Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, June 11, 1908, Image 2

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    Das Hundertfrcmkcnftück
You-tu von Fi. Orts.
l15. FortsenungJ
»Das ist kein Trost, mit deni wir
uns begnügen dürsten. Und es ist
nicht einmal die Wahrheit So lage
mir doch, Gerhard: warum laßt man
ihn nicht frei? Warum hält manihn
noch immer im Gefängnis-, obwohl
doch ein anderer eingestanden hat,
Dich bestehlen zu hat-rni« s
»Ich weiß es nicht! Man glaudts
wohl noch immer an seinEinverstijrio-’
nis; mit jenem Menschen, oder manl
hat andere Gründe, an seiner Schuld- -
losigleit zu zweifeln. Du aber solltest
Dich bemühen, Deine Gedanlen aus
anderes zu richten als aus sein Ge
schick. Denn sloaö auch immer sein
Verhängniß verursacht haben mag,
Du hast doch sicherlich leinen Antheil
daran aehabt.« .
»Und wenn Du Dich darin täu
lchcsti Wenn ich mir vor meinem Ge
wissen alle, aber auch alle Verantwor
tung beimessen müßte siir sein Un
aliict?« · · ,
l
»Du - — Margaretye7" rsei er or
troffm »E- giebt also doch etwas
zwischen Dir unr- ihm, was-H mir ver
hehlt worden ist«-« I
»Ja! Und ich kann und ich mill enl
nicht länger verschweigen Nicht Dirs
allein ,auch seinen tltichtern will ich est
sagen, damit sie nicht länger als Be i
weise siir die Schlechtigteit seines-.
Charakters zusammentrageu, was
nur der Ausfluß seiner Verzweiflung
gewesen ist, damit er nicht gestraft
wird, nur weiter unglücklichrvar.«
Brilning preßte die Handfliichen
zusammen. Jhui war, als miiszte
der nächste Augenblick etwas Furcht
bares bringen, und doch vergaß er
keinen Moment, dasz er sich beherr«
schen müsse, dasz er nicht an sich den
ken dürfe, sondern nur an das lieb
liche, zarte, gebrechliche Wesen, das
ihm in seiner durchsichtigen Bliisse und
seiner lraftlosen Haltung noch immer
den schmerzlichen Eindruck einer wel
lenden Blume machte.
»Ich verstehe Dich nicht, liebste
Margarethe! Willst Du Dich nicht
deutlicher ertlären2 Weshalb sollte
er in Verzweiflung gewesen sein, und
worin hätte sein Unglück bestanden-«
»Das-im daß er die Thorheit be
ging, mich zu lieben, und daß er sich
der hoffnung hingegeben hatte, ich
könnte seine Liebe erwidern«
Da war es, das Fürchterliche, das
Brüuing geahnt hatte. Nun brauchte
er in Wahrheit all seine Kraft, um
noch länger ruhig zu erscheinen. »Du
weißt es aus seinem eigenen Munde,
Margarethe?«
»Ja! Er hatte mir schon von Ber
lin aus eine Anzahl überschwenglicher
Briese geschrieben, die mich errathen
ließen, wie eii in seinem Innern aug
iah CI ivar mit ale das beste er
chienen, sie unbeantivortet zu lassen;
aber ich hatte damit wohl eine ver
hiiiignißvolle Thoeheit begangen, denn
er gab meinem Schweigen eine andere
Deutung, als ich es gewollt und ers
wartet hatte. Eines Tages machte er
mir zu meinem Schrecken eine stür
niische Liebeserllörung, und ich hatte
Mühe, mich seines leidenschaftlichein
Ungeltiime zu erivehren.« I
»Wi) geschah das-? -——- Hier im
Hausei«
Margarethe nicktr.
Mit Anstrengung nur brachte der
Konsul die Worte heraus-: »Und ivaeii
ist bei der Gelegenheit geschehen? ss
Jch meine, ioae hast du ihm eriviii
deetitu -
»Ich sagte ihm, daß er in einem
unseligen Jerthuni sei. dasi ich nie
mals irgendwelche Zuneigung siir ihn
empfunden hätte. -- Und dann, als
er nicht aushizrte, mich zu dedröngH,
als er sast sinnlos wurde in seiner
Leideiischeist, dann ioiisite ich mir nicht
anders mehr zu helfen, ale damit, dasi
ich ihm die ganze Wahrheit essen
darie.«
»Du sagtest ihm, dasi du nicht mehr
rei seiest. dnsz ich ein Recht ans Dich
"tte?«
»Ja. dae ttnit ich. Ich hatte to viel
liertraueii in ieine Ehrentiaitiiiteii
und in seine Daniinirteii siir eitle die
Wohlthnteii. die er von Dir eniiisiiii
ei. dasi im sicher war. ihn damit von
einein unsinnigen Wahn in deiienx
Zitrnst Du mir ieIt. iiieriiiirrn nie-i
ich in meiner Aufregung und Reiiiito
sigteit zu diesem Mittel .ieitit«·
.Iteiei. ich zurne die mitn. setbee
ei thut eieir wed. Nil Du inie von
eilst-in dii deute nicht ein eiuiineii
Qui aetagi hast«
·e)iiite icti et tdun tonneii ohne
M thni litt immer in entieeinden.«
Mit ich iiiie mein Leiden san-i den
Meisters tin-mein idin ieiiien Nin
liOei Ileuiid eiitiieindet ihn No
einzigen Meinen-i tin-mis- -.-«i l-.:isin,
sei dein ei ini Juli is» site-in kitze:i....i"-i
III Mittel-its tieitien lisiikite «
Jliid vole iiiiiie ek- sisssiil »unt- spie
iss befiel gen-eine sueiiii In Ili
Iie aiineriinni teuer-sie tm- fu«-m
i nun zn andre instit in Jesus-»
Die eisilti niit Deus-H zeknk,»z«-,z
Ies. steht zi- iisiide ieiii Txi istii --, kz
noch nicht gesagt, wie Herinaun Deine
isröffnung auinahm.«
»O ich wollte, daß ich nicht davon
zu sprechen und nicht mehr daran zu
denten brauchte. Niemals habe ich
einen Menschen in ähnlicher Aufre
gung und Verzweiflung gesehen. Er
wußte wohl tauni noch, was er sprach,
und ich mag seine Worte darum auch
nicht wiederholen. Weil ich früher
nicht unfreundlich gegen ihn gewesen
war, und weil ich mich fiir seine Hinsi
leriichen Pläne interessirt hatte,
glaubte er jetzt, daß ich ein frevelhaf
teø, herzloseg Spiel rnii ihm getrieben
hätte, und er eriparte mir keinen von
den Vorwürer, die ein Mann in sol
chem Fall einer Frau zu machen
pflegt. Aber er machte mich auch da
für verantwortlich, daß fein Leben
fortan ein elendeg und verfehlteö sein
werde, und er war taub gegen alle
Vorstellungen- Wie ein Wahniinni
ger stiirzte er endlich davon.«
stierhard Briining war ausgestan
den. MS war ihm sticht länger cniig
lich, ihr in erzwungener iltuhe gegen«
iiver zu sitzen, während sich seine
Seele im wildesten Aufruhr besand.»
Die Lehne seines Stuhles mit den’
Fäusten umtlannnernd, stand er vorI
ihr; sein itlthein ging schwer, wie wiss
derstrebend fielen die Worte von sei-s
nen Lippen. »Damit drohte er Dir?
Drohte er Dir nicht vielleicht auch mit »
etwas anderer-it Sprach er nicht da: :
von, sich an Dir und an niir zu rächen
sür das vermeintliche Unrecht, das ihm
geschehen t«
»Ich erinnere mich nicht, daß er
etwas derartiges gesagt hätte-«
»Nun, wenn er es nicht gesagt hat,
so hat er es doch sicherlich gedacht, und
toir wissen ja nun, das; er es nicht
bei dem bloßen Vorsatz hat bewendeni
lassen. « i
Die gewaltigk Erschiitterung seiner
Seele ossenbarte sich trotz aller Selbst
beherrschung so unverkennbar im
Klang seiner Rede, daß Margarethe
geöngstigt zu ihm aussah. »Er hat
es nicht bei dem Vorsatz bewenden
lassen? ——- Was willst Du damit sa
genbm
Er vermied es, ihr sogleich eine un
umwundene Antwort zu geben. »Was
Du mir soeben gesagt hast, das woll- ;
test Du also auch seinen Richter-n er- ’
zählen?« sragte er. »Und Du woll
test e- thun, um ihn damit zu entla
sten?« »
»Hast Du selbst mir nicht mitge-:
theilt, daß man ihn fiir einen unver
besserlich leichtfertigen Menschen hält,
dem auch dat- Schlimniste zuzutrauen
sei's s-— Wird man sein Verhalten
nicht mit anderen Augen ansehen,
wenn man erfährt, daß er nur seinen
Schmerz und seine Verzweiflung zu
betäuben suchte?«
Der Konsul würde vielleicht unter
anderen Verhältnissen über eine der
artige, echt srauenhaste Logik gelächelt
haben, in diesem Augenblick aber sah
und begriff er nichts anderes als die
grauenhaste Tiefe des Abgriindes, der
sich da vor feinen Blicken ausgethan.
Und plötzlich brach seine straft der
Selbstiiberivindung zusaininenz er
ioar nicht länger im Stande, den
Jammer der furchtbaren Ertenirtnis;,
die ihm da aufgegangen war, in der
Stille feiner Brust zu verschließen.
»Ja, Du magst es seinen Richtern er
zählen, wenn es Dein Wille ist, ihn
aufs Schafott zu liefern. Denn ioait
diese schon ietzt als eine duntle Ah
nung der Wahrheit empfinden, durch
deine Eröffnung ioiirde es ihnen zur
iinunistösilichen Gewißheit werden.
ilnd ioenn Du mit tsngelsgungen re
sden hönntest, Mirrgarethe. Dir wiir
dest ihnen nach solchen Veteiintnissen
dn Ueberzengiing nicht mehr rauben
tönnen, dass der Sohn ineineii ungliick
lichen Stiesd.s.idere ein Mörder ist.'·
. »i«sieriiiir«o!" iiiirie sie anf. »Du
iiuch Vii hättst ihn dirsiir."«
»Juk« erwiderte ee hart. »Gott
details nim, wenn ieti ihin unrecht
thue. Aber ich laun nicht andere.
Nicht iiin diie Leden Deiner Iiriite
war eii idin in thun. sondern iiin diii
Deine. staunst Du denn den Ziisiini
nienhiiiig noch iiiiiiier iiiitit derstehenl
Ou. Du iiiirst ev« die er in todten
meinte. iite er die iiiigliietliitir dran
init dein Vetttiiseii erftiitte, denn er
iiniste niitite non der Riiroetendeii der
Fremden. nnd er nun niit den Bier
diiltniisen deii Diiiitee ariiunliini der
»ti«int. iini ohne Milde dirs Zimmer
in tindeii, in dem er kiiti gunden
sniihie Od er mit den Dieb-is «.x
itinderttuiidiiisi geiiieten iii oder iizeii
Lsii Wirtschan stillt meiner seiten
Neunten-rinnt n.i.ti .i.i.· tcsissiii .ii-deieii
.:- .i «t ihn «
irr dvtir Cis wir teiiier Ottern-H
iiskiessstieii Ketten Wer r( tereiite «
Linsen denn Weit-»und- ii«-.ir isiii H
I.ts-i»itseiiisi Linie-i is iksieis Heliet si·
riiiInHi visit irr-d iiii wie-is Wust-»Hu
Witt- tie wieder sisi du xss »Hi»
Hisel : k.is—’ikl iii .- H- Z!i»· i-· it
sich Brüning über sie und gab ihr die
zärtlichsten Worte, um sie zu einer
Aeufzernng zu bewegen.
Da raffte sie sich auf, und wieder
wie vorhin bei seinem Entritt machte
sie eine bittende Bewegung, die ihn
bestimmen sollte, von einer Liebkosung
abzustehen »Es ist schon vorüber,«
sagte sie leise, »beunrnhige Dich nichtl
Aber Du darfst an diesem unseligen
Glauben nicht festhalten. Gerhaid
denn es ist ein schrecklicher Jrrthum.
Hernmnn wiirde vielleicht einen Men
schen in der Erregung niederschlagen
.ko«nnen, aber ein feiger Meuchelniord,
ldie Ermordung eines wehrlosen Wei
bes ----- nein, nein, nein — - niemals
würde er solcher Schändlichkeit fähig
sein!«
»So will ich denn glauben, dafz ich
ihm abermals unrecht gethan habe,«
suchte Briining sie zu beruhigen, denn
er dachte an nichts anderes alg daran,
die Wirkung seiner Unvorsichtigkeit
wieder gut zu machen. .,,Dir aber,
mein Lieb, sollte gerade die Ueber-seu
gung von seiner Schuldlosigteit end
lich die Kraft geben, den kommenden
Dingen mit Ergebnng entgegenzust
hen. Die Untersuchung wird mit fol
cher Gründlichkeit und Umsicht ge
siihrt, daß die Wahrheit sicherlich ans
Licht kommen wird. Man wird ihn
nicht strafen fiir etwas, das er nicht
gethan hat, und man wird ihm jede
Genugthuung gewähren, aus die er
einen berechtigten Anspruch hat.«
»Kann man ihn entschüdigen für
das, wag er in diesen entsetzlichen Ta-«
gen und Wochen gelitten haben muß,
wirst Du selbst auch jetzt noch bereit
sein, wieder gut zu machen, was Du
durch Deinen häßlichen Verdacht an
ihm gesiindigtW
»Es wird mich gewiß nicht hindern,
meinen moralischen Verpflichtungen
nachzutomniem Margarethet Jn dem
Augenblick, wo hermann gerechtfertigt
dastünde, würde ich sicherlich der erste
sein, der ihn um Verzeihung bäte.«
,,Versprichst Du mir das, Gerhard?
Wirst Du ihm keinen Groll nachtra
gen, auch wenn Du dazu lünftig viel
leicht noch triftigere Gründe zu haben
glaubst als in diesem Angenblicki«
Der Sinn ihrer Worte blieb ihm
verborgen, aber nach dein Schrecken,
den ihr veränderte-s Aussehen ihm
soeben bereitet, würde er ihr wahr
scheinlich unbedenklich alles verspro
chen haben, wag sie von ihm be
gehrte.
Seine wiederholte Bejahnng schien
sie ein wenig zu beruhigen. Eine
tleine Weile sah sie nachdenklich vor
sich hin, dann fragte sie: »Du meinst
also, daß es ihm schaden könnte, wenn
ich dem Richter alles erzählte?"
l
f
i
Dieømal durfte Brüning nicht lü
gen. Es war seine unerschiitterliche
Ueberzeugung, dasz ihre Erzählung
Herntann Ollendorsö Schicksal besie
geln würde, und er dachte zugleich mit
einer Empfindung wirklichen Ent
setzens an die Folgen, die eine solche«»
vielleicht in möglichst phantastischer
Ausschmüctung durch alle Zeitungen
geschletste Erzählung sär den Rus
Margaretheö haben müsse. Sein ei-4
gener, selsensester Glaube an ihre’
Reinheit und ihre Treue war durch
das, was er vernommen hatte, nicht.
erschüttert worden, aber er tannte dies
hämische, lästersiichtige Welt zur Ges-!
trüge, um zu wissen, daß er bei ihrs
denselben Glauben nicht voraussetzen;
dürfe, und die Vorstellung, daß ders
Name des ihm theuersten Wesens von
jeder aistigen Zunge begeisert werden
durfte, war ihm so unerträglich, daß
seine Antwort sehr rasch, vielleicht
allzu rasch erfolgte. »Ja, es würde
ihm schaden. Und da Du nach meinen
Empfindungen gegen niemand ein Un
recht damit degehst, würde ich Dich
bitten, zu schweigen, so lange man
Dich nicht geradezu darum vesragt.'«
Sie nickte zum Zeichen des Einver
ständriisses. Dann lehnte sie den
Kopf sester in das Kissen zurück.
«Wirst Du mir böse sein. Gerhard,
wenn ich Dich bitte. mir jetzt ein
wenig Ruhe zu gönneni Ich din so
Iniide."
Daß er getommen war, um Mnr
garetlteit Einwilligung in die Ver
össentlichung ihres Verliidnisses zu er
langen, hatte er nicht vergessen. und
in innerem Kamvsk milderte er noch
setundenlnng« ov er gelten tolle, odne
das entscheidende Wort gesprochen iu
haben. Ader wie sie sent langsam tu
einem stehenden Blick die Ltder hov.
entsnnt idm der Muth und er oerltest
leiien Schrittes das Nein-tin in die
tsinsnmtett seines Liebestone-uners
veriolnt von dem veinvotl nagenden
Argwohn dass sie idn totmeleviett tn
den konnte-. weil iie lerne Absicht .lt)nte.
sk
ker tottlkve Qtenlksernxixvnsttkig
hatte eine Itjtenge letttuq Umsta
thxmerwuttet nnd der du nisten
ein« der stritten »so Its-.- nican
sitt-Im kle Witwe thssnsuntttlse
met-tie- dse Itckdt «:«t tsisen H Pius
eins-net lett- lkelentul est-r Hals-»- H
Hut Herd-lud use-we extss .-s--. Kunst-en
licenLyeu Amt! em, Sigm-:- st,-« H;
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wi-- « is-« -«.9 l» J
theilnahme von einer Gruppe zur an
deren wandern.
An dem niederen Gitter eines be
sonders stark besuchten liasseegarteng
hinschlendernd, musterte der Kleine
mit vergnügtem Blinzeln die Liebes
pärchen, die sich an den einzelnen Ti
schen niedergelassen hatten, rfnd dein
wohlwollenden Lächeln aus seinem
saltigen Antlitz war es anzusehen.
ldasz er seine helle Freude an den vie
,len frischen, jugendlichen Erscheinun
gen hatte.
s Plötzlich aber veränderte sich in sehr
’aussallender Weise der Ausdruck sei
ner Züge. Sein Blick war an einem
schuiiichtigen jungen Manne mit blon
dem Spihbärtchen haften geblieben,
der nur wenige Schritte von ihm ent
sernt an einem der kleinen Tische saß
nnd seinen Arm vertraulich um die
Schultern seiner Begleiterin, eines et
was geschmacklos geputzten, aber sonst
recht niedlichen tslersönclsens, gelegt
hatte. Mit unsicherer Hand tastete der
Alte in seiner ileberziehertasche nach
dem Kneiseiz und als er ihn aus die
Nase gesetzt hatte, schien sich sein priis
sender Blick in dao halb abgewandte.
Gesicht des jungen Mannes förmlich?
hineinbohren zu wollen« Dann, noch
ehe der Bedbachtete aus den Neugie
eigen aufmerksam geworden war,
drehte dieser sich kurz um und ging
mit rascheren Schritten als vorhin
ein Stlict des nämlichen Weges zu
rück, den er gekommen war. Er hatte
da neben den Kuchenstiinden einen
Schuhmann gesehen und er nickte zu
srieden vor sich hin, als er ihn an
derselben Stelle sand. Mit alttnodi
scher Höflichkeit seinen Hut lüstend,
trat er aus ihn zu. ,,Entschuldigen
Sie, Herr Wachtmeister, ich habe
Ihnen eine wichtige Mittheilung zu
machen. Da hinten in dem Kasseess
garten sin ein gefährlicher Verbre
cher.ts
»So-« meinte der Schutzmanm
ohne eine besondere Aufregung zu
zeigen. »Was hat er denn verbro
chen?«
»Es ist einer von den Leuten, die
bei dem Konsul Briining eingebrochen
sind nnd bei der Gelegenheit eine Frau .
ermordet haben.«
Jetzt wurde der Beamte doch auf- .
mertfamer. »Woher wissen Sie das-;
Hat er es Ihnen vielleicht erzählt?« s
»Er hat mir zwei von den geftoh
lenen Goldmünzen verkaufen wollen.
Ich bin der Antiquitätenhändler Holz
ler. Wenn diese Steuerquittung ge- i
niigt, mich zu legitimiren -- «
»Ist vorläufig nicht nöthig, ich;
glaube Jhnen auch so. Von der"
Sache mit den beiden Münzen habe
ich ija gehört. Sie wollen den Manns
besi mmi wiederertannt haben?« ;
»Ganz bestimmt Mein Personen-»
gedächtnisz täuscht mich niemals.«
»Sie wollen also die Verantwort
lichkeit auf fich nehmen, wenn ich dazu
schreite, ihn zu verhaften?«
»Die volle Verantwortung, Herr
Wachtmeistert Jch weiß, was eg
heißt, einen Menschen zu beschuldi- !
gen.« ;
»So zeigen Sie mit, bitte, den
Mann, und haben Sie die Freund
lichkeit, mich zur Wache zu begleiten«
falls ich ihn festnehmen sollte. « i
Sie lehrten eiligen Schrittes nach;
dem Kasseegarten zurück, und Holz-:
ler suchte dem Schntzmann schon ansi
einiger Entfernung den Tisch zu be
zeichnen, an dem er das Pärchen noch
immer sitzen fah. Aber in eben dies
sem Augenblick geschah es, daß der
junge Mann mit dem Spihbart den
Blick nach derselben Richtung wandte
und der blanten Helmspitze des1
Schutzmanng ansichtig wurde. Nurj
zwei oder drei Setunden lang faßte
er den Beamten und seinen eilsertig
neben ihm her trippelnden Begleiter
ins Auge, dann stand er plötzlich auf,
rief seiner Gesellschafterin etwas zu
fund mischte sich behend in das Ge
!drönge, das durch die beständig zu
iströmenden neuen Gäste in den Gän
sgeu zwischen den Zischen verursacht
I.wurde
»Er will sich ans dem Staube ma
chen!'· rief der tleine Antiquitäten
handle-L und mit einer jugendlichen
Ledbaftigteit. die man ihm kaum hatte
primus-s solle-a« arise-tote er sich mir
beiden Ellbogen durch die Menge in
den Warten hinein. Er rousne. dass
es da noch einen Weiten Ausgang
gab· und er hatte die Lidsubt dee Ver
dachtigen errathen.
Um es würde ihm Nimmst ge
lungen Mu. sie zu meint-h wenn
ums ums ein Ums-Wirt Juli-U oder
Immob- m Muth-ums cum Mu
Imi zu VII- cesmaus todt-. Don
vor dass unsta- sämlld dem dks
fn beim-m got-up den summ
Uses DUMIWI gis-m uns Um
uns den Heu-Mundu- mit MNWI
QIM out Itm MO.
Mc soc-OF Um idn m Im Wie
und Ruft-quasi mit-Im III-mund
mwuslu Man. »R- womes M
drum-h osm am Im itan and ds
Scdnmadms m mass-IS Mo III
fis-« W am Od- Rns sammt m I
o- dsn umbaut Otto-samt ·
Nasen Sie mich losk« MINI
du Smqu ist«-Was two-Wuch
dmu fuwdmmu Deus fusim m
Un Ums-u ums Mn Votum-danach
NO du Ruhm-m ihn nkm tmmä
gnug mmn lieh »du we
Maedts Fu Jst-d due-m ANTON
Er war des Täschchens endlich
habhaft geworden und hatte ihm
aufs Geratewohl ein größeres Geld
stück entnommen. Der Kellner ließ
seinen Arm fahren, aber in dem
nämlichen Augenblick schon war der
sselbe von einer anderen, noch der
l beren Faust gepaclt worden.
»Sie werden mir zur Wache fol
gen! Und ohne Aufsehen, wenn ich
bitten darst«
Der junge Mann sah sich in der
Gewalt des Schutznlancle5, aber er
verlor seine Geistesgegenwart nicht·
»Weshalb denn?« sragte er. »Ich
bin kein Zechprellert Sie sehen doch,
daß ich den Kellner bezahlt habe.«
»Sie werden mich trotzdem beglei
tne. Es handelt sich um die Fest
stellung Jhrer Persönlichkeit Wenn
Sie glauben, dasz Ihnen Unrecht ge
schehen ist, tönnen Sie sich nachher
beschweren-«
»Das sind ja schöne Zustände in
diesem Lotal!« erklang nun auch in
den höchsten Tönen der Entriistung
eine helle weibliche Stimme. Die
niedliche Kleine, die um das Schick
sal ihres Ritters doch in einiger
Sorge schien, trat in drohender Hat
tung vor den Schutzmann hin. »Die
ser Herr ist mein Bräutigam, und er
hat vielleicht mehr Geld in der Tasche,
als der Affe von einein Kellner. Wenn
er auch fortgegangen wäre, die lum
pige Zeche würde ich schon siir ihn be
zahlt haben.«
Die Menschenansammlung um die
tleine Gruppe war schnell zu einem
gewaltigen Knäuel angewachsen, und
dem Spiybärtigen schien mit einein
Male die Erlenntnisz zu kommen, daß
ee besser sei, sich in das Unvermeid
liche zu fügen
»Sei still, Annal« sagte er. »Man
wird es dem Beamten aus der Wache
schon begreiflich machen, das; ruhige
und anständige Leute nicht wie Spitz
buben behandelt werden« dursen «
»Dann gehe ich auch mit, « erllätte
das resolute Mädchen »Ich will be
Kugeln daß mein Bräutigam nichts
ilnrechtes gethan hat, und daß er von
dein Schutzniann beleidi t worden ist-«
Aber es sollte sich gald erweisen,
dass sie nicht gut daran gethan hatte,
dein Freunde diesen Beweis aus
opsernder Anhänglichteit zu liefern
Denn aus der Polizeiwache, bis zu
der vor nicht gar langer Zeit ausgie
bige Gelegenheit gehabt hatte, ihr hilb
sches Gesicht seinem Gedächtnis; ein
zuprägen. Es war der Minimal
schutzmanm der aus dem Postamt die
Rolle des Setretärs gespielt hatte, und
dem es während seines langen War
tens ein ergötzlicher Zeitvertreib gewe
sen war, hinter dem verbergenden Re
gal hervor das vernieintliche Zöschen
am Schreibpult zu beobachten. Er er
kannte sie ietzt aus der Stelle wieder,
trotz ihres breitrandigen rosen ge-J
schmückten Strohhute5. Obwohl er
nicht ahnte, aus welcher Veranlassung
sie hier erschien, interessirte ihn das
Wiedersehen doch in so hohem HJtasze,s
daß er sich während der Ausnahmes
der Personalien aufmerksam zuhörend;
iin hintergrunde des Dienstzinnners
hielt.
Der junge Mann mit dem Spitz-(
bart gab an, Heinrich Steintopf zu
heißen und wollte als Modelltischler
in einer Maschinenfabrit thätig sein,
während sich feine Braut als die
Putzmacherin Anna Jenifch bezeich
nete. Sie nannten Straße und Haus
nummer ihrer Wohnungen und be
schwerten sich auch dem vernehmenden·
Polizeioffizier gegenüber nachdrücklich
über die unerhörte Behandlung. die»
ihnen von Seiten des Schutzmannesi
zu theil geworden sei Dieser aberT
hatte dem Leutnant feinen tttapport
bereits unter vier Augen erstattet, und
die Szene gewann ein wesentlich ver-.
änderte-l Auslebem als jetzt auf Er
suchen des Beamten der Antiquitä
tenhändler Holzler vertrat. um seine
ttlnichuldtgung zu wiederholen. Stein:
topf bemühte sich zwar noch immer,
feine iuversichtlirhe Haltung zu ve
wahren und die Behauptung des alten
lttltannes nnt geringschatzigem La
ycheln als eine lächerliche Eindildung
.abutthun« aber feine Augen irrten
Ldoch unruhig umher, und immer
deutlicher oemeth sich in seinem Ge
dahren die NervositiiL die ita) seiner
bemächtigt hatte.
) Fräulein sttnua Jenilch hatte ihm
smit solsr Entfchiedenheit setundirt,
idaß fee ederholt hatte zur Ruhe ver
wiesen werden müssen Aber auch
iiber ihr Gesicht fluthete die brennende
Röthe einer verratherischen Verlegen
heit, als plötzlich der Kriminalbeamte
aus dem Hintergrund des Gemaches
auf sie trat und sie fragte: ,,.Hasben
Sie immer noch die Gewohnheit,
Fräulein Jhee Vormittage in den
Yoftämiern zuzubringen2 Oder thun
»Die das nur dann, wenn einer Jhree
Freunde interessante postlagernde
Briefe erheben will?«
So groß war ihre Beftiirzung daß
sie fiir eine kurze Zeit all ihre gewohnte
Schlagfertigleit einbüßte, und daß sie
sich mit einem Male sehr geneigt
zeigte, den ungastlichen Raum zu ver
lassen, woran sie denn freilich durch
ein ungalanteg Machtwort des Poli
zeileutnants vorderhand noch gehin
dert wurde
Der Telegraph begann seine Arbeit,
nnd bei der Bedeutung der Angelegen
heit erfolgten Nachforschungen wie
Ausliinfte mit solcher Prompthett,
daß man schon nach kurzer Zeit zu
sehr interessanten Feststellungen ge
langt war.
Die Angaben, die Steinton und
seine Braut hinsichtlich ihrer Perso
nalien und ihrer Wohnung gemacht
hatten, erwiesen sich als richtig. Aber
es ergab sich zugleich, daß Steinton
ein Flurnachbar des verhafteten Her
terich war, den zu lennen er auf die
Frage des Polizeileutnanto mit seht
berdijchtiger Entschiedenheit und Ent
riiftung geleugnet hatte· Die hiibsche
Putziiiacherin hatte eine gemeinsame
Wohnung mit ihrem Bruder, dem
Maschinenbauer Gustav Jentsch, inne,
und diesem wurde von seiten feines
Revierbureaus das denkbar schlechteste
Zeugnisz ausgestellt. Er galt fiir ei
nen arbeitsfcheuen, dein Trunle erge
benen Menschen, der sowohl wegen
Diebstahl-« als wegen verschiedener-,
zutneift iin Rausch begangen-er Ge
waltthiitigleiten bereits erhebliche
Vorstrafen erlitten hatte. Auf An
ordnung der sofort benachrichtigten
Staatsanwaltschast wurde oersitgt,
daß Steintopf und die Anna Jenis
zunächst in Haft zu behalten, und da
polizeiliche Durchfuchungen ihrer
Wohnungen vorzunehmen seien.
Jn dem Zimmer des Modelltifche
lers wurde Verdachtiges nicht gefun
den; dagegen hatte die in Abwesenheit
des Inhabers dorgenommene Durch
suchung der Jenifchfchen Wohnung
ein fiir den Maschinenbauer und sei
nen zukünftigen Schwager in hohen
Maße belastendes Ergebnis. Jn ei
nein Versteck, das Jenisch in Unter
schiitzung der polizeilichen Findigkeit
fiir unauffindbar gehalten, wurde ein
ganzes Arsenal von Diebesroerlzeugen
entdeckt, und als der die Oaussuchung
leitende Beamte dem ahnungslos
heimtehrenden, start angetrunlenen
Jinisch die Betheiligung an dem Ein
bruch bei Briining auf den Kon zu
sagte, toar der Wackere so verblüfft,
daß er unter heftigen Zornesausbrüs
chen gegen den vermeintlichen Verrä
ther Herterich die Richtigkeit der An
fchuldigung einräumte.
(Fortfetzung folgi.)
—-—-.-.-—
Jn der Jnstruktionssiunde sucht des
Herr Leuinant den Rekruten eines Kö
niglich bahrischen Justinian-Regi
ments die Standorte der einzelnen Re
gintenier einzuprägen »Das 11. Jn
santekie-Regiinent liegt in Regens
burg. Das ist ganz einfach. So eine
Regensburger Wurst sieht aus wie
eine 1. Ein Paar Regensbutger
Würsteln sind eine 11. Und deshalb
liegt das 11. Jnsanterie-Regiciient in
Regensvutg.«
« Ist sit
Der Mann in End-lahm der sein
künstliches Gebiß versetzte, ucn sich ein
Beessieal kaufen zu können. war ja
beinahe so schlau wie die Frau in
Kansas, die ihre einzige Kuh für ein
PatentButteksaß hingeb.
DIE II It
Leninnni Vl. Wo festem jewescn —
Lemnani B: Theater jewesen. A:
Was jetedens B: Fünf Mark je
ieben As Pardon, meine, was sile'n
Stück Helden-s - B: Fiinf.Makk.
Stück its-den As sinnend inisss
vie-stehen meine, Wo sespielif V:
Aeh! Eos Ein Stück von Jaeihln
Wurde ans Obst seht-essen
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