kjezkkkk CHOR-Ies- UND-Miene
detitten Rsiei iteiit sie den-sen dei
,.,» »in sum-e time- isditw dte iii
Her M per Witzes Hi bitt tte die
Schwester endlich wieder hat, pflegt
sie wahrhaft rührend. Du brauchst
Dich nicht zu beunruhigen, der Arzt
versichert bestimmt, daß Margot in
wenigen Tagen schon vollständig wie
der hergestellt sein wird, aber es thut
mir leid, daß ich durch diesen unvor
hergesehenen Zwischensall erst heute
dazu kam, Dich aufzusuchen, mein tie
ber Junge.«
Herbert, der sich schon bedeutend ge
kräftigt fühlte, erzählte ihm ausführ
lich, wie es ihm in Afrita ergangen
war nnd was er nun auf heimischer
Erde erlebt hatte. Die Ursache sei
nes Duells mit Dombrowski streifte
er nur kurz — und der Oberstlieu
tenant stellte keine Frage darüber.
Hatte ihm doch Hollfelder die volle
Wahrheit gesagt, die Wahrheit, dasz
sich Herbert nur mit dem Polen ge
schlagen hatte, um Arnstors zu schützen.
»Heute nun las ich die Nachricht,
daß Napraxin einem Attentat zum
Opser gefallen ist«, schloß Herbert
seinen Bericht, und seine Stimme
bebte. .
Arnstorf, der bereits oon Margot
unterrichtet worden war, sagte zuver
sichtlich: »Nun wird das Glück kom
men —- für Dich und für uns alle!
—- Daraus wollen wir hoffen und
bauen, mein Sohn — und wollen das
Vergangene als eine schwere Prit
fung betrachten, die gute Früchte zei
tigen sollt«
Unter den zahlreichen Zuschauerm
die sich zu der Trauung des bekann
ten Schriftstellers Hollfelder mit
Margot d. Wehringen gedrängt hat
ten, befand sich auch eine einfach ge
kleidete Frau, die ein kleines Mäd
chen von etwa zwei Jahren auf dem
Arm trug. Sie stand dicht neben
dem KirchenportaL und als das junge
Paar nach vollzogener Trauring das
Gotteshaus verließ, wurde Marqot,
die in Glück und Schönheit strahlte,
ihrer ansichtig. «
Sie veranlaßte winz, stehen
bleiben, nnd streckte der Frau die
Rechte entgegen, an der heute zum er
sten Male der Goldreis glänzte.
»Guten Tag, Frau Longtree!« sag
te sie voll bezaubern-der Lieben-Zwin
digleit.· »Wie srseue ich mich, daß auch
Sie gekommen sind,’ unsex Glück zu
sehen!«
Ehe sie es verhindern konnte, hat
te die Engländerin sich herabgeneigt,
ihre Hand zu liissen. »Der Himmel
beschere Ihnen alles Glückl« sagte sie
mit vor Schluchzen ersiicktet Stimme.
»O, was haben Sie an mir gethan,
gnädige Frau! — Ohne Sie wäre ich
sicherlich längst zu Grund-e gegangen.«
Margot wehrte erröthend ab und
aan weiter, um mit dem Gatten den
harrenden Wagen zu besteigen, der ihr
zu klein schien, die Fülle ihres Glü
ckes zu tragen.
Nach ihr stiegen zwei Hochzeitsgäste
Seite an Seite die teppichbelegten
Stufen vom Kirchenportal herab —
und ein bewunderndes Raunen ging
durch die dichtgedrängten Reihen von
Nseugierigen.
,,Welch stattliches Paar! Wie im
ponirend er aussieht — und wie schön
sie ist! Warum sie wohl Trauer
träat2«
Die oetden aber, denen oag Gesta
sier galt, achteten der Leute nicht. Sie
bedienten sich auch nicht wie die ande
ren des Wagens, um in das Hotel zu
gelangen, wo das Vermählungsessen
stattfinden sollte. Seite an Seite gin
gen sie langsam die Straße hinunter,
in tiefem Schweigen, jeder mit feinen
Gedanken beschäftigt.
Herbei-i v. Wehringen ergriff end
lich das Wort. ,,Msaria«, sagte er
leise, »ich hatte mir vorgenommen,
an diesem Tage nicht von unseren An
gelegenheiten zu sprechen. Aber ich
fede, daß es doch über meine Kraft
geht. Sechs lange Monate habe ich
nichts von Jhnen gehört —- nnd nun,
da ich Sie an meiner Seite habe, kann
ich Sie nicht von neuem von mir ge
lten lassen, ohne die Gewißheit zu er
langen, daß es nur fiie eine kurze
Zeit sein wird. Maria, ich flehe Dich
an —- sage mir ein gutes Wort!«
Da hob sie den Blick der herrlichen
Augen. nnd eine Welt voll Liebe lag
darin. »Willst Du nicht noch Geduld
haben, Herbert? —- Du weißt sa, daß
ich Dich liebe, daß der Tag kommen
wird, an dem ich Dich zu mir rufe.
Aber aieb mit Reit, zu überwinden,
giev mit Zeit, den Frieden meiner
Seele wiedek.tufinden!«
Da saate er voll hoffnunaeieeudiaer
Zuversicht: »Ich will warten, bis Du
mich tufst. Maria!«
Ende
Das Vettweiseln fängt oft dani
an, tot-tm das Zweifeln aufhört
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könnte, unt Vettsekietutu dee Binnen,
sondern unt Lietschaneeuntt der Stadt
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tiequettt tu machen wie den Reichen
Schon totedet ein Attentat ans die
Vorrechte dee holten Oeetttttsttten
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tetsen tn Wall Stint atmen-attei« Ase
ot« nttdt dort ohnedtn attee verwitte
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damit tun-cum vom Witte ts« Oesete
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