Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, August 20, 1908, Image 2

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    Roman von B. Menz.
Nach dem Sturme. W;
W
(4. FortfetzungJ
»Mein liebes F«räulein,« sagte sie zu
der noch immer verwirrten Künstle
rin mit einem schelmischen Seitenblia
ans Herrn Maila, der ziemlich ver—
stinnnt dreinschaute, »ein Unbekannter
hat leider Jshr Bild erworben, und die
ser Barbar will es nicht wieder ber
geben« obwohl ich ihm ein sehr accep
tables Arrangement dorgeschlngen
habe; würden Sie sich vielleicht dazu
verstehen, dasselbe Bild noch einmal’
slir mich zu malen-«
»Der Unbekannte ist jedenfalls froh,
ein lo werthvolles Stück zu besitzen,«
antwortete Matta itatt des Mädchens
»Ah bah! Dei Unbekannte ist Kaus
rnann,« lachte Frau Wendhoest, »und
Kaufleute —-——« »
,,Leben vom Profit natürlich·
Aber flir den unbekannten Käuser
möchten die Dinge doch anders liegn.«
»Wenn dieser unbekannte Käufer
nichts dawider hat,« beniertte Fräulein
Westerinann nun, und ein seines
Lächeln spielte einen Moment um den
hilbschen Mund, »so bin ich gern bes
reit, Ihnen dasselbe Bild zu malen,
Frau Konsul.«
»Vortresslich!« ries diese, »init dein
Unbekannter-. sertia zu werden, über
lassen Sie mir, liebes Fräulein; ich
habe zwar alle Urlache, ihn siir einen
Othello zu halten, aber Sie können ia
das Bild ein wenig verändern, zum
Beispiel aus dem stadtbekannten Neu
sundliinder machen Sie eine Dogge
,,Ueberhauvt,« fuhr sie soel, ,,malen
Sie das Bild etwas größer, ich besitze
eine Marine, zu welcher es als Pen
dient nassen iniirdex darf ich ihnen das
Maß schicken?«
tm k
Jclsl lllufscc fsculltclll chuslllullll
auch lachen.
»Juki nehme mit Vergnügen den
Auftrag an,« sagte sie, ,,bis wann be
stimmen Sie die Vollendung-m
,.O. das überlasse ich Ihrem Er
messen, Fräulein Westermann. llnd
was die Honorarsraae anbelangt, so
soll diese der räthselhafte Unbetannte
entscheiden· der wirklich ein Kenner zu
sein fcheint.«
,,Adieu, liebste Wendhoeft,« sagte in
diesem Augenblicke Frau Schritten, die
glücklich ihre Elfe eingesungen hatte,
»wir sehen uns doch morgen Abend im
Sumphoniekonzert? Adieu, Maita«
Du siehst blaß aust, Du mußt früher
zu Bette gehen unr- recht still leben.
Willst Du mit uns fahren?«
»Ich danke, liebe Tante," erwiderte
er ärgerlich. »wir Du siehst, bin ich
ganz gut hier aufgehoben. Wenn Du
aber einen Platz übrig hast, bitte, so
nimm meinen Freund Doktor Binder
bis zur Reichenftraße mik; er kann
Dir zugleich die Beruhigung gewöh
ren, dafi ich vollkommen wohl bin.
Allons, Binde-r, meine Tante macht
sich ein besonderes Vergnügen daraus.
wie Du siehs.«
Dagegen ließ sich nun nichts ein
wenden, wenigstens besaß die gute
Tante nicht den erforderlichen Witz,
sich diesem Ueberfall zu entziehen, und
Binder war auch der Mann, die Ge
legenheit zu benutzen. Er bot ihr zu
vorlosnmend den Arm und führte sie
zum Wagen. während Fräulein Eise
mit der heitersten Miene von der Welt
hinterdrein ging.
»Diese Kunstauostellung läßt kaum
etwas zu wünschen iibrig!« sagte Frau
Wendhoeft und schüttelte sich vor
Lachen.
Fähneeaapueh
Es We am Nachmittage dieses an
Auf-Magen to retchen IsaetL Heer
Wehen-man hatte let-I Sei-löschen liess
endet met- sas tu dem bequemen Lebt-. j
suchte, feine Frau war in der Mit-ej
mtt dee Bereitung des Katnt befo i
itzt. und Mänteln Anna hatte den;
TM Iedecki. Zucker und Sohne sitt ;
» t und dann dem Vater dte lange T
se set-kocht- dte et reget-nistet um
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Ufer anstatt den gewohnten May am
MMIO eher-nehmen« hatte fte M
CI It Feststee seiest und veteachtete
nd den Tanz der Seh-see
tief-et die dee Utah tm bunten
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Ist hatte fte deute Aktes erlebt!
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« III Ue Hund d s e-— I«.Ittc"
III « POIL IWW et Syst-i see-Ostsee
sda waren Leute gekommen und hatten
»sie glücklicherweise zur Flucht getrie
ben.
Glücklicherweisei War ihr denn der
junge Mann wirklich ganz gleichgül
tig? Sie mochte sich die Frage nicht
beantworten, aber er- erhob sich in ihr
irgendwo eine Stimme, und wag sie
sagte, klang wie ein leiser, ganz lei
ser Protest gegen dieses »Gliicklicher
weise«. Und diese Stimme wurde
lauter und deutlicher und erinnerte sie
an die tnannichsachen Begegnnngen
aus der Straße und an ein gewisses
Fenster dev Nachbarhauses-, aus dein
so ost ein hübscher Männerkops ver
stohlen in ihr Gärtchen herabblictte,
und endlich an einen wunderbar schö
nen Nachmittag auf dein Eise de Al- «
ster, und dann löste sich die Erinne
rung aus in große helle Tropsein die
aus den Augen zu perlen begannen
,,(.kr hat es ja gut gemeint,« sagte
sie sich, ,,er hat ein so ehrliche-Z Ge
sicht, aber dennoch - ich dars das
Geld nicht behalten-« Noch steckte die
kleine Rolle in ihrer Kleidertasche,
noch hatte sie den Eltern nicht gebeich
tet; der Vater konnte so hestig werden
und -—-- eine theilweise Beichte? Nein,
das ging nicht, er wiirde ihr doch alles
absragen. Und unwillkürlich griss sie
in die Tasche und nahm die Rolle in
die Hand. Wie schwer sie wart
Zwar die Herren dort im Biirean
hatten ihr gesagt, das Bild sei diesen
Preis werth und das hatte so selbst
verständlich geklungen, aber es
blieb ihr nur ein Weg, der Vater
mußte hlier entscheiden; wenn sie es
ihm nur erst gesagt hättet —- - Sie
sprang plöhlich aus und eilte die
Treppe hinaus in ihr Stäbchen; sie
mußte sich erst beruhigen, erst Muth
zu sassen suchen.
»Was hat nur die Auna?« fragte
Herr Westerinanu, als seine Frau mit
dem Kassee erschien, »sie lommt mir
so zersahren vor; sie spricht tein Wort
und ist plöhlich hinausgegangen!«
»Ach, Mädcheulaunen!« war die
Erwiderung. Frau Westermann ge
hörte nicht zu den Miittern, die aus
dergleichen Kleinigleiten sonderlich
achten. ,,Auna wird wohl aus der
Ansstellung viel Schönes gesehen ha
ben,« sehte sie hinzu und schenlte ih
rem Manne eine Tasse Kassee ein,
,,uud.derVergleich mit ihrem Bilde «
Sie hielt Plötzlich iuue und lächelte
verstohlen·
»Mit ihrem Bilde-W wiederholte der
Maler; ,,hat sie denn ein Bild dort?
Sie sprach doch immer uur davon, im
nächsten Jahre das Wagnisz zu unter
nehmen?«
MNun ja,« sagte Frau Westermann
uud erröthete dabei, »Du solltest es
eigentlich nicht wissen, sie wollte Dich
überraschen. Da ich mich aber einmal
verschnappt habe — - sie stellt ein Bild
aus. »Vor dem Sturme« heißt es,
eo sind Lootsensrauen, die ihre Mäu
ner erwarten. Wer weiß, ob nicht ihre
Verstimmuug damit zusanrnrenhäugt.«
»Ohne mich zu sraaeu, thut sie
das?«
»Du hörst ja, Männchen, sie wollte
Dich iiberrascheu. Uebrigens, Sau
der und Wulss, ihre beiden Lehrer,
haben das Bild vorher beautachtet und
einstimmig gerathen, es auszustellen
Jch werde ihr nur sagen, daß Du es
weißt, und sie holeu, damit sie ihren
Kassee triutt.« «
los-o mme Frau Westekmann am
dem Mädchen zurück; Anna mit roth
ewelnlen Augen. Sie faßte in die
alche und legte ihrem Vater die
Geldtolle hin, dann fiel sie ihm um
den Hat-. und die Tbkänm flossen
auf's neue. «
»So viel Geld halt Du für Dein
erstes Bild velmamens«·,ltaale et und
amlasle lle zärtlich. Was lll mehr.
als lch ltmals erhalten hab-. Aber
wol-um dls Umson. Klub-«
»Du follil mir tausen. Aal-k. ob ich
das Geld behelleu datll Ich - mit
-’·ll n lo lehmlllch - tm Wie Inn
zwanzig Loulsdot fordern wollen« nnd
sum habe lch lllnlzlg belossnmss!«
»Das M allerdings uom uichl tm
widest-IF mleer Den Weim
msmh noch lmmu lu lchmendem
Ton-. »Me- mlidlk. wie llt tm zu—
kranngcusl M mull eln besondern
mllonv Iowa-wen lela. Du welnll
IN los ulcdl lo Wle
Das Sud-u lqle M zu m Mal
m auf's Sole und los-limi- llcy an
lit; tmm möclle llc den wunle vol
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komm-m zu krdshm wie ldt dann
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qui-etlich- Atlmk m s km .« www-.
Nu sägt-»O Und w Orts-is vom
IKomite haben erklärt, das Bild sei io
hoch im Werthe?«
,»a, lieber Vater. Und Frau
Konsul Wenohoeft bestellte bei mir
gleich dasselbe Bild noch einmal, nur
selwag größer auggefiihrl.«
s »Wenn Dein Bild den Werth hat,
Eint-A ließ sich jetzt Frau Weiter
mann vernehmen, »so behältst Du das
Geld, denn Du hast es ehrlich ber
dient; und laufen darf Jedermann
auf einer öffentlichen Schauslellung,
»ob er nun Malta heißt oder Wend
hoest.«
»Du hast iin allgemeinen recht, liebe
Meta,« gab der Maler zu, »aber so
wie die Sache liegt, muß sie doch erst
gehörig überlegt werden, Daß Herr
Malta ein ehrlicher Mensch ist, will
ich gern glauben, der Sohn einer so
vortrefflichen Mutter tann lau-n et
was andere geartet sein; er ifl aber
zugleich der Nefse eines Mannes « -
was ich sagen wollte s -- eines Mannes-»
der als Vormund über ihn die volles
väterliche Gewalt besitzt. — Sage mir
einmal ganz offenherzig liebe Anna,
ist Dir dieser Malta gleichgültig?«
Mit einem Rucke fuhr der hübsche
tion hinter den Rücken der Mutter;
der ganze Körper des Mädchens er
behle, so daß herr Westermann be
sorgt einlenlte:
»Aber Anna, wie tann Dich diese
Frage so alterirenl Sie ist doch sehr
nöthig, um die Situation zu begrei
fen, denn wenn --—«
Aber schon saß die Tochter wieder
aufrecht, und unter Weinen und La
chen erklärte sie:
»Das weise ich nicht, lieber Vater,
daran habe ich noch nie gedacht!«
Dann sprang sie auf und lief aus der
Stube.
Erstaunt sahen sich die Eltern an
»Das ist schon weiter gediehen, als
ich vermuthete,« sagte endlich Frau
Westermann. »Aber was nun? Be
denke, Louie, welche Berwiclelnngen
drohen!«
»Ja! Ja!« stimmte er sinnend bei
»Es wäre Alles gut und schön aber
Matta ist der Nesse dieses - — ich habe
leine Worte, um ihn genügend zu
kennzeichnen, den Menschen! Und
Anna Here Gott, Du hast recht,
welch entsetzliche Verwiclelungen stehen
ihr und uns bevor! Und dennoch, wenn
es so käme, man möchte sagen, hier
zeigt sich dag Walten der Vorsehung
wunderbar!« «
»Aber Männchen, das ist Alles
wahr und schön gedacht, nur sage, wag
wollen wir in der Sache thun? Wir
können doch unmöglich die Hände in
den Schooß,legen nnd den Zusall wal
ten lassen!«
»Hier waltet lein Zufall, Metal« er
widerte der Maler ernst.
,,Louio, sollen wir Anna die Ber
hältnisse ossenbaren?«
»Um Himmelswillen nicht! Rie
malg!« ries er, »niernals dars sie et
was erfahren! Nein, Meta, Du, die
besonnene Frau, wie konntest Du sol
chen Vorschlag machen! Nie soll die
Ruhe unseres lieben Kindes gestört
werden, so lange ich es hindern kann!
Aber ich will, womöglich noch heute,
mit Selle reden; er allein vermag uns
zu rathen, und wag er röth. dente ich,
thun wir. Meinst Du nia. nuch?«
Die Frau nickte stumm; sie hatte ein
paar dicke Thränen in den Angen.
Dann stand sie aus und folgte ihrem
Liebling, das Herz voller Adnungen
und Sorgen.
Inzwischen hatte Matta Frau
Wendhoeft ein Stückchen auf dein
Heimweg begleitet. Er war ein gern
und oft gescheiter Gast in dein reichen
Haufe und ein Beivunderer der schö
nen und stets schlagfertigen Herrin
desselben. Die Aufforderung, mit ihr
zu geben« erschien ihm heute um fo
willtotnniener, weil sie ihm Gelegen
heit bot. fein übervollee Herz ein we
nig zu erleichtern, und das mochte die
junge Frau ahnen. Neugierig wie
eine Evastochter, war ihr dao fett
ame Benedeiten des jungen Herrn nicht
entgan en; vom Zufall begünstigt
liatte sie sogar anertei intereiinnte
Entdeckungen gemacht, hatte nachher
die Sorge der Frau Schenken um
Tochter und Neffen bemerkt und auch
deren Aerger bei der ottrovirten Be
gleitung Windes-« sowie die Freude
Mir's-, nnd toindinirte nun rafeli nnd
leiitit dae Fehlende hinzu.
Frau Schenken war leiiie beliebte
Preis-nichten in Hamburg itir Manns
faft noch weniger. nnd niir lslfe tonnteY
fiiti allgemeiner Sinndiittiieii erfieiien.:
Dies war hinreichend unt Frau
Wenddoefi iii tritt-innen file die inn
gen Leute Partei in unreifen und so
dritte fte denn Mattxi nufgefvtdeic sie
»in denletten
Die llitterdiittiinn time wankend des
Wedeni itder den neiten Jungfernstieg
und die ekeiitnniide eiivne einfillskx nnd
feinen einstmaer in ivotlen die Xiaii
Iwenddiiefi fiiiiiev
»Ich werde nie-stiftend Felitttein ine
fieiinann tsefitttirii und diifie fis-riet das
iietie Mannen ieirii sitt M iiiir in sei
· den« dier erristtsete Mitten »nu
Liiiiigen Sie diiiti eriii Freund W
-dei«. dei iine Mitte »in machen Da
tiim Idee dtoiifine iiiiiti niniiethi
delitifiiefit.’· Nil-its tie »die nahte-dient
Manne M iiiii »eines-: Tileftriisuiin in
Nimmt risir to dass-its ists-unweit must-.
tren· denn iiw Titi jede-et habe fidtt
form Minder ieaii iiiii steile tisieten
Nun die antworten i.i ni.di'·’
»Na bewundert Jdi Talent Jisiiii
«guen anzuspinnen," erwiderte der
. junge Mann und hieb mit dem Stöck
chen durch die Luft, als wollte er sym
bolisch an den gordischen Knoten er
innern. »Aber wie lommen Sie auf
dieses Thema, gnädige Frau?«
, »O, mein Herr,« lachte sie, »wenn
. man Liebeserllärungen macht aus ös
j sentlichen Korridoren das ist schon
»mehr des Beweises, als just erforder
lich siir Leute, die nicht gerade aus den
IKopf gesallen si d. «
»Aber mein Gott!« ries Matta, lau
ter als nöthig war, »ich habe teine
Liebeserllärung gemacht, ich habe nur
wegen des Bilde-z mit Fräulein We
I stermann verhandelt. «
I »Natürlich! Ohne Ziveisel!« gab die
hübsche Frau zu, »aber es ist doch nett
von Ihnen, daß Sie gleich ein ossenes
Betenntniß ablegen: qui s«ercuse,
s’accuse! Die Sache wurde zumal recht
deutlich siir den undarteiischen Zu
schauer, als Fräulen Westermann Ih
nen mit dunlelrothem Gesicht ent
wischte; man tonnte von der Gar-de
robe aus Alles wunderbar genau be
obochten.«
»Zum Kuckuck!« murmelte Matta,
»das-an hatte ich freilich nicht ge-.
dacht —-«s l
»Werden Sie tommen und werden;
Sie Binder benachrichtigen?« .
»Ohne Zweifel, aber --«
,,Ditlretion? Nicht wahr, das wol
len Sie sagen? Also abgemacht, und
nun hoben Sie Dant siir Ihre Be
gleitung, Herr Matta. Aus baldiges
Wiedersehen !«
Heute besuchte Marra nicht oae Ver-l
tel Belvedere, wo er gewöhnlich zu(
speisen pflegte. Er ging vielmehr in
das Kasfeehaui von Osrvald an der
Ecke der Reichenstrasze. Ei drängte
ihn, mit seinem alten Selle ein paar
Worte zu reden, der um diese Zeit re
gelrnäßig dort zu finden war. Er traf
ibn auch, eben im Begriff, ein frugales l
Mahl zu verzehren s
»Willst Du hier speisen, Matta?«s
fragte der alte Mann. »Komm, sehej
Dich zu mir, wir sind ganz unter uns l
Was hast Du denn?« fuhr er nach,
einigen Augenblicken fort, indem er
lein Gegenüber aufmerksam betrach
tete. »Du scheinst sehr erregt zu sein?«
»Das bin ich auch,« erwiderte
Matta. »Ich tomme zu Ihnen, weil
die Sache leinen Aufschub leidet.« Er
erzählte nun dao eben Erlebte und
schloß mit den Worten: »Vater Seite,
Sie wissen, daß ich,dae Mädchen lieb
habe. Weiß Gott, mir ist das Ge
ständniß entschlüpft wider meinen
Willen, ich konnte aber nicht anders,
als ich so vor ihr stand. Und nun
bleibt mir nur übrig, zu den Eltern
zu gehen und um«ihre Hand anzuhal
teu.«
Selle legte vor Schreck Messer und
Gabel hin, stühte beide Hände auf die
Kniee und sah den jungen Herrn einen
Augenblick sprachlos an. »Du bist,«
sagte er dann ruhig und langsam,
»auf dem besten Wege, die Karte
griindlich zu verfahren. Nimm mir’s
nicht übel, mein Junge, aber was habe
ich Dir neulich gerathen: verlobe Dich
auf alle Fälle nicht eher, als bis Du
mündig geworden bist und die Lage
übersehen lannstt«
»Sie weiß, das; ich sie liebe, Vater
Sellek«
»Gut. Das ist kein Fehler; aber
darum brauchen es nicht auch Andere
tu wissen, am wenigsten solche, die mit
Dir besondere Pläne vor-haben Jch
sage noch einmal: warte!«
· »Andere wissen es auch schon,« be
harrte Matta und trank sein Glas
Rothwein mit einem Zuge aus« »und
außerdem es widerstrebt meinem
RechtlichteitsgefiihL nachdem ich heute
soweit gegangen bin; —--- nein —- ich
kann mich jetzt nicht noch ein ganzes
Jahr in Schweigen hüllen, Vater
Selte, und ich thue es auch nicht.«
Dee alte Herr wiegte den Kopf hin
nnd her und ein «Hm!« nach dem an
deren lam über seine Lippen.
»Die voeeilige Jugendt« murmelte
ec, «lnnnek gleich oben hinauöl Es
giebt allerdings einen Grund,« sagte
ee dann laut, »der mich bestimmen
tönnte. in einem Sinne handelnd ein-—
zngreiiern und ich will es thun. wenn
Du mit verivriclift. willenlos meinem
Rathe zu folgen-« i
»Und dieser Grund heißt. Vater!
Teiles« J
»Den Vierteil-. mein Junge. eriäliestJ
Du vielleicht späten vielleicht auch gar
nicht« dae mäee der beste Fall. Ich;
will zunächst einmal lienle leidend zu
»dem Vater des Mädchens geben« um
sln Deinem Interesse mit ilnn en spre
ichem wenn er nichts wider Dich nnd
I Deine Werten-Ia hat« io wird in Gottes
Hierin-n nm sie. aber eeit dann, wenn
I wie. due deisit. die Elteen und led. ee
eelnntsen tslni diele Weite stedit Du
l niin ale Wartdeiichinee doe dein Mäd
lchen nnd die Sache unendlich Init des
eriicht gehandhabt nsetctie in diesem
Thalle unter allen ils-timle nöthig
k ist. Bitt Dn damit einverstanden «.-"
»Im dieses« diese ee lleinlani »ich
Hinz-t- « in wohl iein’ Ader Minnen
( Seite wann erhalte nti »ti.i«t«-intst?'«
»Wenn nei- ein annimny Milde-d
innen le tanae sitt ksi Wenn Mit
nn- iedn iide einen set-il mit dei
likmttntst das kn les-nisten iesllit U
iie in meinen Sonntag reimt ndet
Den Weilen-nieset als. to eediiiil Du
teine Mittel-U dann til ee in iidee
danoi nicht nolens wettet iidee die
»Sache zu sprechen. Und nun ruhig
Blut; begehe nichts Voreiliges und sei
überzeugt, daß ich in Deinem Interesse
thun werde, was ich -- verantworten
» kann-«
Es war eine gar ernste Unterre
dung, zu der sich Herr Selle am Abend
dieses Tages anschickte. Er hatte den
Maler Westermann s.eit dessen Mück
tehr nach hamburg schon ost besucht
und ihm mit Rath und That beige
standen, aber es war zwischen ihnen
nie ein Wort gefallen über die Kata
strophe an jenem Februartage des
Jahres 182.'t, und es war der Name
jenes Mannes nie auch nur beiläufig
erwähnt worden. Heute aber, heute
mußte die Begebenheit mit allen De
tails nochmals an’s Licht gezogen
werden, das war unvermeidlich, war
nicht zu umgehen. Ungewiß, wie Herr
Westermann seine Mission ausnehmen
würde, hatte Seite zwar schriftlich um
eine Unterredung im Hause des Kran
ten gebeten. Er hatte daraus zu sei
nem Erstaunen einige Zeilen von
Frau Weste-wann erhalten, in wel
chem die achte Stunde borgeschlagen
und zugleich gesagt wurde, dasz ihr
Mann sehntichst nach einer Unterse
dung verlange. Er sei bereits im Be
griss gewesen, seinerseits um eine solche
zu bitten.
»Er weisz also schon um die Haupt
sache,« sagte sich der alte Herr, indem
er den Pelz anzog, um in’s Nachbar
hau- zu gehen.
Bald daraus saßen die beiden
Männer aus dem Sopha. Aus dem
Tische vor ihnen stand eine Flasche
Wein und eine tleine aus Ebenholz
geschnißte Schatulle. Frau Westa
mann und Anna waren nicht anwe
send,
,,Werden Sie es auch ertragen tön
nen, liebster Westermann?« fragte
Selle, indem er die Hand des Malers
ergriff, »wenn ich über jene alten Ge
fchichten mit Ihnen rede, die wir bis
her immer stillschweigend übergangen
haben? Die Neigung, welche der
junge Matta, der Sohn jener Hen
riette Schenken, der auch Sie einst zu
gethan waren, fiir Jhre Tochter hegt,
veranlaßt mich zu dieser Frage-«
»Ich weiß, ich weiß!« klang es zu
rück,
Tief auffeufzend legte der unglück-·
liche Mann die Hand auf das blöde
Gesicht, als wollte er einem schreck
lichen Anblick entgehen.
,,Anna hat uns, meiner Frau und
mir, heute mancherlei mitgetheilt, das
sich auf den jungen Mann bezieht.
Diese Eröffnungen haben in mir den
lebhaften Wunsch erregt, Ihren Rath
zu vernehmen, lieber Selte. Aber las-»
fen sie uns Details möglichst vermei-;
den; es wird ja hoffentlich nicht nö--;
thig fein, an jene traurige Geschichte
zu riibrem die mich immer so tief epj
(
greift.« ;
»Sie wissen also,« nahm Herr rSe lte
das Wort, »daß Mattay Jhre Tochter(
liebt, und daß er ihr seine Liebe auchs
gestanden hat Nun will er auch deni
zweiten Schritt thun und bei Jhnen
und Jhrer Frau um Annas Hand
anhalten, weil er, wie er ganz richtigl
sagt, nach dem, was heute Vormittag
geschehen ifi, nicht länger schweigen(
kann. Ich habe ihm nun versprochen,l
persönlich mit Jhnen zu verhandeln, »
das heißt, Jhre Ansicht iiber die Sachel
zu erforschen, denn der junge Manni
ist noch nicht mündig gesprochen unds
sein Vormund ist -- Herr SchentenJ
Ich fiige hinzu, daß ich Matta seit!
langer Zeit tenne und ihn für eineni
durchaus rechtschaffenen ehrlichenl
Menschen halte, und daß sein Va
ter ein bedeutendes Vermögen hinter
ließ. Zugleich hat derselbe freilich den
Vormund mit Voll-trachten ausgerii
stet die dem Erden unter Umständen
lästig werden tönnten. Es handelte
sich darum. das Fortbestehen der;
Firma durch eine Heirath zwischen
Matta und Herrn Schenteii’g Tochter?
zu sichern.«
»Das ist mir zum Theil belannt,«»
erwiderte der Maler re- ig, »und das-H
wiirde mich auch nicht beftimmesu denL
.- -..—- .--,...« - —.-...—....--. -- -...--Z. ---.«- J
Antrag des jungen Mannes abzuleh
nen, vorausgesetzt, daß er unser Kind
aufrichtig liebt und daß sie ihn wieder
liebt. Ob die Firma J· H. Schenken
fortbesteht oder nicht, ist mir sehr
gleichgültig Jch möchte aber immer
lhin vermeiden, dafz Herr Matta um
.seiner Liebe willen materiell Schädi
Igung erleidet. Wenn ich ihm auch
nicht zutraue, daß er das später ein
mal seiner Frau entgelten lassen
lönnte, so ist doch ein solches Verhält
nifz dazu angethan, Verstimmungen
-herbeizuführen.«
»Und Sie glauben, lieber Weiter
mann, daß Fräulein Anna meinem
Schützling gewogen ist?« ,
»Ja, das glaube ich,« versetzte der
andere mit einem flüchtigen Lächeln,
,,sie benahm sich heute so sonderbar,
weinte und lachte in einem Athem und
hat es schließlich auch meiner Frau ge
standen.«
. »Hm!« meinte Herr Selle lächelnd
.,,Das ist ja die Hauptsache bei der
« ganzen Geschichte und bringt uns beide
stillten gleich ein tüchtiges Stück vor
"wärts. Also: sie lieben sich, das steht
nun fest. Jetzt frage ich weiter, wer
;den Sie ihm das Jawort ---— halt, noch
»einen Augenblick! Er ist noch nicht
smiindig das müssen wir festhalten,
kund selbst wenn er mündig sein wird,
That nach unseren Gesetzen der Vater
oder der mit väterlicher Gewalt ver
sehene Vormund das Recht des Veto
in Heirathsangelegenheiten. Ueber
letzteren Punkt ließe sich indessen viel
leicht wegkommen Nun wiederhole
ich also meine Frage: ttrden Sie
Jhr Jawort geben, tvenn atta über’o
Jahr, also mtindig geworden, um
Anna’s Hand anhielte?«
s s, « . ,.,,«
»Cye lcy Daraus nimm-sum ers-«
derte Westermann, »srage ich, liebster
Selle, ob Sie den Wortlaut des Ver
ktrageg, welcher zwischen dem verstor
ibenen Vater Matt-US und diesem
Schenken vereinbart worden ist, ten
nen. Verzeihen Sie diese unumwun
dene Frage. aber sie gehört zur Sache.
Daß ein Testament vorhanden ist,
welches Schenken gewisse Rechte über
den Nessen einräumt, weist ich längst,
denn ich habe ja überhaupt alles, wag
in ienetn Hause vorgeht, aus mannig
saltigen Gründen stets im Auge be
halten.«
Westermann lächelte hier bitter und
legte die Hand wiederum auf die
Stirn.
,,Woher ich diese Kenntnisse habe, ist
wohl gleichgültig-«
»Den Wortlaut des Testament-s
kenne ich auch nicht,« versicherte der alte
Herr, »denn ich war nicht Zeuge der
Verhandlung aus guten Gründen,«
setzte er halblaut hinzu. »Aber den
Sinn des Vertrages glaube ich zu ten
nen, und Sie tennen ihn auch. Es
lebten damals noch beide Töchter
Schenkens.«
»Gut, gut! Das genügt vollstän
dia.«
Der Maler sagte vag seyr ausgerear.
»Und nun noch einmal, lieber We
stermann, was antworten Sie aus
meine Frage: Werden Sie Matta Jbr
Jarvort geben, wenn er über’s Jahr
die Tochter von Ihnen sordert?«
,,Nein!« lautete die lurze Erwide
rung.
Selle suhr mit einem Ruck herum
und blickte, als habe er nicht recht ver
standen, mit großen Augen zu dem
Maler hinüber:
»Herr Westermann!«
Westermann zog die lleine Schatulle
an sich heran und schloß sie aus; ein
Hausen von Briesen und Papieren
wurde sichtbar. Der Maler nahm das
oberste Päclchen heraus, löste das
Band, welches es umschloß, und
reichte die Schriftstücke seinem Nach
bar.
Fortsetzung solgtJ
--.-..-ss
Man glaubt nicht an jeden, den man
lennt, man tennt nicht jede-i, an den
man glaubt.
it- s- si
Der Dumme lzat das Gliia also
dumm sein. dumm sein, dumm sein!
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Wenigstens etwa-.
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