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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 29, 1900)
Per Regenschirm. i'on i. laß. I!?r av,.t r Vluls Wenuann." Jbre Beschäftigung k" Jh bin (Sioilini;en.tii." Sie wohnen?" Stints Hill. Strenthtm," 1t)iaU Hull. Sireutljjui," wieder hol ik langsam der Polnci-flommissa rius. als er all' diese Einzelheiten in ein dickes Buch eintrug. Nun Sie wissen, weffen man Sie beschuldigt. Sie sollen dieses Herrn Schirm gesteh lkn haben. Haben Sie noch etwas zu. zufügen zu dem. was Sie schon ge sagt?" Nichts." antwortete ich. Ich kann nur wiederholen, daß es ein voll stündiger Irrthum meinerseits ge Wesen." .Natürlich." war die sarkastische Er widerung. .Sie werden Gelegenheit haben, das morgen zu beweisen. Sie sind durchaus nicht der erste, mit dem wir hier zu thun gehabt, der irrthüm lich anderer Leute Eigenthum für das seinige gehalten. Führt ihn ab." Und ich wurde nach einer Gefängnißzclle ge bracht. Folgendes waren die Umstände, die mich in diese Klemme brachten. Mein Freund Otto Ewald und ich waren als I Ingenieure bei einem Elsendahnvau meister beschäftigt, dessen Büreau sich in No. 35 Victoria Street befand. Wir waren seit unserer Kindheit mit einander befreundet gewesen, hatten auf derselben Schulbank gesessen, die gleiche Earricre ergriffen und waren schließlich gemeinschaftlich noch London gegangen, als sich uns in dem vorer wühntcn Büreau geeignete und gutde soldete Stellen geboten. In demselben Departement mit unZ befanden sich noch fünf andere junge Leute, und da Pläne zeichnen und Berechnungen machen, trotzdem man sich sehr dafür interessiren mag, nichts besonders Erheiterndes ist. so war es kein Wunder, daß wir uns auf andere Weise zu amüsiren suchten. Der größte Dandy unseres Zimmers, nein des ganzen HauseS, war unstreitig Otto, und er wurde natürlich nicht wenig damit geneckt. Er war der beste, harmloseste Junge von der Welt, hatte indetz die Schwäche, für einen Elegant gelten zu wollen. Er kleidete sich auf'S Feinste, und um den Eindruck noch zu vergrößern, den er hervorzubringen sich bemühte, trug er immer, gleichviel, ob das Wetter sonnig oder trübe, einen Regenschirm mit sich herum, welcher nicht größer war als der Entoutcas einer Dame. Nach dem Griff zur urtheilen, der aus einem in Gold ge faßten Onyr bestand, mußte ihm der selbe eine Menge Geld gekostet haben. Wir versuchten nun alles Mögliche und Unmögliche, uns in den Besitz die ses Schirmes zu setzen, aber umsonst; Otto wachte sorgsam über seinen Schatz. Wenn es uns gelungen wäre, ihn zu erlangen, so hätte er sofört einen her vorragenden Platz in der Gesellschaft eingenommen, wie als Schutz für die alte Apfelfrau an der Ecke oder der gleichen, aber wie gesagt, alle Versuche, ihn in die Hände zu bekommen, schlu- gen fehl. Ich war mehr als die anderen darauf aus gewesen, mich des Schirmes zu bemächtigen und als man mich schließlich selbst damit neckte, wurde ich ärgerlich und ging eine Wctte ein. daß ich mich den nächsten Morgen, komme was mag. als der stolze Besitzer von Otto Emald's Regenschirm im Büreau Präsentiren würde. An dem betreffenden Tage waren wir alle zu einer früheren Stunde frei als gewöhnlich, da es wenig zu thun gab. Mein Freund Otto hatte uns mitgetheilt, daß er, nach seiner Ge wohnhcit. sich nach dem Hyde Park begeben würde, um sich, seine Eleganz und seinen Regenschirm der staunen den Welt zu zeigen. Ich beschloß, ihm dahin zu folgen. Da ich aber, um nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen, eine Weile verstreichen lassen wollte. be nutzte ich die Zwischenzeit, um mich für das wichtige Unternehmen zu stärken; sinden mußte ich ihn leicht im Park, da er stets die eine besuchteste Allee, Ladies Mile. aufzusuchen pflegte. Ich begab mich also nach dem Strand, um in meinem gewohnten Restaurant eine Erfrischung zu mir zu nehmen, als ich plötzlich. Otto Ewald bemerkte, der vor einem Schaufenster stand und sich die Photographien in demselben betrachtete. Nach seinen eige. nen Angaben hätte er eine halbe Meile entfernt in Hyde-Park sein müssen: aber da stand er. ganz vertieft in den Anblick der Photographie irgend einer Schauspielerin oder Modeschönheit. Er war aber so zwischen anderen Be schauern eingeklemmt, daß ich ihm nicht nahe genug kommen konnte, um ihn anzusprechen oder sein Gesicht zu sehen. Ich erkannte ihn jedoch an der Figur, an dem elegant geschnittenen Rock, dem keck aufgesetzten Hut und hauptsächlich an dem Regenschirm. Er hielt die Hände auf dem Rücken und in einer derselben den kostbaren, von ihm unzertrennlichen Gegenstand. Ich be schloß, ihm den Schirm aus der Hand zu nehmen und davonzulaufen, sicher, daß er mich nicht verfolgen würde, da er ja wohl wußte, sobald er mich er kannte, daß er sein Eigenthum späte ftens am nächsten Tage wiederbekomme. Im schlimmsten Falle würde er ein wenig böse auf mich sein; aber das hielt dci Otto Ewald nie lange an. Gedacht, gethan. Auf dem Trottoir erspähte ich einen Strohhalm, der sich für meinen Zweck vortrefflich eignete. Ich hob ihn auf und kitzclte Ottos a tes Odr damit. Der Erfola war der aewünsch!e. Wabischeinlich in den, Glauben, daß eine Fliege ihn belästige. erhob er die Hand, das lästige Insekt ad zuwcbren. labet wollte er den Schirm von der rechten Hand in die linke neh men. Diesen Augenblick benutzte ich Ehe die Finger der linken Hand sich darüb.-r schließen konnten, hatte ich den Schirm.ergriffen und rannte im tollsten Galopp davon. Eine plötzliche Bewegung entstand hinter mir. eine Bewegung, die bald zum Lärm anschwoll; ich achtete jedoch nur ssmcit darauf, daß ich mich halb umwendete, um Ewald sehen zu las sen. wer ich war und mit meinem oder vielmehr seinem Regenschirm in der Luft herumzufuchteln. Ader der Lärm ließ nicht nuch. im Gegentheil, ich hörte jetzt deutlich die Worte: .Haltet den Dieb", doch rannte ich immer weiter. An der Ecke einer Straße ich weiß nicht welcher, da ich meinen wilden Lauf ohne bestimmte Richtung fortge setzt wurde ich plötzlich durch einen eisernen Griff am Arm zum Stehen gebracht. Mich umwendend sah ich. baß ich mich in der Gewalt eines Poli zeibeamten befand. Wie gewöhnlich in solchen Fällen hatte sich in kürzester Zeit ein: dichte Menschenmenge versammelt, die mich mit Neugierde betrachtete, mit Vorwür sen überhäufte und sich auf meine Kosten in witzigen Bemerkungen erging. Ich ertrug all das mit Geduld, wenn auch nicht sehr gut gelaunt, da ich überzeugt war. daß mit dem Erscheinen Otto Ewald's ich meine Quälgeister los fein würde. Bald gab auch die Menge Raum für den Besitzer des ge stohlenen Gegenstandes, der außer Athem angelaufen kam; und man kann sich mein Entsetzen denken, als ich fand, daß- mir ein vollkommen Fremder gegenüberstand! Alle meine Unschuldsbetheuerungen halfen mir nun natürlich nichts und die Eingangs erwähnte Szene war die direkte Folge. Die Thüre der Zelle schloß sich hinter mir und ich war ein Gefangener. Anfangs konnte ich nichts unter- scheiden, so groß war das Dunkel, ob gleich es draußen noch Heller lichter Tag war; aber nach und nach bemerkte ich, daß ich mich in einem engen gewölbten Raume befand. Die eiserne Thüre dieses entzückenden Gemaches war von ehrfurchtgebietender Dicke, in deren Mitte sich ungefähr fünf Fuß über der Diele ein Gitter befand mit runden Löchern, durch welche ich in den Korri dor blicken konnte, wenn ich mein Ge sicht dagegen preßte. Aber das Ein zige, was ich sah, war ein gegenüber liegendes Fenster, das von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchtet wurde. Es war. wie man zugeben muß. kein sehr erheiternder Aufenthalt. Eine Maus in der Falle war ein König, mit mir verglichen. Dann begann ich ernsthaft über meine Situation nachzudenken. Daß ich ein Verbrechen begangen, war nicht im geringsten zu bezweifeln, obgleich ich keine verbrecherische Absicht dabei ge habt. Würde aber der Richter meiner Erklärung Glauben schenken? Mein Benehmen und Aussehen war nicht das eines Taschendiebes. Aber waren nicht die Londoner Langfinger dafür be sannt, die ausgezeichnetsten Schau spieler der Welt zu sein, die es der standen, mit größter Vollendung jede Rolle zu spielen und jeden Charakter anzunehmen. Meine einzige Hoffnung beruhte auf Ewald; er würde vielleicht im Stande sein, die Sache aufzu. klären, denn ich hätte beinahe schwören können, daß der Regenschirm, den ich genommen, der wohlbekannte, ihm ge hörige gewesen. Ich hatte Boten an ihn. meinen Chef und meine anderen Freunde gesandt; das Einzige, was ich also thun konnte, war, geduldig bis zum Morgen zu warten. Ich will keine genaue Beschreibung dieser Entsetzensnacht geben, denn da war sie für mich, der bis dahin nie eine Stunde seiner Freiheit beraubt gewesen; wie die Monotonie der lan gen, langen Stunden nur von Zeit zu Zeit durch das Erscheinen eines be helmten Kopfes am Gitter unterbro chen wurde, der sich erkundigte, ob alles in Ordnung sei, wie um vier Uhr Morgens zwei Mitgefangene in Gestalt eines betrunkenen Gassenkehrers und eines obdachlosen Strolches in die Zelle gestoßen, wie am Morgen alle Räume geleert und wir mit schmerzenden Glie dem, ungewaschen und ungekämmt in einem melancholischen Aufzug durch die Straßen nach einem benachbarten Poli zcigericht geführt wurden. Bei dem Rufe Adolf Reimann' marschirten wir, ich und der mir zu gehörige Schutzmann, in das Gerichts zimmer. Der Schließer, ein großer, starker, kahler Mann in einer Uniform mit vergoldeten Knöpfen, führte mit auf die Anklagebank. Im selben Augenblick erschien auch der Bestoh lene und wurde vereidigt. Er war eir, unangenehmer Mann von vielleich' fünfundvierzig Jahren und von vorn gesehen Otto Ewald nicht ähnlicher, als ich dem Großen Kurfürsten auf der langen Brücke in Berlin. In wenigen, ruhigen, gutgewählten Worten beschrieb er den ganzen Vor gang. Nachdem er geendigt, wurde mir mitgetheilt, daß ich irgend welche Fragen, die ich für richtig erachtete, an ihn stellen könnte. Ich lehnte eö ab. Nachdem noch der Poliieibeamte. der mich arrctirt, die Wahrheit der Aus sage bezeugt, fragte mich der Richter ei freundlich aussehender alter Herr Nun. mein Freund, waS hüben Sie dazu zu bemerken f. Als Antwort gab ich dieselbe ein fache und ungeschminkte Erklärung. die ich schon aus der Polizeiwache ge macht. DaS hört lich ganz gut an. aber haben Sie irgend einen Leumund- zeugen?" Ja. Herrn Otto Ewald." Rufen Sie Otto Ewald." Tann hörte ich den Namen draußen durch den Korridor rufen, aber leint Antwort und ich fühlte mein Herz sin kcn! Sollte er nicht gekommen fein? Aber nach wenigen Minuten banger Erwartung kehrte der Beamte zurück. zu meiner größten Freude gefolgt von Ewald. Der gute Junge sah so be trübt aus, mich in solch einer Klemme zu finden, daß ich überzeugt bin. er würde ein Dutzend Regenschirme dar- um gegeben haben, mich heraukiu ziehen. Ich bemerkte, daß. sowie er in's Zimmer trat, mein Ankläger die Farbe wechselte, und daß Otto, während er vereidigt wurde, die linke Hand auf dem Rücken hielt. Ohne daß ich selbst wußte warum, flößten mir diese beiden unwichtigen Umstände neuen Muth ein. Wenn," antwortete Otto, stehlen heißt, den Besitzer seines Eigenthums berauben, so ist es unmöglich, daß der Angeklagte den Tiebstahl begangen. Unmöglich! Warum?" .Weil dieser Regenschirm mir zuerst gestohlen worden und folglich mein Eigenthum ist." .Das ist eine schändliche Unwahr heit!" schrie mein Ankläger. .Wirklich?" antwortete Ewald. Dieser Mensch brauchte wahrhaftig nicht so entsetzt zu thun, dann das ist alles, was er mir als Ersatz zurückge- la icn im .Cigarren Tivan". wandte er sich nun direkt an ihn. Bei diesen Worten brachte er. unter lautem Gelächter der Anwesenden, das was er bis jetzt hinter seinem Rücken verborgen gehalten, nämlich einen alten Regenschirm mit einer hölzernen Krücke, der so wenig mit dem Wun- derwerk mit dem goldgefaßten Onyx- griff zu verwechseln war, wie eine Reisemütze mit einem Garde du Corps Helm. Ein letzter Versuch des angeblich Be stohlenen, die ganze Sache für eine un verschämte Erfindung hinzustellen, wurde von Otto dadurch abgeschlagen, daß er einen der Polizeibeamten bat, die Initialen auf den Griff betrachten zu wollen. Das war entscheidend. Die des Fremden war K. B.. und er hatte wahrscheinlich keine Zeit gehabt heraus zufinden. daß in den Onyx ganz klein die Anfangsbuchstaben von meines Freundes Namen O. E. hineingcschnit ten waren. Selbstverständlich wurde ich sofort entlassen und mir noch die Versicherung geben, daß ich rein wie ein frischgewaschener Waisenknabe aus der Sache hervorgegangen. Was Otto anbetrifft, so floß er vor Dankbarkeit über, denn er erklärte mit Thränen in den Augen, daß er nur durch mich wieder in den Besitz seines verlorenen Schatzes gelangt. Er be stand darauf die Wette zu bezahlen, die ich verloren und regalirte uns am Abend mit einem splendiden Souper. Mein erster Patient. Bon C. Lhatelain. Antorisirle Uebersetzung von A. Fr i ed h eim. Im Kollegcnkreis saßen wir zusam men, plauderten über Dieses und Jenes, und plötzlich hieß es: Doctorchen, ge stehen Sie 'mal. wer Ihr erster Patient war. und wie viel derselbe Ihnen ein gebracht hat?" Mein erstes Honorar?" entgegnete ich und lachte. Es ist zwar schon eine ganze Reihe von Jahren her, aber es ist mir noch Alles lebhaft in der Er innerung. und ich will 'Ihnen gern darüber berichten." Meitt erster Patient war Frau Dubi, ' die Lumpensammlerin des Städtchens, und Allen unter dem Namen Mutter Dubi" bekannt. Tag für Tag zog Mutter Dubi" mit einem Handkarren durch die Straßen, und wenn sie eine Fuhre voll Lumpen, Knochen und altem Papier zusammen hatte, so verkaufte sie die Ladung an einen Großhändler, Die Alte war hüftenlahm, sehr häßlich, und um ihre Häßlichkeit noch abschreckender zu machen, hatte sie ein Auge verloren und trug über der lerren Augenhöhle eine schwarze Klappe. Der Mund war zahnlos, einzelne graugelbe Haarfträh nen hingen ihr beständig in das gelbe Gesicht, kurz und gut, es war ein altes, entsetzliches Weib. Das Alter an und für sich will nichts sagen; ich kenne siebzigjährige Frauen, die angenehmer anzusehen sind, wie viele junge. Aber die Unord nuna! Der Schmutz! Ach. Freunde. . . . es läßt sich nicht beschreiben, wie Tlut--ter Dubi aussah. Sie lebte allein, hatte keine Verwandten. Ihre Woh nung war ein Keller, eine Art Höhle, deren Eingangsthür stets ängstlich ge schlössen war, denn Mutter Dubi furch tete die frische Luft, weil sie an Rheu matismus litt. In dem Kellerranm schlief sie, sortirte ihre Lumpen und kochte auf einer Petroleumlampe ihre Mahlzeiten. Unglaublicher Dunst be nahm Einem den Athem, wenn man in den Keller hinabstieg; vergebens war da! Suchen nach einem sauberen Fleck' chen. um den Hut au der Hand zu legen. Und so im Halddunkel ge sehen, mach:e die Alte auf ihren Lum pen den Eindruck einer dosen Hcre. Die den Eingang zu ihrer Höhle be wacht. Man konnte sich nichts Acrmlichcre vorstellen, und doch hieß ti in der Nachbarschaft, daß sie reich sei. Seit über vierzig Jahren betrieb sie ihren Lumpenhandcl. ohne sich je das Ge ringfte zu gewähren. Schwacher Kaffee. altlS Brod und dann und wann etwas verwelktes Gemüse, waS Andere nicht mehr wollten, das war ihre Nahrung. In ihrem trohsack. der seit sie ihn besaß nicht gelüstet worden, sollte sie. wie es ylttz, ein grove vermögen in vaai uno meyrere sparlai enoucher versteckt haben. Dabei jammerte Mut ter Dubi aber irniinr über das elende Dasein und nahm mit freudigem Grin sen einen Teller Suppe, wenn er ihr auf ihren Gängen hier und da ange boten wurde. Mutter Dubi nun war mein erster Patient, als ich. ein noch recht junger Arzt, in B. die Pras übernahm Mein Vorgänger war dort alt und grau geworden, wollte sich zur Ruhe letzen, und beim Abschied sagte er mir: Lieber jnnger College, wenn Sie einen Rath von mir annehmen wollen, so seien Sie sanft mit den Kindern und geduldig mit den alten Frauen: das sind zwei wichtige Verhaltunasmaß regeln, die ich Ihnen geben kann. Das Lächeln der Kleinen gewinnt Ihnen die Herzen der Mütter, und wenn eine alte verdrießliche Frau lobend von Ihnen spricht, so trögt das mehr zu Ihrem Rufe bei. als alle Tiplome der Welt." An der Hausthür neben der Klingel ließ ich ein prachtvolles, neues Doctor- Schild anbringen. Ich prüfte meine Instrumente und wartete auf den ersten Patienten. Meine Geduld sollte auch auf keine zu lange Probe gestellt werden, denn gleich am ersten Abend gegen neun Uhr reißt es heftig an mei ner Klingel. Eine erregte Stimme fragt hustig nach dem Arzt Gleich.. .. ein Unfall bei Mutter Dubi.. ..' aber rasch bitte, sie stirbt sonst...." Die Dämmerung hatte die Alte beim Sortiren ihrer Lumpen überrascht. Sie hatte die Lampe angezündet und dann gierig in ihren Schätzen weiter gewühlt. Die Ernte war an dem Tage gut gewesen, und vergnügt hatte das alte Weib wohl eine unvorsichtige Be wegung gemacht und dabei die Lampe umgestoßen. Das brennende Petroleum hatte ihre Röcke ergriffen, und bei ih- rein ent kklichen vülfeoeschrei waren die Nachbarn herbeigeeilt. Es war ihnen auch gelungen, das Feuer zu er sticken, aber die Beine der Frau waren fast bis an die Kniee entsetzlich der brannt. Ich hatte schon viel im Leben ge ehen, viele elende Räume, viele Betten ohne Laken und Fußböden fast ohne Dielen, aber so etwas, wie bei Mutter Dubi, doch noch nicht Doch genug davon. Die Alte auf ihrem Lager litt ent ctzliche Schmerzen. Drei Nachbarin- nen umstanden sie, und jede schlug ir gend ein anderes Mittel vor und ver- uchte dabei unbemerkt von den Anwe- senden den Strohsack zu betasten. Nicht etwa, um zu stehlen, nein, es waren anstündige Frauen; aber sie hätten doch gern gewußt, ob wirklich das Geld im Stroh versteckt fei. Die Brandwunden waren sehr chwer, so schwer, wie sie überhaupt nur sem konnten Ich will nicht auf die Einzelheiten eingehen. Zwei Monate hindurch ging ich jeden Mor- gen zu der armen Frau und verband die Wunden. Die Ermahnungen meines College waren mir noch frisch im Gedächtniß, und die Kranke, welche ihre Leiden übrigens mit wirklichem Heroismus er trug, war mit ihrem jungen Arzt sehr zufrieden und sagte das Jedem, der e hören wollte. Ja, sie sagte so viel des Guten von mir, daß eine alte Ver- wandte, die gleich nach dem Unfall auf getaucht war kein Mensch mußte wo- her fast eifersüchtig auf mich wurde. obgleich sie doch, wie sie erklärte, nur aus reinem Mitleid bei der Cousine Dubi blieb. Ganz langsam singen die Wunden an zu heilen, aber allmählich sanken die Geisteskräfte von Mutter Dubi. Sie begann Unsinn zu sprechen, hielt ihre Cousine für ihre Mutter, verwechselte die Tage und Namen. Manchmal war sie sehr aufgeregt, glaubte Diebe zu hören, die unter ihrem Bett versteckt waren, oder sah Menschen, die in den Ecken des Kellers herumsuchten. Dann rief sie um Hilfe und warf aus dem einzigen Auge einen unsagbaren Blick des Schreckens und der Angst auf mich. Wenn ich ihr dann gut zusprach, wurde sie wieder ruhig., und dankbar sah sie mich an. Wie gut Sie mit mir sind, zu einem alten Weib, wie ich es bin! Ach. das oergeffe ich Ihnen nie. Herr Doctor. davon können Sie überzeugt sein!" Bei solchen und ähnlichcnReden wurde die Verwandte immer sehr verdrießlich und sagte dann wohl: Cousine. Ihr sprecht zu viel, das strengt Euch an." So waren neun Wochen vergangen, da mußte ich als Reserve-Offizier in's Manöver. Ein junger Arzt übernahm während der Zeit meine Vertretung, und am Tage meiner Abreise stellte ich ihn in aller Form bei meinen Patien- t.'N vor. Als wir zur Mutier Dubi hinabstiegen, halte r.e gerade einen kla ren Moment und sah ganz freundlich aus. to:rut ein solches taucht über haupt fieunolick) a,ii,hen konnte. Te Anblick eines Fremden schien sie jedock, sehr zu erregn, mmerhiu lötte sie meine kleine Rede a!er ganz ruhig an und dann, als ich fertig, da verzerrten sich ihre Züge mit einem Male, und sie schrie fast: So, also Du verbrennst mir die Beine, damit ich Dir verrathen soll, wo ch mein Geb hake! Dieb? Räuber! T haft Tu mein Geld'" Und dabei fuhr sie wie ein Pseil auf ihrem Lager in d, Höhe und schlug mir. noch ehe wir über Haupt wußten, wie cS möglich war. mit der Hand in S Gesicht . Als ich vom Manöver zurück kam, war Mutter Dubi todt und an Gcmeiiideunkoslen begrabe. In ihrem -trohsack hatte man 0 Mark 3. Pfg sowie einen kleinen u fernen vonel ge funden, den ihr Wirth mit Beschlag belegt hatte So. meine Herren, nun wissen Sie die Geschichte meines ersten Patienten und was mir der Anfang meiner Praxi eingebracht hat." falsch verstanden. Ein Geschichtchen von einem dumm schlauen Reservisten wird aus Aurillac im französischen Departement Caiital (Auvergne) berichtet. In der Mühle zu Apayon erschienen kürzlich zwei Gendarmen, um von dein Besitzer AuS lunft über den Verbleid seines lang jährigen Mühlcilknappen Louis Sou deyron zu erlangen. Ten haben Sie nicht weit zu suchen," war die Entgeg nung des Müllers, der ist augenblick lich mit dem Sieden des MehlcS be fchüftigt. Kann ich erfahren. waS Sie mit dem Manne zu verhandeln haben?" Die Militärbehörde läßt ihn wegen Fahnenflucht verfolgen." lautete der kurz angebundene Bescheid, denn von den 23 Tagen, für die er nach Aurillac zur Uebung einberufen war, hat er nur drei abgemacht und ist dann spurlos verschwunden." Mir hat er doch er klart, er sei nach Hause geschickt wov den." brummte der Müller in den Bart, als er sich aufmachte, den Deser teur" herbeizuschaffen. Von den beiden Brigadier? zur Rede gestellt, blieb Louis Soubeyron auch jetzt hartnäckig bei seiner Behauptung, ihm sei in der Garnison bedeutet worden, er soll machen, daß er fortkomme. Den fort während seine Unschuld betheuernden Ausreißer in ihrer Mitte, langten die Brigadiers am Abende zu Aurillac in ihrer Käsern an. wo sich zur allqemei nen Erheiterung das Räthsel auf fol gende Weise löste: In dcr Jnstruktions stunde hatte der Offizier du jour, als er über die unglaubliche Beschränktheit des Reservemannes außer Fassung ge rieth, diesem ärgerlich zugerufen: Scher Er sich nach Hause, wenn Er doch nichts begreifen kann!" Der diesen Befehl wörtlich nehmende Soubeyron hatte nicht seine Mannschaftsstube, son dcrn die heimathliche Mühle unter nach Hause" verstanden und wur mit flugS geschnürtem Bündel ohne Aufent halt nach Apahon in seine Mühle w- rückgekehrt. Galgenhumor. In den noch unbebauten Bezirken der westlichen Vororte Berlins wurde das Gras gemäht. Dies benutzten viele zvoachiose, um sich des Nachts ein war mes und welches Lager zu errichten. seitens der Polizeibehörden werden nun öfters streife veranlaßt, um ffft zustellen, ob sich unter diesen Obdach iv,en eure oennoen. welche einen Grund haben, sich verborgen zu halten So waren auch wie ein Leser der Tägl. Rundschau" erzählt an einer der letzten Nächte mehrere Schöneberger Schutzleute auf einer solchen Streife be- griffen ; sie fanden auch bald einen Heu schober, in den sich augenscheinlich meh rere Personen verkrochen hatten. Auf Geheiß der Beamten kamen auch bald ein Mann und eine Frau hervorae krochen. In dem Mann wurde von den Beamten sofort ein alter harmloser Mensch erkanni, der sich fern Brod durch cyeerenschlcisen verdient. Dett ls meine Frau," sagte der Alte, auf die Frau deutend, zu den Schutzleuten Als bald darauf noch eine zweite weibliche Person hervorkam, sagte einer der Schutzleute dumonftisch jovial: Na. das ist wohl Ihre zweite Frau, was ?" Nee, Herr Wachtmeister," sprach darauf ruhig der alte Scheerenfchleifer, det is 'ne Kusine von meiner Ollen, die lernt bei uns die Wirthschaften un dct Kochen." Umschrieben. Wie ich neulich Abends spät nach Haus' komm', krieg' ich auf der Haus flur eine fürchterliche Ohrfeige!" Und was sagtest Du?" Guten Abend. Weiberl!" Benifsentrüstung. A (dem Untergang der Sonne zu sehend): Ein herrliches Schauspiel, nicht wahr!" B (Schauspieler, entrüstet): Ja, und kein Mensch klatscht!" Hat das Weib ein Radel, verrosten Nähmaschin und Nadel. Es giebt Leute, die ihre eigene Ar. sicht bekämpfen, wenn sie ein anderer ausspricht. Rett ermuldigend. Dickit-r: Haben Sie für meinen Dreiakter Verwend'ina?" Zheatrrdire!?or: Bor Allem niesen 2it daraus einen Einakter und lassen Sie diesen anScrso auffuhren!" Avch ein Kummer. Gatte: Ich begreife nickt, liebe Kind, was dich an meiner Liebe zwei feln laßt!" Gattin: Ja weißt Du. theurer Heinrich, ich merke schon lange. Tu bist gar nicht mehr so eifersüchtig wie früher." Linfach, Hör' 'mal. könnte jetzt kolossal reiche Tame beirathen!" ..greisen! i Ist nur leider Französin, und ich will eine Deutsche!" Pah? Kannst Tir das Geld ja i Mark umivcchselil laffcn!" Zweifln Ansichten. Onkel (sehr reich, zu seinem etwaS leichtsinnigen Neffen): Nun bitte ich um einigen Ernst. Herr Neve! In Geldsachen hört dci mir die Gemüthlich kcit auf!" Neffe: Schau', lieber Onkel, und ich kann mir gar keine Gemüthlichkeit ohne Geld denken!" Sämell fertig. Kein Scherz. Fräulein Irma, aus Liede zu mir fino bereits zwei Mädchen wahnfinnig geworden und Sie soll ten mich wirklich nicht lieben können?" Nein. Herr Leutnant!" Also schon drittes wahnsinniges Mädchen!" verfehlte Phrase. TaS ist geradezu ein schäbiges Paar Hosen für einen Mann in Ihrer Stcl lung!" Mag sein; doch Kleider machen nicht den Mann! Was thut'S, wenn meine Hose schäbig und abgetragen ist? Ein warmes Herz schlägt darunter, mein Bester!" Unzufrieden. Inspektor: Wollte mir erlauben. Sie darauf aufmerksam zu machen. daß Ihre Versicherung abläuft, und Sie zur Erneuerung auffordern!" Bauer: Schilt mir leid! Ich bin jetzt schon zehn Jahre bei Ihnen ver sichert, und nix is passirt! da will ich es 'mal bei einem Ander'n ver suchen!" Selbftaefiih!. Herr Leutnant 'scheinen viel Glück bei den Damen zu haben?" Umgekehrt. Gnädigste Damen bei mir!' Gin weiser Dater. (Beim Abschied). . . . . Mein Sohn. wenn Du weißt, was Du willst, und nur das willst, was Du kannst, und kannst, was Du willst dann wirst Du ein ganzer Mann!" Scharfe Kritik. Kritiker (ein Bild betrachtend): Ist es denn wahr, daß Sie Särinae ver auften, ehe Sie Maler wurden?" Maler: Allerdings!" Kritiker: Sagen Sie 'mal. ist denn das Häringsgeschäft so schleckt oe- gangen?!" Doppeldeutige Ablehnung. Herr Dr. Müller ist bei einer Fami lie auf Besuch. Als er sich entfernen will, bemerkt die Hausfrau, daß s draußen regnet. Ach, bleiben Sie noch. Herr Doctor. bis es aufgehört zu regnen. Meine Töchter werden Ihnen inzwischen etwas vorspielen!" O danke so arg regnet's dock nicht!" Zwei Verbrecher. Herr und Frau Professor siken bei Tisch. Sie liest die Zeitung, er korri girt die Aufgaben. Sie: Es ist schauderhaft, was jetzt ür Sachen geschehen!" Er: Ja. es ist wirkliü sckauder- haft!" sie: Da hat Einer nickt weniger als sechs Raubmorde begangen!" isr: und da hat Einer Glaube mit r geschrieben!" Schicksals Tücke. .Denkt Euch nur. Ihr lieben Freunde, was mir. passirt ist! Das Bild, welches von mir für die heutige Verloosung angekauft wurde, habe ich elvst gewonnen! Nun, sehen Herr Kolleaa. so be. wahrheitet sich immer das Sprüchwort: Wer Anvern eine Grube gräbt, fällt elbft hi.iein"!" probates Mittel. Jungvcrheiratheter Ehemann: ..?lck möchte zu gern wissen, was meine Krau über mich denkt!" Alter Herr: Setzen Sie sich mal auf ihren neuen Hut. dann werden Sie's gleich erfahren!" Unterscheidung. Frau (zum Dienstmädchens ..Lina Klatschereien dulde ich keine, aber Neuigkeiten können Sie mir mit. theilen." Vas Schwitzbad. l: So, Dein Rheumatismus ist vollkommen geschwunden?" Kandidat: Ja. ich habe die lebten Tage im Examen gesessen!"