(Dnfcl Adolfc Cme er,iil!un9 ant Vltttfo. ton Tlti glie Itaut. Hit oanf. kleine btutfie Kolonie von Leon befand sich in Aufregung I rund roat folgender Bricf des Ingenieurs LangerhanS an den Mh lendesider Adolf Web: New Doxl. d. 20. Sept., 189. Alter Freund! Jbre Wünsche sind mir stets Befeble! Sie wünschen eine Zsrau. ich bade sie gefunden! Zwar hat sie kein Geld, dafür jedoch an i : CV . ( . r1 i 72 . Cint Vokilvli OuV" UllH" u" l. alter Kronensohn, ferner sehr freund liche Auaen. ein Helles Lachen und einen entzückenden, rothen Mund, den nicht zu küssen ich all meinen. leider ja so sehr bekannten! Leichtsinn über Bord werfen muszte. Wir lernten unS nämlich mischen Bremen und New York kennen. Von hier auS will .sie nacd San Francisco gehen, um einem alten Onkel, den .sie gar nicht kennt. den Haushalt zu führen, denn sie" hat weder Bater noch Mutter. Beide tat, den so früh, dab dem Kinde keine Er, innerunaen an sie blieben, und so wurde sie" von einem Verwandten adoptirt und erzogen. Sie heißt Anna Winter und ist ein munteres, muthiges Mädchen mit praktischen, ruhigen An. sichten. . Ich habe ihr von Ihnen erzählt und .sie" gefragt, ob .sie" eventuell geneigt sein würde, sich mit dem Mühlendesitzer Herrn Adolf Weder zu veryenatyen. worauf .sie" ja sagte. doch müsse sie ihn erst sehen! Natürlich! Auch Sie. alter Knabe, müssen erst ihre Bekanntschaft machen, und deshalb schlage ich vor: Sie gehen zu Frau Emma, theilen ihr diesen meinen Brief mit. kommen zu dem Entschluß. Fräulein Anna als Frau Emmas Koufine zu dieser, zu Gaft zu bitten, telegraphiren mir ganz einfach .yes", ich mache mich mit der jungen Dame sofort auf den Weg noch Mexiko, und daS übrige wird sich finden. Sollten Sie mir jedoch .110" tele graphiren. so kann ich nicht umhin, Ihnen schon heute in aller Bescheiden heit mitzutheilen, daß ich Sie für den größten halten würde, dem jemals die Tropenfonne auf das Fell brannte. Ihr treuer LangerhanS. Als Adolf Weber diesen Brief meh rere Male mit Ruhe und Ueberlegung gelesen hatte, ließ er seinen alten Schimmel satteln, schnallte sich die ledernen Reitbeinkleider über seinen grauen Mülleranzug, bedeckte sein leicht ergrautes Haupt mit einem reich ge stickten Sombrero und paßte nun vor züglich in die staubige, graue Land schaft. durch die ein schlechter Weg von Santa Anita, seiner Mühle, nach Leon führte. Langsam, gesenkten Hauptes ritt er seinem Ziele entgegen, auf dem Wege, welchen er in zwanzig Jahren unzäh ligemal zurückgelegt hatte. Zu der grauen Färbung von Rotz. Reiter und Landschaft paßten auch die Gedanken, welche durch den Kopf deS einsamen Mannes zogen. Er wurde in einem kleinen pommeri' fchen Dörfchen als Sohn des Herrn Lehrers geboren und besuchte nie eine andere Schule als die anspruchslose deS Vaters. Gleich nach seiner Konftr mation kam er zu einem Müller in die Lehre und litt bei feinem heftigen Prinzipal weniger unter dessen strenger Zucht, als unter der verzehrenden Sehnsucht nach seiner Mutter, die für ihn der Inbegriff aller Schönheit und Güte war. So fühlte er sich namen loS unglücklich, als ein Jahr nach dem Tode seines Vaters sich die schöne, junge Wittwe mit Anton Schwarzkop pen, dem rüden Schlächtermeister des Nuchbardorfes, verlobte. Noch ehe die Hochzeit stattfand, wanderte er mit .einer ihm vesreunoeien Familie naaz Amerika aus. Er ging nach Mexika, wo eß ihm nach langen, bangen Jahren voll schwerer Arbeit endlich glückte, sich ein schuldenfreies Eigenthum zu er werben. Ein einziger Brief seiner heißgelieb ten Mutter, sehr bald nach ihrer zwei ten Verheirathung geschrieben, hatte den Weg zu ihm gefunden, ein Brief, überströmend von Liebe und Zärtlich, seit für den fernen, einsamen Sohn. Wenige Monate später las er in der Zeitun?,, welche er sich regelmäßig aus der Heimath kommen ließ, die Nachricht von ihrem frühen Tode, und damit war das einzige Band, welches ihn an das Vaterland knüpfte, zerrissen. Nichts ,oa ihn zurück, die Sitten und Ge oräuche des Landes machte er theilweise zu den seinen. Behaglich waren die Zimmer seiner Mühle eingerichtet, freundlich blühende Blumen durch dufteten das Gärtchen. und in Leons kleiner deutschen Kolonie war er ein stets gern gesehener Gaft. Eine Zierde der Gesellschaft bildete er nun freilich nicht mit seinen linkischen Bewegungen, seinen braunen Arbeiterhänden; aber um seinen gutmüthigen Mund spielte das Lächeln eines KindeS. und niemand hatte je in die blauen Augen geschaut, auS denen ein echtes, deutsches Gemüth blickte, ohne sein Herz erwärmt zu fühlen. Sämmtliche Mitglieder der Kolonie nannten ihn Onkel. Er selbst hörte sich am liebsten so nennen und unterschrieb sich in Briefen, welche von seiner Mühle nach Leon kamen, und die meisten den Zweck hatten, , die ganze Gesellschaft zum .Maiskolbeneffen" oder .Bananen pflücken" einzuladen, stets als .Onkel Adolfs". Sehern die Mühle ihm ein behag lichkZ Leben sicherte, wünschte er sich eine Frau eine deutsche, schlichte, liebe Frau mit blenden Zöpfen, fleißigen Händen, häuslichen Tugenden und heiterem Sinn, wie er es an seiner Mutter so sehr geliebt hatte. Und leb haft sah er ein junges Weid sich zur Seite vor der Mühle unter den blühenden Orangen ein Kind auf dem Arm. ein Kind, das feinen Namen trug und ihm zulächelte mit dem holden Lücke n der Mutter. Krau Emma Schachtel stand eben in ibrer Kücke und bereitete daS Abend essen, als der Onkel eintrat. Mit einem munteren .Guten Adend!"fteichter ihr die Hand, setzte sich dann auf die Kückenbank und säuberte mit einem rothen Taschentuch sein staubiges Ge sicht. .ES ist nett, daß Sie kommen. On kel ' begrüßte ihn Frau Emma, .heute Abend aiebt'S Bratkartoffeln, da müs sen Sie unser Gaft sein. Tort in de Schüssel können Sie sich die Hände waschen' und zu ihrem dienstbaren Geist oewandt .Fermina. hole ein Handtuch für Don Adolfs!" ..Haben Sie hier noch lange in der Küche zu thun. Frau Schachtel?" fragte er. Lebhaft wandte sie sich um: .Gibt's etwa? Neues?" Schalkhaft blinzelte er zu Frau Emma hinüber, hoch erfreut, zum erstenmal siit dem Bestehen der Kolonie eine Neuigkeit eher zu wisien, als diele. Er nickte ihr, sehr wichtig thuend, zu und folgte der Voranschreitenden in daS Wohnzimmer. .Also Bratkartoffeln darf ich heute mit Ihnen essen " .Aber bester Onkel, ich bitte Sie. foltern Sie mich nicht ich brenne vor Neualer!" .Etwas so ganz Besonderes ist es ja nun eigentlich nicht nur eine Hoch zeit." .TaS ist ja gar nicht möglich! Wer sollte denn .Nun zum Beispiel ich, Frau Emma." .Sie, Onkel? Ach, lassen Sie sich auslachen, wen wollen Sie denn hei rathen?" Ihre Kousine." .Meine Kousine? Ader ich habe ja gar keine!" .Thut nichts, sehr bald werden Sie eine bekommen!" Besorgt und beängstigt schaute Frau Emma ihr Gegenüber an. Ihre Reden find mir ein vollständiges Räth fel !" .Vielleicht löst sich dieses Räthsel, wenn Sie diesen Brief gelesen haben, bitte hier er ist von LangerhanS." Während Frau Emma sich aufmerk sam in daS Schreiben vertiefte, stellte sich Adolf Weber breitbeinig vor den Spiegel, betrachtete seine vollen, grauen Haare, ließ bedächtig seinen kleinen struppigen Schnurrbart durch die Fin ger gleiten und fetzte sich dann wieder in den amerikanischen Schaukelftuhl, mit dem er sich behaglich hin und her wiegte. DaS lft die beste Idee, die jemals unser guter LangerhanS gehabt hat!" rief Frau Emma begeistert aus, indem sie den Brief sorgfältig zufaminenfal tete. .Selbstverständlich wird "yes" telegraphirt, ich freue mich riesig, meine Kousine kennen zu lernein Ich bin fest überzeugt, daß. wenn LangerhanS schreibt: .Sie paßt für Sie", sie unbe dingt die Richtige ist ! Unser Haus ist groß,, mein Mann hat ebenso gern Gäste wie ich. und von heute ab, mein lieber Onkel, haben Sie mich als Ihre Frau Schwiegermutter zu betrach ten!" Der ganze weibliche Theil de- Ko lonie, es waren dies außer ihr noch drei Damen mit vier Kindern, sollte am nächsten Tage bei Frau Schachtel den Nachmittagskaffee trinken. Und fast zu gleicher Zeit, pünktlich um vier Uhr, stellten sich die Gäste ein. Alle trugen helle, frisch geplättete, sehr kleid, same Waschkleider, hatten weiße, große Hüte aus dem einfach geordneten, blon den Haare und im Gürtel duftende Blumen. Um sie her sprangen ihre flachsköpngen. pausbäckigen, gesunden Kinder, die sofort m Spielschürzen ge steckt und mit Frau Schachtels Spröß, lingen in das Spielzimmer geschickt wurden. Beim Einschenken der Tassen zitterten Frau Emmas Hände vor Aufregung. keine der pomphaften Einleitungen wollte ihr einfallen, und so sagte sie nur etwas hastig: .Denken Sie sich doch, der Onkel will heirathen!" Das will er ja schon seit zehn Iah ren!" Ja. aber jetzt wird der Wunsch Wirklichkeit, wir dürfen mit Gewiß heit auf eine Hochzeit rechnen!" Wer ist's denn?" ES ist doch eine Deutsche?" Frau Emma zog den inhaltsschweren Brief auS der Schürzentasche und las mit großem Behagen langsam vor. AIS sie geendet hatte, erhob sich heller Jubel, in den sich lebhafte Rufe des Bedauerns mischten, den Bräu tigam" nicht sofort zur Stelle zu haben. Aus dem Onkel war im Handumdrehen ein Bräutigam geworden, und niemand hegte auch nur den leisesten Zweifel, daß die Verlobung stattfinden und ihr eine Hochzeit folgen würde I Auf diese Weise war der Nachmittag schnell vergangen, nicht so geschah eö mit den nächsten sechs Tagen. Im mer wieder kamen die Damen zusam wen und besprachen da? Telegramm. welche? LsiigerhaiiS geschickt hatte und daS ihre Ankunft auf den nächsten Mittwoch. Nachmittag? fünf Uhr. fest stellte. Große Vorbereitungen . zu einem Essen um sechs Uhr für die ganze deutsche Kolonie waren in grau Emma? Küche schon am Tage vor dem Eintref sen der beiden Gäste im Gange. Leider regnete eS in endlosen Strömen, und der völlig graue, tief und schwer nieder, hängende Himmel gab wenig Hoffnung auf einen freundlichen Naazmittag TieS trübte ein wenig die allgemeine Stimmung, und selbst daS festlich ge, schmückte Eßzimmer sah trotz seiner Guirlanden und Fruchtkörbe etwa? wehmüthig aus. In unaufhörlichem Regen, die Da men gut geschürzt, die Herren mit auf gekrempelten Beinkleidern, mit den ältesten Hüten und den größten Regen schirmen bewaffnet, begab man sich schließlich auf die Bahnstation. Der Weg dorthin setzte sich auS lau ter Pfützen zusammen, und daS Sta tionSgedäude elbt and völlig im Wasser, so daß Frau SchachtelS Junge, der die Erlaubniß zum Mitgehen er halten hatte, lebhaft bedauerte, feine Badehosen zu Hause gelassen zu haben Mit größter Geduld wartete die kleine Gesellschaft eine volle Stunde. denn daß bei diesem Wetter der Zug zur richtigen Zeit eintreffen würde, war gänzlich ausgeschlossen. Es regnete wolkenbruchartig, und heulend pfiff der Wind um die Station. Auf eine Frage an den Stationsvorsteher, wann der Zug möglicherweise einlaufen könne, antwortete dieser: Je später, je besser; denn nur wenn Gräßliches ge schehen ist, pflegt er pünktlich zur Stelle zu ein!" Um acht Uhr traf ein Telegramm ein. welches dem Vorsteher meldete, daß Zug Nr. 109 wegen Brückeneinsturzes kaum vor morgen früh vier Uhr zu er warten fei. Verstimmt, steif vor Kälte, gebadeten Katzen nicht unähnlich, begab sich die Kolonie während einer regenfreien hat den Stunde wieder nach Haufe, nach, dem beschlossen war, daß um vier Uhr Nachts nur Herr Schachtel zur Bahn gehen, um zwölf Uhr jedoch große Mit, tagStafel statthaben sollte. , Jeder aß bei sich zu Hause schwelgend sein bescheidenes, nicht vorbereitetes Abendbrot und begab sich früh zu Bett Frau Emma hätte gern noch mit ih rem Manne geplaudert, doch eingedenk dessen, daß er um vier Uhr schon wieder auf der Station sein müsse, zwang sie sich zum Schweigen und weinte still und heimlich ein paar Thränen in ihr Kopf kisscn. Ihr war die ganze Freude ver dorben, die Aufregung, das lange Warten, das unfreiwillige Bad hatten sie nervös gemacht; auch war sie der Ueberzeugung, daß, wenn eine Sache so vollständig programmwidrig be gann, vom erlauf nach dem Ende nicht sehr viel Besseres zu erwarten stehe, und betrübt gedachte sie der Spei sen, die morgen gewärmt auf den Tisch kommen mußten. Doch endlich schlief auch sie ein. Ein halbes Stündchen mochte sie ge ruht haben, als Geräusch sie weckte, dessen Ursprung sie sich nicht sofort er klären konnte. Lauschend richtete sie sich im Bett in die Höhe wieder strömte der Regen gegen die Fenster scheiden und jetzt ertönte von Neuem der Lärm, es war ein sehr energisches Klopfen an der Hausthür, durch wel ches nun auch Herr Schachtel erwachte. Schnell schlug er sich eine rothwollene Bettdecke um die Schultern, öffnete das Fenster und rief auf fpansch in die chwarze Regennacht hinan?: Was gibt's, wer ist da?" Oho, antwortete ihm eine helle. deutsche Stimme, .machen Sie 'mal schnell auf, Freund Schachtel, wir sind's, Langerhans, dem Ertrinken nahe!" Nothdürftig bekleidet, in einer Hand den Hausschlüssel, in der anderen eine brennende Lampe, begab sich Schachtel zur Hausthür, während Frau Emma sich schnell einen Morgenrock überwarf und mit einer zweiten Lampe an dem niedrigen Treppenabsatz Aufstellung nahm. LangerhanS kam ihr, triefend vor Nässe, entgegen, am Arme eine merk würdig unförmige Gestalt führend, die in des Ingenieurs Regenmantel ge wickelt war und den zu diesem Mantel gehörenden Hut trug, von dessen Krempe kleine Wasserbächlein über ein blasses Mädchenantliß rieselten. Guten Abend, meine verehrte Frau Schachtel. dies hier ist Fräulein Win ter. die sehr Ihrer Hilfe bedarf, gute Nacht!" Und nachdem er daS nasse, un förmige Häufchen Unglück der staunend dastehenden Hausfrau entgegen gescho den hatte, verschwand er in Nacht und Regen. Frau Emma aber legte ohne Umstünde ihren Arm um daS hilflose, frierende Geschöpf, leitete es in das so sorglich vorbereitete Zimmer und nahm ihm vor allem den Regenmantel ab. Ich mache Ihnen so viele Umstände, Frau Schachtel," klang eS leise von des Mädchens Lippen, eS ist so unbeschei den, daß ich hier bin und mitten in der Nacht" j Machen Sie sich gar keine Sorgen, meine Liebe," beschwichtigte Frau Emma in mütterlichem Ton und begann das blonde Haar deS Mädchens zu trocknen, wir freuen uns sehr, daß Sie hier sind, freilich hätte es etwa? besseres Wetter sein dürfen. Nachdem sie das junge Mädchen in iqier eigenen, vesten Nachiwaiaze zu Bctt gebracht atte o lorglick. wie sie Abend für Abend ihre drei Kinder bettete reichte sie ihm heißen Tbee mit Zwicback. küßle ei innig auf die Stirn und sagte freundlich: .Ich heiße Sie herzlich willkommen, mein ucdeS s,rau lein Winter, schlafen Sie bald ein und mit dem Bewußtsein, unter dem gaft lichen Dache von Landsleutcn zu ruhen Und nun behüt' Sie Gott!" Als sie wieder in das Schlafzimmer zu ihrem Manne trat, schlug eS feierlich drei Uhr vom nahen Thurme der Ka thedrale., Sturm und Regen hatten ausgetobt, Frau Emmas Gemüth sich beruhigt, so daß auch sie bald in er quickenden Schlummer verfiel. Hell und freundlich leuchtete ihr Ge, sicht mit der lieben Sonne um die Wette. als sie am nächsten Morgen den Kaffee, tisch mit duftenden Rosen schmückte und sich selbst die schönste davon in den Gür, tel steckte. Sind ffe da?" Mit diesen Worten trat aufgeregt der Onkel zu ihr, dem sie beruhigend zunickte und dann ausführlich die Er, lebnisse der verflossenen Nacht schil, derte. Wie sicht sie auS?" war feine zweite Frage. Das ließ sich gestern in diesem Aufzuge schwer beurtheilen, aber lieb und nett ist ihr Wesen, und ich glaube. daß wir sie alle sehr gern haben wer den." Damit wollte sie daS Zimmer ver lassen, doch der Onkel hielt sie zurück: Um Gotteswillen, Schwiegermütter chen, verlassen Sie mich nicht, wenn sie nun jetzt plötzlich käme und ich wäre allein." Da öffnete sich die Thür, und Fräu lein Anna Winter trat ein, eine Mittel große, sehr sympathische Erscheinung. im kleidsamen Wollkleid?, die gold, blonden isopte in doppelter Reihe um den hübschen Kopf gelegt, mit großen, blauen, klugen Augen und ansprechen dem, fein geformtem Mund. Zögernd, in bescheidener Haltung, blieb sie an der Portiere stehen, Adolf Weber aber war aufgesprungen und starrte sie wie eine Vision, wie etwas Uebernatürliches an. bewegte sich dann langsam einen Schritt vorwärts, hob die Arme und sagte feierlich leise: Mutter meine Mutter." Verständnißlos irrten Fräulein Win, ters Augen von einem zum anderen, sie wußte nicht, was dleö zu bedeuten habe, und war auch zu verwirrt, um etwas sagen oder fragen zu können. Adolf Weber aber trat ictzt dicht an ihre Seite und begann mit leisem Beben in der Stimme: Nicht wahr, Sie heißen Anna Schwarzkoppen?" Auf daS höchste verwundert bllckle sie auf, dann antwortete sie: Ja, man hat mir erzählt, daß mein Vater Schmarzkoppen hicß. Doch als ich erst wenige Monate alt war, wurde ich Waise, Onkel Winter nahm mich zu sich, erzog mich mit seinen Kindern, gab mir wie diesen alles, auch feinen Namen so daß ich selbst mich nur als Anna Winter kenne und auch von anderen niemals anders genannt wor den bin." So sehen Sie in mir, Ihren Bru der der sich herzlich freut, Sie gefunden zu haben, weil Sie das vollendete Ebenbild seiner und Ihrer Mutter find, die er zärtlich liebte. Gieb mit Deine Hand Anna, und sei mir sehr willkommen, liebe Schwester! Ich hoffe daß wir uns nie mehr trennen werden und daß Du meine Mühle nebst Dei nem alten grauen Bruder nach und nach lieb gewinnen wirst; an Mühe meinerseits soll es gewiß nicht fehlen!" Frau Emma, die bei dieser Aus spräche fast zur Salzsäule geworden war, bekam nun wieder etwas Leben und rief lebhaft: Ich begreife das alles noch gar nicht, erst kommen Sie nicht, wenn wir Sie erwarten, dann kommen Sie, wenn' wir Sie nicht er warten schließlich sind Sie gar nicht Fräulein Winter, sondern Anna Schwarzkoppen und anstatt daß Sie aus dem Onkel einen Bräutigam machen, wird er Ihr Bruder!" Ihr höchst komisches Gesicht reizte die beiden anderen zum Lachen, in das sie selbst und dann auch der eben hin zutretende. Hausherr krästig mit ein stimmte, nachdem man ihm die Sach- läge klargclegt hatte Der erste, welcher zu dem angesagten Mittagessen erschien, war Ingenieur Langerhans, ein großer, schöner Mann von fünfunddreißlg Jahren mit dunk lem Vollbart, braunen, lebhaften Augen, gewandten Manieren und stche, rem Auftreten. Bei der Auseinandersetzung der Ver, wandtschaft machte er zuerst ein er ftauntes, dann ein ernstes Gesicht; zum Schlüsse deS Berichtes jedoch entstand ein intensives Leuchten in seinen klugen Augen, das einen Glücksschein über sein ganz.'s, sonnverbranntes Antlitz ver breitete. Er senkte einen Moment, wie sinnend, die Lider. dann jedoch flog ein Blick zu Frau Emma hinüber, schalkhaft, triumphirend, glückver heißend. Dieser sieghafte Blick sagte Frau Schachtel mehr als stundenlange Reden: die Kolonie würde um eine Hochzeit nicht betrogen werden, nur würde die Rolle des Bräutigams in den Händen eines anderen Darstellers liegen, als sie eS bisher angenommen hatte Am 24. Dezember desselben Jahres. unter dem lichtstrahlenden Christbaum, der alle Mitglieder der deutschen Kolo nie in dem gastfreien Hause Schachtel vereinte, segnete der am Ort weilende amerikanische Gnstliche in würdiger und f'i'rlkfxr Weis, die Edk deS Herrn .naenieur Emil LangerhanS mit Fräu Irin Anna Schwarzkoppen. genannt hinter, ein. und alle, welche die leuchtenden Blicke. daS stille Lächeln dieser beiden Glücklichen sahren. wuß, ten. daß nur sie zusammen gehörten, daß nur sie für einander geschaffen waren. Onkel Adolso blieb unvermählt. aber trokdem ift er nickt im Zweifel, wem er Dereinst sein scköncS. blühendes Be, sitzthum hinterlassen wird. Lzinausaewcrfcn. H,lkke von M a r W u n d k k e. Allgemein wurde er Mister Pump genannt. Daß man ihn Pump nannte. war natürlich: denn er hieß so. Wie er zu der Bezeichnung .Mister" gelangt war, war ihm ebenso schleierhaft wie allen Andern: der Name war mit einem Male da. und er wurde ihn nicht mehr loS. So lange er in dem Viertel wobnte. blieb er .Mister Pump". Er fürchtete auch nicht, über diesen Spitz namen graue Haare zu bekommen, ja. er hätte sich darüber sogar gefreut: denn schließlich schienen ihm graue Haare immer noch besser als gar keine, und Mister Pump war schon bedenklich oben durch". Vumv war ein Kribbelkopf. aber sonst ein guter Kerl. Er that ja zum Schluß immer daS, was er sollte und mußte; aber ohne hitzigen Widerspruch ging eS niemals ab. Besonders hatte seine Frau darunter zu leiden. Mister Pump stand auf und machte Miene, in seinen voluminösen Havelock zu chlüpfen. .Aber Männe. Du willst schon wie, der weg?" ES ist doch unser Skatabend heut'!' Tu warft schon die ganze Woche leben Abend fort. Ich glaube. Du hast in jeder Woche mehr als sieben Skatabende." .Nur drei. liebeS Kind! Das weißt Du ja ebenso gut wie ich. MontagS GrünUnter", Donnerstags Grün Ober" und Sonnabends Blanke Zehn". Und die andern vier Abende? Du bist doch keinen Tag zu Hause. Da. da machen wir halt einen Ge, legenheitsskat." Frau Pump seufzte. .s icyone Geld, das 'u immer im slanplel anlegst! Ader für die Wintertoilctte. die ich dieses Jahr so nöthig brauche, und um die ich Dich schon oft gebeten habe, ift kein Geld übrig." Wir müssen uns einschränken. liebeS Kind." Und Deine Skatabende? TaS Ein chränken gilt wohl bloß für un er einen?" Ich bitte Dich, sei gescheit." entaeg nete Allster Pump ärgerlich: ich ver liere sehr selten. Im Gegentheil. ich mach' dir Spiele, sag' ich Dir. Spiele .... na ... . mit einem Wort Bombenspiele. Gestern erst wieder - Grand mit dreien aus der Hand Schneider angesagt, schwarz ah. wie die blechen mußten! Dann lege doch einmal ein paar Wochen den Skatgewinnst zusammen und kauf mir die Wintertoilctte lostet ne lch 10 gut wie gar nichts." Mister Pump ließ ein ärgerliches nurren yoren. Ich begreife die Andern nicht." fuhr Frau Pump fort, .daß sie sich von Dir ständig das Geld abnehmen lasten Und der beste Gesellschafter bist Du doch auch nicht. Man sollte Deine Mucken längst satt gekriegt haben. Ach Gott!" setzte sie mit schwerem Seufzer hinzu. wenn ooch vtos einmal diese der wünschte Kneipe dadrüben in den Erd boden versinken möchte!" Pump lachte unverschämt. Oder wenn sie Dich einmal in so lcvonem Bogen yrnausexpedirten, wie 'ch gestern Mittag vom Fenster auS den Ivngen Menschen hinausfliegen sah, Frau Pump hatte sich in Zorn redet. xcr gestrenge Vausyerr war ganz emzuar von vieler Vorstellung; er wollte stch ausschütteln vor Lachen. ehr edel von Dir. sehr edel; aber wenn die mich drüben einmal an die frische Luft setzen, dann kriegst Du zwei Winierioiieiicn aus einmal; mein Wort darauf. Sonderbarer Einfall vasr Und er lachte wieder und griff dabei nacy seinem wi .Na. sonst bist Du doch auS der Kneipe nicht herauszubringen. gab . I rv cn i t.rt t . n . . . - - riuu mim uuiu ociu ngcno 11 HO Dsllö ärgerlich zurück. Mister Pump empfahl sich. Den AbschiedSgrutz hatte sie mit scheinbarem Protest entgegen genommen. Gleich danach nahm Frau Pump ihren Hand ä , . 1 korb, um noch einige Einkäufe zu be, orgen. Gerade als sie auS der HauSthüre trat, sah sie ihren Mann drüben die zwei Stufen zum Restaurant empor chreiten. Doch was war das?, Sie sah. wie plötzlich die Thüre von drinnen just in dem Moment, als ihr Gatte die Hand an die Klinke legte, aufgerissen wurde, sich eine schwarze. ugelrunde. formlose Masse aus den Gemahl warf und dann sah sie nur noch, wie eben diese Masse und ihr Mister Pump sich aus der Erde ttci ten. Frau Pump schrie laut auf. iiai war geschehen? Drinnen im Lokal saßen die litt freunde und warteten mit Eehnsucki auf den Dritten. DaS war in b'uUm Falle Mister Pump. In Ermangclu,! einer besseren Beschäftigung vergnügte man sich einstweilen damit, den Pk colo. der auch zugleich Hausdienerpflich ten übernommen hatte, zu ärgern. Der Name Piccolo gab aber eine sehr schick Vorstellung von der Persönlichkeit lei Geärgerten eine Unschuld vom Lande, die daS Pulver nicht allein nicht dei wegen erfunden hatte, weil ihr schon ein Anderer zuvorgekommen war. son dern auS Mangel an Masse, nänilich an Jntelligenzmasse. Dieses Manko aber hatte die Natur bei ihm in reichlicher Weife durch einen kolossalen Körper umfang ausgeglichen, fodaß man erst bei eingehender Prüfung in der Lage war, festzustellen, ob feine Horizontal, oder Vertikalachse die größere war. Zu allem Uederfluß hatte sich noch der Wirth darauf kaprizirt. den dicken, un beholfenen Jungen in einen schwärzen Frack zu stecken. TaS Bildniß war be zaubernd schön. Während der angenehmen Beschäs tigung deS HSnselnS war plötzlich die Thüre aufgerissen worden, und ein lauter Pfiff drang in den weihevollen Tempel deS GamdrinuS. AlS der Pic colo sich hinzugewälzt hatte er nannte eS springen sah er an der Ecke ein halb Dutzend kleiner Rangen stehen und sich diebisch über ihren gelungenen .Witz" freuen. Einige Minuten, nachdem der dicke Junge wieder zurückgekehrt war, wie verholte sich dasselbe Manöver. Na türlich hatte die Expedition deS Ticken wieder dasselbe Resultat. Jetzt kam er auf eine sublime Idee. Er stellte sich unmittelbar hinter der Thüre auf. die Hand auf der Klinke. Ta stand er wie ein Tiger in den Dschungeln zum prung vcren. Jetzt hörte er Tritte: eine Hand griff nach der Thüre, diese wird aufgerissen und am Boden wälzen sich Mister Pump und die runde befrackte Masse des Piccolo: Die herzueilenden Gäste im Verein mit Frau Pump bemühen sich, den so sehnlich erwarteten und so Übel empfan genen Skatbruder wieder auf seine Beine zu stellen, während der Piccolo aus eigener Kraft m die Höbe strebte. Man überzeugte sich, daß kein Malheur weiter passtrt war, und nun gab es ein oeiiloies acyen. Also doch hinausgeworfen. Männe!" sagte Frau Pump unter Lachthränen. Siehst Tu.. .." Mister machte zuerst ein wütbendeS MNcht, stimmte dann aber doch in daS Geiacyler mit ein. Und die beiden Winterloiletten ?" rief ihm die Gattin nach. Er drehte sich verstSndnlßvoll um. Aber blos eine, Kind, blos eine!" Gegenseitige Täuschung. Ein Münzensammler kommt ,u einer hohen Persönlichkeit, um eine alte Mün,e zu kaufen. Ter Händler nahm sie in die Hand, wog und wandte sie bin und her. betrachtete sie auf daS Genaueste mit der Lupe und schüttelte dann be. denklich den Kopf. Nun. was denken Sie?" fragte der Verkäufer. soll sie kosten?" lautete die Gegenfrage. Ich meine, fünfzig Mark wäre ein bil liger Preis." Ter Händler nimmt die Mün. be. trachtete sie nochmals, zog langsam sei. nen Beutel und ließ sie bedächtig hinein, gleiten. Dann holte er ein umfanz reiches altes Portemonnaie bkrnnr zahlte daraus die ausbedunacne summe mit einem fünf,ia Markst! ihn stumm der hoben Versönlickk,ii- überreichend, die ibm lck?lnk schaut hatte. Ter Verkäufer nahm den chem und bedielt ibn in der .finnh indem er lachend saate: Es scke!nt mir doch. Freundchen, als verständen Sie nicht allzuviel von den Münmr!" z,r Käufer tritt nun etwas näher an den Verkäufer heran, blinzelt listig mit den Augen und flüstert ibm leise ,u: Kn. diger Herr, der Fünfzigmarkschein ist auch falsch, aber wir werden sckon tfim wie wir'S Beide loS werden!" ' Sinr für Ue. In der Kompagnie deS Hauktmann V. H. find in lckter Vüi in . "in lliut schwerer TrunkenheitSfälle voraekom. men. Ter Oberst bespricht sich des wegen mit dem Hauptmann und be befiehlt ihm. einmal der atrnwn cnm. Vaguik den Standpunkt gehörig klar zu fn n i4t.n f - - - 1 . . 9 mniiiftt t..,i.iu r n r'1" vuupuuann. leion tm tapferer Zecher, läßt darauf die Kom. p'"? antreten und hält folgende Ansprache: Leute! Ihr seid in der letz. i?n ot massenhaft betrunken gewesen. erw v r . , . it (-... ?B1 nia)t 1 fortgehen. Erstens kn DX. ll r ' ,1 soll sich der Soldat überhaupt nicht be trinken, und zweitens soll er etwas ver tragen können. Ta ?tbt dn nff.k. Kttt"."t. s befleißigt Euch alle der Mäßigkeit. Wenn einmal durchaus getrunken werden muk kn Kk. x,. tr ' - viviui vU7 Euer Kompagniechef. Abgetreten !" Neue Bezeichnung. Für Ihre Tocktr? hhu . nicht an Bewerbern." " .l'cerne jvrau hat sogar besondere sprechen ie mit Mam.?!,.. den" einrichten laff.n- '"lv"