Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 11, 1900, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Ihr rjmculMrür Sxzn
L'zkgnung m l in randiinann au' SUi
kmiqne. ?'cü ! v Zttche:.
N.in, den kist. l k i'ichen '.'lnd'.'ck
vo:, Martinique, dein Ilfinen fui.joii
schen Eiland im öaiaidlschen Mk
ich werde ihn niemals vergessen.
, igon ferne gesehen, erscheint eZ wie
ein mächtiger Zaubergarten, den man
in die blaugligernden Wogen geworfen
ein Zaudergarten mit ftolzragenden
Palmen, strahlenden Blumendickichten.
, purpurn angehauchten Höhenzügen und
gelsparthieen. Und Alles übergössen
vom Glänze der tropischen Sonne.
Wie unser Hamburger Schiff (Fo
lumbia" in tiefster Windstille und drü
tender Schwüle kein Wölkchen
schwimmt über dem veilchenblauen
Himmel in der anmuthigen Hafen
muschel des Städtchens St. Pierre vor
Anker geht, erwartet uns am rothsan
digen Strand ein bunter Schwärm der
Negerbevölkerung: grellfarbig drapirte
Mädchen von schlankem Wuchs, hoch
aufgeschossene Bursche, alte Männer
mit schneeweißen Bärten im schwarzen
(esicht. verschrumpelte, mumienhafte
Weiber, krausköpfige, wie nackte Kobolde
herumspringende Kinder. Allen leuch
tct naive Fröhlichkeit ob der au5
bootenden" Fremden aus den Augen
Wann nimmt auch wohl ein so großes
Schiff wie unsere Columbia" Einkehr
vor dieser weltvergessenen Insel !
Rasch, in einer Anwandlung von
Wissensdurst, das Städtchen durch,
streift. .. Auf der sonnenvollen Avenue
Victor Hugo, der Friedrichstraße von
St. Pierre, begegnet mir ein französi
scher Sergeant ein schöner, großer,
untersetzter Bursche, dessen offenes, son
nenverdranntes Gesicht, das Sturmband
um das Kinn, energisch unter dem
braunen Tropenhut hervorblickt. Ich
frage, ob er mich etwas orientiren
könne. O, mit größtem Vergnügen.
Er hat gerade Zeit. Ueberall hin will
er mich begleiten. Natürlich sehr an
genehm. n so.
Mächtig interessirt er sich für de
eben eingelaufenen deutschen Dampfer,
weil so selten ein deutsches Schiff in
diesem Hafen Anker wirft, vor Allem
aber, weil er selbst ein Deutscher ist.
Alle Wetter, Sie ein Landsmann!
Dann aber fort mit unserem Franzö
fisch! Sprechen wir deutsch !"
Sofort schlägt er deutsche Laute an.
Gern; aber ich habe vergessen von
Deutsch sehr viel. Ich in der Fremden
legion niemals sprechen deutsch."
Er drückt sich aus wie Einer, dem seit
einer Ewigkeit, keine deutsche Silbe zwi
fchen die Lippen kam.
Sapperment. wie sind Sie in die
Fremdenlegion gerathen?"
Sein Gesicht verfinstert sich. ,
Später ich Ihnen erzähle Alle,,
Alles. Nennen Sie mich Franz."
Bald aber flammt sie wieder auf, die
alte Fröhlichkeit....
Wie wir so neben einander durch die
gluthheißen engen Gäßchen dahinschlen
dem, merke ich, Franz ist ein Taufend
sassa, den das ganze Städtchen gern
hat. Bald lacht er einem drallen Ne
germädchen in's Gesicht, das in seinem
mit grellgelben Bändern verbrämten,
rothgestreiften Musselinüberwurf gar
gravitätisch daherwatschelt, bald grüßt
er einen Fruchthändler, dessen faltiges
Gesicht ganz umlagert ist von aufge
schichteten Bergen von Mangos und
süßen Citronen; bald hilft er einen
schwer beladenen Wagen schieben, den
ein alter Neger mühsam über die An
Höhe keucht; bald schäkert er in eines der
kleinen Fenster, hinter dem die Umrisse
eines schönen Kopfes auftauchten....
Jetzt erzählt er mir die Liebesgeschichte
einer hocheleganten Creolin, welche so
eben in einem chokoladensarbenen Sei
denkostllm mit ihren groFen, schwarzen
Schelmenaugen graziös vorübertrippelt.
Sapperment, diese reizende Hermance
versieht eS. den Männern die Köpfe zu
verdrehen! Franz weiß AlleS. kennt
Alles und freut sich über Alles..
Wenn eine Jettung existirte zur
Hebung der allgemeinen Lebensfreu-
digkeit" er könnte, seiner mouchren
den frohen Laune nach zu urtheilen, ein
Hauptmitarbeiter dieses geschätzten
Blattes lein.
Ohne daß ich es bei der flotten Un
terhaltung merke, sind wir aus dem
Weichbild des Städtchens herausgekom
men ins Freie. Röthlichblühende Citro
nenwälder duften am blauen Gestade.
Mächtige Farrnkräuter unter einem
einzigen Blatt könnte ein Mann zu
Pferd Schutz finden vor herabtriefen
dem Regen wiegen sich im Meerwind.
Weithin gedehnte, dichte Hecken grell
farbiger Blumen bauen sich auf in
märchenhafter Pracht. O diese Zauber
volle Tropenherrlichkeit !
Wir nehmen auf einer Steinbank
Platz.
Wie ich gekommen bin in die Frem
denlegion?" hebt Franz ernst an.. Sie
erst sollen wissen, ich nicht habe gemacht
in meine Heimath etwas Schlechtes,
vielleicht lange Finger oder betrügt oder
gestecht mit die Messer und dann durch
gebrannt o nein. Ader da war in
unsere Familie mit mir eine große
Zank eine heftige Streit wegen eine
Licbesgeschlchte. Ich ein rnon dieu,
wie heißen die deutsche Wort ein Kopf
mit Hitze"
Ein Hitzkopf '
. Oui, ein großer Hitzkopf! Fort
ging'S im Sturm, wüthig, gekränkt,
schwer beleidigt fort in die weite
Welt. Aber bald für mich kamen
schlimme Zeiten, sehr schlimme. K?n
f'c!0 rreh: in die 2:?e. Cvjr:mt
und immer hungern. Nur cme Ht
tti:ig Eintritt in die Fremden
Vjir-ri."
Erbebt. Teiue Stimme zittert. Die
aroen. V.n'ln aen werden feu&i.
Z'.c Finger gerathen in nervös
Zuck. n. Der ganze Mann ist in tie'
er Erregung.
Ach. wo hat mich's dann bei dcr
Fremdenlegion überall in der Welt her
limzeschleudert ! Und was auskhalle:i
hat der alte Körper alles: Hundertmal
ich tonnte sterben. Ader nein man
lebt weiter, lebt weiter In Ton
king durchgemacht schweres Fieder. TaS
enige Verladen auf chine unten
hineingestopft in heiße Lust. Aue sta
meraden zusammengedrückt wieHäringe
Nacht. Finsterniß, draußen Sturm . . ,
Tann auf die Grenze von Algier und
wie heißen gleich die andere Land in
deutsch ah. Marokko! Monatelang
draußen die Nächte herumliegen, scharf
geladenes Gewehr in Arm. und in die
Nacht hineingucken nach Riffpiraten und
solche Bande.... Tann die Kämpfe
gegen die Araber. Viele von meine
Kameraden schon alle todt, todt,
Aber ich den Kopf immer hochgehall
ten und die Ohren steif, ja wohl !. . . .
Jetzt ich eS hier habe sehr gut."
Ernst starrt er vor sich hin. Tann
frrtrt r hfrthTi."
1'"' " vy" ,
Wie heißen die Ort. Woie woh
nen m Teutschland r
Berlin."
Ta Sie kennen auch Halle an der
Saale?"
Gewiß, ich komme oft dorthin."
Halle. daS fein meine Heimath. O,
Sie mir thun müssen einen großen Ge
fallen."
Gern."
In Halle. Leipzigerftraße. fein eine
Restaurant Zur ersten Weiche". D
Hau? daneben, da wohnt meine Fa
mllie. Suchen Sie meine Eltern auf
Mein alter Vater. Gartendirektor, und
meine alte Mutter und meine Ge
fchwister. Alle feit fünfzehn Jahren
nichts haben von mir gehört, denken.
ich bin schon längst, längst todt. Sagen
Sie dort kein Wort weiter, als Franz
lebt !" Wollen S,e das?"
Sehr gern. Ich verspreche es
Ihnen."
Tann geben Sie mir Ihre Hand
daraus I"
Fest drückte ich ihm die Rechte.
Aber " bemerkte ich zögernd,
weßhalb haben Sie Ihren Ange
hörigen nicht selbst langst ein Lebens-
zeichen gegeben, etwa einen Brief ge-
schrieben
Ist bei der Fremdenlegion streng
verboten. Schwere Strafe. Wir alle
geschworen haben, nicht zu schreiben
nach Hause. Müssen todt sein für die
Heimato Aber kommen Sie letzt
mit in meine Wohnung!"
Ganz oben, am Ende des Weges.
zwischen üppigem Tropengrün, erschim
mern weiße Baracken, die Kasernen der
Fremdenlegion. Franz führt mich
durch Militärposten, durch zusammen
gedrängte, rothhosige Soldaten, über
eine schmale, knirschende Holztreppe,
nach seiner kleinen Zelle. In der Ecke
ein Feldbett, daneben ein zerbrochener
mhl, weiterhin em grobgezimmerter
Tisch so das Möblement.
Mehr und mehr hat ihm die Hei
mathserinnerung das Herz erwärmt.
Inniger klingt seine Stimme: O Gott,
wenn ich noch einzigesmal sehen könnte
meine Heimath!"
Beim Anblick dieser weißgetünchten
Barackenzelle vergegenwärtige ich mir
eine Nachtstunde, wie sie auch Franz
nicht fremd geblieben sein wird. Wenn
blaugrün draußen in der Tropennacht
der sternenglitzernde Himmel über dem
verstummten Städtchen erschimmert;
wenn der hinter den Baracken herab
brausende Gedirgsbach über die Fels
rinnen rauscht und fremdartige Nacht
Vögel in die Dunkelheit hineinkrächzen;
wenn der Schlaf die Lider des Frem
denlegionärs flieht: da erglüht wohl in
seinem Herzen heiße Sehnsucht hinüber
übers Weltmeer nach der Heimath, und
inniges Heimverlangen spannt seine
goldene Brücke.... Plastisch tritt daZ
alte Halle drüben im fernen Teutsch
land vor fein Auge. Er sieht, wie zwi
schen Lindengrün die Saale dahin
fluthet. sieht die doppelthürmige Haupt
kirche. sieht auf dem Markt das alte
Händel Denkmal und daneben die
plumpe Visage des steinernen Roland
mit dem bloßen Schwert, sieht das El-
ternhaus. das theuere Ach. wer
dort sein könnte !
Haben Sie deutsches Bier an Bord?"
fragte er auf einmal.
Freilich, Münchener. Fröhlichst lade
ich Sie dazu ein."
Rasch gingen wir Beide hinunter an
den Hafen. Hineingesprungen in's
Boot. Ich nehme den Fremdenlegionär
mit auf's Schiff, führe ihn in's Rauch
zimmer. Eden wurde wieder frisch
angezapft. Ein frischer Trunk vom
Fasse her, mit herrlichster Blume,
prangt auf dem Tisch. Nein, mit inr
posanterer Feierlichkeit ist in der Welt
noch kein Glas Bier ausgeschlürft wor
den, als von Franz im Sonnenbrände
der Tropen. Wie er dann glückselig
einen Schoppen nach dem anderen mit
kräftigem Schluck hinunterfluthet, da
weiß ich, Eines hat er auf allen Sta
tionen der französischen Fremdenlegion
nicht vergessen: deutsches Trinken und
deutschen Durst.
Ich habe -nun noch eine große
Bitte," meinte er. Wo sein deutsches
Bier, da sein auch deutsches Brot.
Kann ich bekommen ein Stück deutsche
Brct? Ich es will effen in mein Baracke
nüchne Sonntag."
Ein großer Laib Schwarzbrot wird
ihm eingepackt. Vorsichtig, wie ein
kostbares Gut. trägt er eZ bald darauf
die Schiff-lreppe hinunter.
tli die Columbia" später den Ha
fen verläßt, um nach den Inseln Bar
badoZ und Trinidad weiterzudampfeg.
schwingt drüben am Gestade in weitem
Logen Franz unermüdlich seinen Tro
penhut zum Lebewohl lange, lange.
Es ist. als wolle er t'mt gewaltige,
fünfzehn Jahre verhaltene Zehn'ucht
nach der fernen Hcimath auf einmal
abladen.
In langen Meerfahrten hab' ich von
den Antillen her die Einsamkeit deS
OceanS durchmessen, bin unter klingen
dem Spiele der wackeren Schiffskapelle in
Hamburg gelandet Turch fable
Herbstnedel zage ich im -chnellzuge nach
Berlin, bald darauf nach Halle. O.
ich kenne meinen Auftrag noch out
Franz lebt!" Kein Sterbenswörtchen
weiter.
Ha. da ist die Leipziaerstraße . . .
und hier das von Franz beschriebene
HauS. Ein wenig erregt trete ich in
den stillen Flur, kumme die Stein
treppe empor. In meiner Phantasie
sehe ich schon die oben entstehende dra
matisch bewegte Scene: ein weißhaarig
ger gebückter Alter kommt herbei, ein
zitterndes Mütterchen humpelt nach
Wie? Franz lebt noch?. Barmherziger
Gott ist daZ. möglich?"
Halt, da ist die erste Etage. Ich
klingle.
Ein Gartenbaudirektor? O. der ist
längst weggezogen von Halle. Vielleicht
schon gestorben.
Und die Kinder?"
Ach. in aller Welt herum verstreut
Da werden Sie schmerlich Jemand auf
treiben."
Also meine Halle'sche Mission
re ultatloS Armer Franz!
Ich veröffentlichte einen Aufruf in
einer Halle fchen Zeltung nach den An
gehörigen des Fremdenlegionärs. Ver
gebens .... Aber nein, nicht doch.
Viele Monate später erscheint zwi
schen den Büchern meines Arzeitszim
mers ein fremder, Mann. hat jenen
Aufruf nachträglich gelesen, ist nach
Berlin geeilt; all meine Mittheilungen
passen auf'S Tüpfelchen auf seinen Bru
der. Auch der alte Vater lebt noch.
Ihn beseelt nur ein einziger Wunsch:
seinen Franz wiederzusehen. O, dieses
Glück möchte nicht an ihm vorüber
ziehen! Ter Bruder will sich aufmachen zur
weiten Meerfahrt nach Martinique,
um den Fremdenlegionär zurück;
holen. . . .
Aus vollstem Herzen wünsche ich
bestes Gelingen.
Sommer'Maskerade.
Skizze von Eugen Fröhlich.
Sanitätsrath Klein 'hatte seine
Sprechstunden. ,
Siebzehn Patienten, meist Patien-
tinnen, hatte er bereits hinter sich, und
nun befahl er, ganz erschöpft, dem Die
ner. eine Pause zu machen.
Tie nächste Nummer nach einer
Viertelstunde!" rief er ihm zu.
Als der Sanitätsrath allein war,
trat er ans Fenster und ballte die
Fäuste.
Da kommen diese Damen nun in
glänzenden Equipagen angefahren, um
mich bei dieser Hundstagshitze zu quä
len. Keine hat eine ernstliche Krank
heit. Und ich muß mich gewohnheits
mäßig zu einer Fälschung herbeilassen
und ihnen bescheinigen, daß sie erho
lungsbedürftig sind und so früh als
möglich dieses oder jenes Bad oder
irgend einen Kurort besuchen oder ir
gend eine Reise antreten müssen.
Ingrimmig wandte er sich ab.
Lieber Spitalarzt sein, als Mode
arzt." Die Hände auf dem Rücken schritt er
hin und her.
In meiner eigenen Familie dulde
ich so etwas freilich nicht," setzte er
sein Selbstgespräch fort, ein paar
Wochen im Vorort, das ist Alles, was
ich ihnen zugestehe. Solange man ge
fund ist "
.Der Diener zeigte sich in der Thüre.
Was giebt es denn?"
Das Vorzimmer kann alle die Da
min gar nicht mehr fallen "
Also dann weiter im Text! No. 18!"
No. 18!" rief der Diener.
Eine tiefverschleierte, feingekleidete
Dame trat ein und nahm auf die Auf
forderung des Arztes hin Platz. Ver
gebens suchte der Sanitätsrath unter
der dichten schwarzen Hülle ihre Züge
zu erkennen.
Mit wem habe ich die E,ne?"
Frau Bankier Groß," krächzte die
Verschleierte mit einer merkwürdig hei
feren Stimme.
Aha. Erkältung!"
Ob die Dame lächelte oder ob die
Falten um die kaum sichtbaren Mund
winkel vom Schleier herrührten?
Wollen Sie nicht ablegen, meine
Gnädige?"
Ich danke! Es wird nicht nöthig
sein."
Wo fehlt's, meine Gnädige?"
Die Dame hauchte leise einige Worte
hin.
Wie beliebt? Ich habe nichts ver
standen."
Die Dame deutete auf ihren HalS.
Ah. Sie sind heiser, haben sich er
kältet? Nun. ich werde rmch bemühen.
zu verstehen."
Und er nn;t; sein Ohr zu ihr
hinab.
Mich plazt eine schreckliche Migräne.
Herr Sanitalsrath. außerdem bin ich
so nervös, daß ich Nachts kein Auge j.:
thun kann."
..Darf ich Ihren PulZ fühlen?"
Tie Tame streift den langen seidenen
Handschuh ab und hältdas zarte Händ
chen dem Arzte hin.
Hm! hm! Allerdings sehr bedenk
lich."
Und dann sieht eS auch mit mei
nem Appetit schlecht auS. ich glaube
in den nächsten Tagen werde ich ver
hungern."
Und ohne keine Aufforderung adzu
warten, streckte sie ihre kleine Zunge
heraus. Sie sieht zwar nicht schlecht
aus. aber der Sanitätsrath versteht sich
auf Patienten und murmelt:
Trübe, sehr trübe! Und nun will
ich Ihnen etwas sagen. Gnädigste. Sie
munen m ein Bad."
In ein Seebad, nicht wahr?"
Sie haben es errathen."
Nach Oftende."
Ganz meine Meinung."
Er antwortete ganz mechanisch.
denn so war er es bei seinen schönen
Patientinnen gewöhnt. Zuerst stellte
er die Fragen, am Schluß jene. Er
hatte nur zu bestätigen. Hätte er sich
einmal einen Widerspruch erlaubt, er
wurde nicht nur seine Praris. nein.
eine ganze Gesellschaft von Kundinnen
verloren haben. Zähneknirschend mußte
er seinen Ruf als Modearzt wahren.
Gehen Sie nur zu Sanitätsrath
Klein." rieth eine der anderen, der
findet an der Göttin der Gesundheit
selbst eine Krankheit heraus."
Denken Sie sich. Herr Sanitäts
rath." flüsterte die verschleierte Tame.
mein Mann ist dagegen. Er will mich
überhaupt in kein Bad senden."
Hat er eS denn nicht dazu?"
Er verdient viel Geld."
So ist es eine Grausamkeit, gnä
dige Frau, wenn er bei Ihrem leiden
den Zustande "
Nun sprang die Dame auf. schlug
ihren Schleier zurück und rief mit auf
fallend starker Stimme:
Und dieser grausame Mann ist kein
anderer als der Sanitätsrath Klein,
was sagst Du nun. Du Barbar?"
Meine eigene Frau!" murmelte der
Unglückliche, auf seinen Sessel zurück
sinkend. Wo hatte ich nur meine
Augen und Ohren! Aber, mein
Kind, wenn Tu glaubst, ich würde
Tich nach Ostende "
Wie? Nachdem Tu selbst aesaat
hast, daß es grausam wäre, mich nicht
na elende zu cbickenk" rief die
Räthin mit funkelnden Augen.
Der Sanitätsrath sagte nichts, aber
er dachte bei ich: ... mein Porte
monnaie!"
Beauharnais und Romanow.
Ter verstorbene Sir Frank Lascelles
Wraxall erzählt in seinen hinterlassenen
Papieren eine hübsche Geschichte über
das erste Zusammentreffen, das Prinz
Louis Napoleon, nachmaliger Kaiser
der Franzosen, mit einem russischen
Czaren gehabt hat. Es war zu Mal
maison, nachdem die verbündeten Sou
verüne Besitz ergriffen hatten von
Paris, und Josephine Beauharnais.
geschieden und entthront, aber noch
guten Muthes und voll Interesses für
alle Vorgänge des öffentlichen Lebens,
den König von Preußen und seine zwei
Söhne (einer davon der künftige
deutsche ZKaiser und Eroberer eines
neuen kaiserlichen Paris ), sowie den
Kaiser Alexander und seine beiden jün
geren Brüder zum Essen bei sich ein
geladen hatte. Die Tochter Josephi
nens, Königin Hortense von Holland,
und ihre zwei Kinder waren gleichfalls
in Malmaison zugegen und Kaiser
Alexander freundlich gegen Jedermann.
Lie beiden Kinder beobachteten alles
mit aufmerksamen Augen. Besonders
der kkine Louis war von der stattlichen
vlgur des Kaisers Alexander eingenom
men. den er mit Onkel" anredete, ge
wohnt. Prinzen und Könige im Salon
seiner Mutter zu sehen, die alle
Onkel" für ihn gewesen waren.
Fräulein de Chochelet. eine der weni-
gen Ehrendamen, die bei der krönen
losen Königin geblieben waren, ent
setzte sich über die Kühnheit des kleinen
Louis, dem russischen Autokraten
gegenüber und rief das Kind bei Seite.
Das sind nicht Eure Onkel." erklärte'
sie. es sind die Bezwinger Eures
Onkels, des großen Kaisers Napoleon.
und Eure Feinde."
Aber warum nimmt dieser Kaiser
von Rußland mich auf seine Kniee und
küßt mich." fragte der kleine Prinz
Louis mit ärgerlicher Wichtigkeit.
Weil er ein großmüthiger vemd ist.
Er respektirt unseren Kaiser und ist
gütig gegen Deine Mutter und Groß
mutter. Sieh nur zu. daß Du ihm
begegnest, wie es sich gehört."
Tags darauf kam der Czar wieder
nach Malmaison und führte die Kü
nigin Hortense im Garten spazieren,
um eindringlich mit ihr zu sprechen.
Er bedauerte die arme, ihrem Adopliv
Vater so treu ergebene Frau, deren
tern mit dem Napoleons bei Waterloo
untergegangen war. Wiederum beob
achtete der kleine Louis aufmerksam die
Scene. Plösnch schlich sich das Kmd
geräuschlos hinter den Kaiser, in dessen
Hand eZ einen glänzenden Gegenstand
gleiten- ließ und rannte dann davon.
Die Königin rief den kleinen Primen
zurück und frug ihn streng, was er ge
than bade. Mit gc'enktcm kam
daZ Kind herbei und stammelte: O
Mama, es war der Ring mit der gro
ßen Perle, den Onkel Eugen mir geze
den hat. Ich wollte ihn dem Kai'cr
schenken, der so gütig gegen Tich ist."
Ter Czar sing das Kind in seinen
Armen auf. Sieh her." sagte er.
den Ring hange ich hier an meine Uhr
kette und werde ihn trafen, so lange ich
lebe."
Für Hortcme erlangte der Kaiser
das Hcrzogthum St. Leu und er war
es, welcher dafür eintrat, den edel
gesinnten Eugen Beauharnais auf den
erledigten französischen Zhron zu setzen,
anstatt des entnervten Grasen von der
Provence, des BruderZ Ludwig XVI.
und rechtmäßigen König? von Frank
reich. Allein Eugen Beauharnais selbst
erhob Einspruch dagegen. Er schrieb
damals an den Czaren den folgenden
Brief: Ich will ein ehrlicher Soldat
bleiben und kein verrätherischer Fürst
werden. Wohl hat mir der Kaiser
Napoleon Unrecht gethan, allein ich
habe es vergessen. Tenn waZ ich bin
und was ich habe, verdanke ich ihm;
meinen Rang, mein Vermögen und das
was Sie. Slre. so gütig sind, meinen
Ruhm zu nennen. Mein Herz und
mein Arm bleiben ihm geweiht. Meine
solcher Weise begründete Weigerung,
Sire, wird mir Ihre Achtung gewiß
nicht entziehen." Und so blieb es auch
bis zum Winter 1325. als Alexander
zu Tanganrog am Fieber oder an Gift
erkrankt, feinen letzten Athemzug aus
hauchte. Immer hatte er die Beau
harnais auf das freundlichste behan
delt. Ihm folgte fein ältester Sohn
Nikolaus, gegen den der ehemalige
Prinz Louis. Sohn der Königin Hör
'ense. den Krimkrieg führte. , Ob er
sich des Ringes jemals erinnert hat?
Wie dem auch fei! Nachdem die
Schlachten geschlagen waren, erfreute
sich Napoleon III. einer langen und
herzlichen Allianz mit Kaiser Alexander
II.. die im September 1857 zu Stutt
gart abgeschlossen wurde. Eugen Beau
harnais wurde später zum bayerischen
Herzog von Leuchtenberg gemacht. Sein
Sohn Maximilian war es. den die
Tochter des stolzen Nikolaus I. zum
Gemahl erkoren hatte, und der für sich
und seine gesammte Descendenz später
den Titel Fürst RamanowSki mit dem
Prädikat Kaiserliche Hoheit erhielt. Er
war der Großvater des Prinzen Max
von Baden.
ttt Hund Li-Hung'Tschangö.
In einer französischen Zeitung wird
eine Anekdote von Li-HungTschang
erzählt. Sie soll sich bei der Europa
reise de? vielgenannten chinesischen
Diplomaten zugetragen haben. Als
Li-Hung-Tschang in England weilte,
ließ er am Denkmal von Gordon
Pascha einen Kranz niederlegen. Die
Familie Cordons wollte diese Aufmerk
samkeit durch eine andere Aufmerksam
keit erwidern und übersandte dem
Mann mit der aelben Ffcacfe einen
prachtvollen Bullenbeißer, der auf allen
Ausstellungen prämiirt war. zum Ge
schenk. Zwei Monate später langte
aus China das Dankschreiben Li-Hung
Tschangs an. Es lautete: Ihr schö
nes Geschenk hat mich tief gerührt.
Das Tbier war wirklick berrlick, Pei
der bin ich ein alter Mann, und mein
cagen )t iqon zu schwach, um solche
Leckerbissen zu vertragen. Aber mein
Gefolge ist noch immer entzückt, wenn
es von oem gien. fetten Braten
spricht...." '
Die Cbinesen sckäken nämlick. rnie
die französische Kollegin tiefsinnig be
merkt, die Kunde nur nack dem Ge
schmack, nicht nach dem Rassenwerth.
Der dös Freitag.
Der Losckauskiieler unk beHifimt
Charakterdarsteller Karl Seydelmann
'gefloroen i) war avergiaudisch und
svielte am reitaa niemals. n der
letzten Nacht seines Lebens fragte er oft
nach der Uhr. Gegen 4 Uhr des Mor
aens erkundiate er sich vlöklich: ..Was
ist heute für ein Tag?" und als er
hörte: Freitag! schauderte er zusam
men. und eine Stunde später war er
eine Leiche.
In der Schule.
Lehrer: Wo ist der Nordpol?"
Schüler: Das weiß ich nickt."
Lehrer: Was. das weißt Du nicht.
ich würde mich schämen."
Schüler: Ach. Herr Lehrer. Frank
lin und Nansen haben ihn länger ge-
sucht als ich und haben ihn auch nicht
gefunden."
Entwickelte l?dantasie.
Fräulein Tochter scheint äußerst
starke Einbildungskraft zu haben?"
O, wenn die einen alten Reitersporn
sieht, hört sie gleich eine ganze Kaval
leriebrigade galoppiren!"
Berubigung,
Hausfrau izum Studenten, dem der
Diener die Sauce auf den Frack schüt
tct): ,0 weh, Herr Doktor, nun ist
Ihr schöner Frack dahin."
Student: Macht nichts, gnädige
Frau, er ist nur gepumpt."
Gutmüthig.
Köchin (zur Frau Amtsrichter, als
die erwartete Beförderung des Herrn
Amtsrichters ausblieb): Trösten S'
Jhna. Frau Amtsrichter, schauen S',
mei Schatz hat auch fest drauf g'rechnet.
daß er G'freiter wird nd nix war's!"
llednboten.
Bettler: .Schenken Sie mir eine
Kleinigkeit, junger Herr, ich habe sckion
seit acht Tagen nichts Ordentliches zu
essen gehabt."
Junger Ehemann: Was? Und da
wollen Sie sich beklagen? Mir geht es
nun bereits über sechs Wochen so!!"
Bosdafte ntik.
A (im Theater): Jener Herr dtti,
mit dem wohlgenährten, glatt rasirten
Gesichte ist gewiß ein gewiegter Tiplo
mat. wie?"
B: Gewiegt, meinen Sie d.?ß
ich nicht wüßte, könnte nur in seiner
Kindheit gewesen sein."
Vofftliinrnj.
Zeitungsderichterstattcr: Ich wollte
Sie freundlichst bitten, mir eine Bcsich
tigung der Gefängnißräume zu geftat.
ten; ich beabsichtige, einen Artikel dar
über zu schreiben."
Gefängniß.Tirektor: Las Gefäng.
niß steht für Sie offen."
Unter Freundinnen.
Ist eS wirklich wahr, was man sich
erzählt, ein reicher Herr soll Dir die
Ehe versprochen haben?"
Ganz gewiß, es ist ein großer Spie
gelfadrikant."
Na. na, daß der Tir nur nichts
vorspiegelt."
Frech.
Gräfin: Wie Marie, den Salon
nennen Sie rein?"
Stubenmädchen: Gnädige Frau
dem Reinen ist alles rein!"
Umgekehtte Anwendung
Was machen Sie mit den vielen
Trinkgeldern, die Sie bekommen?"
Tie benutze ich tagsüber als Zehr
geld."
Das erste Mittagsmahl.
Junge Frau: Du glaubst nicht,
lieber Karl, wie ich mich fürchtete, heute
zu Tische zu gehen."
Ehemann: Ich auch, mein Siebes
Kind."
Annähernd.
A: Ist es ein Knabe oder Mädchen?"
B: Rathen Sie 'mal!"
A: Ein Mädchen?"
B (traurig): Zur Hülste haben
Sie's gerathen."
wie er s versteht.
Violinist: Die Violine, auf der ich
heute Abend bei Ihnen spielen werde,
ist über 300 Jahre alt."
Protz : ..DaS tbut nickts es merkt'
Keiner."
Aha!
A: Sehr schön. Ihr Haus! Aber
das Dach ist ein bischen flach! Kommt
da nichts mehr 'rauf?"
B: O ja!"
A: So? Was denn?"
B: Hypotheken!"
vom Lrerzierplatz.
..Rekrut Düsseldorf, was ist
der für eine verkcbrte ltnn? Ki,
stellen sich nächstens gewiß auf die
Hände und legen die Beine an die
Aermelnaht!"
Bäuerliche Sprache.
Wastel: Ter Ocks is sein Gel?, net
werth, warum fragst mi net, wannst
an Ochsen kaufen willst?"
Sepp: Das nächste Mal, wann i
an Ochsen kaufen, denk i z'erst an Di.
Wastel!"
Selbst-Kritik.
Gatte: Eine kluge Frau fragt den
Mann nie, wann er nach Hause
kommt."
Gattin: Und ein kluger Mann
fragt aber seine Frau auch nicht,
wann "
Gatte: Ach. was. Unsinn, ein klu
ger Mann hat gar keine Frau!"
Letzte Bosheit.
Schustermeister (totaler Glatzkopf):
Na. August, nu haste ausjelernt; da
möchte ich Dir jern eene klecne Erinne
rung an mich schenken." 1
Frischgebackener Schuster Geselle:
Meester, jeben Se mir eenfach eene
Locke von Ihnen."
Sein Maisir.
..Nun. Herr Leutnant, wie hat
Ihnen die Fischereiausftellung gefal
Leutnant: Reizende Backfische waren
dort."
Dann allerdings.
Nun. Herr Bürgermeister, weshalb
so in Gedanken versunken?"
Ach, wissen Sie, mir geht fortwäh
rend der Central-Bahnhof im Kopf
herum, der hierher verlegt werden soll."
Das sagt genug.
Wie treibt es eigentlich Stadions
Bumiml?"
..?!a willen in l.ii
.," ucijwi ai
schläft Ichon seit vier Wochen der Sohn
der Hausmirthin. und der Herr Stu
ii,us vllvvli nocy nicyiz gemerkt.
Der junge Virrusse.
Öerr: ..Nun Karlck?n wi. i.:a
Du denn iekt in Deinem Ninii,...
..,,, ' " ..iimiiin.
richt?"
Karlchen: O. es nrfo s-k.
Papa hat heute schon die Watte aus
den Shren genommen."