Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 11, 1900, Image 2

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    flsl Itm Ketra.
Jtn baft Diamanten und Prrlcn,
Haft Alle, real Meschnlgehr.
Du haft die schönsten blauen Äugen.
Meia Lubchcn. toai willst du och
rnebtf"
fragt der Dichter. Welcher Dame Sehn
sucht wäre ti nicht. Diamanten und
Perlen zu besitzen f Ich will sie keiner
mißgönnt, aber wenn jede Dame, die
Diamanten und Perlen trägt, wüßte,
welche eigenartige beschichte an man
chen dieser Schmuckzegenstände und lr
fordernisse zur Befriedigung der lite!
seit klebte, ich wüßte nicht, ob sie noch
mit doller Gcnuglhuung die Schmuck
gegenstände anlegen würde. Die ste
schichte der Perle ist ziemlich einfach.
Sie wird bekanntlich au der Perlen
muschel gewonnen, welche theils durch
Wetze, theils durch Tauchen in die Me?
reötiese an da Tageslicht befördert
wird. Die Perle ist ein krankhaftes &t
bilde in solchen Muschel, alle Mu
schelthikre. welche mit Perlen behafiet
sind, befinden sich also in einem krank
hasten, leidenden Zustande. Nicht in
- jeder Perlmuschel befindet sich eine
Perle, sondern nur in sehr vereinzel
ten, deßhalb müssen zumeist viele hun
dert solcher Muschelthiere ihr Leben las.
sen, bevor ein mit einer Perle versehe
neS gefunden wird. DaS ftifdxn und
erst recht daS Tauchen nach Perlmu
schein ist eine sehr beschwerliche und
die Gesundheit stark gefährdende Ar
beit; unter den Perlfischern ist daher
die Sterblichkeit sehr hoch und Lang
lebigkeit fast ausgeschlossen. Troddem
gehören die Persischer zu den ärmsten
und schlechtes! gelöhnten Arbeitern der
Erde, sie werden wie menschliches Hcr
denvieh behandelt, welches nur dazu da
ist, nothdllrftig beköstigt und dabei hart
zu harter Arbeit angehalten zu werden.
An einem Perlenhalsbande klebt man
che saure Tagesarbeit eines oder vieler
armseliger Lohnsklaven, vielleicht hat
mehr als einer vorzeitig sein Leben las
sen müssen, bevor eö hat zusammenge
stellt werden können. Perlen bedeuten
Thränen." sagt der Aberglaube. DaS
ist Unsinn, aber Thatsache ist. daß auf
Perlen, bevor sie den blendenden Hals
der auf ihren junonischen Körperbau
stolzen Schönen schmücken, manche
Thräne armseliger Menschen fallen,
freilich ein Objekt.' für welches der
Händler nichts zahlt und welches der
Trägerin nicht wahrnehmbar ist.
Nicht anders oder vielmehr noch
entschieden ärger steht es mit der 0e
schichte des Diamanten, bevor er als
geschliffener Brillant der ersehnte
, Schmuckgegenstand wird. Nur an sehr
wenig Stellen 'der Erde hat der Schö
pfer bei der geologischen Entwicklung
diesen eigenartigen, aus Kohlensäure
bestehenden Stein entstehen lassen, und
diese Gegenden sind sammt und son
ders öde und wild, zum großen Theile
ungesund und unbewohnbar.. In dem
letzten Jahre ist sehr viel die Rede ge
wesen vom Diamantmdistrikt Kimber
ley in Süd Afrika, dem Reiche des
. Cecil RhodeS, sowie 'den Minenfeldern
' des Transvaal, welche das gierige AI
bion an sich ziehen will und 'derrtroe
gen es sich nicht entblödet, das kleine
tapfere Buvenvolk mit brutaler
Kriegsgewalt unter seine Knute zu
bringen. Dort macht die Natur kein
freundliches Gesicht, es sind öde Step
pen, die nur wenige dürre Kräuter tra
gen, eine Wüstenei fast ohne Wasser,
nach der sonst keine Menschenseele der
langen würde. Aber Gold und lia
manten zugleich sind dort vor reichlich
einem Jahrzehnt entdeckt worden, und
von da ab begann eine gewaltige Wan
derung nach jenen Gegenden, trotz ihrer
schaurigen Oede wurden sie anziehend
nicht bloS für den Abenteurer, fondern
auch für den Millionär, dem es nach
weiteren Millionen dürstet. Anfangs
war es mehr der erstere, welcher seine
Schritte dorthin lenkte, bet Arbeiter,
welcher vielleicht anderswo schon
Schiffbruch gelitten hatte und nun
ziemlich mühelos sich einen Sack voll
Diamanten holen zu können glaubte.
- um dann, wenn er reich wäre, sich die
Hochachtung seiner ehemaligen Miidür
ger oder auf welche er sonst reflcktirte,
kraft seines Geldes zu erringen oder zu
erzwingen. Ein,elnen bevorzugten Kin
dern irdischen Glückes ist es auch qelun
gen, aber sie bleiben eine Ausnahme.
Alsbald nahm das Kapital" die Sa
che in die Hände; an die Stelle der
Einzelperson trat die namen- und herz
lose Aktiengesellschaft, an die Stelle der
regellosen Ausbeutung die systematische
bergmännische Gewinnung 'des bcaehr
ten'Naturproduktes. Das Pferd, wel
ches den Hafer verdient, bekommt ihn
-nicht", pflegt der Landmann wohl zu
sagen; das Sprüchwort gilt noch weit
mehr von den Arbeitern, welche die
' Diamanten aus der Erde fördern. Der
Digger". jener mittellose Glllcksjäzer
im Diamantenlande, wurde, wenn er
, eS nicht vorzog, seinen Stab in andere
Gegenden zu setzen, zum ArbeitLstla
den. aber damit war die Zahl der Ar
beitslräfte, welche nöthig war. noch
lange nicht erreicht; der Kaf-
ser. welcher bedürfnißlos als Jäger
und zum Theil als Viehzüchter dort
unter einzelnen Häuptlingen sein Le
den fristete, wurde herangezogen, nicht
Immer ganz freiwillig, wenn die Skla
denhaltung auch gesetzlich längst nicht
mehr bestand. Das LooS solcher Arbei-
ter ist kein beneidenswerthes und ihre
Behandlung eine das Menschengefüh!
in mehr als einer Beziehung verletzen
be. Fast nackt steigt der Kaffer in die
Erube oder Mine, und wenn er seine
Stunden gearbeitet hat. wird er Mann
für Mann in Adamstracht einer ent
würdigenden Untersuchung unterzogen,
ob er nicht irgendwo an seinem Körper
einen Diamanten versteckt hätte. Die
Arbeit ist schwer und höchst ungesund,
fcer Lohn allerdings nicht gerade nie
drig, aber die wenigen Lebensbedürf
nisse. welche der arme Kaffer hat. wer
den ihm eben durch die kapitalistischen
Gesellschaften, denen die Minen gcyo- ;
ten, zu enormen Preisen geliefert, von j
ihnen muh er kraft des dort herrschen' '
o .irntf . System." seine ahrun.
seine Kleidung und was er sonst nöthig
hat oder wünscht, beziehen, auf solche
Weise fließt der hohe Lohn sofort wie
der in deren Kassen zurück und berei
chert sie mehr und mehr. D Aktie die
serSesellschafien sind die ärgsten Spiel
papiere des Börsenjobderthums, bald
werben sie schwinoelhaft in dit Höhe
getrieben, bald sinken sie rapide, je
nachdem das Jobberthum daran In
teresse hat; immerhin finden sich noch
Leute, namentlich auch Äleinkapitali
sie und Fünsgroschcnrentner genug,
die sich durch sie hohen Dividenden
der Papiere locken lassen und dann in
den meisten Fällen arg gerupft wer
en auch nach dieser -Hinsicht hängt
also an den Diamanten manche Thrä
ne. und manche unglückliche Familie hat
ihnen ihr Elend zuzuschreiben.
Damit ist es indessen noch lange
nicht zu Ende. Die Rohdiamanien kom
men auf den Londoner Markt, jedoch
nur dem Namen nach, denn die ganze
Produktion ist in den Händen eines
englischen Syndikates von schwer rei
chen Männern oder Firmen, welches
die Preise so festsetzt, daß es sein
glänzendes Geschäft dabei macht. Die
Arbeit des Diamantschleifens ist eine
mühselige und erfordert bedeutende
Gefchicklichkcit. trotzdem sind die Dia
mantschleifer so ziemlich die schlecht g?
löhntestenArbeiter dcrErde. Dieser In
dustriezwelg ist am stärksten in Am
stcrdam vertreten und eigenthümlicher
Weis sind die Diamantschleifer meist
Juden. Ich habe sie dort in ihrer Ar
beit gesehen, habe auch ihr Wohnviertel
durchwandert; man müßte aber kein
fühlender Mensch sein, wenn man mit
diesen bedauernswerthcn Leuten nicht
herzliches Mitleid haben wollte. Zur
Zeit sind in Amsterdam anderthzlbiau
send dieser Arbeiter ohne Arbeit und
auf die öffentliche Mildthätigkeit an
gewiesen, es sind fleißige, ehrenwerthe
Menschen, die zufrieden sind, wenn sie
nur ihr karges Leben fristen können,
an lange Arbeitszeit und an Hunger
sin'd sie gewöhnt, aber auch so finden
sie zur Zeit keine Arbeit, da für sie
nichts zu thun ist.
Sie haben, wie gesagt, schon über
Haupt einen erbärmlichen Hungerlohn
geschliffene Diamanten sind nur um
ein Weniges theurer im Handel als
rohe jetzt kommt aber hinzu, daß da?
Material, welches die Schleifer für ihre
Arbeit gebrauchen, und das sie selbst
stellen müssen, in dcr letzten Zeit um
mindestens das Dreifache im Preise ge
stiegen ist, und dadurch hat sich das
Maßverhältniß zwischen Arbeitsunko
sten und Andienst derart verschärft,
daß der Arbeiter unter den jetzt beste
hwden Verhältnissen keine 50 Cers in
der Woche verdienen kann.
Ist das nicht himmelschreiend? Ich
bin nicht versucht, Diamanten zu kau
sen, ein Schriftsteller, der sich mit sei
ner Feder sein Brod schlecht und recht
verdient, kommt überhaupt nicht leicht
in solche Versuchung, aber sollte nicht
mancher, der es thut, ein gewisses Un
behagen empfinden, wenn er den gli
tzernden Schmuck betrachtet? Bei Gott,
es klebt diel Herzlosigkeit, viel mensch
liches Elend, es klebt mit einem Worte
Blut daran, warmes menschliches Blut
welches hungernden und darbenden
Arbeitern mit ihren Frauen und Kin
dern unter den Nägeln fortgesogen ist!
Bor zweitausend Jahren rief der rb
mische Dichter Virgil empört aus:
Chiid non mortalia pectora cogis. auri
sacra fames". Zum äußersten Frevel
treibst du des Menschen Sinnen und
Trachten, verfluchter Hunger nach
Geld!" wenn er auf solche Zustände
sckrnute, würde er sich milder aus
V. Ter Selbstmord in China.
Die absichtliche, gewaltsame Zerstö
rung des eigenen Lebens ist in China so
häufig, idß die Anzahl der Selbstmör
der in jenem Lande die Anzahl der
Selbstmörder in unseren Protestant:
schen Großstädten um das Zehnfach
übertrifft. Ueber die Ursachen dieser
auffallenden Neigung zum Selbstmord
gibt der zur französischen Gesandtschaft
in Peking gehörige Stabsarzt Dr. Ma-,
tignon in der in Paris erscheinenden
Zeitschrift Medecine Moderne" auf
Grund mehrjähriger Beobachtungen die
folgenden Ansichten zum Besten. Wäh
rend bei den Völkern abendländischer
Cultur toer Selbstmord häufig an der
Sorge um das Los zurückbleibender
Angehöriger, der Furcht vor körperli
chem Schmerz und dem Entsetzen vor
dem unbekannten Jenseits scheitert,
kommen diese Bedenken bei dem Chine
sen kaum in Betracht. Haupttriebfeder
seiner Handlungen ist die Selbstsucht;
Schrecken vor dem Sprung in eine an
dere Welt kennt er nicht oder kaum,
wenn er nur der sein künftiges Wohl
ergehen verbürgenden Opfer und eines
schönen Sarges sicher ist, und gegen
physischenSchmerz zeigt er sich weit we
nigcr empfindlich als der Europäer.
Dazu ist er von Natur gleichgültig, be
sitzt nicht die sittliche Thatkraft. Wider
wärtigkeiten mit Muth und Ergebung
zu ertragen, und läßt sich vor allem
außerordentlich leicht von augenblickli
chen Eingebungen beeinflussen. Unter
diesen Umständen liegt für die Chine
sen, vom Kaiser bis zum Bettler, vom
Kind bis zum Greis, der Selbstmordge
danke sehr nahe. Eine Statistik über
den Selbstmord gibt es in einem Lande,
wo man eine Beurkundung des Perso
nenstandes nicht kennt, natürlich nicht,
doch beobachtet man ihn häufiger bei
Frauen als bei Männern. Das beruht
auf der geringen Werthschätzung des
weiblichen Elementes in China, das
sich nach chineslschemGlauben zur Dar
bringung der Ahnenopfer nicht eigne!
und daher nur als ein Mittel zur Be
schaffung männlicher Nachkommen be
trachtet wird, die allein den Ahnencul
ius versehen und den Seelen der Ver
storbenen Glück und Segen bringen
können. Versagt die erste Frau des
Chinesen in dieser Hinsicht ihrenDienst,
so nimmt ihr Mann zu ihr eine zweite
oder, dritte. Zu den näheren Ursachen
tti EkldflmölStl r China rechnn??!.
Matignon zunächst die Rache. Räch
süchtig und jähzornig, wie er ist. läßt
sich der Chinese in einer plötzlichen Auf
Wallung dieser Gefühle leicht hinreiße.
Hznd an sich zu legen, zumal ihm da
durch Gelegenheit geboten wird, an sei
nem Feinde Vergeltung zu üben. Sin
chinesisches Sprichwort besagt: .DaS
Leben wird mit dem Leben bezahlt."
Der Selbstmörder weiß sehr wohl. wel.
che Unannehmlichkiitcn und Scherereien
desjenigen harren, der ihn mittelbar
oder unmittelbar in den Tod getrieben
hat: dem Manne rückt das Gericht auf
den Leib und damit der Ruin. So er
hängt sich z. B. oft der Bettler vor der
Thür des Ladenbesitzers. der ihn an die
Lust gesetzt hat. Oder irgend jemand
hat einen Prozeß verloren. Er war
oder glaubte sich in seinem Rechte und
legt Berufung ein, die aber abgewiesen
wird, weil er nicht das nöthige Geld be
sitzt, um den Richtern die 5)ände zu
schmieren. Empört darüber hängt sich
der gute Mann vor dem Hause seines
Gegners auf, da er weiß, daß dann die
Revision des Prozesses erfolgt und sein
Gegner Geld und Gut verliert. Der
chinesische Selbstmörder .aus Rache"
trifft alle Maßnahmen, diese auch zu:
Geltung zu bringen. Gewöhnlich steck:
er in seine Kleider eine Art Anklage
fchrift, in der er die Person, die ihn
zum Selbstmord veranlaßt hat, angibt.
Die Folgen dieser Art Selbstmord sind
für dieBeschuldigten häufig derart, daß
letztere, um ihnen zu entgehen, nunmehr
gleichfalls zum Strick oder Messer grei
sen. Die Furcht vor diesen Folgen
wird außerdem häufig zu Ervressun
gen ausgenutzt, und der Fall ist nicht
selten, daß einGläubigcr scinenSchuld
ner in Ruhe läßt, weil dieser ihm droht,
sich vor seinem Hause den Garaus zu
machen. Der Selbstmord aus Rache er
scheint dem Chinesen selbstverständlich,
und er bedauert nur, daß er ihn nicht
wiederholen kann. Dr. Matignon be
richtet einen Fall, wo ein Selbstmörder
im Augenblicke feines Todes sein Be
dauern aussprach, daß er sich nicht vor
zwei Thüren zugleich die Kehle habe
durchschneiden können. Bei den chine
fischen Frauen sind schon aus den oben
angegebenen Gründen Eifersucht und
Lebensüberdruß vielfach Ursache zum
Selbstmord. Es hat dann aber auch
für den Mann keine angenehmen Fol
gen, wenn sein Ehegespons sich das Le
den nimmt, denn dieFamilie derSelbst
Mörderin verlangt unter Androhung
eines Prozesses Schadenersatz. Eine
weitere wichtige Rolle bei dem chinesi
schen Selbstmord spielt der Verlust
des Gesichtes." Der Begriff dieses in
China allgemein üblichen Ausdrucks ist
sehr ausgedehnt. Jede Erniedrigung,
jede Verletzung der Eigenliebe, jede Eh
renkränkung gilt als ein Verlust des
Gesichtes. Für jeden Chinesen ist bei
der großen Empfindlichkeit dieser Na
tion die Frage, ob er sein Gesicht noch
besitzt oder verloren hat, von höchster
Wichtigkeit, und mancher sucht denTod,
um sein Gesicht zu retten. Nainentlich
in den höheren Classen ist der Selbst
mord aus verletztem Ehr- oder vielmehr
Eitelkeitsgefühl an der Tagesordnung.
Weit häufiger als bei anderen Völkern
wird in China die Geldfrage zur Ursa
che deS Selbstmordes. Besonders fu,
chen die Glücksspieler, wie auch ander
wärts, massenhaft in ihm ihre letzteZu
flucht. Gespielt aber wird in China
mehr als in jedem sonstigen Lande, und
zwar von klein und groß. In Song
thong, an der Grenze von Fünnan. sah
Dr. Matignon Männer und Kinder
auf dem öffentlichen Marktplatz den
ganzen Tag beim Spiel auf ihren Mat
ten kauern, die sie nur verließen, um
sich zwischendurch an der Opiumpfeif:
zu berauschen. Die Mittel, deren sich
der chinesische Lebensmüde bedient, sind
sehr verschieden und entsprechen der
Häufigkeit nach folgender Reihenfolge:
Vergiftung. Erhängen. Ertrinken, Ge
brauch schneidender Werkzeuge. Ver
hungern. Verbrennen. Als Gift wird
vorwiegend Opium benutzt, doch sind
auch Arsenik und Phosphor sowie ge
schlagen Goldblättchen in Gebrauch,
welch letztere aber nicht vergiftend wir
ken, sondern beim Einathmen den Kehl
decke! verschließen und so Erstickung
herbeiführen. Der Tod durch Erhän
gen ist namentlich bei den Frauen be
liebt und besitzt eine eigene Göttin",
die auf den Volksbildern als ein Weib
mit aufgedunsenem Gesicht, herausge
tretenen Augen, vorgestreckter Zunge
und mit einem Strick um den Hals dar
gestellt wird. Viele lebensmüde Chi
nesinnen ertränken sich auch, wozu die
bei allen Häusern befindlichen Brunnen
leichte Gelegenheit bieten. Vom Er
schießen scheinen die chinesischenSelbst
mörder keinen Gebrauch zu machen;
ebenso ist ihnen 'die Erstickung mittels
Kohlengases gänzlich unbekannt.
Tas Jubiläum des unterseeischen
Telcgraphenkabcls.
Am 28. August 1850 begann mit der
Legung des ersten unterseeischen Tele
graphenkabels die Reihe der Unterneh
mungen, deren jüngste, das erste deut
sche atlantische Kabel, soeben, also fast
genau nach einem halben Jahrhunderts
vollendet wird. Der Plan, England
mit dem europäischen Kontinent durch
ein Telegraphenkabel zu verbinden, da
tirt vom Jahre 1840, in welchem Iah
re Wheatstone dem englischen Unter
Hause einen Entwurf zu diesem Unter
nehmen vorlegte. Die Möglichkeit, un
ter Wasser zu telegraphiren. war durch
die 7000 Fuß lange Leitung, die ein
Jahr früher O'Shaughnessy, der Chcf
der elektrischen Telegraphie in Indien,
im Hugly, einem Nebenfluß des Gan
ges, versenkt hatte, .bewiesen. Der
Ausführung des Wheatstone'schen
Planes gingen erst noch eine Anzahl
anderer Versuche voraus. 1842 legte
Morse im Hafen von New Jork ein
Kabel von Castle Garden nach Gover
nors Island. Schon damals wurde
von Morse eine submarine Kabclver
bindung Europas mit Amerika durch
den , Atlantischen .Ozean anacrezt.
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eine Spezialität.
1845 legte Ezra Cornell zwei mit
Baumwolle umwickelte durch Kaut
schul isolirte und durch Bleihüllen ge
schützte Drähte in der Nähe von Nem
Fort durch den Hudson. Im folgen
den Jahre verband Professor Hay im
Hafen von Portsmouth zwei Schiffe
telegraphisch mit dem Lande und legt:
sodann in demselben Hasen ein länge
res Kabel von Waterina-Jsland bis
zur Insel Wight. 1848 legte Siemens
eine Leitung durch den Rhein ?on
Deutz nach Köln, und Armstrong eine
mit Guttapercha isolirte durch den
Hudson. Einen ebensolchen Draht
von zwei Meilen Länge versenkte mit
Erfolg 1849 Walker, der Direktor der
englischen Südwest - Eisenbahn,' bei
Dover im Hasen von Folkestone. Da
mit war die Verwendbarkeit der Gut
tapercha als ein in jeder Beziehung
bortreffliches Jsolattonsmittel bewie
sen. und der Ausführung größerer Ka
bel stand nichts mehr im Wege. I.
Brett nahm Wheatstones Plan. Eng
land mit Frankreich durch ein Kabel
zu verbinden, wieder aus. Das See
kabel. das eine von ihm in Paris ge
gründete Gesellschaft anfertigen lieg,
bestand aus 1.8 Mm. starkem Kupfer
draht und war durch eine 5 Mm. dicke
Guttaperchafchicht isolirt. Die Kü
stenkabel waren mit Bleihüllen umge
ben. Das Kabel wurde von dem Rad
Kämpfer .Goliath" am 28. August
185 ohne Unfall innerhalb 10 Stun
den zwischen Dover und dem Kap Griz
Nez an der französischen Küste r
senkt. Der Versuch war geglückt. Das
Kabel funktionirte ausgezeichnet.
Wenn es auch am nächsten Tage den
Dienst wieder versagte, weil der felsige
Boden an der französischen Küste die
Guttapercha abgescheuert hatte, so war
doch der Beweis geliefert, daß nach
Beseitigung solcher leicht zu verhüten
den Uebelstände über weite Meeres
strecken hinwegtelegraphirt werden
konnte. Bald war das Kabel durch
ein neues, ununterbrochen gut funk
tionirendes ersetzt. Mit der Legung
des ersten Kabels durch die Strasze
von Calais war die Periode der großen
transozeanischen Kabel eingeleitet, de
ren Netz durch das neueste deutsch-ame
rikanische Kabel aufs Neue erweitert
wird. .
Das Thermometer der
Höflichkeit hängt heutzutage am Geld-schränk.
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