Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 18, 1900, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Porlcronc? Pctlrauen.
'izzunz v.iij dkiü fo'.imiM'Aii!
1U. 2min f.
ItubaVn s.'.h tem fjmmeiiben Sonn
obfnö voller Besorgnis entgegen; vor
einigen lagen Halle sie den ältern
wahrenb deZ TUStabfilcnä jät)l', fit
habe um vier Uhr noch ein paar (?om
misnoncii mit ebet (jieuuiin geuicht.
um dann war ti nm schenkn Zaie
bkrau?gekgmien. tufc fie in der Schule
Strafe gehabt und deshalb hatte nach
sitzen muffen. Ihr Vater hatte sehr
lange und sehr ernst mit ihr darüber
gesprochen, wie häßlich eS sei. unehrlich
zu sein und zu lügen. Ja. warum
hatte sie denn eigentlich gelogen?
Ja. warum? Als Zrudchen Nach.
mittag um halb fünf noch immer in
der Schult war und unter Aufsicht der
Lehrerin ihr Strafpensum kritzelte, da
hatte sie plötzlich einen furchtbaren
Schrecken bekommen. Sie hatte nun
in dieser Woche schon zum dritten Male
Strafe: Vater war ftreng. sehr streng,
und am Sonnabend war ihr Ge
burtstag-, sie wurde zehn Jahre. Visio
nen kindlicher Schreckgespcnste stiegen
vor ihr auf. Wenn sie sich nun des
Abends keinen Besuch einladen dürfte?
Oder wenn sie die schöne schwarzlederne
Schulmappe nicht bekäme, die sie sich so
lange schon gewünscht? Sie fand selbst,
daß sie das Alles eigentlich gar nicht
verdiente. Aber sie war klug genug
gewesen. daS nicht zu ihrem Vater zu
sagen, als er sie gefragt, warum sie
denn eigentlich gelogen habe. Sie
hatte nur die kleinen schmalen Achseln
gezuckt und ihn sehr reuevoll angeblickt.
Und endlich kam er. der langersehnte
Tag. TeS Morgens, auf einer Ecke
des Frühstückstisches, neben ihrem Tel.
ler. fand sie die Geschenke; da lag die
schöne lederne Schulmappe und da lag
auch der Federkasten, und noch viele,
viele Spielsachen denn Trudchen
war noch ein echtes Kind und Cho
kolade, und auch noch eine kleine weiße
Pappschachtel. Die sah sie Anfangs
gar nicht, so entzückt war sie von allem
Anderem.
Na. Trudchen," sagte ihre Mutter,
ich denke, Du siehst Dir auch mal die
kleine Schachtel etwas näher an; daS ist
noch ein Extra-Gcfchenk von mir."
Das Kind öffnete hochroth vor Freude
behutsam den Deckel.
Und da lag, aus einem Hintergrunde
von schwarzem Sammet, eine Broche.
eine allerliebste kleine Broche: sie war
wie ein kleines goldenes Sternchen mit
zwei Perlen augcn.
Trudchen war sehr gerührt und
starrte, plötzlich ganz blaß geworden,
unaufhörlich auf die kleine Schachtel.
' Findest Du eS nicht schön?" fragte
sie die Mutter.
Viel zu schön, viel zu schön." ant
ortete daS Kind leise.
In ihren Augen glänzten Thränen;
sie dachte daran, wie häßlich sie gelogen
und wie sehr sie gefürchtet hatte, nichts
zu bekommen. Und nun diese goldene
Nadel!
Da mit einem Male ward es der
Mutter klar, waS das Kind dachte; sie
hatte eS keineswegs so gemeint ....
aber da daS Kind es sich nun einmal
einredete....
Ihr Vater war nicht im Zimmer.
Findest Du's wirklich so schön.
Trudchen?" frug sie nun wieder.
Prachtvoll, prachtvoll!" rief das
Kind begeistert aus. Und ist es nun
wirklich wirklich aus ?" Sie
wagte es kaum zu fragen.
Warum dem Kinde den Spaß ver
derben? meinte die Mutter, und so ant
wortete sie nur:
Du bist eigentlich wohl noch ein
wenig zu jung für eine so hübsch
Broche. Trudchen."
Ist sie denn wirklich von Gold,
wirklich?"
Die Mutter lächelte geheimnißvoll.
Du mutzt sehr, sehr vorsichtig da
mit umgehen, Trudchen," sagte sie mit
ganz besonderem Nachdruck.
An jenem Tage ward die kleine
Broche triumphirend allen Kindern ge
zeigt, welche eingeladen waren.
Ist das echtes Gold?" fragten Ein
zclne ungläubig.
Gewiß," sagte Trudchen mit ihrem
. energischen Sümmchen. Mama hat
eS selbst gesagt, als sie es mir gab." -
Das Kind wußte noch keinen Unter
schied zu machen zwischen einer Lüge
und einer verblümten Wahrheit.
Wohl kvar es eine kleine Enttäu
fchung für sie, daß sie die schöne Nadel
nur Sonntags tragen dufte. Ihre
Mutter fürchtete, daß sie sonst allzu
schnell ihren Glanz verlieren würde und
dann wäre eS auch mit der Illusion
vorbei. Aber die anderen Schulkinder
hatten gehört, daß Trudchen eine gol
dene Broche bekommen habe, eine gol
dene Broche mit zwei Perlen; sie fpra
chen oft mit ihr darüber, und in Trud
chen ward der Wunsch, ihren Schatz
allen andern Kindern zeigen zu können,
mit jedem Tage reger.
ElneS Morgens, vor der Schulzeit,
mußte sie noch etwas von oben holen.
Die Thür des Leinenschrankes stand
offen und dort, oben auf einem Stoß
von Handtüchern, sah sie das kostbare
Schächtelchen stehen.
Nur ein einziges Mal," dachte das
Kind und nahm die Broche heraus; um
zwölf Uhr würde sie sie gleich wieder an
Ort und Stelle legen Aber schon
vor neun Uhr war die Broche durch so
viele Hände gegangen, daß sich der
Haken der Verschlußnadcl abgelöst
hatte.
Anfang hatte Zrudchen KrereZwie sie sich zu tot licht fti." mtii.it
Angu; so koriük sie rS unmöglich ui'.t
niZ, Hanse nehmen, denn toir.n wir
man soglcich wii'cn. daß sie (3 heimlich
weggenommen dttc; sie wollte eS selbst
zu einem r.trfii't ormzei?. um t,
repariren zu lasten; sie tokam je
Ucdx fiiten Groschen Taschengeld, ui.ö
da sie tehr sparsam nir, meinte i
würde eS schon g'ben.
(leich um iwölf Uhr lief sie in bus
nu-bfie Iuwclikraescbäft.
flch bitte." sagte sie mit ihrem
dünnen klaren ginoerftimmchen, .wol
len Sie so freundlich fern, mir ganz
rasch eine Nadel an diese Broche
macken?
Der Juwelier warf einen flüchtigen
Blick auf die Nadel und nahm sie ihr
nicht einmal aus der Hand
Da? können wir nicht machen, mein
kleines Fräulein." sagte er. das ist kein
Gold."
Trudchen ward roth vor Aerger.
's ist wohl Gold." sagte sie. ich
bade die Broche von Mama bekommen.
und Mama hat mir gesagt, daß sie
echt ist.
Dem Juwelier gefiel daS muntere,
freimüthige Kind. Er nahm die kleine
Broche nun in die Hand und betrachtete
sie aufmerksam.
Na. ich will Dir waS sagen." sagte
er nach einer Weile, ich will Dir ganz
gern die Nadel machen, aber Gold ist
es doch nicht. Deine Mutter hat Dich
wohl nur ein wenig zum Besten ge
halten!" Zwei brennende Thränen schössen
dem Kinde in die Augen.
Der Mann begriff nicht warum und
sagte freundlich, um sie zu trösten:
.Aber die Broche ist deshalb doch
sehr hübsch, gerade so hübsch wie eine
echte."
Ist eS kern Gold?" fragte das Kind
nun wieder, den Mann ängstlich an
sehend, und jedes einzelne Wort schwer
betonend.
Nein," erwiderte er verwundert.
Da nah,,, sie ihm die Broche aus den
Händen, und verließ, ohne weiter ein
Wort zu sagen, den Laden.
Mutter hat gelogen, Mutter hat
gelogen," daS war ihr einziger Gedanke
auf dem Heimwege. Sie Hütte laut
aufschluchzen mögen, aber sie wollte
nicht weinen auf der Straße.
Krampfhaft preßte sie die Broche
zwischen ihren kleinen Fingern zufam
men, und immerfort tönte es ihr in den
Ohren: Mutter hat gelogen. Mutter
hat gelogen!"
Ein kaltes, unglückliches, verlassenes
Gefühl zog in ihr kleines Herzchen ein.
Zu Hause warf sie die kleine Broche
auf den Eßtisch.
Trude." sagte ihre Mutter sehr ör
gerlich, hast Du die Broche heimlich
auS meinem Schrank genommen?"
ES ist kein Gold." erwiderte das
Kind vorwurfsvoll.
Ich frage, warum Du sie heimlich
weggenommen .hast?" erwiderte die
Mutter.
Da warf das Kind ihr einen seit
samen, fast feindseligen Blick zu.
Es ist kein Gold," sagte sie noch ein
Mal.
Die Mutter brummte noch lange wei
ter; sie merkte nichts, so ärgerlich war
sie. Aber der Vater verstand nun mit
einem Male; und er fühlte, daß in die
sem Augenblicke etwas geschwunden
war, was niemals wiederkehren würde:
das blinde Vertrauen eines jungen
Kinderherzcns.
Uante Lullert.
Humoreske von P. Kr.
Zwei alte Prachtkerle waren es, die
beiden Nachtwächter meines Heimath
städtchenS. Ferdinand Bullert und Gott
stieb Weise sind ihre Namen.
Sie ruhen schon eine geraume Zeit
unter der Erde. In stillen Stunden
denke ich manchmal an heitere Erlebnisse
aus meiner Jugendzeit, und in diese
Erinnerungen tauchen oft die Namen
der beiden oben Genannten auf, beson
ders aber Nante Bullert". Eines
Abends saß er in seiner Stammkneipe
zum blauen Engel". Dort stiegen
immer die Geschäftsreisenden ab. die
unsern Ort besuchten. Und waren ein
paar solcher Rcisefritzen" da, wie sie
Bullert nannte, so durfte auch er nicht
fehlen. Er erzählte feine Schnurren
aus alter Zeit und machte sich bald so
beliebt, daß manches Glas Bier und
Schnaps und manche Zigarre für ihn
abfiel. Wir dürfen ihm dieses Nas
sauern" nicht übel nehmen, denn mit
der Besolduna und mit Nebenverdien,
sten war es zu damaliger Zeit, beson-
ders m den kleinen Landstädten, recht
arg bestellt.
Am erwähnten Abend nun, eS war
im Frühjahr, war der Bierverleger Z.
aus T. erschienen, und eS oina bock
her. Eine Laae Bier nach der anderen
wurde zum Besten gegeben, und Nante
Bullert that sich eine besondere Güte,
sodak er garnicht bemerkte, dak di
zehnte Stunde immer näher rückte und
er vaid. Mit Horn und spieß versehen,
feiner Berufspflicht genügen müsse.
Als eS zehn Uhr schlug, machte ihn der
Wirth auf seine Bummelei" aufmerk'
sam. Ach was! Sie bleiben hier.
Lassen Sie Ihren Kollegen tuten! Auch
könnte das Ihre Frau einmal besorgen.
Der Verkehr ist ja gar nicht so schlimm
in dem kleinen Neste!" rief der Verleger.
Meine Frau könnte mich schon einmal
vertreten, sie thut so den ganzen Tag
nicht Gescheites," erwiderte Nante.
Wollen mal hinschicken und anfragen,
:i. Das Eiittachne in. wir schicke mri-
,nc:i Jungen mit einem Zeitlichen
hin." ichhig der l:nnü vor. agt.
gethan! Nich Nantes Tütat entstanden
folgende, vom Bierverleger geschriebene
Zeilen: Liebe Frau! Tute zehn.
Ich kann nicht mehr tuten! Ferdinand
Bullert."
Ter etwa Njährige Sohn des Wir
theS machte sich mit dieser Depesche auf
den Weg. Man wartete gespannt auf
die Antwort. Es dauerte auch nicht
lange, so kam der Junge zurück. Er
schien etwas erregt zu sein, und wer
näher hingesehen hätte, hätte unbedingt
bemerken müssen, daß er geweint hatte.
Nun. mein Junge, was hat sie denn
gesagt?" fragte Bullert.
Nischt hat se sagt, geschloahn hat se
mich!" gab mit trauriger Stimme der
Junge zur Antwort und verließ das
Zimmer. Nante war dadurch ein wenig
umgestimmt; denn er wußte, daß seine
resolute bessere Hälfte in den Harnisch
gebracht war. und er fürchtete, daß ihn
bald das selbe Schicksal treffen könne,
wie den Jungen. Es dauerte auch nicht
lange, da that sich die Thür auf. und in
mächtigen Bogen flog herein ein Pelz
mantel, Pelzhandschuhe, Nachtwächter'
Horn und Spieß. Mit lautem Krach
flog die Thür wieder zu. Nante Bullrt
wurde es immer unheimlicher zu Muthe,
und er b.schloß, sofort aufzubrechen,
seinen Dienst zu thun und durch sein
Tuten der Frau zu zeigen, daß er auf
dem Posten fei, und um sie versöhn
lichcr zu stimmen. Er raffte seine so
unvorsichtig beförderten Sachen zufam
men, zog den Pelzmantel an und ver
abschiedet sich. Als er an die frische
Luft kam, fing das Bier erst recht an
zu wirken. Er konnte sich kaum auf den
Beinen halten und beschloß, erst ein
Stündchen zu ruhen. Vor der Thür
stand die Kutsche des Bierverlegers, der
immer erst spät nach Mitternacht zurück
fuhr. Nante machte den Schlag auf,
stieg ein und bald ruhte er auf den
weichen Kissen. Z. brach aber schon
zeitiger auf. als Nanle Bullert gedacht
hatte. Da die Frühlingsluft schon
ziemlich lau war und da der Biergenuß
tüchtig eingeheizt hatte, so beschloß der
Bierverlegcr, sich neben den Kutscher
auf den Bock zu setzen. Die Fahrt ging
los, ohne daß man ahnte, daß ein un
freiwilliger Fahrgast mit nach T. fuhr.
In T. angekommen, spannte man aus,
ließ den Wagen vor dem Thor stehen,
weil Herr Z. um fünf Uhr eine Reise
antreten und dazu den Wagen benutzen
wollte. Etwa gcgn zwei Uhr früh er
wachte Nante Bullert. Er verließ den
Wagen. Es war ihm nun bedeutend
wohler zu Muthe. Nun wollte er ge
wissenhaft seinen Dienst versehen. Vom
nahen Thurm schlug es zwei Uhr.
Sogleich ergriff Nante sein Horn und:
Tut! Tut!" schallte es in die Nacht
hinaus. Aber was war das? In der
selben Straße ertönte auf einmal, aber
in anderer Tonart, ein Horn. Wahr
scheinlich hat Gottfried Weise Deinen
Bezirk übernommen, damit Deine Ver
säumniß nicht so auffällt," dachteNante,
und mit freudigem Tankesgefühl ging
er schnell dem Freund entgegen. Als
er die Gestalt vor sich auftauchen sah,
ließ er noch einmal kräftig sein Horn
ertönen. Aber eine erregte Stimme
scholl ihm da entgegen: Kerl, wie kom
men Sie dazu, mir nachzuäffen ? Ich
werde Sie verhaften wegen nächtlicher
Ruhestörung!" Mich verhaften? Aber
Weisens Friede, bist Du denn heute
auch nicht ganz bei gesunden Sinnen?"
Warte, ich will Dir schon den Frie
den weisen!" brüllte es dem erschrockenen
Nante entgegen, und eine kräftige Jaust,
gegen die der Halbbetrunkene keinen
Widerstand leisten konnte, packte den
Nante beim Kragen, und bald befand
er sich hinter Schloß und Riegel. Er
wußte nicht, wie ihm geschah, er dachte
hin und her und schließlich glaubte er,
es könnte nicht alles mit rechten Dingen
zugehen.
Am anderen Morgen stellte sich auf
oem Pouzeivureau der ganze Sachver-
halt heraus. Der Bürgermeister von
T. ertheilte unserem Bullert einen
scharfen Verweis und machte ihn darauf
autmerrtam, daß er eigentlich wegen
ruhestörenden Lärms mit einer Geld-
strafe belegt werden könne
Ganz niedergeschlagen verließ Nante
Bullert T. und hielt in vollständiger
'achlwüchterausrüstung seinen Einzug
in seinem Heimathsorte. Lächelnde
Gesichter und spöttische Reden zeigten
ihm, daß er seiner Vaterstadt eine freu
dige Ueberraschung bereitet. Ueber den
Empfang, den ihm seine Ehehälfte zu
Theil werden ließ, habe ich nichts Ge
naueres erfahren können, warm wird
er unbedingt gewesen fein.
Des Kaisers j?odagra.
?!m Safire 1552 belagerten die Trud
pen Kaiser Karl's des Fünften die Fe
stuna Med. welche er den Franzosen.
die Lothringen in Besitz genommen
yatten, wieder entreißen wollte. Im
Novomber kam er selbst im Lager vor
Metz an. um die Belaaeruna mit aller
Energie betreiben zu lassen. Unglück
licher Weise litt er sehr viel am Poda
gra. welche böse Krankheit ihn oft so
heftig quälte, daß er vor Schmerzen
schrie und sich nicht auf den Fußen hal
ken konnte, selbst nicht mit Hülfe von
Krücken.
Eines TageS wurde ein französischer
Spion. Namens Pierre Bouchain. ein
gebracht, der sich im Lager umhcrgetrie
den hatte, um die kriegerischen Vcran
i stilMngin da Pcgertr U'ki::
iii'fllll.
t'tm innigen jiucg
richt wurde er zum loht am vZalgcn
vermiß! lt. Boichain adu war ein
st hl pfiffiger Bursche. u:!d so tnl ihm
als ebenso seltsames wie sinnreiches
Rettungsmitttl ein. des Kaisers Poda
gra zu benutzen, um damit im buch
Uäblichen Sinne des Wortes seinen
Kopf auS der Schlinge zu ziehen. Sein
alter Großvater hatte nämlich auch
einst an heftigen Podagrafchmerzcn ge
litten und stets ein einfaches Mittel ge-
braucht, welches zwar nur wenig oder
gar nicht geholsen. aber doch auch ge
rade nicht geschadet hatte. Der gcfan
gene Spion erklärte also, falls man
ihm Leben und Freihat schenken wolle,
würde er bereit fein, dem Kaiser einen
äußerst wichtigen Dienst zu leisten.
Könnt Ihr ihm vielleicht die Je
ftung Metz überliefern?" wurde er ge
fragt.
Das nicht." versetzte er. Ader vom
Podagra kann ich ihn befreien."
Wie denn?"
Das ist mein Geheimniß."
Seid Ihr Arzt?"
Nein."
Wer hat Euch denn solche Kunst ge
lehrt?"
Bouchain hielt es nicht für gerathen,
seinen alten Großvater als Autorität
zu erwähnen. Er wußte eine bessere zu
nennen, und dreist log er: .Ich habe
das Geheimniß vom königlichen Leib
arzt Par., dessen Diener ich längere
Zeit war."
Dies klang durchaus nicht unwahr
schcinlich, denn Amdroise Pare. der
LeibmedikuS des Königs von Frank
reich, ein hochberühmter Arzt und Ehi
rurg. dem so viele Neuerungen und
zweckmäßige Verbesserungen in Bezug
auf die Behandlung von Schußwunden
zu verdanken waren, befand sich that
sächlich damals in Metz. Auf das
dringliche Ersuchen des Herzogs von
Guise, des Kommandanten der Festung,
hatte König Heinrich II. den Meister
der Heilkunde schleunigst dorthin ge
sandt, bevor die Einschließung der Stadt
durch die Belagerungsarmee gänzlich
erfolgt war. Das wußte man auch im
kaiserlichen Lager.
Ter berühmte Name verfehlte nicht,
den wirkungsvollsten Eindruck zu ma
chen, und man meldete dem Kaiser so
fort die Angelegenheit, welche ja für
ihn großes Interesse haben mußte.
Unverzüglich wurde auf seinen Befehl
Bouchain zu ihm gebracht.
Karl der Fünfte sah sehr elend aus
infolge der Schmerzen, die ihn peinig
ten. Er lag auf einem bequemen Ruhe
bette, und seine Füße, dick mit Flanell
umwickelt, schmerzten ihn ungemein,
besonders die großen Zehen.
Du weißt angeblich ein Heil- und
Linderungsmittel für Podagralci
dende?" fragte er, mit durchdringendem
Blick den Spion anschauend.
Ja wohl, kaiserliche Majestät," ver
fetzte dieser dreist.
Nenne dein Mittel."
Das will ich. sofern mir dann Leben
und Freiheit geschenkt wird."
So sei es, und hundert Dukaten
erhältst du noch dazu, wenn deinMittel
hilft- Andernfalls aber wirst du nach
Verdienst gehängt. So sprich nun!"
Jetzt mußte also Pierre Bouchain
herausrücken mit dem Hausmittel seines
Großvaters, welches seitdem auch von
manchen alten , ehrlichen Torfbadern
bestens empfohlen worden ist.
Katzenfelle sind das beste Mittel,
kaiserliche Majestät." sagte er zuver
fichtlich. Man umhüllt damit die
bloßen Füße und rasch erfolgt Linde
rung der Schmerzen, bald gute Besse-
rung und endlich gänzliche Heilung des
Uebels.
Flanell ist entschieden besser." sprach
der anweende laiterliche Leibarzt, in
dem er mißbilligend den Kopf schüttelte.
Warum gerade Katzenfelle? Jede
andere Thierfell würde schließlich eben
sogut sein."
Ein von Schmerzen gepeinigter Kran-
ker aber klammert sich ja gern an jede
vonnung, die lym Linderung und 3t
nesung verspricht. So auch Karl V,
Es wurde beschlossen, das Mittel solle
versucht werden. Tarnach brachte man
Pierre Bouchain einstweilen wieder in
Haft,
Einige unglückliche Katzen trieb man
bald auf; man tödtete sie und zog ihnen
die Felle ab, in welche dann, nach ihrer
sauberen Zurichtung, die Füße des Kai
fers sorgsam gehüllt wurden, nachdem
man die Flanellhüllen davon entfernt
hatte.
Pier Bouchain hatte Glück. Sein
Mittel half wirklich für einige Tage
wenigstens. Vielleicht lag es an der
besser gewordenen Witterung. Uebn
genS kommt eS bei Podagristen auch
oft vor. daß ohne eigentlich erklärliche
Ursache die Schmerzen für einige Zeit
weichen, so daß sie sich dann ganz mun
ter und behaglich fühlen.
So erging eS jetzt Karl V. Er fühlte
sich so wohl, wie seit Jahren nicht, und
glaubte, sein Wohlbefinden würde
dauernd sein. Pierre Bouchain, dem
vermeintlichen Helfer, schenkte er mit
Vergnügen die Freiheit und hundert
blanke Dukaten obendrein. Damit
machte der schlaue Bursche sich hurtig
aus dem Staube. Zu seinem Heile!
Denn vier Tage später peinigten den
Kaiser mit schier vermehrter Wuth
abermals die heftigsten Podaqra-
schmerzen.
D'e Krankheit verließ ihn auch nicht.
Wahrscheinlich trug sie dazu bei. daß
er am 20. 'Dezember die Belagerung
plötzlich aufhob. Metz verblieb also
jbjmiilS noch im Bntz lr yiuiijofsii
jtoinf dem kaiserliche,! Podagra.
inscnlrugender Qeroiemu.
Ein romantisches ('lelchichtchen. das
den Vorzug der Wahrheit hat. wird
aus Glasgow in Schollland berichtet.
Vor kurzem gelangte ein armer Fischer
aus Aderdeen ganz unvermuthct in den
Besitz eines kleinen Vermögens, welches
ihm von einem unlängst verstorbenen
Ehepaar zu Tank für eine That, die er
vor nahezu zwei Tecennien ausgeführt
und selbst bereits vergessen hatte, hin
irriiiff-n Hinrhon ift tm ififir 1M
W . W . . 1 )Hlf. V.V
war Alexander Forbes Sleuermanns
maat auf dem britischen Passagierschiff
Superb". daS die Fahrt von Austra
lien nach England machte. Unter den
300 Passagieren befand sich ein schotti
scher Kaufmann mit seiner Frau und
einem 7jährigen Knaben. Tas häutig
auf dem Tcck spielende Kind stürzte
eines Morgens ins Meer. Forbes
sprang dem Kleinen nach und hielt ihn
solange über Wasser, bis Hülfe nahte.
Dies dauerte fast eine ganze Stunde,
da infolge fehlerhafter Takelung kein
Boot eher herabgelassen werden konnte.
Ter Mann war am Ende seiner Kräfte,
als man ihn endlich mit dem Kinde in
Sicherheit brachte. Die Todesangst,
mit der die Eltern wahrgenommen hat
ten. wie die Bewegungen des Matrosen
immer schwächer wurden, verwandelten
sich in überschwengliche Freude, als sie
ihren Sohn wieder hatten. Weinend
drückten sie dem braven Retter einige
Geldstücke in die Hand und nahmen
ihm das Versprechen ab, sie gleich nach
der Reise in Glasgow zu besuchen, wo
man ihm feinen Heldenmuth angemcs
sener belohnen wollte. Forbes beabsich
tigte auch wirklich Wort zu halten; doch
kam ihm zuerst mancherlei dazwischen
und später dachte er nicht mehr an den
Vorfall und die versprochene Visite
Vor wenigen Monaten gab er daS u
stäte Leben als Seemann auf und be
gann in dem Küstendörfchen Tony bei
Aderdeen daS mühsame und wenig ein
trägliche Gewerbe eines Fischers auszu
üben. Dieser Tage fiel sein Blick auf
eine Zeitungsannonce, in der er aufge
fordert wurde, sich mit einem Mr.
Macintosh in Glasgow in Verbindung
zu setzen. Er that das und erfuhr, daß
dieser Herr das einst von ihm gerettete
Kind war. Ter junge Mann übergab
seinem Lebensretter die ihm von den
Eltern vermachten 10.0 Mark nebst
einer goldenen Medaille und bat ihn
jetzt nach Amerika mitgenommen, um
ihn seinen dort lebenden Verwandten
vorzustellen.
In der Torfschul.
In der Torfschule ist Geographie
stunde. Der Schulmeister hat soeben
seine Erzählung von der Entdeckung
Amerikas durch Christoph ColumbuS
beendet und richtet nun an seine Zög
linge die Frage:
Wer von Euch kann mir die Ge
schichte von Christoph ColumbuS wie
derholen?" Lange Pause. Keine Hand hebt
sich.
Na, hat denn Keiner von Euch auf
gepaßt, kann mir Keiner die Geschichte
wiedererzählen?"
Wieder hebt sich keine Hand.
Da plötzlich erhebt sich auf der letzten
Bank der kleine Peter, der sonst gerade
keiner der Klügsten ist.
Seht, der Peter hat aufgepaßt.
Na, daS freut mich von Dir, Peter,
daß Du es weißt. Nun erzähle aber
den Anderen die Geschichte recht hübsch."
Mit verschmitztem Lächeln erhebt sich
Peterchen und spricht: Von ColumbuS
weiß ich nichts. Herr Lehrer, aber ich
muß 'mal 'raus."
LiteraturhiftorischcS.
Bei einer Wohlthätigkeits-Akademie
wird unter Anderem auch Der Erl
tönig" zum Vortrag gebracht; in den
Programmen sind durch einen Druck
fehler bei den Worten Er hält in den
Armen das ächzende Kind" die Gänse
füßchen über dem a weggeblieben. Als
der Sänger zu dieser Stelle kommt,
sagt Herr Mikosch zu seinem Nachbarn:
Hat, dos ist sehr merkwürdig, der Hot
gesungen, er hält in den Armen das
sächzende Kind" und bei mir steht dos
ächzende"?" - Ki-eni!" antwortet
Herr Janos, do wird halt dein Zettel
später gedruckt worden sein, wie er schon
um zwei Kinder mehr gehobt Hot !"
Sonderbare Frage.
Aber Anna! Ich habe Ihnen doch
gesagt. Sie sollten die Fische, die Sie
kaufen, lebendig nach Hause bringen!"
Aber Madamken, jewiß, ja! Na
lebe ick denn nich?"
Zweierlei Maß.
A (zu B., der gewohnt ist. 10 Maß
Bier zu trinken, und soeben das letzte
Maß geleert hat): Gehst Tu schon
nach Hause?"
B: Jawohl mei' Maß iS leer.
mei' Maß iS voll!"
Auf dem Maskenball.
Dame (nach der Temaskiruna zu
ihrem Tänzer, in dem sie ihren früheren
Gatten wiedererkennt): Schade, daß
wir geschieden sind ich würde Dir
helfen, in'S Ballhaus zu gehen!"
Nur immer höflich.
Richter (zum Angeklagten): ..Sie
heißen?"
Angeklagter: Ich habe mich doch
bereits vorgestellt, Herr Richter!"
f PSI, ermüd, l.
N vldirl '...l:Mil ! ,,!,! )
I Ja. was e Pülzermadkl isch.
j XA nit so leicht in sa ie.
Wann? isch. wie s ici soll, nohk ii frisch.
Tuht schtolz sei Koppel trag,.
ES bot e Mund voll weiße Zäh.
Wie kaum se waren g'suniie.
Un Bäckle. wie gemolt so scher,
Un Aage wie zwee Tunne.
Un. licwe Leut. erscht die Puschtur.
Die Aerm die runde fcschte;
WaS an ein isch. das isch Natur
Un dcS noch nun de Beschie.
Nit pienzig un nit zu roduscht.
Na jo! halt nit verroche.
E Hauefraa ganz mit Lieb und Luscht.
Tie schtawe kann und lcchc.
Un schluppschte dorch die Küchedühr
Mei Liewer. hccßt's, sich ducke!
Tu därsscht am Enn in d'Aage ihr.
Doch nit in d'Hüffe gucke.
Un owcnd's schließt se. wann 's isch Zeit.
Recht sauwer Tühr un Lüdcl.
To werd nit lang erumgemait
So isch e Pälzcrmädcl!
Eugen Croissant.
Herbst.
Schwand dcS Sommers sonnig' Leben
Und die letzte Ros' am Strauch.
Fühlt das Herz ein zagend Beben,
Wie zcrstob'iicn Glückes Hauch.
Wie ein traurig' Abschicdnchmcn
Und ein Sehnen, ungestillt
Todter Wünsche bleiche Schemen
Scheint der Nebel stumm' Gebild.
Und der Abendsonne Strahlen
Taucht die Welt in leuchtend' Roth.
Flücht'ge Lebenslust zu malen
Letztes Flackern vor dem Tod.
Wie mit heimlich leisen Klagen
Spricht dies Schwinden und Vergeh'n
Dir vom Scheiden und Entsagen
Und vom Nimmerwicdersch'n.
Doch, ob Blüth' und Blatt zum Raube
Fiel der Stürme wildem Müh'n.
Unter dem verwelkten Laube
Keimt der Hoffnung Jmmergrühn!
Nach dem Mittag.
A. : ..Heut' hab' ich wirklich königlich
getafelt."
B. : Was gab es denn zu Mittag?"
A. : Junge Hühner in der Montur."
B. : Ei. was ist denn das?"
A.: Nn weechgcsott'ne Eier!"
wink.
Mann: Heute habe ich mir einen
neuen Hut gekauft!"
Frau: Du. unter Eheleutcn- soll
aber keines vor dem andern etwas
voraus haben!"
Auch ein Größenwahn.
Feldwebel: Sie Einjähriger, mir
scheint, Sie bilden sich gar ein, daß
Sie schon Korporal sind, den Größen
mahn dazu besitzen Sie!"
Boshaft.
Sie. kürzlich habe ich etwas ganz
Ausgezeichnetes in Ihrer Zeitung ge
sehen." Redakteur: So. was war denn
das?"
Ejn Pfund delikaten Schinkens."
Ein neues Schießgewehr.
Förster: Sie sollten lieber mit der
Brille schießen. Herr Hofrath!"
Hofrath: Glauben Sie. daß ich
damit sicherer träfe, wie mit der Flinte?"
falsch vet standen.
Gnädige Frau: Minna, gehen Sie
mal nach dem Eßzimmer und sehen Sie
nach, wie der Thermometer steht."
Dienstmädchen snurückkebrend. JSr
steht noch auf dem Schreibtisch, dicht
an der Wand!"
Sensibel.
fterr (mm 9ehtmnrtn- WUn ,'
t ü - ...... .iu ums
Haar hätten Sie die zwei Taufend
Mark vom Bankier Goldheim geliehen
bekommen, warum aher tnptiiir4 er
auf einmal?"
xcocmann: ,.as war to. Gerade
nimmt er zwei Taufendmarkfchcine aus
der Kasse, da singt in der Nachbarschaft
emlink: ftrrtrt hrtS ftcri 5, k.
' nua vvfl " wunden
Schmerz, ob ich Dich auch wiedersch!"
und bumS hatte er sich'z schon über
legt!" Der schäbige Reft.
Bayer (der sich einen halben Liter
Bier bestellt hat): He, Frcilein. WaS
kost dös?"
Kellnerin: 13 Pfennig!"
Bauer: Sakra, i hab' aber nur 12
Pfennig bei mir. Na. Wissens was. i
laß Ehna a bisl drin!"
Der Botaniker.
Professor: Sagen Sie. Fräulein
Emma, wie können Sie an den Bln.
men nur Freude haben, wenn Sie den
lateinischen Namen nicht wissen?"
Späte Erkenntniß,
Mancher Mann lernt seine Frau erst
dann kennen, wenn er wünscht, sie nicht
kennen gelernt zu haben.
tvamung
Kaffceschwefter (zur neueingeführtcn
Freundin): ......Nimm Tich beim
Kaffeekränzchen vor der Frau Rech
nungsrath in acht, die heuchelt Schwer-Hörigkeit!"