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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Feb. 28, 1901)
rn'w t:3i r ,-,',! tfiUl-n:? r.ai. . l a i j 1: o '. 3 i. Durch die Eemäloe ?li:i'!tSii:ij zu M. schritten am Zage ihrer (itöffnun zwei Herren, ein älterer und ein jünge rer. Ter Jüngere war blond und hatte ein hübsches Gesicht, doch eine? von jenen, die man hüung sieht, der Aeltere hingegen zahlte zu den Menschen, nach denen man sich unwillkürlich umblickt, wenn man ihnen aus der Straße begcz net. Er war tief gebräunt, fast von südlichem GcfichiZschnitt. und seine blas. ten, vornehmen Züge waren durch dunkle träumerische Augen belebt. Nachdem die beiden Herren mehrere kleine Säle durchwandert hatten, mach ten sie vor einem großen weiblichen Bildnib Halt, das in einem der Haupt säle hing, und unter dem die Worte: "ad liu-rnoriaiu perpotuuin" (jiir ewigen Erinnerung) standen. Tos Bild stellte ein junges Mädchen im weißen Brautkleids mit Myrthen kränz und Schleier dar. DaZ noch fast knospenhast zu nennende Geficht war von eigenartiger Schönheit. Mandel finnige, tief beschattete Augen von dem satten Blau einer reifen Brombeere schauten unter einer edel gewölbten Stirn hervor, die kastanienbraunes Haar umlockte. Ter Blick dieser Augen und der Zug um die lcichtgeschmunge nen Lippen drückte eine unendliche Echmermuth auS. ES lag trotz des bräutlichen Gewandes über dieser hol den Mädchengeftalt ein leiser Hauch nahenden Todes, der ergreifend wirkte. Der Gegensatz verlieh dem Bilde bei seinem künstlerischen Werth einen fast mystischen Zauber. DaS ist entschieden eineS der schön ften Portraits auf der ganzen Ausftel lung!" rief jetzt der blonde Herr, wäh rend, sein Gefährte ein paar Schritte zurücktrat und eS wie prüfend mit halb geschlossenen Augen betrachtete. Ohne Ihnen schmeicheln zu wollen. Meister, ia) beneide Sie um diese echt künstleri sche Auffassung! Hier reichen sich Poesie und Malerei in vollendeter Harmonie die Hand. DaZ Gesicht des Mädchens gleicht einem entzückenden, tieftraurigen Gedicht.' .Werden Sie mir wohl glauben, junger Freund," entgegnete darauf der Andere." daß ich noch vor etwa fünf zehn Jahren niemals im Stande ge wesen märe, ein solches Bild zu malen? Und das Wunderbarste bei der Sache ist. daß meine damalige GemüthSver fafsung. die mich an jeder halbwegs vernünftigen Arbeit hinderte, gerade eng mit diesem Bilde zusammenhängt. Fast wäre ich an ihm zu Grunde gegan gen Trotzdem ist eS keine Liebes geschichte, sondern sie gehört eher in das ammiT Dinge, von denen sich die "SchulweisheifXnichtS träumen läßt. Doch hat sie vorfielen derarligeit schichten den Vorzug, wahr zu sein. Wenn eS Sie interesfirt, will ich Ihnen mein Erlebniß mittheilen." Der jüngere Herr nickte lebhaft, und dann setzten sich die beiden Künstler auf einen in der Mitte des Saales befind lichen Divan. gerade dem Bilde gegen über, und der Maler desselben begann: .Die Geschichte dieses Bildes reicht be reits in meine frühesten Knabenjahre zurück. Ich bin jetzt fünfzig Jahre alt. aber ich entsinne mich noch genau, daß ich schon als sechsjähriger Junge in meinem Elternhause in dem kleinen UniversitätS Städtchen G. durch eine seltsame Erscheinung heimgesucht wurde, von der ich Ihnen erzählen werde, und die schon damals im Traum und Wa chen nicht von mir weichen wollte. ES war die Erscheinung der wunderschönen, blassen Braut, die Sie dort vor sich sehen, nur mit dem Unterschiede, daß ich in jener Zeit die Augen indem lieb reizenden Gesicht stets geschloffen er blickte. Wann ich diese Vifion zum ersten Male gehabt habe, erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß nur, daß ich mir bereits als Kind vergeblich den Kopf zermarterte, ob ich der räthsclhaf ten Mädchengeftalt in Wirklichkeit be gegnet wäre, und daß der Frohsinn meiner Knabenjahre durch sie sehr ge litten hat. Gleichsam unter ihrem ge spenftigen Bann bin ich dann zu einem ernsten, schweigsamen Menschen heran gewachsen. Trotzdem wagte ich damals Niemand, selbst nicht meinen guten El tan, mein Geheimniß zu offenbaren, da ich die Befürchtung hegte, einfach ausgelacht zu werden. Mit neunzehn Jahren kam ich auf die Maler.Akademie nach D. In an ftrengendem Studium hoffte ich der quälenden Vorstellung Herr zu werden. Doch eS gelang mir nicht. Gerade wenn ich etwas Gutes schaffen wollte, wenn ich mich mit dem festen Borsatz, nicht mehr an die seltsame Erscheinung zu denken, an meine Staffelei setzte, stand sie plötzlich mit fast greifbarer Deutlich keit vor mir, und ich war dann jedes Mal so erregt, daß ich Pinsel und Pa leite weglegen mußte. Auf diese Weise haben sich meine Jugendbilder nie über dn Durchschnitt erheben können. Der Grund lag darin, daß ich mich nicht mit ganzer Kraft auf sie zu konzentriren vermochte, da ich völlig unter dem Banne deS Geheimnißvollen, Ungreif daren lebte. Ein paar Mal. wenn ich das Bild des Mädchens besonders deut lich schaute, versuchte ich, eS auf der Leinwand festzuhalten, in der Hoff nung. vielleicht dann davon befreit zu erden. Doch auch daS war verge benS. Bei solchen Versuchen war eS mir, als ob eS immer blaffer und PJ5 Ml Jahrgang 21. blaffer wurde, di- j'.:!etz: nichts zerstog. So vergingen Jahre, ohne Laß eine Aenderung in meinem Zustand eintrat. Ich war inzwischen von Tag zu Tag melancholischer und unfähiger zur Arbeit geworden. Endlich, als ich auch jene Turchfchnitlsbilder nicht mehr malen tonnte, begab ich mich zu einem be rühmten Arzte, dem ich die schwere Te Pression meines KcmütheS ohne Rück ficht offenbarte. Er schob Alles auf eine hochgradige nervöse Ueberreiztheit und rieth mir, zunächst unbedingt daS Ma len aufzugeben, und so schnell wie mög lich auf Reisen zu gehen. DaS that ich denn auch, und diese Reise war meine Rettung, ch durch streifte zu Fuß den schönen, poetischen Schwarzwald, übernachtete auf Heu böden und in einsamen Torfschenken und mied geflissentlich die Strecken, welche die Eisenbahn befuhr. Aber trotz des herrlichen Wanderlebens, das ich führte, krankte meine Seele noch immer an jener unheimlichen Vifion. In der düstersten Stimmung kam ich schließlich in dem kleinen badischen Städtchen E. an. ohne beim Hineinwandern durch das eigenthümliche Thor zu ahnen, daß ich gerade hier meine Erlösung finden sollte. Am Abend meiner Ankunft begab ich mich in daS einzige bessere Wirthshaus am Marktplatz, um mich durch ein Glas Wein und einen kleinen Imbiß zu stär ken. Ich hatte vielleicht kaum eine Viertelstunde in dem niedrigen, verräu cherten Gastzimmer gesessen, als ein Herr eintrat, der eine riesige Dogge bei sich führte. Mochte nun meine dama lige Jammergestalt den Hund zu einem Angriffe auf mich reizen, oder was sonst der Grund war, kurz und gut, das mächtige Thier riß sich plötzlich von der Leine los, an der sein Herr es sest hielt, und stürzte sich noch ehe er es hin dern konnte, mit solcher Gewalt auf mich, daß ich, schwach und nervös, wie ich war, bei dem unerwarteten Angriff sofort daS Bewußtsein verlor. Als ich wieder aufmachte, mochten Tage vergangen sein. Ich befand mich im Bett mit verbundenem Arme in einer mir völlig fremden Umgebung. Erst allmählich begannen sich meine Augen an das durch die, herabgelassenen Vor hänge entstanden? H?lhdunkel zu ge wöhnen. Ich sah m'a dem freund lich, aber altmodisch moblirten Zimmer um, an dessen helltapezirten Wänden verschiedene kleine, verblaßte Photogra phien unter Glas und Rahmen hingen. Nur über meinem Bett hing ein größeres Bild ein: Oelbild. Als auf dieses dann mein Blick fiel, stieß ich un willkürlich einen leisen Ruf des Erftau nens aus. Im selbem Augenblick öffnete sich die Thür meines Zimmers, und eine kleine Dame trat herein, die ebenfalls sehr freundlich und altmodisch aussah. Sie trug weiße Löckchen an den Schläfen und ein dunkles, steifabstehendes Sei denkleid, daS noch aus der Zeit der Reifröcke stammen mochte. Besorgt trat sie an mein Bett. Wünschen Sie etwas, mein Herr, und geht eS Ihnen jetzt besser?" fragte sie mit einer lieben, ungemein wohl thuenden Stimme. Sie find nämlich recht krank gewesen! Gottlob erklärte der Arzt heute, daß jede Gefahr vorüber fei." fügte sie im Tone aufrichtiger Freude hinzu. Ich starrte indeß noch immer mit weitgeöffneten Augen das Bild über meinem Bette an. Fast kam es mir vor, als wäre ich verzaubert, so seltsam schien mir Alles Würden Sie wohl die Güte haben, die Vorhänge zu öffnen." sagte ich statt jeder Antwort, denn nur ein Gedanke beherrschte mich zunächst: Gewißheit über das Bild zu erlangen! Die alte Dame lief hierauf geschäftig an's Jen fter . und schlug die buntgeblümten KattuN'Gardinen zurück. Nun fiel der goldene Sonnenschein aus der grünen Welt da draußen in das kleine, trau liche Zimmer und beleuchtete das Bild. Meine Ahnung hatte mich nicht getäuscht. Zug für Zug sah ich sie jetzt vor mir, die daS Gespenst meines Lebens gewesen war bis zur heutigen Stunde und mich im Traum und Wachen un ablässtg verfolgt hatte; jene Mädchen gestalt im weißen Brautkleide mit dem blassen, traurigen Geficht! Nur die großen blauen Augen unter den schwär zen geschweiften Brauen waren etwas Fremdes für mich. Ich hatte die Er scheinung stets mit geschlossenen Lidern gesehen. Und je länger ich daS nicht schlecht gemalte Bild betrachtete, desto leichter wurde mir zu Muthe. Es war mir in dem Augenblick, als sei meine Seele ein lebendes Wesen, da? bis heute un ter einem schweren Druck gelegen hatte und plötzlich, wie durch ein Wunder erlöst, zum endlichen Flug die Schwin gen regte. r JjQ Beilage zum Nebraska staats-Anzeigcr. Ich verzaß di: Gegenwart der darüber völlig, faltete unwillkürlich Sie Hände und sagte aus tiefstem Herzen heraus: Gott, ich danke Dir!" Das war wohl das andächtigste Gebe! in meinem Leben. Erst die Stimme der kleinen Tame weckte mich aus meinein fast schwärmerischen Zustand. Sie fragte mich voll Theilnahme, ob mein Arm noch sehr schmerze. Als ich dies dann verneinte in jener Stunde seelischer Erregung fühlte ich auch that sächlich keinen Schinerz erzählte sie mir. daß ich von der großen Togge eines Herrn in dem Restaurant des Italieners Berino am Marktplatz in den Arm gebiffen worden, und daß die Wunde sehr tief gewesen sei, so daß ich viel Blut verloren hätte. Zwei Tage hätte ich wohl infolge der narkotischen Mittel, die man mir wegen meiner Verletzung gegeben hatte, ununierbro chen geschlummert. Nun aber wäre nach dem Ausspruch des Arztes, der mein heutiges Erwachen bereits voraus gesagt, jede Gefahr vorüber. Ta ich den Leuten im Städtchen ganz fremd gewesen sei, habe man mich in's Pfarr haus gebracht. Sie wäre die Frau des Pastors. Ihr Mann würde später auch kommen. Ich dankte jetzt meiner liedenswürdi gen Pflegerin herzlich für alle mir erwiesene Freundlichkeit und nannte dann ebenfalls meinen Namen. Da nach lenkten sich meine Gedanken von Neuem auf das Bild, und trotz der durch den starken Blutverluft verursach ten körperlichen Mattigkeit verlangte es mich, hierüber sogleich Nähere? zu er fahren. Meine Frage, wer jene schöne, im Brautschmuck gemalte Dame über mei nein Bette sei, schien die Frau Pastor begreiflich zu finden, da ich ja selbst Maler war, doch meinte sie: Das Original können Sie wohl unmöglich gekannt haben, mein Herr! Sie war eine Verwandte meines Mannes und starb als Braut. Kurz vor ihrem Ende, als sie schon den Todeskeim in sich trug, ließ sie sich noch malen. Nach dem Tode ihrer Eltern kam ihr Por trait dann in unseren Besitz." .Und wo starb sie?" In G " Sie nannte den Namen meiner Heimathstadt. In welchem Jahre?" 1346. Weil sie so wunderschön aussah, hat man sie damals als Leiche im Brautkleide ausgestellt. Mein Mann, der zu ihrer Beerdigung hinge reist war, erzählte mir, daß er niemals eine lieblichere Todte erblickt hätte. Zwischen Blumen gebettet, habe sie dem Schneewittchen im Märchen ge glichen, das nur in seinem gläsernen Sarge schlummert, um eines Tages wieder zu neuem Leben zu erwachen." Bei der Rede der kleinen Dame fiel eS mir wie Schuppen von den Augen; ich sah plötzlich das ganze Räthsel mei neS Daseins gelöst vor mir. G. war meine Heimathstadt. 1846 war ich gerade drei Jahre alt. ES wurde mir zur unumstößlichen Gewißheit, daß auch ich jene Todte gesehen, deren Bild im Pfarrhaus über meinem Bett hing. Wahrscheinlich hatte mich meine Wärte rin. die wie alle Leute aus dem Volk derartige Schaustellungen geliebt haben mochte, damals obne Wissen meiner Eltern mitgenommen, um die schöne junge Braut im Sarge zu betrachten. Der Anblick dieser zwischen Blumen ruhenden Leiche, der ohne Zweifel neben dem Schauerlichen, was dem Tode stets anhaftet, nicht ohne poeti schen Zauber war, hatte sich meinem empfänglichen Kindes-Gemüth unaus löschlich eingeprägt, freilich ohne daß sich eine bestimmte Erinnerung an das Wo und Wann damit verknüpfte. Und hauptsächlich aus dem letzten Grunde war er zur Qual meines späteren Lebens geworden. Jetzt aber, da ich den Zusammenhang erfuhr und gleich zeitig das wirkliche Bild jener Dame sah, wich die qualvolle Vision von mir, um nie wieder zurückzukehren. Durch einen wunderbaren Zufall, den Biß der wilden Dogge, war ich in das alte Pfarrhaus gekommen und nun von einer Vorstellung erlöst, die sonst vielleicht noch die Gesundheit meines Geistes einmal hätte zerstören können. Die Tage, die ich dann noch bei den guten alten Leuten in dem stillen, von Frieden umwodenen Pfarrhaus deS kleinen SchwarzwaldftüdtchenS verlebte, waren so schön, daß ich eS förmlich be dauerte, als ich von meiner Verwun dung endgiltig hergestellt war und Abschied von meinen liebenswürdigen Wirthen nehmen mußte, denen ich' in doppelter Beziehung meine Genesung verdankte. Eine Kopie deS Bildes nahm ich mit. Und seltsam: erst von dieser Zeit an konnte ich mich eigen! lich mit Berechtigung Künstler nennen. Meine Bilder gewannen Kraft und Leben. Vorher hatte ich nur mit der mm) emalt. Jetzt malte ich auch mit dem Herzen. Die Kopie lag lange, lange ti;;t andere:; Skizzen begraben, ohne daß ich daran dachte, sie zu benutzen. Fünf zehn Jahre später, als die ganze Epi sode immer mehr in meinem Gedächt niß zurückgetreten war ich hatte in zwischen zel'eirathet und einen eigenen Hausstand begründet, fiel sie mir plötzlich wieder in die Hände. Ich be schloß jetzt, sie zu einem großen Bilde zu benutzen. Und diese Arbeit, der Erinnerung meiner Jugendjahre g? widmet, ist mir über eigenes Erwarten gelungen." Mährend der Erzählung de? Malers hatte sein Zuhörer zu wiederholten Malen eine Ansammlung des Publi kums vor der Schöpfung seines Freun des wahrgenommen. Rufe der Be wunderung und schmeichelhafter Aner kennung für den Künstler waren häufig laut geworden. Als dieser nun geendet hatte, wies der jüngere Herr mit be zeichnender Geberde auf da Gemälde, vor dem gerade wieder mehrere Leute standen. Sehen Sie, das Bild hat sein damalige? Unrecht heute gut gemacht." sagte er scherzend, indem eS Ihnen zum Ruhm verhilft. Sie sind doch ein glück licher Mensch." In diesem Augenblick siel der letzte purpurrothe Adendstrahl durch die riesi gen Fenster deZ AuZftellungZ-SaalZ und verklärte das Bild der jungen Braut zu fast Überirdischer Schönheit. Und mit einem dankbar glücklichen Aufleuchten in seinen dunklen Träumeraugen schaute der Maler zu seiner Schöpfung hin über. Merkwürdig,: Antipathie ! HumonSke v. G. F o u r r i e .. ES giebt merkwürdige Antipathien, und selbst berühmte Männer haben oft einen, allem Anschein nach unbegründe ten Widerwillen gegen eine einfache Sache nicht überwinden können. So erzählte PliniuZ, daß von jeher zwischen dem Wolf und dem Schaf Antipathie exiftirt habe; dasselbe ergriffe die Flucht, sowie eS ersteren nur von wei tem.fah. Tycho Brahe zitterten die Knie beim Anblick eines Hafens oder Fuchses. Scalinger bebte am ganzen Körper, wenn er Kreffe sah. EraSmus bekam Fieber, sobald er den Geruch von Fischen merkte. Die Fliegen haben eine Antipathie gegen den Essig, lieben aber Honig. Der Oberzoll Revisor Brido hatte eine unüberwindliche Abneigung gegen Alkohol in jeder Form: als Cognac, Jamaika-Rum. Kirschwasser u. s. w. Und doch hatte er früher nicht nein" gesagt, wenn eS sich um ein Gläschen Liqueur gehandelt hatte! Brido war in Lyon am Bahnhof an gestellt und ein Spaßvogel, der immer bereit war, irgend einen Witz zu machen; Labet war er aber ein sehr tüchtiger Be amter und sehr auf dem Posten. Es war nicht leicht, ihm ein Schnippchen zu schlagen. Mit wahren Luxaugen musterte er die Reisenden, durchwühlte ihre Koffer rücksichtslos, und wenn er merkte, daß ein Reifender recht eilig war, dann machte es ihm besonderes Vergnügen, jedes Gepäck bis auf den Grund umzukehren. Wenn der Zug in die Halle eingefahren war, rief er die Reisenden, besonders die Damen, in strengem Ton an. Eine hübsche junge Frau, die bei ihm vorbeipassirte, hatte einen ganz kleinen Pompadour am Arm. Was haben Sie in demselben?" Nichts. Herr Steuer-Kontrolleur." Keinen Hasen, meine Gnädige?" Oh! In dem kleinen Beutel?" Gut, pasfiren Sie!" Er ließ die Marktleute die Körbe öffnen, und wenn die Eier zerbrachen oder die Aepfel durch die Halle rollten, so machte ihm das nichts aus. Eines Morgens kam mit dem Expreß von Marseille ein Herr, der außer fei nem Koffer noch eine ziemlich große Zinkkiste mit sich hatte. Nichts zu deklariren?" fragte Brido. . Absolut nichts," sagte der Reisende, in meinem Koffer ist nur Wäsche, und die Kiste laffe ich hier, ich werde sie mor gen holen." .Pasfiren!" .... sagte Brido und machte einen Kreidestrich auf den Koffer. Als alle Passanten fort waren, sah sich Brido mit den beiden anderen Zoll beamten die Kiste neugierig an, die kam ihm doch sehr verdächtig vor. Eine so lange und schmale Kiste, das war doch höchst merkwürdig. Er klopfte gegen die Wandung, ein dumpfer Ton war vernehmbar, allem Anschein nach war sie voll. Zwei Beamte singen an. die Kiste zu schütteln, man hörte den Inhalt gegen die Wandung glucksen. Ro. 41 . Die enthält Flüssigkeit." sagte nöo. Tas ist doch verdächtig," meinte:', die Zollbeamten im tlhor. Wasser wird es nicht sein," bemerkte Brido wieder. Gewiß nicht! Sie sind auf der rich tigen Jährte. Brido." 1M Gepäckstück kommt au? Mar seille," fing der Spaßvogel an: Viel leicht ist Salzwasser darin." ..Oder schon mchr gebranntes Salz wasscr!" Tie Beamten lachten. , Tas wollen wir doch untersuchen." sagte Brido. Mit einem Bohrer machte einer der Männer eine kleine Oeffnung in den Teckel der Kiste; durch da runde, kleine Loch führte er eine Sonde ein. Er roch daran. Es ist Alkohol." sagte er mit B: ftimmtheit. Brido roch auch. Und guter Alkohol, das dachte ich mir! Na, mein Jungchen, wenn Du Alkohol durchschmuggeln willst, dann hast Du dabei nicht an Brido ge dacht!" Einer von Euch muß Gläser holen. " fügte er hinzu, wir wollen das Eor pus delicti" einmal Probiren." Der Vorschlag fand großen Beifall. Ein Beamter lief in die Bahnhofs Restauration und kam mit Liqueur gläsern zurück; Brido forderte die Män ner auf heranzukommen und füllte die Gläser. Jeder roch als Kenner an dem seinen und leerte es auf einem Zug. Es ist guter Alkohol." wieder holte Brido, er hat mindestens 30 Prozent." Einer der Anwesenden meinte: Ein ganz kleiner Beigeschmack ist aber " Ja. ein Beigeschmack von trink noch einmal!" sagte Brido schlau, na, noch eins für Jeden." Die Gläser wurden von neuem ge füllt, man trank auf das Wohl des Reisenden. Brido als guter Familienvater füllte eine Flasche, um Frau und Kinder auch kosten zu laffen. Am nächsten Tage kam der Reifende auf'S Zollamt, und Brido war natür lich dort. Er hatte schon nach ihm aus aespüht. ,.WaS ist in der Kiste?" fragte er. Nichts, was steuerpflichtig wäre." Kein Wildpret?" fragte der Be amte. Wildpret? Ach. Du meine Güte! Ich möchte das nicht als Wildpret auf den Tisch gebracht bekommen! Eine Riesen Boa-Conftrictor" ist es, die für das Museum bestimmt ist." Na, die Fabel von der Schlange kenne ich," hohnlachte der Beamte un gläubig: oft versucht man ja nicht, uns das einzureden, aber eS kommt doch vor. In der Kiste ist Alkohol. Ich stelle den Strafantrag gegen Sie; kommen Sie mit in'S Bureau." Alkohol," sagte der Reisende, wo her wiffen Sie das denn?" Ich habe ihn probirt." , Sagen Sie das nicht um zu renom miren ?" Wir haben davon getrunken, um uns von dem Prozentsatz überzeugen zu können," sagte Brido spöttisch. Na, ich danke!" rief der Reisende, was haben Sie da gemacht!" Und schon war er beschäftigt, den Deckel der Kiste zu entfernen. Gleich darauf sah man eine große dickbäuchige Schlange im Alkohol wie in einem Bade schwim men. Bei dem Anblick taumelte Brido kreideweiß gegen die Wand und die an deren Beamten flohen entsetzt davon. Und so kam eS denn, daß der Zoll beamte Brido von dem Tage ab eine unüberwindliche Antipathie gegen Al kohol hatte. Friedrich Wilhelm Ml. über M Schlacht bei uerstedt. Von Friedrich Wilhelm dem Dritten veröffentlicht das Dezemberheft der Deutschen Rundschau" einen eigen händigen Bericht über die Schlacht von Auerftedt. Der Archivar Bailleu vom Geh. Staatsarchiv, der feit ein paar Jahren an einem Lebensbilde der Kö nigin Louise schreibt, hat eine Einlei tung dazu verfaßt, worin er auf dieses wichtige Dokument deS Königs hinweist. daS den Inhalt eines an die Königin Ende Oktober 1806, also wenige Tage nach der unglücklichen Schlacht, geriet) tetenSchreibenS bildet. ES ist auf schlech tem Papier geschrieben, mit sehr blas ser Tinte, an einigen Stellen völlig verwischt und unleserlich. Wir besitzen so manche lebendige Darstellung der Schlacht, die auf Grund der Handschrift lichen Quellen aufgebaut ist. Zuletzt hat sie noch LettomVorbeck in seiner Geschichte des Krieges von 1806 und 1807 geschildert. Ader selbst in wich tigen Fragen gehen die Geschichtsschrei- T der Schlacht auseinander. ÄaZdem Belichte großen Verth ciiebi. ist. daß er u::ter dem erschütternden 4;nö:i:ck der dim .'lOnig n'.cbr als die Halste seines Reiches Listcnn blutigen Entscheidung schrieben ist. mit so 'lci0ensch.:f!Sloser Ruhe und Kälte, als wenn er nur ein nndetlieiliater Zuschauer gewesen wäre. Ader, bemerkt der Herausgeber, dies ruhige, geschichtliche .Bericht be? ober ften Kriegsherrn, diese Erzählung so i'.w .-. t ? ,!,,". das ist. was der historischen Erkenntniß frommt, nun sehen wir in voller Klarheit, wie alle? kam, wie Alles kommen mußte." Tiefer eineehende Schlachtbericht des Königs voll kühler Objektivität, der Niemanden verletzt, sondern nr:r dein Verfasser Rechenschaft geben will, läßt uns einen neuen Zug im Bilde deS viel fach verkannten und unterschätzten Herr scher? bewundern. TaZ dem Bericht vorausgehende Schreiben des König? an die Königin vom 1". Oktober 1SU6 aus Sömmerda beginnt mit deii Wor ten: Ter gestrige Tag ist einer der un glücklichsten und traurigsten meine? Lebens gewesen, wir haben Bataille ge habt und zwar an drei Orten zugleich Ein starker Nebel, der die ganze Gegend verhüllte, begünstigt alle be reits vorbereiteten Bewegungen deS Feindes, den man für weit schwächer allen Nachrichten zufolge hielt, als es leider war " Von Blücher schreibt er nur: er hätte sich durch die Annahme, es nur mit drei Regimentern Ehas seurS zu thun zu haben," verleiten las sen, mit seiner Kavallerie zu rasch vorzugehen, wobei gleich viel Men schen durch Kartätschfeuer verloren gin gen." Am Schlüsse deZ Briefes zählt er die Todten und Schmerverwundeten bekann ten Namens auf und schreibt: Also brav ist man denn doch im Ganzen, Gottlob, gewesen. Allein nicht glück lich." Die Relation über die Schlacht selbst, in Küftrin zwischen dem 20. und 26. Oktober 1806 niedergeschrieben und durch eine Karte deS Schauplatzes be reichert, erwägt sorgfältig die Ursachen deS Verlustes der Schlacht, deren es . viele gab. Zunächst wußte man nichts Gewisses von dem eigentlichen Dasein und der Stärke deZ Feindes." dann der undurchdringliche Nebel, der ein Hin derniß war, ' den Irrthum zur rechten Zeit zu entdecken, der Kommandeur. Herzog von Braunschweig fiel, durch beide Augen geschossen, und Niemand war im Stande, sich des Kommandos anzunehmen; der König leitete schließ lich die Schlacht, aber schon mitten in der Verwirrung; zwischen den verfchie denen Truppentheilen war keine Ver bindung; die Kavallerie war, worin Blüchers Schuld lag, zu früh vorgeru fen worden: die Infanterie war im Richtigschießen zu wenig routinirt, viele Generale und Stabsoffiziere zu wenig energisch und entschlossen, mit dem Terrain war man zu wenig bekannt, an guten Spezialkarten fehlte es gänz lich. Mit großer Anschaulichkeit hat der König die Entwickelung der Schlacht geschildert, die in seinen militärischen Anschauungen einen Wandel herbei führte und insofern auch für die Ent Wickelung deZ preußischen Heerwesens von Bedeutung ist. Von den beide DumaS. Ein paar Dumas-Anekdoien werden im GauloiS" erzählt. Die Gesundheit des Dumas pere war berühmt; er schonte sie auch nickt im Mindesten. Während eine Eholera-Epidemie VariS verwüstete, trat fein Sohn eines Tages bei ihm ein und fand ihn bei Tisch, mehrere Melonen bebaalicb versveisend. Der Sohn schrie, machte dem Vater yesttge Borwürfe. Laß doch," sagte dieser, das ist jetzt gerade die Zeit, Melonen zu essen, sie kosten nichts." Dumas fils war übrigens für sich selbst weniger vorsichtig, als für seinen Vater, dessen bewunderungswürdigen Magen er geerbt hatte, und wenn man einmal staunte, wie er seinen Teller mit Radieschen oder Krabben füllte, die er sehr gern aß. meinte er: ..Verukiaen Sie sich. DaS bekommt mir nur schlecht, wenn ich wenig davon esse." Sehr hübsch ist auch ein Rath, den DumaS seinem Sobne aab. als fi an einem Sommerabend nach einem drückend heißen Tage zusammen in dem sehr kleinen Garten eines aa:n kleinen Hauses, das damals der Dichter der ametienoame" bewohnte, aßen: Man erstickt ja hier, öffne doch die Thür Deines Eßzimmers, damit in Deinen Garten etwas Luft kommt!" Dumas fils befand sich eines TageS in einer Gesellschaft, in der man davon sprach, was man zu thun Hütte, wenn man einen Gegenstand gefunden hätte. WaS würden Sie tbun." kaate man wenn Sie auf der Straße ein Porte monnaie mit 10,000 Francs aufnch men?" Nach einer aarnen Reib Kanal,? Antworten wandte man sich an Dumas: und tote, Monsieur Dumas?" Oh, ich, das ist sehr einfach. Ich würde 1000 Francs Belobnuna iemini,in schicken, der es verloren Hai!" Die Eifersüchtige. Gemahlin: Ach sieb mir siVn wie idyllisch schön ist es hier. Ist Dir diete Vegend bekannt?" Gemahl: O natürlich, sehr gut. siehst Du. dort hinter den Bäumen be findet sich ein Waldsee, besonders dort liebte ich zu weilen!" Gemahlin: Was? Und das sagst Du mir so unverfroren in'S Gesicht! Welche liebtest Du dort zuweilen?"