Der langweilig? Zeuge. VliminalhumoreZke. i-on Ä. Stuitntr. .Sie heißen." sagte der Präsident. .Christoph Ächlmann. find zu Wien geboren, 05 Jahre alt. katholisch, ver heirathct und Tischlermeister ?" Der neue Zeuge hatte zu jeder dieser Bestimmungen, welche der Vorstände leiernd auS dem UnterfuchungS'Proto. koll verlas lebhaft mit dem Kopse ge nickt. Zwei oder dreimal machte er einen Ansaß, als Hütte er dieser amt lichen Biographie noch EtwaS beizn, fügen, aber der Präsident liefe ihn nicht zu Worte kommen. Ter graubärtige Richter auf dem mittleren Polsterftuhl hatte in jahrelanger Erfahrung und Uebung nicht nur den richtigen Blick dafür gewonnen, welche Zeugen durch wichtigthuerische Umständlichkeit seiner prozcssualen Logik Schwierigkeiten be reiten, sondern sich auch seine eigene Methode zurecht gelegt, wie er der gleichen Redseligen das Sachliche abzu hören habe. Kurz, schneidig. Frage und Antwort in einem Saß begriffen, so erledigte er. ohne überflüssige Wiederholungen. Alles, was Formsache. waS selbstver ftändlich. oder was schon einmal da war. .Sie wohnen." fuhr der Präsident foU. achten Bezirk. Lerchenfelder. Straße 135...." .Ich bitte, hoher Gerichtshof." warf der Zeuge ein, ich wohne im siebenten Bezirk. Lerchenfelderftraße " .Richtig, richtig!" sagte der Präfi dent und machte eine BleistiftCorrcktur im Akt. Aber der Zeuge hatte nun einmal iaö Wort erhalten und sprach auch weiter. .Bei jenen Hauptstraßen, die vom Ring hinaus führen in die neuen Be zirke, Herr Präsident, zum Beispiel bei der Biariahilferstrcsze, Lerchenfelder. ftraße, Alserftraße, gehört jede Gassen, Hälfte zu einem anderen Gemeindebe zirk. Tie ungeraden Nummern auf der linken Seite, die gehören .Ja. Das ist uns bekannt!" unter brach ihn der Borsitzende, es war nur em Schreibfehler." Er zwiaerte ncr dös mit den Augen und fuhr mit bei den Händen an seinem dütenförmigen Knebelbart herab, von der Wurzel am Kinn bis zur letzten Haarspitze. Das war immer ein Zeichen seines Un muthes über Redeverschleppung und Zeitvcrtrödelung. Aber an Selbstbe herrschung gewöhnt, sagte er nur ernst und sanft: Wollen Sie sich möglichst kurz halten, Herr Zeuge " Es war ein dunstig.schwüler Juni Nachmittag, der hier die Richter noch spät im Prozekfaale versammelt hielt. Auf der Anklagebank saß ein bekannter Juwclendieb. allein weder seine crimi- neu bemerkenswerthe Persönlichkeit, noch der große, aufsehenerregende Schaukastenraub, der ihm zur Last ge legt wurde, machte die Sache interes sant. Hitze und Langweile lagerten über dem dumpfen Raum. Im Auditorium wurde gegähnt. Die Beisitzer schienen zu schlummern. Ter Schriftführer fuhr aus seinen Träumen empor, wenn er EtwaS zu verlesen hatte. In der Ge schworenenbank rechnete Einer etwas Geschäftliches aus. ein Anderer zeichn nete das charakteristische Profil des Präst denten ab. ein Dritter putzte mit einem Taschentuch sein Messer aus, und meh rere sehr behäbige Herren beschäftigten den Saaldiener, den sie beständig zur Wasserleitung sandten, um sich mit ladendkühlem Hochquell aufzumuntern. Man sah es den nüchternen Schlem mern an, daß es nicht wider ihr Ge lübde war, Wein zu trinken, weil aber wie Götzen's Bruder Martin so schön unterscheidet der Wein wider ihr Ee lübde war, schwemmten sie die achtund zwanzig Reaumur (im Schatten) mit klarem Schncebergnaß hinab. Auch dem Angeklagten schien die ganze Ver Handlung sehr wenig Spaß zu machen. Es war ihm Nichts, aber gar Nichts nachzuweisen. Den einen Ring mit Saphiren und Brillanten, bei dessen Verpfändung er erwischt worden war. hatte er bekannt- lich gefunden und weiter war in der ganzen sechsmonatlichen Untersuchung nichts Neues dazu gekommen .... Sie wissen, um was es sich handelt, Herr Zeuge," begann der Präsident. also erzählen Sie uns Ihre Wahr nehmungen an jenem kritischen Dezem ber-Abend." Christoph Mehlmann trat näher, schöpfte tief Athem, schneuzte sich vev nehmlich, stopfte das Nastuch sehr ge, wiffenhaft in den Taschenspalt seines alten, langen, schwarzen Rockes, reckte die Schultern zurück, baumelte mit den Händen, um die rechte Positur zu finden, und verkündete mit einleitendem Räuspern, daß er bald zu beginnen ge, denke. .Also, ich bitte!" sagte' nervös der Vorsitzende, und es gmg wie em Er wachen durch die schmunzelnden Reihen der Geschworenen. .Ja, gleich, hoher Gerichtshof! TaS war also am 14. Dezember des vorigen Jahres, am 14. deS letzten Monats 1896, Abends um halb acht Uhr, und Das weiß ich ganz genau, und kann mich nicht irren, und ein Zweifel ist ganz ausgeschlossen. Meine Tochter hat sich damals jede Stund' erwartet, und zu Mittag bei'm Essen sag' ich zu meiner Frau: Du, Leri," sag' ich, .nach dem Essen geh' ich zur Minna und schau', waS los ist, 's die Zeit, sag' ich, und wir haben schon drei Tage Nichts v?n ihr gehört." Richtig geh' ich also zu meiner Tochter auf die Wie. den, und wie ich hinaas komm', war ein Bub' da. mein fünftes Ei'.kerl. hoher iierichtshof. aber von der Minna der Erste, die anderen find von meinem Buben; mein Sohn ist Ingenieur bei der TtaatZbahn. Meine Tochter ist Hausbesitzerin und mein Schwieger söhn-" Ter Vorsitzende, der in Gefahr war. sich den ganzen schönen Knebelbart auszuraufen, wurde unwirsch und sagte: .Ja. ja. es sind lauter recht brave Leute. Ihr Sohn. Ihre Tochter und Ihr Schwiegersohn ' .Wahr, wahr!" setzte der Alte betrübt hinzu und grub sein Taschentuch aus. Ter Arme ist gestorben, noch ehe sein Kind kam. Ach. Du lieber Gott, es war eine so glückliche Ehe " Wollen Sie uns nur kurz erzählen, was Sie damals, als Sie Abends von Ihrer Tochter gingen, in der Kärntner Straße bei'm Juwelenladen von Goldmann und. Steiner gesehen haben ?" Ich habe einen Mann gesehen." .Schön! Und dieser Mann ist Ihnen aufgefallen, weil " Weil er an der Auslage herum ge arbeitet und, wie er mich bemerkt, sofort aufgehört hat und weggegangen ist." In der That," sagte der Präsident zu den Geschworenen, wurde damals schon daZ Schaufenster geöffnet borge, funden." Er wandte sich wieder zum Zeugen: Würden Sie den Mann wie der erkennen ?" Ich glaube." Ist es dieser da ?" Nein, hoher Gerichtshof! Der ist es nicht." Sie können auch den Mann nicht näher beschreiben ?" Nein." Ich danke, Herr Zeuge! Hat Je manh eine Frage? Sie sind ent lassen! Sie können sich entfernen oder auch dort auf der Zeugenbank Platz nehmen. Ter Tischlermeister Christoph Mehl- mand stand unschlüsng und hub mehr, mals zu reden an. Er erklärte, daß er bei dem großen Wagenverkehr und bei der starken Passage, die es damals zur Weihnachtszeit in der innersten Stadt gab, bei der Raschheit, mit wel cher der Dieb verschwand, nicht in der Lage gewesen sei, ,hn genau anzusehen Mit sanftem Gemurmel ihn abweh- rend. blätterte der Richter in den Pa, Pieren; aber der Zeuge sprach unter dem Lächeln der Geschworenen unev müdlich weiter, selbst dann noch, als ihn der Saaldiener zu seinem Sitze hin geleitet hatte. . . . Plötzlich entfuhr ein Donnerwetter!" oem Prafloenien, ver oen btov er hoben hatte. Ingrimmig schlug er mit der Faust auf einen Akt, daß der Staub herausflog, und dann wetterte er, mit dem Zeigefinger der erhobenen Rechten vor sich hinaus deutend: Jetzt hab ich s aber satt; jetzt wird s mir zu viel!" Mehlmann schrak zusammen und be gann zu zittern. Da hinten." rief der Präsident. sitzt ein Mann im Auditorium, ein Mann, dessen Betragen höchst ungezie mend ist. Ich beobachte ihn schon den ganzen Tag. aber er läßt sich durch meinen Blick nicht stören. Er grinst mich immer so höhnisch an, verspottet die Zeugen und lächelt dem Angeklagten zu. Saaldiener! Führen Sie mir diesen Mann vor! Ja, diesen! Den Dritten dort in der vorletzten Reihe!" Es war Bewegung in die Vermin melten gekommen, und alle Anwesenden wandten sich dem Bezeichneten zu. Christoph Mehlmann hatte eilige sehen, daß sein Schreck unbegründet war, er hatte sich erhoben und sah mit zornflammenden Augen nach dem Ruch losen, der ihn zu verspotten wagte. Er gab mit Zeige und Mittelfinger das Zeichen, daß er zu sprechen wünsche, aber der Präsident schüttelte unwillkür lich den Kopf und meinte: Ihr Verhör ist beendet!" Da brachte man den störenden Zu, Hörer in's Barreau. Sie heißen?" fragte der Präsident. Joseph Knie." sagte der Jnquisit lächelnd. Wie alt?" Dreißig Jahre." Was find Sie?" Ziegeldecker," erwiderte er mit Schmunzeln. Und da haben Sie Zeit, ,nden Ge richtssaal zu gehen?" Ich hab' letzt keine Arbeit," meinte der Bursche und schien wieder zu lä cheln. . Was kommt Ihnen denn hier Alles so heiter vor? Sie befinden sich an einer ernsten Stätte." ,,'tschuldigen schon, Herr Präsident. ich hab' gar nicht g'lacht. Ich hab' nur so a dumm s G ficht, daß die Leut im mer glauben, ich lach'." Er wandte fein dummes Geficht, des. sen schielende Augen beständig vor Hei terkeit der Nase zuftrahlten, nach der Geschworenenbank hin. Ein schallen deS Gelächter kam von dem dicken Eck. mann, der daS Wasserglas absetzen mußte, nachdem er seinen Nachbar an gespritzt hatte. DaS, Lachen, welches von dem unschuldig Verdächtigen aus. ging, ergriff den ganzen Saal; auch der Angeklagte lächelte, selbst der ge. strenge Präsident, und nur Christoph Mehlmann saß ernst und finster da und versuchte von Zeit zu Zeit, sich zu er. heben und daS Wort zu erhalten. Der Präsident aber sagte mit einer encr gisch abwehrenden Handbewegung: .Ruhig!" So setzte sich der Zeuge wie der nieder. .Ich wollte Ihnen einen Verweis ertheilen." sagte der Präsident zu dem Herrn aus dem Auditorium, da aber ein dumme? Gesicht nicht strafbar ist' neue? Gelächter im Saale .ent lasse ich Sie. Nur. bitte, entfernen Sie sich aus dem Haufe und stören Siewci ter nicht die Verhandlung!" Ter ewig Lachende verneigte sich und ging unter Heiterkeit des Barreaus und der Hörerschaft davon. Mehl mann saß da, ohne eine Miene zu verziehen. Noch wirkt unter den Versammelten das heitere Intermezzo nach, als der Präfi dent plötzlich ein sehr ernstes Gesicht machte. Ter Zeuge, der eben wieder hatte reden wollen, bezog den drohenden Wandel der Physiognomik auf sich und setzte sich schleunigst nieder. Es ging ihn aber wieder Nichts an. Ter Vorsitzende hatte durch den Saal diener einen Zettel erhalten, den er mit fichtlicher Aufmerksamkeit mehr als ein mal durchlaZ. Er murmelte seinem richterlichen Nachbarn rechtcrseitS Etwas zu, reichte daS Blatt Papier dem alten Herrn zur Linken, der überrascht den Inhalt las, und bald sah man die Herren deS Collegiums mit einander flüsternd Etwas besprechen. Tiefe Stille trat ein, man erwartete etwas Beson dcres.. .. Ter Präsident begann: Eine Mit theilung, die ich soeben erhalten habe, wird uns nöthigen, die Verhandlung zu vertagen. Ein im Auditorium anwe sender Detektive schreibt mir, daß der lächelnde Mann, den ich soeben entlas sen habe, ein falsches Nationale abge geben hat, daß er ein berüchtigter Ver brecher und seit Jahren als regelmäßi ger Diebsgenosse des heutigen Ange klagten bekannt ist." Es ging Bewegung durch's Publi Ihm, Rufe des Erstaunens und der Hei terkeit, vermengt mit Ruhezischen, waren zu hören, und in der vorletzten Bank begab sich plötzlich ein allgemeiner Aufstand. Alles, was neben dem so eben verrathenen, lächelnden Herrn ge scssen war, hatte gleichzeitig das Be dürfniß nach frischer Luft. Tie hasti gen Tritte dieser dem Ausgange zu drängenden Gesellschaft von Männern und Frauen vermehrten den Lärm. Energisch forderte der Präsident Ruhe im Auditorium, und zu Mehlmann ge wendet, der sich abermals erhoben hatte, rief er: Herr Zeuge! Sie haben jetzt gar Nichts zu sprechen. Wenn Sie nicht stille sein können, so müssen Sie den Saal verlassen." Trostlos ließ der Mundtodte seine Blicke nach der Geschworenenbank, zum Staatsanwalt und zum Vertheidiger herumschweifen, dann als hätte er sich plötzlich entschlossen, der Amts, gewalt zu weichen, schritt er dem Aus gang zu, blieb aber bei'm Thürhüter stehen und raunte diesem einige Worte zu. die er mit lebhaften Gesten beglei tete. Darauf nickte der alte Diener zu. stimmend mit dem Kopfe und begab sich zum Präsidenten, welcher mittlerweile weiter gesprochen hatte: Der Polizei Agent seiner Auf. merksamkeit gebührt alle Anerkennung theilt mir ferner mit, daß er dem Verdächtigen folgen und ihn festnehmen werde, falls ich ihn entlasse. Denn zum Mindesten falle ihm Falschmel dung, beziehungsweise falsche Zeugen, aus age vor Gericht zur Last. Unter solchen Umständen wird es " (der Präsident hörte nun den Thürhüter an) Herr Zeuge Mehlmann wünscht das Wort zu einer wichtigen Mitthel lung!" Christoph Mehlmann erhob sich, trat näher und machte all die umständlichen Vorbereitungen, die zur äußeren Er scheinung eines wirkungsvollen Redners gehören. Rings herum erwartete man mit Schmunzeln den Beginn seiner Rede. ouer wencylsvos: cy yaoe m,r das Wort erbeten, weil ich glaube, daß ich Etwas zu sagen habe, waS für die heutige Verhandlung recht wesentlich tem könnte. Als ich damals am 14. Dezember Abends von dem Besuche bei memer Tochter, die " Herr Zeuge! Ich bitte, wollen Sie uns nicht nochmals erzählen, was wir schon wissen. Sagen Sie daS Wich. ligr, das &te uns angekündigt haben. und zwar kurz und knapp!" Mehlmann blickte wieder verloren drein. Das Wichtige?" fragte er zweifelnd. Kurz und knapp?" Jawohl, Herr Zeuge!" Na. alsdann, wenn ich's aam kun agen ou, Damit sie s gleich wmen. hoher Gerichtshof," sprudelte er hervor der Mann, den Sie jetzt wegge schickt haben wegen unbefugten Lachens, das war der Mann, der damals die Auslage geöffnet hat " und wieder gab es Heiterkeit und Erstaunen im Publikum. Der Vertbei diger, der eben aufgestanden war, um gegen die Vertagung des Prozesses zu precyen, etzte ich aus Gründen der Prozeß-Ordnung wieder nieder. Da. gegen erhob sich der Präsident, strich einen langen Knebelbart, arm nach einem Aktenstoß, den er unter den Arm schob, -und sagte feierlich: .Die Ver Handlung ist geschlossen." Zeuge Mchlmann aber wandte sich dem lauten Auditorium zu und ließ sich anstaunen, bis ihn der Thürhüter er. uchte, den Saal zu verlassen. Der :iltjr. ('int nicht aüläqlickk '"k,ch,chlt von C ilax f 1 i n f r. 1. Mitten im Walde, ring? umschlossen hrtri nfim fl.-nihnnfi Irti m W. M4l III M . f l' . ... Weit und breit dehnte er sich aus ff und stellenweise hatte er eine gar bedeutende Tiefe. Dem Ufer fern erhob sich im Tee eine bewaldete Jnel. Sie hatte aus den ersten Blick nichts Anziehendes, und doch ließ mancher Tourist, der hier her kam, sich mit dem Kahn hinüber rudern. Unten im Dort hatte man ihm erzahlt, daß sich auf der Insel vom Lande aus nicht zu icyen. ein kleines Lustschloß befinde, daS wie das ganze Territorium in meilenweiter Runde einem Grafen von Hohenstcin gehöre. Vor, vielen, vielen Jahren als er eben noch jung. Majoratshcrr geworden, hatte er eS erbaut. Der Graf hatte damals diese? Para dies nicht allein bewohnt im Gegen theil. Er liebte die Geselligkeit mit Seinesgleichen und mit Angehörigen der Kunst. Künstler der Bühne fanden sich bei ihm ein, man spielte Komödie im leicht gezimmerten Saaltheater, Musik erklang und oft sah man die In sel mit bunten Papierlaternen um säumt, die bei anbrechender Nacht an gezündet wurden und sich im See spie gelten. Die vornehme Welt zuckte frei lich mit den Achseln über den Grafen der unbedingt einen Sparren" haben mußte, aber ihm war das gleich Bald raunte man sich auf den be nachbarten Schlössern zu, der Gra habe sich in eine der Schauspielerinnen verliebt und dann war plötzlich aber die Herrlichkeit auf der Insel er, loschen. Ter Graf hatte das roman tische Eiland bei Nacht und Nebel ver lasen. Darüber waren Jahre dahingegan gen. Von Zeit zu Zeit erschien aus den Gütern eine von dem Grafen be voumächtigte ommltlion mit einem Notar an der Spitze und revidirte. Das war das einzige Lebenszeichen, da er gab. Eines Tages jedoch erschienen ganz unerwartet Maurer, Zimmerer, Tisch lcr und Tapezierer am See. Eine ganze Flotille von Kähnen brachte sie hinüber zur Insel und dort begannen sie. das ruinenhafte Schlößchen zu restaurlren. Der Graf hatte es ange, ordnet und einen ganz bestimmten Plan mitqefandt, nach dem die Wieder Herstellung erfolgen sollte. Er selbst würde nach Beendigung der Arbeiten auS der Ferne heimkehren und fortan dauernd auf der Insel Wohnung neh men. Dauernd?" hieß eS auf den benach barten Schlössern. Hm, der Graf ist zwar ölter geworden, aber immer noch verrückt." Das letztere wiederholte man mit noch größerer Bestimmtheit, als man hörte, der Graf habe die spezielle An ordnung getroffen, daß in dem Insel Schlößchen neben seinem Schlafzimmer eine Kapelle eingerichtet werden sollte Endlich war alles fertig. Gerade als die Wipfel im Walde sich gelb und roth färbten, der frische Herbstwind die Wasser des Sees kräuselte und der Himmel in molkenloser Bläue strahlte. kam der Graf an ein ernster Mann mit tiefen Augen, hoch gewachsen, vor, nehm gemessen in Haltung und Sprache. Er hatte viel erlebt, das sah man ihm an. Davon wollte er ausruhen auf der stillen Insel, die seine stürmische Ju gend gesehen. Kisten und Kasten kamen in Menge mit ihm, darunter eine besonders auf. fallende, ziemlich lange und hohe Truhe elegant ausgestattet, wohl zu elegant für einen einfachen Behälter, denn etwas anderes als eine Hülle für einen anderen Gegenstand war sie nicht. Darin befand sich nämlich wie sclt sam! ein Altar! Der Graf hatte ausdrücklich geschrieben, einen Altar solle man für seine Hauskapelle nicht be sorgen den bringe er selbst mit. Der Graf überwachte den Transport nach der Insel und die Ausstellung in der Kapelle mit größter Aufmerksamkeit persönlich. Der Altar unterschied sich m der Form nicht von anderen derav tigen Knchengerüthen. er war von Eichenholz und auf allen Seiten mit reichen Figurenschnitzereien Scenen aus der Bibel geschmückt. 'Im übrigen war der Graf mit der Reftaurirung deS Schlößchens zufrieden. Sie entsprach seinen Intentionen beson derS auch in Bezug auf die Kapelle, die einen durchaus weihevollen Eindruck machte und den Hausherrn augenschein lich von allen Räumen am meisten an, zog. Stundenlang verweilte er oft dann ganz allein. Der Zutritt war keinem der wenigen Hausgenoffen ge stattet, die als Bediente die Einsamkeit des Grafen theilten. Er trug die Schlüssel zur Kapellenthür in seinem Schlafzimmer stets bei sich. s ging recht still zu im Hause. Dann und wann kam wohl ein Guts nachbar zum Besuch, blieb aber nicht allzu lange. Eines Tages hatte der Graf fich in der Kapelle eingeschlossen. Von unge. fähr strich die junge Frau deS Kochs, die als Zimmermädchen fungirte, durch die Wohnränme, hier und da leise han. tirend. So kam sie auch in des Herrn Schlafgemach und näherte sich, von un widerftehlicher Neugier getrieben, der Kapellenthür. Was in aller Welt ging dahinter vor? ob man durch das! Schlüsselloch.. . . ? Tie gängige Gele genheit kehrte wohl sobald nicht wieder. Also lautlos heran! Ter Schlüssel steckte von innen im Schloß, war aber z'.ir Seite gedreht, sodass ein schmaler Durchblick möglich war. Und die junge vrau 'ah hinein nur einen Moment und voll Entsetzen taumelte sie zu rück. Tann eilte sie in wilder Haft von bannen Am Nachmittag bat der Koch den Grafen um kurzes Gehör. waZ dieser verwundert gewährte. Nun. Christian. waS soll'S? .Herr Graf wollen die Gnade haben meiner Frau und mir den Abschied zu geben." .Den Abschied? Weshalb)" Meiner Frau bekommt daS Klima auf der Insel nicht. Sie liegt seit heute Vormiitaq im Fieber zu Bett und da ich auch schon Anfalle von Sumpfncber hatte Nun. ich halte niemand gegen sei nen Willen bei mir fest. Fahre in die Kreisstadt und ersuche meinen Kom mi,tär. für Euch Ersatz zu schaffen sobald er da ist, könnt Ihr ziehen. Zwei Tage später hatte das Paar die Insel verlassen. Tie junge Frau athmete tief auf. als sie an'S Festland gestiegen. Auf dem Wege zur KreiS ftadt redete sie eifrig auf den Gatten ein. dem dieser stellungswechsel gar nicht zusagte. Das muß doch die Behörde erfahren Nein, so etwas! Mir schaudert noch letzt die Haut Aber die Sache geht uns doch eigentlich nichts an. Der Graf kann doch Nein, sag' ich, daS kann er nicht und wenn Du die Sache nicht dem Herrn Landrath mittheilen willst, so werde ich es thun." Gut. aber Tu mußt mitkommen als Zeugin. Selbstverständlich." Ter Graf war nicht wenig verwun dert. als er ein Schreiben des Herrn Kreislandraths erhielt, worin dieser seinen Besuch auf der Insel behufs einer wichtigen Besprechung" ankün digte. Ter Landrath war ssnst ein jovialer Mann. Diesmal hatte er indeß eine bedeutende Amtsmiene aufgesetzt. Ter Graf empfing ihn sehr höflich, und ge leitete ihn in den kleinen, sehr behag lichen Salon. Als Beide Platz ge, nommen, begann der Gast ohne Um schweife: Mein werther Herr Graf, Sie sehen mich hier in amtlicher Eigen schaft " Der Graf sah ihn fragend an. Ich hätte die Sache ja durch einen Polizeibeamten untersuchen lassen kön nen, aber die Rückficht aus Ihre Stel lung bei uns und auch mein freund, schaftliches Empfinden für Sie veran laßt mich, selbst zu kommen." Der Graf verneigte sich leicht. Sie haben zu befehlen, Herr Landrath," sagte er einfach. Nun denn es gehen höchst seltsame Gerüchte über dieses Haus um es soll ein Geheimniß enthalten" Bitte, sprechen Sie weiter." Ein Geheimniß also und zwar in der Hauskapelle." Ach so! Ich glaube ja nicht an das Ge rücht. aber meine Beamtenpflicht ist es, ihm näher auf den Grund zu gehen " Sie sind vollkommen im Recht. Herr Landrath. Meine Kapelle birgt rn der That ein Geyelmniß. Wie. Herr Graf?" Doch, nur für die große Menge. nicht für Sie und noch andere, die ich für urthellsfähig halte. Ich bitte, mir zu folgen. Der Graf geleitete seinen Gast in die Kapelle. Heller Sonnenschein fiel durch die hohen, buntfarbigen Fenster und umspielte den prachtvollen Altar, vor dem ein Lehnftuhl in rothem Sammet stand. Der Graf lud den Landrath ein. Nch daraus nieoerzusetzen und drückte dann auf einen an der einen Schmalseite deS Altars verborgenen Knopf Langsam und geräuschlos schob die geschnitzte Front des Altars sich nach rechts und links auseinander hinter einer starken Glaswand sah man auf weißseidenen Kissen die Leiche einer schönen Frau. Das Antlitz war unent stellt tiefster Friede lag darauf. Im Lichte deS Tages schimmerte das goldige Haar. Der Landrath war aufgesprungen Er sah den Grafen fragend an. Die Sache lft sehr einfach," sagte dieser ernst. Tie hier für immer schläft, war meine rechtmäßige Gattin. Sie gehörte nur kurze Zeit der Kunst an und wollte ihr noch ihr ganzes Leben lang angehören als reine, hohe Pnesterrn. Da lernten wir uns ken, nen und lieben ich begehrte sie zur Frau und widerstrebend nahm fte Ab schied von ihren Kunstidealen und wurde mein Das geschah in Paris. wohin wir uns begeben hatten, als meine Verwandten mir dort mit guten Rathschlägen" lästig wurden. Iah, lang zogen wir dann durch die Welt uns gefiel das sorgenlose Wandern. An ihrer Seite wurde ich ein besserer Mensch. Wir waren zuletzt nach Nord Amerika gegangen und wollten über Portugal nach Teutschland zurück. Auf der Rückfahrt erkrankte meine Frau. Wir befanden uns in der Nähe von Madeira und machten nothgedrungen dort Rast. Das Leiden verschlimmerte , r,M ki, siibl da! Ende naben. Ti rief sie mich eines Abend an ihr Lager und nahm mir das V'rspreSi tib, ihre Leiche niit nach Deutschland iiüii.f. zunehmen und sie auf der Insel im n zu begraben, wo wir zuerst itisummen glücklich waren. Tann, meinte sie, werde sie mir wenigstens noch im Jode nahe fein Ich habe der Sterbenden das V,r forschen gegeben und es so erfüllt, nne mein Herz eS mir gebot. Aus dem Zimmer. daS meine Gattin hier einst bewohnt hat. ist. wie Sie seilen, eine Kapelle geworden, der Altar ist der Sarg Hier weile ich oft im 91:iMnf ihrer mir unvergeßlichen Züge ! halte Zwiesprache mit ihrem Sch,i?l. Mancher mag daS ja etrv soiidcrd.n oder schrullenhaft finden cS giebl in deß auch noch in unserer realistischen Zeit einen KultuS deS Herzens. Habe ich damit irgend ein Unrecht begangen? Kann man mich bindern, auf meinem Grund und Boden ein Mausoleum zu errichten? Gefahren entstehen daraus für niemand die Leiche meiner Gattin ist durch Einbalsamirung unverweslich. Bedarf eS aber bei der Eigenart der Umstände einer behördlichen Erlaub niß, so bin ich gern bereit, sie nachzu. suchen." Der Laudrath hatte ergriffen die Erzählung deS Grafen mit angehört. Jetzt drückte er ihm kräftig die Hand. Machen Sie fich darüber keine Sor gen." sagte er. waS etwa erforderlich sein sollte, wird durch mich bewirkt werden." Ich dank,, Ihnen von Herzen." er widerte der Graf. Wenigstens gönnen Sie mir die TodteV bis ich selbst todt sein werde. Dann so2 man sie und mich ich habe eS bereiij. testamen tarisch verfügt drüben am Xäntst in der Gruft meiner Väter gknlesnsambc statten." Der verkannte Tiger. Ein schauerliches Abenteuer erlebte vor weniacn Taaen ein iunaer ran- zose Namens Leroux. Er hatte den Abend bei einem Freunde in der Rue Lantonnet in Paris angenehm ver bracht und kehrte erst gegen zwei Uhr Morgens nach Hause zurück. In der Rue Bochard-dc.Saron, nahe beim Boulevard Rockebouart. bemerkte er dicht vor sich einen großen Vierfüßler, der mit der Schnauze in einem Müll ,.4. .i.!... o.j. (.:::... t..j.i. iuicn nuiy entmistn ccu(iuicu iuyitr. ..Welche vracbtvollk hänifA Dnnn?!" murmelte M. Leroux vor sich hin. Nie habe ich ein Exemplar von der Größe aeseben!" Und im Aorüberoeben konnte er sich nicht enthalten, dem herrlichen Thier einen sreundschastllchen laps zu geben, der jedoch keine Beachtung fand. Ter vermeintlicke fmnd war , fpftr in seine angenehme Beschäftigung vertieft. aum yaire der Mann einige Schritte weiter gethan, als er vier Männer im Schatten der Däuser mit der Narfft eines Apachen auf dem Kriegspfade ent lang schleichen sah. Durch daS Beneh men der Leute in Unrube verkekt und auf das Schlimmste gesaßt, bereitete sich M. Leroux zur Vertheidigung vor. Zu seiner Ucberraschung aber machten ihm die Männer allerlei sonderbare Zeichen, und als sie ihm nahe genug waren, flüsterten sie ihm zu: Still, machen Sie kein Geräusch!" Da ist er ,a! Und das mysteriöse Vierblatt streckte vier Arme aus, um auf den Unratbkastcn m deuten, in dem da k. wunderte Tbier noch Immer ifri wühlte. Einer der Männer schritt nun mir grosjicr Vorsicht fo nahe wie mög- lich heran und warf dem vierbeinigen Naturforscher" geschickt ein Netz über den Kopf. Das Thier, das sich in den Maschen verwickelt fand, stieß ein furcht bares Geheul aus. Es mar ?in srin der aus einer am Boulevard Rochehou au vor urzem elablirten Menagerie entwichen war. Einen Augenblick später war der Ausreißer gebunden und wurde von den vier Wärtern tnrimmna. tirt. Leroux aber denkt noch mit Ent setzen daran, wie verhängnitzvoll die Liebkosung, die er der dänischen Dogge" erwiesen, für ihn hätte werden tonnen. Roch ine rurr'Akdote. ?tn dr (Krnior ka (...:n.i ov 7r rl r uctityiei Dr. Ernst ?i-s?n nn 5ks..., Z ai i rn UHC'"JC UOn mninn Grinsn., ftv: s. n. ' " v,"u"' uimiuno groe. der Freund und begeisterte Interpret iHMn?toj7Ä litt o": i t r ir,T V1 ""geni ocs Neuen Philharmonischen Orchesters in Wien) hatte dem Miff?r k. a v.....,u un vtüUlCN, lbm einen ff l n n I r . . .. ...L .-, ..... . - -.v-.uojuu UU9 einer seiner Symphonien zu liefern. 1 flA UM V.C Oj. n. . wvi i uuu, uuS .curoe lerne Zeit ge babt batte. si x6 ; .v ra v J r ' '. " uiiucrer Aund vorlag. kurz eS vergingen Wochen. Monate, weder Löwe, noch der Klavier-Auszug kam. Bruckner wüthete: Löwe, der diesen Zustand gut kannte, hatte ihm nun eines TageS eine Mit tbeiluna I flhrfinX .t i. r-,. z i urlruuie nen ab nicht, selbst Hinzugehen. So schickte er denn seine beiden Schwe- v. m. j. , . J . " V" "uuiriazi und hielt fich. büblcki in Lns T; rv c.n...; 7. Z o." ii ' 'V luyrien den Aufkag aus und betraten das. Zimmer Bruckner'S, als dieser gerade am Schreibtlsch saß. Er drehte sich um nahm die Botschaft entgegen nnd taate dann tan inhont , L cv . " vuuiuiiiciie und Ingrimm zugleich . anbringeil wollte: 0 ..Liebe ftränfpinat wra r ",;. " j u in c n He Achtung vor Ihnen. Als S ch w e ft v hfi; i f Ul i Wer sich langweilt. U'innnU . , . r-i v wivu Andere.