Lin uiuctebcltcr Mensch. Von 2 i b 0 n i c iitS. Guten Abend. Kleine!' Aber, Rudolf. Xu schlägst ja die Th!ir Bieder so furchtbar zu ich bin halbtot erschrocken und. Rudolf. eZ ist doch entselich ungebildet!' .Ja. weiß der Himmel, die fällt auch immer so von selber zu!' .Wenn Tu die Klinke in der Hand behalten hättest, so konnte sie nicht her umfallen!' .Ach. Unsinn gib mir einen Kuß und sei stille. MauS!" .Tu könntest Tir'Sdoch abgewöhnen. Rudolf ich bat Tich schon so hundert Mal, und Papa thut eS nie!' .Oder auch Tu könntest Tich daran gewöhnen, da ich eS nun einmal thue daZ wäre auch eine Lösung!' Und wahrscheinlich, um einen An fang zu machen mit der Gewöhnung', schmetterte er jetzt die Thür seines Zim merZ. in daZ er sich von der grollenden Gattin zurückzog, kräftig inZ Schloß. Ilse warf die Arbeit fort, schlug die Hände vor? Gesicht und weinte zum Herzbrechen. So machte er'S nun er li f eg und that ruhig weiter, was sie ärgerte. Ach. wie schrecklich ach. nie nie hätte der Papa so etwaS gethan! Und die ritterliche Gestalt deS VaterS trat vor ihr Auge und fein chevalereskeS Beneh. men gegen die Mama, in der er stets . neben der geliebten Frau auch die Dame sah. Ta. so war Rudolf nicht gar nicht! AIS der Professor Rudolf Weigand damals die reizende Ilse umwarb, sagte der Vater, ein höherer Beamter ohne Vermögen, eS fei das Beste, sie nehme ihn. Aber die Mama hatte allerhand Einwendungen. Erst siebzehn! Ottomar, bedenke doch eS können noch Andere kom men " Wer soll kommen, mein Herz? Ein Offizier braucht Vermögen, daS haben wir nicht, also " ES könnte doch aber einer kommen, Ottomar, der selbst genug hat!" Aber, meine kluge Amanda, ich be greife Tich nicht! Die wollen dann sicherlich noch drei Mal so viel, als sie selber haben, das sind die Schlimmsten! Zudem dieser Trost bleibt uns ja immer noch für Hildegard. Nelly und Hedwig Ilse hat mit siebzehn Jahren einen ernsthaften Bewerber, das will viel sagen! Nehmen wir ihn ernst, mein Kmd reden wir der Klei nen zu!' Und Frau Amanda redete ihr zu; nicht als ob die kleine niedliche Ilse eine Abneigung gegen den großen, breit schultrigen, etwas uneleganten Mann gehabt hätte, aber in ihrem Köpfchen, so klein und zierlich es war. hatten doch neben der vielen, vielen Weisheit, die die Töchterschule dahinein gepflanzt hatte, noch eine große Menge roman finster Üh(n Nld hnn Milans im 9eui, "7 I " - - M V Vt ' ) nantS, von Ballabenden, von Fenster Promenaden, von schmachtenden Blicken und allerhand ähnlichen Dingen sind wir doch Alle einmal siebzehn Jahr gewesen!' Mit dieiem ChaoS in dem allerlieb ften Köpfchen des TSchterchens räumte Frau Amanda etwas auf und placirte dafür einige gesunde Begriffe, wie gute Partie", solider Mann", au kömmliche Existenz" und AehnlicheS hinein. Der Erfolg war, daß der Doktor bei feinem nächsten Besuche schon mit anderen Augen angesehen wurde, Der Elephant, der sich heimrollen sollte in seine Dschungeln, statt arme Mägd lein durch verliebte Augen zu er schrecken," war jetzt ein blonder deut scher Bär mit einem ehrlichen Gesicht' ein ungeheurer Fortschritt, wie Jedermann einsehen muß. Auch war seine an Anbetung grenzende Verehrung wirklich wohlthuend; so etwas hebt das Selbstgefühl merkwürdig. Zwar Mlirn Dalberg hatte auch einen ernsthaften Anbeter, noch dazu einen Leutnant, aber man wußte doch allgemein, daß er noch schwanke' zwischen ihr und einer sehr niedlichen und vielleicht doch noch reicheren Gutsbesitzerstochter in der Um gegend. Ilse's Verehrer schwankte nicht, das gar sicher! Seine Liebe strahlte ihr auf zehn Schritte von seinem hübschen gutmüthigen Gesicht entgegen, und wenn er sich auch nicht in viele Redensarten einließ in dem richtigen Gefühl, daß Alles etwas täppisch her auskommen würde, so sprachen seine Blicke eine ganz ausreichende Sprache. Es dauerte keine vier Wochen mehr, da war Ilse vollends vernünftig gewor den" und goldgeränderte Karten b enach richtigten alle Freunde von diesem er freulichen Ereigniß.' Während des nicht allzu langen Brautstandes nahm sich der Bär" sei ner zarten kleinen Braut zur Liebe sehr zusammen, erduldete viele Qualen durch zu enge Stiefeln, zu hohe Stehkragen und einen stets zugeknöpften Rock; ja, er klemmte sogar ein Pince-nez auf seine Nase, die bis dahin eine unfchul dige. stets schief fitzende Brille auf ihrem Rücken getragen. Alle Welt fand, er sehe ordentlich schneidig" aus und sein schönster Lohn war JlsenS verwunder ter AuSspruch, daß sie ihn früher nicht halb so nett aussehend gefunden habe. Nun aber war der Brautstand zu Ende, eine fröhliche Hochzeit wurde gefeiert und der Professor entfaltete seine Sie benZwllrdigkeit demnächst im eignen Heim. Ta war nun doch Manches anders di J'se gedacht, Schon beim ersten Mittagessen, wie sie sich .gesegnete Mahlzeit' wünschten, meinte die kleine nxa-d: .Ruso'.s. vaya ubi ne naq dem Essen Mama die Hand!' Ach waS. Klein?.' versetzte er mit einem herzhaften Kuß. der Mund in mir lieber!' Schön gesagt. Herr Toktor, aber Sie hätten doch dem niedlichen brauchen den -paß machen können: Tann fand eS sich auch, daß die schiefe Brille noch exiftirte und sogar den garzen Tag seine Nai'e zierte; der Kneifer kam nur beim Ausgeyen an die Reihe ebenso wie die eleganten Stiefeln, die kleidsamen Kragen und der gutsitzende knappe Rock. Auch trug Rudolf zu JlsenS Erstaunen einen Schlafrock, der ihm zwar nicht schlecht stand, den aber der Papa nie gehabt hatte. Und waS schlimmer war er krachte mit den Thüren, warf die Ei garrettasche auf den Teppich, kam mit den Straßenstiefeln in ihr zierliches sauberes Stübchrn, fchlür tedie suppe. und küßte ihr thatsächlich nie die Hand, eine Reihe von Unthaten, die ihr eheliches Glück wesentlich trübten. Er war eben ein ungehobelter Mensch. Bisher hatte sie auch 1 alles still er tragen, nur mitunter gegen daZ uner hörte Zuschlagen der Thüren sanft remonstrirt natürlich ohne jeden Er folg; jetzt aber hatte sie beschlossen, ihren Mann zu erziehen', WaS äugen scheinlich von den weiblichen Wesen, die ihm früher, als er noch in einem bildungsfähigerem Alter, nahe geflan den, nicht besorgt worden war wie Ilse sich ausdrückte: seine Mutter hatte ihn zu wenig gewichst!" Also nun würde die Erziehung nachgeholt werden, nahm sie sich vor, so wie sie ihre Macht über den verliebten Mann kannte, blieb gar kein Zweifel, daß er in kürzester Zeit ein Muster von einem salonmenschen werden mußte. Heute war nun der Anfang gemacht worden und eS war ein Mißerfolg, wie sie sich nicht verhehlen konnte. Noch schlimmer: eS war das erste Mal, daß ihr guter, ergebener, zärtlicher Gatte im Bösen von ihr gegangen war. Und sie hatte doch die besten Absichten ge habt. , Ach. es war zum Verzweifeln! Nun ging er drüben in feiner Stube mit mächtigen schritten auf und ab in den großen, plumpen Stiefeln natürlich! und sie, feine kleine, gute, hübsche Frau, die er doch durchaus hatte haben wollen, sie saß hier allein und weinte bittere Thränen! Sie fühlte sich unbeschreiblich unglücklich. Eine öde Zukunft, in der sie immer allein hier an ihrem Nähtisch sitzen und weinen und in die nur ganz von fern das entsetzliche Getöse zugekrachter Thüren als einzige Abwechslung hin einschauen würde, stand vor ihrem geistigen Auge oh, wie schrecklich! Da hielt drüben der feste Schritt inne; jetzt begann er wieder, er hielt wieder inne, offenbar in der Nähe der Thür er entfernte sich nochmals aber als er zum dritten Male anhielt, öffnete sich mit kräftigem Geräusch selbstverständlich! die Thür und er trat herein mit einem ganz bekümmer ten Ausdruck auf seinem freundlichen Gesicht. Kleine Frau," sagte er und schlang den Arm um ihre zierliche Gestalt, nun wollen wir uns aber wieder ver tragen! Wegen solcher Dummheiten uns zu zanken sind wir nicht thöricht, wie die Kinder? Komm', Frauchen, weine nicht mehr bist ja doch mein allerliebster Herzensschatz!" Nun, ein Weilchen ließ sie sich noch bitten, natürlich, aber dann war sie wirklich wieder gut für dies Mal, nahm sich indessen innerlich fest vor, nicht nachzulassen in ihren civilisirenden Bestrebungen. Die nächste Gelegenheit zur Ausfüh- rung dieses lobenswerthen Entschlusses bot sich, als bald darauf Mimi mit ihrem schwankenden Leutnant, der sie doch schließlich noch genommen hatte. zum Thee kam. Rudolf hatte ich zwar gesträubt gegen diese Einladung und vorgeschlagen, es sollte eine Cafe fete" gegeben und er ungeschoren" ge lassen werden, aber Ilse blieb fest aus den verschiedensten Gründen. Erstens war eS viel feiner so, zweitens sah es immer wesentlich vortheilhafter aus bei Lampenlicht, drittens hatte sie ein ent zückendes Cabaret für kalten Aufschnitt zur Hochzeit bekommen und viertens eine wunderhübsche Nickel-Theemaschine. Auch war es Rudolf nur zuträglich, wenn er sich wieder mal in Gesellschaft bewegte; seine Spekulation ging ein fach dahin, während der Cafefete" irgend wohin auf die Kegelbahn zu gehen und dann Abends, mit Schlaf rock und Pantoffeln angethan, ' alle die Reste aufzuessen oh, sie durchschaute ihn.; Ohne etwas von au diesen schwar zen Hintergedanken zu ahnen, fügte sich der gute Doktor schließlich, schmückte sich sogar seinen Gästen zu Ehren aufs Feinste.' stellte, um ein Uebriges zu thun, eine viel bessere Cigarrensorte auf, die er sonst nur still für sich rauchte und hatte folglich ein ganz vor züglicheS Gewissen. Ilse aber hatte grotzarttge forderet tungen getroffen, um Mimi und deren Gattin zu imponiren. Nicht etwa mit köstlichen und vielen Gerichten Gott bewahre, das wäre schrecklich unelegant gewesen bei so wenigen Gästen, wie sie ihren Mann, der lüstern Lachs und Wildschweinkopf vorgeschlagen hatte, ehr von oben herab belehrte, nein, nur der ganze äußere Apparat war auf daS Erlesenste eingerichtet. Den Thee machte sie selbst auf echt russische Art, indem sie zuerst den Extrakt bereitete, und ihr Madchen hatte stundenlang daZ Prüsen tiren einüben müssen, so daß sie nun entschieden durch keinen Zmischenfall mehr über .Recht?' und .LinkZ' zu beirren war. Ein eleganter Haushalt ein Bijou von einer Frau' daZ sollte der Leutnant denken, wenn er gehen wurde! Und nun bitte, Rudolf, komm mal her,' bat sie noch, als Beide den fertig hergerichteten Tisch musterten. Gehör fam kam er an ihre Seite. Sieh mal, wenn Tu doch heute da? Messer nicht so aufstellen wolltest so weißt Tu, mit der spitze nach oben. daß man denkt. Tu wolltest Teine Nachbarin aufspießen eZ ist so furcht bar schlechter Ton!" Was?" fragte er verwundert, zeig' mal. wie soll ich'S nicht machen?" So Rudolf!" sie setzte sich und machte eS ihm vor. wie er bei Tisch daS Messer halte, sobald er eS nicht zum Schneiden brauche: mit festem Griff der ganzen Faust umspannt und kerzcn gerade auf den Tisch gestemmt. Es ist eme abscheuliche Gewohnheit, Rudolf,' schloß sie. wirklich. Tu mußt Tir'S abgewöhnen!" Er schüttelte den Kopf und brummte innerlich über die verzwickte Vorschrift, aber er wollte doch seine Kleine nicht böse machen und versprach daS Beste. Und dann, Rudolf wenn Tu mir heute die Hand küßtest zur gesegneten Mahlzeit es ist so wunderhübsch und macht in der That einen reizenden Ein druck bei Eheleuten!' Er wurde schon etwaS ungeduldig pnd sagte nur: Meinetwegen, wenn ich's nicht vergesse!" Aber Frau Ilse war nocht nicht fertig. Auch, bitte, frage Mimi, ehe Tu eine Cigarre anbrennst es ist nnbe dingt nöthig!" Tonnerwetter," brach er aus, so viel Umstände, um solche kleine Gans!" Aber Rudolf es ist doch nicht um sie. eS ist um uns und unser Renom mee! und schließlich könntest Tu Tir ja all' dies angewöhnen es würde reizend sein und ich wäre viel glück licher. wenn Tu gute Manieren hät tcst !" Er sah sie mit großen Augen an und ein ernstes Nachspiel wäre vielleicht er folgt, wenn nicht in diesem Moment die Gäste erschienen wären. Rudolf war noch so beschäftigt mit den letzten Worten seiner Frau, daß er in der Zerstreutheit Mimi's Hand preßte und schüttelte, als fei sie ein alter lieber freund aus der Studentenzeit ein Vorgang, den Ilse mit Empörung verfolgte. Tann, als zu Tisch gegangen wurde, vergaß er sogar. Mimi den Arm zu bie ten er mußte zu lebhaft darüber nachdenken, wieso Ilse glücklicher sein würde, wenn er gute Manieren hätte. So blieb er schweigsam und aufmerk fam. aß nur still, was ihm gerade schmeckte, stemmte natürlich das Messer auf, reichte seiner Nachbarin keine ein zige Schüssel, vergaß. Wein einzu gießen kurz, er war der entsetz lichste Wirth, den man sich vorstellen kann, so daß Ilse die Tafel eher auf hob, als sie beabsichtigt hatte, und er leichtert aufathmete, als ihre Gäste um elf Uhr sich empfahlen. Nun, Tu haft uns a hüb ch bla mirt," begann sie sofort, und eine Gar dinenpredigt folgte, die nicht an Energie dadurch verlor, daß sie sich in öfteren Wiederholungen erging, denn jede Wie- derholung war auch eine Steigerung, bis zuletzt ein Superlativ das Ganze abschloß: Ich hätte Dich eben gar nicht nehmen sollen ich dachte mir's gleich, daß Tu ein alter Bär feist !" Der alte Bär" saß traurig da und sagte kein Wort; er seufzte nur biswci- len. Als die erzürnte kleime Dame endlich verschwunden war, um in schreckhaften Träumen die Aufregungen dieses entsetzlichen Abends nochmals zu durchleben, faß er noch lange da und über dem trüben Sinnen ging ihm so- gar die Cigarre aus. Das kommt blos von der nichtswürdigen Töchter schulenerziehung," sagte er endlich auf stehend. Frau Ilse aber erlahmte nicht völlig in ihren Bildungsversuchen, so wenig bis jetzt die Resultate gewesen; sie be schränkte sich zwar meist auf ostentative Seufzer, vorwurfsvolle Blicke und trübes Kopfschütteln, aber all' dies zeigte ihre Mißbilligung hinreichend und trieb den armen Mann mitunter hinaus zu einer Kegelpartie oder einem Skatabend, wo er zehn Mal lieber da heim bei feinem kleinen süßen Weibe gesessen hätte. Da blieb sie schmollend allein und beklagte sich über ihr Ge schick, während tief drinnen in dem kindischen jungen Herzen eine Stimme gar laut sprach, von Liebe und Treue und Zärtlichkeit, die doch eigentlich mehr werth seien, als aller äußere Schmuck des Lebens. Sie aber wollte nicht darauf hören und es war gar nicht abzusehen, was aus diesem Paar noch werden sollte. Der liebe Gott hatte aber ein Ein sehen und brachte die Sache wieder in Ordnung, ehe es so schlimm wurde, daß das Glück zweier Menschen daran scheitern konnte. Und das ging so zu: Eines Tages wurde Ilse von ihrer Freundin zu einer Landpartie aufge fordert und fröhlich sagte sie zu. Na türlich war auch ihr Mann sehr einver standen, zumal nicht absolut verlangt wurde, daß er mitkam. Als aber am Nachmittag der Wagen mit dem jungen Ehepaar vorfuhr, hatten sich gror,e (ie wiiterwolken aufzcthürmt und Rudolf blickte besorat zum Himmel. Weißt Tu. Kleine,' sagte er. ich glaube, es iil besser. Tu bleibst doch zu Hause. eS kann heute noch ein tolles Wetter geben!' Aber Ilse, die schon wunderhübsch angezogen dastand, erwiderte entrüstet Das ist doch nur Tir möglich, so etwas vorzuschlagen! Erst sage ich zu und jetzt, wo sie unten im Wagen hal ten, komme ich nicht mit nein, ich glaube, so viel Erziehung, um das nicht zu thun, haben selbst die südsce Insulaner!' Und das Köpfchen vor nehm gehoben, rauschte die kleine Per son davon. Aber mit dem Wetter hätte der To! tor doch ganz Recht gehabt; eS war einer der Falb schcn kritischen" Tage. und alle Schrecknisse, die dieser weise Mann angekündigt, trafen mit Hagel, Blitzschlag. Wollenbruch und nachsol gender Wasscrsnoth ein. TaS war ein schwerer Nachmittag für den armen Rudolf. Er war noch nie so verzweifelt gewe sen in seinem Leben, so völlig rathlos und in Todesangst. Endlich AbcndS um 10 Uhr, als das Wetter sich etwas beruhigt hatte, hielt ein Wagen vor der Thür; er stürzte hinunter und nahm die bleiche, zitternde Ilse m Empfang Er trug sie hinauf, half ihr aus den Sachen, die triefend an ihr nlederhin gen, brachte ihr den Thee, den er ihr hatte bereit stellen lassen kurz, er that AlleS, was ein guter sorglicher Mann in solcher Lage thun kann. Aber am andern Tage stellte eS sich heraus, daß die heftige Erkältung zu sammt der ausgestandenen Angst die kleine Frau krank gemacht hatte, denn sie lag fiebernd in den Kissen. Als der Arzt kam, machte er ein bedenk licheS Gesicht, und der arme Rudolf war ganz außer sich, als er hörte, daß es sich um eine Lungenentzündung handle. Was für Tage der Angst, die nun folgten! Zwar die Mutter war so gleich zur Pflege herbeigeeilt, aber doch wich Rudolf keinen Moment, den er zu Hause zubringen konnte, vom Lager seincS Weibes; kaum daß er seine Stunden im Gymnanum pünktlich er theilte am liebsten hätte er Urlaub genommen und wäre hier fitzen geblie den Tag und Nacht, bis endlich, endlich sein Liebling außer Gefahr wäre! Und wie lautlos er kam und ging wie der große, breite Mann nie im Wege war. wenn es galt. Ilse zu bedienen wie sanft und geschickt seine Hand, wenn er Ne stützte, oder ihr Medizin einflößte. Frau Amanda mußte immer staunen Ein himmlisch guter Mensch, mein Schwiegersohn, nicht wahr, Herr Tok tor?" sagte sie oft zu dem Arzt. Wirk lich, er trägt meine Tochter auf Hätt den!" Ilse selbst sah dies Alles noch mit ganz anderen Gefühlen; sprechen durfte sie nicht, aber ihre großen blaugrauen Klndcraugen begrüßten ihn dankbar. wenn er so unhörbar an ihre Seite glitt, und ihre kleine zarte Hand um faßte bisweilen die seine mit schwachem Trucke, so, daß dem großen, starken Manne die Thränen über die Wangen liefen vor Rührung und Herzweh. Endlich wurde es besser; der Husten wurde seltener und war nicht mehr so quälend, das Fieber schwand Rudolf athmete auf. Schon durfte Ilse einige stunden im Sessel fitzen und wieder sprechen, wenn auch nicht viel. Nun gab es erst herrlich viel zu pflegen, denn jetzt sollte eine gute Diät die Ge nesende kräftigen und fröhliche Unter Haltung sie erheitern. Ta war nun der gute Toktor so recht in seinem Ele mente, brachte täglich neue Dinge in's Haus, die er in den Tclikatcssenläden erstanden, schleppte die halbe Bibliothek herbei und-las sich heiser Alles mit einem glückselig strahlenden Gesicht. Die Mahlzeiten wurden jetzt im Schlaf- zimmer eingenommen, damit Ilse dabei sein konnte, und still sah ne den Beiden von ihrem Sopha aus zu. Eines Tages schaute sie auch so her- über nach ibm Manne, der ihr zärtlich zunickte da lachte sie mit einem Male hell auf, so wie sie es in gesunoen Tagen gethan. Was ist denn, Kind?" fragte Rudolf entzückt und eilte zu ihr. ..Ich sag's nicht," meinte sie schcl misch. Sicher nicht? Ich möchte es doch so sehr gern wissen?" Sie lachte wieder, legte die Arme zärtlich um seinen Hals und flüsterte ihm in's Ohr: Du stemmtest gerade das Messer auf!" Da klingelte es draußen und damit das Mädchen nicht etwa hereinstürmen möchte mit einer Meldung, ging der Toktor selbst hinaus. Ilse sah ihm nach; wie behutsam er die Thür schloß sie lächelte und doch wurden ihr die Augen feucht. " Da kam er wieder; die Mutter wurde verlangt. So waren sie allein und das Mahl unterbrochen. Rudolf fetzte sich zu seiner Frau. Wie, eine Thräne. Liebling,' forschte er. Rudolf, gieb mir Deine Hand!" Sie nahm seine Hand in ihre beiden und drückte ihre Lippen darauf. Da Tu sie mir nicht küßt, will ich Tir'S thun," sagte sie dabei mit einen rei zcnden Schelmenlächeln, aber wider schwammen die grauen Augen in Thrä nen dankbarster Rührung. Am Grabe rvrsöbnt. Ten c r a n n i ij t i tb. Tie Novembersonne schien bell und warm. Nach der rauhen Schärfe, mit welcher der Herbst angesetzt hatte empfand man ihren goldigen Schein doppelt wohlthuend. ES war. als wollte die Natur Rücksicht nehmen au den bevorstehenden Todtcnsonntag Ein Tag im Jahre ist den Todten frei." Morgen war dieser Tag. Wer über den stillen Friedhof schritt, sah bereits viele Hände beschäftigt, die Grabstätten lieber Verstorbener zu schmücken. Zwischen den Gräbern wandcr langsam, mit suchendem Blick, ein elegant gekleideter Herr einher. Sein gebräuntes, ausdrucksvolles Antlitz ist tief ernst. Ter linke Arm trägt einen prachtvollen Lorbeerkranz mit weißen ofen. Zweite Reihe, fünfte Grad hatte ihm der Inspektor gesagt. Nun steht er davor. Ein schmerzvolles Lächeln umspielt den Mund deS grem den, gleichsam ein Gruß auS wundem Herzen. Vor dem schlichten Erdhügcl, dessen schlummernde Insassen eine ein fache Stcintafel nennt, zieht der Fremde den Hut, das stolz getragene Haupt neigt nch auf die Brust, die Hände tal ten sich zum Gebet. Lange steht er so. dann tief aufseufzend, legt er den Kranz auf das Grab und mustert die fes, als wollte er jeden Grashalm sich ins Gedächtniß schreiben. Hier ruh daS Liebste, das er besessen, seine Elicrn. Die Erinnerung überfluthe fein Gemüth wie ein heißer Strom. TaS ganze Glück der Kindheit entfaltet sich vor seinem Geist. Die Zuchtruthe seines VaterS erscheint ihm heute wie ein verehrungswurdigeS Symbol, und der Gedanke an das treue, so unendlich lieberelche Mutterherz erweckt tausend süße Erinnerungen. Ter Fremde fühlt sein Auge feucht werden. Er tritt zur nächsten Bank und' läßt sich darauf nie der. Ihm ist's wie ein Traum. Tie selige Kinderzeit, die Poesie der Jüng lingsjahre werden in seinem Herzen lebendig. Und dann die herrlichste von allen, die goldene Zeit der Liebe. Wie spieqelklar und rein erschien ihm da mals das Leben. Er hatte Ideale und glaubte, den Himmel stürmen zu tön nen. Armer Ikarus! Tu versengtest Tir an der Sonne des Glückes die Flügel und stürztest aus der Wolken höhe Deiner Träume läh herab. Und schnell lernte er daS grausame Wechsel spiel des Lebens kennen. Ten Wohl stand der Familie zerrüttete der Kon kurS eines guten Freundes, des Vaters Gemüth verbitterte sich, er wurde schroff und menschenscheu, die Mutter begann zu kränkeln, eS schien, als ob aller Licht glänz des -Trames mit einemmal er loschen sei. Nur die Liebe zu einem Mädchen gab ihm Trost. Er betete sie an. glaubend, daß er mit gleicher Kraft wieder geliebt werde. Auch dieser Glaube wurde ihm geraubt. Ter der armte Freier behagte den Eltern der Braut nicht mehr. Man wußte die Liebenden zu trennen, sie auseinander zu halten. Man theilte ihm mit, seine Braut habe sich eines Bessern besonnen und eines Tages erhielt er die nieder. schmetternde Kunde von ihrer Ver lobung mit einem steinreichen Kaufi mann. Er fühlte sich verrathen. In maßlosem Zorn bekam er im Wnths Hause Streit mit einem früheren Neben, buhler, der ihn verhöhnen wollte. Er schlug den Unverschämten nieder, um sofort den Ausbruch seiner Heftigkeit zu bereuen, als er den Gegner im Blute schwimmen sah. Mord! hieß es. Mord! Und grausiger noch tönte es in seinem Innern: Mord! Scham, Reue. Ver- zweiflung jagten ihn aus Heimath und Vaterland, trieben ihn über das Meer und ruhelos durch die Welt. Bald hob ihn die Welle des Geschicks empor, bald warf sie ihn zurück an ein widriges Gestade. In zwischen sind Jahre vergangen. Ein gefestigter, gereifter Mann, nicht arm an Glücksgütern, kommt er heim. Seine übereilte That ist längst gesühnt, sie hatte überhaupt keine schlimmen Fol- gen. Xlange Zeit verMMen, betritt er wieder den Kontinent, um die erschüt ternde Mittheilung zu empfangen, daß die redlichen Alten, die treuen Hüter einer Jugend vor wenigen Jahren das Zeitliche gesegnet haben. Nun hat er Niemanden mehr auf der weiten Welt. Ein Gefühl grenzenloser Verlassen- heit überkommt den Träumer. Er chämt sich der Thränen nicht, die ihm über die Wangen rollen. Ein Stoß welker Blätter wirbelt über den Weg. Ter fremde lächelte bitter. Er ge- denkt der blühenden Hoffnung in seiner Jugend. Da hört er helle Kinder- itlmmen hinter ich. Er fährt empor und blickte den Gang hinauf. Zwei reizende Kinder kommen daher, 7 bis 8 Jahre alt, ein herziges Mädchen mit blonden Locken und ein prächtiger fri- chcr Knabe, sie tragen einen großen Kranz. Die sonnenhellen Gesichtchcn glühen vor Eifer. Geraden Weges trippeln sie auf den Fremden zu. Neu gierig geworden steht dieser auf und tritt einige Schritte zur Seite. Täuscht er sich auch nicht? Die Kleinen bleiben vor dem Grabe seiner Eltern stehen. Erschrocken blicken sie bald den darauf liegenden Kranz, bald einander an. Welch' ein hübscher Kranz, Al fred!" ruft das Mädchen. ..Wer bat den da hingethan?" Ader Alired hat bereits seinen Kranz losgelassen und stürmt mit dem Rufe: Mama. Mama! zurück. Ter Fremde ist eigenthümlich be wegt. Er tritt noch weiter in den Schatten. Eine schlanke, vornehme, verschleierte Tarne kommt langsam näher. Ter Knabe spricht ledhaft auf sie ein. Lächelnd wehrte sie ihn ab. TaS kleine Mädchen hat indessen sei nen Kranz mit vieler Mühe auf daS Grab hinaufdugsirt. so daß die beiden Kränze wie inctnandergeschlungen dar auf ruhen. Tie Kleine steht dabei mit leuchtenden Augen. Sich nur Mama, die schönen Kränze, die Tantchen hat.' Tabei klatscht sie fröhlich in die Hände. Ruhig, mein Kind,' sagt die Tamc. stutzt aber doch, als sie den fremden Kranz auf dem Grabe wahrnimmt. Eine tiefe Röthe steigt in ihre Wangen. Scheu blickt sie sich um. Mit dem Fremden ist etwas Merk würdiges vorgegangen. Sein braune? Antlitz ist plötzlich weiß geworden, fein Auge ist drohend auf die Tame gerich tet. die Hände suchen in dem Geäst des nächsten Baumes einen Halt. Da trifft ihn der Blick der Dame. Ter fremde Besucher kann nicht mehr zurück, er muß vorwärts. Unsicher, fast widerstrebend, schreitet er vor. Wenige Schritte noch, dann steht er, den Hut in der Hand, vor ihr. die ihn. ohne Schrei, ohne Zucken, mit großen geisterhaften Augen anschaut, die linke Hand fest gegen das klopfende Herz ge- preßt. Marianne Frau Wellborn, sie hier?" sagt er mit einem tiefen Athem zuge. Keine Antwort. Tie Kinder drücken sich scheu in das Kleid der Mutter. Marianne!" Seine Stimme er scheint heiß bewegt und dennoch scharf. WaS'thun Sie an diesem Grabe?" Ta löst sich der Bann. Wie in Scham senkt sich das Haupt,' während eine warme Röthe die bleichen Wangen belebt. Ich schmücke eS feit drei Jahren, seit dem Tode Ihrer Mutter!" Die Antwort lautet so einfach und bescheiden. Sie schmücken daS Grab meiner Mutter?" Halb Unwillen, halb Er staunen kann man heraushören. Ihre Frau Mutter war meine ein- zige und treueste Freundin." Wieder die ruhige, bescheidene Stimme wie vorhin. Das verstehe ich nicht. Meine Mut- ter die Freundin der reichen Frau Well born?" Ja die Freundin der reichen Frau Wellborn. Entrüsten Sie sich nicht. Herr Rainer. Durch Zufall gewann Ihre Frau Mutter Einblick in meine häuslichen Verhältnisse, in mein aren- zenloseS Elend. Gerührt vergaß die wackere Frau das Vergangene. Sie tröstete mich und richtete mich wieder auf, wenn ich verzagte. Ihr konnte ch anvertrauen, was Niemand weiter auf der Welt wissen durfte. Auch Sie nicht. Sie gar nicht. Ihre Frau Mut ter versprach mir. Ihnen nichts von mir mitzutheilen, sie hat Wort gehal ten. Sie zürnten mir. Sie verachte ten mich. Mit Unrecht. Ihre Frau Mutter, hören Sie, mein Herr, Ihre Mutter selbst sprach mich frei von jeder Schuld. Ich trug mein Schicksal mit Ergebung. Was es mich kostete, weiß nur Gott und mein Herz." Wie, sie haben mich rncot um dcS Geldes " Nicht weiter, mein Herr! Ich ret. ete die Ehre meines Vaters, indem ick mich opferte. Heute darf ich daS be ennen. mein Vater ist todt, ick, selb bin Wittwe." Marianne!" Es klana wie der Aufschrei eines gequälten Herzens und doch zitterte ein Ton verhaltenen Glückcsjubels durch den Ruf. Marianne! Wie sebr babe es, Sie verkannt. Wenn Sie wüßten, was ich die Jahre hindurch gelitten habe. Kön nen Sie mir verzeihen? Ich bitte Sie, reichen Sie mir an diesem unS theuren Grabe die Hand der Versöhnung. Las- ii ie uns vrcunoe werden, lassen sie mich Freund fein ?thrm tvrtrmHW Kindern. Vor wenigen Minuten noch, wie elend, verlassen, wie Überflüsse erschien ich mir auf dieser Welt. Und letzl k seyen Sie, die Sonne geht zu Rüste. Möge die Abendrötbe hss denden Gestirns uns Morgenröthe eines neuen Lebens sein!" Böser Onkel'" ertönten hfKnn Ml allerliebste trotzige Kinderstimmen. Siehst Tu nicht, wie die liebe Mama weint?" Und wie auf Kommando brachen auch die beiden Kleinen in chluchzen aus. prSdisxosition. Snvrt?ö(Trt. - C.t - - - r- . -v"-i-iiwi- ,r yuoen Nch als AIII , ent zur Wetterwarte gemeldet; ver ttfinou ks,a Xrtvv i. 5 iv.. . ml, in meieoroioglicycn Instrumenten umzugehen?" H(Hlrtvfrt eTv , o v . ,Trv öaoe Nicht; aber ch habe sechs Hühneraugen." Empfindlich. cm . .'aruin wollen Sie denn eigentlich von uns fortgehen, Betti?" Köchin (eifrig): Weil die gnädige &?xfit ?vlimm.e Gans" geschimpft A r- c.r ,aoex mein Ehrgefühl "nbn fünfzehn Tollars Loh! und alle drei Wochen AuSgang! Welch' Sterblickkr U s :.. welchem Gewar.de ihm die Zukunft er Ichelnen wird. X