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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 8, 1900)
verschmachtend. Eine Erzählung ant Colorado. ton B r t h a a t k ch r. Fünf junge Leute hatten sich unter Leitung deS berühinten Führers Jim Zlofl aufgemacht, um den großen Ja non, jenes berühmte Naturwunder, kennen zu lernen. Auf ihrer beschwer, lichen Reise über die unfruchtbare Ebene mußten sie plödlich Halt machen. Was sie vom Anfang an befürchtet, war zu ihrem Entsetzen eingetrosten. Sehr schlechtes Wasser und unerträgliche hiße hatten einen der Genossen auf feine Decken gestreckt. Big Bunster sprach von seinem Mütterchen daheim und bat die Freunde, ihr die Nachricht von seinem erfolgten Tode vorsichtig beizu bringen. Bunfter hatte sich schon vor der Ab reise zu Hause in Flagftaff nicht ganz wohl gefühlt, aber, thörichter, eigene finniger Junge, der er war, darauf be, standen, die Gefahren deS Indianer Pfades" mit seinen Kameraden zu thcr len. Die sengenden Sonnenstrahlen sogn ihm das Mark aus den Knochen, der Ritt auf dein schmalen, unwinh lichen Weg über die durchglühte Wüste verehrte seine Kräfte, und der vom Fieber geschüttelte junge Mensch vcv mochte sich kaum auf seinem tZscl zu er halten. Sein großer Kopf sank immer tiescr auf den Sattel hinab, biS Jim Vost, der Einzige, welcher die Gefahr erkannte, in welcher Bunster schwebte. energisch Halt gebot. Ich will ihn nicht im Sattel sterben sehen.- flüsterte er Zach RawlinS zu Wenn wir ihn nicht sofort in eine bequeme Lage bringen, ist'S aus mit ihm. Unsere Reisegesellschaft schlug ihr Lager im Schatten riesiger FelZdlöae auf, welche von Titanen aufgeschichtet sein mochten, zur Zeit, als der große Canon von Colorado noch jung war, Wie wohl that ihnen Allen die Rast nach dem erschöpfenden Ritte in den blendenden, versengenden Sonnen trab len! Nur wer selber die Brathide in der unermeßlichen Wüste kennen gelernt hat, weiß, daß man in der Aussicht aus eine Handbreit Schatten gerne Meilen zurücklegt. Big Bunster fühlte sich in seiner be quemen Lage zwar wohler, aber er jammerte, daß er sterben müffe, wenn er nicht bald einen Schluck trinkbares Wasser bekomme. - .Wartet meinen Tod nicht ab. Ka meraden. sondern setzt ruhig Euren Weg fort." mahnte er, .sonst ergeht es Euch wie mir. Ihr werdet vor Durst und Hitze zusammenbrechen, wie ich zu sammenaebrochen bin.. . Ich war wem Lebtag ein langsamer Patron, und ich werde auch eines langsamen Todes sterben. Thut mir noch die letzte Liebe und haltet Euch meinetwegen nicht auf !" Dabei blickte er mit einem so geifter haften, herzerschütternden Lächeln zu Zach RawlinS empor, daß eS diesem eiskalt über den Rücken lief. Zach, der älteste und treuefte Freund Bun fier'S. grub seine Absätze tief in den Sand und brummte, daß es eine Schande fei, einen so guten, braven Kerl wie Big so elend umkommen zu lassen. Er wolle wissen, weshalb der niederträchtige Führer sie so weit ab von jeder menschlichen Wohnung ge bracht, weshalb er versprochen, eine Quelle zu finden, wenn er dessen nicht ganz sicher war, und weshalb man dem armen Verschmachtenden nicht helfen könnte. .Sie brauchen nicht gleich aus der Haut zu fahren," entgegnete Jim brummig. .Momentan giebt'S einfach keine Hilfe. Die Herren können in die ser Backofenhitze nicht weiter mar sckiren, wenn Sie nicht wie jene Schlan genhaut austrocknen und zusammen sinken wollen. Hier im Schatten der Felsen wird Bunfter ohne Schaden ab warten können, bis die Hitze nachge lassen hat; dann wollen wir den .In dianerpfad' zu erreichen trachten. Er liegt dort drüben." Der zerlumpte Yost deutete mit sei nem knorrigen Daumen auf eine weiße Fläche, über welche Gluhwellen zitier ten, als ob selbst die Luft unter dem feurigen , Kuß deS unbarmherzigen Balls dort oben krampfhaft winden würde. Was wird Big davon haben, wenn wir schon auf den .glühenden Pfad" gelangen?" flüsterte einer aus der Ee stllfchaft. .Ei, sechs Kilometer von der Luft linie, die Sie dort sehen, fließt Wasser, gutes, frisches. Wasser. Freilich, ob wir zu demselben werden hinabklettern können, ist eine andere Srage." be merkte Yost zweifelnd. .Das ist gar keine Frage, wir müssen einfach," sagte RawlinS. .Muth, alter Junge." wandte er sich an den Verschmachtenden, dessen aufgeschmol lcne Zunge zum Munde heraushing und dessen angstvoll hervortretende Au gen in die Richtung deS .glühenden PfadeS" starrten. Muth, von dort werden wir Dir Wasser bringen, und Du wirft einen tüchtigen Schluck thun, das wird Dir sofort auf die Beine hei fen, Freundchen!" Wasser? Ja. ich sehe e, eS hat eine graublaue Farbe nicht? Ah. der prächtige große See! Wie er glitzert ! Wie gerne wollte ich darin baden: lispelte der durftgeplagte Mann und weidete sich an dem Anblicke, den ihm seine fieberhafte Phantasie vorzauberte. 4&t zog die Zunge schnalzend in den Der Jahrgang 21. Mund zurück und foifete die auSaetrock neten Lippen, als ob er ein Glas Was ser schlürfte, für das er gern sein aan zeS Vermögen geopfert hätte. Seine Qualen und diejenigen seines Freundes, der treu an seiner Seile blieb und ibm mit dem fut beike Luft zufächelte, wurden etwas gelindert, als die Hitze aiunayiich nachließ und d,e Nacht langsam ihren Einzug hielt. Die kleine Karawane setzte sich wieder in Bewegung und RawlinS, der neben seinem leidenden Freunde ritt, suchte ihn durch allerhand Scherze zu erheitern und seine Qualen in'S Lächerliche zu ziehen. UM scbe ist erst, dan Tu arökcr di!t. als Dein Esel! Ein solcher G lia!b wird fii dock von einem Bisckcn Durst nicht herumkriegen lassen!" rief er lachenden MundcS. aber wunden ftmens. Nur langsam kamen die Rellcnden vorwärts, und eS war schon spät, als ne die SuKeren Wände der arokcn elsenschlucbt erreichten, wo sie ihr Nacktauartier ausschluaen. Lange vor Sonnenaufgang machten sich zwei d'.r zungen Leute, mit ihren großen Feldflaschen ausgerüstet, auf den Wea ium Fluk. .Ich bin gar nicht so überzeugt, daß ste zum Wasser gelangen werden, sagte Aoft, nachdem sie außer Sicht waren. ..Vielleicht, blelleickt auch nicht! Die Felswände fallen furchtbar ft m . w r stell ad ... . möglich, OdB vle euichen einen Weg ausfindig machen, aus dem sie mit heilen Gliedern zum Fluß hin unter gelangen: sicher ist das nicht, gar nicht sicher. Und die Klapperschlangen, die in der Relfenfrblucot kaufen, ae- stalten den Gang auch gerade nicht an genehm Entweder ne nurzem vom Schwindel erfaßt in die Tiefe, oder eine Klapperschlange fällt sie an, oder der Sonnenstich streckt sie nieder." Willst Tu endlich mit Teinen ..Oders" aufhören?" herrschte ihn RawlinS lvrnia an. Die fSnare sträubten sich ihm förmlich, als er an daS Schicksal der beiden Wassersucher dachte. Bald brannte die Sonne wieder sengend auf den glühenden Pfad", so daß die kleine Karawane wieder im Schatten der Felsen Schutz suchen miikt?. RawlinS bettete seinen kran len, verdurstenden Freund so bequem eS ging. Tieser jammerte um einen Tropfen Wasser; fein Gesicht wurde immer aufgedunsener nd röther, feine Lippen trockener und blauer. Er bot einen geradezu entsetzlichen Anblick. Stunden verstrichen. . Werden die Kameraden denn nie mehr zurückkehren?" fragte sich Raw lins. .Warum bin ich nicht lieber elbft gegangen?.. .. Ich fürchtete, er könnte mittlerweile sterben, und ick wollte an seiner Seite ausharren aber ich hätte dennoch gehen sollen. . . . Ich wäre schon zurück." Noch eine Stunde schlick träae da- hin; eS war Mittag geworden. Tauch ten nicht dort die Wasserträger auf? Endlich! Endlich! Aber weshalb wank ten sie aar so langsam heran? Kein Zweifel, sie waren müde, nein, ermat tet und erschöpft: die Kleider hingen ibnen in Stehen vom Leibe, und die Haut schälte sich ihnen von Gesicht und Händen. Niedergeschlagen und beschämt traten sie in'S Lager sie brachten kein Wasser. Hatten sie den Fluß nicht erreicht? Doch! Mit gefüllten Feldflaschen hatten sie kick Kon dem kelsenumsäumten Flusse aiisarmackt. aber der Aufstieg von der Canonseite war so mühsam gewesen, .. . ' . . et die Hitze o unerträglich, uno oer jurn so überwältigend, daß sie jeden Tropfen aieria aufaesauat hatten, lange ehe sie auf die Karawane stießen. Zach warf ihnen bö e Blicke zu, sein Rlut lockte. Welche Erbärmlichkeit. nur an sich ,u denken, während es galt. einen Verschmachtenden zu laben, einen Freund zu retten I Er wurve nq oen Wea zum Flusse bahnen, selbst wenn dieser von feurigen Drachen behütet würde, und er wollte gefüllte Flaschen zurückbringen, selbst wenn er ourq s Feuer gehen müßte, um sie zu holen! Und er aina thatsächlich durch'.s Feuer. Vergebens warnte ihn Jim vor den urchtbaren Gefahren, die lym drohten. .Glauben Sie mir junger Herr, eS ist tws'aan. Anderes, kick in der Morgenkühle auf den Weg nach dem Canon zu machen, als jetzt m der vau tagSgluth. Die Hölle kann nicht so unerträglich heiß sein, wie dieser schat tenlose. steile, steinige Jndianerpfad. Sie werden nichts ausrichten und nur Ihr Leben auf'S Spiel fetzen." ack würdiate ibn keiner Antwort. nahm feine Feldflasche, drückte den Hut fester in die Stirne uno navre ra,q über die durchglühte Ebene dahin. Die Sonne brannte wie flüssiges Eisen auf seinen Scheitel, als er den Abstieg be- gann. Er sprang von einer siuse oer Beilage zum Nevraska Staats-Anzeiger. rohen, von der Natur gezimmerten Treppe zur anderen hinab, bis er eine Stelle erreichte, von welcher er in die dunkle Tiefe deS CanonS hinabblicken konnte. Wie ein gewundenes Stück Stahl fchlängelte sich der Fluß tief unten. Bald hier, bald dort, und dann wieder auf einer anderen Stelle wurde ein Streifen sichtbar, und es machte den Eindruck, als ob ?r sich seinen Weg durch hohe, felsige Barrieren brechen müsse. Ramlins blieb einen Augenblick stehen, aber nicht etwa, um das groß artige Farbenspiel auf der Oberfläche der Böschung zu bewundern. Das scharf gezeichnete Halbdunkel, welches die kahle Erhabenheit der Scenerie nur noch hervorhob, machte keinen Eindruck auf ihn. Er sah nur daS am Fuße der Felswände gurgelnde Wasser, nach welchem der Freund seiner Jugend mit verdurstenden Lippen lechzte. Der Weg hinunter war an und für sich beschwerlich. Die drückende Hitze machte ihn noch viel beschwerlicher, Auch plagte ihn ein unerträglicher Durft, die zackigen Felsen rissen ihm daS Gewand vom Leibe, Klapper schlangen versperrten ihm den Weg, und. als ob all' dies noch nicht genug gewesen wäre, löste sich durch die große Hitze eine seiner Schuhsohlen, während die andere von den Steinen zerschnitten wurde. In fieberhafter Aufregung langte er endlich am Ufer des Stromes an. Er legte sich sofort auf den Bauch und schlürfte gierig das erfrischende Wasser. dann füllte er seine Feldflasche, und ohne der überwältigend schönen Scenerie auch nur einen Blick zu schenken, trat er den Rückweg an. So schnell sein Abstieg zum Fuße der Canonwand auch vor sich gegangen war, hatte er doch über zwei stunden in Anspruch ge nommen, und er schien ihm ein reines Kinderspiel im Vergleich zum Aufstieg Die felsige Böschung war so steil, daß selbst ein kräftiger Mensch in der kühlen Morgenluft all' seine Muskeln hätte anstrengen müssen, uin mit heiler Haut wieder auf den glühenden Pfad" zu gelangen; wie erschöpfend mußte er für den geschwächten Kameraden um 2 Uhr Nachmittags sein! Die Sprache hat gar keine Bezeich nung für den Hitzegrad, mit welchem die Sonne jetzt auf die Canonseite nie derbrannte! Sie war einfach unertrüg lich. Obgleich ihm der Schweiß aus allen Poren drang und seine Muskeln zum Reißen gespannt waren, blieb er nur dann stehen, wenn er sich einen Weg zwischen den Klippen suchen mußte Der Pfad, den er hinabgestiegen, war zum Hlnaufklettern zu stell. Nach einer Stunde ersakte ihn auch noch der Dämon Durft und preßte ihm mit seinen feurigen Fingern die Kehle zu. bis er zu ersticken vermeinte. Die Zunge klebte ihm förmlich am Gaumen, und feine Lippen sprangen vor Trocken heit auf. Die Sonne sog seine Körper säfte so rasch auf, daß selbst das Mark in den Knochen einzutrocknen schien. Er befand sich in einem fürchterlichen Zustand. Ah. dort winkte der Schat ten eines großen Felsens, welche Wohl that! Er rastete einen Augenblick, ach nur einen Augenblick, dann schalt er sich wegen deS Zeitverlustes und schlich weiter. Während er durch eine Felsspalte kroch, riß der Riemen seiner Feldflasche, und diese fiel zu Boden. Der Kor! flog durch die Erschütterung heraus, und das kostbare Naß zischte auf dem glühen den Gestein, das eS benetzte. Wie wahnsinnig stürzte sich RawlinS auf die Flasche. Welches Glück, nur wenige Schluck Wasser waren verloren gegan- gen! Und doch hätte er Jahre feines Lebens geopfert, wenn er nur einen Theil derselben hätte ausschlürfen kön nen. Er mochte gar nicyl oaran oenien. er raste weiter. Das spitze Gestein hatte mittlerweile feine Schuhsohlen ganz durchwetzt, und er glaubte, seinen Weg auf einem glühenden Rost fortzusetzen, denn der dünne Strumpf fiel bald in Fetzen von feinem Fuße. Es war so hei geworden, da lch selbst die Klapperschlangen verkrochen und so war er wenigstens dieser Gesahr nicht mehr ausgesetzt. Dafür trat die Versuchung an ihn heran, die Feldflasche seinen verschmachtenden Lippen nicht länger fern zu halten. Wohl war das Wasser darin schon warm geworden, und Zdoch benutzte er eS als Belebung? Mittel, indem er die flache Seite der Flasche an sein versengtes Gesicht drückte. Dies verursachte ihm gleichzeitig Ent zücken und Qual, denn während da? Gefäß seine Wangen kühlte, machte ihn das köstliche Gurgeln des Wassers fast wahnsinnig. Drei Mal blieb er stehen, entkorkte die Flasche und führte ste zu seinen Lippen, und drei Mal widerstand er der Versuchung. Bald erreichte er eine Stelle, wo der Ausstieg fast senk recht war und die Hitze so drückend, daß millflllKlMlf 1 v VV'y'T r r sie ihm den Athem raubte. Den Weg hinan umsäumten Cactusslrüucher, deren Stacheln sich wie glühende Na deln in sein Fleisch bohrten, wenn er mit Händen und Füßen nach einem Halt suchte, um sich in die Höhe zu schwingen. Er achtete nicht darauf, seine gierigen Blicke konnten sich nur dann von der verlockenden Feldflasche reißen, wenn sie sich einen Weg suchen mußten. Was ist sein Durst gegen den mci nigen?" stöhnte er. als er zum vierten Male die Flasche entkorkte. Er ruht im Schatten aus, und Freundeshände sächeln seine heiße Stirn, wühlend ich ich verbrenne!" Aber sofort stieg da? geschwollene, purpurrothe Gesicht Bunstcr's vor ihm auf, und er verkorkte die Flasche wieder mit fast übermenschlicher Willens kraft widerstand er auch diesmal der Versuchung! Wieder arbeitete er sich weiter, jetzt jedoch nur langsam, denn seine Kraft war so gut wie erschöpft. Im Lager erwartete man mit Sehn sucht die Wiederkehr des Wasserträ gers. Vost starrte stundenlang über die weiße Fläche hin in der Richtung des Canon. Schließlich gab er Raw lins verloren, doch hütete er sich, dies seinen weniger erfahrenen Schützlingen zu sagen. Plötzlich tauchte der Schatten eines Menschen, dessen Kleider in Fetzen her- unterhingen, in einiger Entfernung aus. Der Kerl muß rein verrückt sein!" rief Jim entsetzt. In dieser Hitze so zu rennen! Und wie unsicher er dabei auf den Beinen ist, er stolpert fort während." Es dauerte über eine Minute, ehe der Führer oder einer der Reisenden in dem Ankömmling Zach erkannte, und in dieser einen Minute hatte die einer Vo gelscheuche ähnliche Gestalt das Lager, auf welchem Big Bunster ruhte, er reicht, die Feldflasche entkorkt und den Hals derselben an den Mund des fast Bewußtlosen gedrückt. Trink' alter Knabe! Trink'! ES ist Wasser gutes, rei nes Wasser Mach' einen herzhaften Schluck.... Gott.... helfe.... Dir!" kam es in Grabcstönen von den schwarz geränderten Lippen der Schattengeftalt. Trink', Freund!.... Trink!" Der Wasserträger stürzte an der Seite seines Freundes zusammen. Ein furchtbarer Krampf schüttelte seinen Körper, fein Herz klopfte zum Zersprin gen, sein Athem stockte, seine Augen verglasten sich, und das staubbedeckte Haupt sank leblos in den Sand. Ader selbst im Todeskampf hielt er noch dem Freunde mit fester Hand die Flasche an die Lippen. Vom Sonnenstich niedergestreckt," conftatirte Jim Vost, aber er hat die Flasche gefüllt gebracht. .'. . . .Ich habe schon mit vielen prächtigen Menschen zu thun gehabt, aber mit keinem von solch' bewundernswerther Charakterfeftigkeit und Entsagungskraft!" Sie begruben Zach Rawlin, dieses Muster eines aufopferungsfähigen Freundes im Schatten eines Felsens. Auf einen kleinen Pfahl schrieben sie seinen Namen und steckten denselben in den Sand. Big Bunfter, für den Zach sich geopfert, stand an seinem Grabe und weinte. Noch an demselben Abend hörte man von der Ebene her luftiges Geklingel; eine von einem untersetzten Mexikaner geführte Schaar Esel trabte gemächlich heran. Er brachte in Fässern gutes Trinkwasser und verfügte auch über sonstige genügende Nahrungs und Er frischungsmittel. Die Reisenden aßen und tranken mit ihm und traten in sei- ner Begleitung die beschwerliche Rück reise nach Flagftaff an. Das luftige Geklingel der Glöckchen. welche die Esel am Halse trugen wiederhallte von den Felsen, unter welchem Zach RawImS den letzten Schlaf schlief. .Ich habe schon viele prächtige Men chen kennen gelernt, aber keinen von olch' bewundernswerther Charakter estigkeit und Entsagungskraft" wie- verholte Joft, als er deni Mexikaner die letzten Erlebnisse schilderte. Der chinesische Raufmann. Bei dem besonderen Interesse, das momentan in Folge der Wirren in China der bezopften Rasse von allen Seiten entgegengebracht wird, dürfte eine Skizze über den chinesischen Kaufmannsftand. der ja m fast ganz Oftasien der Träger des Zwischenhan- delS ist, vielerseits ein geneigtes Ohr finden. Obgleich der chinesische Kaufmann sein Geschäft nicht in einer so gcordne- ten und geregelten Bahn führt, wie es europäische Handels und Wechsel rechte bedingen, so hat er doch durch den Umgang mit Europäern und durch No. 2.V die Gesetze der europäischen Kolonien daS Nothwendigste davon in die Hand habung seiner Geschäfte helübergenom men. Jeder chinesische Kaufmann führt seine Bücher und macht vor dem chinesischen Neujahr im Januar oder Februar seine Inventur. Die Bücher werden von chinesischen Buchhaltern ge führt und wird jede Ausgabe und Ein nähme, resp, jeder Ein- und Verkauf zu Papier gebracht. Dein Prinzip nach ist diese Buchführung unserer einfachen Buchführung am ähnlichsten. Mcmo rundum, Kasse, ' Hauptbuch und Kon tos kann fast jeder chinesische Kauf mann aufweisen. Die Bücher werden in chinesischer Sprache von hinten nach vorne und auf den einzelnen Seiten von rechts nach links geführt. Die Bücher, welche au Neispapler verfertigt wer den, sind vertikal liniirt und nimmt jeder eingetragene Posten gewöhnlich den Zwlschenraum zweier Linien ein Die Eintragung der einzelnen Posten geschieht von oben nach unten. Statt der Feder bedient sich der Chinese eines Bambuspinsels und geschrieben wird mit chinesischer Tusche. Die Korrespondenz führen chinesische Kaufleute untereinander in ihrer Mut, tersprache auf vertikal liniirtem Reis, Papier, und zwar wird auch hier von rechts nach links und von oben nach unten geschrieben. Mit fremdländischen Geschäftsfreunden wie Europäern, Malayen, KlingS und Arabern führen die chinesischen Kaufleute die Korre fpondenz in der im ganzen Sunda Archipel üblichen Geschüftssprache: dem Küstenmalayisch. Hierzu wird ge wohnliches Oktavpapier verwendet, Das Küstenmalayisch wird in lateini schen Schriftzeichen in englischer oder holländischer Umschreibung zu Papier gebracht, statt der arabischen Schrift, zeichen, in denen die malayische Sprache ja sonst von der hvchmalayisch sprechen, den Bevölkerung der SundaJnseln ge, schrieben wird. Zum Rechnen bedienen sich die Chine, sen einer ca. 30 Zentimeter langen und 20 Zentimeter breiten hölzernen Rechen Maschine mit etwa 12 bis 15 Ouer ftäben, auf denen abgeflachte, durch lochte Holzeugeln angebracht sind Durch eine der Länge nach eingefügte Holzleiste ist die Maschine in zwei Theile getheilt, und zwar so, daß auf der linken Seite je zwei Kugeln placirt sind. Auf beiden Seiten ist natürlich genügend Raum vorhanden, um die Kugeln von rechts nach links und um, gekehrt zu schieben. Die Kugeln links be, deuten je eine Einheit, die Kugeln rechts je fünf Einheiten. Mit dieser Rechen Maschine verstehen es die Chinesen. sehr schnell und mit großer Sicherheit zu addnen, subtrahiren, mutipliznen und dividiren. In jedem chinesischen Geschäft sind ewige dieser Rechew Maschinen vorhanden und sind die selben beim Kalkuliren von Kaufs und Verkaufspreisen von großer Wich, tigkeit. Auch der Gebrauch des Wechsels ift dem chinesischen Kaufmann bekannt. und zwar bedienen sich die meisten der Slchtwechsel. Dieselben nnd gewöhn, lich in chinesischen Schriftzeichen auf ge druckten Formularen ausgestellt. ES wird auch hier von oben nach unten und von rechts nach links geschrieben. Einige chinesische Kaufleute in holländi schen Besitzungen benutzen auch malayisch oder englisch gedruckte Wechselformu lare. Statt der Unterschrift bedient sich der Chinese eines Chops"; ein Stempel, der in rother Oelfarbe auf- gedruckt wird nnd den Namen, unter welchem die betreffende Firma geführt wird, darstellt. Dieser Chop" wird äußerst sorgfältig aufbewahrt, da da mit ja sehr leicht Fälschungen von Wechseln und Verträgen gemacht wer den könnten. Die chinesischen Firmen sind gewöhn lich Kompagnie Gesellschaften. Jede KompagnieFirma führt zwei Namen: der erste ift der Name eines der Theil Haber (gewöhnlich des Haupttheil Habers) und der zweite derjenige der Firma selbst (chop" in englischen und tjap" in holländischen Besitzungen ge nannt), z. B. Tschu Ha", chop Peng Lie". Die chinesischen Kaufleute sind sehr emsig und begnügen sich in den meisten Fällen mit ganz minimalen Verdien ften. Außer fünf bis sechs Feiertagen zum chinesischen Neujahr und zum Makan Hantu" (Füttern des Teufels) bleiben die Geschäfte das ganze Jahr hindurch von 7 bis 8 Uhr Morgens bis 10 bis 11 Uhr Abends geöffnet. Einige Angestellte übernachten gewöhnlich im Geschäft als Wache gegen Feuersgefahr und Diebe, die ja mit Vorliebe die chinesischen Staditheile .aufsuchen. Mit seinen Angestellten verkehrt der chincsi sche Kaufmann auf recht freundschaft lichcm Fuße und ißt in vielen Fällen zu Mittag mit denselben an einem und demselben Tische, der im Geschäft aufgeschlagen wird. Die älteren An gestellten nehmen ähnliche Stellungen ein wie Prclnriften in europäischen Ge ichfksbäusklN und pzrti.ipiren am Reingewinn. Mit den Zahlungsterinincn von For berunc.cn und Wechseln nimmt eS der chinesische Kaufmann nicht so genau. ii kommt sehr ost vor. daß er um einige Tage Aufschub bittet, welcher ihm auch in den meisten Fällen zuge standen wild, vorausgesetzt, bcfe er de rcits ein alter Kunde des Gläubiger ift. Konkurs und Ausgleich find dem chinesischen Kaufmann auch nicht so un bekannt, doch kommen betrügerische Fallimente nicht ost vor. In dieser Hinficht muß man dem chinesischen Händler oen Vorzug vor anderen in Ostasien handelnden nichtcuropäischcn Kaufleuten geben. Der chinesische Kaufmann versucht ja bei jeder Gelegenheit, den Käufer oder Verkäufer üdcr'S Ohr zu hauen, welcher ostasiatischc Händler thut das aber schließlich nicht! Solche Unverschämt hciten, ivie sie bei KlingS, Arabern und Malayen vorkommen, die für eine Waare oft den dreifachen Preis ihreS Werthes verlangen, erlaubt sich der Chinese nicht. Im Allgemeinen ist also der chinesische Kaufmann gewöhnlich besser als sein Ruf und in den meisten Fällen allen übrigen ostasiatischen Na turhündlern vorzuziehen. Brahms und Bruckner. Eine köstliche Anekdote über die bei den Musilkoriphäen weiß Dr. Ernst Tecsey in seinen Erinnerungen an An ton Bruckner in der Grazer Tagesp." zu erzählen. Die beiden Kunstgrößen standen sich ziemlich schroff gegenüber und die beiderseitigen Freunde bemüh ten sich lange vergebens, sie einander näher zu bringen. Hierzu wurde daS Gasthaus .Zum blauen Igel" in Wien, BrahmS Stammlokal, ausersehen. Alles klappte, erzählt Dr. Tecsey. der große Abend rückte heran, die Span nung auf beiden Seiten war inzwischen auf'S Höchste gestiegen. Und richtig, lange vor der angesetzten Stunde er schien Bruckner beim Blauen Igel" und ließ sich'S da alsbald gutgeschehen. Er bestellte sich sein LieblingSgerich Knödel und GselchteS" und, ein ge sunder Esser, griff er tüchtig zu. Die Zeit verging. Die festgesetzte Stunde war länast vorüber, aber Brabms kam noch immer nicht. Offenbar war ihm die Sache innerlich sehr wider den Strich gegangen. Man wartete und wurde ein wenia verstimmt. Kndlick, Uhr spät, öffnet sich die Thüre und BrahmS erschien, sichtliche Verlegenheit auf dem gerötheten Antlitz. Das Feierliche er eianete sich aber dock: Rrucknr imh Brahms saßen endlich an einem Tisch. AVer wie ad die es Ver öbnunasfek aus! Kein Mensch redete ein Wort. Steif saßen sie Alle da: die Brahminen auf der einen, die Brucknerianer auf der anderen Seite. Wag sollten die auch miteinander gemeinsam haben, die täglich in Wort und Schrift und nicht immer in gewühlten Worten auf einan der loögingen? ES war eine gräßliche Situation und die freiwilligen Arran geure faßen enttäuscht auf ihren Stüh len. ENAlch orach Brahms das Schwel gen und verlangte nach der Speise karte. Mit einer etwas ae.wunaenen Gemüthlichkeit rief er: .Na. woll'n wir 'mal sehen, was eS zu essen giebt." Er Noa die Karte durch: dISKlick hielt er inne und sagte: Ah. Knödel und Geselcht's? Das ift ja mein Leibgericht, Kellner, bringen Sie 'mal Knödel und Geselcht's!" Da wendete fich Bruckner in ibm mit den Worten: ..Sean's. Herr Doktor. Knödel und G'selch'Z! Das ift der Punkt wo wir zwei uns versteh'!" Die Wirkung dieses Aussvruckes war verblüffend. Man schüttelte sich vor Lacken, das Eis war aebrocken. Und nun ging's in einen vergnügten Abend hinein. Altrömischt rd. Aus Wien wird berichtet: Die vor einigen Wochen vom Obersten v. Grol ler im Auftrage der Akademie der Wis-' senschaften und des Vereins .Carnun tum" wieder aufgenommenen Grabun gen im Lager von Carnuntum. bei Deutsch-Altenburg an der ungarischen Grenze, haben zu einem überraschenden Funde geführt. In der Nähe des im vorigen Jahre aufgedeckten Waffen--magazinS und der VorrathSkommer ist nunmehr eine Bäckerei zum Vorschein gekommen. Dieser Raum enthält zwei Backöfen und nebst Bruchstücken fand sich eine Reihe zwar verkohlter, sonst aber vollständig erhaltener Brodlaibe. Die flachen kuchenförmigen Laibe haben einen Durchmesser von 29 bis32Zenti ' meter, was einem römischen Fuß ent spricht. Antikes Brot war bisher nur aus Pompeji bekannt. - Sie itb,Sschult. Ich hab' in der Schule der Liebe Gar fleißige Studien gemacht. Und hab' es zum Lesen und Schreiben Und endlich zum Rechnen gebracht. Erst las ich in deinen Augen, Daß all mein Glück nur du, Und fortan all' meine Freude chr,eb deinem Blick ich zu. . Ich rechnete auf deine Treues Doch ach! ich verrechnete mich. Seitdem verwünsch' ich das Lesen, DaS Schreiben und Rechnen und dich.