Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, April 01, 1909, Image 8

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    Die verlorene Krone.
Remtm ans dem Jahre 1866 von Henrictie v. Mittel-eisenb·
n — — A
ts, TortfetzungJ
»Er-oder Gott da oben!« Der alte
Heut-net sah zu dem ttahlblauen, von
wenigen rafch tegelnden Motten dukchi
zogenen Himmel auf. »Habt Ihr denn
noch nichts gelernt? Wollt Jhr mit ei
net Handvoll Leuten Hirten gecen das
mächtige Preußen anfanqenW
»Wir wollen fttr die Rechte unseres
Köniqu tämspfm siegen oder unt-me
k-en.«
»Wissen Sie, wag Sie erreichen
werden«- Nickxts weiter, nlg das-,
mich Jlnr Mannijt die now-nun die
Marienburg verlassen und ach lseis
inatljlvse Fremde inez Ausland umn
dern mußt Der König Will-eint von
illrenßen ist groß und edeldentend,
aber linke Politis, litier Heizen und
sinnlvseo Antämlssen gegen das lite
scdtck tat-n er von seinem Standpuntt
ans nicht duldet-, Das must innszn
strengen Maßregeln treiben «
iltamnsingen guckte die Achseln.
»listi: König darf den anderen ni.t
enttlironen Er verletzt damit die
Gesetze der Legittsnttiit, ja er hebt sie
gewissermaßen damit auch sitt sich
selbst aus«, sagte er störrisch »Wir
stellen uns eben auch außerhalb der
Geseße.« .
»Das- Schicksal wird tfuch zutre
ten und gleichgültig iiler Euch lyins
toegschreiten.« Der alte Heut-net wars
einen schmerzlichen Blick in dein ver
ödeten Schloß hinaus. Die große Fon
täne plätscherte nicht mehr. ttine förm
lich greisbare, drückende Stille las-,
iiber dein schweigenden Schloß.
»Ich wollte nur Herrentsausen noch
einmal eben« sagte tltarnmingen
nach liin erer ause in laliem Ton.
»Bei-aus chtlich werde ich viel reisen
rniissen in nächster Reit«
keutmer naljm sein-. schlan herun
ter iingende hand. »Was Sie mir
gesagt haben, bleibt unter uns. Jch
bin verschwiegen tote dieser stumme
Garten hier« Jn- übrigen « tsttott
besvblenl An dem tltatli eine-s alten
Mannen liegt anen ja doch nicht-.
Die Jugend ist immer tliigerl lkr
reichen werden Sie und die übrigen
htßlövse nichts, nur alles verderben,
roail sich vielleicht noch bessern und
ausgleichen ließe. Das ist nseine seste
Ueberzeugung.«
Nammtngen antwortete nicht. Er
ließ die Hand des Oberstnllineisterg
nach sliichtigem Druck aus der seinen
gleiten und wandte sich kurz uni.
heubner sab ihm eine Weile still
nach. »So dar soar der letzte.
Nun wendet auch der sich von mir
abi« sagte er mit einer dumpfen Er«
gebung vor sich bin. »Ich toerde nicht
mehr hierher gehen das thut sent
alles zu tveb!!«
Ein Windstoß sulsr durch die große
Tanne, die vor den löniglichen Wolms
girnmern stand. Die Wivsel rausch
ten. Still lag der Schloßhof da
todtenstill. Keine Wagenspur siilirte
vom Eingang deo goldenen Gitter-J
gut Freitreppe, leis-. Hilsschiag tönte
mehr im «).Itarstall.
hinter einem osfenen Fensterslii
gel, den man wohl zu schließen Ver
gnß, wehte der Lustiug eine weiße
Gardine leise heraus und herein -
wie einen letzten, sinnst-ten Abschiede
gruß.
t(t. Kapitel.
Dell schmettekten die Trompeter
den alten Hohenfkkedkeegek Marsch.
heller Sonnenglanz lag über Böh
cnenö alter Hauptstadt. Luftig zog
das peeußiiche Drngonek - Regiment
durch die Straßen von Mag. Sie
Ietfttnnnun , Siegerinbet glänzte ans
allen Gesich ern.
Der Kommsndene des Bestimmt-,
etne strafte. tehntge tttettekgettatt. hohl
sich in den site-ein. Mit stolze-n Blick
nettfteete et dte hinter Ihm rettende
eefte Schwebt-on- Dte Wie-de altel
qtstt und kund, tetn Stötkdchen aus«
den Unt demen.
Der . Ftentttttttand war gctchtot
sen. Der Friede konnte jeden Tan
veetttndtnt meet-en. Det- tieventä I
gtqe Art-Its0 nie-e noch dee neu en bln
tt en S tacht von Minnen-sitz to nut,
I beendet. «
Oberst s. Anleier niette dein net-en
tan eeitenden Untmnnten tret-nennt
.eee. Festes einen steten lasse ists sntc
netntlent Was meinen Ste. ltöniku
eet. biet tn der alten Stadt ttenq
Mks nnd schon net-seiten net-te den
testen Schändntenetteeent Wie sind
im Pol-Its Wall-Mein einmucttet
Sind tote vatd hat«
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OUII Miste text- etxentsette stsnett auf
de- IIeeIe Sitten tesnen spenden
genonunen Man tonnte wieder aus
sitzen. König-Zeit rief eine lante War
nnng zuriict Aber trotzdem die Dragos
ner so vorsichtiq wie möglich ritten,
stiirzten nJch viele Werde ans der
schliipsrizien Brücke.
,,Beinnbe tönnte man aberssläubisch
irerden'«, meinte der Oberst topsschiit
let-id.
Doch es ging alles gut ab, und
aleteti Draus lioq der Regimntsstab
in den Schloßhos des Waidsteinfchen
ein
,,Der Here Gras ist wohl nicht an
ioesend?« wandte sich Königs-ed an
den itnn wohlbekannten Diener, der
iin Eingann des Schlosses die feind
liche Einqnartirnng empfing,
»Nein. Der »Herr Gras ist in
Schönbrunn bei Seiner Masestiit
Aber die qnädige Gritsin ist hter.«
Köninoects Gesicht qliihte vor Uess
betraschunn. Das hatte er nicht er
wartet.
»Das ist ja schoeniant!« siel der
Oberst ein. »Ist diese Gräsin Giselch
die Sie wohl von Wien her kennen,
die Frau oder die Tochter des Be
sit-ersi«
»Hei-te Tochter. there Oberst."
»Um so besser· Sowie wir Satori
fähig sind, wollen wir der Dame de
Hanfeg nnferen Besuch machen«
»Es-Helden Sie das der Gräsin!« bei
fahl Ilönigoert
»Die Griisin empfängt seine Be
fnche«, entgegnete der Diener mit nn
beweglicher Miene. »Ich bin beans
tragt, den Herren die Zimmer anzu
weisen und Befehle entgegenzunehmen,
wenn Aenderungen gewünscht werden
Um sechs Uhr wird im Wallensteins
faal gespeist, wenn die Stunde ange
nehm ist.«
»Ja ja, wir sind mit allem ein
ZerftandenC antwortete Balnfeck leichti
rn·
Der Diener verneigte sich nnd
ging mit einer eintadenden Gebärde
voraus.
»Seht liebenswürdig ist der Ern
pfang gerade nicht«, sliifterte der
Oberst ttönigsect zu, während sie die
Treppe hinaufstiegen. »Aber frei
lich, wir sind ja hier in Feindes-«
land, und mit jungen Damen und
ihren patriotischen Latinen darf nsan
nicht rechten. Auf Wiedersehen bei
Tischl Schweden wird uns dao ,un
Igegiinnte’ Brot des alten Waldftein
immerhin.«
Mit gemischten Gesiihlen stand Kö
nigoect in seinem Zimmer-, das nach
dem Garten hinausging. Eine drit
ctende Hitze herrschte in dem hinter
den geschlossenen Läden nur dämme
rigen Ranni. Oder war nnr sein
Blut so heisi in dem Gedanken, mit
litisela nntcr einem Dach zu sein, ohne
sie sehen gn dürfen? Er bisi die Lip«
pen zusammen vor Schmerz nnd Zorn.
Ihre seindfelige Haltung thiirmte die
Scheidewand zwischen ihnen immer
höher ans.
Trotz dieser peinlichen Erwägun
gen empfand er doch auch wieder eine
gewisse Erleichterung, daß Giiela dem
lebhaften Treiben, welches sich bald
in dein tltalaio Waldstein entwickelte.
vollkommen sern blieb.
Das Essen vereintgte alle in denti
großen Speifefaetl. Auch Offiziere
anderer Truppengattnnnem die ini
Praq lagen. kamen ans ihren weni
ger schönen Stadtqnartiten herauf.
Bald sprach sich das herunt, nnd
e-; kamen täglich mele Gäste Das
Palnis Walditein war ja eine historisi
ichs Merttviirvigteit, die jeder gesehen
Zagen wollte, ehe er Prag wieder vers- ;
e .
Die Diener zeigten bereitwillig das
ganze Schloß, aneaenomrnea wurden
nnr die Wohnriinsner der inn en
niriiiin die wie eine freiwillig -
tangene ilne Minore nur in aller
Morgentrittte nnd tpiit Abends zu
verlassen keinem nrn einen tnrzen
Spazier-sauer durch den Garten zu
machen.
Wenigstens erlaubte Königeest ti
iitter en dieter seit tin Garten antt
der Ferne gefedert in trat-en. Er trat
alter dann immer sofort von seinen
Beotsnebtrrvolten unt Fenster inriiC
Die rrtten Tage vernineren ohne
Stimmen Trotz der dritrtenden othe
trinken die Otiitlere Wende nnrtr der
Sonnienintet hinüber. wo Erinnert
inne nnd stets anch diinitn zielnnnrne
oder rrtonvnteetente Dienerin-inne OI
fieierr Anton-Fern nnt denen tssln ein
trenndtntk tinrnttoter Verteilt tit ent
wickette
Kenntnis-it erstrtten ndrr Uti- dir
lich mitw- neisrendrn thiernictttrn
dåe erster den in den enstrn Ernste-.
tlenno .- nq.t-rrttrtrn tsrenteliitsen
thronen utsti mittinnen T««e unter
»rein-Wir ern-sen der Miit-ist srttt
den vetnsntzrlrstten Modus-neue dttde
sen eine innre Bruttthie Nr M ent
»Hier Reinheit trt M die Amte
tun ventks tin Trintetn tut-isten nso
sur-n nisd w litt Nr ttnttrrtmu ex
entl»-.t- Wen-m Die Mitte Stadt
»st- ntr ttmr Wind srsedts esne
sterbende Hist nerrtrvte
III-d W UUW Waldttetn tt.r.rte
xttso sit-er term- msenen Not-O nnd Mir
sennerttisnsnnnn
»Die trinkt« me dem dennan
IMM nititsstttrd’. Metnte Odem I.
s Baluseck. »Ich maxifs kaum zum Wa
s schen verwenden und habe den Leuten
s schon streng verboten, davon zu trin
k ten. Sie wissen doch, daß unser
lSchreiber ertrantt ist, Köniqsectisp
l ,,Jawob,l, Herr Oberst. Jch war
, heute skiih bei dem Manne. Er siebt
scblecht aus« Die Gesichtsiarbe ist
bläulich. Die Oberlippe zuckt trampfg
haft. Alle liboletakranten haben dies
satale Lächeln.«
»Herr des Himmels ---- Königs
ectl Er wird doch nicht die Cholera
bat-en? Es ist jedenfalls nur eine
Stolit?«
»Das bosste der Doktor. Aber mir
nesiillt die Geschichte gar nicht.«
Das Gesicht des Obersten versiirbte
Iiicln Er war ein niutbiger, uner
s schrockener Soldat, aber vor dem
J greulichen Gespenst der Cholera, das
j schattenbnst wie ein Phantom des
Todes hinter den preußischen Trup
per her zog, qroute ihm.
»Auf alle Fälle muss die Grölin
Geisela sosort das Palais verlassen«,
meinte liiinisiseck ablentend, denn mit
Entsetzen wurde ihm klar, in welcher
Gesahr die immer noch so heiß Ge
liebte biet schwebte.
s »Ach, lassen Sie dis junge Dame
nur für sich selber sorgent Die Haupt
suche sind unsere- S.olbaten Am be
sten wärs, wir riiuniten sosort das
Palais und guariirten uns anders
wo ein.«
Der Oberst zog heftig an ver Klin
gelschnur.
»Meine Ordonnanz soll tommeni«
rief er dem Diener iu, der mit selt
sam verstörtem Gesicht in der Thitr
erschien.
»Die Ordonnanz des Herrn Ober
sten ist vor einer halben Stunde be
wußtlos aus der Treppe zusammen
gestürzt. Jetzt hat der Mann furcht
bare Krömvse«, berichtete der Die
ner mit zitterndem Untertieser. »Die
Preußen haben uns die Cholera mit
gebracht-«
»Dummkopf -—-- in Euren trurnuien
Gassen haben wir sie uns geholt!«
stieß der Oberst zornig hervor
»Mensch, stehen Sie nicht da und
schlottern wie ein altes Weib! «
ttommen Sie, Köniaseit wir wollen
selber sehen, ob die Kranten alles ha
ben, wag sie gebrauchen.«
»Es ist bereits siir alles Nitt ige
gesorgt worden, Herr Oberst-« r
Diener suchte gewaltsam seiner zittern
den Stimme Fettigkeit zu geben« »Die
gnä»dige Gräsin ordnete selbst all-es
Ein-«
»Die Gräsin Gisela ist bei den
Kranken geioeien?« König-Decke Gesicht
wurde todtenblafz. «Gros;er Gott,
wenn sie sich anstecktt Sie muß fort
—- jetzt in dieser Stunde. Ich will
sie sofort sprechen und, wenns ni
Finder-Z geht, sie mit Gewalt fortschak
en.«
Er ging zur Tiriir. Der Oberst
folgte ihm. Er war iiber den plötz
lichen Ausbruch der unheimlichen
Krankheit zu erschrocken, um sich
iiber Königserts sonderbare-Z Beneh
men zu wundern·
Der Diener ging voran, aber nur
bis zur Tbür am Ende eines langen
Ganges. »Die Gräsin hat sofort be
fohlen, das; die Kranken abgesondert
liegen«, sliisterte er.
»Seht verständig von ihr Sie
brauchen uns nicht erst anzumeiden.«
Der Oberst tlopste nicht an. son
dern drückte die stlinte nieder. Ge
folgt von Könige-ed trat er ins Zim
mer.
Eine schlante Mädchengestalt, eine
große weiße Schürze über das blaß
blaue dnftige Ajtuiselintleid gebun
den, beugte sich gerade über ein Bett
und legte dem strauterh dek, in den
Kissen aufgerichtet« sein verzerrtes
Gesicht der sich öffnend-In Thiir zu
wandte, einen ilmselrlag aus die
Stirn.
Mii wenigen Schritt-en var Kö-«
nigseet neben dem Bett und faßte die
band der jungen Dame mit unbe
wußt hartem Druck. «Griitin Gitela
« was thun Sie hieri«
Ihre tieifchtvarzen Augen tat-m
» mit ernttenr Blick in fein erregtes Ge
« sicht. »Was ich hier thue? --— Meine
Pflichtt« antwortete sie einfach und
rang ihre dnnd aus der feinen.
«Gtect·s keine Dienttdttoten im Pa
lnis Waiditeim tetne Krantenpklegei
rinnen tn «ttr.-.,1?« herritt-te er e in
feiner Some fast vritst an. «Wir
baden. wenn das nicht der Fall tit,
tetber Bitte genun. um un ere Spi
dnten m viteaesr. Gehen seie. »Lie
hest Sie sich um - und reiten vie
noch in steter Stunde nach Wien ttt
Ihrem V.itert«
»Ich dteitse trier "
Den Oberst. betten Sie miet«
sit-eignet wandte sich in tetnek Rut
regunn sum teurem Ettezttmentetoms
mandeur um« der mit stummen Stau
nen dem erregten Wort-verbitt Mitte
te. während der ttrante suit dem
trieentstttatten Lkiitsetu ku- bei dtes
ter tödtttitsen Htpnttw to iwinerttst
Wett. tyeetsnnmetw an teiner Diese
urptte »He-lieu Sie mir de titsiitin
m Fersen-en « Mitei- wte most-A NO
thth Witdstem u; vert.iften7«
Jetnnwtxe ist«-sit txt-i »ich etc
inne-it ritt i« en einhe- Fte krist
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itkwen ein gutes Bett-ste- ru »Oui«
itt mein Meistean die-Nu wes
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We time nur Jne Unter Im mit l
der-« Itet Irrmgeect ander tit
»Mein Vater wünschte mein Aus
harken im Palais Waldstein. lsr
hängt an seinem Besitz, und in Kriege
zeiten läßt man sein Heini nicht gern
ohne Aufsicht.«
»Wir sind keine Morbbrennek und
Räuber", entgegnete der junge Offi—
zier bitter. »Ich dächte, das könnte
selbst der Gras zugeben. Den Platz
an diesem Bett nehme ich jetzt ein
nnd verlange, dnsz Sie mir den über
lassen. Bedenken Sie denn gar nicht
daß es ein Feind Jisres Landes ist,
dein Sie sich ganz nuhlos ausopsetn?«
»Ja diesem Augenblick ist niemand
mein Feind. Dies ist ein Kranich
ein in unserem Hause (7r!rantter,
den zu pflegen icts«1nich sitt verpflich
tet und berechtigt halte-«
Von der Nebenstube her unterbrach
lautes Stöhnen und Xammern den
Streit Gisela überliesz den Herren
den Platz am Bett und ging sofort zu
dem anderen bkrkrankten hinein, zu
der utigliietlichen Ordonnanz des
Obersten, der sich in fürchterlichen
strömt-sen auf feine-n Lager wand.
Königberk sah durch einen Spalt der
offen gebliebenen Thür, wie Gisela
sofort mit Hilfe eines noch gesunden
Soldaten dem Ungliicktichen heifze
Umschläge aus den Leib legte.
Mit zusamcnengebisfenen Zähnen,
fast stusnpfsinnig vor Angst um ihr
Leben, blieb er selber die Nacht über
mit dem Obersten bei den Kranken,
2lzeren Leiden immer entsetzlicher wur
en.
Als der tklrzt endlich eintraf, er
klärte er beide fiir unrettbar verloren.
»Aommen Sie mit mir in den
Garten, Königsect", bat der Oberst.
»Mir ist sehr schlecht ich muß ei-v
nen Augenblick frische Luft lchö Jen.
Lassen Sie die Griifin ihre Psicht
weiter thun. Wenn es viele solche
Frauen in sDefterreich giebt, so ist es
ein beneideneioerthes Land.«
Er oerbeugte sich tief vor dem jun
gen Mädchen, das mit ruhiger Selbst:
verständlichkeit den beiden Sterbenden
die aufopferndsten Dienste leistete
In dein helleren Licht des Ganges
bemerkte König-Herr mit lfntse en, wie
Bell- und verfallen das Ge,:cht des
bersten aussah.
»Wir müssen so schnell spie mög
lich hier heraus«, sagte Valuseck drau
szen. Er schöpfte tief Vlthem· »Seht
cken Sie sofort zur Kommanbanturs
um neue -Quartierbillette.« (
Köni seck ordnete das Befohlenef
an. A er die aus-geschickte Urban-s
nanz kam ziemlich niedergeschlagens
wieder. Man war auf der KommanO
dantur sehr schlechter Laune gewe-;
sen. Die paar Quartietbillette, diel
er erhalten hatte, reichten in keineri
Weise aus; außerdem sollten alle ins
Hausern dicht am Palais Waldsteins
in Kellerwohnungen untergebrachts
werden, in denen gleichfalls die Cho-;
lera herrschte. -
»Das kann uns nicht nützen«, sagte:
Baluseck dumpf. »König5eit ichi
habe solch sonderbare-«- Vorgesiihl, alss
kämen wir nicht lebend au- diesem
Palais Waldstein, in das wir so fröly
lich einzogen, wieder herauo.«
»Aber Herr Oberst!« Königs-ed
versuchte die Sache leicht zu nehmen«
obgleich das Aussehen des Kot-Wams
deurs ihn lebhaft zu beu,nrubigen be
gann. Wie wenn eine kalte and
ein Herz umklammerke, so schre ens
voll durchzuckte ihn der Gedanke, auch
der Oberst könne bereits angesteckt
fein — und was war dann mit Gi
sille
In demselben Moment meldete der
Diener zwei neue Erkrantungen und
den Tod der Regimentsordannanz.
»Mein guter Krameri« sagte der
Oberst wehmiithig. »Bei-suchen Sie,
die Ertrankten ins Lazarett schaffen
zu lassen, Königs-eck. Jch lege mich
zu Bett, ich tann nicht mehr.« Seine
Stimme klang hohl· »Sie wissen
bog ich teine Angst vor dem Tode
ha e, aber ein furchtbarer Gedanke
ist’s doch, nach solcher Schl-1cht, nach
solchem Sieg -— kurz vor dem Frie
densfchluß an dieser tiictischen Seuche
hier elend zu verenden.'«
Königseck half dem Obersten bei-n
Ausziehen Fieberfrost schiittelte ihn
schon -··- der Vorbote der aualoollen
Keömvfe
Den nnnzen Tag übee saß ee an
dein Bett des kennten Kommenden-.
bei dem der Ae t ioioei eine Chole
eceeieaniunn seit Leuen Doch neier ee
bei dee iiaeien Name des Patienten
auf einen glücklichen Ausgang.
Stündlich lamen Berichte iihee neue
Geienninn en im Schich. Jedeemai
isol- ein te eeiendee Mike-erzog Könige
ecke Umsi. denn bei jedes MAan
Wie ee nach von Giieine Erkrankung
zu veenetnnen neiiiennet
ist ingee den Am nach dein Ge
iundheiieenfinnd der Geäiien
.Aoeiåinikn qeixi ee ihe ausgezeich
nei. Dne iie eine eavfeee Dom-· Ich
wiiine nicht We wie ohne iie ansin
en. denn die Biene-sein« den voll
öndin ten iiovi veeiveecn Iei- din
dienten-in Nie alle in iinnioiee Bann
Nonniönien uns-den« nsenn nie Geä
iin snnn io W ini mein Was ne
biienen Nie-«
»Ei- iil vie einWe Iesskiee des
Grafen Wahne-n nnd ein nneeie inn
kommen Leben Ni vieiesp Nie
Minineexi kenn-up
»Das-neu nnd Wenn-. IM« nnd
neeekoeeieile Unnii untern Mundes
ien ihn bei deer Wende des Vieeiet
Die M- eeiedeeieenv hause-den
Kenntnis-einen tsefenennen He Ue
nnnsnnn vee Demon Nie due nun e
Iiisiaie Mnidieein veeienihe les nnd in
ictneii nsn »Wind geeiinnn messen
nenne Ri- dee iiedeeiiidennn im
nennten gne Unmen. des denen ein
i
Iranspcrt noch lohne, versprach er zu
sorgen.
Königseck athmete aus. Wenn die
lkinauartirung abriictte, und das a
lais Walditein auf ärztlichen Befehl
geräumt werden müßte, würde wohl
auch Giiela endlich dies Haue deo
Todes verlassen
Der Oberst dittirte feinem Ade
tauten trotz seiner entsetzlichen Leiden
ein-n Brief an den General Vogel v.
Fi.tirtenlteitt, unt Dem die schreckliche
Lsae hier vorzustellen und ihn nm
andere Quartiere zu bitten. Ein
Lieutensint jagte damit nach dem
Hradlchm hinauf. Dort lag der Stab
des titeneratg eittnuartirt - zur tim
piiruna der Böhmen. vie dies als eine
Einweihung der alten Burg betrach
teten.
Itn uriniicixer Erwartung vergingen
etwa zwei Stunden, tsis der ausge
sandte Bote tut-deklam
,,«1tun?« fragte stöniijsect gespannt
Lieuteuant v. Dalwia zuclte die
Achseln. »Nichts zu tuaYti Der
Friede ist abaeichloslen s r Gene
ral Vogel v. Faletenitein reist um zehn
llir ah. lkr ia.tte, er halte ietzt in
Böfmen nichts mehr zu beiehlen. Bis
in einem bestimmten Termin mühte
Böhmen von den Preußen aeriiumt
fein, wir wiirden daher auch iehr bald
ohnarlchiren. Was- tönne da noch
eine llmauartirnnq nützen, da est in
den meisten Hat-fern von Praa nicht
viel andere wie im Cinlaie Walditein
aussehe. Um Sie persönlich lchien
der tttenerat iehr beior ,t tu sein, al
ich ihm erzählte, Sie pflegten unteren
Obersten wie eine barmherzig- Schtoe
ster, Sind Sie vielleicht mit dem Ge
net-al verwandt?«
»Er ist der Bruder meiner Mut
ter«, antwortete Miniaeea titu. »Ge
hen Sie fort, Duin Die Luft
hzer iit verpestet.«
»Wie geht«- detn Obersten?«
»Ich fürchte das Schlimmste, Sei
ue hohle Stimme, fein Aussehen lind
entietzlich lSr ist ein verlorener Mann.
Der Arzt mitk- nur nicht ugeben,
im uns nicht muthlos zu nta en.«
»Wie furchtbar trauria! Balttieck
hat eine noch iunae Frau nnd drei
. Feine Söhne."
»Und war ein tapferer Soldat, der
autigste Vorgesetzte ——- ein herrlicher
Minn! —- Jch muß wieder zu ihm
hinein und darf nicht weich werden-«
»Motan werden Sie wohl selbst
»die iihotera habet-", meinte Dalwig
ezesniithlich »Sie sehen aus wie dün
nes Weißhier.«
»Seht verbunden. Halten Sie nur
die einenen Ohren steif, mein Bester.
-— Was machen unsere iihriaen Kran
len?«
»Sie sterben!« entgegnete Dalwia
latoniich
L« s-« -!-4.. CL
i
sklllllzspcll Zog sit cqllc mqu Its-»
zu und eilte an das Lager seines Korn-l
mandeurs. 1
« Der Oberst versicherte aus seine
und des Arztes besorgte Fragen, daß
es ihm merlwiirdisi viel besser gehe.
Könnt-keck sah den Arzt mit einer aus-l
leuchtenden Hoffnung tragend an, H
Der schüttelte traurig ven Kopf
»Dag ist oft so —- vorm Ende«, ant
wortete er ganz leise. ,,Sehen Sie
nur, wie sein Gesicht sub versärbtt
Nichts mehr zu machen, und wie gern
; hätte ich ihm geholfen!«
Köniaseck bemertte ietzt auch, daß
das Gesicht des Kranten bläulich
wurde, die Näael schimmerten sastl
schwarz an den gelb-veiszen Händen
Das Blut stoctte dort bereit-.
Der junge Offizier wollte den
l
i
Sterbenden fragen, ob er noch etwas
seiner Frau bestellen solle, aber die
Stirn-ne versaate ihm. Regungslos
blieb er neben dein Bett sitzen. Nur
wenn tier Kranke stöhnte, beugte er
sich zu ihm und sprach ein paar trö
stenre Worte.
Ein langer, stirchterlicher Tag, aesz
witterschwiil, von lähmender HitzH
der tein tsnbe nehmen wotlte. s
Endlich oersant die Sonne wie ein»
seuriaer Gluthball hinter den bunt
len Baumkronen Köriaseet riß die
Fenster aus« Ein tiihlerer Lustzug
wehte herein
Jn den lsiniern mit ist-, die er im
Zimmer ansstelten ließ, um die Hitze
etwas zu mildern, war nur noch ein»
tritber Brei lchlainmiaen Wassers
tibeia aebtieben. «
Er tlinaelte, um neues lfig zi
sordern. Ter er gerade dem Nranten
die Kissen anders trate. sah er nicht
die leise eintretende Perton an, son
dern rief seinen Wunsch, ohne unr
zudrehem Er hörte teine ntwort,
sondern nur, dasz die Thür sich wie
der fast aeriiuschlos schloß.
Nach einer kleinen Weile öffnete sie
sich wieder. Gisela selbst war es, die
hereintrat und eine mit Eisstiicken
gefüllte Schale aus den Tisch neben
das Bett des Kranlen sente
Der Oberst lag mit halb geschlosse
nen Augen, laut röchelnd, in den
stissen, die Hände sest ineinanderge
traurpr
Königs-ed fuhr herum und um
sahte die reizende Gestalt des jungen
lliädclxens, das ietzt regungslos, mit
aeialteten Händen, auf den Kranken
:«eruntersah, mit schmerzlichem Blick
I»Wer hat Sie hierher gerufen?«
fragte er heiser vor Erregung. »Ge
ten s- gehen Siel Wollen Sie mich
soltern mit dieser ewigen Angst um
Ihr Leben?«
»Ich bleibe bei Ihnen. Ich lasse
Sie nicht allein in dies-n schrecklichen
Stunden, in denen Sie einen tdetiren
Freund verlieren«, antwortete sie
bittend
s »Sie vernichten meine Qual nur
j tausend-sachl«
l »Mein Leben und das Ihre stehen
Ein Gottes Hand. Wenn ich mich an
stecken soll, wird diese Nacht auch
nichts mehr daran Hindern. Lassen
Sie allen Streit, sprechen Sie keine
harten Worte ietzt! Sehen Sie denn
nicht, das-, er stirbt?«
Sie tniete neben dein Bett nieder
Find schob ihren Arm unter das Kis
en
itöniaseck trat an die andere Seite
Seine lebenswarmen Finaer umschlos
sen die talte Hand Palastes-, die, von
tonvulsivischen Beweaun en dur , nat,
Ein-ruhig aus der Bettde e hin un. her
u r.
Stundenlana warteten sie so auf
den letzten schweren Seufzer Die
Nacht brach an.
Jtn Schloß wurde es todtensttll.
Nur vom Garten her hörte man das
seine diinne Zirpen der Grillen. Von
der frisch gemähten Wiese des Worts
wehte ein leichter Heuduft durch das
ofiene Fenster herein. Jn der ferne
rauschte die Malt-am und au der
Straße sang irgend ein ein amer
Wanderer ein altes ichroernrtithiges
Voltslied
Nur zwei Heer-ten vrannren nn
Limmen Ein zitternder treisrnnder
echein tanzte hoch oben an der wei
fzen Decke. Licht und-Schatten spiel
ten iiber das spitze, wachsgelbe Gesicht
in den Kissen.
Lönigsecl legte seine Hand sanft
auf die ebrochenen Augen. »Er ist
erlält!« agte er ernst und og Giiela
in die Hähe. »Komm ans Unster- -
in reinere Luft!«
Schweigend st.:nden sie nnd sahen
in den mondhellen Garten hinaus
tfinen silbernen Vorhang wehten die
blassen Strahlen um die Bäume und
Sträucher. Ein tounderbarer ? aber,
gemischt aus Todesgrauen un wild
aufschäumender Lebenshoffnung lag
in dieser stillen tslachtltundc Sie wa
ren beide allein, umgeben von Kraut
l;eit, Gefahr uni- Tod«
,,Gisela·-— Gifelal Jetzt fallen die
Schranken, die Krieg, Feindschaft
nnd väterlicher Starrsinn trennend
zwischen uns aufbautenl Wir find
vielleicht dem Tode näher wie dem
Leben, aber gleichviel wir sind
eins, nichts nud niemand darf uns
auseinanderreißen!«'
lFortietzung folgt-)
—.
Wenn der vritische Löwe großmütig
wird, hat er lich gewöhnlich irgendwo
übernommen
if is di
Die größten Meister lonnten oft
Der eignen Zeit nur wenig frommen,
Sie kamen nur auf diese Welt,
Um auf die Nachwelt einst zu kommen.
-—- Jn China werden in einigen
Streichholzfabrilen nur Handarbeiter
angestellt. Eine von diesen, in hsienis
hang gelegen, beschäftigt 600 Arbeiter,
wovon 400 Frauen sind.
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Die eine Hälfte der Menschheit weils
nicht« wie die andere lebt -- ist aber
immer emsig dahinter her, das are-zu
finden.
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Die am lautesten rufen, hohes- ak.
Inesniglich am wenigsten Sei-um«
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