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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 15, 1900)
inc !vfc!ru:u. JieitUtti vvn ,s. '1 H i l i x p I. Es nur tr.i biühenfes, lebhaft g.lien t t Geschäft, utit Spiegelscheiben und kl .irischem ficht, in einer groß? Ps s.-,-e. Einst, so jU man, Halte rn yaibiiifl nur'eiiien ganz kleinen iMden". a. da? G'rflAt qing sogar. tut ck uiS fytufuu buiüunuu Heu ober konnte Haiding'ö" eS mit jeder Konkurrenz aufnehmen. Und daS ein waZ ibrn außer seinem Gelde noch Interesse abgewann, war seine Tochter. Sie war sein einziges ins. Matdeiv dardina war groß vnd dick, Svbil zierlich und anmuthig. Herr L'ardina bäklich. mit kleinen, scharfen, geizig blickenden Augen. Sybil da lieblichste Mädchen. das man sehen konnte: ihre Augen schauten wie ein Stück blauen Himmels. Herr Harding wurde gehaßt. Sybil geliebt. Troß all dieser Gegensätze hegten Vater und Tochter für einander die größeste Zu. Neigung. Der Bater zeigte sich seinem Kiiide, daS er fast anbetete, in seinem besten Lichte; und Sybil war vollstän. bia davon übeneuat. daß er der hoch- herzigste und verkannteste aller Männer sei. bis ste ihm eines i,ages oie thu thcilung machte, daß sie liebte. Charlie BoroughS liebte, den fcolm von o rouabs. den Besitz des Schreibuten filiengcschäftes, ihres Nachbarn, und um seine Einwilligung bat. Ta gerieth er außer sich. Niemals, so sagte er. niiirde er es zugeben, daß seine Tochter den Sohn des kleinen Krämers, dem sich nicht einmal ein Kredit von hundert Mark eröffnct.ihcirathe. Eher sähe er sie in dem Grade! Troß ihres sanften Wesens schien Sybil etwas von ihres Katers energi schein Willen geerbt zu haben! der Willenskraft, die Harding vom Hausirer zum reichen Manne gemacht denn un geachtet seiner entschiedenen Weigerung erklärt ie, daß ste Eharlie unter keinen Umständen aufgeben, sondern aus ihn warten würde, bis er in der Lage wäre. sie m fordern. Sie saßen im Wohnzimmer, wo sie täglich die Abendstunden zubrachten. jeder auf einer Seite des anheimelnden Kamins. Die Flasche mit Whiskey stand neben Harding, zum Nachttrunk bereit, ebenso der Kessel, die Simone und der Zucker. Er trank stets ein Glas Grog zur letzten Pfeife. Jetzt steckt er dik. Spirituslampe an. um das Wasser in s Kochen zu bringen, bemüht, diesen Untcrbaltungsgegeiistand fallen zu lassen. Aber das junge Mädchen war nicht willens, dies zu thun. Sie erhob sich, schritt hinüber und warf sich ihm dann zu Füßen. Bedenke! Es ist mein Lebensglück, um das ich Dich anflehe. Vater! Du wirst Dich doch nicht mit Deinem einzi gen Kinde entzweien!" Herr Mathew Harding schlug mit der Faust so hart auf den Tisch, daß alles darauf Befindliche klirrte und klapperte. Ich habe mein letztes Wort ge, sprochen," rief er in heftigem Tone Du sollst ihn nicht haben! Bei Gott. Du sollst nicht! Hörst Du? Wenn Du ihn ohne meine Einwilligung heiratheft, wirst Du Mangel leiden, hungernde Kinder haben und sie in der Gosse ster- den sehen! Ich bin fertig!" Sie stand auf und sah ihm fest in's Angesicht, mit zusammengekniffenen Zähnen. .Ich werde ihn heirathen," sagte sie Das ist mein letztes Wort." Und ta mit verließ sie das Gemach. Er aber blieb sitzen und starrte mit gefurchter Stirn auf den summenden Kessel. Er wußte, sie war von ent schloffenem Charakter. Er wußte auch, der mnge Bursche liebte sie aufrichtig Der alte Boroughs war gerade heute zu ihm gekommen, um den Anwalt für die beiden Liebenden zu machen. Wie konnte er nur ihre Vereinigung ver hindern wie? Langsamer und immer langsamer paffte er an seiner Pfeife und sann über Pläne nach, alle Gefahr abzuwenden. Er grübelte und grübelte endlich hatte er eine Idee! Von diesem Tage an machte Herr Harding es sich zur Aufgabe, es so einzurichten, daß der alte Boroughs lebe Waare mit schaden verkaufen mußte. Wenn der arme alte Boroughs voller Verzweiflung den Preis eines Artikels aus sechs Pence herabsetzte, so ging das Duplikat bei Harding sofort aus vierundeinhalb Pence herunter. Und kaum hatte der alte Boroughs ihn mit vierundeinhalb ausgezeichnet, so verminderte Harding seine Zahl wie derum. Das Geld, welches er bei dieser Con- eurrenz verlor, brachte er ,n anderen Branchen wieder ein. So hatte er da bet keinen besonderen Nachtheil. Aber für Charlies Vater war diese Chance sehr oerhängnißvoll. Sie bedeutete den Ruin und dieser ließ auch nicht lange auf sich warten. Der alte Mann starb an diesem Schimpf. Er hatte sein ganzes Leben lang den Nachbarn offen in's Antlitz geschaut, da er Niemandem etwas schul dete. Und sein Sohn, welcher der Erbe eines soliden Geschäftes hätte fein können, trat nun als Schreiber in das Büreau eines Rechtsanwalts, ohne einen Penny Vermögen, Nur auf fein Wissen und seinen Verstand ange wiesen. Sybil verließ das Haus ihres Va ters, nachdem sie Worte zu ihm gespro chen, die weder er noch sie je vergessen würden. .Tu hlist den Vater meines Kc'.ieb len gctödtct." sprach sie voll tiefer Em pörung. Sein 2.nb fällt Dir zur Last! Ich will nicht länger unter Deinem Tche bleiben. Ich will nicht die Kleiber tragen, die Tu mir giebst, noch die Speisen essen, mit denen Tu ich versorgst. Lieber will ich mit Charlie hungern, als im größten finjiis leben, den Dein Reichthum mir der schaffen löüiiie. Nach dem wie Tu gc handelt, schulde ich Tir nichts, weder Erholsam noch Achtung. Und hiermit trennen wir uns!" 0 wurde nun gerade das, was der alte Harding hatte unmöglich machen wollen, ganz schnell herbeigeführt seine Tochter heirathcte Charlie Bo rough?. Aber anstatt daß das junge Paar nach der Hochzeit ein sorgenloses Tasein in einer bescheidenen, aber doch behaglichen Häuslichkeit führte, mußte es nun sein Leben in einer Dachkammer beginnen, mit l o Schilling per Monat, Charlies ganzem Verdienst. Um bicse geringe Einnahme zu erhöhen, sah sich sybil auch nach einem Erwerb unr unb meldete sich auf jedes ihr paffend ev scheinende Gesuch". ES dauerte jedoch lange, bis sie eine Stelle erhielt. Endlich jedoch waren ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt ffe erhielt einen Posten bei einem Photographen, wo sie die Bücher und die Correspondenz führen, sowie das Publikum empfangen mußte. Dafür bekam sie das Honorar von einem Pfund wöchentlich. TaS half nun ganz beträchtlich. Bei nahe ein Jahr hielten sie die Noth von der Thüre. Ta aber trat ein Ereigniß ein. welches die junge Frau gezwungen, ihre Stellung aufzugeben. Ein Baby wurde geboren. Das Kind gedieh, jedoch die Mutter schwebte drei Wochen zwischen Leben und Tod. So lag sie nun in dem dumpfen Gäßchen. hoch oben in der Dachkammer, ächzend und stöhnend, einzig und allem auf die Barmherzig kcit einer unter ihr wohnenden Miethe- rin angewiesen; denn Charlie, dem das Herz beinahe vor Kummer brach. konnte seine Büreaustunden Nicht vcr säumen. Er verpfändete alles, was möglich, versagte sich die nothwendigsten Be dürfnisse, um seinem geliebten Weibe geeignete Pflege zu verschaffen. Aber 15 Schilling reichen nicht weit, wenn man den Arzt, die Medikamente und kleine Rechnungen zu bezahlen hat, und auch noch die Miethe damit gedeckt werden soll. Charlie beobachtete mit wahnsinniger Angst und thränen schmereil Auges, wie die junge Mutter schwach und immer schwächer wurde Es war leider kein Zweifel! Sybil lag im Sterben! Ein Theil von bem Wunsche ihres Vaters erfüllte sich nun sie mußte an Mangel sterben nachbem sie erst ein Jahr verheirathet war! Doch noch einmal öffnete sie die Augen. Lange sah sie ihren Gatten nachdenklich an. Tann rief sie ihn. Charlie!" Er schritt zu ihr und bemühte sich hoffnungsvoll auszusehen und seine ent- setzllche Verzweiflung zu verbergen. ..Wenn ich gegangen bin, Charlie, wer wird sich dann um unser Kleines kümmern?" Sybil. sprich nicht so!" Aber ich muß." beharrte sie in mat- tem Tone. Hebe sie auf, Charlie Laß mich sie sehen! Armes, armes Kleines! Armer, armer Mann! Küsse mich. Charlie! Küsse mich, so lange ich Dich noch kenne. Ein Schluchzen drohte ihn zu er- sticken. ES war entsetzlich, sich so macht, los zu suhlen. Er rang die Hände, und dann Am Ende war es doch noch möglich, sie dem Leben zu erhal ten? Sein eigner stolz, eigene Würde was galten sie ihm in solcher Stunde? Würde sie noch zu retten sein, wenn der Vater vergäbe? Es war schon spät am Abend, als Mathew Harding und Charlie Boroughs zusammen die schmale Treppe, die zu der Sterbenden führte. hinaufstiegen. Der trostlose Gatte hatte lange und leidenschaftlich gefleht, der Vater zuerst kalt und abwehrend at ftanben, bis enblich die Zurückhaltung die er sich künstlich auferlegt, gewichen und er in ein heftiges Weinen ausge krochen war. Sein Kind sterbend, Sybil ster bend! Gewissensbisse folterten feine Seele! AIs ob eine Binde plötzlich von seinen Augen genommen, erkannte er, was er war: der Mörder des alten Boroughs die Ursache deS zwölf, monatlichen Elendes und Leidens seines einzigen Kindes! Möge Gott mir vergeben!" war es endlich gepreßt über Mathew Hardings Lippen gekommen. Bringe mich zu ihr, Charlie, schnell-schnell." Und nun öffnete Boroughs die Thür und ste schritten in die armselige Dach ftube. Die Lampe wr ausgegangen und so konnte Harding zuerst nichts in der Dunkelheit wahrnehmen. Jedoch bald entdeckte sein spähendes Auge eine auf einem schmalen Bette liegende Gestalt die Gestalt seines Kindes! Mache Licht, Mann!" sprach er heiser. Der Gatte war ebenso ungeduldig. sein Weib zu schauen und. nachdem das Licht angezündet, beugten sich die ehe mals so feindlich gesinnten Männer Seite an Seite über daS Bett. Die Hände Sybils lagen auf der Decke. Harding strich liebkosend über eine der selben. Im nächsieu Augenblick stieß er cinea fürchterlichen Schrei aus bie Hanb war kalt! Am ganzen Körper bebenb, siel er auf die Kniee. Voll Entsetzen warf Charlie sich über sein Weid unb tastete mit zitternben Hänben nach dem Her zen. Ta war kein Pulsiren kein A'.hem kam über die farblosen Lippen. Sie war wirklich todt! Nun sah er sich nach dem Kinde um. Friedlich schien es neben der todten Mutter zu schlummern. Er nahm e in seinen Arm aber darmherziger Gott das Kleine war ja auch todt! Mathew Hardings Reue kam zu spät! Tvs war mehr, als er tragen konnte. Alles verschwamm vor seinen Augen; das Zimmer schwankte, die Tecke und Wände flössen in einander, der Fuß boben hob sich. Flehend streckte ber alte Harding die Arme gen Himmel: es war ihm, als ob ein Riß durch sein Herz ging, und er erwachte. Tas Theemasser kochte über; der Whisky, der Zucker unb die Limone lachten ihn an, und eben betrat auch Sybil wieder die Stube. Ta richtete sich Herr Mathew Har ding auf, trocknete die nassen Augen, und sobald er ftch etwas gesammelt sprach er: Ich hatte einen bösen Traum. Sybil. einen sehr bösen Traum und wenn es Tir recht ist, wollen wir beide noch heute Abend herumgehen zum alten Boroughs und Charlie, und ihnen mittheilen, daß ich in Eure Heirath willige. Ja, mein liebes Kind, das will ich! Tu sollst Deinen Charlie haben!" Ein unheimlicher Hast. Humoreske von Friedrich G o l d n a g e l. Zwei Personen faßen in dem schlecht beleuchteten Gastzimmer. Ter eine in der Ecke mied ängstlich den forschenden Blick des zweiten, der zwei Tische weiter von ihm saß. Er konnte sich selbst keine Rechenschaft geben, weshalb ihn dieser Blick so irritirte und doch un fehlbar anzog. Wie er in dessen Augen sah, zog sich etwas in seiner Brust zu summen, fühlte er eine unerklärliche Angst. Er versuchte seine Gedanken abzN' lenken; er sah in die düster brennende Lampe, die in dem Tabaksqualm aus sah wie ein rother, glimmender Punkt; er sah auf den grauschmarz gefleckten Hund, der quer vor der Thüre seine Viere faul von sich streckte. Da prallten wieder die Blicke auf einander. Der in der Ecke senkte scheu den feinen und starrte auf seine bren nende Cigarre. Da zog sich eine, Rauch wölke zwischen ihn und den Andern. Umsonst: er fühlte durch den Rauch dessen forschende, nörgelnde Augen starr auf sich gerichtet. Sein Gesicht bedeckte sich mit Schweiß. Plötzlich erschauerte er bis in die Fingerspitzen: der Andere hatte sich erhoben und schritt auf seine Ecke zu. Das Entsetzen kroch ihm den Nacken herauf. Guten Abend, Herr! Sie er lauben doch" sagte der unheimliche Gast und ließ sich ohne weiteres an sei nem Tische nieder. Der in der Ecke nickte blos. Finde es hier furchtbar langweilig; wenn es Ihnen genehm ist, plaudern wir eins." Dann stellte er sich vor. Bollmann hieß er. Faber nannte sich der in der Ecke. Sie scheinen sehr unangenehme Ge danken gehabt zu haben," sagte Boll mann. Faber suchte sich vergebens der sug geftiven Wirkung der Persönlichkeit seines Gegenübers zu entziehen. Ja, ja." fuhr dieser fort, 's ist 'mal nicht anders. Geld ist Trumpf, na, und die liebe Gesundheit " Dabei sah er sein Zegenüber durch dringend an. - Der starrte wie verloren auf die Tischplatte. Sie haben Sorgen!" Ich? Sie sind im Irrthum!" stotterte Faber. Ich sage Ihnen, Sie haben Sor gen!" Aber entschuldigen Sie!" Er brach plötzlich ad; Bollmann sah ihn der nichtend an. Ich sage Ihnen, Sie haben sie!" Jeder !vcench hat sorgen!" Wenn Sie es so nehmen. frei n ..Ich wußte es ,a. Sie sind der heirathet?" Nein." Haben Sie Kinber?" Ich sagte ja bereits, baß ich lebia bin." Bollmann sah ihn mitleidig an. Faber schämte sich beinahe über seine naive Bemerkung und fügte hinzu: Jcy yave lerne. Neffen und Nichten?" Keine." Auch nicht? Aber zum Kuckuck! Jemand müssen Sie doch haben, der " er brach ab und drückte nach- denklich die Lider etwas zusammen. Wie an stnd Ste?" Dreißig Jahre." Faber antwortete wie ein Hypnotisirter. Er hatte keinen Willen mehr, keine Energie, dem Fra- ger entgegenzutreten. Was sind Sie denn, wenn ich fragen darf?" Pnvatbeamter." .Pension?" Keine. Wenn ich bie hätte.. .." .....Hätten Sie keine Sorgen, wolükir Sie sagen? Ich versicherte Sie bereits, daß Sie welche haben; Sie gäben irgend etwas darum, wenn Sie an Ihr Alter ohne Sorgen denken könnten?" Gewiß." Gut. Hm. was nennen Sie alt?" Nun. ich denke: so um di: Fünf zig. Man weiß ja nicht, wie lange die Maschine geht." versuchte Fader zu scherzen. Also sagen wir Fünfzig"." Boll mann sah prüfend in Fabcr's Gesicht. Sind Sie leibend?" Nein." Waren Sie einmal krank?" Nein." Nie?" diese Frage klang schars und schneidend. Seine Äugen bohrten ftch in die des Andern. Ter rückte unruhig auf feinem Platze. Scheinen etwas nervös zu sein?" Er langte über den Tisch, ergriff das Handgelenk Faber's und fühlte den Puls. Na, etwas unruhig. ' sag t er, das Gelenk freigebend. Schadet aber nichts. In die Seele und in die Nerven sieht uns Gott sei Tank ! Niemand, ; wenn nur Herz unb Lunge sowie Nieren gesunb sind ; das ist die Hauptsache." Da raffte sich Fader auf. Abcr ge statten Sie, lieber Herr, weshalb Ihr lebhaftes, mich so erfreuendes Jnter effe?" Er sagte das möglichst ruhig, um Bollmann nicht zu reizen. Er war fest überzeugt, einen Wahnsinnigen vor sich zu h,,ben. Erst hatte er au einen Detektiv, dann auf einen Arzt geschlossen. Jetzt war er sich klar über den Mann. Er nahm sich vor. sich ermöglichst zu drücken Bollmann hatte einen Notizblock herausgezogen. Die Blätter waren bedruckt und am oberen Rande pcrfo rirt. Er begann zu schreiben. Da zwischen fragte er: Wie ist Ihr Vor name?" Franz." Wo wohnen Sie?" Jaber erbleichte. Wozu wollte der seine Adresse haben? Er sah sich de reits überfallen und erdrosselt. Bitte?!" klang es scharf zu ihm herüber. Willenlos nannte er seine Abresse. Wieviel, sagten Sie. würben Sie monatlich gern bezahlen?" Ich? Ich sagte gar nichts." Also 6 Kronen, gut." Er schrieb weiter. Jetzt war es an der Zeit. Fabcr erhob sich, langte seinen Hut vom Haken und schob sich vorsichtig zwischen Bank und Tisch hinaus Da sah Bollmann auf. Wo wol len Sie hin? Bleiben Sie boch! Sehen Sie benn nicht, daß ich Ihnen helfen will? Sie sollen der Sorge um die Zukunft enthoben fein. Sie sind heute der Sechste." Er zog ein großes Schnappmesser aus der Tasche und be gann seine Tintenbleifeder zu spitzen. Dabei ließ er Faber nicht aus den Augen. Jetzt legte er das offene Mes ser vor sich hin. Fabr saß wie gelähmt am Bankende und starrte auf die blanke, geschwun gene Klinge des Messers. Haben Sie zufällig die sechs Kronen bei sich?" Faber fuhr zusammen und sah ängst lich fragend auf Bollmann. Ob Sie die sechs Kronen bei sich haben?" Welche sechs Kronen?" Na, zum Kuckuck! die Sie spendiren wollten!" Ich? -Ja, ja.... Bollmann's Augen ruhten mit un beschreiblichem Ausdruck auf ihm. Faber fuhr in die Tasche, zog seine Börse hervor und suchte hastig unter der Tischplatte den Betrag heraus und legte ihn mit zitternden Händen vor Bollmann auf den Tisch. Dieser warf einen flüchtigen Blick auf das Geld unb schrieb weiter. Der Andere erhob sich jetzt langsam und strebte auf den Zehenspitzen dem Ausgange zu. Schon hatte er die Mitte des Zimmers erreicht, als ihn Bollmann anrief: Aber, mein Lieber, so warten Sie doch! Kommen Sie gütigst her!" Er machte Miene, sich zu erheben, den Flüchlenden aufzuhalten. s Dieser errieth die Absicht und wankte I mit bebenden Knieen auf seinen Platz zurück und sank, Bollmann gegenüber, auf die Bank.- Er sah ein, daß es kein Entrinnen gab. Sein Hut entftel sei nen kraftlosen Fingern und kollerte unter die Bank; er bückte sich gar nicht darnach. Bollmann war jetzt mit seinen No tizen fertig und schob den Block Faber hin. Bitte, lesen Sie das und unter schreiben Sie!" Dieser sah verständnißlos auf seinen Quäler. Da war es ihm, als würde dessen Gesichtsausdruck drohend. Was wünschen Sie?" fragte er halbtodt. Lesen Sie, bitte, und unterschreiben Sie!" Faber nahm den Block, vermochte aber nicht zu lesen. Sein Finger zuck ten, die Buchstaben tanzten, es wurde ihm roth vor den Augen. Mit einer letzten Kraftanftrengung vermochte er noch seinen Namen rechts unten in die Ecke zu setzen. Alles, was er empfand, war der erdrückende, lähmende Gedanke: Du bist verloren! Da sah er er staunt auf: Bollmann hatte die Unter schrift genau betrachtet und den Block in seine Brufttasche versenkt. Sein Gefichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Das Starre, Unheimliche wich, seine! Äugen sahen freundlich aus Fabcr, dem er jetzt die Hand über den Tisch reichte. Ich danke Ihnen." Er sagte lies in echtem Biedermanilstone. tic Schärfe seines Organs h.:llc sich verlorcn. Fader drückte die ihm gereichte Hand und aihmete erleichtert auf. Gott sei Tank!" dachte er, es war nur tempo rärer Irrsinn: jetzt wirb er ver nünftig.' He. Wirth!" rief Bollmann mit wahrer Lömenstimme. Zwei Flaschen Wein, aber guten! Sie trinken boch mit mir ein Gläschen, werther Herr?" wanbte er sich an Fabcr. .. las wirb Zhnen gut thun; Sie scheinen etwas angegriffen zu sein. Aber beruhigen Sie sich: Sie können von beute ab ohne Sorgen sein; Ihre Zukunft ist sicher gestellt; Sie bekommen im Jahre eintalisenbukunhunbertzwaiizig, das ist in Ihrem fünfzigste Lebensjahre, dreitausend fünfhundert Kronen aus bezahlt." Faber erschrak. Aus'S Neue um klammerte ihn die Angst. Er fängt schon wieder an." dachte er. Laut sagte er: Um Gottcswillcn, ich vcr stehe Sie nicht, lieber Herr!" Wie. Sie verstehen nicht? Sie haben doch unterschrieben. Die Sache ist perfekt. Ich bin kein Schwindler. Hier, meine Karte." Faber nahm die Karte und las: Gotthelf Bollmann. Inspektor der LcbeiisvcrsickerungS- Gesellschaft Vic toria"." Die Karte entfiel seiner Hand. Bollmann beachtete es nicht. In vierzehn Tagen wirb Ihnen die Police zugeschickt. Morgen um 1 Uhr gehen Sie zu Dr. Kcrnstock, unserem Ver tranensarzt; der wird Sie untersuchen. Das ist nur Formsache. Sie werden sicherlich von unserer Gesellschaft an genommen. Man hat in so vielen Jahren Praxis einige Erfahrung: Sie sind gesund, kerngesund; verlassen Sie sich darauf! Ein schweres Brot!" fügte er dann hinzu. Ich sage Ihnen, wir sind wirkliche Wohlthäter der Menschheit." Die Briefwage. Der StudiosuS Hubcr hat einen recht begüterten Provinzonkel, der sehr wohl im Stande wäre, den schmalen Wechsel des Neffen einigermaßen aufzubessern. Allein der alte Herr ist der Meinung, ein junger Mensch müsse lernen auch mit wenigem auszukommen und legt daher seinen Briefen niemals auch nur die kleinste Banknote bei. Desto reicher aber sind bieselben an Lcbensregcln, Ermahnungen und mancherlei Rath schlügen, so daß sie nicht selten das der Frankirung durch eine Zehnpfennig marke entsprechende Gewicht überschrei ten und Huber zu seinem großen Ver druß noch Strafporto zu bezahlen hat. Er beschließt daher, dem biederen Onkel bei passender Gelegenheit einen diesbezüglichen Wink zu geben und übersendet ihm zu seinem Geburtstage neben den üblichen herzlichsten Glück wünschen" eine Briefwage mit bei gefügter Portotaxe. Wie groß ist aber seine Verblüffung, als nach einiger Zeit wiederum eine Epistel des Onkels eintrifft mit folgender Nachschrift: Ich hatte, lieber Neffe, um mich für die mir erwiesene Aufmerksamkeit erkenntlich zu zeigen, meinem Schrei den einen Fünfzigmarkschcin beige schlössen, aber dank der von dir gestif teten Briefwage ersah ich, daß dann dasselbe Uebergewicht erhalten hätte, weshalb ich das Geld wieder heraus nahm." Di Berliner taugen nichts. So behauptete wenigstens der Alte Fritz", der von Berlin so recht bekannt lich nichts wissen wollte. Einst kommt ein Kandidat der Theologie zu dem König und bittet um eine Pfarre. Friedrich fragt ihn: Wo ist er her?" AuS Berlin, Majestät." Was. aus Berlin? die Berliner taugen nichts!" Der Kandidat aber gab schlagfertig zurück: Zwei ausgenommen, Ew. Majestät und ich!" Da bekam er die gewünschte Stelle, Andere Zeiten. Dame: Die Zeit der Siegfrieds ist leider vorüber!" Solche Helden giebt es nicht mehr!" Herr: 's ist bedauerlich, mein Fräu lein, denn Drachen giebt's heutzutage leider noch genug!" Lin langsamer. A: Nun warte ich schon eine volle Stunde auf den Inspektor Lehmann, und er läßt sich immer noch nicht blicken." B: Nun, da lassen Sie sich nur die Zeit nicht lang werden, das ist bekannt lich ein Langsamer. Wenn Sie den heute kitzeln, dann lacht er erst morgen." Poesie und Prosa. Sie (schwärmerisch): Ach, diese ent zückende Idylle hier! Diese weidenden Kühe am nahen Walde! Wenn ich nur wüßte, an was mich diese reizvolle Gegend erinnert!" Er: Du denkst gewiß daran, wie mir auf unserer Hochzeitsreise in Tvrol in dem romantischen Gasthause zum rothen Ochsen den großartigen Kuhkäse aßen!" Ein edler Mensch denkt edel auch von Schlechten. Du suchst das in andern, was du in dir gefunden hast. Erinnerung. Und haft Tu recht geliebt einmal. Sei'S Tir zur Freude, sei's zur Qual. O Halle das Gedächtniß fest. Auf daß ti nimmer Dich verlaßt. Gieb ihm. als Teinem besten Schatz. Im tiefsten Herzen einen Platz. Gleichwie ein liebes Grab man pflegt lind eZ mit Blumen eng umhegt. Und jeden Gruß, den Tu geschickt. Und jeder Blick, der Dich erquickt. Und selbst der Trennung bittern Schmerz. O schließ es Alles treu in's Herz. Auf daß. wenn einst nach Jahren spät. Ter Trost des Alters Tich umweht. Tu av vcrfchwund'ner Tage Glück Noch laben magst den müden Blick. Tie Rose welkt wohl über Nacht. Vergänglich ist der Blumen Pracht. Nur was Tu liebst, o Herz, ist Tein; Das soll Tein Trost fllr'ö Leben sein. Tat trafen Hart. Ich höll den frohen Globen So fast mit beide Hän'n, Nu liggt hei doch terbraten, Un allens is tau En'n. AS lutcr Freudenwatcr So fach dat Lewcn ut; Wull uk en Kraug mi hahlcn, Tor fcl de Born mi 'rut. Wüßt gor nicht, dat hei rctcn, Hei fach so heil sik an: Un doch! Tor ligg'n de Schören. De Keiner neiden kann. Kann s' tum tau HuS nu dragen, II fnicd mi in ehr Kaut, Tat Blaud flült facht hendalen. Tat Hart is 't. nich de Hand. Alwine Wiithenow. Durchschaut. Hochstapler: Geben Sie mir ein Zimmer. Preis ist Nebensache." Zimmerkellner: Bitte! Ich muß Sie aber aufmerksam machen, daß das Zimmer im vornherein zu bezahlen ist." Hochstapler: Was? Ist das so Regel bei Ihnen?" Zahlkellner: Nur für Gäste, denen der Preis Nebensache ist." Ver Abschied. Herr Dickmann geräth einmal in eines jener Restaurants, wo die Gäste bei schlechter Bedienung, schlechten Speisen und Getränken sehr hohe Preise bezahlen müssen. Vor Verlassen des Lokales befiehlt er dem Kellner, dieser möge den Wirth herbeirufen. Der Wirth erscheint. Ah, Sie sind also der Wirth," sagte Dickmann, ihn in seine Arme schließend, ach, lassen Sie mich von Ihnen Abschied nehmen, denn in diesem Leben sehen wir uns nicht wieder!" Trost. Gattin: Der Gerichtsvollzieher war heute Vormittag hier, er hat das Kla vier versiegelt." Gatte: Na, das war doch wenig stens ein vernünftiger Mann!" Der arme Blinde. Da kommt ja der reiche Knickstiebel wieder. Jeden Tag sehe ick den Men schen vorbeijehcn. aber for'n armen Blinden hat er nischt über." Aus Bequemlichkeit. Warum hat sich eigentlich der Dich ter Klanal mit Fräulein Rosa entlnkt und mit Fräulein Pauline verlobt?" Weil es mehr Reime auf Pauline als auf Rosa giebt." Eigenthümliche kogik. Warum sparen Sie denn so sehr an der Treppenbeleuchtung, Herr Haus meister?" Ja. wissen Sie, wcnn's nicht hell ist, so sind die Leut' vorsichtig, und wenn sie vorsichtig sind, fallen sie nicht!" Ans der Inftruktionsftnnde, Einjähriger: Nach den Natur gefetzen müßte das Geschoß doch " Unteroffizier: Unsinn! Beim Mili tär da giebt's keine Naturgesetze merken Sie sich das!" Bei'm Lramen. StudiosuS (der vom Professor um die Definition des Wechsels befragt wird): Der Wechsel ist ein Dokument, vermöge dessen der Gläubiger sich ver pflichtet, bis zu der darin ermähnten Frist seinen Schuldner in Ruhe zu lassen!" in seines Theater. Fremder (im Wirtbsbau: "tbr Heldendarsteller hat gestern Abend aber samos ausgeieyen!" Schmierendirektor: O. da knNtn Sie 'mal Sonntags ins Theater kom men na tu er tri cd ranrt Modern. Frl. A: Warum hast Du den,, Deine Verlobung mit Herrn Fettring aufgelöst?" " Frl. B: ..Sag' es Niemand, aber er wurde so schrecklich dick. Wenn hrr Kummer ihn erst etwas abaemanert nehme ich ihn wieder." Auch nicht Übel. Stubenmädchen (das gerade anae nommen werden soll): .WaS. bier wird Klavier gespielt, nein, da bleib' ich nicht, ich bin zu nervös.
