Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, November 04, 1909, Image 2

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    Was die Nacht verbarg.
Roman von E. P. Oppenheim
(23. FortsetznnnJ
39. Kapitel.
Wort siir Wort wiederholte die
Gräsim was sie Von der unglückli
ctxen Frau qehört hatte.
bein; sagte tiefernst: »Ja —-— ich
ich alautze nun Fu wissen, wo wir den
Mörser zu suchen haben, Frau Grä
sin! —— Den Mörder oder den Rä«
el:er.«
Die siomtesse niclte· »Jet) herab
scheue die furchtbare That noch im
mer«, sagte sie. »Aber ich habe tie
fes Mitleid mit dem Thiiter, wenn
dek, den wir beide meinen, wirklich
der Thäter sein sollte. ———- Aber was
ist dass«
Erregte Stimmen wurden ans dem
Flur laut, und Heinz unterschied
deutlich die von einer settiqen, unan
qenehmen Stimme qesprochenen Wor
te: »Er muß Maus -- d.1 jiebt’s
nischt. Jct habe teen Krankenhaus,
und ick will mir —«
Hollselder hatte schon die Zimmer
tliir geöffnet Vor ihm stand ein
dicker Mensch in unordentlichem An
zug, in dem er wohl den Wirth die
Ies« ersttlassigen Hotels zu sehen
»Was iit geschet;ien?« fraqte Heinz.
»Ist jemand ertranttt«
Sein energischer Ton verfehlte fei
ne Wirlung nicht. Der Wirth nahm
unwilltitrlich eine bescheidenere Hal
tung an. »Wenn Sie vielleicht ein
Arzt sind, Herr ja, eg is jemand
trank ieworden n’ Blutstnrz, Herr
der ianze Teppich is ruinirt. Kost
fnfzig Maria«
Mit einer Gewißheit, wie wenn es
ibm bereits mitgetheilt worden wäre,
fante Heini: »Es ist Herr Dashs
wood, der erkrankt ist?«
Allerdings-· Da driiben ————— Num
mer 19. Wenn Sie mal rinjehen
wollen -——«
»Jawohl ich werde hineingehen.
Aber ich bin kein Arzt, und Sie wer-i
den einen folchen sofort zur Stelle
schaffen. Für alle Kosten komme ich
auf«
Heinz bettimmerte sich nicht mehr
um die Leute. Rasch ging er in das
bezeichnete Zimmer hinüber, ohne vor
her anzutlopfen.
Da lag Robert Dafhwood auf den
Kissen des Lagers, nnd ein einziger
Blick sagte Heinz, daß er es mit ei
nem Sterbenden zu thun hatte.
Der Engländer aber raffte bei fei-;
nem Anblick noch einmal alle Krafts
zusammen, die feinem hinfälligent
Körper noch inne wohnte. Mit wil
der Energie richtete er sich auf, und
mit heiterer Stimme schrie er: »Was
wollen Sie von mir? — Gehen Sie
— gehen Sie auf der Stelle! —— Oder
ich -«— ich schreie um Hilfe. Jch will
Sie nicht sehen —- gehen Stei«
Heinz aber schlon hinter sich die
Thür. Voll milder Ruhe sagte er:
»Ich bin nicht gekommen, um Jhnen
Schaden zu thun. Als Menfch zum
Menschen komme ich, und ich denke«
Sie werden niemand hinaus-weisen,
der es aufrichtig gut mit Jhnen
meint.«
Dashwood machte eine heftig ad
wehrende Bewegung. »Ich glaube
Jhnen nicht!« ieuchte er. »Sie find
gekommen, um mich auszuspionieren.
Aber ich weiß nichts s—- und ich werde
Ihnen nichts sagen-«
Er machte ganz den Eindruck eines
Menschen, der seiner Sinne nicht mehr
mächtig ist. Heinz trninpfie sich das
Herz zusammen in wahnsinniger
Angst. Nicht den kleinsten Zweifel
hegte er mehr. Otto Mariens Mör
der gegenüberzustehen Ader wenn
es ihm nicht gelang, den Mann jetzt
sum Reden zu dringen, war troydern
alles verloren. Jede Sekunde war
kostbar, nnerseyiickp
Da saßte er einen raschen Ent
schiusz. Robert Dasdivood,« sagte
er. .ich weis-. das Jdr Vers edel und
ui ist, und eden weil Jdre Gesinnung
Po edeendast war. baden Sie etwas
iden. was die Menschen dier auf
rden verurideiieu « datt aber vor
einein höheren Richterstuhl andere ge
mridei werden wird. Diese Tdat
oder deri furchtbare Folgen yedadh
Feigen· von denen Sie selvii nichts
ebnen ist-nein Drei vier Men
schmieden sind iin Venriis daran zu
Grunde ins geden. Weiten Sie das
aus Jdr Gransen nednien in die
ser Stunde i·
Die Armen dee Sterdenden Mine
ien Nr weit. in seinem Blick iaq
sprsidnrei Untiesern Jst rii nicht
meer iiauinreiie er.
DE schwere Jdnen mit ee Wdi
ist«
Da imi der iinainäinde smi dti
Kissen kuriert Mantel-ri- und rteiienr
III-H »in when-« nnd die Ader in
den etnminnienen rinnen irr-Miete risi
Hieii iöbiiieder Jussii euer-it Dritt
Hm seine giridend heiße Rechte
NR km- nuren die leis-n Linien
hies- dn Spanier-were ins-di siehe-meet
UND ais er fest die Renten wieder u»
sm« ers-re drin- eriinwt sit-er Tit
ssqepesi Feine-e tiefre
Jst werde Ieise-J innre er. nn
seine Worte waren gegen seine vorhe
rige wahnsinnige Erregung wunder
sam ruhig. »Ich weiß, daß ich sterben
werde. Aber ich will reden vorher ——
alles will ich sagen. Jch habe higher
geschwiegen, weil ich glaubte, daß
meine That niemand Schaden ge
bracht habe. Hätte ich gewußt, daß
eg anders sei — — bei Gott, nicht eine
Selunde länger hätte ich geschwiegen.
— Aber sagen Sie mir, wer Sie
sind.«
»Hollselder —- Heinz Hollfelder
heiße ich! Sie haben meinen Namen
vielleicht schon gehört oder gelesen —
ich bin es, der Matten-Z gefunden hat.«
Dashwood nickte zum Zeichen, daß
er sich erinnerte. »Und daraus hat
man wohl Verdacht gegen Sie ge
schöpft?« meinte er. Freilich — das
hätte ich mir schon früher sagen tön
nen. Aber ich war ja halb wahnsin
nig die ganze Zeit hindurch. s— Kom
mcn Sie näher heran, Herr s— dass
laute Sprechen wird mir schwer-. Joh.
smle Ihnen gestehen — alles, alles
will ich Jhnen gestehen.«
Heinz brachte seinen Kon den Lip
pen des Sterbenden so nahe, daß er
seinen heißen Athein spürte. Wild
pochte sein Herz; aber er zwang sich
gewaltsam zur Ruhe.
Dafhwood fühlte, daß ihm nicht
mehr viel Zeit gegeben war, und er
ifaßte sich kurz· ,,Jch bin Engländer,
Herr, aus London. Seit meiner
Kindheit war ich immer trank. Mein
Vater war wohlhabend, er liebte mich
sehr, und er wollte nicht, daß ich ir
gend etwas lernte -— ich war zu
fchwächlich dazu. Es wurde mein Un
glück. Hätte ich einen Beruf gehabt,
etwas, das mich ausfüllte, es wäre
anders geworden. Aber ich lebte nur,
um eben zu leben. Als dann die Liebe
über mich tam, die leidenschaftliche
Liebe zu Daify, da gab es nichts, das
mich hätte ablenlen können, nichts,
das mir darüber forthalf, denn ich
durfte ja nicht daran denken, sie zu
heirathen, ich war ja todttranl. Und
dann kam der andere, der Schuft, der
sie zu bethören wußte. Jch fah, daß
er ein Schuft war. Jch durchschaute
ith vom ersten Augenblick an. Jch
fah, wie er fie ausbeutete ---— und end
lich konnte ich mich doch nicht mehr
bezwingen, ich ging hin, sie zu war
nen. Sie aber hörte nicht auf mich.
Als Antwort empfing ich die Mit
theilung von ihrer Vermählung —
und da ich mich nun ganz von ihr zu
rückzog, hörte ich monatelang nichts
mehr von ihr. Bis ich dann durch
einen Zufall erfuhr, daß der Menfeh
fie verlassen hatte, daß er geflohen
war. Da fuchte ich sie wieder auf,
denn ich brachte es nicht übers Herz,
sie in ihrem Elend allein zu lassen,
und die Monate, die nun folgten, wa
»ren vielleicht die einzigen meines Le
Ibens, in denen ich beinahe glücklich
»war.«
Sein Athem ging pfeifend, und es
war ein entsetzliche-Z Rasseln in der
schwer arbeitenden Brust. Die Kräfte
drohten ihn zu verlassen.
Kaum tvar es noch hörbar, als er
fortfuhr: ,,Daisys Flucht nach
Deutschland rüttelte mich aus. Jch
stann es nur eine Flucht nennen, so
ängstlich war ste, wahrscheinlich aus
Geheiß Mayrings, bemüht gewesen,
ihre Spuren zu verwischen. Jch abers
war voll tödtlicher Angst, daß der
Schurke sie in irgend eine Falle gelockt
hatte, um sich ihrer aus irgend eine
Art endgültig zu entledigen. Jch
forschte nach ihr —— und endlich hatte
ich sie gesunden. Sie lebte in den
tilnttnerlichsten, dürstigsien Verhält
nissen. Und als ich vor sie trat, da
schüttete sie mir rückbaltelos ihr Derz
aus« erzählte mir. tvie sie der Schust«
der sich ihr Watte nannte, habe in
Armuth und Diirsligleit beklommen
lassen, und slehte mich an, zu erspr
schen, was er eigentlich in Berlin
treibe. — - Der nächste Tag war ein
Sonntag. Jch batte mir ooraenonts
rnen. Maneing nicht zu begegnen· aber
eine seltiaine itneast trieb mich doch.
gerade an diesem Tage das Baue
«aus.ttlsuehen. in dein Daiitt lebte. Itlus
der Treppe. vor der noch grössneten
Wohnungetdiin teesse ich Init Matt
einst zusammen. tir grith voll ingeint
mitten Dodnee und rusl tnie zu: Atte
»den Sie nur hinein Fräulein Bonn
leer erwartet Sie seitens Damit war
ee auch schon die Beet-ne hinunter
Ilion dannen Rhnunnen etitltlt. ging
Hin hinein und sann katsn densuiit
loe aus dein Boden liegen. Ja dod
iie aui und trut- ste ause Sol-a tInd
litiil ichiukt ite vie Kutten aus. Alter
starrte sie inttd an und dann schlug
sie n-«mnernn die Hans-e vor due we
Inst »Ur ital mild geststayen ne
hellt-neue Rot-ent« stosnte sie. lind
tunn « n w tanle enttestisde Bein
te Bd i.nn » Ihnen ntitt wieder
Uslen tjsere Idee Mdtend sie idem-,
setze in yet-M »Sei-Te set knien-n
nnd us Zum tut seit einen eitel-ten
ss Web-unten N must un leid-en
—
tödten — tödten! —- Jch fuhr nach
Berlin — und wie ein Spürhund
» war ich hinter ihm her. Nach weni
aen Tagen schon wußte ich alles von
ihm. Jsch wußte, daß er in Wahr
heit Mariens hieß, daß er in glänzen
den Verhältnissen lebte, während er
oie Frau, die seinem Kinde in Schmer
ien das Leben gegeben hatte, beinahe
hungern ließ. Auf offener Straße
traf ich ihn. Er wurde leichenhlaß,
als er mich plötzlich vor sich sah, und
er hielt es fiir nothwendig, zu allein
noch seinen Hohn hinzufügen. Daß
ich ihn nicht aus der Stelle nieder
schlug -—- es ist mir ein Räthsel. Aber
ich lies; ihn noch einmal laufen. Frei
lich wich ich ihm nicht mehr von den
Fersen; wie sein Schatten folgte ichs
ihm den ganzen Taa —— und als ich
sihn in später Abendstunde schließlich
! roch aus den Augen verlor, suchte ich,
J da ich ja nun seine Adresse wußte, das
» Haus ani, in dem er wohnte, um ihn
hier vor der Thiir zu erwarten. Aber
er kam nicht, Es wurde Mitternacht,
es wurde zwei Uhr —— und er kam
noch immer nicht. Da iielt ich es nicht
länger aus. Ich nahm an, daß er
bereits in seine Wohnung hinaufge
gangen sei, ehe ich aekommen war,
nnd versuchte, oh ich nicht ins Haus
gelangen könnte. Zu meiner Ueber
raschung sand ich die Hausthür un
verschlossen, und leise schlich ich mich
dise Treppen hinaus. Das maajaegen
drei Uhr Morgens gewesen sein. ·
An seiner Wohnunasthiir lauschte ich
—- drinnen war alles iodtensttll.
Schon streckte ich die Hand nach der
Klingel aus — da gina untensdie
Hausthür, und leise pseifend kam Ie
msand die Treppe herauf. Jch haskt
einen Stock mit einem schweren Griff
-—-- einen sogenannten Todtschlager.
Marter-s bemerkte mich nicht« den«
ich hatte mich in eine dunkle-»Geh ge
drückt. Er nahm seinen Schlussel her
aus und bückte sich, um in der Dun
kelheit das Schlüsselloch zu suchen.
Da riß der Dämon in mir meinen
Arm hoch — ich schan zu; Ich fah
ihn vorübers.illen, ohne einen Haut
von sich zu gehen —- und dann sturzte
ich davon —"
Ermattet schwieg er, und auch
Heinz tonnte vor Erschiitterung nicht
sprechen. Noch einmal —- zum letz
tenf Male Jber raffte sich der Sterbende
au ,
»Ah-sen Sie einen Zeugen«, flü
sterte er, ,,einen der den letzten Theil
meines Bekenntnisses aufschreibt. Jch
will minen Namen darunter setzen.
Polen Sie jemand — ehe es zu spät
it.«
Das Schicksal selbst sorgte für die
Erfüllung seines letzten Wunsches-.
Denn noch ehe Hollfelder sich hatte
erheben können, kam der Arzt, der auf
das Geheiß des jungen Schriftstellers
berbeigeholt worden war, und der
nun sdie Bekenntnisse des Sterbenden
entgegennahm.
————————— -Y- —
»Er hat ausgelitten.«
Der Arzt neigte sich herab, mit
sanfter Hand die Lider iiber den ge
brochenen Augen zu schließen.
Heinz faltete die Hände der Leiche
und strich die zerwühlte Bettdecke
glatt; dann zog er den Arzt bei Seite
und sagte leise: »Dringende Pflichten
rufen mich ab, Herr Doktor-. Jch muß
Sie deshalb bitten, dem Todten die
letzten Dienste zu erweisen. Die Mittel
dazu erlaub ich mir Jhnen gleich ein
zuhändigen — und ich bitte Sie, zu
veranlassen, daß kein Lärm über den
Sterbefall hier im Hause entsteht. Es
wohnt eine erkrankte Frau hier, die
vor erst nichts davon erfahren dars,
soll ihr Leben nicht ernstlich bedroht
werden«
Der Arzt versprach, sein möglichstes
zu thun. und Heinz verließ das Zim
mer. Er fand die Kointesse lvartend
in dein Zimmer, darin er sie zurückge
lanen yaur. -
Die elfte Stunde war bereits über
schritten.
Heinz war der Verzweifluna nahe.
Sollte es trotz allem zu spät sein? —
Mit daftigen Worte forderte er die
Gräfin auf, ihn zu begleiten, und
dem Kutscher der ersten Drofchle, die
sie antrafen. gab er Dombrowtllis
Adresse an. Unterwegs erst unter
richtete er die Gräfin von dem, was
vomeiallen war.
Er kam zu spät.
Niemand öffnete inni. als er an die
Ibür pochte. die Dombrowetii Visi
tentarte trug. Auf fein anhaltendes
Klopfen aber aina eine andere Tinte
daneben auf. und ein altes Weile«
oerlnutdlich die kltmrnervernrietherim
theilte ihm mit, daß der tllole lesen
vor einer Stunde von zwei Herren
abgeholt worden lei.
ilu..leapllel.
Oerdeel v. Welninaen war lotoet
tn letn Dotel weitergeher nachdem
er Dotttelder autsletmtit hatte.
Dort trat er lwei Herren tetnee
weinend .ln. nnd der eine von ihnen
lernen non-dem fte lich ture tsegellst
Utlenz Ase in alles word-see Den
v. Wedel-um Die gegnerischen Se
tunanen nnreen non vornherein satt
allen Bedingungen anvertraut-en su
tannnenluntl um elt llde denn Weit
nen Alter« an der droel - sel
cösxomle tltum Manns-Ein die
me Kiwptnntllliiqtetl Zehe satt —·s «
du Wohnungen am äle Wunden
H Minut.«
Die andere Den will-me nd und
leeres ilcy nur M Huld lltm äu tue, ·
»ich-»rein Dur cetnee Kutten» to
dankten wucan Un nun untre-wer
neu ctlmee In ltml nn. Jn. lu
Ne III-Ins Its-en nett-reden hu
Falte sit est-le ilmimnt Eueres
lieh suche l.::-«s..s.: .:::«.·. here-te Ele
rerzeihen Aber Sie wissen, daß bei
zwei Forderungen die erste eigentlich
auch zuerst ausgetragen werden muß.«
»Nun«, entgegnete Herbert ruhig,
,,es ist nicht unsere Sache, uns da
rum zu bekümmern. Die Sekundan
ten des Herrn Doktor Dvmbrowski
hätten ja darauf hinweisen nnd ver
langen können, daß das Duell bis
zum Austrag des anderen Ehrenhanss
dels Dornbrowskis verschoben wird.
Fiir uns hat jener andere Zweikampf
keine weitere Bedeutung-«
»Ja, ja —- natiirlich. Jntorrekt
verfährt nur Herr Doktor Dombrows
ki. Es ist seine Sache, sich deswegen
seinem anderen Gegner gegenüber zn
rechtfertigen.«
Web-ringen dentete auf zwei Stüh
le. »Wollen die Herren mir das Ver
gnügen machen, ein Glas Wein mit
mir zu trinken?« sagte er. »Es ist
erst acht Uhr, und vor zehn werden
wir nicht abfahren müssen. Mit den
zwei Stunden ist ja doch nichts mehr
anzufangen«
Jn ernsthaften Gesprächen brach
ten sie die Zeit hin, bis sie gemeinsam
den vorher bestellten Wagen besti«egen.
Pünktlich um die elfte Stunde trafen
sie auf dem Kampfplatz ein.
»Ich suchte ihn gestern Abend auf«,
erzählte Herbert leise dem Freunde,
»und verlangte von ihm, daß er sich
mit mir zuerst schlagen solle. Er ver
weigerte es unter Hinweis auf den
Gebrauch. Als ich ihm aber erklärte,
daß ich ihn für einen gemeinen Feig
ling ansehen würde, wenn er nicht aus
meine Forderung einginge, war er zu
allem bereit.«
Der Arzt konnte nicht mehr ant
worten, denn eben jetzt kamen drei
Herren aus sie zugeschritten Man
grüßte fich gegenseitig steis und förm
lich. Dombrowski war Vielleicht noch
ein wenig bleicher als sonst, aber von
vollkommener Ruhe und Selbstbe
herrschnng.
Während der Arzt sich an seinem
Verbandzeug zu schaffen machte, prüf
ten die Sekundanten die Waffen. Die
Ahn Schritte Distanz wurden abge
messen, den beiden Gegnern ihre Pi
stolen eingehändigt — alles vollzog
sich rasch und leise. Gesprochen wur
de kaum ein Wort —- wohl keiner der
Herren hatte zuvor einem Zweikampf
unter so furchtbaren Bedingungen
beigewohnt, und die Sekundanten wa
ren beinahe nervöser und ausgeregter,
als die Gegner selbst. Dvmbrvwski
warf erst im letzten Augenblick die
Cigarette sort, die er bis dahin zwi
schen den Lippen gehalten hatte,
sprach noch ein paar Worte mit einem
seiner Sekundanten und nahm dann
ruhig seinen Platz ein.
Der vorgeschriebene Versöhnunass
versuch, dessen sich der Unparteiische
rasch und verlegen entledigte, war na
türlich zwecklos, Arzt und Sekundan
ten zogen sich zurück, und es wurde
todtenstill unter den leise im Morgen
winde rauschenden Wipseln
Der Unparteiische fuhr sich mit dem
Taschentuch über die Stirn, ehe er mit
merkwürdig heiserer und gepreßter
Stimme sagte :,,Wenn ich ,Eins’ zäh
le, hoben die Herren das Recht, zwei
Schritte vorzutreten Bei ,3wei" dür
sen die Waffen erhoben werden, bei
,Drei’ darf geschossen werden. Die
Herren sind bereit?«
Die Duellanten nickten.
»Ich zähle: Eins.«
Keiner der beiden Gegner machte
von der Erlaubniß, die Distanz um
zwei Schritte zu vermindern, Ge
brauch. Die recht-e Seite einander zu
gekehrt, stanoen sie sich gegenüber. die
Blicke fest auseinander gerichtet.
»ZWec!·« ·
Lagisam hoben sich die beiden Arm-e.
»Drei!«
So völlig qleichzeitia fielen die
beiden Schüsse, daß nur ein einziger
scharfer Knall hörbar wurde. Dom
brotvski stand aufrecht und fest wie
zuvor, Herbert v. Wehringen aber
war zuriickgetaumeli und wankte.
Eilig sprang der Arzt hinzu. Her
bert aber. ans dessen Antlitz der letzte
Blutstrppfen gewichen schien. wehrte
txfiig ab.
»Es ist nichts«, brachte er mit An
strengung hervor. »Ein Streiifchuß
— nichts weiter.« Er itand schon
wieder aufrecht. »Ich bitte den Herrn
Unparteiischen. die Fortsetzung des
Kampfes zu vestimmen.«
Der Unparteiische. ein Herr v. Loes
ben. der mit Opllielder betreundet
war, iam heran. «Wollen Sie dem
derrn Doktor nicht gestatten. vie Ver
iehnnq zu untersucheni« »
.Nein!« entgegnete Derbert beii
stimmt. »Sie ieben doch. das ee keine
Bedeutung dat. Wenn ich aiio bitten;
darf —« )
Die Seiunmnten beachten anderes
Waffen- Wtedee kam das Kommen-»
do »Musi« — und diesmai mochten
beide Geanek die erlaubten lWei.
schritte vorwärts.
.Ziveii«
Rat ein Arm dod M --- Vom«
tmveti stand ohne iich m time-n
Sein twoeiee Miit eins-te wie iiO
Verdert immer meist beeiiieiste
nnd ei ind nnd-. wie von ieinee lin
ien Jede-im NO plus danieden-um
Mc pas Kominnndo »Oui« im.
its-s diktiert v. Wenigqu -—- und
ee bitte deser qeiieit nie des seiie
Mai. itsnen«’ttv.ienvttkt void ttmd
ree iiote nimmst Nun meeteien
sich feine Geiidtukue nnd dumpf
nuiitcddvend its-Tun ec schwer »m- km
J Boden nieder
sie-er are-n Heiden Mit M mps
» »unter michs-i Yixidiam ikiemste
.et iich nort vie eurn misditen sum
» dar-( peenidsn ei nka sue d»
s Bitt t«.««teni-.dnsx Hm doti.
« »Has« a »He drein Ut« Neid-n
Kindetmund.
Of
»Großpapa, werde ich auch ein mal Großpapa wie du?«
»Gewiß, mein Junqel« .
»Aber muß ich dann auch die Großmama heirathen?«
ihm die Sinne, und bewußtlos brach
er zusammen· i
Zum zweiten Male stand Heini an
diesem Vormittag-an dem Lager eines
Sterbenden. Der Mann, der da, oon
der Hand des- Todes gezeichnet, vor
ihm lag, war sein erbitterter Feind
gewesen, und der einzige Mensch viel-»
leicht, den er wirklich gehaßt hatteu
Jetzt aber wsar jede feindsclige Re-;
gung in ihm ausgelöscht, und er besj
grüßte den Verwundeten so herzlich«
als sei der Pole niemals etwas ande
res als sein bester Freund gewesen« (
Diombrowsli aber sagte: »Ich habe
Sie rusen lassen, Herr Hollselder,l
weil ich verhindern wollte, das; der·
Brief dort in andere als in Jhre Hän-·
de gelangte. — Da drüben, bitte auf
dem Tischt«
Mechanisch nahm Heini das Schrei-(
ben auf. Aber er las doch unwillkür
lich die Adresse — sie lautete. »An
die Polizeidirettiom Berlin.« I
Leise sagte er: »Sie thun gut da-i
ran, daß Sie die Absendung dieses!
Briefes verhindern, Herr Dotior.t
Ich glaube ja zu wissen, was er ent-«
hätt; Sie hätten damit Menschen, dies
wahrlich ohnedieg schon genug gelit-i
ten haben, das bitterste Unrecht zu-I
gefügt. denn es ist mir heute friih ge-;
lungen, Otto Martens’ Mörder aus
findig zu machen.« !
Dombrowsii hob abwehrend eini
wenig die Rechte. »Bitte —- oerschoss
nen Sie mich!« sagte er. »Ich wünscht
te, daß ich niemals etwas mit dieser!
Angelegenheit zu thun gehabt hätte
Lassen Sie mich nur das wissen —,
Herr Hollfeldm ist Ihre Braut ent
lastet?«
»Jawohl.«
»Ich danke Ihnen. Und nun ver
lassen Sie mich —- ich bitte Sie darum.!
Meine Minuten sind gezählt — und
ich will noch einmal Eintehr halten
bei mir selbst, ehe ich in jenes dunkle
Land hinübergleite.« i
Als Hollselder nun zu Herbert o.f
Wehringen fuhr, versicherte ihm derl
Arzt, daß der nur am Oberarm Ver
wundete in längstens zwei Wochen so
gut wie hergestellt sein würde· »
Die Kunde, die Hollselder von
Dombrowsii und von Robert Basis
wood brachte. erschütterte Herbertj
tief, aber die Gewißheit, daß siir seine
Lieben nun alle Gefahr Voriiber war,
richtete seinen Lebensmuth doch auf.
Voll neuer Hoffnung sah er in die.
Zukunft, und beruhigt konnte ihn
Heinz verlassen. I
Noch saber waren die Ueberraschun
gen dieses Tages nicht erschöpft —
und nach den tragischen Ereignissen,
die nun hinter Heinz lagen, waren es
sehr erfreuliche Dinge, die sich weiter
hin zutrugen
Er kehrte von dem Krankenhaus
aus nicht in feine Wohnung zurück
denn es drängte ihn, die Gräfin Wal
dendorff sogleich von dem Ausgang
der Ereignisse in Kenntniß zu setzen.
Wie immer öffnete ihm die hiibsche
lleine Zofe die Thür, aber sie war
dann nahe daran, den eintretenden
Veiuchu fiir aeiftesgeitört zu halten.
Er hatte sich noch leidlich ruhig danach
ertundigt, ob die Griifin anwesend tei.
im nächsten Augenblick aber war er
auf eine Thür zuneltilezt. hinter der
eben eine Stimme laut geworden war
die nicht der Komteiie Waldendorss
angehörte hatte diete Thiir aufgerii
sen und war wie ein Wilder über die
Schwelle nettiirmt
Marqoti«
Dr hielt er sie auch schon in feinen
Armen und bedeckte ihr Gesicht kult.
leinen Küssen. «
Schluß Mut-)
W
Nun-on Its Wh Du sau
I ists IM.
- Unm den Ausruf-Sprechen du
Wut-an Im vie deutsche Spros
as Imm- dttW Un »Hu Suc
stm die aussucht Gott«-. Ue von
kamst-m IN MI. Roms-o M
te i
fonds wiss-. III M die mdu
nun sunutispndw drum komm
m itaatoßsw »Im-W Wien Ruhm
Im sich n Anspruch nehm-L sum
fuhr He im drum SWO »Sie sum
am mä von « Mulden-m Pöme
gisprwm wade um -i.· Maus-—
ma »Es-Hexen Jud gut Rufs-Un Eph
Oo Manna-.
und du Ums-Muts muss ommn
. »Hm mngtmmwäevm Cum-Chiassis
Ernst-. Wälnnd sind-I mdm p»
»
einheimischen Sprache so ziemlich über
all die sranzösische gelehrt und gelernt
wurde, tritt sie schon seit Jahren hin
ter der deutschen Sprache immer mehr
zurück. Sogar die Engländer haben
sich bequemen miissen, den Unterricht
in der deutschen Sprache in die Lehr
pläne ihrer Schulen aufzunehmen.
Gern haben sie es nicht gethan. Die
Verhältnisse haben sie dazu gezwun
gen.
Die britischeHandelstvelt vor allen
bat mit dem zunehmenden Gebrauch
der deutschen Sprache im internationa
len Handelsoerlehr rechnen müssen.
Die englischen Techniter müssen die
deutsche Sprache lernen, um imstande
zu sein, sich die neuestenErrungenschaf
ten aus dem Gebiete der Technik anzu
eignen. Jhnen haben die englischen
Aerzte und die Vertreter anderer mis
senschaftlicher Berufe folgen müssen,
denn nicht blon zahllose Erzeugnisse
der Industrie, sondern auch die epoche
machenden Ergebnisse wissenschaftlicher
Forschung tragen heute den Stempel:
»Made in Germany«.
Und wie in England, so ist es über
all. An der kürzlich errichteten neuen
medizinischen Hochschule in Konstanti
nopel ist die deutsche Sprache als Uni
versitätssSprache eingeführt worden.
In Argentinien, jener südamerilani
schen Republik, die nach allgemeinem
Dafürhalten eine große Zukunft hat,
ist die deutsche Sprache die einzige le
bende Fremdsprache, die an den höhe
ren Schulen des Landes gelehrt wird.
Jn weiten Gebieten Chiles ist die deut
sche Sprache zweite Landessprache, so
daß sogar chilenische Dienstboten
deutsch lernen. Dem Vorsitzenden des
deutschen Turnpereins in Valdivia,
der soviel Nationalstolz hatte, daß
er den chilenischen Präsidenten in der
Turnhalle deutsch begrüßte, antwortete
der Präsident aus deutsch. Dem deut
schen Sprachoerein an der Mastda
Universität in Totio gehören fiinfzig
Professoren und vierhundert Studen
ten an.
Das sind nur ein paar willtiirlich
herausgegrifsene Beispiele für die wer
bende Kraft der deutschen Sprache. Es
gibt heute keinen Himmelsstrich mehr,
unter welchem die deutsche Sprache
nicht gesprochen und verstanden wird.
Von den 87 Millionen Menschen, die
sich zur deutschen Sprache bekennen, le
ben 59 Millionen im deutschen Reiche,
llz Millionen in Oesterreich-:Unaarn,
Li) Millionen in der Schweiz, 14 Mil
lionen in den Ver. Staaten, 2 Millio
nen in Russland-, 400,000 in Brasi
lien, 100,0()0 in Australien und 100,
000 in Groszbritnniein Auch in Ja
pan, Siani, Pera und anderen süd
amerikanischen Republiten gibt es
Tausende von Deutschen. die ihrer hei
mathlichen Sprache treue Wächter sind
nnd sich ihre Verbreitung unter den
eingeborenen Bevölkerttngs-Eleinenten
angelegten sein lassen.
Der Deutsche hat also einiaetirsache,
aus seine Sprache stolz zu sein. Es
ist neben dem Englischen die einzige
Sprache, die in der ganzen Welt ge
achtet wird. Es ist die Sprache des
internationalen wissenschaftlichen Ge
dankenauetattsches, und sie wird immkk
mehr auch tnternattonale Verkehr-·
sprache. Von Jahr tu Jahr aenstnnt
sie mebeAnhönaer und es ist nicht aus
aeschtosseth daß sie schon in einigen
Jahrzehnten ein beträchtlichee Stilck
non dein Vorsprunge. tessen die matt
sche Sprache sta« deute noch kuhmm
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