:iuf der IVabt. i u V 1 1 ( t .K o f t 9 9 i. Mein Vater litt zu jener Zeit an tu mr langwierigen Krankheit. Es war feilen wcr um ihn q!3 fein älteste? Söhnlein. Auch der Jäger Wolf saß yiwkilcn mdkn auf der Ofenbank und freutf sich, wenn dcm Kranken der ge spendete Wildbraten recht mundete. Und der Wildbraten ftellle meinen Va ter richtig fo weit wieder her. daß dieser eineS laaeS. eS war im August um die Zeit des MariachimmelsahrtssestcS. zu mir sagte: Bub', jetzt werd' ich doch endlich wieder was anfangen muffen. Was leinst, zum Kordflechten wär' ich wohl pari genug?" Ui:d am nächsten Tage gingen wir schon zur Morgenfrühe auS und gegen die sogenannte Wildwicse hinauf, wo viele Weiden wuchsen. Tie Wilbwiese war oben in den Hinteren Waldungen. Ost blieb mein Vater unterwegs stehen, stützte sich auf seinen Stock, schöpfte Luft, und dann fragte er mich immer, ob ich ein Schnittchen Brot beißen wolle. Als wir über die Tchashalde hinauf gekommen waren, wo der junge Lar chcnanwuchZ noch imMorgcnIhaue stand, sahen wir im Dickicht einen Mann da hinhuschcn. der ein Stück Hochwild über die Achsel trug und etwas wie ein - Schießgewehr hinter sich hcrschlcpptc. Er duckte sich so sehr, daß nur ein paar fnMUrnnri .Oaarseken von seinem Liauvte in leben waren. Als diese Gestalt vorüber war. blieb mein Vater wieder Neben und agle ..Hast geguckt? TaS ist der schwarz' Toni gewesen ." Ter schwarz' Toni war ein Mann vor dem sie überall die Thuren verric ,'ltkN. l,v Kind," kaate der Vater, als wir uns auf den Stamm eines gefal l?tie Baumes ackekt hatten. ..es ij hart für einen Menschen, dem's so geht 'w e dcm Tom. Ter bat ein reoiag nickt Vater und Mutter acseben. Als Kind ist er aus dem Iindelhause in unsere Gegend gebracht woroen. tfrci lich nicht aus christlicher Barmherzigkeit sondern deS Geldes wegen, das sür ih, auSaclablt worden, bat ihn ein Köhler weid an Kindcsttatt genommen. Halb erwachsen hat sich der Toni im Wald fimimiietneben. lein M eil CD bat 10) 0N ihn gekehrt! so ist er verwahrlost und kprmilkrrt. 28 e das Kölilcrweid nebt deiZiehsohn bringe nur Schande, so hat sie gesagt: Toni, Du Lump, bei mir bist nimmer daheim! Wo denn? Kai e d'rauf der Toni aefraat. aber überall, wo er angeklopft, ist ihm die ?bür verscklossen aewcsen. Möaen ihn die Menschen nicht, so giebt es sich mit den Thieren ab, verlegt ficy aus Wildern. Vor einem Jahr hat ihn der Iäacr Wolf in daö Zuchthaus gebracht aber jetzt wieder frei, mag ihm kein Mensch gern begegnen, gleichwohl ich nicht glaub', daß er wem was zu Leide tbät. Schlecht, ag' lch. ist er man, aber verkommen durch und durch; und fo. mein Büblein. wird oft ein Mensch b,naii.,enonen auf die tcoiete fetrafce. und so rutscht er ab und kann sich nicht mehr halten." Nack dielen Worten schritten wir wieder langsam dahin, und nachdem wir durch viel Wald und schattendunkle Schluchten gegangen waren, kamen wir ' endlich zur Lichtung der Wliomle,e. Theilmcise lag sie noch im Schatten des Tenscliteinberaes: die Bacdweiden aber. die in einer langen Reihe hin standen , und sich über ein stillrieselndes UUüster lein wölbten, scbimmerten in dem lich ten Sonnentag, als ob sie alle silberne Blätter hätten. Die Wiese war bereits gemäht und das Heu fortgebracht; sehr still und verlassen laa die Matte. An den Rändern wuchsen blaue Enzian glocken, und es war schon die Zeit lose da. Wir kamen um die Weidenruthen, die am Bache standen. Wir gingen auer über die Wiese blS bin ctltn Ranoe. wo wieder die sehr hohen Fichten des Waldes begannen und wo ein rolb an aestrickenes Kreuz stand, besten Dach brettchcn reichlich mit MooS bewachsen waren, ict wollten wir vor der Ar bcit uns ein wenig setzen, auf die Bäume hinausschauen und ein Stück Brot ver- zehren. Aber nocd ebe der Vater .sich nieder liefe, sah er lange und unverwandt auf eine -teile hin. Am Fuße einer Weißkanne lag ein Mann. Ein Jägersmann mit einem Schießgewehr; die, Locken hingen ihm über Stirn und Augen, man wußte nicht, ob er denn wirklich so fest schlafe, als eS aussah. Mein Vater trat endlich hinzu, schob aber mich mit der Hand hinter sich zurück. Tann sahen wir es: der Mann lag in einer Blutlache; der aus einer Halswunde sprudelnde Quell war be reits gestockt. Mein Vater legte die Hände ineinan der und sagte ganz leise: Jetzt haben sie ja den Jäger Wolf erschlagen!" Als ich hierauf zu weinen begann, hob mich mein Vater empor zu seiner Brust; und. wie ruhig er auch scheinen wollte, ich hab' es doch wahrgenommen, wie sein Herz so heftig schlug. Dann untersuchte er den Erschlagenen die Augen waren gebrochen, die Lip pen fahl wie trocken Erdreich das Le den war dahin. Mit dem Weidenschneiden ist es heute nichts." sagte mein Vater, .jetzt muß einer von unS Leute holen, daß sie den Wolfgang wegtragen; und der andere wird diemeilen dableiben müf Der Jahrgang 21. sen. Einen Todten kann man nicht allein lasten, so lange er nicht im Krade rubt. ES könnte auch leicht ein Thier über ihn kommen. TaS Beste wird sein, ich holpere hinaus in den Brandgraben zu den Holzknechicii. und Tu setzest Tich schön still da unter daS Kreuz." Mir gab's einen Stich in's Herz. Wie konnte mir mein Vater das an thun, mich stundenlang allein lassen im Walde bei einem Todten! Aber ich mußte die Wege nicht und Hütte die Holzknechte nicht gesunden. Freilich. Büblein. ist daS ein trau riges Warten da." fuhr er fort, aber wachen muß wer dahier, diese christliche Lied' müssen wir dem Wolf schon er weisen." Ich starrte auf den Todten. Mein Vater zog eine kleine Azt aus dem Gürtel, mit welcher er die Weiden ruthen hauen wollte, und fällte nun Aeste von den Bäumen und hüllte den Jägersmann mit Reisig ein. Dann kniete er nieder vor der grünen Bahre und betete still ein Vaterunser. Als er sich wieder erhob, sagte er: Und jetzi. mein Knabe, thu' unserem Mitbruder den Liebesdienst und wache. Tie Axt laß ich Tir da. die halt fest. Füchse und Raben können leicht kommen; an dere Raubthiere weiß ich in der Gegend nicht. Bis zu den Weiden dort magst Du hingehen, aber weiter weg nicht. Ich will recht eilen; bis die Schatten anheben zu wachsen, wird schon wer kommen!" Dann legte er für mich noch Brot unter ein Bäumchen und dann ging er davon. Er ging hin quer über die Wiese, wie wir hergegangen waren, und er verschwand in dem Dunkel des Waldes. Nun war ich allein auf der umwal beten Wiese, und das milde Sonnen licht war ausgegossen über die einsame Matte, über die glitzernden Weiden und über den stillen Reiserhügel am Wald rande. Ich wollte nickt Hinblicken auf die seltsame Bahre; ich schritt gegen das Weidengebllfch, aber mein Auge wen dete sich immer wieder zurück zum rothen Kreuze und zu dem, was da neben lag. Der arme Jäger Wolf! Ich wußte es noch recht gut, wie er vor wenigen Jahren mit seiner Zgraui und seinem Hochzeitszuge an unserem Hause vor übergezogen war. Die Waldhörner und die Böller schallten, daß die Fenster unseres Hauses klirrten. Der Wolf war ein hübscher Bursche gewesen; ei nen großen Strauß trug er auf dem Hut, und ein rothes Band ging nieder über seinen Nacken, wo jetzt die Blut strieme war. Ich ging den Weidenbüschen ent lang. Manches Zmeiglein regte sich und zitterte fort und fort. Hie und da schnellte ein Heupferdchen. Ich bog die Aeste auseinander und blickte in das Wässerlein; das stand still unter dem dichten Flechtmerke und glitzerte kaum. Ein großgefleckter Molch kroch hervor und nahm seine Richtung gegen mich; da floh ich entsetzt davon. Dann begann ich mit meinen kurzen Schritten die Schatten der Bäume zu messen bis diese zu wachsen anheben, kommen die Leute. Noch aber wurden sie kürzer und kürzer. Tie Sonne stand hoch über dem Teufelöftein. und über dem Thalgrunde lag ein bläu licher Duft. Ich kehrte wieder zum Kreuz zurück und setzte mich auf den Stein, auf welchem sonst andächtige Waldwanderer knieen. Das Kreuz war hoch und hatte keinen Heiland. Weit streckte es seine Arme aus, als wollte es den Wald um fangen. Ich wendete mich von dem Pfahle und von dem Bahrhügel und sah hin gegen den Bergrücken des Teufelsstein. Die Himmelsglocke lag in mattem Blau, kein Vogel und keine Mücke war ver nehmdar. Es war ein fast traumhafter Frühherbstmlttag, durchklungen von kl ner ewigen Stille. Wildschützen haben ihn erschossen. Ich ging über die Wiese und sagte mir, wenn ich zehnmal über die Wiese gegan gen sein würde, dann wollte ich wieder den Schatten messen. Aber der Schat ten duckte sich noch mehr unter die Bäume als früher. Dann ging ich hin zu der verhüllten Leiche des Waidmanns und stand lange vor der clden: ich fühlte kaum ein Schauern mehr. Dann setzte ich mich rvieder unter daS Kreuz und a ein Schnittchen Brot. Da börte ich plötzlich ein Knistern; ein Reh stand und guckte durch das Gestämme. Zuletzt kam das Thier gar zu dem Reifighügel heran und schnupperte; vor diesem Jägersmann fürchtete es sich nicht mehr. Erst als eS den Pulverge ruch des Gewehrlaufes gewahrt haben mochte, wendete eS stch mit großen ätzen dem Dickichte zu. Endlich, als ich wieder den Schatten Sonulagsaast Beilage zum Nebraska Ttaats-?lnieiger. maß. hatte er sich um ein Weniges ge dehnt. Ich mußte ja doch schon üicU stunden auf der Wildrvieie geweilt haben. Wie immer, so hatte mein Vater auch diesmal recht. Ich höue einen ge trägeren Schall und Wiederhall im Walde. Es nahten. Menschen. Toch nicht die Holzknechte waren es, die um den Wolfgang kommen sollten, sondern quer, über die Wiese her kam ein jun! ges Weib, das trug einen Korb am Rücken und führte ei etwa dreijähriges Kind am Arm. Sie sangen ein lustige? Kinderlieb, und das kleine Mädchen lachte dabei und hüpfte flink über das weiche Gras. Ich erkannte die Nahenden bald, es war das Weid und das Kind des er schlageneil Jägers Wolf. Sie kamen heran, und als sie mich sahen, sagte die Jägerin zum Mädchen: Schau, Agatha, da beim Kreuz fitzt ein Bub', der betet ein.Vaterunser; das ist gar ein braver Bub'." Dann kniete sie hin auf den Stein, legte die Hände zusammen und betete auch. Das Kind that desgleichen und war gar ernsthaft dabei. Mir war unbegreiflich weh. Wie hätte ich sagen können, was unter dem Reisig lag! Ich ging abseits gegen die Weiden. So mein Herz," sagte das Weib hierauf zur Kleinen, ..jetzt geh' ich f&xi ziankraut schneiden. Tu setz Tich die weilen da auf das G'reisigdeit und brocke Tir Zäpfchen ab. ' Hernach kommt der Vater vom Teufelsstein herab und hernach setzen wir uns zu sammen und essen den Schottenküs, den ich im Korb hab', und hernach hopsen wir luftig miteinander heimzu." Und sie fetzte das Kind auf den Rei fighaufen auf die Bahrstätte des VaterS. Tann ging sie mit dem Korb gegen den Wiesenrain, wo Gebüsche von Enzian standen. Von dort aus rief sie mich an. was ich denn so allein mache auf der Wildwiese, ob ich mich verirrt Hütte oder etwa Ziegen suchte. Ich wußte keine Antwort, deutete auf einen großen schneeweißen Schmetier ling und sagte: Jetzt schau das Thier an, wie's herumfliegt; schau, mie's fliegt !" Bist ein rechter Närrisch, Du!" ver setzte die Jägerin lachend und ging an ihre Arbeit. Die kleine Agatha spielte auf dem Reisighügel, sie zupfte an den Zweigen und wühlte in- denselben und nestelte etwa? hervor. Endlich wurde ihr bang, und sie hub an, nach der Mutter zu rufen. Nach einer Weile kam das Weib heran, da hielt ihm da? Kind einen Ring entgegen und sagte: ..Schau, das hab' ich gefunden, das ist des Va ters!" Die Jägerin that einen hellen Ruf: Kind, wie kommst Du zu diesem Ring?" Tie Kleine lachte vergnügt. DaS Weib hub das Kind auf die Erde, warf einen Blick auf das Ge zweige und stieß einen gellenden Schrei aus. Sie sah durch das Reisig eine Menschenhand. Wie wüthend stürzte sie hin auf die Schichtung und raffte die grünen Zweige auseinander mit Hast und heißer Angst dann sank sie zurück und schlug sich die flachen Hände vor das Antlitz. Vor ihr lag im Blute erstarrt ihr ge mordeter Gatte. Zur selben Stunde gingen zwei Holzhauer über die Wiese und brachten eine Tragbahre mit. Zuerst knieten sie vor dem Todten und beteten still, dann hoben sie ihn auf die Bahre, legten das Gewehr an seine Seite und trugen ihn davon. Ter Korb blieb stehen bei dem En ziangebüsch. das Weib folgte der Bahre; es sagte kein Wort, es vergoß keine Thräne, es trug das spielende Kind auf dem Arm. Das blaffe, starre Angesicht der Gattin, das rothwanaiae. bell- äugige Lockenköpschen des Kindes hinter der Bahre her das mag ich nimmer mehr dergeffen. Ich bin auch hinten drein gegangen. Tie Weiden standen in ihrem wäfferi gen Schimmer; die Schatten der Tan nen lagen hingestreckt über die ganze Wiese. Das rothe Kreuz ragte re gungslos im Dunkel des Waldrandes. Die Bahre schwankte dem entfernten Jägerhause zu. Ich ging gegen unser Gehöft. Als ich zu demselben hinab kam. führten handfeste Burschen einen wüst aussehenden Mann berbei. Es war der schwarze Toni. Da wir ihn am Morgen im Lärckenanmuchs ge sehen, so hatte mein Vater auf seine Spur gewiesen. Der Richter kam. und unter der großen Esche, die vor unserem Hause stand, wurde das Verhör gehal ten. Der Toni war geständig, den Jäger Wolfgang auS Rache erschossen zu baden. Hierauf wurde der Bursche in Ketten gegen die Stadt geführt, aus der er einst al? Wickelkind gekommen war. Als ich in die Stube kam. saß mein Vater an seinem Bette. Er war sehr bewegt, out) mich zu ncy aus das jcnie und fagte: Bübel. das ist ein böser Tag gewesen. Teinetmegen ist mir ein Stein auf dem Herzen gelegen." Wir gingen in jenem Jahre nicht mehr hinauf zur 'Wildwiese. Seither aber bin ich wohl mehrmals auf dersel den gewesen. Tie Weiden glitzern, die hohen Fichten stehen noch beute und ihr Schalten schwindet und wächst, wie das trübe Eroengeschick, und ihr Schat ten wächst und schwindet wie das menschliche Leben. Karriere. ök'zze von A x m i 11 M 0 n a ,, Tirektor Grollmann von der Allge meinen Handelsbank sak oerade in sei nein Vrivatdüreau und las die neuesten Rennderichte durch beiläufig gesagt, seine Hauptbeschäftigung an jedem Vormittag. ' Da klopfte es an der Thüre, und herein trat Julius Kunze. der reiche Kaufmann und Böcsenralh, zugleich Hauptaktionär der Handels dank. Herr Kunze, der Börsenrath, legte erst auf einem Stuhle vorsichtig seinen Eylinder ab und näherte sich dann in vertraulicher Weise dem Bank direktor. Ich komme mit einer Bitte zu Ihnen, mein lieber Freund." Halloh, womit könnte ich denn Ihnen, dem Reichbeglückten dienen?" Nun, nun, nur nicht so bescheiden, lieber Direktor. . . Sehen Sie, ich habe einen Neffen, er heißt ebenfalls Kunze! Er ist ein prächtiger Junge, aber gerade kein Ausbund an Verstand, und darum ein wenig aus der Carriere gerathen. Was soll ich mit ihm anfangen? Haben Sie nicht vielleicht gerade eine leere Stelle in Ihrer Bank? Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie ihn unterdringen könnten." Direktor Grollmann dachte einige Momente nach und sagte dann: Gewiß, verehrter Freund, ich bin Ihnen gerne zu Diensten. Aber wir wollen doch, glaube ich. gleich mit was Ordentlichem anfangen. Momentan ist kein besserer Posten fiei. Warten wir lieber ein Weilchen. Ueber Nacht kann ja eine passende Vakanz eintreken und dann der junge Mann soll mir einstweilen sein Gesuch mit den Zeug nissen einreichen." Sie haben recht, lieber Direktor, ganz meine Meinung. Im Vorcms danke ich Ihnen schon bestens für Ihre Freundlichkeit." Tann vertieften sie sich in die Aus sichten des nächsten Derbys, sprachen auch Einiges über den Kursstand der Kreditaktien, und dann schieden fie mit freundschaftlich warmem Händedruck. Andern Tags langte das mit Schul Zeugnissen und Führungsattesten ver fehene Gesuch des jungen Kunze bei der Bank ein und wurde zu den hun derten anderer ähnlicher Bittgesuche in den großen Aktenschrank der Anstalt versenkt. Diesmal sollte die Versenkung aber keine dauernde sein. Drei Tage später schon lächelte diesem Gesuche die Sonne des Glücks. Durch den Austritt des ersten Sekretärs war dessen Stelle frei geworden. Und da die Sache nur drei Tage alt war, erinnerte fich Tirektor Grollmann sofort des alten Kunze und des Zungen Kunze, des Börftnrathes und seines Neffen, sowie des gegebenen Versprechens. Und in dcm Momente. da er sich dessen erinnerte, ließ er auch schon seinen Büreau-Cbef kommen und ordnete an, daß das Gesuch des Herrn ffunze aus dem Aktenschrank hervorzu holen sei, und daß Herr Kunze selbst von feiner Ernennung zum Sekretär der Bank verständigt werde. Und drei Tage später, als Direktor Grollmann eben wieder damit beschüf- tigt war, sich über den Verlauf ver schiedener auswärtiger Rennen zu orien tiren, wurde ihm der junge Kunze ge meldet. Er ließ ihn sofort eintreten. Herr Kunze war ein überaus netter junger Mann, elegant in der Erschci nung, bescheiden in der Haltung und mit tadellosen Manieren. Direktor Grollmann war von ihm sehr ange nehm überrascht. Nach den Andeu tungen des Börscnrathes hatte er sich einen weniger günstigen Eindruck ver sprachen. Es freut mich sehr," redete der Tirektor den jungen Mann an, indem er ihn mit sichtlichem Wohlgefallen de trachtete, daß ich Ihr Gesuch nach Wunsch erledigen konnte. Ich verleihe Ihnen hiermit die Sekretär-Stelle an unserer Bank und hoffe, daß ich mit Ihnen zufrieden sein werde. Als Ge halt beziehen Sie vorläufig fünftausend Mark." Herr Kunze mußte fich an der Stuhl- No. 34. lehne festhalten; denn ihm schwindelte, Sekretär dieser großen, hoehanaesehenen Bank und fünftausend Mark '. TaS wai mehr, als er sich e h.lt'e träumen las sen. Toch er wurde bald Herr feiner Ueberraschung. Schließlich war er sich dessen bewußt, alle Fähigkeiten zu be sitzen, um den ihm anvertrauten Posten in Ehren ausfüllen zu können. Ei machte dem Direktor eine tadellose Ver beugung. dankte für das ihm entgegen gebrachte Vertrauen und versprach da? Interesse der Bank in jeder Weise zu fördern. Herr Kunze füllte feine neue Q:U lung in der That ganz perfekt au. Er arbeitete mit einem wahren Feuereifer, und der Tircktor war ganz stolz auf seine Requisition. Schon nach kurzer Zeit konnte er ohne Herrn Kunze gar nicht mehr auskommen. Er nannte ihn seine rechte Hand, ließ ihm verschiedene Gratisikationen zukommen, stellte ihm ; baldiges Avancement in Ausficht kurz, der neue Sekretär hatte es in der Bank recht gut. Das Glück machte aber Herrn Kunze keineswegs übermüthig. Er blieb fleißig, bescheiden und zuvor- ; kommend, wie er es am ersten Tage ge wescn. kümmerte nch nicht um die nci dischen Blicke seiner Kollegen, und wenn auch manchmal Anspielungen auf unerhörte Protektion" zu seinen Ohren drangen, that er so. als habe er sie nicht gehört. So verging einige Zeit. AIs es febr heiß wurde, zog der Bankoirektor in seine Villa, weit draußen an der Peri pherie der Großstadt. Nun kam eS oft vor, daß der Tirektor tagelang draußen blieb, und da mußle Sekretär Kunze öfters zu ihm hinausfahren, mit einer vollgepfropften Aktentasche, um Unter schriften und Informationen einzu holen. Selbstverständlich wurde er bei einer solchen Gelegenheit vom Direktor auch seiner Familie vorgestellt: seiner jU'cui und leinet einzigen schönen Toch ter. Und in der Folge geschah es oft, daß Herr Kunze. nachdem er beim Herrn Direktor das Geschäftliche er ledigt hatte, mit der Frau Direktor und dem Fräulein Gisella Tennis spielte. auch mal einen Waldspaziergang machte, zuweilen auch eine kleine Ru derpartie auf dem nahen Teiche, und es war nichts Seltenes, daß fich an solche Ausflüge auch eine Einladung zum Abendessen oder dergleichen an- Ichto. Als es Herbst wurde und Direktor Grollmann mit seiner Familie wieder in die Stadt übersiedelte, war die Sache bereits soweit gediehen, daß krauiem Gi,eua eingestanden hatte. fie könne ohne ihn keine Stunde mehr leben, während Herr Kunze selbst sich mit Todesverachtung in seinen Frack stürzte und bei Direktor Grollmann um die Hand seiner Tochter Gifella an hielt, Es kann nicht behauptet werden, daß oieie Äenoung oem yerrn Direktor be sonders angenehm geweien wäre. Er hätte fich nie träumen lassen, daß diese bescheidene, fleißige junge Mann einer loicyen Tollkühnheit fähig wäre. Und er erklärte ihm auch rund heraus, daß er ihn für verrückt halte. Er gebe doch seiner Tochter nicht eine Mitgift von einer halben Million, damit sie die Frau eines ganz gewöhnlichen Bank- beamten werde. . Das alles saate der Direktor freilirfi nicht in Gegenwart seiner Tochter. Und als Fräulein Gisella davon Kennt niß erhielt, schien ihr die Erklärung des Papas auch nicht besonders zu impo niren. Sie war ja nicht umsonst das verhütschelte einzige Kind ihrer Eltern. Sie erklärte vielmehr rund heraus, daß sie nur Herrn Kunze heirathen werde, sonst Niemanden aus der Welt. Und da der Herr Papa Tirektor recht gut wußte, wie energisch sein Töchterchen zu wollen verstand, so gab er schon nach kurzer Einsprache jeden Widerstand auf. Herr Kunze war ja gewiß nicht ganz der Schwiegersohn, den er sich erhofft hatte, oder wie er. sich einen hätte leisten" können. Aber schließlich, so ganz ohne Qualifikation war ja dieser arnge, nrcv ame, elegante mnae Mann nicht. So sei es denn." sprach Grollmann kapitulirend. hauchte einen Kuß auf die Stirne seiner Tochter und ernannte an- deren Tags Herrn Kunze zum Vizedirek tor der Bank mit erhöhter Gage und bedeutendem Gewinn - Antheil. Das brachte den jungen Mann auch äußer lich feinem Hause näher. Es war an dem Tage, als Herr Grollmann sich gerade anschickte, die Liste der Gäste für die Verlobungsfeicr zusammenzustellen, als der Börsenrath und Hauptaktionär Kunze im sein Bü reau trat. Der gute Herr schien dies mal weniger rosiger gelaunt zu sein, seine Mienen verriethen Groll und Ent täuschung. Mein lieber Herr Tirektor." sprach er nach der ersten Begrüßung in frosti i .;e;:i Zone. Sie 'scheinen ti mit den I Versprechungen, die cie Ihrer, (remt jden geben, nicht sehr cr::ft zu rrtincn." j Der Direktor blilu i: far.3 per jl'Ier cn. j t'tr ntti:: l?e!er ji:r.d " I Nun ja," brummte der Biirfenraih, vc'.sprcLien.iüir da alles M? iSie für meinen Neffen, und nun, wa? baden i? für ü;n gethan?" Wa? ich für Ihren Neffe:: gethan habe? Na. hören Sie, inehr kann van nach so kurzer Zeit auch von der grüß ter. Freundschaft nicht verlange,!. Seil fünf Monaten ist er Angestellter uns, rcr Bans, Erst Sekret ix, jetzt ist n Vizedirektor geworden und mit jelintini send Mail Einkommen, und in ein Paar Worten wird er ineii.c Tochter (iiifellj heirathen. Ich alaute, diese Paniere i;i leine alltägliche, i::;ö Sie ; durften mit mir schon zufrieden kein Mein Neffe V ..Frcilcch. Ihr Neffe. Uebrigens nebenbei gesagt, ein ganz prächtiger Junge. Ich habe ihn vom ersten Au gendlick an lieb gewonnen und kann den Geschiiiäck meiner Tochter ganz gut be greifen." Ter Börfenraih rang nach Aibem. Ader entschuldigen 2ie Tirektor das verstehe ich nicht mein Neffe ist ja noch immer ohne Stellung! Tag täglich bestürmt er mich, was denn mit seinem Gesuch sei. Noch vor einer Hai bcn Stunde bat er mich, doch mal wie der hier vorzusprechen, um nach dem Rechten zu sehen." Nun war es an dem Tirektor. nach Luft zu schnappen. Unmöglich." stammelte er. dann wäre ja " .. Er drückte mit aller Kraft auf den Knopf der elektrischen Klingel und ciiirte den Büreauchef zu sich. Herr." fuhr er ihn an, vor fünf Monaten gab ich Ihnen den Auftrag, das Gesuch des Herrn Kunze aus dem Aktenschrank zu holen." , Ganz recht. Herr Tirektor." Sind Sie auch dessen sicher, daß eS das richtige Gesuch war, und daß un sere Briefe an die richtige' Adresse ge langt find?" Freilich," stotterte der Büreauchef, ob es gerade das richtige war. Es tagen damals, lo viel ich rotik, zwei oder drei Gesuche von jungen Leuten, Namens Kunze vor. Aber da Herr Direktor das Gesuch persönlich erledigt hatten, meinte ich, daß die Adresse wohl richtig sei. Der Bankdirektor schlug mit der Hand auf den Tisch, daß alle Gegen stände auf demselben herumtanzten. Er sprach aber kein Wort, und dcrBüreau chef entfernte sich, nicht ohne einen ver standnißvollen. schadenfrohen Blick auf die beiden verdutzten Herren geworfen zu haben. Nun ja," sagte endlich der Börsen rath, die Sache ist ganz klar, es ist Ihnen eben der unrichtige Kunze in die Hände gerathen." Was wollen Sie, lieber Freund," erwiderte Grollmann resignirt, ich muß ja noch froh fein, daß die Sache so verlaufen ist. Denn unser Kunze ist wirklich ein tüchtiger, sympathischer Mensch. Nun, nichts für ungut, lieber Freund. Tie nächste Vakanz gehört ganz bestimmt Ihrem Neffen. Um aber weitere Verwechselungen zu verhüten, bitte ich Sie, mir ihn vzrzustellen und schenken Sie mir Beide das Pergnu gen beim heutigen Verlobungsessen." Bescheiden. Nun, Pepi, sprich mir einmal den Satz nach: Der Vogel hüpft!" Der Vogel hupft!" Man sagt nicht der Vogel hupft!" Nch. Herr wir's nicht!" Zehrer. so nobel geben Boshaft. Dame (zu einem häßlichen alten Fräulein): Warum fahren Sie denn nicht mehr in Ihrer wunderschönen Equipage aus?" Fräulein: Ach, es ist zu langweilig, immer allein zu einem Fensternnaus zusehen!" Dame: So heirathen Sie doch, dann kann Ihr Mann zur anderen Wagenseite hinaussehen." Fluch des Berufs. Der humoristische Schriftsteller K. hat um Deine Hand angehalten, und Du hast sie ihm abgeschlagen?" Ja, gewiß. Der kann's doch un möglich ernst meinen!" Immer Professor. Räuber: ,, Die Börse oder das Leben!" Professor: Leben, wissen Sie mein Lieber, was Leben ist? Setzen Sie fich hier auf diesen Baumstamm, ich werde Ihnen einen Vortrag darüber halten!" paritt. Reisender (zum Hotelwirth): Ich hoffe doch, tftß Sie kein Ungeziefer in Ihren Zimmern haben?" Wirth: Gewiß nicht, nur da?, was die Reifenden selber mitdringen!" verlorene kiebcsinü!?. Fremder: Sagt mal, warum bessert Ihr das Dach nicht aus? Es regnet ja herein!" Ländlicher Wirth: Heute kann man'S doch net ausbessern, bei dem Wetter!" Fremder: Ihr könnt es aber repa rircn. wenn's schön ist." Wirth: Wenn's schön iS. is' nim mer noti'."