I ' Z- 05cfitncu. 'JioOfUtUf ooii VUuit X'ti-Mt ?';oot. .(Huf frohe Nachricht. Mein? Frau, tief der Regierunqs und sbamatt) Hiiitzk. ins Zimmer tretend, seiner ihn schon sednsüchlia erwartenden (Gattin zu. .Ich bin nach P. versetzt, an die Oberrechnungskammer. Was" sagst du denn dazu. Schad? Die kleine ffrau erhob sich langsam von ihrm Fensterplatz und trat auf hren Mann zu. aus dessen IKienen snudigste Erregung sprach. Ich weiß nicht. lieber Ernst." entaeanete ie bc klommen, .mir ist nicht sroh zu Muth dabei. Wir sind so glücklich hier in ., mir ist. als könnte eS andersten.) nie - mehr so schön und so traulich sein, als ließen wir das ganze große Glück hier zurück.- .Kleines Schäfchen," schult der Bau rath jetzt scherzend. Wer wird so thöricht sein. Hängt denn das (lück an einem bestimmten Ort oder ists etwa nur in diesen Wänden heimisch f Dann würS nicht weit damit her. Unser Glück, mein Lorchen, tragen wir im feenen, Acukcrlichkeiten können dem gottlob nichts anhaben. Und gilt dir die Beförderung eines Mannes denn nichts: rau Te'partcmcntöröthin klingt doch recht gut." Du darfst mir nicht zürnen, Ernst." bat die kleine, kaum neunzehnjährige $rau. Ich bin nun einmal fern scsz Hasser Natur und muß mich an das häufige Persctztwerden erst gewöhnen. Vcwiß freut mich deine Beförderung sehr, aber erzähle doch, wie iftS damit nd was wolltest du mit der Teparte entsrüthin?" Setze dich her, Lore, und laß dir erzählen," begann der Baurath vcr nügt. Heute früh, als ich mich eben nschickte, an meine Arbeit zu gehen, läßt mich der Präsident rufen und zeigt mir an, daß man mich auscrsehcn bade, eine Rcvisorstclle in P. zu beklei den, das heißt vorläufig probeweise. Die spätere definitive Anstellung er folgt nach Jahresfrist. Gehalt bedeu tend höher wie hier, Titel: Dcparte mcntsrath und so weiter. Bist du nun endlich froh? Bon Herzen lieber Ernst." versicherte die Baurähin eifrig. Wann mußt du in P. eintreffen." Sofort, das heißt in etwa acht Tagen muß ich dort sein," war die Antwort. Wag soll denn aber aus unserem Hänschen werden?" fragte die kleine Fraa erschreckt. Bedenke doch, er ist kaum sechs Monate alt und wird sich bei der Ucbcrsirdlung mitten im Winter erkälten." So bleib mit dem Jungen hier lind warte den Frühling ab," entschied der Baurath nun mit verfinstertem Gesicht. Er stand auf und ging mit großen Schritten im Zimmer auf und nieder. Du gefüllst mir heute nicht, Lore," sagte er nach einer langen Pause. So überdenklich kenne ich dich noch gar nicht. Du solltest dich doch freuen und größeren Antheil zeigen an dem Vor wärtskommen. Statt dessen vergällst du mir die ganze Freude." DaS wollte ich nicht, Schatz," ant wartete sie, von seinem Vorwurf be troffen. Bcrzeihe nur, eS war die erste Ucberrafchung, du wirft gewiß kein un frohes Wort mehr von mir hören. Warte einen Augenblick." Damit ent eilte sie, ihm einen liebevollen Blick zu sendend. Sieh dir deinen Jungen an." nahm sie zurückkehrend das Wort, den kleinen Buben vorsichtig von ihren Armen in die des Vaters hinüberglei ten lassend. Der Hans hat heute zum ersten Male gelacht, als ob er wüßte, welch' glücklichen Tag sein lieber Vater hat. Lache wieder, mein Herzens sind." Besänftigt und gerührt zog der Bau rath sein Weibchen an sich. Bist doch ein herziger Schatz, Lore, und das mit dem Hierbleiben vorhin war nicht mein Ernst. Was finge ich wohl in P. an, ohne dich und dem Hanfe! Den packen wir bis an die kleine Stulpsnase in Watte ein und dann müßt'S doch mit dem Kuckuck zugehen wenn ihn dann noch ein Lüftchen treffen sollte." Die Uebcrsiedlung des jungen Ehe paares verlief programmgemäß. Hintze arbeitete sich schnell und gewandt in sein verantwortliches Amt ein und auch Frau Lore i fand, daß eS sich in P. wohl leben lasse, zumal die Wohnung, welche der Baurath gemiethet hatte, ihre weitgehendsten Erwartungen noch übertraf. Der Winter war dem Frühling ge wichen, die schöne Umgebung der Refi denz deS Königshauses lud zu nahen und weiten Ausflügen ein und Hintzes hatten, nachdem ein halbes Jahr der gangen, die frühere Heimath fast der gessen und sehnten sich in keiner Weife fort. Nur ein3 bekümmerte die junge Frau und ließ sie zuweilen zurückdenken, das war der Umstand, daß sie so wenig von ihrem Gatten hatte. Ernst Hintze war wirklich stark beschäftigt. Sein neuer Dienst brachte eS mit sich, daß er ver fchiedene Kassen zu revidiren hatte, eine ihm bis dahin neue und fremde Be fchäftigung. Mit ihm zugleich nahm einer seiner Vorgesetzten an dieser Arbeit theil. Für gewöhnlich fand die Revision in bestimmten Zwischenräumen statt. Eines schönen TageS kehrte Hintze ärftimmt und müde nach Hause. Ml Jahrgang 21. Ein ärgerlicher Zwischenfall." sagte er zu seiner Frau. Läßt da heute unser Kasscnrendant. der einen höchst verantwortlichen Posten inne hat, sich lrank melden und um Vertretung bit ten. Dabei vergißt der schlaue Patron natürlich die Schlüssel und für heute ist's nichts mit der Vertretung. Mor gen ist Sonntag und ich habe am Montag früh da? Vergnügen einer außerordentlichen Revision. Als ob man nicht ohnedies genug zu schaffen hatte." Tröste dich. Schatz." redete Iran Lore zu. die Ürlaubszeit steht vor der Thür, dann kannst du endlich aus ruhen. Ich sehne mich auch danach, wieder mehr meinen Ernst zu haben; den Hanscmann siehst du kaum noch." Haft Recht. Frauchen." bestätigte Hintze. .Aller Anfang ist schwer, das habe ich auch hier wieder erfahren. Die besseren Zage kommen und du wirft mich in Zukunft nicht mehr so oft ent kehren müssen." Am Montag wartete die junge Frau vergeblich auf ihren Gatten. Stunde um Stunde verging, die Mittagszeit war langst vorüber und Lore faß in banger Angst am Fenster. Was mochte vorgefallen fein? Endlich, der Abend dämmerte fast und ihre Angst erreichte den Höhepunkt, da sah sie ihren Gatten um die Ecke biegen. Er ging langsam, wie ein tief Ermüdetcrund wie er näher kam gewahrte sie, daß sein Gesicht bleich und verfallen aussah. Kaum noch tru gen die bebenden Füße die junge Frau, die wankend dem lang Ersehnten ent- gegenschritt. WaS ist geschehen, wie siehst du denn aus, Ernst?" entrang es sich von ihren Lippen. Der Rath antwortete nicht. Müde sank er in seinen Stuhl und trocknete die heiße Stirn. Was ist dir. Ernst, sag mir's, ich bitte dich." flehte Lore. Die Kasse ist bestohlen, und Lud berg, so heißt der elende Schuft, ist auf und davon," berichtete Hintz mit dum- pfer Stimme. Ist eS nur das." rief Lore wie er- löst, das ist ein Unglück, was nicht fo schwer' zu ertragen ist. Ich kann ver stehen, daß es dich ergreift und ärgert. allein damit ist's auch genug. Dich trifft doch keine Schuld." Das denkst du, mem armes Weib." antwortete er trübe. Ich kenne Leute, die eine andere Auffassung haben und ich fürchte." fuhr er fort, sie werden einen Sündenbock suchen und leider auch zu finden wissen." Was willst du damit sagen?" ent- gegnete sie erbleichend. Daß inan bereits beginnt, mir Vorwürfe zu machen. Ich hätte am Sonnabend nicht ruhen, nicht rasten sollen, die Schlüssel herbeizuschaffen. die sofortige Revision vorzunehmen und was weiß ich. Es ist zum Toll werden." .Und dein direkter Vorgesetzter, der Oberbaurath?" fragte Frau Lore er staunt. Warum macht man ihm nicht den gleichen Vorwurf?" Das verstehst du a mcht," entgeg- nete er. Ein Sündenbock muß da sein, vorläufig hält man sich an mich. Wenn nur der Schuft, der Lundberg, noch einzuholen ist. Er war nicht mehr zu fassen. . Den Vorsprung von zwei Tagen hat er zu gut benutzt. Es stellte sich heraus, daß in der Kasse die statt liche Summe von 60.000 Mark fehlte. ein Umstand, der großes Aufsehen, aber noch größere Entrüstung hervorrief. Der Kassenrendant, bisher gut beleum- det und lange Jahre in seiner Stel lung. war von niemand beargwöhnt worden und hatte noch nie zu außer- ordentlichen Revisionen Veranlassung gegeben. Im Gegentheil befanden sich seine Bücher m fo musterhafter Ord- nung, daß ein Verdacht als höchst ab surd erschienen wäre. Die Recherchen brachten wenrq neues. Der Flüchtling war und blieb verschwunden. Natürlich war die Sache sofort höheren Orts an hängig gemacht, und wie der Baurath, dem sein neuer Titel erst nach besinnt ver Anstellung zukam, vorausgesehen, nahm die Sache für ihn einen ungün stigen Verlauf. Er wurde in eine Disziplinarvoruntersuchung verwickelt und vorläufig vom Amt suspendirl. Grübelnd verbrachte er unthätig die Tage, immer noch hoffend, der De fraudant werde sich noch finden lassen. Eitle Hostnung, nicht einmal eine Spur ließ sich verfolgen. Endlich entschied man im Finanminifterium folgender maßen: Da anzunehmen, daß bei größerem Pflichteifer der Herren Revi soren die Tfraudat!on. wenn auch vielleicht nicht ungeschehen, so doch durch Jnhaftirung des Thäters in ihren Folgen für die Staatskasse n- Niger, ooer woyt gar lem chaoen erwachsen wäre, so seien die beiden genannten Herren zum Ersatz anzu-idton." Sonntagsgast. Beilage zum Ncbraska Staats-Anzeiger. Das war eine Hiobspost. Was half es dem armen Baurath, daß er nicht der alleinige Sundenbock, daß sein Ge schick auch das seines Vorgesetzten war. Die arme Lore litt schwer unter der Gemüthsftimmuiig ihres Gatten, die sich von Zag zu Tag steigerte. Auch der Umstand, daß er vereint mit dem Oderbaurath gegen das harte Urtheil Berufung einlegte und, da die einfache Vorstellung erfolglos blieb, einen Pro zeß gegen den Fiscu? anstrengte, der Aussicht auf günstige Lösung bot. stimmte ihn nicht milder gegen sein Geschick. Er hielt sich allen Ernstes für einen, vom Schicksal mit ungerech ter Härte Behandelten und vergaß darüber alles, was er sonst noch befaß, sein holdes Weib, den blühenden Kna den und seine gesunde, frische Arbeit--kraft. Ter Prozeß zog sich in die Länge, bei der Oberrechnungkammer konnte er keine weitere Verwendung finden, seine frühere Stelle war lange besetzt und so mußte der unglückliche Mann zu den Aufregungen des schwebenden Prozesses noch die gezwungene Unthütigkeit mit in den Kauf nehmen. Endlich kam ein Vergleich zu stände. Der Fiskus er klärte sich zufrieden, wenn beide Herren die Summe von zehntausend Mark der Staatskasse zum Ersatz überweisen und alle weiteren Schritte unterlassen wMU ten. Da die Anwälte dringend riethen, den Vorschlag anzunehmen, so erklärten sich Beide einverstanden, das Geld wurde bezahlt und über die ganze hüß liche Affüre konnte nun ungestört das GraS wachsen. Allein der Baurath ging aus dieser Angelegenheit als ein gebrochener Mann hervor. Vergebens beschwor ihn seine Frau, die traurige Zeit zu vergessen, vergebens bat sie ihn, die wegen seiner Neüanstellung nöthigen Schritte zu thun. Er wollte nichts hören und nichts sehen, schloß sich von allen Mcn schen ab und lebte fast wie ein Einsied ler. Hätte nicht schließlich die Noth gedrängt, von selber hätte er keinen Schritt zur Aenderung seiner Lage un ternommen. Gedrängt von seiner Frau, die in dieser Zeit ihre edelsten Eigenschaften entfaltete, bemühte er sich schließlich um eine städtische Stellung, als Kreis dauinspektor, die er erhielt. Froh, P.. welches er mit so großen Hoffnnngen betreten, verlassen zu können, bereitete er den Umzug vor, still, in sich gekehrt, lebensmüde. Die arme Frau hoffte, in dem neuen Wohnort werde ihr Mann die alte Arbeitsfreudigkeit wie der finden und mit ihr die Fähigkeit, sein häusliches Glück, das ihm' doch ungeschmälert blieb, auf's Neue zu ge nicßen. Sie hoffte umsonst. Nur ein Gedanke lebte in der Seele ihres Gatten, nur ein Wunsch beherrschte ihn. Der Wunsch nach Rache, Rache zu nehmen an dem Elenden, der ihm sein Glück gestohlen, das hielt ihn allein aufrecht. Die Jahre vergingen für den Kreis dauinspektor in steter Arbeit und trübem, in sich zurückgezogenen Leben. Sein Trübsinn hatte sich so gesteigert, daß er kaum noch ein Wort, einen Blick für seine ihn treu umsorgende Frau übrig hatte, die an seiner Seite dahin siechte in nie endendem Herzweh um ihr verlorenes Glück. Auch für den Sohn, der sich geistig wie körperlich gleich günstig entwickelte, zeigte der Vater wenig Interesse; der Rachedurft allein blieb stets derselbe in ihm. Alljährlich reifte er nach Ham bürg, stets von derselben Hoffnung be seelt. Er durchforschte die Schiffs listen, trieb sich am Hafen umher, machte die Bekanntschaft mit Kapitänen und Steuerleuten, immer in dem einen Gedanken, auf diese Weise eine Spur de? verschollenen Lundberg zu finden. An Leib und, Seele matt und enttäuscht kehrte er dann nach wenigen Wochen heim. HanS wuchs indessen heran, ftudirte Medizin und stand als wohl bestallter Doktor eineS Tages vor der Frage, wohin er übersiedeln solle. Die kleine Stadt, in der die Eltern lebten, lockte ihn nicht, gegen die Großstadt äußerte der Vater gerechte Bedenken, da entschloß er sich kurz, nahm eine Stelle als Schiffsarzt an, die sich ihm bot und kam nach Japan: Dort winkte ihm das Glück. In Yokohama, woselbst sich eine deutsche Kolonie gebildet, ließ er sich nieder und hatte bald Beschäftigung vollauf. Nach Hause zog es ihn nicht, die arme Mutter endete bald nach sei ner Abreise ihr freudearmes Leben, der Vater brauchte ihn nicht, folglich be fand er sich recht wohl im fremden Lande, wo man ihm allerorten freund lich entgegenkam. Er lernte in der Familie eines Deutschen die Tochter kennen, ein Mädchen von großer, fast berückender Schönheit. Die Mutter sollte wie man ihm erzählte, eine Spanierin gewesen sein. Woher der Vater kam, erfuhr er nicht, daß er ein Deutscher, verrieth ihm die Tochter, er selbst schien ungern daran erinnert zu werden. Nur anfangs schien er sich für den iiingen Arzt zu intcressiren, er fragte, wie es Hans später schien, mit sonderbarer Hast nach seinem Vater. Die Antwort befriedigte ihn äugen fcheinlich. Ter Kreisinspcktor aus H.. der dort ein Menschenalter zugebracht, intercssiite ihn scheinbar nicht im Min Besten. Hans, der als Geburtsort B. und Wohnort X. angab, vergaß die Zwischeiistation in P. vollständig, ob mit. ob ohne Absicht, hätte er selbst nicht sagen können. Seine Bekanntschaft mit Mercedes Hillberg, so hieß das schöne Mädchen, wurde immer inniger, sein Hcrz er glühte bald sür die Schöne in heißer Liede und auch da ihrige neigte sich ihm zu. Bald stand ein junges Paar vor dem erstaunten Vater, der seinen Segen zwar nicht eben gern, aber doch schließlich nothgedrungcn gab, da er dem einzigen Kinde nichts abzuschlagen vermochte. Der Hcirath stand nichts Ernstliches im Wege, da auch der Kreis dauinspektor seine Zustimmung er theilte. Es schien dem jungen Doktor, als athme der Brief feines Vaters zum ersten Mal eine leise Sehnsucht aus und schnell war sein Entschluß ge faßt. Mit seiner jungen Frau wollte er hinüber, den einsam gewordenen Vater an seinem Glück theilnchmcn lassen. Mercedes war erfreut; das Land zu sehen, dem ihr Vater ent stammte, war längst schon ihr Wunsch, der einzige, der dem verwöhnten Kinde des Reichthums bis jetzt vom Vater hartnäckig versagt worden war. Hill berg zeigte sich zuerst ungehalten und schließlich kam er mit dem Entschluß heraus, die Reise mitzumachen. Un verweilt wurde sie ins Werk gesetzt und nach der festgesetzten Zeit landeten unsere Reisenden in Deutschland, den alten Hillberg hatte die Seefahrt ange griffen, krank und elend betrat er den Boden seines alten Vaterlandes. Wider alles Erwarten verschlimmerte sich sein Zustand, so daß Hans in große Sorge gerieth. Er konnte sich die drohende Gefahr nicht länger verhehlen. An eine Weiterreise konnte unter diesen Um ständen nicht gedacht werden, nicht für eine Stunde mochte Mercedes den Kran ken verlassen. Der Baurath, den die Sehnsucht nach seinem Einzigen ernstlich erfaßt, ent schloß sich, dem jungen Ehepaare bis Hamburg entgegen zu fahren, da eine längere Dauer des Aufenthaltes dort für dasselbe unvermeidlich schien. Das Widersehen zwischen Vater und Sohn war ein ergreifendes, mit Schmerz er füllte es den ersteren, Hans bis hierher nur wenig Vaterliebe entgegengebracht zu haben, wenn möglich wollte er dies noch jetzt in elfter Stunde nachholen. Die schöne Mercedes gewann im Sturm sein altes Herz. Mit Hellberg stand es schlimmer; die zugezogenen Aerzte er- klärten, nur tagelang könne der schwer Erkrankte noch leben. Trotzdem wollte Hintze den Vater seines Töchterchens noch sehen. Von Mercedes geführt betrat er das Krankenzimmer. Ein Blick auf das Bett und mit dem Aufschrei Lund- berg" sank er vor demselben nieder. Mühsam schlug Hillberg seine Augen auf. Der Baurath," stammelte er Verzeihung. Die Rache ist mein dann sank er todt zurück. Xin erster Karpfen. Ich war eben siebzehn Jahre alt und seit fünf Monaten Ehefrau, man kann nicht verlangen, daß ich in dieser kurzen Zeit schon eine perfekte Köchin und Hausfrau geworden; denn ich hatte meinen Mann fortwährend auf seinen Kunftreisen begleitet und war noch nicht dazu gekommen, eine ordentliche Tasse Thee .kochen" zu lernen. Zum neuen Jahr wollten wir die alten Eltern im Mecklenburger Land ftüdtchen besuchen; ein wirbelnder Schneefturm, der uns von Holland bis Hamburg begleitete, hielt unsere Reise auf. In Hamburg machten wir Halt und beschlossen, trotz des morgigen Neujahrsfestes, uns einen Rasttag zu gönnen, da der Verkehr zwischen dem Heimathsftädtchen und dem weit ent fcrnt liegenden Bahnhof durch den Schneefturm doch jedenfalls unterbro chen war. Ein lieber Zufall führte in unserem Hotel einen Jugendfreund mit uns zu sammen, der ebenfalls durch des Wet ters Tücke hier zu unfreiwilliger Raft genöthigt war. Einsam in der fremden Stadt, bat er. sich uns anschließen zu dürfen, und ihm zu Liebe gaben wir unsere holde Zweisamkeit" für den Abend auf. Am Nachmittag sagte mein Mann: Jahre find vergangen, seit ich am Sylvestcrabend Karpfen gegessen habe; schade, daß es hier unmöglich ift!" Unmöglich? . Was dünkt einer sied. I No. zehnjährigen Ehefrau unmöglich! Wir wohnten in keinem Prachthotel, sondern in einem kleinen bürgerlichen Gasthaus, in welchem mein Gatte schon seit seiner Jugendzeit Stammgast war; ich ver fländigte mich mit dem Wirth und der netten Wirthin und kam triumphircnd zu meinem Mann zurück. - Viktoria! Heut' Abend bekommst Tu Karpfen, die ich gekocht bade! In Bier?" fragte mein Mann. Natürlich: ich kaufe sie selbst, koche sie selbst...." Sttß'sauer. versteht sich, und eine Bowle gibt eS auch!" Küsse, Bewunderung und Echmei- chelworte regnete cS förmlich auf mich herab: aber es wurde spät, fast fünf Uhr; ich steckte Geld zu mir, ließ die beiden Herren bei einer Partie Schach zurück, und Hanncs. den Laufburschen des Hotels, an meiner Seite, machte ich mich, trotz Schnee und Eis. vergnügt auf den Weg. Bald war Mes eingekauft. Fröhlich und flockenbedeckt kam ich im Hotel an. Ich eilte sofort in die Küche, setzte meine Kostbarkeiten in eine Ecke, zog den Pelz aus, band die Riesenküchenschürze der dicken holsteinischen Küchenmagd vor und begann Wasser in einer Kasserole aufzusetzen. Die Hamburger Köchin des Hotels, Fräulein" Miunchcn. der ich in der Küche mit meiner Karpfen kocherei sehr im Weg zu sein schien, fragte so über die Schulter hin: Wozu will Madame denn das heiße Wasser haben? Unsere Töpfe find rein, die braucht Madame nicht erst auszu kochen." Ach nein, Fräulein, ich will ja nur die Karpfen waschen!" Aber mit heißem Wasser! Sie sind wohl Man wäscht sie überhaupt, wenn sie ausgenommen sind, nur unter lausendem Wasser, das Beste geht ja sonst verloren." Ich schwieg, legte den größten Kar- pfen auf den Block und begann ibn ab- zuschuppcn. Fräulein Minnchen schrie laut auf: Aber, um Gotteswillen den leben digen Fisch." Ich war entfetzt, er war wirklich le- bend! Bei uns kamen nur ttfdte Fische auf den Markt, und ich hatte doch aus der Naturgeschichte gelernt, daß die Mische sogleich sterben, wenn sie aus dem Wasser genommen würden; dieser war mindestens schon 20 Minuten draußen und zappelte noch! O, die dumme Na turgeschichte! Nun versuchte ich. ihn durch Schläge mit dem breiten Messer aus den Kopf zu tödten und würgte an ihm herum umsonst, er war nicht umzubringen! Fräulein MinnchcnS Gutmüthigkeit siegte endlich doch über ihre Schaden freude, und sie rief mir zu: Sie mfif. sen ihm im Schwanz einen Schnitt machen! Ich machte den Schnitt gottlob, er hauchte sein junges Leben aus! Sein Leidensgefährte hatte sZ nach dieser Hinrichtung bedeutend besser; ich fühlte mein Selbstbewußtsein wieder erwachen, und als die Köchin hochmüthia sagte: Karpfen werden nicht geschuppt!" ent gegnete ich ebenso hochmüthig: Bei mir werden sie geschuppt!" Und ich Un glückliche schuppte sie! O, diese Riesen arbeit! Endlich waren sie uusgenom men, gewaschen, auf Peterfilienwurzel in dem Topf geordnet, Essig. Bier und Gewürze daran gegeben; eS ging Alles gut. Fräulein Minnchen mochte beim Anblick meiner blutenden Finger wohl denken, ich hätte genug gelitten, und nahm sich der Mischung an; sie schäumte sie, als ,ch es vergaß, und hob die Fische vom Feuer, ehe sie zerfielen. Ich ordnete sie auf einer Schüssel mein malerisches Talent wenigstens kam da bei zur Geltung. der Kellner hatte inzwischen gedeckt, brachte die Kartoffeln und Preißel beeren, und ich kam trium phirend mit meinen hin- und Hergerich teten Karpfen zur Tafel, die mit einer Flasche Rheinwein der Fische harrte. Die Karpfen waren gut. ausaeich- net! Mein Gatte schwelgte und lobte besonders mem großartiges Verständ- niß, weil ich die Thiere geschuppt hatte; er konnte beim Essen kein Hinderniß leiden, und wenn es möglich gewesen wäre. Fische ohne Gräten zu bereiten, so hätte ihm das noch besser gefallen. Hingegen regle es mich aus, daß er so viel in der Sauce hcrumlöffelte ein unangenehmer alter Hausfreund, der m sommer immer nach Fliegen in sei- ner Suppe fahndete, fiel mir dabei ein ich fragte endlich: Suchst Du was. mein Herz?" Ja. mein Herz, ich suche denRogen." Aber mein Herz, er hatte keinen Rogen." so. mein Herz, wo ist denn der Milchner?" Aber er hatte auch keinen Milchner. mein Herz." Ader, IicbeZ Kind, er muß doch entweder ;Sra.en rder Milchner aeh.'.dt hiden!" Und ich faae Tu. liid'ies Herz, er hatte nicht?. Tu scheinst z glauben, i jeder Fi'etj muß so et:ra5 haben " l Min Gatte fimiea. unser brennn sagte beruhigend: Vielleicht halten sie gerade gelaicht!" Wahrscheinlich!" rief ich erlöst. Mein Mann lächelte heimlich: Im Dezember!" Eine unheimliche Pause folgte, da öffnete sich die Thür und Fräulein Minnchen kam mit einer kleinen dam pfenden Schüssel herein, die sie kokett auf den Zisch setzte. Madame hatte den Rogen und den Milchner vergessen: ich fand ihn noch rechtzeitig, ehe die Katze ihn holte, und bade ihn nur in Ealzwafser abgekocht. Sie haben ja Sauce dazu!" Sprach's und verschwand. Ich brach in Zhränen aus. Nun ivar es gar ein Rogener und ein Milchner gewesen. .Ich habe das für Eingeweide gehal ten." stammelte ich schluchzend. Ach, mein Mann war ja so gut: er bat mich ob meiner Dummheit förmlich m Entschuldigung. Na. natürlich, mein Hcrz, wie konn test Tu das wisse,,!" Tie dummen Karpfen! Noch im Tode blamiren sie mich. Und ich will es nur gestehen, mein ersten Karpfen find bis auf den heuti gen Tag auch meine letzten gewesen. Rur einmal im Vtttu steig man i die roth, Sänfte. Die chinesischen Madchen aus guter Familie, so lesen wir in der Allgemei nen Zeitung", werden, wie bekannt, schon in zarter Jugend verlobt. Dabei spielen Familienrücksichten und Peru niüre Erwägungen die Hauptrolle, ja die ausschließliche Rolle die Liebe hat gar kein Wort mitzureden. Auch ift die Braut für den Lräutigam bis zum Hochzeitstage geradezu unnahbar. Erst wenn sie das Elternhaus mit dem deS künftigen Gatten vertauscht, tritt sie ans ihrer Abgeschlossenheit heraus, und die junge Frau zieht die Aufmerksam leit Aller auf sich. Es ift für sie ein Tag des Triumphs: In einer Sänfte, die mit Purpur ausgcschlagen und mit rothen Guirlanden geschmückt ist, em pfängt sie die Huldigung der Vorüber gehenden, die bei ihrem Erscheinen stehen bleiben und sich vor ihr vernei gen. Sie hat an ihrem Ehrentage den Vortritt vor den Mandarinen unm höchsten Rang, selbst vor den Mandari- nen mit dem vryftallknopse. Aber nie mehr im Leben wird der jungen Frau solche Huldiauna daraebrackt: man unterläßt sie Wittwen gegenüber, die sich wieder verheirathen; sie sind in den Augen der Chinesen solcher Ehrung unwürdig. Daher lautet ein ckineft- sches Sprichwort: Nur einmal im- Leben steigt man in die rothe Sänfte." Ter groke Reisend" Mamb,. Eine Ncaer-Keschickte er,ttllt Rn- mann in seinen Afrikanischen Skiz- zen". vle Geschichte von dem großen Reisenden" Mambo. der. nickt w?it vom Gestade des Victoria-Nyanza ge boren, in unbezähmter Abenteuerluft bis Zanzibar wandert, dort in die Sklaverei geräth, endlich seine Freiheit und seine Heimath wiederfindet und nun den ganzen Stamm durch die Er Zahlung seiner Abenteuer in athemlose Aufregung versetzt. Als sprechenden Beleg für das Großartige. Wunder bare, das er erlebt hat, hat er einen höchst merkwürdigen, hohen, glänzenden Hut mitgebracht, den man ganz in sich selbst verschwinden und mit einem Knall wieder erscheinen lassen kann, natürlich einen alten Chapeau-Clague. Diesen Hut hat Mambo, wie er behaup tet, von dem Admiral der Flotte des großen Salzwasser-Nyanzas so nen nen die Neger das Meer zum Lohn für seine erschrecklich großen Dienste er halten und auf den Grund des Zauber Hutes hat der Admiral sein heiliges Siegel in goldenen Schriftzügen ge drückt. Dieses Siegel blieb lange Zeit ein als ehrwürdig angestauntes Räth sel, bis es einem zufällig nach Usumda gerathenen Zögling der benachbarten Mission gelang, die Inschrift zu entzif fern. Sie lautete: Faon de Paris". Anno 15i0. Die älteste Besuchskarte, von welcher die Welt Kenntniß hat, befindet sich, wie aus Venedig mitgetheilt wird, in dem dortigen Staatsarchiv. Vor mehr ajä drei Jahrhunderten wurde sie, so lösen wir in der Nordd. Allg. Zeitung, von dem damaligen Professor an der Universität Padua. Giacomo Eonta- rini als Kuriosität an einen venetiani- schen Nobile gesandt. In dem sie be- gleitenden Schreiben erklärte der Ge lehrte, daß die deutschen Studenten, deren Wissensdurft sie in Schaaren die Alpen übersteigen ließe, die lobens werthe und noble Gewohnheit besäßen, diese mit ihrem Namen und Wohnorte versehenen neuartigen Pergamentblatt chen in den Wohnungen ihrer Freunde, falls sie selbige nicht anträten u hin terlassen. Die fragliche Visitenkarte weist ein Wappenschild mit dem Motto auf: .Die Hoffnung erhält mich auf recht." Als ihr Besitzer legitimirt sich der im März des JahreS 1560 zu Paoua oem stuoium der Rechte ob liegende Johannes Wefterhof aus West falen. Sich nicht rächen, kann auch ei Rache fein. mm