Der Cubancr. "ovkllkNk von M a x n i S 1 1 1. Ia &Ut !roßon!cl Clioer war in fccr lUiiua Stadt l'l. im Stau' Iowa, aus welcher unsere Familie stammle, ffcstorden. Er halte ein bedeutendes vermögen hiulerlaffen. und mein iPa ter, der ittinmehrige Senior des Ge schlecht?, hatte mich mit der Ordnung deS iachlasjeS betraut. Als junger ZkechtZanwalt. der sich soeben erst selbst ständig gemacht und daher über mehr i'iiifce versügte. als ihm lieb war. nahm ich den Auftrag mit Freuden an. 'In G., wo jedes Kind ihn kannte, hicsz Onkel Oliver seinerzeit allgemein nur Der Kubaner". Ter Beiname rührte davon her, daß der alte Herr in jüngeren Jahren längere Zeit aus(kba gelebt halte. Mehrfach war vordem im Kreise der Familie die Frage auf geworfen worden, warum Ciilel, der in seiner Jugend ein schöner, stattlicher Warnt gewesen scim mußte, zudem sehr vermögend war, nicht gcheirathct hatte. Keiner wußte darüber etwas zu sagen, mir Tante Sarah machte geheimniß volle Andeutungen über eine Unglück liche Liebe, die ihr Better drüben auf kuba oder anderswo da herum" gehabt und deren Gedächtniß er nicht aus sei ncm Herzen zu reißen vermochte. Wir hatten damals auf diese Mittheilungen der Tante kein großes Gewicht gelegt. Jetzt sollte ich 'indeß die Entdeckung machen, daß Tante Sarah damals recht gehabt hatte. Eines Tages, als ich den Schreibtisch deS Verstorbenen durchkramtc, fiel mir ein unscheinbares blaueS Heft in die Htnde, daS ich erst achtlos beiseite legen wollte, dann aber doch ausschlug und mit immer steigendem Interesse durch julesen begann. Ich theile daS nicht allzu lange Schriftstück in folgendem mit: Man hat mich schon des öfteren ge fragt," so begann das Manuskript Onkel Oliver's, warum ich nicht ge heiralhct. An Gelegenheit dazu hat es mir wahrlich nicht gefehlt. Die Mütter hcirathsfühiger Töchter, angejahrte Mädchen, und mehr oder weniger ju gendliche Wittwen haben mitunter förmlich Jagd auf mich gemacht. Mich einzufangcn ist keiner gelungen. Ja. wenn die Erinnerung an meine Car mencita nicht gewesen wäre . wenn ich ihr holdseliges Bild jemals hätte der gessen können, wie die Gute, Edle, Schöne sich für mich geopfert, ihr Leben hingegeben für daS meine Heute Morgen fiel mir eine illustrirtc Zeit schrift mit einem Artikel über den legten albanischen Aufstand in die Hände; ich las denselben und vor meinen Augen wurden alle jene Szenen wieder leben big. die nun schon über dreißig Jahre zurückliegen. Ich weiß nicht, was mich antreibt, das damals Erlebte und Er littcne hier niederzuschreiben, aber viel leicht thut eS mir gut, einmal nach so langer Zeit den Sargdeckel meiner Erin nerung zu lüften und mir selber noch mals Rechenschaft abzulegen von dem, was vor drei Jahrzehnten geschehen. Im Jahre 1864 war's, in Havana. Durch Zufall lernte ich daselbst Earmen Nlvarez kennen. Ihre Familie zählte zu den vornehmsten und war der cuda nischcn Unabhängigkeitssache mit Lei dcnschaft zugethan. Ihr Vater, ihre Mutter, ihre beiden Brüder, zwei blut junge Studenten, eine alte Tante, die im Hause lebte, schwärmten gleich ihr für die endliche Befreiung der herrlichen Insel vom spanischen Joche. Da ich mit CarmenS Brüdern eng befreundet war, fehlte es inir nicht an Gelegenheit, ins Haus zu den Aloarcz' zu kommen, und das schöne, reiche und viel umworbene Mädchen beinahe täg lich zu sehen. Dasselbe besaß einen eigenartigen Vorzug, der allgemein ans fiel und um den es auch von allen guten Freundinnen weidlich beneidet wurde nämlich wundervolles, langes, blondes Haar. Wenn ich hinzufüge, daß der Haarschmuck ein holdseliges Madonnen gcsicht umrahmte, aus dem ein paar große, nachtdunkle Augen sanft glänz ten. b,'.ld besonders wenn die Rede auf die Befreiung der Insel kam leidenschaftlich aufflammten, fo sage ich nicht zu viel. Ich will es kurz machen: nicht lange dauerte es, so war ich bis über beide Ohren in Carmcn verliebt; ich hätte mich nun vielleicht mit allen den anderen jungen Leuten trösten können, die in dem gastfreien Hause aus- und eingin gen. und die sich sämmtlich gleich mir die Flügel an der glänzenden Flamme versengt hatten, jedoch zu meiner un aussprechlichen Freude glaubte ich zu beme.ken, daß die schöne, stolze Carmen Alvarez. die noch keinem der zahlreichen Bewerber um ihre Gunst auch nur einen freundlichen Blick geschenkt, meine Nei gung erwiderte. Der Gedanke schien wahnsinnig: Ich war ein Ausländer, ein Amerikaner, ohne Rang und Titel, mit einem Besitz, der in der heimath lichcn Krähwinkelei für bedeutend gelten mochte, mit den Reichthümern des alten Don Philipps verglichen aber gar nicht in Betracht kam und mich sollte die liebreizende Kubanerin allen ihren vor nehmen Bewerbern vorziehen?! Und doch die innere Stimme schien mir un- trüglich. r Die Sitte ist streng und tyrannisch auf den Antilleninseln, kein junger Mann wird mit einem Mädchen einmal auch nur für Augenblicke allein ge laffcn. jedoch daS Schicksal war mir besonders hold; auf dem flachen Dache deS HaufeS, wo wir die Abendluft ge Jahrgang 21. Beilage zum Nebrasla Staatö-Anzeiger. Mo. 30. nosfcn. fand ich, und ermuthigt von der zunehmenden Dämmerung Gelegenheit, der Geliebten mein: Gefühle zu gc stehen, und thatsächlich ich halte die Blicke ihrer Augen. daS holde Lächeln, das ihre Lippen umspielte, richtig gedeutet: Sie liebte mich wieder und wollte mein sein, ganz mein, wenn Euba vom vcrhaßien Spanierjoche frei geworden. Das letztere war nun freilich ein gar bitterer Wccmuths tropfen in den überschäumenden Becher meines süßen Glücks! Wie lange kann dies noch dauern, meine einzige Earmencita." klagte ich schmerzlich, alt und grau können wir Beide darüber werden." Doch sie legte mir die schlanken Fin gcr auf den Mund, sah sich scheu um, ob wir unbelauscht seien, und flüsterte: Ungeduldiger, eher sollst du mich in die Arme schließen, als du denkst; die Herrschaft der Tyrannei steht auf mor schen Füßen, alles ist vorbereitet, ein kraftvoller Stoß und am Boden liegt das spanische Willkürrcgiment!" In dieser Weise schwärmte das holde Geschöpf weiter, während in mir bange Ahnungen aufstiegen. Die Verschmö rungen lagen damals auf Cuba in der Luft. Die Unzufriedenheit mit der spanischen Herrschaft war ganz allge mein; wiederholt hatte man mich auf gefordert, in einen der zahlreichen gc Heimen revolutionären Eluds einzutre ten. doch war's mir stets gelungen, mich mit guter Manier loszumachen. Eines Abends aber ließ ich mich von Pedlo. dem älteren von CarmenS bei den Brüden, bereden, einer geheimen Versammlung beizuwohnen. Wohl an zwei Stunden mochten verflossen sein, während welcher ich zieinlich gelang weilt die Tirahen der verschiedenen Red ner. sowie ihre Mittheilungen über den Stand der Revolutionssache mit nge hört, als plölich von draußen her Waffengeklirr und wilder Lärm erscholl und gleich darauf spanische Soldaten in den Versammlungsraum drangen. Der sie führende Offiziere erklärte sämmtliche Anwesenden für verhaftet, an Widerstand war nicht zu denken, fo ließen sich denn alle willig abführen. Auch ich ergab mich im Gefühl meiner völligen Unschuld, ohne weiteren Pro test in mein Schicksal. Nach ungefähr halbstündigem Marsche langten wir vor dem Gefängnißgedäude an. roo jeder von uns einzeln in eine Zelle gesperrt wurde. Ich verbrachte eine qualvolle Nacht. Am anderen Morgen wurde ich verhört. Drei Männer im mittleren Alter saßen da hinter einem langen Tisch. Offen erzählte ich. wie ich zur Theilnahme an der Versammlung ge kommen sei. ohne freilich die Namen von Earmcns Brüdern zu nennen. Zum Schluß betheuerte ich nochmals, daß mir als Ausläuder nichts ferner läge, als mich mit der Revolutions Partei der Insel einzulassen. Man hörte mich schweigend an. als ich zu Ende ge sprochen, wurde ich in meine Zelle zu rückgeführt. Zwei Tage verlebte ich hier in qual voller Ungeduld, ich bat um Feder und Papier, um an den amerikanischen Con-! sul zu schreiben, indeß der Wärter zuckte zu meinen Bitten nur die Achseln. Am dritten Tage jedoch erhielt ich das erbetene Material, indem mir bedeutet wurde, ich dürfte jetzt schreiben an wen ich wollte. Ich ließ mir dies nicht zwei mal sagen und schrieb au den Konsul sowie an verschiedene einflußreiche Be kannte, die ich von meiner Lage in Kenntniß setzte, und um ihren Beistand bat. Wie ich später erfuhr, sind diese Briefe nie an ihre Adresse gelangt. Der Tag verging mir in qualvoller Ungeduld; endlich neigte er sich zu Ende, da klirrte unerwartet das Schloß mci ner Kerkerthür und von dem Wärter ehrerbietig geleitet, trat ein Mönch in langer, brauner Kutte, das Haupt durch die übliche Kapuze verhüllt, über die Schwelle; ehe ich noch meiner Ver wunderung über den unerwarteten Be such Ausdruck verliehen, hatte der Wär ter bereits wieder die Zelle verlassen, worauf der Mönch schnell die Kapuze zurückschlug. Laut schrie ich auf; denn aus der rauhen Umhüllung lächelte mir CarmenS holdseliges Gesicht entgegen, und die goldenen Locken quollen in nicht zu bändigender Fülle rings um dasselbe hervor. Eine ganze Wci'c hielten wir uns schweigend umschlungen, endlich er mannte ich mich und wollte der Ge liebten das Nähere über meine Gefan gennahme mittheilen, jedoch sie schnitt mir niit Entschiedenheit das Wort ab. Jetzt, Liebster, ist keine Zeit zu Er örteruugen; die Minuten sind kostbar! Hier nimm!" Damit zog sie unter idrem weilen Mönchsklcide eine ganz gleiche Kutte hervor und ersuchte mich, dieselbe anzulegen. Du wirst dann an meiner Statt die Zelle und das Ge fängnißgebäude verlassen; der Wärter wird Dich bis zum Ausgang geleiten. Begicb Dich dann nach Deiner Woh nung und Halle Dich bereit, morgen früh H.rvana zu verlassen. Ein Wagen wird Dich abholen und nach dem Hafen dringen, wo dc: Aldatrvß". ein amc rikanischer Segler, zur Abfahrt bereit liegt. Man wird Dich uns ein vom Kutscher gegebenes Zeichen an Bord holen und dann bist Tn in Sicher heit." Auf meine erstaunte Frage, warum ich denn fliehen sollte, da ich nichts ver krochen, erividerte karmen, daß man sich in meiner Person irre und glaube, in mir einen gefährlichen Abenteurer gefaßt zu haben. Alle meine Angaden halte man für Lügen, ich sei daher kur zer Hand zum Tode verurtheilt worden, und bereits für morgen früh sei die Hinrichtung angesetzt. Trotz dieser erschreckenden Mitthei lung toeigerte ich mich entschieden, auf den Fluchtplan einzugehen, wollte vor allen Dingen Carmcn nicht allein zu rttcklassen; jedoch das hcldenmüthige Mädchen versicherte hoch und theuer, es sei alles so wohl überlegt und vorbe reitet und für sie, Earmen. jedwede Gefahr ausgeschlossen, sie werde mir in einer Viertelstunde unbehelligt folgen. Sobald ich dann den Boden der Ver. Staaten betreten, solle ich ihr schleu nigst Nachricht zukommen lassen: alles Weitere werde dann schriftlich verein bart werden. Noch schwankte ich, indeß das Flehen der Geliebten bewog mich endlich, ihr zu Willen zu sein. Sie klopfte drei mal an die Zellenthür, worauf der Wärter erschien, einen Blick des Ein Verständnisses mit Earmen wechselte und mich dann, nach kurzem schmerz lichcm Abschied von der Königin mei neö Herzens, hinausgeleitete. Heil und sicher brachte er mich ans dem Gefäng nißgebäude, worauf ich mich ohne Ver zug nach meiner Wohnung begab. In fieberhafter Unruhe verging mir die Nacht, endlich war der Morgen da. Schweigend grüßte mich der Kutscher, und in scharfem Trabe ging es alsbald von bannen. Ich weiß nicht, welche Richtung wir einschlugen, welche Straßen wir passir ten; eine an Apathie grenzende Gleich gültigkeit hatte sich meiner bemächtigt. Da fuhren wir Über einen großen Platz, auf welchem sich trotz der frühen Stunde eine ansehnliche Menschenmenge um ein im Mittelpunkt errichtetes eigenartiges Gerüst drängte. Ein flüchtiger Blick bereits ließ mich erkennen, um was es sich handelte. Das fragliche Gerüst war ein Schaffet. Eine öffentliche Hinrich tung sollte vollzogen werden in der da mals auf Euba üblichen Manier durch Erdroffclung mittelst einer Garotte. DicDclinqucnten. drei an der Zahl, wie mir schien, umstanden mit einigen Priestern und dem Henkcrpersonal den verhängnißvollcn Stuhl. Ich wollte schnell weiter fahren, um mir den schrecklichen Anblick zu ersparen, jedoch war dazu mein Mulatte nicht zu bewe gen. So mußte ich selber denn wohl oder übel der Erekution heiwohnen. die alsbald ihren Anfang nahm. Es ver lief alles schnell und ohne störende Zwi schenfälle; der Henker verstand offenbar sein grausame? Handwerk. Da wurde zu meiner Verwunderung zuktzt noch einer der Mönche nach der Garotte geleitet und nahm nach mo mcntancm Zögern den grausigen Sitz ein. Der Henker drehte die Kurbel, der Sirick um den Hals zog sich zu. und dasHaupt des Gerichteten neigte sich zur Seile. Da allmächtiger Gott, was war das? Unter der Minchskapuze, die sich verschoben, quoll in üppiger Fülle goldblondes Gclock hervor, das mir nur zu .besannt schien, und dann zeigte sich mir. als die Kappe völlig herabfiel, Carmen's zauberschöncs Ant litz, das der blaffe Tod soeben geküßt. Mit einem lauten Schrei siel ich ohn mächtig in die Kiffen meines Wagens zurück. Als ich nach geraumer Zeit zu mir kam. fand ich mich an Bord des Albatroß" und auf hoher See wieder. Ich verfiel unmittelbar darauf in eine langwierige Krankheit; als ich nach Wochen endlich genesen, bemühte ich mich sofort, Gewißheit über daZ Schick kal Carmen's zu erlangen. Viel war trotz aller Anstrengungen nicht in Er fahrung zu bringen. Die Eltern der Geliebten hatten die Antillen-Jnscl ver laffen und ihr Aufenthalt war nicht zu ermitteln. Ueber das Schicksal von Carmen's Brüdern schwebte völliges Dnnkel, und bezüglich der Geliebten selbst konnte ich nnr erfahren, daß sie auf dem Wege durch die Gefüngnißhöfe erkannt nnd festgenommen worden war. Nur die damalige Erregung der spani schen Kreise und die Angst der Behörden vor dem Ausbruch einer Verschwörung indeffen erklären den barbarischen Akt der Hinrichtung eines so holdseligen Geschöpfes. Man machte gar kurzen Prozeß. Kompromittirt war die ganze Familie schon längst, auch Carmen wies man ihre Theilnahme an der letz ten Konspiration nach; hatte sie zudem, nach Meinung ihrer Richter, einen zum Tode verurtheillen gefährlichen Hoch verrälher zur Flucht verholfen. so sollte sie jetzt das diesem zugedachte Loos treffen. So geschah das Gräßliche, und die Holdeste. Edelste, aller Euba nerinnen büßte ihre Liebe zu mir mit dem Tode. Jahrzehnte sind seitdem dahinge fchwunoen, aber noch steht Carmen's Bild fardenfrifch in meiner Erinne rung. Sogenannte gute Freunde ha den mir oft genug zugeredet, ich sollte mich verhcirathen; die Thoren wußten nicht, was sie forderten. Denn zwischen mir und jeder anderen Frau wäre der Schatten des unvergeßlichen, hochherzi gen Mädchens getreten, da? sich für mich geopfert Carmen Alvarez. R u r i r t. ilbeehochzeils Humoreske von 3c. Bach, Eine auserwählte, sehr gemüthliche Gesellschaft tafelte beute beim Geheimen Kommerzienrath Ulrich Hentschel und seiner Gattin. Er, ein noch jugend licher Mann, sie immer noch hübsch und lieb aussehend. Eigentlich wollten der Silderstrauß bei ihm und der Silber kränz auf ihrem Haupte noch gar nicht recht passen, allein an der Thatsache, vor 25 Jahren den kirchlichen Segen empfangen zu haben, ließ sich eben so wenig ändern, wie das zweite Faktum der Anwesenheit von zwei Schwieg' söhnen nebst verschiedenen Kindern. Sag' mal, Ulrich." wandte sich der zur Beschaulichkeit verdammte Major von Aldegg an seinen Jugendfreund, warum erfreust Du uns regelmäßig an Deinem Hochzeitstage mit Schnepfen, dies muß eine Bedeutung haben?" Thut's auch, 's der Erinnerung wegen." Heraus mit der Sprache pst Ruhe! Hochverehrte Festgenoffen. bitte, ein klein wenig Ruhe. der Jubelgr Pardon -Vater wünscht eine Geschichte zu erzählen." Mäuschenstille! Auf unserer grünen Hochzeit," be gann lächelnd derJubilar, Aennchen." wandte er sich an seine Gattin, Du gestattest hoffentlich diese kleine Plau derei aus der Schule?" Frau Anna schaute ihren Ehelichsten zweifelnd an. Gern," meinte sie, doch was ist eigentlich so Wunderbares an der Sache?" Der Kommerzienrath ergriff zärtlich die Hand der Gattin, nickte ihr zu und erklärte, zur Tafelrunde gewendet: Mein trautes Aennchen kennt die Ge schichte nämlich erst zur Hälfte, aber heute nach 25 Jahren ist Alles ver jährt, und ich erhalte für meinen Streich Generalablaß, nicht so. Schatz?" Die Frau nickte ihm liebevoll Ge Währung zu, und er begann : Von Jugend auf habe ich den Bo gen geführt nach Jägerart." kann ich mit unserm großen Dichter sagen, und nach schwerer Geistesarbeit in Gottes freier Natur durch das edle Waidwerk mich neu gekräftigt. Eines Tages auf dem Herbstzuge zeigte sich Diana besonders huldvoll und stolz, mit drei Schnepfen geschmückt, kehrte ich heim. Aennchen," rief ich meiner harrenden Gattin froh ent gegen, denke Dir. drei und was für welche! Sich bloß die schmackhaften Langgesichter an da, mein Kind, ins Kühle damit. Ich ziehe mich um. Du brauchst kaum zu warten." Nach kurzer Frist erschien ich zum Abendeffen und spendirte aus Freude ob des Schnepsen klceblattes eine Flasche Lieblingssekt, und als um 9 Uhr eine Drahtung die Anzeige des Besuches eines Jugend freundes brachte, glaube ich, noch eine. Wir freuten uns recht sehr auf den lieben Kerl. Der Tag der Ankunft rückte schnell heran, und da er mit dem Zuge 8 Uhr 30 Minuten Nachmittags eintreffen mußte, knappte ich mir die Komptoirzeit ab, setzte mich in's Fuhr werk und ließ bei meinem Hause halten. Ich stürzte hinauf, eilte direkt zur Küche, wo ein bewährtes Faktotum das Szepter schwang, und rief: Hanne. alte, gute Hanne, daß die Schnepfen nur nicht mißrathen Du weißt doch. Otto mag sie über Alles gern." Hanne blickte mich verächtlich an. Schnepfen, Schnepfen." knurrte sie hervor, die jiebt's nich. die die sind futschikato für heute." Hanne !" Na ja, und ob. et is nich anders!" Dann, liebe Hanne," erklärte ich. bestellen Sie meiner Frau. Otto und ich erwarten sie Punkt 4 Uhr bei Hil ler." Ich stürmte hinweg, empfing meinen Freund auf dem Potsdamer Bahnhof und verschleppte ihn direkt zu Hiller, wo meine Frau uns strahlend vor Freude bereits erwartete sie speist nämlich noch heute leeuSgern dort. Das Mcnu behagte uns nicht, ich kenn xonirte eine vortreffliche Speisenfolge und ließ cxtra für Jeden eine Schnepfe einlegen, nachdem ich mit dem Chef das Nähere verabredet hatte. Was soll ich nun noch weiter sagen? Alles verlief vortrefflich, und mein liebes Aennchen entzückte mich ganz besonders durch ihr öfteres köstlich, köstlich" beim Vcrtil gen der Langgesichtigen. deren Be kanntschaft sie. nebenbei gesagt, zum ersten Male inackitc. Tann jedoch än dcrte sich ihr Wesen die Fröhlichkeit schlug in's Stumme, sie saß nachicnk lich. ja, sie seufzte einmal heimlich. Ich forschte besorgt in ihren Zügen. aUrin sie lächelte mich, dies bemerkend, tapfer an. Aber, die Rechnung." befahl ich, als mein Freund einen Augenblick auf gestanden war. Ich rechnete laut zu sammen. Beim Vermerk : ,5 Schnepfen, das Stück 10 Mark, gleich I Mark." schielte ich nach meiner Ehegattin. Sie erblich und starrte geöffneten Auges auf die Note. Dreißig Mark." hauchte sie hervor, o Gott !" Ja. Liebchen, die Dinger sind jetzt nicht ganz billig, doch bei solcher Veranlaffung " Als wir uns trennten und Otto in seinem Zimmer verschwand, fragte meine Frau nochmals, ob also Dienstag wirklich wieder Schnepfen gespeist wer den sollten? Aber, herzliches Kind," versetzte ich etwas ungeduldig, Du hast ja drei hängen, oder beabsichtigst Du etwa wieder, ein Attentat mit ausgeschwitztem Kalbsbraten auf mich zu machen?" Nein. nein, nein, nein!" versicherte sie erschrocken, hüllte sich dann aber in Schweigen und gab nur durch Seufzer im Schlafen eine große Seelcnbcwegung kund. Am Dienstag brachte das Geschäft eine Unmasse Arbeit, und ich traf erst kurz vor Tische zu Hause ein. Mein Weibchen trug eine sonnige Freundlich keit zur Schau, und dies würzte mir besonders das Mahl. Die Schnepfen erwiesen sich über alle Begriffe erhaben, wie Freund Otto ganz 'enthusiasmirt sich ausdrückte, und wirklich, sie mach ten der Kochkunst meiner Frau alle Ehre. Otto war abgereist. Wir saßen al lein am Thcctisch und lasen Zeitungen. Anna seufzt' immer, ich wurde nervös und warf ihr strafende Blicke zu. Da huschte sie um den Tisch herum und barg ihr Köpfchen, tief aufschluchzend, an meiner Brust. Ulrich Männ chen, ich will es nie wieder thun." Ein finsterer Gedanke stieg in mir auf. Ha. also doch! Also die Schnepfen wieder verkauft und in ihrer Scelenangst bei Hiller neue erstanden ein rentables Geschäft!" Der Jubilar machte eine Pause und wandte sich dann lächelnd an seine Frau. Nun könntest Du eigentlich weiter be richten." Mein liebes Männchen," begann sie schelmisch, hatte richtig geahnt, die Schnepfen waren mir für das Stück mit zwei Mark bezahlt worden, und ich vernahm mit Freude den Klang von zween Thalern in meiner Börse. ' Was sollten wir auch init Schnepfen, Kalbs braten mundete viel bester! Später bei Hiller gelangte ich freilich zu anderer Ansicht, und man kann sich meinen Schreck vorstellen, als mein Gatte er klärte, am Dienstag die selbsterlegten Schnepfen speisen zu wollen. Also an deren Tags sofort zur Händlcrfrau und Schnepfen gekauft. Hier Mutter Harnisch." rief ich. sind Ihre sechs Mark, bitte meine Schnepfen zurück." Die Frau guckte mich mehr als erstaunt an. lachte darauf, daß ihr die Seiten zitterten und brachte endlich mit Mühe heraus: Nee, nee, Madameken. nee. so wat jiebt's nick, det wär'n feines Je schäft! 4.50 pro Vogel. Madameken. darunter nich die Langschnabel find jetzt mächtig im Preise!" Endlich fand eine Einigung statt, ich entrichtete 12 Mark und zog triumphirend ab. hatte aber doch keine 10 Mark pro Stück an legen brauchen. Freilich arbeitete meine Wirthschaftskaffe eine Zeit lang mit Unterdilanz. allein eine sparsame Haus frau weiß sich zu helfen. Dann aber packte mich die Reue, auch Aerger stellte sich ein und ich erkannte, durch falsche Sparsamkeit und das Begehren, meine Wirthschaftskaffe zu stärken Red hühnererlös lag auch schon darin nicht richtig gehandelt zu haben. Mein Gatte mußte sicherlich den Sachverhalt geahnt haben, deshalb das Diner bei Hiller mit Schnepfen zu zehn Mark. Ich beichtete darum reuig und erhielt Absolution. Aber. Männchen," wandte sich die Jubelbraut direkt an ihn. was blieb mir denn an der Sache noch verborgen ?" Herr Ulrich schmunzelte behaglich und erzählte schalkhaft: Mit Hiller stand ich in Abrechnung mit von mir empfangenes Wild, und er ging auf mein Verlangen, den Preis der Schnepfe auf zehn Mark festzusitzen, des Ulke wegen ein. In Wirklichkeit ab koste ten sie g'H nichts!" Ungeheure Heiterkeit herrschte ob die ses Bekenntniffes an der Zaielrunde, die ilderdraut aber lachte am meisten, strafte ihren Gatten durch einen zärt lichen Kuß und versicherte: Dir Zehn markpille hat gewirkt, ich war ein für allemal turirt!" ?r diel, Wort. Im Jahre IM befehligte Sir Ar lhur WcUeSlcy (später Herzog von Wellington) in Indien da? englische CorpS des Gouvernements von Madras gegen die Mahratten. Eines TageS brachte man einen Eingeborenen vor ihn. der sich durch fein Herumspähen im Lager der Engländer verdächtig ge macht hatte. Wer hat dich abgesandt?" Ter Radscha von Berar." antwor tele der Jnbier. Um unsere Stärke auszuforschen?" ..Ja. Herr." Führt ihn im Lager herum." be fahl Sir Arthur einem Adjutanten, zeigt ihm unsere Elephanten, laßt ihn die Kanonen zählen und unsere Kavallerie, dann führt ihn mir wieder vor!" Nach einiger Zeit kam der Spion Wieder zurück. Hast du dich genau davon über zeugt, wie stark wir find?" Ja. Herr." Gut. jetzt geh zum Radscha und sage ihm: Sir Arthur versichert dir. und er wird sein Wort halten: Morgen früh fünf Uhr wird er dich angreifen, nm neun Uhr gefangen nehmen und um zehn Uhr aufhängen laffcn." Damit entließ er den entsetzten Späher. ' Zur bestimmten Stunde griff Wel lesley den Feind an und nahm den Radscha in der That gefangen. Zit ternd stand dieser vor ihm. Ich hielt bisher Wort," sagte der General und zog die Uhr aus der Tasche, angegrif fen und gefangen habe ich dich. Aber schon um zehn Uhr lvolltc ich dich auf hängen laffen, jetzt ist es nun bereits halb elf Uhr; du bist frei!" Ueber Talitmaue gekrönter Häupter plaudert die letzte Nummer der Mo dern Society": Kaiser Wilhelm, der. wie erzählt wird, an Talismane glaubt, trägt ein paar Mansch.'ttenknöpfe. die seinem Großvater gehörten und führt auch häufig, obwohl er sich ihrer nie bedient, zwei Schupftabakoc-sm bei sich, deren eine von Friedrich dem Großen, die andere von Napoleon I. benutzt wurde. An gewissen Gedenktagen fügt der Kaiser, so behauptet das Blatt, noch einen Sporn bei, den Karl XII in der Schlacht bei Pultawa verloren hat und von dem Se. Majestät über zeugt ist, daß er ihm Glück bringe. Der Prinzrcgent von Bayern fain mclt angeblich in bayrischen Bauern- Häusern Krüge und Schüsseln aus dem Mittelaltcr und werde sich um keinen Preis dazu überreden lassen. Freitags auf die Jagd zu gehen. Sein Groß vatcr König Ludwig der Erste sam melte leidenschaftlich historische Regen schirme. König Oskar von Schweden besitzt einen einfachen Goldreif, den er stets am Finger trägt, weil so heißt es der erste Besitzer des Ringes, sein Vor fahre Bernadotte. ihn stets getragen habe und überzeugt gewesrn sei, daß er dem Träger Macht verleihe. Ter König vermeidet es, Leichenbegängnissen zu be gegnen und ist Sammler von Bildern, Radirungen, Medaillen und seltenen, Büchern. Fürst Ferdinand von Bulgarien sorgt mit Aufmerksamkeit für die Er Haltung eines Pferdes, das seinen Vor gänger, den Battenberger Alexander, in der Schlacht von Sliwnißa getragen hat. denn er glaubt fest und steif daran, daß er so lange Bulgarien regte ren werde, als dies berühmte Schlacht roß am Leben bleiben werde. Der Koburger ist ein Liebhaber von Edel steinen und seine Sammlung von Dia manten. Rubinen, Smaragden und Perlen ist sehr kostbar. In der Instruktionsftunde. Rekrut Müller, was thun Sie. wenn Sie ein Restaurant betreten, in dem ein Vorgesetzter sitzt?" Da thu' ich nicht 'neingehen." O, Sie Kameel! Rekrut Lehmann, was machen Sie in diesem Falle?" Ich mache, daß ich wieder fort komme, Herr Sergeant." Zukunftsbild Dienstmädchen: Der gnädige Herr ist in Ohnmacht gefallen!" Hausfrau: Da wird er sicher wieder einen neuen Hut wollen!" Kleines Mißverftändniß, Reifender (nachdem einer Dame un- wohl geworden): Hat Wohl Jemand zufällig etwas Riechendes bei sich?" Handwerksbursche (schüchtern): .Jft vielleicht ein Stück Limburger ge- fällig? Auf Unwegen. Frau: Aber Maun, auf der Photo graphie hast Du ja nur einen einzigen Knopf am Rock." Mann (aufathmend): Gott sei Dank, endlich steht sie es.... Darum habe ich mich ja .nur photographirea lassen!"