Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 21, 1901, Image 12

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    Die Schulzen Sau.
jr i,.iioif( von Ä. a. fk(U(,
Ict Bia'.u in JüUv tu: '.?ch.i,-5
k , gewöhnliä.er Bauer. O r.kin. er
h: ife roenvftfn fäu?oiameu: ÄZ'.Z
in lutm Etc':!'!''"'.!,. i" Hier
bfisen Sinter biiU eine ansehuilche
Summe in der Sparkasse und wenn eZ
PkwOtigtät in der Wett gab. rniißie
ti noch hoch dringen.
Er hatte eine achtzebiijä'rlge Z schier,
die &fe Martha. Tiese Martha uur
ein ganz verteufeltes Mädel. Tie war
blond, grob und schlank, und so lustig
wie ein junge? Nülbchen. welches zum
trfnn Male auf die Weide getrieben
wird. Ihre Augen waren blau wie
Vergißmeinnicht und ihr Arme voll
und rund, und wenn sie auf der Wiese
das Heu zusammcnhackte. gad ti lernn
Burschen, der nicht gemanscht hätte, ein
mal in die weichen Arme hineinkneifen
und den frischen rothen Mund küssen zu
dürfen. n
Genug, sie war allerliebst und d
fliiilfte Mädel bei der Arbeit. Wenn
sie in der Ernte auf dem Felde half,
schasste sie so fleißig, daß sich alle Bur.
schen vor ihr schämen mußten und ging
sie Mittag? zum Melken, so saufte die
Milch nur so in den Eimer, wenn
Martha erft unter der Kuh saß.
Man hat aber immer seine liebe Noth
mit den Kindern. Sind sie auch noch
so nett und fleißig bei der Arbeit,
irgend welche Streiche führen sie doch
immer auö. Martha machte es auch
nicht besser, als andere, denn sie hatte
sich dermaßen in den Hirten des Bauern
Brumm verliebt, daß sie ganze Ihrä
neiibäche weinte und erklärte, sie wurde
in's Wasser gehen, wenn sie ihn nicht
bekäme.
Der Hirte war übrigens gar keine
schlechte Partie. Er sah recht gut auS.
war ein kluger Kopf und fleißiger
Arbeiter und hatte, was auch nicht zu
verachten war. kürzlich viertausend
Mark von einem alten Onkel geerbt.
Obgleich er also durchaus nicht nackt
und bloß war. paßte er doch nicht für
eine Schulzentochter. Sie mußte wenige
ftenS einen Banern heirathen. der einen
schuldenfreien Hof besaß, hatte ihreMut
er gesagt.
Der Hirte der nebenbei gesagt.
Hans hieß hatte aber keine Ahnung
von dem. waS passend war. Erging
schnurstracks zu dem Schulzen und hielt
um seine Tochter an. In zwei bis
drei Wochen sollte Martha seine Frau
werden und sie sei auch damit eii.oer
standen. Ja. Martha war auch damit einver
standen, denn die Mädchen sind solchen
Dingen meistens nicht abgeneigt. Der
Schulze aber klappte nur den Deckel
seiner silbernen schnupstabaksdose zu
und lachte, wie er es auf dem Markte
zu thun pflegte, wenn man ihm zu wenig
für seine Kälber geboten hatte. Endlich
antwortete er:
.Ha, ha. als Schwiegersohn paßt Du
mir nicht. Hans, aber wenn Du eine
meiner Mägde haben willst, so will ich
sie fragen.
Danke für das gefällige Anerbie.
tcn. aber mein Vater ist Vintelbauer
und ich heirathe keine Magd," sagte
Hans, indem er sich der Thür zu
wandte. Sei nur nicht gleich so üdelnehmifch
HanZ." meinte der Schulze. Ich will
Dir wenigstens ein Prise jiir die Mühe
geben."
.Danke schön," antuortete Hans,
nahm sich eine Prise und legte die
Schnupftabaksdose wieder auf den
Tisch.
Zu Pfingsten kam er wieder, um zu
sreien. aber diesmal wurde der Schulze
fuchsteufelswild und bot ihm auch gar
Mn Nris an.
Von dieser Zeit an litt Hans so sehr
an Liebeskummer, vag er ganz mager
wurde. Martha aber weinte die ganzen
Nächte hindurch ihr Kopfkissen so furcht
dar naß. daß die Magd Morgens
glaubte, es hätte durchgeregnet. Außer
zwei bis drei Tänzen hinter der Stall
thür bekam das unglückliche Liebespaar
nichts von einander zu sehen und zu
hfirtn
Aber ich vergesse ja ganz und gar die
Hauptperson. Ich meine namiico, oie
Sau damit hängt eS folgendermaßen
zusammen. Vor zwei Jahren war in
der Stadt eine landwirtschaftliche
Ausstellung gewesen, auf welcher zum
bodenlosen Aerger deS Schulzen eine
Kuh des Gcmeindevorftehers einen Preis
und eine schwarz-weiße Schleife um die
Hörner bekommen hatte. Damals hatte
er einen der Preisrichter gefragt, was
er thun könnte, damit er auf der näch
fteu Thierschau einen Preis bekäme.
Der Herr Preisrichter hatte dann von
einer fungelnagelneuen Schweineart er
zählt, die fo groß fei wie ein Pony und
so fett, daß sie sich nicht ohne Hülfe
zum Fressen erheben konnte. Von die
ser seltenen Art hatte sich nun der
Schulze eine Sau verschafft, die gerade
am ersten Ostcrtage neun Ferkel ge
morsen hatte, von denen drei schwarz,
drei weiß und drei schwarz und weiß
gefleckt waren. Diese Sau mit ihrer
Familie wollte der Schulze nun auf die
Thierschau schicken, die zu Johann,
stattfinden sollte, um damit den ersten
Preis für Schweinezucht zu gewinnen.
Der alte Schulze dachte an nichts wei
ter als an feine Sau und sprach von
nichts Anderem mehr als von seinen
Ferkeln. Nachts träumte er sogar da
von und streichelte seine Frau, in dem
Glauben, die Ferkel zu liebkosen. Seine
Frau freute sich dann über seine Zärt'
lilleit. streisM i!,n wieder und
sagte: .Sälichrn. Saud.en." Dann
adr jua der Schulde an. die Fcik l
l". Wen: iT, !iß. liß'.' woran man
1 deutlich tf, dt. er sich im Schlaf
mit dcn i iteernen bcschäNie.
Ei-.i;e Tage ror der Thierschau kan
der Schul,? mit dcm Milcheimer in de.i
SchmeineflaU. um die ?sau und die
Ferkel ,u tränken. Aber kein
Schweineschlvanz war zu schen.
Der Schulze stand wi, versteinert,
wie vom Blitze gctrossca da. Nachdem
er wieder einigermabrn zur Besinnung
gekommen, sprang er wie besessen im
Stalle umher und lockte: .Kitz, kiß.
liß!' Die Schweines arnili aber war
und blieb verschwunden wie die Depot?
aus den Keldschränken mancher Ban
kierS.
Einige Kilometer eiter ging der
Hirte HanS im Walde umher, um Wei
denruthen zur Ausbesserung seines
StalldacheS zu suchen. Während er so
suchend umherging, hörte er in einiger
Entfernung sonderbare Töne.
.Usf. uff. uff. uff. uff.' tönte es zu
ihm herüber und dazwischen quietjchte
eS wieder: Oui. oui. ui. ui. ui. i,
i.. ..I.. .." und siehe da. da war
die Sau mit ihrer ganzen Familie.
Als HanS die kleinen reizenden Thiere,
die Landsleute seiner Martha sah.
köpfte sein Herz wie ein Lämmer
schman, und Tbränen der Rührung von
der Größe einer Knallerbse traten ihm
in die Augen. Dann aber fing er an
zu überlegen, und als er einen Augen
blick überleat bat e. nahm er cm BUN-
del Weidenruthen, lockte die Sau und
ihre Ferkel in die Schäferbütte. in wel
cher er schlick, warf die Thür zu und
lachte so unbändig, daß die Schwcine-
kam e vor Scbreck aan NM wurve.
ü..c f.. k,,!. ffilfiin stnth'T i
damit sie auch etwas zur Unterhaltung
KjII HUI UUL1C CL ILllllll III k,
hatten. Gegen Abend steckte er ein
schwarzes und ein weißes Ferkel in el
nen großen Sack und g!:ig damit zum
:chu!zen.
.Diele beiden Schweinchen habe ich
auf unserem Acker gefunden, gehören
sie vielleicht zu Eurer Schweinefamilie,
Schulze?"
.Ja. natürlich gehören sie mir. Haft
Du- die anderen denn nicht auch ge
sehen?' fragte der alte Schulze.
.Nein, antwortete der psisfige Bur-
sche. .nein, nur diese beiden."
.Komm doch herein, lieber Junge.
und iß ein Häppchen. Martha. Mar.
tha. dringe Brod. Butter. Käse. Schin.
seit und einen guten Schnaps herein!"
rief der Alte.
?br könnt Euch wobl denken, wie
Martha sich damit sputete, und als der
Schulze sich nach dem Glaslchranke um-
drehte, um die Schnapsgläser heraus-
zuholen, benutzte Hans schnell die Ge
legenhcit und stahl Martha einen saß.
Der Sckul trua seine- beiden Ferkel
in den Schmeinestall. sperrte sie in eine
besondere Bucht, legte ein schloß davor
und schickte seine sämmtlichen Leute
aus, um die anderen Schweine zu
suchen. Sie kamen erft um Mitternacht
zurück und hatten nicht einmal einen
Schwcineschwanz, geschweige denn ein
ganzes Schwein gefunden.
In der Morzenfrühe aber, als die
Schulzenfrau den Kaffee kochte und der
Schulze am Fenster stand und sich den
Kopf kratzte, kam der Hirte Hans wic
der mit seinem großen Sacke und im
Sacke quietschte eS: Oui. ui, i, i, und
er legte drei Fcrkel vor dem Schulzen
nieder.
Der alte Bauer freute sich so. daß
er beinahe bis an die Decke sprang und
HanS bekam Kaffee mit Zucker und
Weizcnsemmel und einen Schnaps erfter
Güte.
Die Knechte und Mägde des Schulzen
zogen wieder auf die Schweinefuche auS,
auf der sie sich diesmal ihr Mittag,
und Vesperbrot mitnehmen mußten,
aber gegen Abend kamen sie schon wie
der und betheuerten, sie könnten und
könnten die Schweine nicht finden.
Kaum hatten sie sich gesetzt, als Hans
auch schon mit den vier letzten Ferkeln
da war. Er that, als wäre er furcht
dar müde, warf den Sack auf die Erde,
fuhr sich mit dem Aermel über das Ge
ficht und sagte:
.Hier sind die letzten Ferkel, aber
die Sau ist futsch! Die müßt Ihr Euch
selbst suchen, Schulze.'
Ihr glaubt gar nicht, wie liebens
würdig jetzt der Schulze wurde.
.Liebster, bester Herzensjunge, verlaß
mich doch nicht in meiner großen Noth.
Morgen ist die Thierschau und habe ich
dann meine Sau nicht wieder, so kann
es leicht mein Tod sein.'
.Ja. nun könnt Ihr selbst spüren,
wie mir zu Muthe war, als Ihr mir
Martha nicht geben wolltet.'
Der Schulze schluckte und schluckte
und wußte nicht, was 'er thun sollte.
Martha aber stand hinter der Küchen
thür und verbiß sich das Lachen, denn
HanS hatte ihr natürlich gesagt, wo die
Sau war.
Lieber HerzenshanS. trage eZ mir
doch nicht nach,' sagte der Schulze end
lich. .Glaubst Du. daß Du die Sau
lcoendig fangen kannst?'
.Leben und Tod stehen in des Höch
ftcn Hand, aber ich will es versuchen,
wenn Ihr mir Martha geben wollt.'
Der Gemeindevorsteher hat eine
prachtvolle Sau,' sagte die liftige
Martha. ..Wenn unsere Sau morgen
nicht auf der Thierschau ift. bekommt
er dieses Jahr auch wieder den ersten
Preis!'
Den soll er nicht kriegen, und wenn
es mein Leben kostet!' brüllte der
Schulze, und schlug mit der Hand auf
im Zisch, deß d'e K ?ss'ank und alle
lass! und "Schüsse! tanzi.n. .Hier
haft Du mein? Hand, Iun-e! Bring
Du wir die Sau bis deute Abend vor
Sonnenuntergang lebendig wieder, so
'liegst Du Marlha und zwanzigtau
!(nd Mark. Den schwarzdraunen
rtier und vier Federbetten dringt sie
mit!'
HanS schlug ein und warf Martha
einen so feurigen Blick zu. daß sie bei
nabe davon angesengt wurde. Dann
entkernte er sich.
Gegen Abend kam er wieder. Er
sang und judilirte wie eine Lerche, hatte
sich glatt gekämmt und den Sonntag?
anzug angezogen. Die Sau zog er
hinter sich her. Die Peitschenschnur
hatte er ihr um den linken Vorderfuh
gebunden, denn damit jhr'S nur wißt,
auf die Art lassen sich die Schweine am
leichteften treiben.
Internationale Gimpelfänger.
Wer hat nicht schon von dem berührn
ten spanischen Gefangenen gehört, der
irgendwo ta den Bergen von Navarra
einen Schatz vergraben hat und ihn
Demjenigen zuweisen will, der die Geld
Mittel aufbringt, um den Unglücklichen
aus seinem Kerker zu befreien; der libtr
allhin nach dem Auslande Brandbriefe
schreibt an die gutmüthigen Narren
oder geldgierigen Spekulanten, die
thöricht genug sind, dem Lied des Lock
vogeU zu lauschen und sich ausplündern
zu laffen? Opfer hat dieser gute alte
Bekannte schon genug gefordert. Erft
kürzlich kam ein biederer Deutscher mit
30,000 Mark baaren Geldes in Madrid
an, um die Ketten deS Spaniers zu
sen und mit ihm nach den Pvrenäen
jur Hebung der unterirdischen kostbar
leiten zu reisen. Er gelangte nicht
weit, denn schnell war feine Brieftasche
von den spitzbübischen Vertrauensmän
nern des armen Gefangenen geleert
morden.
Unzählige Male ist dies Gaunerstück
chen schon in Szene gesetzt worden.
Kun ist die Aussicht vorhanden, daß der
Vorhang über den letzten Alt dieser
großen Dieb.skomödie endlich nieder
geht. In Barcelona ist man der
Bande auf die Spur gekommen und
hat drei ihrer Mitglieder zu Eefange
nen gemacht. Man faßte sie in flag
ranti ad, als sie gerade eincn hilfs
bereiten Ausländer, der dreitausend
Franken zur Befreiung deS Schatz
Hebers mitgebracht hatte, in Empfang
nahmen.
Die spanische Schatzgcschichte ist aber
nur eines der vielen Manöver, mit
denen die internationalen Gimpelfänger
überall in der Welt Erfolge erzielen.
ES ift nur, einer von den zahlloscn
.Vertrauenstricks' der Gauner, die heute
spanische Gefangene, morgen Vormün
der oder Testamentsvollstrecker von Mil
liardären. Sportsleute. harmlose Aus
ftellungsbesucher oder enragirte Küm
melblättler sind.
Der neuefte Trick einer internatio
nalen Gaunerbande, die ihren Sitz in
New Aork hat und von dort sich über
den Ozean weg nach England und dem
Kontinent verzweigt, ift der Schwindel
mit massiven goldenen Mauersteinen".
Er ift dieser Tage in London aufgedeckt
worden, aber erst nachdem er dort be
reitS ein Opfer gefordert hatte. Das
ift auch gar nicht so unbegreiflich, wenn
man bedenkt, daß die Sache gänzlich
neu war, und daß die Echtheit der bej
den Steine, die ihren Weg nach London
gefunden hatten, durch die beften Zeug
nisse atteftirt worden war. Jetzt liegen
die beiden gleißenden Ungethüme
deren jedes 45 Pfund .Gold' wiegt
bei der Polizeibehörde, die darüber eine
Bekanntmachung zur Warnung des
Publikums erlassen hat.
Diese goldenen Mauersteine sind
nämlich in Wirklichkeit auS Messing ge
fertigt und nur wenige Mark werth,
aber ihr Aeußeres ift so bestechend, sie
sehen dem kostbaren Metall so täuschend
ähnlich, die Zeugnisse, die sie begleiten,
erscheinen so unanfechtbar, und die Ko
mödie. in der sie eine Rolle spielen, ift
mit so tadelloser Kunst in Szene gesetzt,
daß der Erfolg des Betruges leicht ge
sichert wird. Schon die Art und Weise,
wie .Scotland Bard", das Haupiquar
tier der englischen Polizeibehörde, von
der Sache Wind erhielt, ist charak
teriftisch für die Leichtigkeit der Täu
schung, und die Geschichte wird doppelt
amüsant durch den Umstand, daß ein
Sachverständiger sie aufdeckte, weil er
die .kostbaren Steine" für geftohlen
hielt. Diesem Experten waren die bei
den goldenen Mauersteine zur Begut
achtung vorgelegt worden. Er unter
suchte sie auf das Genaueste und er
klärte sie für echt. Aber weil eS ihm
verdächtig erschien, daß Gegenstände
von so kolossalem Werth so mir nicht?.
Dir nichts in der Welt herumfuhren,
erstattete er bei der Kriminalbehörde
eine vertrauliche Anzeige, und legte die
Vermuthung nahe, sie könnten gcstoh
len fein; die Polizei thäte gut. sich mit
der Sache zu befassen.
Der Ehef der Kriminalpolizei ent
sandte darauf einen Detektive zur Un
tersuchung der Angelegenheit, und vor
Allem zur Erforschung der Herkunft
dieser Kostbarkeiten. Dieser Beamte
mar schlau genug, nicht ihren Ursprung,
sondern ihre Echtheit in Zweifel zu
ziehen. Er ließ sie deshalb noch einmal
auf daS Genaueste untersuchen, und
erft jetzt kam merkwürdiger Weise ihre
absolute Werthlosigkeit anS Licht und
damit der Betrug, dessen Opfer ihr
englischer Besitzer geworden war und
war durch die sol'nde. v:il vollende
tm Za'si!'kmel-,t in Sz ne gc'ltzle Ma
uipulalion:
Einer dir Londoner Mitglieder der
Bande, die überall ihre iwttrrtst zu
haben scheint, hat die Ausgabe, die
lodeszn'igcn zu ftudnen. und in
.Somelsct House", in welchem die Erb
schaftödehörden residiren und wo die
Zeftamente hinterlegt und eröffnet wer
den. mit allen Vorgängen Fühlung zu
haben. Ift irgendwo in England ein
wohlhabender Mann auS dem Mittel
stände gestorben, dessen Verhältnisse für
die vorzunehmenden Operationen ein
günstiges Feld bieten, so werden in der
unmittelbarem Umgebung, wo er gelebt
hat, genaue Erkundigungen üder ihn
eingezogen. Seine Familiengeschichte,
sein Vorleben, seine Eigenhcilen, alle
Umstünde feines Daseins weiden er
forscht und nach Amerika berichtet, wo
jctzt der erste Akt der Petrugökomöbie
zu beginnen hat.
Es wird dort ein Schreiben an den
Todten ausgesetzt, das bei seiner An
kunft in England natürlich einer der
nächsten Verwandten deS Verstorbenen
eröffnet. Der Brief ist in den wärm
ften Ausdrücken der Freundschaft und
Dankbarkeit abgefaßt. Mit Freuden
erinnert sich der Schreiber der Zeit, da
er mit dem Adressaten zusammen
getroffen und von ihm mit Wohlthaten
überhäuft worden war. Die Unter
ftützung die er erhalten, habe die glän
zndsten Früchte getragen, er habe in
Amerika sein Glück gemacht, sein Ge
schäft blühe, und er brenne vor Be
gierde. seine Verpflichtungen an seinen
Gönner abzutragen. Gewöhnlich ift es
irgend ein Bergwerks Unternehmen,
worin er so großartig reussirt hat. Er
hat Gold in Hülle und Fülle, und ift
bereit, es mit feinem alten Freunde zu
theilen, wenn dieser selbst herüberkam
men oder einen Vertrauensmann senden
wolle, um das für ihn Bestimmte in
Empfang zu nehmen.
Der Veiwandte, der den' Brief ge
öffnet, hat zwar von dem Briefschreiber
nie elmaS gehört; er glaubte aber sehr
wohl annehmen zu können, daß der
nunmehr Verstorbene, der viel und oft
in der Welt umhergekommen die
Schwindler suchen sich vorsichtig ihren
Mann heraus, der feiner Zeit manche
Reisen unternommen hat der an
gebliche Wohlthäter sei, und antwortet
im Namen des Todten. Es entspinnt
sich nun eine lebhafte Korrespondenz
zwischen den Angehöligen und den Be
trügern; zuletzt wird von der, Familie
irgend Jemand erwählt, der die Reise
über? Meer machen und den zugesag
ten Vermögensanthcil in Empfang neh
men soll.
Der zweite Akt der Burleske spielt in
New York. ES ift spaßhaft, Überaus
spaßhast, wenn auch nicht für die Opfer
deS Betruges, die ihr schönes, baareS
Geld für glänzende Mefsingfteine her
geben.
In New York erwartet den An
kömmling ein Unbekannter. Er berich
tet ihm. daß der gute Alte, der seinen
Verwandten so wohl gekannt und so
innig geliebt hat, urplötzlich schwer er
krankt ift. vielleicht gar auf dem Sterbe
bette liegt. Neben anderen schweren
Erscheinungen ift sein Augenlicht tm
Erlöschen, er mutz so hat der Doktor
auf das Strengste befohlen in völli
ger Dunkelheit gehalten werden. Doch
sei er völlig bei Bewußtsein und freue
sich auf die bevorstehende Unterredung
mit dem Abgesandten seines einstigen
theuren Freundes. Der Kranke so
schließt der Fremde seinen Bericht
sei übrigens ein großer Sonderling.
Eine seiner merkwürdigen Marotten
fei, daß er sich seinen Baardesitz in
Goldbarren habe schmelzen laffen,
große, massive Mauersteine, die er
sollte man eS für möglich halten?
unter seinem Bette verstecke und der
wahre.
Die Beiden begeben sich nun zu dem
Leidenden inS Krankenzimmer, daS
durch schwcre Vorhänge verdunkelt
wird. Der Empfang ist rührend, die
Freude deS Kranken unbeschreiblich.
Er ist glückselig und wiederholt wieder
und wieder, wie froh er sei, vor seinem
Tode noch einmal von seinem Wohl
thäter zu hören und ihm vergelten z
können. Ja. vor seinem Tode denn
eS ift kein Zweifel, daß er im Ster
den liege das betheuert er mit schma
cher Stimme und unter schrecklichem
Röcheln.
Zuletzt läßt er unter feinem Bette
zwei Goldbanen hervorholen schwere,
massive, glänzende Dinger. Der Ster
bende weidet seine Augen an ihrem An
blick. .Gold!' flüstert er; .pures Gold,
durch und durch, glauben Sie mir!
Nein glauben Sie mir nicht! Sie sol
len eS selber sehen!' Er läßt, trotz des
Protestes seines Besucher?, einen Bohrer
holen und besteht darauf, daß dieser
Proben deS GoldftaubS mit sich nehme
und untersuchen lasse. Man thut ihm
davon in ein Papier, natürlich wirk'
lichen, echten Goldstaub. Den läßt er
daheim von Sachverständigen prüfen.
Diese bezeugen die Echtheit.
So weit ift Alles gut gegangen.
Nun kommt der eigentliche .Per
trauenstrick'. Die goldenen Steine
werden dem Sendling der Familie
feierlichst übergeben und Messing
wird für echtes Metall oder für Bank
noten ausgetauscht. Denn der Kranke
hat überhaupt kein baareS Geld in
Händen; von den Übrigen geliebten
Steinen unter seinem Bette kann er sich
nicht trennen, und hat doch einige tau
sende Dollars nöthig für den Doktor,
für den Apotheker, den Haushalt und
Anderes medr. Er bittet ben Adae
sandten der Familie um ein Darlheu
und erhält ti anstandslos. iixcx würde
auch einem so reichen Manne, der Gold
darren d.'ischenkt. einem Sterbenden
obendrein, nicht auS der lcktcn Ver
legenheit blfen! Die goldenen Steine
bringen la Alles wieder ein. Und viel
leicht vermacht am Ende der dankbare
Alte in seinem Testament seinen lieben
Freunden in England noch mehr der
zinkenden Dingern
DaS Darlehen wird also sofort ge
geben, ttx Vertrauensmann der
Familie nimmt tiefbewegt Abschied Und
reift, ein zweiter HanS tm Glück, iit
seinen kostbaren Skrtnen auf dem näch
ften Dampfer klopfenden Herzens nach
Enaland 'uruck.
Tort verwandelt sich die Posse in ein
trauerspiel.
Wie man Wette gewinnt.
Der berühmte Staatsmann JameS
Fox befand sich oft n argen Geldver
legenheiten und nahm dann häufig zu
Wetten feine Zuflucht, um der fatalen
Ebbe in seinen Taschen einigermaßen
abzuhelfen. So wettete er einst mit
dem Herzog von Devonshire in der
Weise, daß derjenige, dem in einer
Straße mehr Katzen als dem andelen
sich zeigten, von letzterem hundert Pfund
Sterling zu erhalten habe. Sie woll
ten beide zugleich die Straße entlang
gehen, der Eine auf der rechten, der
Andere auf der linken Seite. .Mhlord
mögen sich Ihre Seite wühlen!' schloß
Fox in licbenswürdigftcr Zuvorkam
menheit seinen Vorschlag. Ter Her
zog, den die Sonderbarkeit der Weite
reizte, traf seine Entscheidung, und die
beiden Kavaliere begannen alsbald ihre
Wetkwanderung. Das Ergebniß der
selben war merkwürdig genug: Fox
hatte dreizehn Katzen angetroffen, der
Herzog zu seinem Aerger indessen nur
ektie einzige. .Nun. das muß ich sa
gen," rief er in nicht besonders guter
Laune aus. .Ihr fteht mit dem Zufall
auf denkbar bestem Fuße!' .Hier ift
kein Zufall.' entgegnete Fox trocken.
.Wie so?' fragte Devonshire erstaunt,
worauf Fox mit einem leichten Zucken
um die Mundwinkel bemerkte: Sie
wählten sich die Schattenseite, Mylord;
die Katzen lieben aber, selbst bei der
größten Sonnenhitze in der Sonne zu
sitzen.'
Tt richtig Schreibwkise.
Auf seiner Reise wird der Landes-
fürft auch in dem Dorfe Dummelshau
sen erwartet. Die Väter haben be
schloffen, das Dorf für den Einzug ge
hörig zu schmücken, besonders soll am
Eingang eine große Ehrenpforte gebaut
werden mit darunter hängendem Will
kommenschild. Ter darauf zu malende
Gruß fängt aber mit dem Worte
Vioat' an. und die Dorfältesten sind
sich nicht einig darüber, wie das Wort
geschrieben wird. Während einige V,
andere F, etliche sogar Pf für richtig
halten, meint der Schullehrer, das
Wort käme aus dem Gnechlschen und
schriebe sich mit PH. Dem Ochsenbauer
aber, der lange schwelgend zugehört
hat, dämmert es plötzlich, und er ruft
aus: .Halt, ich hab's, daö Wort schreibt
sich mit V und Pf!' Ungläubiges
Kopfschütteln der Versammlung.
Buch tabire mal.' heißt- es. .Na.
das ist doch ganz klar,' sagt der Och
senbauer. .hört zu und paßt auf:
V-i e h p-f a-d.'
I d Flttterwochtn.
.Henry.' sagte das Weibchen nach
der Trauung, mir ift eS immer lücher-
lich vorgekommen, wenn ein Pärchen
sich vor anderen Leuten herzt und ab
küßt, so daß Jeder weiß, daß sie in den
Flitterwochen find. Wundere Dich also
nicht, wenn ich Dich in Gesellschaft kühl
behandle und thue Du auch so. lieber
Schaß als wenn wir schon 20 Jahre
verheirathet wären.'
.Well.' sagte Henry nachdenklich,
eigentlich bin ich dafür noch zu jung,
aber versuchen will ich es.'
Am selben Abend ging er in den
Club, spielte Poker bis 4 Uhr früh,
verlor $40 und kam angesäuselt zur
verweinten Frau zurück.
So geht's, wenn man 20 Jahre
verheirathet ist,' lallte er und das
Frauchen war kurirt und freute sich der
glitterwochen. Die Fortsetzung soll erft
nach 20 Jahren kommen.
von einem lupige Mifzverstäd
id vor richt
berichtet das .Wiener Tagebl.': Beim
Bezirksgericht Jmefstadt war ein ut
scher wegen Geführdung der Sicherheit
durch Schnellfahren angeklagt.
Richter: Sind Sie schon vorbeftraft?
Angeklagter: Ich hab' drei Tag'
Arrest g'habt.'
Richter: Warum?
Angeklagter: Weg'n einer Ohrfcig'n.
Die hab'n Sie mir selber geb'n. Herr
kaiserlicher Rath.
Richter (erstaunt): Wie? Ich hätte
Ihnen eine Ohrfeige gegeben?
Angeklagter: Aber nein! Die Ohr
feig'n hab' i an' Kolleschen geb'n. Sie
hab'n mir nur dö drei Tag' Arrest
geb'n. (Stürmische Heiterkeit.)
Der Angeklagte kam diesmal mit
zwölf Stunden davon.
Unüberlegt,
Käufer (zum Reisenden): .Wird
denn die Waare auch nicht schlechter
ausfallen als das Muster ist?'
Reisender: O, bitte sehr! Mein
HauS kann gar nicht schlechter liefern.'
3m A e!I.
Moderner Maler zu seinem CchS
Ux): .Warum had.n Sie denn an
Zbrem ile die Fleifchpariien noch
liicht gemalt?'
Schüler: .Entsnldigen Sie. bitte,
mir ist die grüne Farbe ausgegangen!'
istim Umzüge.
Einziehender Miether (zu den Möbel
transporteuren): Ader wie können
Sie nur da Klavier so roh anfasse.
Sind Sie denn gar nicht ein bischen
musikalisch?!'
Acmpl,z,rt Fall.
Polizist (zum Artisten, welcher vom
Ihurmseil hecab in einen Kord mit
Pflaumen siel): .Sind Sie verletzt?'
Artist: .Ja, oder net vom 'runter
fall'n; dort die Höckersrau bat mi halb
tobt a'schlag'n. weil i in ihre Pflaume
nci'g'fall'n bin!'
RmastUbIülik.
.Gleich einem rauschendm Wasser
fall plätscherten die heißen, versengen
den Worte seiner Licbe aus seinem
dartumflossenen Munde, die Brille deS
VorurtheilS, die sich seit Jahren um
Elli'S Herz gelegt, in tausend Atome
zerbröckelnd.'
Au Sckiivabenland,
Norddeutscher: Nicht wahr. Sie
möchten wohl auch gerne eine recht
flotte junge Dame heirathen. Herr
Bärle?"
Schwabe: .O noi. deeS nett! I bin
fllr'fch Häusliche!'
Norddeutscher: .Für Scheußliche?
Eigenthümlicher Geschmack.'
.5r'ch
Frau (zur Köchin): .Ich glaube, ti
ift noch etwas kalter Braten in der
Küche.'
Köchin : Jawohl, für meinen
Schatz.'
Vünstlers Größenwahn.
Herr: Wann sind Sie geboren,
Herr Nordheim?'
Schauspieler: ,Hm, aber das könlk
ten Sie doch wissen!"
vornehm
Bankiers-Zsrau: .Aber Männchen.
fahr' doch nicht bei dieser Kleinigkeit
gleich wieder so auf. Du kommst
immer gleich ganz aus dem PalaiSl'
Durch die Blume.
.Nun. wie ift Dir denn gestern das
erste Mittagesten gerathen?'
Tochter: ,O gut, mein Mann konnte
diesen Morgen schon wieder in die
Osftce gehen!'.
Dankbar.
Sträfling (bei der Entlassung):
.Sobald ich daheim bin. Herr Direktor.
schick' ich Ihnen eine recht schöne An
sichtskarte, Sie können sich d'rauf ver
lassen!" Lxarsamkettslogik.
Die kleine Emma: .Mama, gieb
mir noch ein Bonbon, ich habe erft eins
bekommen!'
Mutter: .Mehr brauchst Du auch
nicht. eS schmeckt eins wie das andere!'
Ein Spötter.
A: .Wie können Sie behaupten.
daß Ihre Frau Sie mehr liebt, als
mich die meinige? Mein theures Weib
hat mir schon die schlagendsten Beweise
ihrer Liede gegeben!'
B: Besonders wohl Abends, wenn
Sie fpät aus der Kneipe beimkom
meu!?'
Em weiser Doktor.
Herr Angstmeier: .Herr Doktor, ich
hab' einen schrecklichen Schnupfe.
Was soll ich gebrauchen?'
Dr. Spitzer: Em Taschentuch.'
Aus der Schule,
Lehrer: .Wie viele Koalitionskrien
kennst Du?'
Schüler: .Vier.'
Lehrer: .Welche waren dies?'
Scbüler: .Der erste, der iweite, hir
dritte und der vierte.'
Auf den Kops.
Geschäftsmann (in aroßer Eile iu
seinem Kutscher): WaS wollen Sie
haben, wenn Sie mich in fünf Minu
ten nach dem Central-Bahnhof fahren?"
Kutscher: ..Ein anderes Pferd.'
Auf der Gaffe.
A: .Warum hau'n Sie den ?lu
gen?'
B: .Weil er sich meiner Frau aeaen-
über frech benahm.'
A: .Aber öffentlich auf der Gasse?'
B: .Soll ich wegen des Galgenstrickö
etwa einen Fechtsaal miethen?'
Gewissenhaft Auskunft.
.Entschuldigen Sie. wissen Sie
vielleicht, ob hier im Hause ein gewisser:
Herr Müller wohnt?"
Ein Herr Müller wohnt hier scho.
ob er eS aber noch gewisser als gewiss
ift. daS kann ich nicht fagen."
Heimgegeden.
Fremder (sich über einige kleinftüdti
sche Einrichtungen luftig machend):
..Sagen Sie 'mal. mein Lieber, bet
Ihnen ftirbt die Dummheit wohl nie
aus?"
Einheimischer: .Nein, denn ti kom
men fortwährend Fremde in unser
Ort.'
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