Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 27, 1900, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    I
!
OV Y
öiieti!
f Ä
Twfte
iw
B' i
fV
pt
tll'i7-'
i,"r
tf
IaßrgeugLl.
Lincoln. Neb., Donnerstag, 27 December 1900
VI. 2.
i z7lsj y vv BV
Au5laüd-Dcpcschkll.
Ekandalprocksie in Tcukschlaud.
Stm ,,bb,ri n CIsnMrw
wir , trtKimii feiger
Viy.UiA wiBfll.
(Uni wirkt lruxp in fltnoU.
Deutschland.
Berlin. 23. Dez.
Die Lag der deutschen und der
fterieichrschen Reis Mühlen ist ein:
dtrtiq nach Ansicht der betreffen
fcen Industriellen daß nur eine en
Bereinigung geschastlichez Gedei
hcn sichern kann. Düher bilden die
llkkr,r'schen Reis . Mühlen in Bre
. en und die Continental Reismüh
Jen in Oesterreich jetzt ein Synditat,
. da den Ankauf von Rohmaterial, (o-
"nie die Verkäufe im Inland und im
Ausland regeln wird.
Ferner wird auch ein .Trust" der
Walzwerk in Essn sowie der Kupfer,
drcht-ffadriken in Berlin angekündigt.
Berlin. 25. Dez.
Der Bankerott der beiven Banken,
der Preußischen Hypotheken Aklicn
dank und der Deutschen Ärundschuld
dank, steht natürlich jetzt im. Border
gründe des öficntlicycn Jnterejses.Der
volle Umfang der Mifzwilthschafi. d:r
.Schiedungen" uno der persönlichen
Äereicherung der geschäftlichen Leiter
der Banken ist noch gar mau üufge
klärt. Die. Banken spielten sich gegen
seitig in, die Hände. Lantgelsct ivur
den hergegeben unter der Bedingung,
daß Mitgliedern des Vorstandes, wie
ttommerzienrath Sanden und .tcm
merzicnmlh Generalkonsul Schmidt,
persönlich Grundstücke theuer abge
tauft würden. Irgend etwas wurde
mit Unsummen deliehen. wie z. B.
ganz ertraglose Ländereien des frühe
ren Geheimen Oberregierungsrathz
im Handelsministerium, Eduard'rei
Herrn von Broich. der wegen Titel
rnd Orvenst,achkrs aus dem Staats
dienst auslreten mußte. Herr v. Broich
war tief verschuldet und um sich wie
der in di Höhe zu bringen, der
sprach er reichen Industriellen, die
gern einen Orden oder den Kommer
zienrathtitel haben wolllen. ihnen dies
zu verschaffkn, wenn sie für 'gemein
nützige Zwecke" eine gewisse Summe
hergeben würden. Das Geld wurde
dann angeblich zu Kirchenbaufonds
verwendet oder als Hypotheken auf
Wohlthätigteitsanstalten angelkgt. in
"-Wiikiichkit ging es in die Taschen
I . des Herrn von Broich und Terer, die
mit ihm unter einer Decke steckten, und
zu letzteren haben auch die Direkto
ren der beiden verkrachten Banken ge
hört. Die Blätter bringen spaltenlange
Artikel über die skandalöse Affaire
und drrcken sich dabei in recht deutli
eher und kerniger Weise aus.
Die Berliner Neuesten Nachrichten"
werfen die Frage auf. ob denn nicht
das Gros der jetzt unter dem Krach
mitleidenden soliden Hypothekrnban
km. di: doch inen ttesen Einblick in die
Geschäftsführung der bankerottenBan
itn haben mußten, das Publikum war
nen konnte? Das deutsche Bankwesen
sei zweifellos an sich gesund, aber es
würde sich empfehlen, wenn die Leiter
von Bankinstituten mehr Selbstauf
ficht üben wollten. Letzteres gelte, wie
der Sternberg - Prozeß gezeigt habe,
auch bezüglich d:r Retsanwält.
Weiter wird die Frage aufgeworfen,
ob den revidirenden Staatsbeamten
(alle preufzifchen Hyporkkenbanken ste
den unter Staatsaufsicht. Anm. d.R.)
früher gar nichts verdächtig erschien,
da der letzte Revisionsberickt über 1en
Stand der Grundschuloank bereits ei
nen Abgrund von Fälschungen und
Verwahrlosung enthüllt. Bon neunzig
Millionen Hypotheken wären noch sech
zig Millionen realisirbar gewesen,
wenn der Konkurs rechtzeitig vermie
tn worden wäre. Wenn 'eine jetzt
durch die Blätter gehende Kursnotiz
über den Werth der Pfandbriefe rich
tiq ist. verliert das Publikum, abgese
k?en von 31 Millionen Aktienkapital,
i .on 450 Millionen Hypothekengeldern
-""j 2 Millionen.
Der Schriftsteller Julius Jsenbeck.
der kürzlich am Grabe seiner Gattin
Selbstmord beging, war der Sekretär
des . Hofbankiers, Kommerzienraths
und Generalkonsuls Schmidt gewesen
und hatte di Verwaltung der Kirchen
gelber in Händen.
Auch die von den Leipziger Neue
sien Nachrichten" gebrachte Sensation
über inen Korruptionsfonds der T
Brs Mining Co." in Kimberley. der
inDemtschland zurVerwendung gekom
men sein soll, um die Agitation zu
Gunsten der Boeren und der Krüger'
schenRundreise zu unterdrücken, nimmt
immer größere Dimensionen an. Zahl-
reiche Blätter verlangen mit vollem
Recht, das Blatt solle seinenEewährs
mann, den hochanPsehenen Mann in
Pretoria, der sich letzt in 'den Nieder
landen befinde", nennen. Die Rhei
nisch - Westfälische Zeitung", die Um
' Reichskanzler Grafen Bülow feindlich
exgenübersteht, erklärt, es liege hier ein
.Panaimi" Skandal erster Ordnung
vor. Di Sache gehe das ganze Reich
n und d Nation könne einen derar
tigen Vorwurf unmöglich auf sich sitzen
lassen. Das Blatt stellt dann weiter
die Behauptung auf. es hätten seiner
I Zeit auf den Sturz des früheren
Staats - Sekretärs des Auswärtin.
Frhr. Marschall v. Bieberstein. außer
' dem Bismarcl'schen AnhZng auch oie
englisch Partei" in Teutschland und
die heterogensten Elemente, unter denen
d y.bjyta Empfänger der Checks der
1t Beer Co." die gefähriichstkN wa
ren. hinear!?itet.
Ter ,n Wlsmar in Meckle'-u?
Schwerin angekomieneTampfer Se
nator Krüger" fcericct't. dah in dein
englischen Hafenrrt Wartwcrth Ma
trofen des Damvfers auf der Straße
und im Theater insultirt worden seien,
weil die Engländer sich einbildeten, der
Dampfer sei nach dem Prösldkn'en
Krüger getauft worden. Ferner wird
gemeldet, daß die Engländer sich wer
gerten, die deutsch n Dampfer Trans
vaal" und Ohm Paul" zu befrackten.
Ein Neffe des Boerengenerals Chri
siian D Wet. der den Engländern so
viel zu schaffen macht, hielt in Nürn
der vor Tausenden von Zuhörern ei
nen Vortrag. in dem er in wirtuns
voller Weise sein Kriegserlebniss und
die Greuelthaten der Engländer schil
derke. Tosender Beifall lohnie den
Redner und die Versammlung schifte
an den Präsidenten Krüger ein Syir
pathie Telegramm ab.
50 weit die Begeisterung für Ge
neral Te Wet geht, ist auch daraus zu
erkennen, daß in Blatt den Vorschlag
möcht, alle Deutschen, welche den Vor
namen Christian führen, .sollten zu
einem Ehrengeschenk für den General
beitragen.
Die Vossische Zeitung" bracht ei
nen Artikel, in welchem die Anhänqunq
! der ScnatSsmendkments an den Hav-
. Pauncefote Nicaragua-Kanalvertrag
als ein offenkundig Herausforderung
' . . V. M.kt4,. sCM.vf-.nKS I... .4
uiiu (if uiiuuii uzuirv vtciu'iic;
und die Hoffnung ausgesprochen wur
de. daß die Mächte einem so wichtigen
Verkehrsweg keinen Riegel vorschieben
lassen wetden. Diese Auffassung der
Vosslschen Zeitung" wird in den hie
figen maßgebenden Kreisen nicht ge
llilt, wengldch man sich über die Sa
äx noch nicht osffzi'll äußert, weil dns
die Haltung der deutschen Regierung
dräiudiziren würde. Deutschland
wird sich abwartend verhalten und ist
I !ifru,-t S fi V,.S;.-,-.tÄ.
ViUl. VUQ VUVIHIU VL4UlliS'
sckrctärs Hay und Lord Salisbury's
das Richtige 'treffen werde. Vom
amerikanischen Standpunkte aus sei,
saqt man hier, die Erklärung: Wir
bauen iirtd bezahlen den Kanal und
deshalb wollen wir rfrn auch kontrolli
n. durchaus verständlich.
In Gegenwart des Kaiserpaares
wurden in der Siegesallce die Denk
mäler des Kurfürsten Ioachini des
Zweiten, genannl Hektor (1535
1571' und Friedrich Wilhelms des
Ersten. Königs von Preußen (1713
1740) enthüllt. Das militärische Ge
pränge, das für die Feier in Aussicht
genommen war. unterblieb fti Folg
des Eintreffens der Nachricht, von dem
Ableben des Generalfeldmarschalls
Grafen vo Blumenthal.
Der in Gibraltar angekommene
Dampfer der Hamburg - Amerika
Linie ArndJusi" wird nach Malaga
pehew um die Mannschaft des gestran
ikten Schulschiffes Gneisenau" in die
Heimaih zurückzubringen. Oberleut
nant zur See Lirdecke ist zum Führer
des Transports ernannt worden.
Der wgen Verbrechen gegen die
Sittlichkeit zu Jahren Zuchthaus
verurtheilte Bankier Sternberq wird
nochmals auf der Anklagebank erschei
ren, da er auch bei einer Wittwe Na
mens Rüwe mit minderjährigen Mäd
chen verkehrt haben soll. Wäre er frei
gesprochen worden, so würde er unter
der neuen Anklage sofort im Gerichts
scal wieder verhaftet worden sein.
Ter Haftbefehl war bereits nsgeier
tigt. Der oldenburgische Landtag hat
dem Großherzog August ein: Erho
hunq seiner Civilliste bewilligt. cd:r
nur mit 19 gegen 17 Stimmen uno
erst nachdem Staatsminister Willich
mit binmiichiinq der Reichsgewall ge
droht hatte. Der Abgeordnete Mür.
lenbesitzer Burlage legte sich für den
Großherzog in's Zeug und rieth. den,
Fürsten zu geben, was des Fürsten ist,
um das Unglück eines Prozesses zwi-.
schn Volk und Fürst vor dem Bundes
ri'th zu vermeiden.
Kapellmeister Zeidler hat sich in
Bayreuth mit der Freiin Isolde von
Bülow vermählt.
Weimar. 23. Dez.
Der bejahrte Erzherzog Karl
Alexander von Sachsen-Weimar (geb.
24. Juni 1818) ist an der Influenza
erkrankt. Das ausgegebene ärztliche
Bulletin bezeichnet den Zustand des
Patienten als befriedigend, doch quält
ihn ein heftiger Hustm.
Großbritannien.
London. 23. Dez.
An den Küsten herrscht dichter Ne
bei, wodurch die Schi,fsahri sehr ge
fährdct ist. Im Kanal von Bristol
slrandcie der ' britische Dampfer
Brunswick 'nd sank. Sieben Leute
der Bemannung sind ertrunken.
London. 25. Dez.
Die analo-ormenisckz Gesellschaft
von London ist anläßlich der jüngsten
Christenschlächler?i?n bei dem Lord
Salisbury vorstellig geworden und hat
ihn ersucht, dafür zu sorgen, daß mit
i?em Sultan ein ernstes Wort gesvro
cden werde. Francis Stevenson. Par
lJMkntsmitolicd und Präsident der ge
rannten Gesellschaft, äußerte sich über
die Lag! der Dinge folgendermaßen:
Di civilisirte Welt muß auf die Bor
zänge im Reiche des Sultans ein schar
ses Auge Hoden. Die Art und Weise,
wie die türkiscke Regierung neuerlich
ihre Pflicht erfüllt. läßt ein Einschrei
ten der christlichen Macht: nur noch als
ein Frage kr Zeit erscheinen.
Dr türkische Cicsandte in London.
Kostaki Anthopoulos Mascha, erklärte
oi'f vielseitige Anfragen hin, daß die
bis jeht fn?(rlir!Tnvi Veriedte ii ver
worren und einsttt'.c, ?v vni deshalb
t:in klares Bild der Lag: gäben. Er
y!! sich desdalo an feine Regierung
aewcndt und um Mitideilunz der
Thülsachen gebeten.
Italien.
Ron,. 23. Dez.
Ter Papst vollzog die feierliche C
remonie der Schließung des sogcnann
ten heiliaen Thores in der St. 's,!terö
Kircy mit aller bei derartigen Kirchen
festen üblichen Prachtentfaltung. Eine
große Anzahl Kirchenfürstcn nahm an
der Feier Theil. Die Zuschauermenze
war gewaltig groß. Der Papst zog
sich nach Schluß der Ceremonie, ohn
Ermüdung zu zeigen, in sein Gemä
cher zurück. Das .Tedeum" stimmte
er mit kräftiger Stimm an und legte
während der ganzen Dauer dr kirch
kichen Handlung Zeickien trefflicher Ge
sundheit und geistiger Frische an den
Tag. Bei der Vermauerung der drei
vergoldeten Ziegel auf der Schwelle
des Thores benutzte er die golden, mit
großer Kunst gearkxitkte Kelle, welche
ihm von Katholiken der ganze-n Welt
vkrehit worden ist. Der qesammte
päpstlich Hof nahm an der Ceremonie
Theil.
Niederlande.
Antwerpen. 23. Dez.
Der deutsche Gesandte in Haag.
Frhr. von den Brincken. und Dr.
Lanqfeld von dem mecklenburgischen
JustiMintsterium sind gegenwärtig
beschäftigt, di Heirathsvertraq zwi
scben dem Prinzen Heinrich und der
KöniginWilhklmine u enkverfen. Dem
Vernehmen nach wollen die General
staaten dm Prinzm nur ein Apanag
von 150,000 Gulden jährlich gewäh
ren. Als Tag der Hochzeit ist der 7. F
bruar festgesetzt.
Belgien.
Brüssel. 25. Dez.
Charles Haequavd, früher französi
scher Consul in der Türkei', hat ein
Buch mit dem Titel Die Türkei unter
Abdul Hamid" veröffentlicht, in dem
er den Sultan als den Urheber des
Rui'ns der Türkei bezeichnet. Er nennt
den Sultan einen wahnsinnigen Feig
ling. der die Ermordung seines Bru
ders Murad des Fünften anzettelte.
Der Sultan habe solche Furcht ermor
det zu werden, daß er Diener, die sich
chm in wenig rasch näherten, erschieße.
Afrika.
De Aaar, Capcolonie. 25. Dez.
Die hiesigen Beamten senden ihr
Bcargeld nach der Küste. Die wilde
sten Gerüchte über den Aufstand der
Buren sind im Umlauf.
Ekuador.
Kinaston. 23. Dez.
Briefe, die soeben hi aus Ecuador
eingetroffen sind, melden, daß die Zwi-
stigkeiten zwlisen amerlkanijchenBau
führern und den Arbeitern, welche in
Jamaica für die von der Ne Zyorker
ffirma 'lames McDonald & Co. über
nommenen Bahnbauten angeworben
worden sind, sich sehr bedenklich zu ge
stalten beginnen. Einige Arbeiter sind
erschossen, und einer der Amerikaner
hat sich nur durch schnelle Flucht zu
retten vermocht. Die Leute bewaffnen
sich. Es werden ernste Unruhen be
fürchtet.
Kanada.
' Ottawa, Ont.. 25. Dez.
Das britische Kolonialministerium
bemüht sich mit großem Elfer, soviel
wie möglich Kanadier anzuwerben,
welche bereit sind, in Baden-Powell's
berittene Polizei zu treten. Man hofft
auf die Gewinnung von 1000 geeig
neten Leuten. Die britische Regierung
ist gewillt, befähigten Kanadiern 10
Kapitän- und 15 Leutnantsstellen zu
zugestehen. Der gemeine Mann er
hält vom Tage der Landung in Kap
stodi 5 Schilling. Außerdem ist
freie Fahrt hin und zurück zugestan
den. Wichtiger Versuch.
Tacoma. Wash.. 23. Dez.
Mit dem im hiesigen Hafen liegen
den englischen Schiff Glenlochy" soll
der Versuch unternommen werden,
Weizen von der pacifischen Küste durch
den Suez - Kanal nach Liverpool zu
befördern. Die Linie ist um 1800
Meilen länger als diejenige um das
Kap Horn, der Kohlenpreis in den
!üdamerikanischcn Häfen ist indeß an
dererfeits so hoch, daß man annimmr,
man werd trotz der iveiteren Reise (Er
sparnisse erzielen können. Der Glen
lochy" wird mit 221,168 Bushel Wei
sen geladen werden und in Japan und
Port Said Kohlen einnehmen.
N t t e Z u st ä n d e.
Denver. 23. Dez.
In den letzten 36 Stunden sind hier
nicht weniger als sieben schwere Ueber
fälle und StraßenrLubcreien verübt
worden. Ein Deutscher, dessen Jden
titäl noch nicht festgestellt werden
konnte, wurde mit' eingeschlagenenl
Schädel und geleerten Taschen gefun
den. Vier andere Personen wurden
von Wegelagerern schwer verletzt. Frau
D. E. ?1oung wurde niedergeschlagen
und erlitt eine Gehirnerschütterung.
Sie wurde jedoch nicht beraubt. Seit
dem 4. Allqust wurden vier Frauen in
dieser Weift mißhandelt, von denen ei
ne, Frau Lillian Bell, an den erlitte
nen Berlctzungen starb.
Weihn achtssendungen vr
b r a n n t.
Tim Ulm. Minn.. 23. Dez.
Ein Exprkßwagn an einem Zuge
der Minneapolis & St. Louis Bahn
verbrannte bei Searles. 7 Meilen von
hier. Ter Wagen rcar geiüllt mit
Wihnachtss,'ndungen.
ZnIM-Dcplschcn.
In ermkulvillk. Ib.. droht ein
Niikillrikg.
Zwei Jtliip.Vn,urte w?
. Ktt gcrichtet.
CcURiter tuiichlk rrii.ct (tjtxkei.
Drohen bet Rassenkampf.
Jefferfonville. Ind.. 26. Tj.
In der Orlichaft Cementville an
der Panhandie - Bahn, fünf Meilen
nördlich von hier, droht ein Rassen
krieg. Die dort wohnenden Neger
sind alle bewaffnet und terrorisiren di
ronßen Einwohner, die sich nicht aus
ihren Häufern wagen.
Die ersten Unruhen entstanden ge
stcrn Nachmittag als di betrunkenen
Neger Lee Ranger ind John Red
msnd die Wißen bedrohten. Als die
Weißen sich jede Be'ästigung Verba
ken. kamen andere Neger herbei und
die Band ergrisf von Sam Kendall's
Wirthschaft Besitz. Es kam zu einer
Schießerei,- aber trotzdem gegen 20
Schüsse abgefeuert wurden, würd
Niemand verletzt. Es wurde an den
Sheriff Rave daher um Hülfe tele
phonirt. und macht sich der Beamte
meinem Gefährt sofort auf den Weg
nach Cementville. Es gelang ihm. die
Neger etwas zu beruhigen, worauf er
heimkehrte. Kaum war er fort, als
ein neuer Tumult ausbrach. Es wur
de widerholt an den Sheriff telepho
nirt. aer derselbe' weigerte sich, noch
einmal nach Cementville zu gehen.
Kendall betreibt neben seinerWirth
schaft ncch einen Trygoodsladen, den
seine Frau besorgt. In diesen dran
gen die Neger, wo-uf Kendall her
beieilte und in die Menge schoß. Der
Neger Ranger wurde von einer Kugel
getroffen; wie schwer seine Verletzung
kann jedoch nicht festgestellt wer
den. da er von seinen Genossen fortge
bracht und verborgen wurde. Kendall
kam noch während der Nacht hierher
und ersuchte den Staats - Anwalt,
Haftbefehle auszustellen und sie durch
Extra - Sheriffs - Gehülfen vollst
cken zu lassen.
Man glaubt, daß es nur eines klei
nen Anlasses bedarf, um einen bluti
gen Rassenkricg zu entfachen.
Aus der Bundeshauptstadt.
Washington. D. C.. 26. Dez.
Der Bericht des General MacAr
thur. des Miliiär-Gouvernurs der
Philippinen-Jnseln. bezüglich der Ci-Vil-Verwaltung
der Inselgruppe ist
vom Kriegs-Departement veröffent
licht worden. Wi Capt. E. H. Crow
der. dr Sekretär des Departements,
erklärt, ist das Problem betreffs Si
cherung eines stabilen Währungs-Sy-stems
auf den Inseln seiner ndgülti
gn Lösung noch um keinen Zoll näher
gerückt. Ein sofortige Erledigung
dieser Angelegenheit ist, dem Berichte
zufolge erst kürzlich als nothwendig
erschienen, als das Werthverhältniß
zwischen de: Währung drr Ber. Staa
ten und dem mezicamschen Silber un
ter das Verhältniß von zwei zu eins
herabging.
Das Kriegsamt hat dieNachricht von
der Hinchtung zweier Filipinos,
Namens Greqorio de Castro und
Marcelo de Castro erhalten. Ein Mi
likär - Commission hatt sie wegen Bc
ehens von Mord und anderer Ver-
brechen zum Tode verurtheilt. Gregond
war Hauptmann einer fliegenden
Compagnie der Insurgenten, deren
Zweck die geiin Vernichtung der
amer. Kavallerie und Infanterie" war.
Bei seinem Prozesse wurde bewiesen,
daß er die Schuld für die Ermordung
des Soldaten Peter Cooper von der
Compagnie C des 38. Freiwilligen
Infanterie - Regiments, des Chinesen
Leuen Sui uttd des Filipino Ma
riano Rojes trug. Marcello de Castro
war an diesen Verbrechen mit bethei
ligt. DeutscherPrediger gestor
b e n.
Racine. Wis.. 26. Dez.
meinde zu Mequon, Ozaukee Co.,Wis.,
an. Nach etwa fünfjähriger Thätig
keit daselbst folgte er einem Ruf der
ev.-luth. St. Johannes-Gemeinde in
Racine. Wis., wo er 22 Jahre lang
wirkte.
Der Pastor C. F. Keller, der See!
sorger der evangelisch-lutherischen St.
Johannes-Kirche in dieser Stadt, wur
de vom Schlag gerührt, der in wem
gen Minuten einen tödtlichen Verlauf
nahm.
Der Ents hlafcne wurde am 6. Mai
1841 in Liverpool. Medina Co., Wis .
als Sohn eiies Farmers geboren. Er
studirte in d:n Jahren 1838 bis 1860
auf dem Gymnasium und praktischen
Predigerseminar zu Fort Wayne, Ind.
Seine erste stelle als Seelsorger einer
luth. Gemeinde war in Marathon Co.,
Wis.. wo er im Jahre 1860 nach be
standenem Cramen in's Amt trat. Sei
ne nächste S:cll: war in Abnapee, Ke
waun Co.. Wis., wo er fünf Jahr
lang wirlie. Darnach nahm er
einen Ruf an die lutherische Ge-
Sein Ehestand wurde mit 12 Kin
dern gesegnet, von denen noch elf am
Leben sind.
Vatr gegen Sohn.
Grcat Falls. Mont.. 26 Dez.
Jacob Berten mißhandelte seine
Frau, als t,c Sohn John der Mutter
zu Hülfe t -.t. Dadurch wurde We
tin'ö Wuth so sehr entfacht, daß er ei
nen R:vclc,vk zog und seinem Soh,:e
eine Kugel in den Hals j.izte, elchz
den Halswirbel traf und Lahmui.g
vtrurfachte, fodaf? der junge Mann
fterden wird. Ter Vater lieferlk sich
drn BeHorden aur.
S a m o a Inseln.
Tuluila. l. Dez.
(Correspcndenz der noc. Pr.ic.)
Xt Gouveri.eur IiU.y Hai neu mit
der .Atuunca" nach jua teu.no be
geben, um tut die nuii)in llositen
verrathe zu sorgen, uoor stailelk
er sämmtl,a,en 'istrilten einen ou
ziellen Beucu ab. und in allen größe
ren Ortichaiten .ourden Berammiun
gen abgchalicn. an welchen auch die
eingeborenen Beamten u. s. w. theil
nahmen. Diese stauclen dem Gouver
neur Tilley sowie der Regierung der
Ber. Staaten für den ihnen gewähr
ten Schutz ihren verbindlichsten Dank
ab. Auch wurden Beschlüsse gefaßt,
nach welchen die Regierung um den
Erlaß von Gesetzen ersucht werden
soll, dahin lautend, daß die Samo
aner für alle sie selbst betresfendenAn
gclegenheiten besteuert werben sollen,
und das? dem Gebrauche, nach welchem
die Bewohner ganzer Ortschaften aus
unbestimmte Zeit nach Nachoar-Orten
übersiedeln, ein Ende zu machen ist.
Dieses hat nämlich wiederholt zu ern
sten Unruhen Anlaß gegeben.
Mataaf. von Uprlu. scheint es ver
gesscn zu haben, daß die deutsclx Re
gierung die vollständige Controlle
über Üpolu und Savic in Händen
hat. während Tutuila an die Ver.
Staaten abgetreten wurde. Er hat
nämlich einen Brief an die Häupt
linge der letztgenannten Insel oe
schrieben, in welchem er alle Mitglie
der der Samoanischen Regierung auf
fordert, sich in Mulmin. auf Upclu.
zu versammeln und Geschenke mit?u
bringen, die als Tribut gelten sollen.
Die Häuptlinge von Tutuila werden
der Einladung nicht Folge leisten.
Nahm ein blutiges Ende.
New ?)rk. 26. Dez. '
Eine vonJtalienern in Mamaroneck,
N. ZY.. abgehaltene Wcihnachts-Fest-lichk'eit
nahm einen blutigen Ausgang.
Antonio Don machte sich überBetoNa
raglano lustig, als dieser mit einem
jungen Mädchen tanzte; Letzterer ge
rieth darüber in Wuth und im näch
sten Augenblick standen die Männer
draußen auf der Straße, um ein Duell
auf Leben und Tod mit einander aus
zukämpfen. Zahlreiche andere Fest
gäste sowie auch die Musikanten folg
itn ihnen. Naraglano zog einen Re
volver und Dori ein Sttlett. Ersterer
feuerte zwei Schüsse ab. von denen ei
ner Dori am Arm traf, während der
andere dem Musikanten Antonio Gui
seppi in das Auge drang und seinen
sofortigen Tod herbeiführte. In dem
selben Augenblicke stieß Dori Narag-
lano das Stilett in die Brust und
brachte ihm eine tödtliche Wunde bei
Nach diesem blutigen Kämpft mach-
ten sich d Italiener unter 'juruckla
sunq des Todten und des Schwerver
mundeten auf und davon, und es
konnten bis jetzt noch k'ine Verhaftun
gen vorgenommen werden.
Acucs uoni Himmkl.
Es ist eine für die Ausbreitung der
Kultur bezeichnende Erscheinung, daß
in den Gegenden Centralasiens, wo
im Mittelalter (zu einer Zeit, als Eu
rcpa noch tief in der Nacht der Un
wissenheit steckte) Tatarenfürsten die
Sterne zählen ließen, heute die Ge
stirne wiederum beobachtet werden
und der Himmel photcgraphisch auf
genommen wird. Im fernen Tasch-
kent, am Oberlauf des Sr Tarja.
erhebt sich gegenwärtig ein prachtvoll
astrophysikalisches Observatorium,
dessen erste Publikation sich würdig
derjenigen der besten europäischen
Himmelswarte zur Seite stellen. Es
berührt eigenthümlich, aus dem Her
zcn von Asien Studien über denBau
des Universums" und einen großen,
prachtvollen Atlas vor sich zu sehen,
der die Verkeilung der Sterne in ih
rer Beziehung zur Milchstraße dar
stellt. Dies: Ärreit über den Bau des
Himmels, welche W. Stratonoff. der
Astrophysiker zu Taschkent ,oeven
veröffentlicht hat. beschäftigt sich mit
den höchsten astronomischen Fragen.
Der nächuiqeHimmel mit seinen sun
feinden Stcrn.'n und dem mildleuch
tenden Bogen der Milchstraße fordert
wie von selbst zu Unteriuchungen über
die wahre Anordnung oiefer Sonnen
im Weltraume auf, und die berührn
testen Forfcher haben sich mit dieser
Frage beschäftigt. Vor allem ist es
die Rolle der Milchstraße im Univer
sum. welch: als das große, ja größ'ie
astronomische Problem sich darstellt.
Der berühmte W. Herschel. der sich
zuerst gründlich damit beschäftigir,
hat es nicht gelöst, kurz vor seinem
Hinscheiden aus dieser Welt erklärte
er. daß die Milchstraße für fein Fern
rohr unergründlich, ihre wahreGestalt
also unfindbar sei. Seine Nachfolger
sind mit stä.'kern Instrumenten in den
Weltraum sorgcorungen. man hat
mehrere hunderttausend Sterne in
zeln festgestellt, und noch unverglcich
lich mehr sind schon auf die phoiogra
bhischen Platten gebannt, aber ein
endgültiges Ergebniß über die Stel
lung der Milchstraße im Universum
ist noch durchaus nicht erzielt worden.
Man weiß', daß dieser dichte Schim
mer aus Millionen kleiner und klein
ster Sternchen besteht, daß die meisten
derselben sogar durch unser Fernrohr
unsichtbar bleiben und sich in ihrer
Vereinigung nur durch höchst matte
Nebelschleier auf den photcgraphischen
Platten vet'alhen; man 'weiß auch,
daß diese ti'i,äqligen Sterne sich viel
fach zu tcrnwolken dallcn und
Schichten b !en, d'k offenbar in oer
schiedencn (dn:ci!liii wi un lie-
jc,i.n; fiter .n (.i.u,n .ji.iunj die
c:trr,e, :uv: da ndl.issne'.e Au
z Nachts u'lnn.iim.t und zu denen
auch unsere Sonne gehört, zu den
Sternoiken und Sternschichlen der
Milchstraße stehen, darüber ist man
noch durchaus im Unklaren. W.Her
schel glaubte, daß unser Sonn? selbst
tief in der Milchstraße liege, andere
halten die Milchstraße für einen un
mißlichen Sternring, der die Sterne
unseres Himmels von allen Seiten
umgiebt. Auf Grund seiner Untersu
chung kommt Stratonoff zu dem Er
gednisse, daß unser Sonn mit icni
? größten Theil der dem bloßen Auge
ichtdarenSterne einen grossen Stern
hausen für sich bildet und daß mehrere
andere, ähnliche Sternhaufen sich in
der Nachbarschaft desselben befinden.
Die Milchstraße besteht aus einer gro
ßen Anzahl ähnlicher Sternhaufen
und Sternwclken. die sich sast alle in
einer schier endlosen Schicht hinter
einander befinden und uns dadurch
den Anblick eines mild leuchtenden
Gürtels am Himmel darbiete. Wie
groß diese Sternwolken durchschnitt
lich sein mögen, weif? Niemand, nur
so viel ist gewiß, daß, wenn ein
Sterblicher in eine solche Sternwolke
versetzt würde, cr nächtlich über siq
einen ähnlichen Sternhimmel erblickte,
wie wir, und ebenso inen leuchtenden
Gürtel, eine Milchstraße, in deren ne-1
belhafiem Sterngewiinmel verloren
auch unsere l-onne und unser Fix
siernhimmel schimmerten.
Während in dieser Weise auf dem
neuen Observatorium im Herzen von
Asien durch Stclnzählungen undKar-
ten der Bau des Univerfums studirt
wird, ift man m Nordamerika be
schäftigt, die Stcrnwolkcn der Milch-
straße pholographisch aufzunehmen
und von der lichtempfindlichen Platte
ftsthalten zu lassen, was leinc.n
menschlichen Auge und keiner mensch-
lichen Hand gelingt. Auf der Lict-
Sternwarte in Kalifornien, wie auf
der Harvard-Slernwarie in Cam
bridge hat man zahlreiche Ausnahmen
der Sternivl'en und N:bel dcrMilch
straße ausgeführt. l,nd auf diesen
Bildern suiit nicn unmittelbar, vom
Lichte jener Sterne selbst gezeichnet,
die zahllosen Steinwollen und Neoel-
schichten, iveich. den Gürtel derMi'ch
straß'e bliden, auch hier und da zwi
schen ihnen dunt! effnungen. wel
che Ausblicke in den fernsten, sternlee
rcn, öden Hiiuinelsraum gewähren.
Und noch mehr. Die bleichen, pyan-
tastifch geformten Nebelflcae, welche
in unermeßlicher Zahl zwischen den
fernsten Sternen auftauchen, haben in
den photogruphischen Aufnahmen mit
an neuesten und größten Instrumen
ten ihre normale, wahre Gestalt ent
hüllt. Es sind meist flache, spiralför
mige Gestalten, die uns bald den vol
len Anblick gewähren, bald mehr ooer
weniger schräg zu unserer Gesichtsli
nie liegen, in emigen Fällen uns auch
nur die flache Seite zuwenden. Diese
Spiralform der losnujchen Nebel
massen, wie sie von dem Astronomen
Keeler auf der Lick-Sternwarte bei
den meisten dieser Objekte entdeck!
worden ist, bezeichnet offenbar ein
bestimmtes Entwickelungs - Stadium
derselben. Jenc leuchtendenSchnecken
Windungen der Nebe'-naterie besitzen
Ausdehnungen von vielen Millionen,
ja Milliarden Meilen, nb in ihnen
schimmern hier und da die Sterne,
gleichsam wie Verdichtungen der kos
mischen Materie. Es ist wahrschein
lich, daß wir hicr die Bildung ferner
Sonnensysteme belauschen, einenEnt
wickelungsprozeß. zu dessen Bollen
dung vielleicht Millionen Jahre gchö
ren.' Ja, im Hinblick aus diese For
men hat ein neuerer Beobachter sogar
die Meinung ausgesprochen und zu
begründen versucht, das auch die
Milchstraße mitsammt allen Sternen,
die wir in und neben ihr wahrneh
men, eine unermeßliche Weltspirale
sei, deren Windungen aus zahllosen
Sternhaufen und Sternströmen ge
bildet werden. In diesen Windungen,
weitab vom Mittelpunkt derselben, be
findet sich unsere Sonne sammt dem
Heer der nächtlich am Himmel blin
senden Sterne. Es ist eine großar
tige. nur in rohen Umrissen für unse
ren Verstand saßvare Vorstellung vom
Bau der Welt, die uns hier dargestellt
wird. Auch ist sie im letzten Grunde
genommen nicht sehr verschieden von
jener, die der Himmelsforscher zu
Taschkent entwickelt hat. Denn die
zahllosen Sternwolken, die dieser hin
ter einander gruppirt annimmt, sind
nach der anderen Borstellung in ge
gewaltige spiralige Windungen ge
reiht. Ein Ende 'dieses Weltbaues ist
aber nicht abzusehen; die menschliche
Phantosie erlahmt, und der Vernunft
bleibt es versagt, das Unendliche
durch Begriffe faßbar zu machen.
Wohl aber werden wir eine stille
Freude darüber empfinden. dasZ es
dem Menschen von feiner engenWar::
aus gelungen ist, solche Ausblicke in
das Weltall zu thun, denn wie der
Altmeister Goethe so schön als wahr
sagt: das größte Glück des denkenden
Menschen ist. das Erforschliche er
forscht zu haben und das Unerforsch
liche ruhig zu verehren. j.
Milderun?,sgrnd. Vertheidi
ger: . . . Uno dann bedeuten i
meine Herren, daß mein Klient wä:,
nd des zur Nachizeit verübtem ;ei
stahls sia; so rücksichtsvoll uno z,ir.
fühlend benahm, daß er durch jY.ii
leises, geräuschloses Auftreten Nie
mandes Schlummer störte!"
Da einzige Anhaltepunkt.
Bäuerin: M.r'würdig s! hl?
doch, daß die Scldatni einander so
svrchtb'-r eleich scfrrn Ke5 ?.v?v ; i.t
G'sicht I;n:;t I'ian sie ven eir.j:;"".." j
Al!5la!id-zjcjnlchcü.
if Pläiikii uunoit ttn
Ikii , b rrichk.
rs , Vt,r.a) äiit PtinaU
r.'ficuiicu u.i'i'ii'u. 1
Lrd ,,ch''r,t iu , l!tilu.ie.
T u t s ch l a n d.
Berlin. 26. Dez.
Ueber den Vortrag des ProfessorZ
Slaby über drahtlose Telegraph! ist
noch zu berichten:
Kaiser Wilhelm, der Staats Sekre
tär des ReichLpostamtes von Pod
bielski. eine Anzahl höherer Offizier
des Heeres und der Flotte.Gelehrte und
Ingenieur wohnten d:r Borlesung bei.
Professor Slaby nennt das System
Funken-Telegraphie an Stelle drahtlo
sr Tleqraphie. weil der Funke bishr
für di Anwendung der Methode uner
läßlich geivesen ist. Er sagte, er und
Graf Arco hätten durch eingehendes
Studium der Eigenschaften der lekt
risckxn Wellen aus dem Uebertrager
dai Mittel entdeckt, um einen große
Defekt im Snst.'m zu beseitigen, näm
lich die Unmöglichkeit, gleichzeitig von
mey'ren Stationen mlt einem einzel
nen Drahte nach einer gemeinsamen
Station zu tcleqraphiren. ' Er behaup
tete. daß Mirconi's Methode gerade
denjenigen Theil d.'S übertragenden
Drahtes gebrauche, der am wenigsten
zu diesem Ziixcke geeignet ist. nämlich
das freie End? deosklben Drahtes, das
die größte Wirkung erzeugt.
Professor Slaby zcigte' seine Appa
rate, durch denn Anwendung unter
Zuhülfenahme einer elektrischen Sp!
rale. welche er einen Multiplikator
nennt, er seiner Behauptung nach die
Wirksamkeit des Stistems in außerge
wöhnlicher Weise erhöht.
Es wurden Proben mit zwei Sta
tionen gemacht, welche 14 resp. 21 Ki
lometer entfernt und mit dem Lokale,
in welchem die Vorlesung gehalten
wurde, veibüiilen waren. Depeschen
liefen gleichzeitig von diesen Stationen
ein, und zwar zehnmal schneller als
bei dem qegeiiivärtigen System.
Im Januar. tsp. nach den Feier
tagen, kommen die große offeste, so
am 18. Januar in Berbindung mit
dem Ordenlstc. wie bereits gemeldet,
die 2(XHähria,e Feier des preußischen
Krönungsjubliäums. Wi jetzt auf
das Bestimmieste versichert wird, soll
die Feier dadurch iht: schönste Weihe
erhalten .daß der Kai, er an diesem
Tage eine allgemeine Amnesti: erlas
sen wird. Zwar hat er darüber noch
keine bestimmten Anordnungen getrof
fen, doch sind die Vorarbeiten schon in
vollstem Gange. Es wird sogar be
hauptet, daß durch diesen Gn'adenaki
gewisse politische Bergehen als ge
sühnt erachtet werden sollen. Maje
stätsbeleidiger haben indessen auf lei
ne Begnadigung zu rechnen.
Die Denkmiluzen. die der Kaiser
zur Erinnerung an das zweihundert
jährige Jubiläum des preußischen
Königsthums in Aussicht genommen
hat, sollen als Fünf- und Zweimart
stücke in d:r Form ausgeprägt werden,
daff die JifS-.ttjctU keine Verände,,'
rung erleidet, um diese Münzen als
Reichs - Münzen auf zweifelsfrei?
Weise erkennoar zu machen, daß daqe
gen die Aveisi,ei:c mit dem Doppel
Bildniß des Königs Friedrich deZ Er
sten und des Kaisers Wilhelm des
Zweiten mit der Umschrift Friedrich
der Erste 1701" und Wilhelm der
Zweite 1901" aua 'stattet wird. Es
sollen zunächst 500,000 Mark in
Fünf - Markstücken und zwei Millio
nen Mark in Zweimarkstücken in der
königlichen Münze inBerlin hergestellt,
werden.
Ter Kaiser hat dem kaiserlichen
Nacht - Club, in Kiel Mittheilung von
der Stiftung eines kaiserlichen Er
munterunasvrciscs für die kleinste
Klasse der R:nn - Achten machen las
sen. Der Preis wird auf der Bin
nen - Regatta am 27. Juni (also am
letzten Tage der Kieler Rcgattawvche)
lusgesegelt werden.
Der- Oderhcsmarschall der Kaise
rin. Graf von Mirbach. ist nur durch
den Einfluß seiner hohen Gebieterin
vor der Sctiand e bewahrt geblieben,
in Folge seiner Verbindung 'mit dem
vor Kurzem hier vorgefallenen Bans
Krach, sofort seine Resignation ein
reichen zu müssen. Ter Kaiser soll
der Kaiserin gerathen haben. Mirbach
sofort zu entlassen, resp, ihn wenig
ftens auf einige Zeit vom Hofe fort
zuschicken. Tie Kaiserin aler sagte,
das; Mirbach damit ohne Prozeß 'ge
richtet sein würde. Er habe ihr treu
gedient, und sie hab: volles Vertrauen
kn ihn. Der Kaiser gab nach, und
Mirbach tcrnr gerettet, vorläufig we
nigstens. Das Publikum bespricht einig den
Selbstmord von Jsenbach, Sekretärs
des Herrn Stfmidt, in Firma An
halt und Wegner. Bankers." Das
Bankhaus soll stark im Wanten sein.
Die in verschiedenen bayrischen
Blättern letzthin aufstauchte Nach
richt von der Einführung russischen
Sprachenunterrichtes an den bavri
schen C?c,m,vne wird insofern beskä'
tigt. als das bayerisch: Kultusmini
stenum an eirr central gelegenen Au
statt in München für Chmiwsta 'fcfiii
Itr Unterricht in der russisei, Spr',--ri
e ertb'ilen laff.'n beabsichtigt. Be:
tiffet 5I-:uft!:na kömmt, wie aus qu
ter Ou'llc derlautci. 'N Betracht, da?
in R,-b'an' ein' siarke Nicbr"::
il'ach deutschen Technikern besteht.