Die C'iusönd'rancS'ote. rahiuiig ven Ä. Möller. Vor d,m Hotel Europa" in Wien titelt ein iakcr, dessen Wagen drei nobel gekleidete (Viren entstiegen. Tkr Portier etr.pfina, fie in der zuvorlom mendstkn Weise und fragte nach ihrem Bcfeblkn. .Trei Zimmer im ersten Stock." sprach dkr eine davon mit einem fremdländischen Accent und in eincm etwas herrisch klingenden Zone. Tie drei Zimmer waren bald angewiesen, und plcich darauf wurde den Herren vom Zimmerkellner das Fremdenbuch vorgelegt, in welche? fie sich als Kom mifsa und Ingenieure eintrugen, die sich im Auftrage ihrer Regierung der Jubiläums Weltausstellung wegen studienhalber in Wien einige Wochen aufzuhalten gedächten. Man kümmerte sich zwar von dieser Stunde an nicht weiter um sie, aber trotzdem fiel nach einigen Tagen dem Portier und dem 'Besitzer deS Hotels, Herrn Schänder!, das ungemein flotte Leben auf. das diese drei Fremden führten. Ganz ad gesehen davon, daß sie zu Mittag und Abend das Beste und Theuerste der Speisekarte auserwühlten und die fein stcn Weine dazu tranken, so fiel eS namentlich auch auf. daß fie sich durch den Portier stets Logenbillete für die Hofoper und das Burgtheater besorgen ließen. Als sich die Rechnung der drei Herren nahezu auf 300 Gulden belief, sagte der Hotelier zu seinem Geschäfts führer: .Franz, schreiben Sie einmal für diese drei exotischen Vögel da oben die Rechnungen aus. Wir wollen ihnen einen kleinen Dämpfer aufsehen. Ich bin neugierig, ob sie bezahlen werden." Wie der Hotelier angeordnet hatte, so geschah eS auch. Die Rechnungen, wur den prüsentirt und pünktlich be zahlt. Herr Schänder! hatte sich also gründlich geirrt, und trotzdem scheint er den drei Fremden noch immer nicht zu trauen, denn er setzt eiligst seinen Hut auf, nimmt die drei HundertguU denscheine mit sich, geht daniit zu sei nem Bankier und erkundigt sich, ob die Noten wohl echt seien. Er erhielt die befriedigendste Auskunft. Unsere drei Ingenieure führten indessen das Schla raffcnleben weiter, tranken Cbampag ner und aßen Austern und Fasanen dazu, fuhren mit den feinsten Fiakern in den Prater kurzum, man sah, daß sie in einer Großstadt zu leben verstan den. Eines Tages hörte man auf einem der drei Zimmer, welche unsere Fremden bewohnten, einen ziemlich lauten Wortwechse!. AlZbald kamen die verschiedenen Zimmerkellner und Stubenmädchen herbei, um zu lauschen. Da hörten sie denn, wie einer in schlech tem. gebrochenen Deutsch sagte: Nun, so helfe ihm doch mit den paar hundert Gulden aus. Er giebt Dir'S ja in einigen Tagen wieder." Darauf er widerte der andere: Nein! Ich besitze nur noch einen Tausendfrankschein, und der ist mein Nothpfennig, mein eiserner Beistand. Weiß ich, ob ich nicht auch in Verlegenheit kommen kann? Was dann? Wird mir dem Fremden in Wien jemand etwas bor gen? Verschwende das Geld nicht in so unsinniger Weise, dann ersparst Du Dir solche Unannehmlichkeiten." Dieses Zwiegespräch wurde natürlich getreu dem Hotelier rapportirt, und dieser verfügte mit dem den Wirthen angeborenen oder besser gesagt, einge impften Mißtrauen, daß die Zimmer kellner und der Portier von heute ab die drei Fremden fester in's Auge fas sen und schärfer beobachten und über wachen sollten als bisher. Dies geschah auch. Am darauffolgenden Tage erschien einer der drei Herren bei dem Hotelier und bat ihn um die Gefälligkeit, ihm doch einen Tausendfrankschein zu wech sein. .Ah." dachte Herr Schänder!, nun hat er sich doch erweichen lassen;" sein zweiter Gedanke aber weilte schon wieder bei seinem Bankier, um die Banknote auf ihren Werth hin prüfen zu lassen, denn der traute nun einmal diesen Leuten nicht. ES steckt nichts Gescheites dahinter." sagte er zu Franz. Passen Sie auf, ich habe Recht. Wir müssen auf unserer Hut fein.- Kaum hatte er diese Worte gespro chen. als ein Kellner in das Geschäfts, zimmer des Hoteliers trat und diesem mittheilte, daß ihn ein fremder Herr in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünsche. Herr Schänder! be gab sich sofort in den- kleinen, dämme rigen und äußerst vornehm ausgestalte, ten Empfangs Salon und traf dort einen sehr korpulenten Mann in den vierziger Jahren, mit einem Horn kneifer auf der Nase und einem nach französischer Art zugestutzten Schnurr und Knebelbart. WaS steht Ihnen zu Diensten," sprach der Hotelier den Fremden an. ' Ich bin," versetzte jener in ziemlich gutem Deutsch, der Kriminalkommis sar de la Röche aus Paris. Hier ist mein Beglaubigungsschrttben." Mit diesen Worten überreichte er dem über, raschten Wirthe einen großen Bogen Papier, auf dem sich am unteren Ende ,ein mächtiges rothes Siegel befand. daS sich in aufdringlicher Weise von dem weißen Untergrunde abhob. Und hier." fuhr er ergänzend fort, ist die Bestätigung der Wiener Polizeibehörde, daß ich der Kriminalkommissar de la Röche bin." Bitte sehr." sagte der Hotelier Schänder!, ich zweifle keinen Augen blick an der Richtigkeit Ihrer Angaben Jahrgang 21. Beilage zum Ncbraska 2taats-?lnzeigcr. No. 2ß. aber, wenn ich fragen darf waS wünschen Sie von mir?' Ich bin." sprach jener, drei Ver brcchern auf der Spur, die ich hier in Wien gefaßt zu haben glaube und die bei Ihnen wohnen dürften." Mit die fen Worten öffnete er ein Notizbuch und entnahm denselben drei Photographien, die er dem Hotelier vorzeigte. Kennen Sie die Physiognomien." Dieser warf kaum einen Blick auf die drei Bilder, als er auch schon ausrief, Dacht ich mir's doch! Ja. Herr Kom miffar, die drei Spttzbuden wohnen bei mir und leben wie die Götter in Paris. Sehen Sie." fügte er geschwätzig hinzu, ich habe es zu meinem Ge schäft?sührer immer schon gesagt, daß ich diesen drei Gaunern nicht traue. Ja. Ja, ich bin ein Menschenkenner! Ich sah eS kommen! Ah! wie mich das freut. Nun aber, sagen sie mir. Herr Kommissar, diese drei Früchtcrln" find wohl Banknotenfülscher?" Daß ich nicht wüßte," entgegncte der Kommissar ruhig und kalt. Ich meine nur so," versetzte Schau der!. Sehen Sie, da bringt mir vor einer halben Stunde ein solche! Kum pan eine Tausendfranlnote zum Wech sein, was ich auch that. Verzeihen Sie, ich bin gleich wieder hier." Mit diesen Worten schlüpfte er zur Thür hinaus, erschien aber gleich darauf wieder mit einer Banknote in der Hand, die er de la Röche mit den Worten übergab: Bitte, sagen Sie mir doch, hochge schätzte! Herr, ob diese Banknote echt ist." Der Kommissar besah sich die Note von allen Seiten, drehte sie links, drehte sie rechts, zog eine Lupe aus sei ner Westentasche hervor, um die Num mer festzustellen und gab nach einer Weile dem Hotelier das Tauscndfrank billet mit den bestimmten Worten zu rück: Der Schein ist echt. Sie brau chen sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen. Diese Leute haben genug echtes Geld, sie brauchen sich mit Fal siftkaten nicht zu befassen. Der eine ist ein Einbrecher, der andere ein Taschen dieb, der dritte ein Heiratsschwindler und sie arbeiten in Kompagnie. Doch nun zur Hauptsache. Wie fassen wir sie?" Schänder! zuckte mit den Achseln. Ich will Ihnen einen Vorschlag machen," begann der Kommissar wie der. Das erste ist, daß Sie die Zim mer der drei Schurken streng bewachen lassen, damit unS keiner entschlüpft, daS zweite, daß sie diesen Vormittag keinen Schritt Ihr Hotel verlassen, denn ihre Anwesenheit ist unter allen Umständen erforderlich. Ihre Abwesen heit aber könnte uns um den ganzen Erfolg bringen, und das Dritte ist, daß Sie Niemanden, auch ihrer Frau nicht, ein Sterbenswörtchen sagen, daß ich mich in Ihrem Hause aufhalte." ' Mit Vergnügen," betheuerte der Hotelier." Dann lassen Sie die Drei ruhig zur Table d'hote" kommen. Ich werde ebenfalls dort erscheinen und mich über zeugen, ob ich die rechten vor mir habe. Etwa beim Dessert werde ich sodann die drei Bürschchen verhaften. Ich selbst bleibe gleich hier." Abgemacht, ja, ja. abgemacht," triumphirte der Hotelier Schänder!. Die Stunde der Table d'hote" rückt heran. Einzelne Vorläufer stellten sich erst ein und lehnten müßig herum, dann kamen allmählich mehrere, später ein ganzer Trupp auf einmal, und als die Hotelglocke ertönte, da stellten sich schließlich auch die Nachzügler ein. Der allerletzte war der Herr Kriminalkom missär de la Röche. Als das Dessert aufgetragen wurde, stand de la Röche von seinem Sitz auf, räusperte sich und sprach: Im Namen deS Gesetzes! Ich bedauere unendlich, den hochver ehrten Anwesenden eröffnen zu müssen, daß sich hier in unserer Mitte drei große Verbrecher befinden, die ich im Auftrage meiner Regierung hiermit verhafte." Kaum hörten die angeblichen drei Ingenieure diese Worte, als fie sogleich von ihren Sitzen aufsprangen und über Tische und Bänke weg der Thür zu stürzten. Aber da kamen sie schön an. Vor derselben waren die Kellner und Hausknechte und Kutscher deS Hotels postirt und ließen Niemanden -durch. In ihrer Mitte stand gleich einem Feld Herrn, mit dem siegesbewußten Lächeln eines TriumphatorS auf den Lippen, der Hotelier Karl August Alois Schan derl und ertheilte mit Stentorstimme seine Befehle. Einen Wagen." rief er, und zwar einen viersitzigen." Etwas rasch." bemerkte der Krim! nalkommissar. Jetzt führt die drei Schurken hin auf. damit sie sie ihre Hüte und ihr Gepäck holen," befahl wiederum Schan derl, aber mit Bedeckung. Ich und der Herr Kommissar warten unterdessen im Foyer." , Der Wagen fuhr vor; und bald darauf kamen auch die drei Verhafteten mit den wahrhaftigsten Armcnsünder micnen langsam die Teppen herabge schlichen, begleitet von einer Anzahl Kellner und Hausknechten. Einsteigen!" donnerte der Kommis sar. ApropopS. Herr Hotelier. Haben die drei Burschen ihre Rechnung be zahlt?" Nein, Herr Kommissar, noch nicht." WaS schulden sie Ihnen?" Nicht ganz 500 Gulden." Bon. Ich werde sie auf der Polizei untersuchen lassen und Sie mit dem bei ihnen vorgefundenen Gelde bczah len. Herr Schanderl. Meine Rechnung können Sie mir auch dort hinschicken und zwar, bitte, auf Bureau Nummer 9, zweiten Stock.Polizeirath Kwiczala. Und nun leben eie wohl. Herr Schau derl, auf Wiedersehen! Vorwärts, Kut scher, zur Polizeidirettion Schottennng Nummer 3." Der Wagen rasselte davon und im Hotel Europa" kehrte nach und nach wieder die gewohnte Ruhe und Thätig seit ein aber nicht lange. Noch an demselben Tage mußte lei. der das alte und solide Haus Schan derl erfahren, daß es einem schlau aus gedachten, ganz gemeinen Schwindel zum Opfer gefallen war. Tie drei lebenslustigen Fremden sowohl als auch der angebliche Polizeikommissar de la Röche waren Hochstapler gefährlich ften Kalibers und wurden von der Polizei schon längst verfolgt aber leider ohne Erfolg. Der Polizeirath Kwiczala existirte natürlich gleichfalls nicht, und ein Bureau Nummer 9 war zwar erklärlicherweise im Polizeigebäude vorhanden, befand sich aber im ersten Stock und nicht im zweiten Stock und wurde von einem Beamten Namens Sutor als Dienstzimmer benutzt. Und so hat sich denn alles als ein ganz grober Schwindel entpuppt. Das Feldherrnantlitz und das triumphatorische Lächeln des Karl August Alois Schanderl verschwand nach und nach und nahm mit den langsam und träge dahinschleichenden Stunden gegen 9 Uhr den eines tristen Lcichenbit terö an. Als sich nun aber gar die schweigende Nacht mit ihren dunklen Fittichen, gleich einem schwarzen Sam metmantel auf die Erde herniederfenkte und der Hotelier Schanderl mit herab gebrannter Kerze sein Lager aufsuchte, da hielten erst recht die bohrenden Qua len bei ihm ihren Einzug, denn im Ge räusche des Tages machen sich diese Peiniger weniger fühlbar als in der tiefen Stille und Ruhe der Nacht. Es drückte ihn etwas, aber nicht etwa ein Hühnerauge nein, Gott bewahre dieses Gefühl würde er in seiner äugen blicklichen Stimmung und Lage als himmlisch" bezeichnet haben es drückte ihn eine dunkle Ahnung! Nach einer schlechten, halbdurchwach ten Nacht stand der Hotelier Schanderl des anderen Tages früher auf als sonst. Haftig kleidete er sich an und schlich sich dann leise in sein Geschäftszimmer. Dort angekommen, entnahm er seinem Kassenschranke eine blanke Note und versenkte dieselbe sorgsam in feine Brief tasche. Dann machte er sich auf den Weg zu seinem Bankier. Der letztere nahm die Banknote entgegen und besah dieselbe von allen Seiten; er drehte sie rechts und drehte sie links, er nahm auch eine Lupe, um die Nummer fest zustellen kurzum, er machte es ebenso wie de la Röche, nur mit dem Unter schiede, daß er zu einem ganz anderen Resultate kam, wie der angebliche Kri minalkommissär, denn der Tausend francschein war gefälscht. Hasenbraten. Eine heiter Geschichte von L i n a Fabian. Solch strenger Winter macht uns Hausfrauen viel zu schaffen. Die an gefahrenen Holz- und Kohlenvorräthe find aufgebraucht, ein Preisaufschlag hat auch stattgefunden, und nun mei nen Mann zu einer Nachlieferung zu bewegen, das muß sicher ctmelches Lamento absetzen. Zugleich aber schien mir die Gelegenheit günstig, um nicht nur eine Kohlen-Nachforderung, fon dern auch eine Aufbesserung deS Wirth schaftsgeldes überhaupt durchzudrücken. Ich eröffnete schon während des Abend essens die diplomatischen Verhand lungen: Hör' mal, mein Lieber," begann ich, Du mußt neue Kohlen anschaffen. Da wirft Du also noch so 50 Emchen herausgeben müssen." Brrr!" sagte mein Mann. Ich habe schon zu Weihnachten meinen Etat überschritten. Aber weißt T, mein Schatz, lange kann die Sache nicht mehr dauern, eS muß doch Frühling werden. Könntest Du nicht die Kosten für die paar Kohlen auS den laufenden AuS gaben bestreiken?" Um Gotteswillen," rief ich verzwei felt aus. was denkst Tu denn, von meinem Wirthschaftsgeld! Na. das wäre ja noch besser! Nein, nein, wie ich mich habe einschränken müssen in Allem , kaum daß ich mir einen Hasenbraten gegönnt habe, den ich so schrecklich gern esse. . . . Und nun kommt mein Geburtstag, und da sehe ich schon jetzt " ich begann zu schluchzen, daß ich , daß ich da wieder keinen Hasen haben werde," dabei holte ich lang sam mein Thränentüchlein hervor und traf alle Anstalten, um die Schleusen eines ThrünensturzbacheS aufzuziehen. Wenn'S nicht anders geht." lenkte mein Mann ein." dann bestelle nur die Kohlen. Tas Weitere wird sich schon finden!" Mein Geburtstag! Tie liebevolle Aufmerksamkeit war diesmal nicht weit her. Ein Kuß ... . noch einer ein etwas kurz gehaltener Glückwunsch daS gestaltete sich wirtlich nicht auf regend. Ich machte mich ausgebfertig und fuhr nach der Markthalle. Tort er stand ich einen Hasen oh, es war ein Prachtkerl. Triumphirend brachte ich meine Beute nach Hause. Ach. gnä' Frau," rief Anna lustig aus, Sie bringen auch 'nen Hasen? Eben war der Packetbote hier, der hat auch einen abgeladen." Ich warf einen Blick auf den gelben Kumpan: vom Onkel Meyrich. Viele Glückwünsche selbst geschossen gut schmecken lassen. Ich sah mir das Thier näher an: ein stattlicher Bursche, noch ganz hart gefroren. Nun," erklärte ich. das ist nicht gefährlich. Bei der Witterung halten sich die frisch geschosse nen Thiere wochenlang. Heute wollen wir den ans der Markthalle zurecht machen." Und nun begann das Abziehen! Eben war Anna dabei, dem Thiere das Fell über den Rücken zu zerren, als die Korridorklingel gezogen wurde. Las sen Sie sich nicht stören. Anna, bleiben Sie beim Hasen, ich werde selbst öffnen," damit verließ ich die Küche, und vor mir stand der Haus diener einer bekannten Wildprethand lung. Ich soll den Hasen hier abgeben," erklärte dieser, bezahlt ist er schon, ein Herr hat ihn heute morgen gekauft." und damit legte er einen weiteren Hasen in meine Arme. Ich war nämlich so verdutzt, daß ich im ersten Augenblick gar nicht zugreifen konnte. Dann aber war ich schnell wieder Herrin der Situa tion. Hier haben Sie ein Trinkgeld," meinte ich und drückte ihm einige Nickel in die Hand. Etwas unwillig schleppte ich meine Last nach der Küche. Ach, du lieber Himmel." staunte Anna; noch ein Hase?" Ich ging ins Wohnzimmer, weil mir der Hasengernch zu aufdringlich wurde. Ein wenig Odeur aus meinem Riech fläfchchen gab meinen beleidigten Ge ruchsnerven Genugthuung, und ich überlegte eben, ob es mir nicht zuträg licher sei. wenn ich die Zubereitung des Hasen Anna überließ und.mich ein hal des Stündchen ausruhte Ach, du lieber Himmel, es hatte sich was mit dem Ausruhen. Es trat ein Besuch nach dem anderen an: Frau Kügler, Frau Bergmann, Frau Wich trich, Frau Osterloh. Der Salon glich bald einem Treibhause, so war er mit Blumen besetzt. Frau Direktor Band mann fehlt noch. Die Frau Direktor war schon unter wegs," bestätigte Frau Kügler. Ja, fie ist nur in die Blumenhand lung gegangen," meinte Frau Berg mann. .... Kling, ling .... Klrrr die Klingel läutete Grobfeuer. Na hören Sie," triumphirte Frau Osterloh, da ist die lang Erwartete schon eingetroffen." Ich hörte, wie Anna die Thür öffnete, wie sie Nanu, da entspann sich ja ein lebhafter Disput. Das konnte doch unmöglich die Frau Direk tor sein. Ich wollte eben aufstehen, um selbst nach dem Rechten zu sehen, als Anna den Kopf durch die Thür des SalonS steckte: Hihihi, hihihihi." kicherte sie.. .. ein Hase; noch ein Hase; der vierte." Entsetzt eilte ich hinaus. Und wirk lich: wieder stand der Hausdiener eines Kaufmanns im Korridor und streckte mir einen Hasen entgegen. Mehr todt als lebendig kehrte ich wie der in den Salon zurück. Die Damen waren wahrscheinlich gerade über mich hergezogen; denn das Geplauscht ver stummte plötzlich. Ich erfaßte sofort die Situation und brachte das Thema auf ein anderes Gebiet. Mein Ernstchen muß gleich aus der Schule kommen." begann ich; nein, was die zarten Kinder jetzt Alles schon lernen müssen, das gab's in meiner Jugend doch noch nicht. UebrigenS ist Ernstchcn ein sehr kluger Junge. Denken Sie, meine Tarnen, er hat gestern schon feine Spar kasse geplündert, um mir heute eine Freude zu bereiten. Ich schenke Dir etwas Praktisches, Mama," sagte er mir heute beim Weggehen, etwas, was Du Dir immer so gewünscht hast." Bei all' dem Plaudern hatte ich ganz überhört, daß Ernstchen zugleich mit meinem Manne angekommen war. Der Junge pochte artig an, dann schlangelte er sich langsam in den Salon, hinter sich zog er ein längliches Etwas Nachher!" erklärte der Junge. Ja. weshalb denn?" forschte ich weiter. Erst muß ich mein Geburtstags gescheut 'reinzichen," keuchte Ernstchcn. zerrte aus Leibeskräften und schleppte einen Hasen in den Salon. So." erklärte er leuchtenden Auges, ich habe wohl gemußt, was Du Dir wünsch tcst...." Eine kleine Pause. Oh, oh!" stöhnte Frau Kügler und drückte ihr Taschentuch vor das Gesicht, das Thier hat haut gout." Da trat auch schon mein Mann ein, gestiefelt und gespornt, wie er war; er hatte nicht einmal seinen langen Man tel draußen abgelegt. Nach einer kur zen Begrüßung wandte er sich an mich: Ader mein Herzchen, die vielen freudi gen Ueberraschungen haben Dich schon ganz blaß gemacht, und ich will Dir noch eine weitere bereiten!" Er nestelte an seinem Mantel herum nnd holte endlich hervor einen Hasen Ich heuchelte eine Ohnmacht. Ach, die Aermste," hörte ich noch Frau Bergmann sagen; wenn wir gemußt hätten, daß sie einen solchen Wunsch ge äußert bat, hätten wir das Geld für die Blumensträuße zusammengelegt nnd auch einen Hasen geschenkt ! Auö Walter Scott'S fflitterwochen. In seinem achtundzwanzigsten Lebensjahre vermählte sich Walter Scott mit der schönen Miß Carpenter. Er war damals noch kein berühmter Dichter, sondern nur ein einfacher Rechtsanwalt, fühlte sich aber beständig höchst poetisch gestimmt während der glücklichen Flitterwochen, die er mit sei ner jungen Frau auf einem kleinen Landgut in der Nähe von Edinburg verlebte. Das junge Ehepaar ging eines Nach mittags beim schönsten Sonnenschein spazieren und gelangte an das Ufer eines großen Teiches mit anmuthiger landschaftlicher Umgebung, einer reiz vollen Scenerie von Wiesen und be grasten Hügeln mit einer Schäferhütte im Vordergrund und einer alten ver fallenen Burgruine auf hohem Felsen im Hintergrund. Hier laß uns rasten. Geliebte." sagte Walter. O, wie schön ist es hier?" Ja, es ist hier ganz nett," meinte seine Frau. Wenn es nur nicht so heiß wäre und nicht so viele Mücken umherschwirrten." Sie setzten sich auf eine Steinbank. Siehst du die alte Burgruine drüben ans den Felsen?" fragte er in poetischer Begeisterung. Dabei muß man an die längst entschwundene glänz volle Ritterzeit denken, an die so glor reiche und herrliche schottische Bergan genheit." Gott sei Dank, daß wir damals nicht gelebt haben!" rief sie. Warum das, meine Liebe?" fragte er etwas betroffen. Weil wir in solchem Falle längst todt und begraben sein würden." Da haft Du freilich recht: das muß ich zugestehen. Aber hättest du nicht gerne eine Edeldame in der ritterlichen Vorzeit sein mögen?" Nein." Warum nicht?" Weil ich auf alten Gemälden ge sehen habe, daß die Edeldamen in jener Zeit nichts weniger als geschmackvoll und nett sich kleideten. Sie sehen alle so steif und häßlich aus. So. wie jetzt gekleidet, gefalle ich mir viel besser." Hm, hm!? brummte leise der zu künftige geniale Romandichter und dachte im Stillen: Für ritterliche Poesie und Romantik hat mein Weib chen, so scheint es, gar keine Verjtünd niß." Dann fragte er nach einer tlei nen Pause: Tu siehst doch das Schäfer hüttchen da?" Ja. gewiß." Das finde ich so poetisch, so höchst idyllisch." Mag sein, lieber Walter! Aber ein hübsches, solides Haus, so wie wir eins bewohnen, mit komfortabler Einrich- tung, ist doch tvljl besser und angeneh mer, meine ich." .Hm!" dachte er. Für empfind farne Schäferpoesie steint sie auch nicht enipfarlich sein." Sieli st du die Lümmchen da auf der Weide?" fragte er ach einer weiteren Pause. .Oja." Woran denkst du dabci." An dich." Ist'S möglich?" Er sprach daS in einem beinahe ent rüsteten . Tone. Fast schien eS, als würde jetzt die erste kleine Sturmwolkl am ehelichen Flittelwochenhimmel her ausziehen. Ja. siehst du. mein Lieder, beim Anblick der Lämmer, da dachte ich daran, wie dir der gute Lammsbraten so vortrefflich schmeckte, den wir gestern Mittag hatten. Es freute mich ja so sehr, daß du damit so zufrieden wärest.- T bist mein theures Lieb!" rief er und küßte sie. ES ist ganz richtig, ein guter Lauimsbraten ist meine Leib speise." Tas kleine Sturmwölkchen war spur los vom klaren, sonnigen Flitterwochen himmel verschwunden. Tcr Ehebund war in der Folgezeit ein sehr glücklicher. Er, voll Poesie und Romantik, war ein großer Dichter, fie, die pcrsonifizirtk Prosa, eine ganz vortreffliche HauS frau. Und so paßten die beiden also sehr gut für einander. Aus Den Aufzeichnungen zweier Lnftschisser, der Herren I. Balsan, der als Führer fungirte und L. Godard, der den Bal lon. mit dem Beide von Vincennes auS eine Hochfahrt unternahmen, konstruirt hatte, veröffentlicht dcrPariscr Figaro" einige recht interessante Stellen. ES heißt da: Eden haben wir 5000 Meter (3j engl. Meilen) Höhe erreicht; unsere Schläfen beginnen zu schmerzen, unsere Gesichter werden fahl, die Gegenstände vor unseren Augen erscheinen verwaschen und undeutlich. 6200 Meter: JacqneS Balsan wird unwohl, er kann weder sprechen, noch seinen Sauerstoffschlauch erreichen. Ich gebe ihm diesen und in wenigen Minuten ist er wieder auf dem Damm. Sollen wir höher steigen? Ja: vorsichtig. Jetzt ist die Reihe, un wohl zu werden, an Louis Godard. Der gleiche Schmerz und dieselben Läh. mungserschcinungen Überkommen ihn. Ich helfe ihm, so rasch eS geht." ES folgen einige, mit zitternder Hand ge fchricbene. unleserliche Zeilen, dann heißt eS weiter: 0400 Meter (4 engl. Meilen): Wir fühlen uns, dank der Sauerstoffschlüuche. deren Enden wir im Munde halten, wohler. 6550 Meter: Die Kälte ist enorm! Un sere Bärte sind mit EiS bedeckt. 850 Meter: Wir befinden uns Beide nicht wohl und sind unfähig, ein Wort zu sprechen. Wir möchten gerne noch höher steigen, aber es würde zu gefährlich sein, da wir gänzlich hilflos find. Nur mit vereinigten Anstrengungen sind wir im Stande, über einen unserer Ballaft. säcke hiilüberzuklettern, es wird unS ganz- dunkel vor den Augen. Wir müssen umkehren und niedergehen. Wir bemerken hierzu, daß der englische Physiker nnd Meteorologe Mr. I. Glaisher gelegentlich einer Hochfahrt allerdings in bewußtlosem Zustande, nach Ausweis feiner Rcgistririnstru mente eine Höhe von 11,000 Metern und der Berliner Meteorologe Berfon (1894) eine solche von 9150 Metern er reicht hat. Eine wild Sau. Vor einiger Zeit wurde in einem Nachbardorfe von Hoya die Nachricht verbreitet, daß in einem von Niederholz bewachsenen Gelände eine wilde Sau liege. Darauf hin wurde die ganze waffenfähige Mannschaft alarmirt und rückte unter Leitung eines Jägers zur Sauhatz" aus. Die Treiber und die mitgebrachten Hunde stöberten auch bald die wilde Sau auf, und wohl 16 Feuerschlünde entluden sich auf ihr. Das Schwein brach im Feuer zusam men und mit wildem Halloh stürmten die glücklichen Schützen darauf los. Das todte Schwein wurde auf zwei Fuhrenstämmchen gelegt und mit Bir kenreis und Eichenlaub bekränzt im Triumph nach dem Wirthshause! getra gen. Hier richteten sachkundige Hände es zurecht und des Abends gab es eine Wildschweinmahlzeit, zu der das ganze Dorf eingeladen war. Man unterhielt sich prächtig, und mancher gute Trunk wurde gethan. Die ältesten Leute er innerten sich nicht, jemals so vergnügt gewesen zu sein. Als sie das Schwein ratzenkahl verzehrt hatten, kam der alte Holzschuhmacher Meyer zur Thür her ein und machte große Augen, als er die Tafelrunde sah. Süh. Hvltschen mcyer. Du kummst wedder to lote, menn't Brei reg'nt, denn best Du jüm mer keenen Lüpel!" tönte eS ihm ent gegen. Und nun erzählte man ihm die Schweinejagdgeschichte. Unser Holt schenmeyer wurde ganz hellhörig. Er fragte alle Einzelheiten nach und brach zuletzt in die Worte aus: Kinners un Llle, denn hebbt Ji mine ole smarte Söge upfretcn. De is mi vandage weglopen!" Und so war's. Boshaft. Altadeliger Oberförster: Was denken Sie, ich kann meinen Stamm baum bis in die Zeiten der alten Römer zurückführeilk" Professur: Das glaube ich gern, denn Sie selbst sprechen ja noch ein sehr schönes Latein."