Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 18, 1900, Image 15

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    Stille icebacHunacn.
Wffrbcr. rf John Ritsch. E-g..
Großer Neu ')cx.
Mister mux
Es gebt i'fii, tro !ki Amdi'chen un
lei höheres Strebe un kci gar nix
Kawwe un die Alles in der arökte Ge
bsliikelcfigfcit thun. Jetz fer Jnstenz
z. B. wann e Äann im Watyshoiis
fetzt, was doch allemal e feierlicher
Vedkn-ab chnitt is.
da gebt ks Leit. wo
ihr Gedanke blos
cn'5 Trinke Izawwe.
odcr, wo lalle müsse.
i un wann sie Nie
' mand zum dcrmit
talke lzamire, da gehn
fit Widder.
Ich muß sage.
Mifter (Zditer. da
sein Ich merklich an
nerscht. Ich kann
mer gar net an
nerscht helfe, alS vun
MorchenS bisAdendS
mit ontiiüer Kofis
arbeit beschästiat sei. Xox Insten.
wann Ich im Werth-Haus bin im es
is grad Niemand da. wo Ich dermit
lalle kann, des macht Mir gar nix
aus. Teswege bleib Ich doch da. Ta
benutz Ich awwer dann Mei Zeit der
z,i. übliche ObservüschenZ ze mache un
des Zimmt ISim dann als wieder emol
händig crci. 2o z. B. sein Ich sor
nflcnz gestern un lürund vun in
enncre Wcrtbsbällskr aemackte Cbfer
röschen im Stand gcwese, dem TschaUi
e ektschcr ze halte Uwwer Te mo
deine erluhn. wie er sein soll un wie
die Maners (ein mat .
Ta is vor alle Dinge je? im Tom
na ze beobachte, daß die lectrick Fäns,
wo iiwwcrall uffgestellt sein, so gcplüst
wern muffe, daß mer vun dem Wind.
irc sie gewwe, nix dcrvo kriegt, exfcpt
mer will sieh grad e -lggar anzünde,
in welchem (!äs der lectrick ftän sei
Dutti thun musz, des Mütsch ausze-
liaie.
Tie Mütckcs selwcr sein aack e iem
lich wichtiges Tschäpter. Tie derfe
nämlich net am Tisch ftehn. sonncrn
müsse ergcnd wo an der Wand an emc
verborgene Pläßche angebracht sei, wo
sie Zei Mcnsck net siebt. Ta bawwe
dann die Waiters ihren Fon. wann der
Krpimmer sich uwwerall umguüt un
die Tingcr net sind't. Tie Tpittuhns
dergege, wo of course so groß wie mög
lich sein müsse, die müsse an eme recht
konspickuoß Platz uffgestellt sei, wo des
Ange des Koftimmers sich immer dra
erfreue kann. Es is of course aach
wichtig, daß möglichst viel vun dene
Dinger uffgestellt sein. Net als wann
sie gejuft wern thäte, sonnern damit
mer nie en tuhl rücke kann, ohne an
eins dcrvo ze stoße, un ferner for de
Pjurpcs, daß ergend e schmale Coin,
wann mer fe bei Arkzident drappt,
schür is. net uff de Flur, sonnern in
de pittuhn.ze drappe. ,
Ferner is es vun großer Importen;,
daß die Unnersützle. mo die Elässes
druff gestellt wern, so konstructed sein,
daß des Glas, wann mer es uffhebt,
recht schö tropft, damit die Weste vun
die Keftimmers die richtige Bierstraß
kriege.
Noch viel wichtiger wie die Eirich
tung is die Bedienung, wo theils dorch
Waiters un theils dorch Barkiepers ge
schiebt. In den old fäschent Serluhn.
da Hot als emol der Boß selwer mit
gchrlse. Im moderne Werthshaus is
äwer der Boß blos zum Mittrinke
d. Wann der Boß grad emol net mit
eim vun die Koftimmers trinkt, da is
er gewöhnlich bestrebt, alle anwesende
Güft behaglich un komfortübel fühle ze
mache, bei daß er recht grob un laut
mit seine Employies schimpft. Außer
dem Hot der Boß vun eme Plaß nor
noch die Aufgab un Verpflichtung, nie
da ze fei. wann en Jemand sehe will.
Die Tutties vun eine Waiter loffe
sich ziemlich korz zesammefaffe. Tie
erste Kondischen for en gute Waiter is.
daß er ze gleicher Zeit stocktaub is un e
fcharses Gehör Hot. Tes scharfe Ee
h!r braucht er. for ganz genau ze hörn,
was die Guests mit enanner talke, die
Taubheit dergege werd blos gejuft,
wann die KostimmerS klopfe oder rufe.
Wit die Koftimmers ze talke Hot der
Barkieper un der Kellner net nöthig.
e?sept in dem CäS, daß der Kostimmer
e Nuhspäper oder en Brief lese möcht,
in welchem Cäs natürlich allerhand
pleffente Rimarks ümwer deS Wetter,
die RäseS. de letzte PreiSfeit oder deS
BöSball-Gäm angebracht fein.
Der Waiter Hot die Dutti, immer
dun dem Prinzippel auSzegehn. daß
der Kostimmer net weiß, waS er eigent
lich hawwe will. Wann for Jnftenz
cr Gast sagt, er wollt k GlaS Bier
hawwe, muß en der Waiter frage, ob
er schür wär. daß er net lieber bei der
Hitz e Selzer un Wei trinke thät. Fällt
der Kostimmer da druff erei un loßt
sich beeinflusse, sein Mcind uff Selzer
un Wei ze tschäische, da muß der
Weitn: sage. Whiskysauer wär eigent
lich noch besser. Bleibt awwer der
aft derbei. er thät Bier wolle un der
langt Hiesiges, so iZ eS die Dutti vum
Waiter, ze sage. deS Jmportirte wär
sthr gut, un wann der Gast hcllcS Bier
bestellt, muß er of course dunkleS
iringc un weizi wörfa.
Was die Kleidung un die Haltung
vum Waiter anbetrefft, so iZ e dreckige
Echörz un e schmierige? Tschückct die
r.stc Juniform, während daß ei Hand
in der Ho'etasch un die annere Hand
Hl
:m der Lehn? tun dem ciuyl, wo der
Kostimmer druff fn?,:, scr cerrthnlich
die richtigst? Stellung is. Wann aw
wer der Krft'.mmer mit dem Waiter
kprechl. i'o hol der festere entweder sich
die Zahn ze stochern oder z gcljne rder
sich ergendwo ze kraxe.
E große Hauptfach srr de uMc.bc.te
Wiiter is, daß er net 'ein Teli-Äi
spet dadrrch 'verleg, daß er pcleit un
freindlich gege die Kostimmer- is. son
nern sich gleich vun vornweg uff en
vertrauliche un kameradschaftliche Fuß
der gcgeskitigk debörtigkcit setzt, e
Verhältniß, wo dorch die Annahme
dun möglichst hohe Trinkgelder nix an
seiner Herzlichkeit verlieren darf.
Ucwwer die Trinkgelderfrag werd
Ich Jhne vcrleicht spater noch emol e
ausführliche wis'eschcstliche Abhandlung
schreibe.
Tamil sein Ich einstweile 'o lan
Bit Rigcrds
jonrs
Jchn R:i''ch. tzsq.
Line Gesxcnftcracschicht
C.
fen priesen.
Im Jahre 1702 starb zu Rcvcl
in
den rutsischcn Ostscepro?in?en ein ge
wisser Tue de la 5roix. Terielbe war
Ocsterreichcr von Geburt und ehemals
Gouverneur von Karlstadt gewesen, auf
Wunsch des (szarcn Peter 1. aber in
russische Ticnstc getreten.
Der Tuc de la (ircir. hinterließ eine
zicmucy grosze cyuidknla't. eine
,,k.4. f.. XI... w.e
uuiijiuiwiV'tii ?tuuuiyci HltylEII oe?
halb beim Gericht auf Grund eines
alten in Esth. Liv und Kurland ael
tenden Gesetzes darum nach, seine Leiche
lo lange unbeerdigt stehen zu losten, bi
seine reichen Anverwandten in Oester
reich die vielen Schulden bei Heller und
Pfennig bezahlt haben würden. Tem
Gesuche wurde Folge gegeben, und so
blieb der arme Duc. den man in die
Kirche von Rcval gesetzt hatte, manch
liebes Jährlein stehen. Der jedesmalige
Ufler übernahm von seinem Borgan
gcr die Ausficht über dieses seltene Kiv
cheninventar und zeigte den Besuchern
des Gotteshauses die durch die trockene
kalte Luft mumienartig vertrocknete
Leiche und heimste dafür manch silbernes
Kopekenstuck ein.
Nun begab es sich einstmals, daß ein
neuer Organist in der Kirche angestellt
war und die Orgel zu dem am solgen-
den Tage abzuhaltenden Gottesdienste
Probiren wollte.
Es war am Spätnachmittag eines
trüben und feuchten Tages, als er sich
zu diesem Zwecke in die Kirche verfügte
Dieselbe war offen und der Küster han
tirte schon darin herum, um Alles für
den morgigen Sonntag in Stand zu
fetzen, ohne daß ihm der MusikuZ aber
in den im dämmernden Zwielicht lie
qcnden Bogengängen begegnet wäre
Obgleich der Balgentreter erst für eine
Viertelstunde später bestellt war. so stieg
der Organist doch sofort die Treppe zur
Orqelbank hinauf.
Eben war er damit beschäftigt, alles
zum Spielen Nöthige vorzubereiten, als
auf einmal ein sonderbar schlürfendes
Geräusch, welches auS dem Schiff der
Kirche zu kommen schien, an sein Ohr
tönte, und ihn veranlagte, neugierig
hinunter zu blicken. Doch was erschaute
er? Den todten Tuc de la Croix. dessen
Bekanntschaft er auch schon gemacht
hatte und der noch vorhin, als er an
feinem Sarge vorübergegangen war.
regungslos darin gelegen hatte. Jetzt
aber schritt die Leiche der Orzanist
wollte seinen Angen nicht trauen !
langsam und mit schlürfenden Schrit-
ten. gebückt und mit schlotternden Ar
men aus der Halle, wo der Sarg stand,
daher und durch das im Halddunkel
lieaendc Schiff der Kirche nach der
Sakristei. Entsetzt blickte der Organist
auf dies unheimliche Schauspiel, und
erst als der Tuc in der Sakristei ver
schwunden war, deren Thür sich hinter
ihm schloß, kam wieder Leben in den
Organisten. Der Muth kehrte bei ihm
zurück, denn er glaubte, als aufgeklär.
ter Mann, keineswegs an Gespenster,
herumwandclnde Leichen und der
gleichen. Nach kurzer Ucberlcgung beschloß er
daher sofort, den Grund dieser räthscl-
haften Erscheinung, die er für eine
durch die mangelhafte Beleuchtung viel
leicht begünstigte Täuschung seiner
Sinne erklärte, zu erforschen. Rasch
ging er hinunter in die Kirche und auf
die Sakristei los. Je näher er ihr kam.
desto schneller schlug sein Herz und
längst vergeffene Geschichten von wirk
liehen Gespenstern durchflogen sein Ge
hirn er zauderte einige Sekunden
doch gewaltsam sich zusammenraffend,
öffnete er dann die Thür zur Sakristei.
Entsetzen feffclte sein'n Fuß, denn an
dem Kamin neben dem lodernden Feuer,
dessen Flammen das Geficht der Leiche
gespenstig beleuchteten, lehnte die lange
hagere Gestalt dcö verstorbenen Tuc,
alS ob er sich wärmen wollte.
Eiskalt aber kroch es nun dem muthi
gen Tonkünstlcr den Rücken hiriunZer.
denn von einer Täuschung konnte hier
keine Rede mehr sein und sein Haar
stieg ihm zu Berge. Rasch kehrte er um
und wollte entfliehen da schrecklich
zu sagen fühlte er sich plötzlich am
Rocke zurückgehalten und meinte nicht
anders, als der tobte Tuc de la Croix
habe ihn gepackt. Einen gellenden Auf
schrei auSstoßend. sank der tödtlich er
schrockene Orzanist besinnungslos zu
Boden.
AlS er wieder zu sich kam. befand er
sich in der Wohnung deS KüsterS und
erzibhe ovir: alsbald sein schreckliches
Erledniß. Ta lachte d.i? kleine öftre;
lictf Äannchcn leise vor sich hin und
erklärte ihm daS ganze schaurige Rüth
'el. Er hatte nämlich die Gkwrhndeit.
die Leiche des Tuc. welche ihm manches
Trinkgeld einbrachte und für deren Er
Haltung er daher mit ängstlicher Ge
wisienhaftigkeit besorgt war. jedes Mal.
wenn die Zakriftci einen Tag vor dem
Grttcsdicnk durchgeheizt wurde, bort
hin zu dringen und an dem Feuer auf
zutrcknen. damit dieselbe nicht etwa
durch das feuchte Wetter leiden möchte.
Auch heute hatt? er dicS gethan, den
Leichnam auf dem Rücken nach der
Sakristei getragen und an den Kamin
gelehnt. Als der Organist dort herein
km. und i'o schnell wieder das Hasen
panier ergriff, hatte er sich gleichfalls in
der Sakri'iei befunden, wollte wissen,
was der Musikus daselbst zu suchen
habe und hielt deshalb den Retiriren
den ern Rocke fest.
Tcs war des Räthsels Lü'Uüg.
Der verrätbcr.
!'!'!o:i!ck!k Nkminiscenz vvi
von .1 1 l o n ,1.
'ans
Im Jahre 1802 erhielt der damalige
Kommandeur eines Freicorps und spa
tere Mar'chall Ney von dem Konsul
Napoleon als besondere Auszeichnung
einen überaus kostbare ori-italischen
Säbel, dessen Griff mit Perlen, und
Edelsteinen besetzt und dessen Scheide
mit Perlmutter ausgelegt war, zum
Geschenk. Tiefer Säbel, den Napo
lecn neun Jahre vordem, als er als
Sieger in Eairo einrückte, nebst zwei
anderen werthvollen äbeln von der
dortigen Stadtobrigkeit erhalten hatte.
machte große? Aufsehen: er wanderte
von Hand zu Hand und kam schließlich
auch dem die Wache habenden Offizier
zu Gesicht, der sich die schöne Wane
sehr genau ansah, ohne zu ahnen, daß
er dadurch dreizehn Jahre später auf
das Schicksal Ney's einen wesentlichen
Einfluß haben würde.
Bekanntlich war Ney bei Napoleon's
Rückkehr von Elba trotz des dem König
geleisteten Versprechens zu seinem frühe
ren Kaiser übergegangen, und obgleich
nach der Niederlage der Franzosen bei
Woterlvo und dem Einrücken der
Alliirten in Paris bekannt gemacht
wurde, daß Niemand wegen seines po
litischen Benehmens zur Untersuchung
gezogen werden sollte, so war doch der
Fall in Ansehung Ney's bedenklicher,
indem er sich durch mehr als bloßes
politisches Benehmen" tompromittirt
hatte. Um dem ihm drohenden Unge
wittcr zu entkommen, ging Ney nach
den Bädern von Ulkan, um darbst
die Pässe zu erwarten, die ihn unter
fremdem Namen nach der Schweiz
bringen sollten
Seine Gemahlin und ein Bankier,
mit dem er korrespondirte, beruhigten
ihn jedoch; er wurde etwas sicherer und
be'chloß, in Frankreich zu bleiben.
Ta, ganz unerwartet, erschien der
Befehl, Ney zu verhaften. Er entging
dieser Gefahr dadurch, daß er sich nach
dem Schlosse Bonique zu Verwandten
seiner Frau begab. Während der ver-
folgte Held dort einsam auf leinem
Zimmer blieb, setzte die Schloßherr
schaft uugenirt ihre bisherige Lebens-
weife fort und that, als w:pe ne von
N&v nicht das Geringste. Sie gab
große Gesellschaften und spielte dabei
ihre Rolle so gut, daß der Marschall
wohl nirgends besseren Schutz hätte
finden können, als dort.
Eines Tages aber hatte Neu die
prachtvollen Gemälde eines Gesell
schafiszimmers besichtigt, und das Un-
glück wollte eS, daß, als er leinen
Ehrensübel, den er sonst nur selten
abzulegen pflegte, beim Besehen der
Bilder' aus ein Sopha legte, plötzlich
Besuch kam. Eiligst schlich Ney auf
sein Zimmer und vergaß, seinen Säbel
mitzunehmen.
Tie Gäste traten ein; der Oberst
der königlichen Truppen der vor
13 Jahren noch so unbedeutende Ossi-
zier erstaunte neun Anoim oes
orientalischen Säbels und sagte: Hier
ist entweder Napoleon oder der geäch-
tcte Ney."
Vergebens versuchte man es, dem
Offizier das auszureden: dem aber
machte es fein Eid zur Pflicht, den Ort
anzugeben, wo sich der Verfolgte der
borgen hielt, und Ney ergab sich frei
willig den Gensdarmen.
Merkwürdig ist eS, daß sowohl Ney
als auch Murat, dem Napoleon eben
falls einen der drei kostbaren Säbel
geschenkt hatte, fast zu derselben Zeit
und mit derselben Unerschrockcnhcit den
selben Tod starben. Am 7. Dezember
1815 wurde Ney erschossen. Man
wollte ihm die Augen verbinden, er
aber riß das Tuch weg und rief un
willig: Habt Ihr vergessen, daß ich
26 Jahre im Feuer der Schlachten ge
standen habe?" Darauf wandte er sich
den Soldaten zu und sagte mit fester
Stimme: Fehlt nicht! ES lebe
Frankreich! Feuer!" So starb
einer der hervorragendsten Generale
Frankreichs.
Tie Geschichte wird ihn für immer
im Andenken behalten.
Nicht minder couragirt endete Mu
rat fein Leben, der schon am 13. Ok
tober desselben Jahres frei vor die acht
Sizilianer trat, die zu der Exekution
befehligt worden waren, und. sich die
Brust entblößend, Feuer" komman
dirte. ?!
ic Schützen aber zeigten sich recht
ungeschickt, Murat starb keinen fchncl
lcn Tod.
Ttr Tottot Viskudart.
Wcr kennt nicht ds schone Vuo:
Ich bin der Doktor Ei'enbarl?" Ge
druckt midet es sich zum ersten Male in
einem Eommersduch des Jahres 118,
aber lange vorher hat es im Munde deS
Volkes gelebt
auch franzö'i'ch wird es
.1? si,is ! IKneur
gesungen
kerben . Ter Held des Liedes ist
lange für eine mythische Peron gehal
ten worden: jetzt berichtet Bibliothekar
Dr. Arthur Kopp in den Ergänzung?
heften zur Zeitschrift für Eulturge
schichte manche interessante Einzelheiten
aus seinem Leben. ?ein Leichenstein
steht an der Aegidiuskirche in Münden.
Er hieß Johann Andreas mit Vor
namen und wor koniglich-großdritan-nischer
und kurfürstlich braunlchwei
gisch lüneburgischer Landarzt und
preußischer Hofoculift in Magdeburg,
war 1!61 geboren und starb 1727 auf
der Turchreise in Münden. Er stammte
auS Bayern und wurde als Oculist.
Stein und Bruchschncidcr in Bamdcrg
vorgebildet. Univerfitätsbildung besaß
er nicht. Er wurde dann ein gcwerbs
müßig wandernder Arzt, der die Jahr
Märkte befuchte. Kräuter und Salden
seilhiclt und sich namentlich mit dem
Eurriren von Bruchlciden desaßte. Er
hatte viele Gehülfen und erntete viel
Beifall und Anerkennung, und in ei
nem Ztreite des Rcichstammergcrichts
Präsidenten in Wctzlar im Jahre 1704
giebt Toctor Eisenbart den Toctor
titcl hat er sich übrigens nicht beige
fügt, der Seiltänzer und Zchau'pie
ler mit sich führt und ein Tbeatrum
auf dem Marktplätze eingerichtet hat,
mit gewichtiger Miene ein Zengniß ab.
Er hatte den Muth. König Friedrich I
von Preußen um Verleihung des Prä
dicats eines königlichen Landarztes an
zugchen, hatte aber nicht das Glück
daß ihm die Bitte in vollem Umfang
gewährt wurde. Immerhin antwortet
der König (25. März 1708) in aner
kennenden Worten: das Schreiben tr
wähnt, daß Enenbart sowohl in Un
lern wanden als fast aller Orten im
römischen Reiche an vielen Menschen
Vornehmen und Gemeinen, so blind
und gehörlos, auch mit großen Blasen
steinen. Brüchen und andern äußcv
lichen und innerlichen Zufällen beladen
gewesen, glückliche Euren gethan und
verrichtet habe." Es wird ihm erlaubt,
auch in Zukunft feinem Beruf ungehin
dert nachzugehen, aber den Titel Land
arzt erhielt er in Preußen nicht, wohl
aber in Braunschweig: in Preußen blieb
er Operator undMedicinaePracticus"
Friedrich Wilhelm 1. thut ihm aber die
Ehre an. daß er ihn seine Kunst im
Augenoperiren an einem Oberftleut
nant v. Grävenitz in Stargard aus
üben ließ. Es scheint in der That, als
ob er als Oculist wirklich etwas gclei-
stet habe. Ta er sich auf s Reklame
machen wohl verstand, so strömte ihm
reiche Praxis zu. In den Zeitungen
bot er Mittel gegen Krebs und andere
Schäden aus. auch einen Spiritum
vor dunkelen Augen, schwach Gedächt-
niß, Schlagflüsie u. dgl. m., dcsglei
chen eine köstliche Steintinctur u. f. w
Ueberall nennen ihn die Zeitungen den
berühmten Operator und Medicus
und in den mcclamcmanite ten, die er
verbreiten ließ, zeigte er eine vcrblüf
sende Dreistigkeit im Hervorkehren sei
ner Wunder wirkenden Euren und
Operationen. Er war ein markt
schreierischer, aber keineswegs untüchtig
gcr Heilkünstler. Eine Anspielung auf
Eisenbart nndet nch schon in einem
Kottsched'schen Gedicht vom , Jahre
172. (An Herrn feam. am. ei-
deln"). Lieder auf andere Kurpfuscher
bat es die Menge gegeben, bis sie dem
berühmtesten auf den Toctor Eisenbart
Platz machten.
Yinsamer Ruhm.
Es gibt Berühmtheiten, die das Be-
dürfniß suhlen, vor der Oeffentlichkcit
verborgen zu bleiben. Einige charaktc
ristische Beispiele werden in einer eng
lischcn Zeitschrift erzählt. Tie englische
Romanschriftstellerin M. E. Braddon
hat niemals zugegeben, daß eine Photo-
graphie von ihr verbreitet wurde. Den
größten Theil des Jahres bewohnt sie
ihr Haus in Richmond, und die einzige
Erholung, die sie sich gönnt, ist ein ge-
legentlicher Besuch eines Theaters oder
einer Bildcrgallerie.
Ein sehr zurückhaltender Dichter ist
auch Jules Verne, der jede öffentliche
Reklame verabscheut. Er hat niemals
die öffentliche Anerkennung seiner
Landsleute gesucht, und obgleich die
französische Gesellschaft ihn mit offenen
Armen empfangen würde, zieht er ?s
vor, mit feiner Frau in einem kleinen
Hause in einem Vororte von Amiens
einsam zu leben. Seit Jahren hat
Jules Verne das Reisen aufgegeben,
und mit Ausnahme gelegentlicher Be
suche in Paris kommt er kaum über die
Grenzen seines Gartens hinaus.
In einem ruhigen Theile Kensing
tons wohnt Dr. Samuel Smiles, jetzt
im 86. Lebensjahre. Trotz der enor
men Verbreitung skiner Bücher weiß es
fast Niemand, daß er noch immer arbei
tet und in London lebt, denn er liebt es
nicht, interviewt zu werden. Er hat
die letzten zwanzig Jahre zu Hause bei
seiner Arbeit verbracht.
In stiller Zurückgezogenhcit lebt auch
John Ruskin. Er wohnt in Eoniston,
einem schönen Orte in Lancashire, wo
er den Rest seiner Tage zubringen will
und sich mit seinen Büchern, Gemälden
und Musik beschäftigt. Nur bei ganz
besonderen Gelegenheiten erlaubt er sei
nen Freunden, ihn aufzusuchen.
Xtt ri pkriftoffkl.
Eine in:cr?üntt Entdeckung, h be
richtete d:e ationalzcitunz, in in
Kanel gemacht worden: An dem aus
Kupfer getriebenen Herkules, im Volks
munde der große Ehriftonel" genannt,
der weltbekannten Kolofsalngur, welckie
das O.togon auf Wilhelmsböhe krönt,
werden gegenwärtig umfa'iknde Reno
virungsardeiten vorgenommen, zum
ersten Male kii einem halben Jahr
hundert. Von den Leuten des Zim
mermeisters Kretiedmar, welche jetzt
dort oben herumkletterien und dem seit
2W Jahren einkam thronenden sarne
fischen Herkules gründlich den Kops
wuschen, wurde nun unter den Haaren
im Kopse des Standbildes eine I2Em.
große runde Platte aufgefunden, aus
welcher folgende Inschrift in lateini
fchen Lettern steht: Earolus, Land
gras zu Hessen, hat dieses Bild machen
lassen durch Johannes Jakob Anthonr,.
Goldschmied, gebürtig aus Augspurz.
Ist angefangen Anno 1714 und fertig
worden Anno 1717 den 30. November.
Ter Fund die'er bisher unbekannten
Platte ist deshalb bedeutsam, weil bis
her als historisch beglaubigt angenom
men wurde, daß der Schöpser dieses
Kunstwerks ein gewisser im Jahre K92
auf dem Mcssinghose bei Kassel ge
dorcncr Kupferschmied Namens Otto
Philipp Küpcr gewesen fei.
oldstück aus Pappe.
Nach den Grundsätzen Die Welt
will betrogen sein" und Die Dummen
werden nicht alle" handelnd, hat ein
Londoner Namens John Bryson Gold
stücke aus Pappe fabrizirt und thutsäch
lich an den Mann gebracht. Statt sich
erst lange mit der Herstellung von For
men und dem Gießen der Goldstücke ab-
zumühen, kaufte er einen Bogen starke
Pappe, schnitt daraus runde Stücke von
der Größe einer Guinea, versah sie mit
irgend einem Gepräge, vergoldete sie und
machte sich daran, sie den Unterthanen
Ihrer Maiestät als vollwerthiqe Gold
stücke aufzuhängen. Scin Licblingsplan
war. in Postämtern, in denen zunge
Mädchen am Schalter saßen, sich einige
Marken oder Postkarten zu taufen, oder
eine an seine eigene Adresse gerichtete
Postanweisung abzusenden. Er baute
darauf, daß diese jungen Damen viel zu
sehr von der Unterhaltung mit ihren
Nachbarinnen in Anspruch genommen
waren, um über den Betrug so lange im
Dunkeln zubleiben, biser Zeit gefunden
hatte, zu verschwinden. Thatsächlich
glückte ihm der Schwindel ein halbe
Dutzend Male. Schließlich wagte sich
der Gauner auch in die Provinz, hier
aber wurde er abgefaßt. Sein Lohn
waren ftchs Monate Gefängnis.
Der kluge Papagei.
Daß die Papageien ungcmein kluge
Vögel sind und recht gut sprechen ler
nen, ist allgemein bekannt. Der Eng-
länder Älngley erzählt uns ein intcref
santcs Geschichtchen. Eine vornehme
Familie besaß einen hübschen grauen
Papagei. Bei gutem Wetter hielt sich
derselbe gewöhnlich in dem Garten sei
ncs Herrn auf. Tort hatte er zu wie-
verholten Malen von den Arbeitern ge
hört, dB sie in der Mittags- und
Abendstunde beim Hinausgehen aus
dem Garten dem Gärtner zuriefen:
Herr Steck, wir gehen!" damit er die
Pfocte schließen könnte. Als einst der
Vogel wieder einmal im Garten herum-
spazierte, kam plötzlich ein großer Kater,
ergriff den Aermstcn beim Flügel und
lief mit seiner Beute der Pforte zu.
Ter Papagei schrie aus Leibeskräften,
aber der Kater ließ nicht los. T auf
einmal rief Papchcn in größter Herzens
angst, so laut er nur konnte: Herr
Steck, wir gehen!" Herr Steck eilte nun
zur Pforte, um diese zu schließen, sah
den armen Papagei in seiner Noth und
befreite das kluge Thier aus den Kral
len des Räubers.
Schneller Entschluß.
Ter alte Mandelbaum liest im Kreise
seiner Familie die interessante Stelle
aus der heutigen Zeitung laut vor: die
Rettung der bildschönen Tochter eines
Millionärs durch einen jungen Mann
vom Tode des Ertrinkens. Sclbstvcr
ständlich erhält der heldenmütige
Jüngling die Hand der Geretteten.
Moritz, der älteste Sproß des Hauses,
hört mit gespanntester Aufmerksamkeit
zu. ö?ein erster Gang am nächsten
Morgen ist zur Schwimmschule, wo
er sich sofort zum Unterricht einschreiben
läßt.
Gut gegeben.
Ein Grenz-Beamter gericth mit einem
passirenden Fremden in Streit. Wis-
en Sie, Unverschämter." fragte Jener.
nicht, wer ich bin?"
Nein, war die Antwort.
Ich bin Ober-Steuer-Kollcktor!"
Da bedauere ich nur." sagte der
Fremde, daß uicht noch zwei Buch-
jtaben vor Ihrem Titel stehen, dann
würden Sie erkennbarer gezeichnet sein."
.So?. . . . Was find das für Buch-
staden?" fragte der Kontrolleur erregt.
G uno in," antwortete der Fremde
und wandte sich an einen anderen
Beamten.
So tief gesunken.
Herr von A: Der verstorbene Baron
oll in der letzten Zeit ja recht herunter-
gekommen sein."
Herr vo B: Mensch war so un-
glaublich tief gesunken, daß man nicht
einmal eine Schnurrbartbindc in sei-
nem Nachlaß fand."
Ammer an' Traft:
Wcr si' nix verdient.
Braucht sei" Steuer zahl',,:
Wcr sei" loldgrudn hat.
Kann net einisall'n.
Wer im Glück net sitzt.
Kann net ausfi ftiag'n.
Wer kein' Wein net hat.
Kaun kein' Rausch et kriag'n.
Wer nix übrig hat.
Braucht kein' Neider z'hasscn.
'Wer kci' Haar net hat.
Braucht s' net schneiden z'lasen.
Wcr kei' Radl hat.
Z'rcißt kei' Hosenfuttcr.
W kei Frau net hat.
Hat kci' Schwiegermutter
5 giebt für all s an Trost, so kommt's
mir vor.
nur g'miß hat: an'
Humor.
O. Jegerl.
:enn ma ein s
ras sagt All.
A (der seinem Freunde B.
seine
sagst
Wem vorgestellt): Nun. was
Du nun?"
B: Ich sage nur," Liede macht
blind!"
Ixeügnirt.
Tcin Ideal war doch immer ein
Leutnant, nun ist Tcin Bräutigam ein
Assessor, der doch gar nichts Militüri
schcs an sich hat!"
O bitte! Schulden wie ein Major!"
Lin zartfütilender Gläubiger.
A: So oft ich Sie feh' muß ich an
Herrn Ncumann denken."
B: Na, wieso denn?"
A: Ter ist mir nämlich auch 20
Mark schuldig."
Erster Gedanke.
Wenn der Karl die Minna heira
thet, kommt Feuer und Wasser zu
sammcn." Ta fehlen also nur noch Rum und
Zucker, und die Bowle ist fertig."
Einfach.
Hausherr (zum Klavierlehrer seiner
Tochter): Was, Sie küssen meine
Tochter? Wer hat Ihnen denn das
erlaubt?"
Klavierlehrer: Ihre Tochter."
Unbedacht.
Junger Mann (der ein Bein gebro
chen hat und gleichzeitig erfährt, daß
ihm seine Braut mit einem Anderen
durchgegangen ist): Tie wäre ich Un
glücklicher nun auch glücklich los!"
Im Restaurant.
(Falsch aufgefaßt.) 1. Gast (Wein
bergbesitzer): Verstehen Sie auch etwas
von Weinen?"
2. Gast (Rechtsanwalt): Spaß,
wofür wäre ich denn ein so beliebter
Vertheidiger!"
Schlechte Ausrede,
Ich liebe Sie wahnsinnig.
mein
graulem!"
Das haben Sie meiner Freundin
auch schon gesagt!"
Ja, aber inzwischen bin ich viel ver
nünftiger geworden!"
Scheinbare Unmöglichkeit.
Erster Student: Nun. das Eramen
bestanden?"
Zweiter Student: ..Leider nein!
Durchgefallen blieb stecken."
Erster Student: Was! Du fielst
durch, trotzdem Tu stecken bliebst?"
?ie erste Uhr.
Ja. Tu siehst ja ganz blaß und
übernächtig aus?"
Hans (der gestern seine erste Ubr er-
halten): Ach. Papa, ich habe die aainc
Nacht wach gelegen, um alle zwei Minu
ten nach der Uhr zu schauen."
Mißtrauisch.
Gcfängnißaufsehcr: ..Auf den neu-
eingelieferten Sträfling Müller müssen
wir ordentlich aufpassen. Ter Mensch
will sicher ausbrechen; er hat vorhin in
einer Acüt ganz laut aesunaen: ..Das
Wandern ist des Müllers Lust."
Neuer verein.
A: So. Sie haben gestern einen
Verein gegründet? Wie heißt er?"
Alpentourist: Bcrgspitzen-Samm-ler-Verein!"
Auch ein Triumph.
Na, wie war's denn im
Herr Leutnant?"
Aeh, bin wie überall
lossal aufgefallen!"
Seebad,
mir ko
Unter Freundinnen.
Ich denke. Deine Verlobung mit
Herrn Müller ist aufgehoben, und doch
verkehrst Du mit ihm."
Wir haben die Aufhebung der Ver
lobung wieder aufgehoben."
Sie hat es gut vor.
Er (auf der Hochreise): Nicht wahr,
chätzchen, so 'ne Hochzeitsreise ist doch
wunderhübsch!"
, Sie: O ja. ich möchte jedes Jahr
eine solche Reise machen."
alter Wasserstrahl.
Schriftsteller: Wie wird mein letzte?
Werk gekauft?"
Verleger: Es wird sehr viel gekauft
in den Bahnhöfen."
Schriftsteller: Ah, das freut mich."
Verleger: Ja. die Schlafwagcnrci
senden sind ganz versessen darauf."