Der gckimmyrolle remJc. Eine unhil:che "cichichic ton H, Äöatt; Am Honorativrentüche der Gel denen Krone" saß Herr Spoihcker Bis bemann in Erwartung der Tinge d. b. der Stammgäste, die da kommen sollten. TaS Herrenzimmer der .Krone tvar in Anbetracht der frühen Stunde es battk eben Acht geschlagen noch s leer wie die blitzblanken Stamm seidel. die auf dem Honoratiorentische an den altgewohnten Platzen ihrer 2k fitier harrten nur an dem in nächster ?ictbe der für W Stammgäste rejervir ten Tafel benndllchen Tischchen tatz ein sam ein elegant und modern gekleideter Fremder, ein Herr von sympathischem AeuKern. mit wohlfrikrten, dunklem Haar, schwarzen, blitzenden Augen, ge boaener Nase, blassem, distinguirtem Ge ficht, weißen Zähnen und martiali schern Schnurrdart. Herr Apotheker Biedermann informirte sich über alle diese Qualitäten bei fremden mit der Sorgfalt eines Kleinstädters, obgleich er sich den Anschein gab, als bemerke er ihn gar nicht, denn eS vertrug sich nicht mit seiner Würde als Großdürger deS Städtchens und Mitglied der Gemeinde regierung, von der Existenz jedes xbclie bigen Sterblichen Notiz zu nehmen. obgleich er innerlich vor Reagier ver- ging und gar zu gern gewußt hätte, wer der Fremde sei, woher er komme, und was er am Orte zu schaffen hvbe. Gelangweilt tchaute der Fremde zu ihm hinüber, endlich sagte er, auf sein Glas deutend, das er sich soeben wieder frisch hatte füllen lassen, mit bewun dernder Miene: Ein köstlicher Stoff, wie? Hiesiges VjjT "Der Apotheker machte sich steif, sah mit hochfahrender Miene den Tisch an uud schien nichts zu hören und zu sehen. Ueber die Züge des Fremden glitt ein spöttisches Lächeln. Eine Weile saß er ruhig da,' als sei kein Laut aus fei- nem Munde gekommen. Plötzlich schien er emen tznl cyluk getakt zu haben, er wandte sich nochmals zu dem Apotheker am Honoratiorentische, verbeugte sich lächelnd, hob das Glas achtungsvoll gegen ihn auf und rief: Auf Ihr Spezielles. Herr Apothe- ker! Darf ich fragen, wie sich Ihr Fräu- , lein Tochter befindet?" Der Apotheker, eben im Begriffe, sich entrüstet zur Seite zu kehren, stutzte, drehte sich halb nach dem unbekannten Gaste um, blickte ihn verdutzt an und fragte erstaunt: Woher kennen Sie mich denn?" vei gremoe zeigte lym von neuem sein überlegenes, ironisches Lächeln. j, ich renne i&ie ganz gut," er widerte er freundlich. Sind wir einander vielleicht schon begegnet r Meines Wissens sehen wir uns zum ersten Male.' Oder haben wir etwa korrespon dirt?" Auch nicht." Hm so sind Sie hier bekannt?" Durchaus nicht ich komme direkt von Berlin, bin vor eine? halben Stunde erst eingetroffen und weile zum ersten Male innerhalb Ihrer verehrten Mauern.' Der Apotheker zog eine Grimasse der Ueberraschung. Aber Sie fragten mich doch mich meiner Tochter?" sprach er neugierig, als der Fremde, ohne das Gespräch fortzusetzen, sich wieder seinem Glafe zuwandte. Ach ja, nach Fräulein Amalia wie geht es ihr?" Danke." knurrte der Apotheker. Kennen Sie denn meine Tochter?" Bedaure. habe nicht die Ehre." Dann begreife ich aber doch nicht, -woher Sie die Kenntniß ," der Apo theker starrte befremdet auf den Unbe kannten. 0, ich könnte Ihnen noch viel mehr sagen." Aber Sie kennen mich doch nicht." Ich kenne alle Menschen. Wollen Sie mir einmal Ihre Hand erlauben?" Biedermann reichte sie ihm voll ge gespannter Erwartung. Der Fremde hielt sie einige Augenblicke stumm in der feinen, dann nahm er in halblau tem Tone das Wort: j Ihre Frau Gemahlin ist krank schon lange Jahre das ist beklagens werth. Ihr ältester Sohn ist In. genieur. der jüngere Kaufmann Ihr Fräulein Tochter hat sich verlobt o, sie ist eine gute Partie". Kriegt zwan zigtausend Mark auf einem Brette mit haha." Der Apotheker sperrte in wahrem Sinne deS Wortes Mund und Nase aus. Mein Herr, wer sind Sie denn?" Da näherte sich ihm der Fremde noch mehr und flüsterte ihm ins Ohr: Ich bin Spiritist und Gedankenleser haben Sie noch nie von Kleeberg aus Berlin gehört?" Nein. Ich glaube überhaupt nicht an derlei Unsinn." So, so thut aber nichts ich weiß, was ich weiß, und was meine Wissenschaft vermag." Damit zog sich Herr Klceberg auf feinen Platz zurUck, den Apotheker in unbeschreiblicher Perplerität zurücklas send. Nicht lange, so stand Bieder mann auf. ging' hinaus, trat zu dem im Ncdengastzimmer bcsindlichen Wirth und zog bei ihm Auskunft über den fremden ein. Der Wirth zuckte die iseln. Der Herr ist mir vollständig unbe Sannt," berichtete er. er ist vorhin erst vom Lahnhof eingetroffen und vom Haslnecht in meinem Hotelmagen mitgebracht worden. Ich weiß nur. daß er Klecderg heißt und auS Berlin ist." Nachdenklich begab sich der Apotheker auf seinen Platz zurück. Gleich darauf erschienen Fabrikbesitzer Schneider und Kommerzienrath Merkenthien. Sofort raunte ihnen der Apotheker, auf den Fremden deutend, etwas zu, worauf unter den Stammgästen ein geheimniß- volles Flügern und Tuicheln begann. das immer lebhafter wurde, je mehr der Herren auf dem Schauplatze erfchic nen. Mit dem Bürgermeister war die Tafelrunde um neun vollzählig noch immer dauerte aber das Tuscheln und Geftikuliren fort, ohne daß Herr Klee berg sich scheinbar im lindesten darum bekümmerte. xit TlSku non gestaltete sieg immer enegter. immer lauter plötzlich schlug einer der Herren herausfordernd mit seinem Glase auf den Tisch und rief trotzig: Ach was. Gedankenleser S ist 1a Larifari wer weiß, woher der Mann Euch zufällig kannte. Apotheker, wenn er von mir auch nur den Namen er räth, bezahle ich heute Abend die ganze Zeche!" Dieses Bcr'prechen hätten sie sich besser überlegen sollen. Herr Bankier Weber, denn man wird nicht säumen, Sie beim Wort zu halten," rief da der Fremde lächelnd von seinem Tische her über, indem er wiederum sein Glas grüßend gegen den Angeredeten auf-hab. Der , Bankier erschrak auch die anderen sahen sich erstaunt an nur die Aussicht auf das versprochene Traktament erhielt sie einigermaßen bei guter Stimmung. Wenn Sie alles wissen," hub letzt ärgerlich der Kommerzienrath an, so agen Sie mir jetzt einmal wer ich bin." Der Fremde verbeugte sich höflich. Sie wollen mich auf die Probe stellen. Herr Kommerzienrath Heinrich Merken thien. Es wird Ihnen nicht gelingen. elbst wenn Sie die '.0,000 Mark dran- wenden wollen, die Sie in preußischen Confols bei der Leipziger Bank depo nirt haben." Der Kommerzienrath sprang bctrof en von seinem Stuhle auf. Herr, sind Sie denn mit dem Teu el im Bunde?" Nein, mein Herr ich bin einfacher Gedankenleser, weiter nichts." Ist denn das wahr, haben Sie wirklich 50,000 Mark in öonsols bei der Leipziger Bank deponirt?" fragte der Bürgermeister ungläubig. Allerdings." gestand der Kommcr- zienrath. Ich begreife nur nicht ," der Rest blieb ihm sozusagen im Munde stecken. Wieder begann das Getuschel. dies- mal mit dem Resultat, daß die Hono- ratioren den Fremden höflich einluden, an ihrem Tische Platz zu nehmen. Der Bankier fügte erklärend hinzu, der Herr müsse doch an der Spende mit' thcilnehmen, zu der er den Stammgästen durch seine Allwissenheit verholfen habe. . Herr Klceberg nahm die Ein- ladung mit Vergnügen" an und ließ sich sofort auf den ihm bezeichneten tuhl nieder. Man stieß mit einander an mit solchem Wundermann lonn- ten sich die stolzen Würden- und Geld beutciträgcr des Städtchens schon ein mal eine huldvolle Ausnahme gestatten dann erkundigte sich der Bürgermei- er neugierig, ob der Herr Gedanken- leser denn auch die Namen der übrigen Herren zu lesen im stände sei. Zu dienen. Herr Bürgermeister." Ah. Sie wissen " Ich weiß und beuge mein Haupt vor der Macht der Bürgcrkrone." Oh," der Gestrenge lächelte qe- chmeichclt. Können Sie mir noch mehr sagen?" Gern bitte Ihre Hand." Wieder ergriff der Gast die ihm dar gebotene Hand, sodann legte er seine Rechte einige Momente auf die rothe Stirn des Gewaltigen. Haben Sie das Gut schon gekauft. Herr Bürgermeister, um das Sie sich so angelegentlich bemühen?" Das Gut noch nicht." versetzte der Regent deS Oertchens verwirrt. Ah Ihre Frau Gemahlin hat also ein entschiedenes Veto eingelegt?" be merkte der Gedankenleser leicht ironisch. Die ganze Tafelrunde brach in Lachen aus. denn eS war allgemein bekannt, daß der Bürgermeister unter dem Pan toffel stand der Gestrenge selber aber warf dem Gedankenleser einen wüthen den Blick zu und trank verlegen aus seinem Glase. Wünschen Sie noch mehr Beweise meiner Kunst zu erhalten?" Danke, habe genug davon," brummte der Stadtregent verdrießlich. So gestatten Sie mir, daß ich vor allen Dingen einmal die anderen Her ren begrüße," fuhr der Fremde licbens würdig fort. Herr Fabrikant Schnei der habe die Ehre," wobei er ihm zutrank. Sie haben Ihre Fabrik um gebaut? Hat gewiß ein schönes Sümm chen gekostet, nicht wahr? Ich schätze die Baukosten auf mindestens hundert zwanzigtaufend Mark oder habe ich unrecht?" .Wahrhaftig, das stimmt," mur melte der Kaufmann Wildenbrandt, mährend der Fabrikant nicht wußte, was er von der Sache denken sollte und seine wasscrblauen Augen bestürzt im Kreise umherschwcfien ließ. Natürlich stimmt es. Herr Wilden brandt," rief der Fremde. Und war verwünscht unvorsichtig, so viel Geld in den Bau zu stecken." fetzte Wildenbrandt hinzu, der den Fabrikbesitzer nicht leiden mochte Der Gedankenleser nickte. .Allerdings war e unvorsichtig Sie würden es nicht gethan haben. Herr Wildenbrandt, denn Sie sind ein eminent vorsichtiger Mann." Wieso?" Oder ist es nicht ein Akt weiser Vor sicht und vorsichtiger Weisheit, wen man sich erst genau nach den pekuniären Verhältnissen des Herrn Schwieger vaterS in sim erkundigt, bevor man den entscheidenden Schritt unter nimmt?" Das ist stark." grollte Wilden brandt. indeß die andern sich über die Abfertigung freuten. Aber wahr," meinte Herr Kleeberg lakonisch. Sie sind ein Cagliostro ein zwei- ter Doktor Faust." rief Wildenbrandt wüthend. Ganz nach Belieben." Warum bekümmern Sie sich um mich und nicht auch um meinen Nach-bar?" Weil Herr Doktor Nußpickcr mich noch nicht gefragt hat." Sagen sie ihm doch auch etwas Unangenehmes." Ich möchte nicht an Dinge rühren, die zwanzig Jahre her sind." Der Doktor verfärbte sich ein wenig. Was meinen Sie damit?" Soll ich es Ihnen hier in Gegen- fvart aller sagen?" Immerhin mcineu Freunden hier ist mein damaliges Mißgeschick be- lannt." Nun wohl Sie besaßen eine Heil- anstatt und mußten Bankerott machen." Allgemeine Erregung, die sich noch steigerte, als der Fremde fortfuhr: Das Schicksal hat Sie entschädigt eine Frau mit 200.000 M. ist eine gute Gabe. Gottes. Außerdem wirst Ihr Sanatorium eine glänzende Rente ab." Die guten Herren warfen sich scheue Blicke zu. Der Mann erschien ihnen förmlich unheimlich. Sie waren froh, als er sich bald darauf empfahl, weil er müde sei und morgen zeitig auf stehen wolle. Vor feinem Aufbruch fragte ihn der Bürgermeister nochmals, ob er denn wirklich Gedanken zu lesen verstehe. ' Sie haben es ja gesehen." ,.Hm ja es grenzt allerdings an Zauberei, was wir erlebt haben aber es giebt doch nun einmal keine Wun der. alles geht doch natürlich zu." Das Gedankenlesen geht auch sehr natürlich zu." Wie machen Sie es denn?" Ganz einfach, ich gucke durch die Stirnhaut und lese im Gehirn." Thorheit." brummte der Gestrenge. Wollen Sie uns," fügte er vertraulich hinzu, denn wirklich verlassen, ohne uns eine natürliche Erklärung Ihres Unheimlichen Wissens zu geben?" Wie kann ich erklären, was uner- klärlich ist?" Aber Sie sagten selbst, es gehe natürlich zu." Der Fremde besann sich einen Augen blick, ehe er antwortete: Nun wohl, aus Dankbarkeit für Ihre freundliche Einladung will ich Sie mein Geheim niß einweihen. Ich will Ihnen einen Kursus in der Kunst des Zauberns oder richtiger Gedankenlesens geben. Aber heute ist es zu spät morgen Abend um neun Uhr soll Ihnen alle Auf klärung werden, die Sie nur wünschen mögen." Damit entfernte er sich. In unge wöhnlicher Aufregung blieben die Honoratioren des Städtchens zurück. Bis nach Mitternacht konferirten sie über die seltsamen Ereignisse des Abends, der alte Hamlctspruch: Es giebt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt," wurde in allen Tonarten citirt, der skeptische Doktor bestand darauf, daß alles Schwindel sei, der abergläubische Bankier verzweifelte an der Möglichkeit einer natürlichen Er klärung. Am anderen Tage sprach der ganze Ort von der Sache, und Abends um acht Ubr faßen die Getreuen der Golde nen Krone" pünktlich vor ihren Stamm feideln, um ja den großen Moment nicht zu verfehlen. Schon halb nenn schlug es. und der Fremde war noch nicht da; man befragte den Wirth und erfuhr, daß Herr Kleeberg bereits mit dem Mittagszuge wieder abgereift fei. Ein allgemeines Ah" der Ent täuschung ertönte da zog der Wirth einen Brief aus der Tasche, den er mit bedeutungsvollem Grinsen dem Bür germeister überreichte. Dieses Schreiben hat Herr Kleeberg für die Herren zurückgelassen es soll aber nicht eher als Schlag neun Uhr eröffnet werden." Man kann sich die Ungeduld der guten Stammgäste ausmalen; der Brief ging von Hand zu Hand, man betrachtete ihn von allen Seiten, alle halbe Minute sah man nach der Uhr. Endlich war es neun Uhr, der Bürger meister schnitt das Kouvcrt auf. entfall tcte das Blatt und las unter Todtenftille der Anwesenden was folgt: Sehr geehrte Herren! Da ich nicht die Ursache werden will, daß so aufge klärte und erleuchtete Geister dem Aber glauben in die Häiide fallen, so ver nehmen Sie hierdurch, die Erklärung meiner Allwissenheit. Ich war bis vor vierzehn Taacn erster Buchhalter dc? großen Auskunftsbureaus von Hubert Moosdach in Berlin, als welcher ich mir in zehn Tienftjahrcn eine erstau nenswcrthe Kenntniß der Verhältnisse nisie einer großen Anzahl Personen er warb. Jetzt ist cS - meine Absicht. irgendwo ein Geschäft zu kaufen oder zu etabliren. ich habe mir einige Städte, die meinem Zweck zu ent- sprechen scheinen, vornotirt und statte diesen gegenwärtig Besuche ad. um mich durch den Augenschein von ihrer Zweckmäßigkeit oder Unzmeckmäßigkcit sür mich zu überzeugen. Um einiger maßen informirt zu sein, habe ich von den Auskünften, die wir über Bewoh- ncr dieser Städte in den letzten Jahre zu erstatten hatten. Abschrift genom men. Tarunter war auch Ihr liebes Plätzchen, und halten wir zu dieser be tricbsamen Industriestadt besonder, lebhafte Beziehungen. Da ich nun eine halbe Stunde eher da war, als der erste on Ihnen, so hatte ich die auf den Stammseideln eingravirten Namen ftudirt. ich fand, daß mehr als die Hälfte in meinen Auskünften genannt und gewürdigt seien, und als der Herr Apotheker mich später so von oben herab behandelte, beschloß ich, mir einen Scherz mit den Herren zu gestatten. Daß jeder von Ihnen da seinen Platz hatte, wo sein Stammseidel prangte, war nicht schwer zu errathen, und da auf den Deckeln nach kleinstädtischer Sitte gewissenhaft der Stand neben dem Nam.'tt angegeben, war. so merkte. ! f ' II ' ' . W M ....... . . .. V H mir inuji einige u?i mww uu Plöt'.e. während ich die übrigen au Ihrer eigenen Unterhaltung heraus hörte. Dies, meine Herren, ist das Geheimniß meiner Kunst, das ich Ihnen leider nicht persönlich enthüllen kann, weil ich Ihre Stadt, als für mich nicht geeignet, bereits wieder zu verlassen gedenke. Indem ich Sie. Herr Bürgermeister, bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen, und Sie. Herr Apotheker. Ihr Fräulein Tochter von mir zu grüßen, empfehle ich mich Ihnen Mit ganz besonderer Hochachtung Franz Klee berg." An diesem Abend sollen die Herren Honoratioren recht kleinlaut gewesen sein . . Die schreckliche Stimme. Kriininalgcschichtc von Bodo (5oiueliiiä Rechtsanwalt Berthold Take in P aebörte zu denjenigen Menschen, die trotz ihrer großen' Befähigung, Geld zu erwerben, doch immer in Verlegen- he,t stecken. Er hatte noble Pasio nen und auLcrocm eine im eigenr sieben Sinne des Wortes kostbare Frau Seme Gattin war eine ehemalige Kunstreiterin, deren Schönheit sie be- rühmt gemacht hatte, und im Geldaus geben außerordentlich verwöhnt. So kam es, daß Take, trotz guter Geldeinnahmen, von Gläubigern im mcr bedrängt war, und eines Tages stand er, wegen eines groben Ver trauensbruches, direkt am Abgrunde des Verderbens. Da kam ihm ein teuflischer Zufall zu Hilfe: er war Zeuge, wie ein alter geiziger Wucherer in einer Bank ein Kapital von 30.000 Mark abhob. Diesen Menschen, dessen Gewobn heiten er genau kannte, beschloß Take zu berauben, indem er sich selbst vor spiegelte, daß es ja keine Sünde sei. einem solch abgefeimten Hallunken" das Geld abzunehmen. Mit aller Ruhe traf er feine Vorbereitungen, steckte einen schwarzen Schnurrbart, den er von einer Redoute her besaß, und eine hell-karrirte Reisemütze, sowie eine schwarze Seidenmaske zu sich, svazierte zur Stadt hinaus und legte sich da. wo die einsame Landstraße an einem Wald vorbeiführte, auf die Lauer, da er wußte, daß der Alte, der seinen schäbi gen Einspänner selbst kutschirte, auf der Fahrt nach Hause hier vorüberkommen werde. Der Rechtsanwalt knöpfte den Ueber rock bis zum Halse zu. schlug den Kra gen in die Höhe, maskirte sich mit Schnurrbart. Mütze und Maske und wartete, einer Knüttel in der Hand, auf das Nahen des Wucherers. Sobald dieser, fast im Schritte, fei nem Versteck näher kam, sprang er her vor, rief dem alten Manne mit verstell ter Stimme Halt!" zu und schlug ohne Weiteres auf ihn ein. Von Schreck und Schlägen betäubt, war der Aermste so. fort wehrlos. Blitzschnell schwang Take sich auf den Wagen, durchsuchte rasch die Taschen des Wucherers, fand ohne Mühe dessen Portefeuille, und nahm auch die Geld börse an sich. Dann versetzte er der alten Mähre, die sich immer nur einer gleichmäßigen Gangart befleißigte, einen Schlag und sie trabte von bannen. Take war in eine furchtbare Auf regung gerathen. Rasch schleuderte er den Knüppel und die anderen machen weg, nahm seinen Hut und eilte, wie ein gehetztes Wild, auf einem großen Umwege nach der ladl zurück. Als er in seiner Bcyautung ange langt war. vermißte er die geraubte Börse, er hatte keine Ahnung, wo er sie verloren haben konnte, es war ihm auch so ziemlich einerlei, denn das in Sicherheit gebrachte Portefeuille ent hielt ein Vermögen in guten Kassen scheinen. Das Pferd des Wucherers hatte den Weg ohne Leitung nach Hause gcfun- den. Hier hielt cS. Der alte Haus bcsorgcr war verwundert, daß der Herr nicht vom Wagen stieg: er fand um noch bewußtlos. Im Laufe der Nacht aab der Wucherer Lebenszeichen, aber er war unfähig, zu sprechen. Erst am anderen Vormittag kam er zu sich und nun aab es allerdings Lärm. Inzwischen hatte schon am frühen Moraen Gustav Herst. ein Knecht, der im Gasthofe eines benachbarten Tor fes gedient und gerade zu jener Zeit den Dienst verlassen hatte im Vor beiwandern die Reisemütze und die Geldbörse gefunden. Er steckte beides ein, ohne sich ein Gewifsen daraus zu machen. Ader der Fund wurde, wie leicht be reiflich, vcrhüngnißvoll für ihn. Denn der Beraubte hatte nur anzugeben ge wußt, daß der Räuber eine hellkarrirte Mütze und einen Schnurrdart getragen habe. Und da der Knecht die Mütze in Ge brauch nahm, außerdem auch ein Gold stück wechseln ließ, wurde er alZ der That verdächtig verhaftet. Ter Gendarm fand die gestickte Börse des Wucherers in seiner Tasche. Herst's Angabe, daß er diese Sachen gefunden habe, ward nicht geglaubt. Bei der Konfrontation rief der Be- raubte, der seine Mütze, seine Börse und den Schnurrdart des Knechtes sah. ohne Weiteres: Natürlich, da? ist er!" Die Voruntersuchung wurde zu Ungunsten des Verhafteten abge- schlössen. Nun ereignete sich etwas Unge- niöhnliches. das dem Falle einen tragi- schen Zug verlieh der alte Vater des Angeklagten kam zum Rechtsanwalt Take und flehte ihn an, die Verthcidi- gung seines Sohnes zu übernehmen. Take fuhr zusammen und verlor auf einige Augenblicke die Farbe, aber er faßte sich schnell und erklärte sich bereit, die Vertheidigung zu über nehmen. Der Raubanfall kam vor das Ge schworencngcricht, und in diesem sagte der Wucherer, der wieder völlig herge stellt war, genau wie in der Vorunter suchung aus; er behauptete steif und fest, in dem Angeklagten, der die helle Mütze aufsetzen und seinen Rockkragen emporschlagen mußte, die Person des Räubers vor sich zu haben. Der Staatsanwalt hielt natürlich eine fulminante Rede, bezeichnete die Dummpfiffigkeit des Angeklagten als einen frechen Zug in dessen Charakter, um so mehr, als er beharrlich ver weigere, das Versteck zu nennen, wo er die geraubten Kassenscheine verborgen habe. Nun kam der Vertheidiger an die Reihe. Er erhob sich mit großer Ge lassenheit. ein diabolisches Lächeln um- spielte seinen Mund. Ich halte meinen Klienten für schuldlos an dem Verbrechen." sprach er. Tag er die 'MUtze und die V0re gefunden hat, leugnet er keinen Augen blick. Aber wie will der Zeuge be Häupten können, daß er im abend- lichen Dunkel die Person des genau erkannt habe? Hier mit gutem Recht das allbekannte Sprichwort anwenden: Bei der Nacht sind alle Katzen grau". Man legt so großes Gewicht auf diese bunte Mütze, aber sie paßt ja wohl Vielen. Er legte seinen Klemmer weg, setzte sich die Mütze auf, knöpfte seinen Rock bis zum Halse zu und schlug den Kra gen empor. Dann nahm er mit vollster Ruhe emen talichen chnurroari aus leinen Akten und machte ihn in seinem Ge- sichte fest. So starrte er den Wucherer an und ichne ploßiich paur genau in demselben Tone, den er am Abend des Raubanfalles gebraucht hatte. Der Wucherer zitterte wie Elpenlaub. Sein Gesicht wurde aschfarben. Ich ich weiß Nicht," stammelte er, mir saui s wie cnuppen von den Augen. Sie Sie selbst haben mich angefallen!" stieß er plötzlich heftig hervor. Ich erkenne Sie jetzt ganz genau! Sie Sie haben mir mein Geld abgenommen." Take lächelte überlegen und wendete sich an die Geschworenen. Eine große Bewegung ging jetzt durch den ganzen Saal. Ich wollte Sie nur überzeugen, meine Herren," sagte der Vertheidiger, ..daß der Zeuge überhaupt nicht weiß. wer ihn angefallen hat. Jetzt beschul diqt er mich, und ich würde mich gar nicht wundern, wenn er nicht auch den Herrn Staatsanwalt deS gleichen Ver brechen? anklagen würde, falls dieser nur die !vcue aui cie uno emen chnurrbart vorsteckte. Ich glaube den Beweis für die schuldloligkeit meines Klienten geführt zu haben." Und das war ihm in der That ge- lungen; die Berathung der Gcschwore- nen dauerte kaum fünf Minuten: ihr Wahrsprnch lautete einstimmig nicht schuldig". Der Angeklagte wurde sofort freige lassen. Nach einen, Jahre wurden dem Wucherer aus einer entfernten Stadt 30.000 Mark in einer Postanweisung zugesandt: Als Erinnerung an den 10. Mai 18.." Take hinterließ bei feinem Ableben ein Schriftstück an den Gerichtsprasidcn ten, der ehemals Staatsanwalt und in der Anklagcsache gegen Gustav Herst öst'cntlicher Ankläger gewesen war. In dic'cm Schriftstück hat er die Be Räubers läßt gebnisse an jenem verhZngnißvolle:, Zag genau geschildert Englands kostspieligst, Paläst,. Man darf eS durchaus ich! für Uebertreibung halten, wenn der stolze Sohn Albions behauptet, daß unter den prunkvollen Heimstätten der Bor nehmen seines Landes eine große An zahl Paläste zu finden seien, die nicht für so viele Goldstücke gekauft werde:, könnten, wie nöthig wären, um den Platz, uf dem sie erbaut sind, ganz dicht damit zu pflastern. Einige der schönsten dieser Pleasure HouseS" rcpräsentiren in der That ein Kapital, dessen Zinsen allein genügen würden, die gesammtcn Kosten des eng lischen Ministeriums für ein ganzes Jahr zu bestreiken. So hat zum Bei spiel Mount Stewart bei Rotbciau. eins der sechs Prachtpalais des Multi Millionärs Marquis of Bute, mehr Fünfpfundnoten der Bank von Eng land gekostet, als ausreichend fein wü'r den. um die enorme Fläche von H000 Quadratmetern zwei und ein Kalbes Mal damit zu bedecken. Die Einrich tung jedes der 150 Zimmer dieses Wunderwerkes der Baukunst wird im Durchschnitt auf 13.000 Pfd. Sterling geschätzt, eine Summe, für die man schon ein Dutzend hübscher Porstidthäu ser bei London erstehen könnte. Einer der größten englischen Land sitze ist Lord Fitzwilliams' Aorkshirc house. Dieses kolossale Gebäude hat eine Länge von 200 Meter; die Vor Halle ist 40 Fuß hoch und weist einen Flächcnraum von 3000 Ouadralfuß auf, in dem bequem sechs kleine Villen Platz fänden. Die Anzahl der Ge mächer ist so groß, daß der glückliche Besitzer dieses Riesenpalastes ein halbes Jahr darin verbringen könnte, ohne auch nur zwei Tage in ein und demsel ben Zimmer zu wohnen. Außer Wentworth-Woodhouse nennt Lord Fitzwilliam ein Palais am Gros-venor-Square in London und einen kleinen Landsitz in County Wicklow fein eigen. Da das Einkommen dieses britischen Edelmannes sich auf mehr als 2000 Mark pro Tag beläuft, kann er sich einen solchen Luxus schon gestat ten. Blenheim-Palace, der Wohnsitz des Herzogs von Marlborough, gehört ebenfalls zu den schönsten und kostspie ligsten Bauwerken in England. Mit seinen zahllosen Zimmern, Korridoren lind Treppen bietet dieser Monstre Palast zwei sich hassenden Menschen die beste Gelegenheit, unter einem Dache zu leben und sich doch während eines gan zen Menschenalters nicht zu begegnen. Um sich eine Vorstellung von der hör renden Summe zu machen, die das Ei bauen des auf Staatskosten für den Soldatenherzog" errichteten Blenheim Palastes einst verschlungen hat, ist es nur nöthig, eine einzige Rechnung in Betracht zu ziehen, die unlängst fürRe paraturen beglichen wurde und die nicht weniger als 300.000 Pfd. Stcr ling betrug, gleichbedeutend mit der Kleinigkeit von 6 Millionen Mark. Tic jährliche Glaserrcchnung allein belauft sich nicht selten auf 1000 Pfd. Sterling und mehr. Zu diesen Bauten von fabelhaftem Werth gehört merkwürdigerweise auch eins der häßlichsten Häuser des ganzen britischen Reiches. Es ist der in seinen! einfachen, unansehnlichen Aeußern fast an die Grenzen des Lächerlichen ftrci sende Londoner Wohnsitz des Herzogs von Tevonshire. Von Picadilly aus gesehen, könnte man den Werth des Palais" höchstens auf 10.000 Pfd. Sterling schätzen, und doch dürfte es mindestens einen solchen von 12 Millio nen Mark rcpräsentiren. Vor seiner Verheiratung waren die von dem Her zog bewohnten Räume und vor allen Dingen fein Schlafgcmach in diesem unscheinbaren Gebäude ebenso an- spruchslos wie unschön möblirt; die komplete Einrichtung hätte man bei je dem Trödler für 100 Mark erstehen können. Geistesgegenwart. Napoleon I. stellte oftmals plötzlich ganz unvermittelte Fragen an seine Umgebung. So fragte er. als er ein mal durch ein Departement reiste, mit ten in einem großen Walde den ihn begleitenden Ober Ingenieur des Straßenbaues, wie viele Meilen von hier aus nach der nächsten Stadt zu rechnen wären. Siedzehn. Sire." Nun sagen Sie mir.' fragte Napoleon weiter, wie viele Steine würde man brauchen, um von hier aus eine gute, fahrbare Straße nach der Stadt zu bauen?" Zwei Millionen vicrhundcrtsicben- undneunzig." war die schnell gegebene Antwort. Napoleon stutzte zwar, sah aber ein. daß er einen Mann vor sich habe,' der nicht so leicht aus der Faung zu brin gen war. Er brauchte einen Beamten, der ein wichtige?, große Umsicht erfor dcrndes Amt verwalten sollte, und dc- rief hierzu eben jenen Begleiter. Der Kaiser hatte sich nicht getauscht: der Mann wußte das ihm geschenkte Vertrauen zu rechtfertigen, und sein Scharfsinn, gepaart mit äußerster Ge wisscnhaftigkeit. hoben ihn rasch von Stufe zu Stufe. l?crschzxxt. Bräutigam (zum Juwelier): Daß Sie mir aber so einen ungeschickten Ebering anfertigten!. Mit den, zerreiße ich mir ja die ganzen Westentaschen! '