Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 29, 1900, Image 1

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Lincoln. Neb., Donnerstag, 29. November 1900
No. zv.
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i Anslaud-Depescheo.
Die deutsche Fahne weht aus dcr
j lUftei Viauer.
W wall extzeb, sich ff U
fest.
Xnl BftlaKB i Zr ktlkr.
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Deutsch land.
,1 ' Berlin. 27. Nov.
Der aiser S&Ubelm sandte dem
iZKichSta Karten und statistische Zu
fammenfUflungen zu, auS denen daS
Wachsthum der russischen, nglischm.
sraniösische und amerikanischen Flöt
itn, sowie deren Stärke n den östllchen
Gewässern ersichtlich ist. Die Mitglie
der dei Reichstags glauben in dieser
Sendung wen Vorläufer für eine neue
fflottenvermehrungS-Vorlage zu erbli
den.
Allgnnein fiel es auf, daß der frü
her so kampflustige Minister des In
nern v. Vosaoowsky sich während der
vierstündige 12.000 Mark Debatte,
die sich hauptsächlich um ihn dreht., so
schweigsam verhielt. Viele in denAus
fühxungen des Grafen Bülow klcmg
wie ein Nekrolog auf den Staatssekre
tär des Reichsamt des Innern. und
selbst Wohlwollende meinen, daß e sich
nur um eine Galgenfrist handle. Der
nä Oberpräsidentenposten. welcher
frei wird, dürft Herrn v. Posadowsky
scheert sein.
Die .National-Aeitunq- dementirt
heute halbamtlich das Gerücht, daß
Deutschland die Etwerbung der hol'
ländischen Jesnl Curacao in den West
indischen Gewässern im Auge habe.
Berlin. 27. Nov.
Ganz Deutschland ist von dem De
bllt des neuen Reichskanzlt'' förmlich
entzückt und hypnotisirt. Sogar Bebel
zeugt, da Gras Bulow in der De
hatte stets liebenswürdig war. D:r
neue Kanzler hat sich als schlagfert:
ger Debatteur gezeigt, wodurch daSNi,
veau der Verhanolunqen und das In
terksse an denselben, in erfreulicher
Wuse gesteigert wirb. Graf Bülow
vertritt den Standpunkt, dak im Par
kment Alles zu sagen erlaubt ist, wenn
es in der richtigen Form vonebrach:
wirtd. So konnte Bebel stundenlang
die Kaiserreden kritlsiren. ohne unter
drochen zu werden.
Die demokratische .Frankfurter
Äta" bekommt ei schon mit der Angst
Sie sagt: Der Reichstag solle lieh
vorsehen, daj er aus lauter Vergnu
gen über den liebenSwürdigenStaatö
mann diesem nicht zu viel zulieb thue.
Aus der China-Debatte. welche, weil
allen Rednern voller Spielraum gelas
seit war, bis spät in den Abend dau
;tt, ist noch auf Grund der stenogra
Mischen Bericht Einiges nachzutra
s(en. Bebel bezeichnete die Nichteinbe
rufung des Reichstages als inen Ver
fassungsbruch und als eine Ohrfeige
für den Reichstag. Der Kriegsmini
ster v. Gofzler habe bei seiner Verthei
dlgung der öunnen-Rede des Kaisers
auf die Leichtgläubigkeit Derer, die
nickt alle werden", spekulirt. Er. Red
ner, sei der Vertheidiger der Wahrheit.
ÄlLcher. Zuruf .Kühne Behaup
tung".) Er wolle wissen, ob von oben
herab befohlen worden sei. keine Ge
fangenen in China zu machm. Wenn
dieke Frage unbeantwortet bleibe, neh
m er an, das; es befohlen worden sei.
Der Kaiser könne nicht von Fall zu
tJcill beurtheilt werden. Seine ganze
Persönlichkeit müsse in ihrer Eigenart
aufgefaßt werten. Dre Kein Pardon
R habe der Kaiser nicht als Soldat,
sondern als Kaiser gehalten. Drei
Wochen später habe er noch Schlim
ineres gesagt, obgleich er inzwischen
Aeit gehabt hätte, seiner Erregung
Herr zu werden.
Der Kriegsminister sei, fuhr Bebel
fort, doch wohl zu gebildet, um ernst
lich Boxerhaufen. Sozialisten und Mi
lizheer vergleichen zu wollen. Die
Muckerei und Stöckerei gehe jetzt einher
wie in brüllender Löwe. Die gestrige
Aeuherung Stöckr's. dafz die Leute,
welche die Kommunkgreuel verherrlich
lest, .jetzt Humanität in China ver
langten, giebt dem Redner dann Gele
genheit. auf die Geschichte der Kom
mune zu sprechen zu kommen und zu
behaupten. Bismarck habe einmal ge
äußert, die Kommune haben einen ge
funden Kern. (Präsident Graf Balle
firem: .ES ist besser, wir derlassen die
Kommune." Heiterkeit.)
Bebel verlieb jetzt wirklich die Kom
jnurfc und kam gan, abrupt auf die
neuen Handelsverträge zu sprechen.
.Wir ermöglichten'', erklärt er. den
russischen Handelsvertrag und werden
vielleicht auch die Retter der nächsten
Handelsverträge sein. Wir brauchen
der unsere Vorschläge erst zu motivi
ren, wenn wir selbst da Kanzleramt
innehaben." (Gelächter.)
In seiner Erwiderung auf die Aus
fälle des Vorredners bemerkte Graf
JÖüloro in) scharf pointirter Weise, er
wünscht allen Gegnen der Regierung
das Temperament Bebel's. denn da
durch würd di Sache nur verbessert.
Es sei in Irrthum Bebel's, wenn der
selbe meine, die Bremerhavener Kaiser
zrede sei zu einer Zeit gehalien woroen,
als di Gesandten in Peking bereits
befreit waren, im Gegentheil, damals
habe noch alle Welt angenommen, daß
alle Gesandten ermordet wären. Di
Rede in Mlhelmöhaven habe der Kai, '
sei zehn Minuten nach dem Eintreffen
der Nachricht von der Ermordung des
Freiherr von Kettelet gehalten. Er.
Skedner. sei iloerzeugt. daß di Nation
ti nicht verstände hätte, wenn bei tu
per solchen Nachricht dem Kaiser daS
Blut nicht rascher durch die Adern ge
trieben worden wäre. Er bedauere ti4
Angifse Bebel'i auf di Soldaten und
die Arm. Bisher sei kein einziger
Fall erwiesen, in dem ein deulZci,r
Soldat sich des guten SkufeS der deut
unwürdig gezeigt hätte. (Bravo!) Er
fei überzeugt, daßBedel unter vr Au
gen zugebe werde (Bebel macht
ine abwehrende 5andbeaung).
Graf Bülow fortfahrend: toie ha
den ja noch gar nicht gehört, was ich so
ae will. (Heiterkeit.) Ja jeder An
sammlung von Menschen befindet sich
einmal in Grausamer. Einulfälle zu
generalisjren. bedeutet daS Gegentheil
von bon senS". Die Manneszucht und
Menschlichkeit des deutschen Soldat,
kann nirgends übertroffen werden, da
für bürgt der Charakter, die Erziehung
und der Genius des deutschen Volke
Wie aui bester Quelle verlautet, sie
hen di Mächte im Begriff, die von den
Gesandten in Peking einstimmig auf
gestellten und angeblich unwiderrufli
chen Bedingungen zu mildern. ES hat
sich herausgestellt, daß diese Forderun
gen einfach unerfüllbar sind. Schon
die nächsten Tage mögen eine wichtig
Aenderung der diplomatischen Situa
tion herbeiführen.
Die Haltung der Ver. Staaten in
der Chinafraq. wird von einem großen
äyeile der hiesigen Prene rmnviulgi.
Dies Blätter sagen: Wenn Amerika
chinamüde ist. so mög es sich doch so
bald als möglich vom onzen ver
Mächte zurückziehen. Die zweifelhafte
Haltung der Ber. Staaten könne nu:
dre Wnkuna haben, d .lnneien zu er,
muthigui. Wenn man w Washington
glaube, von den Chinesen thatsächlich
Handelsvortheile zu erlangen, so wieg
S sich in einer Illusion. Tn Ernna.
Politik McKinley'S sei jedem Wind,
hauch der öffentlichen Meinung, na
mentlich der New Yorker Presse, unter,
worfen.
In den mahgebendenKreifen wird je
dock, bezweifelt, da McKinley die &,
siebt habe, sich von dem Konzert zurück-
zuziehen. Er wolle der öffentlichen
Meinung vermuthlich nur vorstchttg
den Vuls füblen.
Vollständig falsch ist. wie sich jetzt
berausttellt. die englische Biattermei
dung. chinesisch Reguläre hätten di
nach Kalgan bestimmte, unterdemKom
mando des OberstenYork stehende deut.
sche Erpedltion zurückgeschlagen.
Siegfried Wagner hat ein dreiakti
ge Oper vollendet, deren Aufführung
gleichzeitig ,n Bernn uno Paris pari
finden soll.
Rußland.
Llvadia. 27. Nov.
lieber den Gesundheitszustand dS
Zaren wurde heute früh 11 Uhr fol
gendes Bulletin ausgegeben:
Der aestriae Tag verlief für den Za
ren befriedigend. Er war im Stande,
etwas zu schlafen und hatt twas
Schweiß. Um 3 Uhr Nachmittags
war sein Temperatur 99.3 Grad, sein
PulS machte 76 Schläge., Um 9 Uhr
gestern Abend war seine Temperatur
99.5. sein Pulsschlag T&.
Die vergangen Nacht verlief gut.
Der Zar schwitzt reichlich. HeuteVior
gen ist sein Zustand sehr befriedigend,
5xut früh 9 Uhr war seine Tempera-
tut 99.5. sein Pulsschlag 70. Im
Allgemeinen ist n dem Befinden eme
entschieden Besserung vemerlvar.
London. 27. Nov.
Seitdem die Krankheit des Zaren
einen bedenkliche Charakter angenom
men hat. wurden zu Borsenzwecken in
London. Paris und anderen Orten
Nachrichten von dem Tode des Zaren
verbreitet, die ganz grundlos sind.
Frankreich.
Paris. 27. Nov.
Mchael Davitt erklärte, daß Prä
sident Krüaer bestimmt formulirt An,
klagen gegen die völkerrechtswidrige
Au der britischen Kriegführung in
Afrika erheben werde. Besonders
werde er auf die von Lord Roberts be-
fohlen Reconcentrado-Methode l)in
weisen.
China.
Berlin. 27. Nov.
Eine Meldung des Feldmarschalls
Grafen Waloersce vom 24. November
besagt, daß Oberst Mühlenseld'S Ab
theilung die deutsche Fahne auf der
großen Mauer aufpflanzte, di über
Hey-Lmg-Tschend nach mem -schwerlichen
Gebirgsmarsche am 22,
November erreicht wurde.
Nach derselben Meldung hatten .die
Franzosen 3 Kilometer sudlich von
Paotingfu ein heftige Gefecht mit
Borern.
Afrika. " '
London. 27. Nov. .
Hier wird behauptet, daß die Pro
klamation. in der Lord Kitchener zum
Nachfolger Lord Roberts' im Ober
kommando der britischen Armee in
Südafrika ernannt wird, längst ge
druckt sei. und nur wegen der verzöger
ten Abreis Roberts' noch nicht veröf
fentlcht sei. Man glaubt jetzt, daß der
Feldmarschall wenige Tage vor Weih
nachten Südafrika verlassen wird.
Es verlautet bestimmt, daß Lord
KolxrtZ von der britiscl, Regierung
n?ck 20.000 Mann verlangt hat. daß
ihm diese aber wegen dcr bedeutenden
Kosten abgeschlagen wurden. Bis jetzt
werden noch immer im Kriegsministe
tium lange Meldungen, Lord Roberts'
angeschlagen und in der Presse verös
fkntlicht, ein anderes deutliches Zei.
chen. daß der Krieg noch immer lebbakt
fortgeführt wird. Sobald Kitchener
die Leitung übernimmt, soll daS an
deiS werden. ES wird dann dem bri
tijcl,en Volke mitgetheilt werden, daß
die beiden Buren-Republiken niebt
bloß annekiirt. sondern och besetzt sind
nd daß die keindseliaen Akte der Be-
tölleruna in Wirklichkeit recht! all
Brigantenthum sei.. Bulletin und
andere amtliche Mittheilungen über
die weitere Kriegführung werden aber
nicht mehr ausgegeben werden.
Sansibar. 27. Nov.
In Jubaland, welches die Briten in
Besitz genommen haben, haben sich die
kriegerischen Somali erhoben und 4000
wohlbewaffnet Krieger haben den bri
tischen Unterkommissär Jenner ange
griffen, der sich mit einer Neinen Ab
Heilung im Somaliland befand. ES
gilt für sehr unwahrscheinlich, daß I
Jenner gelingen wird, sich nach dem
nächsten Hafen. KiSmayn, ,u retten,
von Mombasa sind -Verstärkungen
nach KiSmayn abgesandt worden.
LS der Bundeshauptstadt.
Washington. D. C.. 27. Nov.
Sprecher Henverson ist von Du
buque. Ja., hier angelangt. Er erklär,
te m einem flüchtigen Interview, daß
der Kongreß ein Menge Arbeiten zu
erledigen haben werde, darunter die
Oleomargarin-Vorlage am dritten
Sitzungstage, und der Senat werde die
Nicaragua-Vorlage noch im December
durchberathen.
Der deutsche Botschafter, Dr. v.
Holleben, machte heute, nach seiner
mehrmonatlichen Abwesenheit von
Washington dem Staatssekretariat
seinen ersten Besuch. Er hatte eine län
ge Unterredung mit dem Sekretär
Hay. in der wahrschemlich, neben ande
ren Sachen, auch die Lage der Dinge
in China zur Sprache gelangte.
Der Präsident hat beschlossen, den
Marinebau-Jngenieur der New gor
Kr Werft. Herrn Franci T. Bowles.
zum Chef des ConstructionS und ce-paratur-Bureaus
des Flotten-Depar
tementS zu ernennen, sobald der gegen
wärtige Inhaber deS AmteS, Contre
Admiral Philipp Sichborn, der im
März dieAlterSgrenze erreicht. auS dem
aktiven Dienst scheidet.
Harte Strafen.
New Jork. 27. Nov.
ElneSpezialdepesche an den .Herald"
aus äßest Point meldet:
Auf Einzelarrest und Degradation
lautet das Urtheil, das nach den kürz
liehen Jnsubordinations-Vergehen, die
gelegentlich der Feier der .200." Nacht
vor dem Examen verübt wurden, über
drei Offiziere und einen Schüler der
Bundes-Mllitär Akademie verhängt
wurde.
Der dienstthuende Kapitän Guthri
von Colorado wurde wegen Gestattung
der Unordnungen in der Offiziersmesse
von einem Comite von Armee-Offizie
ren abgeurtheilt und mit strengem Ar
rest uiid Verlust deS Ranges bestraft.
Er wurde der Compagnie F zugetheilt.
Kadett-Kommandant D. D. Gre
gory von Missouri wurde mit Arrest
und Degradation bestraft.
Kadett-Leutnant Wm. F. Russell
von New Hampshire wurde wegen Ver
gehens gegen die Disciplin degradirt.
Kadett Dowd. Zögling der 4. Klasse,
wurde wegen desselben Vergehens zu
Arreststrafe und Verlust der erworbe
nen Vorrechte derurtheilt.
Die den Bestraften zur Last gelegte
Strafthat besteht darin, daß sie in dem
Meßraum nächtlicher Weile eine Per
siflag einer Parade aufgeführt hatten.
Di Schulden der Castella
ne's.
New Aork. 27. Nov.
Samuel Undermeyer erwirkte heute
im Obergericht einen Einhaltsbefehl
gegen den Grafen und die Gräfin Ca
stellane und die Vollstrecker der letzt
willigen Verfügungen des verstorbenen
Jay Gould, in welchem es Letzteren
verboten wird, an die Gräfin Anna
Castellane, geb. Gould. bis auf weitere
Anweisungen des Gerichtes, irgend
welche Zahlungen aus dem Nachlasse,
sei es zweäs Tilgung von Schulden
oder zum Unterholt der Familie, zu
leisten.
Der Kläger in der Sache ist Anthcmy
I. Dittmar. der Massenverwalter deS
London Nippsachenhändlers Ascher
Wertheimer. Die Klageschrift, in sehr
umfangreiches Schriftstück, enthält Cc
pien einer Anzahl von dem Grafen und
der Gräfin Castellane acceptirter Wech,
fel. die bis zum Betrage von 5385.000
auflaufen, und von denen 5285,000 be
reitS verfallen sind. ES heißt, daß die
Geschwister der Gräfin, die Testa
mentsvollstrecker Jay GouldS, $18.
000.000 für sie verwalten, und daß ihr
Jalireseinkommen sich auf 5900.000
beläuft. Der Kläger behauptet, daß daz
gräfliche Paar nicht mehr ali 5250.
000 zur Bestreitung feine Unterhalts
bedürfe, und verlangt, daß der Ueber
schuß zur Bezahlung der Schulden der,
wandt werden solle. Der gegenwärtige
Prozeß gilt, wie es heißt, als .Test
fall," dessen Kosten von den Creditoren
der Castellane's gemeinschaftlich be
stritten werden.
Vor einigen Wochen wurde bekannt
lich George I. Gould zum Vermö
gensverwalter der Gräfin Castellane
bestellt, und die Creditoren behaupten,
daß dies geschah, um ihnen einen An
griff auf das Castellanesche Vermögen
unmöglich zu machen und sie zu Ver
gleichen zu zwingen, deren Bedingun
gen die Schuldner nach Belieben diktt
ren können.
Feuerzur See. ;:
Tlpena. Mich.. 27. Nov.
Der Dampfer .St. Paul." mit Koh,
len geladen, fleht. ., vier Meilen vom
Ufer entfernt, nahe Whitefish Point,
in Flammen. Zwei mit Spritzen ver
sehen Schleppboie machen Löschver
suche. In der Kabine und im Hinter
theil des Schiffe wüthet der Brand
mit tefonderer Gewalt.
Illlalld-Dcpeschkll.
Der Gesandte Longer soll abde
rufen wcroekl.
1 Ms ff Vcht ch
tzlU,
tkttt m trniUBfe.
t
Di China Frage.
New ZZsrk. 27. Nod.
Der .World" wird neidet: Dn
Gesandte Conger wird vauksich!lich
nach den Ver. Staate zurückkehren.
Sn Beziehungen zur Administra
tion waren keine harmonischen, seitdem
die verbündeten Truppen Peking er
ie'.chten. Conger befürwortet Maßn
geln, welche der Präsident für zu radi
kal hält, und ist natürlich sehr ver
schnupft darüber, daß seine Ansichten
in Washington nicht gebilligt werden.
New Aork. 27. Nov.
Ein Washingtoner Correspondent
des .Herald" will wissen, daß Zapan'Z
Entscheidung maßgebend dafür sein
wird, ob Deutschlands Rache . Politik
angenommen oder verworfen werden
wird. Sollt Japan zu Gunsten von
Mäßigung feinfo würde daS Problem
einer Lösung erheblich näher kommen.
England, Deutschland. Oesterreich und
Italien verlangen strengste Leftrafunz
der Boxer Führer; die Ber. Staaten.
Rußland und Frankreich wollen nicht
mehr fordern, als China vernünftiger
weis zugestehen kann. Japan soll
gleichfalls für milde Bedingungen fein,
da S glaubt, daß sonst neue Conflicte
drohen.
Kohlen st atio nen erwünscht.
New Bork. 27. Nov.
Der .Herald" beruhtet auS Wasr
ington: Bi Regierungen wurden er
sucht, den Ver. Staaten zu erlauben.
Kohlenstationen auf ihrem Gebiete an
zulegen und eine fünfte wird folgen.
Di Wichtigkeit, die Ausgangspunkte
des projectirten Nicaraguakanals zu
behnrschen. läßt die Marinebehörden
darnach streben, geeignete Stützpunkt
für die Vertheidigung der Wasserstraß
zu sichern. Daher wer versucht, die
danisch-westindlschen Insel undPunl
te am Isthmus ,u erwerben, an der
Cbiriaui Lagune und dem Golf von
Dold, fowie ein Insel der Galapogos
Gruvv. Bis tzt gelang das Nicht.
aber die Versuche werden nicht einge
stellt werden. i
Was die GalovagoS Änsel betrifft.
so verweigert Ecuador die Erlaubiäß
glattweg. Das ist weniger von Be
dtutung, da das Ersuchen wesentlich
nur den Zweck hatte, auch Deutschland
und England von der Gruppe ternzu
halten, was durch die Weigerung er
reicht wurde.
Du amerikanischen Jmeresien m
China werden den Bestand einer ftar
ken Flotte in den dortigen Gewässern
i r . er i . cr t cn l
noiyig macyen; L.onire-!uomiral vmu
ford möchte Chefoo als Kohlenstation
erwerben, die in der Einflußsphäre von
Manila liegen wurde.
Pferd für England.
Ne,w Aork. 27. Nov.
England wird in den nächsten sechS
Monaten ca. 50.000 Pferde hier kaufen
lassen für Süd-Afrika. So erklärte
John S. Bratton von St. Louis, der
während der letzten Jahre viele Pferde
für England besorgte. Sein Bruder
ist Parlamentsmitglied.
Die Silberfrag e n icht todt.
: Denver. Colo.. 27. Nov.
Sen. Henry M. Teller, der soeben
nach Washington reiste, sprach sich über
die Wirkung der letzten Wahl auf die
Silberfrage aus. Er meinte, daß
Bryan's Niederlag ihn nicht veranlaf
sen könne, die Frage fallen zu lassei.
.Die Silberfrage ist nicht todt," fuhr
er fort, .sie wird für Jahre hinaus
eine lebendige Frag in unserer Politik
tleiben, und ich bin der festen Ansicht,
daß wir schließlich zurDoppelwährunz
zurückkehren , werden, da sie meiner
Ueberzeugung nach das einzige Sy
stem ist. das Festigkeit der Preise und
ein BilligkeitsderhLliniß zwischen
Glaubigern und Schuldnern schaffen
kann."
Der Cönflict mit der
Türkei. 1
New Aork. 27. Nov.
! Der Constantinopeler Correspon
den deS .Berliner Taqebl." meint,
wie dem .Herald" gemeldet wird, daß
der Grund, weshalb die Hohe Pfone
dem von den Ver. Staaten eriianVten
Consul in Harpoot. Herrn Dr. Tho
maS H. Norton, das Exequatur ver
wuigere, darauf beruhe, weil der Er
nannte, als er noch Missionar gewesm.
sei, sich der Türkei unfreundlich ge
zeigt und unwahre Nachrichten über
blutige Zusammenstöße verbreitet hab?.
Der Consui wird indessen trotz der
Haltung der Pforte, nach Harpoot auf
brechen, um seine Stellung zu übern h
men. Das amerikanische Koiegsschiff
.Kentucky" ist nach Swyrna unter
megS und die Pforte dürfte nach der
Ankunft desselben wohl nachgeben.
Heißblütiger ZeitungS
mann.
Minneapolis. 27. Nov.
, Der .Sport"-Redakteur einer hiesi
gen Zeitung. Frank H. Hamilton, wur
d heute vom Munizipalrichter unter
der Anklage deS Mordes im ersten
Grade, ohne Zulassung von Bürg
schaft, dem Criminalgericht überwiesen.
Hamilton ist angeschuldigt, den Millio
när und .Salonlöwen Leonard F.
Day, in einem Streite über eine Dame
im hiesigen West Hotel, stochen zu
abeu
i SiurmeSwüthen.
ColumbuS. O.. 27. Nov.
Der Schaden, den der Sturm im
Staate verursacht hat. beläuft sich aus
Tausende von Dollars.
In Chagrin Falls brannte der Ein
und Ausschalter der Telephon-Station
aui und setzt in halbes Dutzend Häu
ser in Flammen. In Cambridge wur
d eine Anzahl Gebäude niedergeweht.
In Btavia wurde Frl. Anna Hurd.
an einer Stelle, an der sich frühe, in
Brücke befunden hatte, vom Sturm in
den Fluß trieben. Sie ertrank. Der
Ohio-Fluß und d Wasserläufe im
südlichen Ohio steigen rapid.
Ueberall liegen die Telegraphen
drahte nieder. Die Züge haben Aufent
halt und Verspätungen.
Unruhig Indianer.
Denver. Colo.. 27. Nov.
General-Adjutant Overmeyer er
theilte der Eskadron A in Grand
Junction den telegraphischen Befehl,
sich für den Fall bereit zu halten, daß
Commissär JohtisonS Mannschaft sich
zur Niederhaltung der Indianer im
White River-Distrikt als unzulänglich
erweisen sollte. Diese Truppe ist unter
dem Namen .OvermeyerS Rough Ri
ders" bekannt, sechzig Mann stark und
auk Grenzern. .Cowboys" und Mei
sterschüen zusammengesetzt. Im Ca
pitol beqt man die Befürchtung, daß
Commissär Johnson sich hinreißen los
sen wird, die Indianer mit zu gerin
ger Mannschafl anzugreifen.
Rifle. Colo.. 27. Nov.
' Jaqdcommissär Johnson traf gstrn
mit seinen Gehülfen hier ein und reiste
heute per Post nach Meeker ab. DieEnt
fernung beträgt 45 Meilen, die Reise
wird den ganzen Tag in Anspruch neh
men. Während seiner Anwesenheit hier
erhielt der Commissär Berichte von
Viehzüchtern, die darauf schließen las
sen, daß unter dem Wilde in einer bis
her unerhörten Weis gewüthet worden
ist.
Die alten Ansiedler sind der Ansicht,
daß eS mit den Indianern noch zu blu
tigen Zusammenstößen kommen wird,
bevor sie sich endgültig in die Reserva
tionen zurücktreiben lassen.
BlinderEifer.
New Aork. 27. Nov.
Vincent L. Tissera. ein in Chicago
ansässiger, naturalisirter amerilani
scher Bürger aus Ceylon hat bei der
Zollbehörde einen geharnischten Protest
gegen die Behandlung erhoben, die ihm
bet seiner gestrigen Landung mit dem
Dampfer .Campania" seitens der Ha
fenbeamten ,u Theil wurde Er mußte
in die Office des Inspektors kommen
und sich auskleiden und wurde dann
mit einer Genauigkeit untersucht, die er
als eine willkürliche Kränkung bezeich
net. Außerdem wurde der Inhalt sei-
ner Koffer auf den Pier geworfen, und
er genöthigt, ihn wieder zusammenzu
suchen und zurückzupacken. Die ollbe
amten sagen zu ihrer Entschuldigung,
daß sie einen anonymen Brief erhal
ten hätten, demzufolge Tissera werth
volle Steine und Nippsachen inzu
schmuaaeln versuchte und daß sie des-
halb bei der Revision mit so großer
ri r: x , : i ... (rn..i.
VlllN0ttrrI jU xdciic ycyuuym
ren.
Der liebe Papa Zimmer
mann. New Aork. 27. Nov.
, Eugene Zimmermanri, der neugeba
ckene Schwiegervater des Herzogs von
Manchester, wurde beute interviewt und
sagte zu dem Berichterstatter:
.Ich bin hergekommen, um meine
Tochter und ihren Gatten zu bearuken.
Wir werden hier einig Tage verwei
len uno oann nacy L,mcinnail reißen,
woselbst m meinem Hause ein Em
pfang veranstaltet werden soll. Der
Herzog ist ein heller Kopf und ein ed
ler. männlicher Charakter. Ich sehe
Leute, die wie er, als er in Amerika
war. arbeiten, gerne. Er war bei einer
Zeitung thätig, und einige seiner Ar
tlkel waren ihatsächlich famos. Ich habe
mich nie der Verheirathung meiner
Tochter widersetzt. Alles, was darüber
erzählt wird, iss Blech."
.Ist es wahr, daß dn Herzog in ei
ner bösen Geldklemme steckt?", fragte
der neugierige Zeitungsmann.
.Schulden sollen ihm keine Schwie
rigkeiten machen.. Gar keine! Die fal
len nicht in's Gewicht. , Ich mag nicht
über die Mitgift sprechen, denn die ist
Privatsache. Aber, wie gesagt, die
Schulden machen keinen Trubel. Die
werden . . . .. well, die sind all right."
.Wird skck der, rzog in Amerika
ansässig machen und im Eisenbahnwe,
sen Beschäftigung suchen?"
.O nein, nein! Der Herzog wird in
England die politische Karriere ein
schlagen. Er hat auf einen Sitz im
Oberhause Anspruch und wird sich ganz
der Politik zuwenden."
Muth'maß lich er Mord.
Elroy. Wis.. 27. Nov.
Die Hütte des sieben Meilen West
lich von hier ein Einsiedlerleben füh
renden 75jährige Sandy" Dizon
brannte nieder und Nachbarn fanden
verkohlt Menschenknochen im Schütte.
Der alte Mann hatte am Tage vorher
inen Theil feines Eigenthums verkauft
und vermuthe: man. dag er ermordet
und seine Hütte in Brand gesteckt wur
be. Die Beamten von Monroe Coun-
ty haben ein Untersuchung eingeleitet.
.Sturmschaden.
Lorain. O.. 27. Nov.
Schaden im Betrage von Tausenden
von Dollar wurde auf dem Erie-See
durch den Sturm angerichtet, der feit
gestern Abend tobt. ' Zwanzig Fuß
hohe Wellen werden an'?, um ge
veitscht. Die Hafenpiers sind in Ge
fahr, vollständig zerstört zu werden.
Dürfen landen.
Washington. D. C.. 27. Nov.
Dai Schatzamt hat entschieden, daß
die Spitzenmacker und ihre Familien,
welche von Dr. I. A. Donne. dem
.göttlichenHeiler". vonEnaland hierder
gesandt wurden, um in Zion. Jll.. die
Spitzenfabrikation einzufül!, zug
lassen werden müssen.
Die SinwanderunatdkbLrden in
Philadelphia hatten die Leute als Con
tractavdeiter zurückgehalten, um sie
ach England zurückdefördern zu las
ken.
RascherTod.
Akron. V.. 27. Nov.
Frank Werner und LouiS Rohr
wollten den vom Sturm abgerissenen
Draht einer Telephonleitung aufHeden.
Beide erhielten einen elektrischen
Schlag, der sie sofort tobtet.
Schwind lr verhaftet.
Nw Aork. 27. Nov.
Henry Seelig, ein Schwindler, der
an eine Million ergaunert haben soll
und seit Jahren verfolgt wurde, befin
det sich in Händen der Polizei. Er
behauptet, ein Commissionögeschäft zu
betreiben. Capt. McClusk aber meint,
er und etliche Genossen betrieben ein
Schwindelgeschäft mit demHauptquar
tier in Chicago.
AusHawaii.
Honolulu. 14. Nov (Corr.)
Nach der letzt vollendeten Stimmen
zählung stellt S sich heraus, daß Ro
bert Wilcox als CongreßAbgeordne
ter gewählt ist und zwar mit einer
Majorität von 316 Stimmen für den
Termin des 5Vsten und einer Majori
tät von 277 Stimmen für den 56sten
Congreß. Die unabhängige Partei der
Eingeborenen befindet sich in voller
Controlle der Legislatur, da sie eine
Majorität in beiden Häusern und eine
Mazorität über die demokratische und
über die republikanische Partei hat.
Soeben traf hier die Nachricht ein.
daß circa 200 weiße Arbeiter in Mas
sachufetts für hiesig Zuckerplantagen
engagiert worden sind. Dieselben sind
Canadier und Portugiesen und wurden
in New Bedford engagiert. Dieselben
sollen sich kontraktlich auf zwei ah
verpflichtet haben für 520 per Monat
für acht Monate und zu 51.50 per Tag
für die übrigen Monate im Jahre zu
arbeiten. Frauen und Kinder erhalten
von 510 bis 515 per Monat. Außer
dem erhalten sie Wohnung. Wasser und
Brennmaterial frei. Man hofft durch
die Anwerbung von weißen Arbeitern
der japanesischen Einwanderung inen
Riegel vorzuschieben.
Die Dampfschiffe der Oceanic
Steamship Company werden in Zu,
kunft auf ihren Fahrten den Hafen von
Pago Pago anstatt den Hafen von
Apia anlaufen. Pago Pago ist der
amerikanische Hafen, wahrend Apia
nack der neuen Abmachung nun ein
deutscher Safen ist.
Vor trogen Tagen wurde hier die
erste elektrische Straßenbahn in Betrieb
gesetzt.
G e st r a n d e t.
Portsmouth. N. H.. 27. Nov.
Die Wachter der Lebensrettungssta
tion von Wallis Sands erblickten heute
inen schwerbelasteten Schooner. der
mastlos dem Ufer zutrieb. Ein heftiger
Sturm tobte und rn ging doch
Der Name des Schiffes konnte nicht
entziffert werden. Auf seinem Deck war
keine Spur von Leben ichtvar. uuayr
fcheinlich war die Bemannung von den
hochgehenden Woaen über Bord gefpült
worden. Während die Mannschaft das
Rettungsboot klar machte. lies der
Schooner auf den Grund und ging in
Stücke. Aufgefischte Trümmer trugen
den Namen .Advance. Man glaubt,
daß es in englisches Schiff gewesen
sei. U
Eine schlechte Nacht.
St. Paul. Minn.. 27. Nov.
Sen. Davis verbrachte eine schlechte
Nacht; er fieberte heftig und litt au
genscheinlich schwer. Morgens wurde
er etwas ruhiger, aber auch merklich
schwächer.
Schiffs-Nachrichten.
Angekommen:
New Aork. 26. Nov.
..Statendam" von Rotterdam,.Bur
gundia" von Neapel. .Cymric" von
Liverpool.
MaMt Teftamentek
Jeder sorgsam Familienvater, ja
llbtthaupt jede Person, die Vermögen
besitzt, sollte bei Zeiten daran denken,
ein Testament zu machen, damit der
Tod, wenn er einmal plötzlich eintritt,
das Haus bestellt finde. AuS man
nigfachen Gründen wird dieS aber auch
oft fogar von solchen Personen unter
lassen, denen man nach der Stellung,
welche sie einnehmen, und dem Vevmö
gen, welches sie besitzen, ein derartige
Vorsicht wohl zutrauen sollte. DerEin
fühlt sich im Vollbesitz seiner Kraft und
hält es für unmöglich, daß er plötzlich
abberufen werden könne, ohne nochZeit
zu finden seinen letzten Willen aufzu
setzen, ein Zweiter fürchtet, die damit
verbundenen Kosten, einem Andern ist
S peinlich, dem Gericht oder demNotar
mitzutheilen, was er besitzt, und ein;
groß Anzahl Leute hält eine gewisse
Scheu, ein weitverbreiteter Aberglaube,
daß die Errichtung eines Testamentes
das Lebensende schneller herbeiführe,
von dieser Handlung zurück. Die Folge
dieser Unterlassung ist, daß bei einem
Todesfall häufig kraft Gesetzes das
Gegentheil von dem eintritt, waS der
Erblasser selbst beabsichtigt, und un
zählige Familien Prozesse sind die
Folge davon, nach denn gewöhnlich
bittere Feindschaft unter Verwand!?!
eintritt, di sich vordem zugeneigl I
waren. N. F- )
Ausland.
Mtnenschwindel in 01
t ß l a , d. AI werthlo erwiesen
haben sich die vor JahlkSsrist im ou
dernement Luröl, im eurovaische
Eudrutzlanv. entdeckten tfifrnniinen. fii
deren Ausbeutung sich nicht weniger als
18 Gksellschaslkn gebildet baden.
Unerhörter Cchneesall. Au
Verth (Weftaustralien) wird berichtet,
daß der ganze Sudelten der Kolonie
Schneesall hatte, seit Beliedelung de
Landes ein nicht erhörte Borlommni ;
aus Tasmanien sind sogar mehrere
Menschen in den ungeheuren Schnee
Massen umgekommen.
Wolsplage in Spanten. In
dem Bezirk von (kastillo de la Guardo
zeigen sich zahlreiche Wölfe, die. durch
Hunger gezwungen, det helllichtem
Tage und in Gegenwart der Hirte die
Heerden angreifen. Tie Bewohner der
egend fürchte, daß die Roubthiere
im Winter die Wege in den Bergen un
passirbar machen werden.
Jetzt kommen die Pocken.
Ter Polizeiprafett von Pari hat dieser
Tage den Einwohnern der Ctadt m
pfohlen. sich impfen zu lassen, da in
verschiedenen Distrikten die Pocken auf
getreten sind. Schon im Jrühiahr
kamen zahlreiche Pockenfalle vor. doch
wurden dieselben von den BeHorden
unterdrückt, um den Besuch der Welt
auSftellung icht zu gefährden.
Respekt dlerTaufschmau.
Zu einer kürzlich in dckte. Provinz
Sachsen, abgehaltenen KindStause
waren nicht weniger al 50 Personen
geladen. Zur Speisung der Gäste
waren zwei Schweine, ein Rind und ein
Kalb geschlachtet, niedrere entner Mehl
waren zum Kuchen verbraucht worden.
Der Durft wrde mit zehn Tonnen
Bier und verschiedenen Spiritussen ge
löscht; an (Zigarren wurden 15 Kisten
verdampft. Tie Musik wurde von der
gut geschulte Schilling'schen Stadt
Musikkapelle aus Calzmedel ausgesührt.
Gewaltthätige Blinde. In
dem Blindeniiistitnt z Budapest über
fielen neulich mehrere Zöglinge den
Direktor Jgnoz Bivar. der mit ihnen
in einem Saale schlief, und schlugen
mit Stöcken und Stiefeln auf ihn los.
Der verursnchte Lärm lockte die Diener
herbei, welche dem Direktor zu Hilfe
eilten. Dieser erstattete die Anzeige,
und die vom Unterrichtsministerium
eingeleitete Untersuchung ergab, daß
ein dem Tireltor feindlich gesinnter
Lehrer die Zöglinge aufgehetzt hatte.
Der betresseiide Lehrer wurde sofort
suspendirt.
Eine neu artige Straßen
b e l e n ch t u n g wird die Stadt PeterS
bürg in Süd'Australien erhallen, näm
lich mit Holzgas, das für die Belench
tunfl bjsentlicher Gebäude mit grobem
Ersolg angewandt mnrde. Die Anlage
wird sehr einsach sei, die Koste de
eine ausgezeichnete Leuchtkraft besitzen?
den Gases werden mit 1.25 für 1000
ttubikfuß berechnet. Das Gas wird ,
jeder Art von Holz durch starke Er
bitzung gewonnen, und die Kosten deS
Holzes werde durch die BerwerthuncZ
der aus dem Ösen kommenden Holzkohle
sowie des Holzsaftes und des Theers
gedeckt.
Radau als Neklamemittel.
Bei dem längst i der Schwaben
Niederlassung KleinTrebis, West
Preußen, gbgehalteiien Kirchweihfesle
drangen etwa 30 Arbeiter in Mit
ternacht in das sogenannte Herrenziin
mer deS Gastha.'.fes und überfielen die
sechs anwesende Gäste. Letztere flüchte
ten sich in die Stalle nd gaben auf
ihre Verfolger Revolverschiisse ab, die
Verletzungen erzeugten. Zwei der
Uebersallene wurde durch Wesscrfliche
und Steinwürfe böse zugerichtet. Der
Gajiwirth lieg später von seiner be
schädigten Wirthschaft Ansichtskarten
herstellen.
Der Gläubiger und die
Hausthür e. In dem Schweizer
Kanton Tessin hatte ein Bürger von
Osagna bei eine, ettra eine halbe
Stunde entfernt wohnenden Geschäfts
freunde einen kleinen Betrag zu gut.
Dieser Tage nun begab er sich dorthin,
um sein Guthaben ganz oder doch theil
weise einzukassire. Da aber gar nichts
erhältlich war, so machte er kurzen
Prozeß : er hob dem Debitor ganz ein
fach die Hausthür ans den Angeln und
trug dieselbe nach Osagna. wo er ganz
in Schweiß gebadet ankam. Da
schönste an der Sache ist aber, daß di
zuständigen Behörden den Kreditor der
onlahten. die schwere Thüre zurückzu
tragen, um dieselbe wieder an dem
früheren Orte einzuhängen. Diese neue
Methode hat sich somit beim ersten Bei
suche nicht bemährt.
Nichtswürdige Rache. Indem
Geschäftslokal eines Vergolders unk,
Einrahmers von Gemälden in Pari
versuchten unlängst Diebe den Kassen
schrank zu sprengen. Das Geldspind
widerstand jedoch, nd die Einbrecher
mußten auf ihr Vorhabe verzichten.
Dieser Fehlschlag versetzte sie in solche
Wuth, daß sie Alles, wa ihnen unter
die Hände kam. zerstörten. Sie zer
brachen die kostbaren Rahmen, zer
schlitzten mit dem Messer die dem
Meister zum Einrahmen überzebenen
werthvellen Gemälde und demolirten
AlleS. was im Laden vorhanden war.
Die Verzweiflung t(3 Geschäftsinha
derö. als er am Morgen seinen Laden
betrat, war unbeschreiblich. Besonder
die Zerstörung der Gemälde biloet für
ihn wie für die Kunden einen großen
ui'd unersetzlichen Schaden.
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