Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, September 24, 1908, Image 2

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    Nach dem Sturme.
Roman von V. Ren-.
lit. Fortsetzung) I
»Ich habe sosdrt an Innres nach«
New Wort geschrieben, oasz versteht
sich.« erwiderte der Kausal, »und
bat-e ihn gebeten, siir »z. H. Zittenken
das Mögliche zu thun. Unsere tstlxe
derei hat ja leider keinen anderen
Schutz ale den bezahlker Any-akuten;
erst neulich ist die Miseres wieder tut-i
tlar geworden bei dent Falle rnit der
mburg Bring ,,i.-uise«, die ein eng
ischer sireuzer als des Sklavenhun
del- verdiichtig ausbrachte, ilog weil
Wind und Wetter sie aus dein atlun
tischen Meer unter dein siinszehnten
Grade nördlicher Breite etwa-I zu
weit östlich etrieben hatten. Rot-unt,
laßt uns ernstan aus die endliche
Erfüllung un eree heissesten Wun
cheb - aus die itleburt einer deut
chen Krieg-stotte!«
,»u so,« suhr Herr Wendhbest
sart. als die Gläser geleert waren
nnd er aus’e neue einschentte, »ich solt
ein untertbiinigea stornplirnent von
Matta bestellen; ich sprach ihn aus
denr Verwege, er sreut sieh ausneh
mend aus morgen Abend· Unsere
sungen Gäste sind doch Alle eingela
dens«
»Und totnrnen auch Alle-« ver
sicherte ran Wendhoest. »Aber wag
sagte is atta zu dieser ungewohnten
Rachgiebigkeit seiner Onkel-z nnd na
mentlich der Iantes«
»Er war entzückt von meinem di
rininatischen Talente - natürlich
nur, treil er dar Deinige noch nicht
rannte; er meinte auch, vielleicht liesse
sich diese istachgiebigkeit- noch weiter
ausdehnen, etwa bis zum nächsten
Herbst Dann-« seyte der Kausal, zu
einein Schrot-get gewendet hinzu,
»soll sich etwas ereignen, aber Du
brauchst nicht zu fragen, was-? Das
ist noch Geheinrrriß!«
Die hübsche Frau Rissen lachte.
»Ich glaube aientirt zu sein und
bin recht neugierig, die beiden jungen
Mädchen kennen zu lernen: es ist ja
eine ganz rornantische Geschichte-«
»Und wird noch roniankischer da
durch,« bemerkte Frau Wendhoest,
,dass sich beide zum Verwechseln ähn
sich sehen; man mischte sie siir Zwil
lingsschwestern halten, zumal wenn
sie, wie neulich Abend-, in gan-, glei
cher Totlette erscheinen Allerdings
ist Fräulein Weskerrnann zwei Jahre
siinger als Else.«
Eliteoitapitel
Der Januar war getoinnsen cnit
scharfe-n Frost und blaueur himmel,
aber bald trat Ihnuwetter eins ein
heftiger Sturm peitschte Tage lang
Schnee und titegen gegen die Fenster,
und diister und unheimlich zogen die
Wollen iiber Stadt und Land dahin.
Der Himmel, die Straßen. Der Fluss,
alle erschienen sie grau in grau, die
Menschen konnten sich nicht ermärs
men, und dustein Schnur-sen und
schliinmere Uebel hielten Eintelie
Haus bei Haue-. W war eine rechte
Zeit der Ernte siir die vornehmen
Aerete, deren ilutschen noch einmal so
geschwind iiber das liislaster rasselten
als sonst; gar mancher jüngere tioi
lege aber beneidete sie, der gn Fuß
durch das Schlackenwetter, über vie
nassen Trottoiro und tothigen Fahr—
ivege der Prario nachgehen snuszir.
Auch Doktor Binder zählte noch zu
diesen Aergten zu Fuß. aller seine
Praris war doch ungernein gewachsen
nnd erstreckte sich bereite bis in ei
nige recht sasdinonavle Straßen W
war iiym gelungen, sich einen rasch
wachsenden Aus in erwerben, zumal.
nackoenc der hervorragendste Wund«
arst Dainburai, Dotter Futte· sich
wiederisoit seiner als Stellvertreter
iu Behinderung-stillen bedient hatte.
Diese-e rasche Runeinnen dreister-ri
lintte auch die tsrsiiltung eines Wun
sches ermöglicht. nach welcher der
sur-ge leitet sich lange aesetint hatte;
ei Weihnachten wohnte seine Mutter
bei stim. Ins oieiee Bitten des Sols
nes hatte sie Darinqu verlassen und
irae tu iinu nennten um itnn die
Wirttsichast en iiidren
Ica s den-us dem He now tm
am Etsch Frau mit den MI mäd
may-M sama For-am dens Tod-sei
nat-mumi- und die Stadt wim
Mmm eu- M eian Most- Zu
drinlichmi It mutet-is Its m
IM- dil dem Gehe-IN cum-Miasm
I komm-. du M ein Wm su
IiMh und als sie Ida mai Ihm
sen Ist-tu desin- ouo auf du Ihm
dumm Wes-Um named-u f
Imsve apum-» mumi- se m
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TI: OMUMI uns Mem-v
in AND-sinds dul
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nach Matta, mehr als ein ,,J’(a!« oder
,.«llein!« zu antworten. Wai- mochte
ihn nur bedrücke-it
Da tlinaelte es an der Fluthiin
und als Frau Binder öffnete, in der
Meinung, ihr Sohn käme nach-Hause,
trat ein alter Herr in hechtgrauem
ttlnzuae auf den Flur, stellte den trie:
senden Reaenschirm bei Seite, prallte
aber beinahe erschrocken Antlia, alo
er, auslehend, das freundliche Gesicht
der Dame erblickte.
»Sotoahr Gott lebt, Frau Binderl
Liebste Frau Bindert« ries er, «:oie
srene ich mich, Sie ioiederzusehenl
Seit wann sind Sie in Hambnral
Und jung und hiibsch wie immer!«
Sie lächelte ein wenig verleaen und
reichte ihm die hand: »Mein Sohn
ist noch nicht zu Hause, und zu ihm
wollen Sie doch wohl, Herr Selle’t
Aber bitte, treten Sei einstweilen in
meine Stube; hier sammeln sich nach
her die Krantem denn um drei Uhr
ist Sprechstnnde.- Wir können ja
unterdessen von alten Zeiten schwa
tzen. Aber aus eins mache ich Sie
ausmertsam - ich bin into nito
hier, als unbekannte Wirthscha terin
des Herrn Doktor Binderx also Ver-s
lchwieaenhelt!«
,«a, ial« seufzte der alte Her,
»kann's Ihnen nicht verdenken, so
wenig wie ichs Ihnen verdachte, als
Sie vor sechs Jahren - es sind ja
wohl sechs Jahres — von hier sorts
gingen. That mir schrecklich leid,
tvar aber das tttickstiae, das einzig
Richtiae!«
»Und Ihnen danke ich soviel, Herr
Selle,« saate die Frau aerilhrt und
reichte ihm wieder die schmale Hand,
»Sie haben mir so aroszmiithia aes
-holsen, denn das Arbeiten ilir Geld
reich-te doch nicht aus« —«
»Ja, Sie rvaren inrmer so geschin
in jeder Art von Handarbeit,« um
ging der alte Herr die Dantsa una,
,,wie Ihr seliger Mann rrnser ster
Kavitön war und ietzt Ihr Sohn ei
rer unserer tüchtigsten Eilet-sie ist. Jch
knusz ihm auch in die Hände sollen
dies abscheuliche Wetter! Habe ihn
lange nicht gesehen, geht's ihm gut?«
Frau Binder schwieg einen Au en
blictx die Fraae tras doch gar z di
rett den Punkt, der ilrr das here so
schwer machte. Endlich sagte sie:
»Ich habe Willn sehr verändert ge
srrnden, und ich sorge mich rrm ihn.«
»Wie so?«
»Er ist still nnd arraenscheinlich
ties verstimmt; so, anr Weit-nachts
abend, aus den ich mich so aesrent
hatte, konnte ich ihn aar niclft vegreis
sen; er that wie ein Mensch, dem das
grösrte Ungan vassirt ist. Später.
als er sah, wie ich mich darum gräm
te, nahm er sich etwas zusammen,
und anr Bli. De,renrber, als er Abends
bei Wendtroests newesen war. lehrte
er heiterer als seit langer Zeit zurück
Aber verändert ist er doch seln·«
Herr Selle satt bei der schmerzli
chen Mitttreilung so harrnlos ver
gniigt ano, alo wäre ilnn die ange
nehrnste Neuigteit erzählt worden«
Ja, er neigte den Kopf aus die linke
Schulter, wie er bei besonders guter
Laune zu thun pslente. und rriate der
Frau Binder srerrndlich zu.
»Sollte —— Willn vielleicht
ein wenig verliebt seini«
«Daraus habe ich ia irnmer schon
angesvielt, bester Herr Selle,« erwi
derte die Dame, »und er tönnte mir,
seiner Mutter, doch auch Vertrauen
schenken, aber er schweigt.«
»Vin! Wissen Sie, welche jungen
Miidchen bei Wendlroett’o verteineni
Jai Er nat es oebnen gesagt-Ei Nun
ant, lorrrbinirerr wie doch ern bischen
Fräulein Westen-rann ist es nicht.
die er arrschrnachtet. die Gewissheit
tann ich Jlrnerr geben«
,.«.Illlnriichtiqer Gott!" ries die Frau
und ichtrrtr vie hände rnianrrnem
»Sie rootlen doch nicht behaupten.
dass er O, meine Ahnung!
Das wäre entitevlich siir meinen re
Irren InnerenF
»Warum entsehlichP ssaate der
alte den im neitriillriiriien Zone.
»das Mädchen ist ja tritt-ich tiedeno
rniirdin nnd reichl«
»Sie wollen meiner irsotten Herr
Selie.« riirnte Frau Binden utsesen
ten Sie dar Vortretaltene nnd Ntr er
er meine-n Sohne ntrctttriiar Leuten
Sie trn Mr urrtsentrsanren oteiditolr.
tin d-n Votirrrrntd und den starren
tfrgerrirnn dea Minnen der rrsodt
nane andere Ansichten nur ietnee
Former tan rte sie einen- armen
Schinder tun Im ins-r Weibe in re
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! Jlsd sus- Iua das PMB-u No—
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Heils list-» Man It Ins-IM- us
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ssiim »Im Mut-sub um s
» ist-. an Imm. m Mu- Mqu
Mc Oms W. III-I so Ists-vix
um « mu- MI u — m
MIIU IN-· ’
»Hören Sie auf, alter Freund,«
bot Frau Binder, »man tann ja bei
dem bloßen Gedanken schwindtig
werden. Nein, das ist absurd, und
ich werde mit Willst sprechen und ihm
das Wohnsinnige solcher Hoffnungen
klar tnachen·« .
»Das werden Sie nicht thun, vor
ausgesehh dass Zie noch immer die
besonnene, verständige Frau sind, als
welche ich Sie früher tannte,« erwi
derte Herr Seite setzt vollkommen
ernsthaft. ,,Bedenien Sie doch, Sie
nehmen ihm dann jede Hoffnung und
mit ihr den festen Halt, der ihm iehi
bei feiner anstrengenden ärgtlichen
Thiitigteit vor Allein so nöthig ist«
an Gegentheii, reden Sie mit ihm
von dem Mädchen, lassen Sie sich er
zählen von ihr, gehen Sie ein auf
feine Hoffnungen und Pläne; trösten
Sie, errnuthigen Sie ihn, das ist
mein Rath«
Die Frau schüttelte ungläubig den
Kopf.
»Ein gefährlicher Rath, Herr
Selle; bedenken Sie das linde! Und
wenn nun die leichtsinnig gewectten
Hvssnungen sich nicht erfüllen, was
dann? Ein Mutterherz sann es
nicht verantworten, Herr Telle, Hosi
nungen zu nähren, an deren Erfül
litng es selbst nicht glaubt!«
»Dann thun Sie es aus meineVer
anttvortcing, liebe Faundln,« sagte
ver alte Mann, »und glauben Sie
mir, ohne reelle Gründe ioiirde ich
Sie nicht dazu veranlassen.«
»Sind Sie heute gekommen, urn
mir dies zu sagen?«
»Nein-« versicherte er, »ich lam,
um Ihren Sohn zu sprechen: ich
tvuszte ia gar nicht, dasz Sie hier
wohnen. Da wir aber nun einmal
aus dieses slavitel gekommen sind,
mus; ich Ihnen ooch rathen, was mir
das Beste scheint. Ich dars nicht aus
der Schule vlandern - aber, dein
Mulhigen gehört die Welt! Matta
ist ein treuer und mächtiger Bundes
genosse Jhres Willy.«
»Das letztere glaube ich schon,«
versetzte die Aavitiintisrau, ,,Mi«tta
war immer ein guter ehrlicher mlange,
und Wiciy iievi ihn wie ein Bei-den
aher Matta geht ja nach einigen Wo
chen nach England-«
,,Zur rechten Zeit und Stunde ist
er wieder hier, Frau Binden und bis
dahin ruhig Blut«, ermahnte der alte
herr. »Er, Sie wissen. wen ich mei
ne, hat Vieles, sehr Vieles wieder ut
zu machen, waa einst sein Leichtsinn
und Egoiimus verschuldeten. Aber
ich muß sort, ei ist schon spiit, wollen
Sie vielleicht Willn bitten, mich heute
Abend oder morgen sriih vor zehn
Uhr aus einige Minuten zu besu
chen?«
«Sehr gern«, erwiderte Frau Bin
der, »aber ich musz Sie noch um
zweierlei bitten. Erstlich, vergessen
Sie nicht« dasi ich meine Anwesenheit
zu verheimlichen wünsche, und zwei
tens setzen Sie meinem Sohne
nichts in den Kopfs«
Als Dottor Bin-Her gegen Abend
von seiner letzten Visite, von der heim
alten Herrn Seite, nach Hause zurück
gekehrt war und nun am aeniiithlichen
Theetische sieben der Mutter saß, um
fahte er sie zärtlich und sliisterte ihr
in's Ohr: »Selle und Matta lassen
sich Beide empfehlen, und ich sollte
Dir nur die volle Wahrheit beichten,
Dir tviißtest ia längst, was — was
ich Dir eigentlich hatte verbergen wol
len.«
»Du hast linrecht daran gethan,
liebster Willn«, sagte sie bewegt unid
zog ihn an sich. »Wer lann wohl
besser in solchen Dingen rathen, als
eine Mutter? Daitest Du. tein Ver
trauen zn mir?«
»Ich fürchte, Dich schmerzlich aus
zuregen.«
»Ist stimmte dte Frau bei, »das
hätte wohl der Fall letn können, wenn
nicht Papa Selle heute —- —— Wie
metkwltkdla sicher lchlen er seiner
Sache, und auch Mantiss erwähnte
ek, als Deines Bundesgenossen«
»Do- tlt ek, hatt sind fte Beldet«
lachte seht der Sohn, »und dte qan e
Geschichte hat leappante Aehnllchtett
tntt etnee kleinen niedltchen Verlchtvös
ennq gegen den Denn und Meilter.
Uebeinens Spott bei Seite ·-—
Selle nenle tenend etwas in Petto ha
ben. worauf et tust, nnd da nstch
Elle tledt und etn enntttiaes Mädchen
ilt· to Mantu, laß nne tm Bette
helfen«
»So nma ich Weh Men. Wtllv«.
lallte dte Muttee nnd dtttette elnen
stut- ant tetne Etten. »Mutt- nnd
Sildltneeteanent Wer M letblt
dtltt. dem tttltt anch the-»F
So beschäftigten den ttetnen Keete
nnleeec Qetannten die veelttktedentten
Interessen ndee lte tosnenttieten tlttt
nott- lchttetttntt stttte nnt einen ltJntt
vdee vtetneetse sent eine Melan nat
Matte. seine euetlte Intnntt nnd
tetne etnttsttttennnnen
den set-einen eessnete mit qeohee
Mittennetdett nnt etne sterbende-m
mettcden tetnet Bootes nnd dein Inn
nen Ununte. nete desen Unter ee se
konntdt nnd tote dee Geht-owne
dee ntten denn-e ee verlangte m de
ttnedtete M ttteewtntts lesnee Wet
ten tu des Fauste- dee neuemten We
me »in esse-ne Wende-wessen Ue
lenttttt,ttth NIUIV Its-tu totmsq tttts
kennte tumltwtttttt nnt neun netnttt
neu olnttns de- tneueten Ante-tut
m en tknelnnd nned sen- nennt-ten
pessima-»und »ter M Wiesen«
»ein den« Jena« Fa » Maul-te one
WONMNIII Ue unsern-sent
tten beweise est-selten en Innen. tu
tue selben Leute teme sent-m net
Matte· tth neun-et an ein«-um
setteteeten vettuntee W te »gut«
sit-d Ihm LWIMO dates niesen
Manne hierin durchaus beigepiIichtet
Duft bei der Tochter sich bereit-«- eine
ernste, tiefe Neigung zu des-! jun-sen
Arzte entwickelt hatte, davon hefaßen
Beide teine Ahnung.
Wie Matta die Angelegenheit auf
faste, ist dem Leser betont-L Aber
ter des festen Entschlusses von sei
nsr Liebe nicht zu lassen, torrnte er
sich einer qewissen Unruhe nicht er
wehren, wenn er on die Kämpfe dach
te, die ihm ohne Zweifel bevorstan
den, .on das qeheimniszvolle Testa
ment seines Vater-, von dem Herr
Wittig erzählt hatte, nnd an die
Möglichkeit, dem letzten Willen des
Verstorbenen den Gehorsam verwei
gern zu müssen. Aber zwei sehr ge
wichtikee Umstände dienten ihm zur
Bernh nimm das tlare und bestimm
te Versprechen des alten Selle, im
kritischen Momente ihm zur Seite zu
stehen, und die Andentungen Wittigs
unn Zelle-, daß irgendwo bedeutende
sinnitalien siir ihn deponirt fein
mußten. »Die Macht des Geldes,«
hatte Wittia betont, und wahrlich» sie
tonnte helfen, wenn feines Ontels
Verhältnisse deratige waren, wie der
alte Buchhalter angedeutet. Der
Aonsul hatte allerdinas nosn Notar
Vermögen leine entscheidende Ant
wort erhalten, aher doch so viel esr
fahren, das; am Z. Oktober sich Alles
auftlären würde
,,Mehr kann ich Ihnen iiir seht
nicht rnittheilen. Aber ich glaube,
Ihr junger Freund wird zufrieden
sein,« hatte der Notar seine Mitthei
lung geschlossen
Jndesz, wenn auch dies Alles zu
feinen Gunsten verlies, wie konnte
durfte er hoffen, dasz sein Onkel auf
die Forderuna Herrn Weltermannfi
eingehen, denselbenaufsuchen und per
sönlich um die Tochter fiir den Nef
sen werben würdet Wie oft schon
hatte Matta diesen Zweifeln gegen
seinen Beschützer Ausdruck verliehen,
aber dann hatte der alte Seite ge
Flükhlich den Kopf aewiegt und ge
ag :
»Amt«-it Zeit, kommt Rath, lieber
Heinrich, nur nicht den Muth ver
lieren!«
Und schließlich dachte Matta auch
mit mehr Ruhe und größerer Zuver
licht an die Stunde der Entscheidung
Auch Frau Kapiiön Binder war
ruhiger geworden, auch sie vertraute
ihrem alten Freunde, wußte fie doch,
daß Vater Selle nicht der Mann
war, etwas leichtsinnig in den Tag
hinein zu versprechen. Ebenso er
hoffte Frau Konsul Wendhoeft den
endlichen Sieg ihrer Schühlinge und
freute sich von Herzen, etwas dazu
beigetragen zu haben. Der Konsul
stimmte hiermit überein, aber er war
noch besser als seine Gattin unter
richtet; er tannte genauer die grossen
Schwierigkeiten, die sich der- iunaen
Leuten entgegenstellten, und stühte
vor Allem seine Hoffnung auf die
geschäftlichen Verlegenheiten der Fir
mu Schenken, wodurch Matta viel
leicht der Sieg erleichtert werden
tonnte vielleicht!
Der ruhigste von Allen war Herr
Westen-rann Er hatte längst einge«
sehen, daß der Sohn seiner einstiaen
Schülerin ein tüchtiger, fester Charak
ter war, ganz geschaffen, fein Kind
zu begliiclen, er freute sieh iiber die
auftseimende Liebe der jungen Leute
und zweifelte an ihrer einstian Ver
bindung ganz und gar nicht« Wenn
sein-e Frau auf die von ihm gesor
derte Werbung durch Matta’s Onkel
zu svrechen lam. lächelte er spöttisch
und sagte zuversichtlichr
»Er wird, Meta -- er wird es
thun, verlaß Dich darauf. lsr ist zu
ilug, er läßt es nicht zum tleuszerften
lotnmen!«
Aber dennoch litt er noch immer
nicht eine direkte Annäherung Mat
las an sein Haut-!
leble wie ln einem lchönen Traume,
dem ein noch schöneres Erlvachen fol
uen mußte, selbstverständlich- unei
fellosl Sie lieble mit ganzem het
.len, sie qlauble an den Mann, dem
sie einll angehören sollte, aus voller
Seele, sie lnb die Rub- lbeei Valen
und Ipulele lich und llneu Geliebten
unlee dem Schuhe dee allen Selle
und des Konfuli --— was bennchle sie
noch zu Mahle-IV So lonnle sie ge
leoll der Trennung enlgegenlehm die
Il» bevoellonb
Und Tca und Glaube der Tren
nunq erschien. Um 20 Februar
sollte der lächle damplee nach Leu
don aelsn und sull lan Malta. lIr
helle beeelle lein dau- lsellelllz slue
les blieb gesellen utn dle Wohnung zu
Illleu uub die Aufsich- llbec Nu
Geoonl eu lllbeen Das llleväck
wurde am lll lellb Meile an Bord
Wällen und Mlllnku verabletlebele
lieb Mnlla vom Qleelosml des Ell-up
lelee. Monden benllo von Soll-(
und Willth die ldul tue-net Mode-;
die band bellstlen und elue lebhlube
delmlebe wunledlem Nun Ian es
Unbill eu leimt Tom-. Im « aul
lbeem askvebslen may am malen
lul Iltm llebllen Alle ee llo Oele
Idlldledevlllle Metele abe- ee loell
NO nun einmal nlstl endet-L »O
WAle III-M ee Mit km klelue
CAN-e III el, fle llollm und er
sulslmlk
Eis-ne lvlklll du usu unlun
dumldl" llnsle Ihm Gelenken
heissem Mem-s Wilh Jene-seinen
Um kku heds la »in stumm-.
sue Man new du an den«-«
un FOR-· eewmele et si«
lssl Ie- Zaleu Wen um m- llM
Helle um elell del VII m I» H
- II. »O Ied Im Welt-Muse us
des Mu«
Und Anna Weiter-nann? See
(
»Willst Du nicht bei nnH den les
ten Abend zubringen?«
»Ich danke,« antwortete Malta
tut-I, »ich habe noch viel zu besorgen·
und bin überhaupt nicht in der
Stimmung. Erlaube also, daß ich
Dir ietzt Lebewohl sage.«
»Du freust Dich wohl recht auf die
Reise?« erarninirte die Dame weiter
»Du siehst mir fo nnternehmend aus,
to, wie toll ich es nennen »s--«
»J- nun,« erwiderte er etwas e
dehnt, ,,allerdings freue ich mich, ern
mal herauszutommem nachdem ich
hier in den letzten Wochen so vielVer
druß gehabt habe. Es wird Zeit
oafz ich ui eigenen Füßen stehe, urn
erfolarei er gegen den Klatich auf-—
treten zu können, der to üppige Blit
then zu treiben beginnt.«
»So? Hinl«
Die kleinen Auaen der Dame ver
schwanden einen Augenblick vollstän
dig, dann 4sagte sie:
»Du wirft hoffentlich nach Deiner
Riicktehr keinen Anlaß rnelr bieten
U
«BöswilligenVerleurnbnngen, meinst
Du, liebe Tante!« unterbrach er sie,
»Sei ohne Some ich habe noch nie
Anlaß dazu geboten, und sollte mans
sich dennoch an mir ferner reiben wol
len« so giebt es ja Mittel, sich tu weh
ren. Man hat mir neulich erzählt, die
Strafe stir Verleumdung sei rechts
streng hier in Hamburg.«
Die Dame lächelte etwas verlegen;;
so deutliche Anspielung-en verstand sie!
immer, wenn sie es sich auch nicht»
merten ließ. »
»Man tann jungen Herren voni
Deinem Alter nur ratl;en, sich eine
hübsche gemiithliche Frau zu wöhlen«,
sagte sie dann; »das schützt von Thor
heiten und auch vor Verleumttch
gen.«
»Du liast Recht, Taute, wie immer,
und ich werde gewissenhast Deinen
Rath beiolaen, sobald ich mein vier
sundzwanzigsteo Jahr vollendet habe.
Ich hoffe, Du wirst mit meiner Wahl
zufrieden sein!«
its-« tlana ein wenia malitiiio, aber
sie nahm es sijr liaare Münze.
»Ich alaube auch«, ticherte sie ver
aniiat, »wir verstehen uns sa immer,
tvenn«s auch manchmal nicht den An
schein hat« Hast Du Dich schon von
Deinem Onlel verabschiedet?« l
»Noch nicht, wir wollen zusammen
zur Börse gehen.«
»Dann, lieber heinrich, niuszt Dui
aber ausbrechen. So lebe denn wohl,
lehre gesund zuriick, und -· aber Du
möchtest wohl Deiner Cousine Adieu
sagen? Else ist in ihrer Stube-«
,,Dars ich zu ihr aehen«t«
»Natürlich, mein Junge, sum-;i
gern-l« versicherte Frau Scheinen-s
,,Nochrnals Adieu, lieber Heinrich, und?
schreibe mir bald einmal: Du hast:
mir auch vielleicht etwas anzuverss
trauen.« z
Fräulein Else war nicht in so gez
lzobener Stimmung tvie ihre Mutter;i
iiber Nacht hatte sie so ar geweintl
und sich dann geärgert, daz: ihre Mut-(
ter die gerötheten Augen arti Pech-s
nung des Schmerzes um iJJiatta’s»
Abreise stellte.
»Du gehst nun auf to lanae sort«,
llagte sie, »und mit Dir «der einzige
Grund, der meine Eltern noch be-.
stimmte, den Umaana mit Wendhoeftsi
zu gestatten: wie soll ichs ertragenJ
Willn nicht mehr zu iehen?« ;
«Thorheit!« erwiderte Matta, »Du
wirst ihn bei Wenbhoests sehen. Pie»
tleine Frau läßt Dich nicht im Strch,l
verlaß Dich daraus.« i
»Wie soll ich alser nur Abends nach
Hause tomtnen?« seuszte sie. Fried
rich tönnte mich iwar holen, aber der
alte Spion wlirsde sosort melden, daß
Binder bei Wendhoesto vertehrtx und
dann war ich zum letzten Mal dort,!
Heinrich!«
»Auch dafiir iit gesorgt. Meinem
tröstete Matten »Mein alter PietroJ
wird jedes-nah wenn Du Wendhoefts»
Abends besuchst, benachrichtiak wer
den und Dich nach hause geleiten Er
ist treu nnd verschwiegen Aber ich
rathe Dir doch, laß Dich nicht von
Binder begleiten; Deinem Vater töan
te es einfallen, sich an irgend einer
Straßenecte auf die Lauer zu itellenx
Dr- Iveihh wie es Inir ergangen ift.«
trife niäte nnd wischte dir Tdrsnen
ans den Armen.
»Bist Du heute Abend bei Wenv
indem-P fragte Mattn dann.
»Nein, Heinrich: es ist auch besser
so. Ich rniiste inrrner weinen. das
Abschied-reinsten iit io schrecklich.«
»Wer wird io erregt fein. Woche-it
Dis bitt ia aan einher Dies Denk da
Un. bente iibeW Jahr scheint's an
dere ausd. Und nnn Adieu« Immer
den Kopf oben· Adieu. tiede Wie«
i Mattn verließ rasch das Zimmer
i und trat in das Comptoir seines On
tels, der bereit war, nach der Börse
zu gehen, Der gestrenge Herr lam
seinem Messen mit ungewöhnlicher
Liebengwiirdigteit entgegen, und nach
der in coulantester Weise erledigten
Geldangelegenheii höndigte er ihm
Jnstrukiionen und Empfehlungebriese
ein und stellte sich in jeder Beziehung
zu seiner Verfügung«
»Wir wollen teinen seierlichen Ab
schied nehmen«, sagte er schliessli ,
»Du tehrst ia bald wieder zurück, ho i
sentlich, um uns dann nicht wieder zu
iverlassen Nicht wahr, Du verstehst
mich-«
Ein Glück, dass der jüngste Commis
in diesem Augenblick it« Zimmer
trat, sogar ziemlich hastig, um« der
Jnstruttion gemäß, an die Börsenzeit
zu erinnern. J. H. Schenken hatte
noch nie den Strasschilling wegen zu
späten Eintressens an der Börse be
zahlt, das hätte von Mangel an Ler
nung aeneugtc lind so machten sich
beide Herren ccn Geschwindschritt aus,
um vor dem Schluß des Geheges ihr
Titel zu erreichen, wo Matta verschie
enen Bekannten Lebewohl sagen
wollte.
Auch dies wurde überstanden aber
das Schwerste tam noch der Abschied
von der Wendhoeft’schen Familie, die
ihn gebeten hatte, ·den Abend dort zus
zubringen und von « Anna!
Es safzen nnr iinf Personen an
der Tafel deo gast reten hanses an
diesem letzten Abend, der Wirth und
seine Frau, Fräulein Westermann,
Doktor Binder und Maila, Alle in
bewegter ernster Stimmung Aber
die alleieit fröhliche Frau Wendhoeft
verstand es aus dem Grunde, ihre
Gäste zu erheitern, und so verlief ver
Abend gemiithlich und angenehm bei
einem Glase guten Weines, und al
es zehn Uhr schlug, wunderte sich Je
der, dass die Zeit so rasch vergangen
war.
Zum letzten Mai geleitete Matta
seine geliebte Anna nach ihrer elter
lichen Wohnung; er bot ihr den Arm,
und sie lief; sich willig führen; der
Konsul und Binder folgten ihnen
Erst in der Nähe des Westermann’
schen Hauses blieben die beiden her
ren dislreter Weise etwas zurück. Der
Wind hatte sich ausgemacht und ver
dunlelte die Flamme der Straßenla
terne vor dem Hause des Maleri, und
in diesem unsteten Lichte umarmte
das junge Mädchen den Scheisdenden
und vreßte einen Kuß, den ersten, auf
seine Lippen.
,,Adieu, Heinrich —— auf frohes
Wiedersehen -— lebe wohll«
»Lebe wohl, mein süßes ---«
Weiter hörte sie nichts mehr; die
Hausthiir schloß steh mit leisem Klin
geln, und Matta schritt zu denFrenn
den zuriict, indem er noch einen Blick
zu den dunllen Fenstern der eigenen
Wohnung hinaufwarf.
Stumm gingen die Herren zu dem
nächsten Drofchtenhalteblah nnd fuh
ren nach dem Hafen, wo Matta sich
von ihnen verabschieden wollte.
»Wir begleiten Sie an Bord«, sagte
der Avnsul und rief einen Jollenfiihs
rer an
»Und bleiben bis zur Absahrt!«
setzte Binder hinzu.
Und io geschah es Jn der Rauch
taiiite des schönen Dampfero wurde
noch ein Grog eingenommen, und als
gegen zwei Uhr ein leises Zittern deo
Schiffes die nahe Abfahrt verrieth
und der Steward die Herren betrach
richtigte, daß das letzte Boot eben das
Schiff verlassen wollte, brachen beide
Freunde auf.
»Nehcnen Sie Anna unter Iehren
Schutz!« waren die letzten Worte
Mattao. Er ries sie noch idem Boote
nach, als es bereits im Lichte des ans
steiaenden Mondes sich vom Schiffe
entfernte.
Mortsetzung solgt.)
Man kann auch icn helsentostünt
ein Baiazzo fein.
II VI M
Leichtek ist es, zwei Liebende als
das goldene Kalb von feinem Vereh
ket zu trennen
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Jedee M Mues Glückes Schmied - «
das Schinsal muß ihm aber das Eisen
wärmen
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Durch manche Rechnung macht da
Setunfal feinen Strich. nuk durch die
unbemhue nich-.
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Du Präsident Gast-o staune nu
enlcheiulich ein Momle auf due
lmälpfe Ante-Mein der Gent-möchte
zu haben.
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