Der svrr ZU;r. fi'.moutU v:n Eugen s o l a n i. I5r trat eint ausfällige Erscheinung, der Herr Major. Ob er er freilich je malz Major gewesen sei oder überhaupt beim Militär gedient habe, wußten wir beiie nicht. Ader wir nannten ihn so, wir. meine Frau und ich. seitdem er in unserem GesichtZkreiZ in die Erscheinung getreten war. Wir sahen ihn eines -Sonntags in den Gartcnanlazen der Stadt spazieren gehen, eine stattliche Erscheinung, in etwa, altmodischer, aber immerhin diflinguirter Kleidung. Er trug einen grauen Yylinderdut. der sicher einmal, alS er modern war. viel Geld gekostet haben mochte. Aber es kann wohl ein paar Tezeniiikn her gewesen sein, als solche Hüte in Mode waren. Tazu trug er einen langen anschließenden Rock, der ihm ein wenig bequem saß, und Beinkleider von feinem Stoss, alles im schnitt und in der Stoffart nicht modern, aber doch den Eindruck der Eleganz hervorrufend, nicht gerade der, was man so nennt, verblaßten Eleganz, sondern eher konnte man denken, einen Herrn vor sich zu haben, der wohl auf seine Kleidung etwa? achtet und giebt, der aber über daS Alter hinaus ist, wo man sich noch nach der Mode richtet, sondern dem die Bequemlichkeit und be hagliche Gewohnheit mehr gilt. Tie Kravatte. eine einfache, glatte. schwarze Ripskravatte, war sorgfaltig gebunden. Ueber dem Arm lag leger ein Paletot; in der einen Hand trug er einen einfachen Spazierftock mit weißer Elfenbein oder Knochenkrücke, in der andern Hand ein Paar Glaceehand schuhe. So schlenderte er einher, blieb hier an einem Roßkastanienbaum stehen. dessen reichen Blüthenschmuck er aus Interesse beobachtete, dort sah er dem Spiel eines Kindes zu. um dann wieder langsamen, aber elastischen Schrittes si -1 1 f : i ir r i. . . - r eine sllliinqe enqjcinung icmes Weges weiter zu schreiten. TaS muß ein ehemaliger Militär sein!" meinte meine Frau. Wohl ein Ma or oder Oberst a. TaS zu erkennen, liebes Kind, be darf es keiner allzu großen Menschen kcnntniß; das sieht man dem Mann auf tausend Schritt Entfernung an!" AlZ wir uns dann vom Spaziergang aus in ein Gartenlokal begaben, wollte es der Zufall, daß wenige Minuten nachher auch der alte Herr eintrat und. da er keinen Platz m ganzen Vokal wer tcr fand, an unsern Tisch sich setzte. nachdem er höflich um die Erlaubniß hierzu gebeten. Er hat ein kluges Gesicht, eine hohe Stirn." flüsterte meine Frau mir zu, er kann vielleicht wohl auch ein Ge lchrter sein!" Ach, keineswegs," gab ich flüsternd zurück. ..ein Militär, nichts weiter, ein Major a. T.. das siehst Tu doch auf den ersten Blick!" Seitdem hieß der Alte mit dem alt modischen arauen Eylinderhut ..der Herr Major" in unseren Gesprächen. Und wir sprachen nicht selten von ihm. Man sah ihn oft auf der Straße Ter alte Herr hatte ja doch wohl nicht viel zu thun; ein Major a. T.l Er schien viel spazieren zu gehen. Einmal kam meine Frau freudig er regt nach Hause: Tu. ich habe mit ihm gesprochen!" .Mit wem denn, mein Kind?" Mit dem Herrn Major!" So?! Wie kam denn das?" ..Ich saß mit Trudchen in den An lagen auf einer Bank; das Kind malte Figuren in den Sand. Plötzlich kam er deS Weges und fetzte sich zu uns auf dieselbe Bank und sah dem Treiben deS KindeS zu. Er scheint Kinder sehr gern zu baben. Tann fragte er die Kleine, wie alt sie sei, und mich in höflicher Weise, ob das mein einziges Kind sei Ach, er thut mir so leid, Männel !" Weshalb denn, mein Kind?" Ach, es klang so schwermüthig. als er dann ausrief: Ja. Minder macyen viel Freude!" Ich wagte eS gar nicht. ihn zu fragen, ob er auch Kinder ge habt. Er macht wirklich einen sehr vornebmen Eindruck. Als ich dann weiter ging, erhob er sich und machte c ne tiefe Berveugung. Wiriiia, ein ritterlicker alter Herr, der Herr Maior Ich bin zu neugierig, wie er heißt. Er ist gewiß vom Adel r Sckon möalich! Aber jedenfalls der armter Adel. Neulich sah ich ihn mit einem oroken Backet über die Straße gehen. TaS paßte so gar nicht zu seiner sonst so vornehmen r,cyeinung. vw GiDit. wenn er nur auf seine kärgliche Pension angewiesen ist. kann er keine großen Sprünge machen, der Herr Major!" Nun scheint er ganz allein dazu, flehen! Ich habe ihn noch nie mit Je rundem. Krau oder Kind, gesehen Tcr käme gewiß gern zu Einem, hat vielleicht gar keinen Bekanntenkreis hier! Wär' eine ganz hübsche Zierde deZ ?nlnns' err Maior von X. oder viel leicht gar Baron oder Graf; man kann's gar nicht wmen!" So svrackcn wir öfter vom Herrn Major! Er war eine Erscheinung, die man so leicht nicht aus dem Gedächtniß verlor oder im Gewühl der Straße übersehen konnte, lsiiirs ?aacs saß ich am Schreibtisch. in meine Arbeit vertieft, so daß ich gar nicht gehört, daß es an der Vorsaalthür gcklinqclt hatte. Tftürzt plötzlich meine ,zrau ganz erregt in mein Zimmer herein mit den Worten: Männel. der Herr Major!" Na schön, laß ihn doch gehen? TeS halb brauchst Tu mich doch nicht in der Arbeit zu stören. Ich sah ihn gestern auch hier vorbeigehen!" Nein, er ,ft da!" Wo?" Na, bei uns! Er ist im Talon und will Tich sprechen!" Wie kommt er denn zu uns?" .TaS weiß ich doch nicht ! Sei doch nicht so schwersällig; mach' Tich sauber und geh hinein! Sieh nur. wie Tu wieder aussiehst. Tob Tu hier im Hause in Pantoffeln herumläufst, mag ja noch angehen. Aber einen so schmutzigen Kragen brauchst Tu wirk lich nicht zu tragen. Wenn ich nicht auf Tich achte, läßt Tu Tich aber auch zu sehr gehen. Tu kannst doch solch' eiueu Herrn nicht eine halbe Stunde anticham briren lassen! Nun schnell, mach Tich nur fertig!" Und während ich Toilette machte, erzählte mir meine Frau, daß das Mädchen zum Kaufmann herunterge gangen, um zum Mittagessen einzu holen, und da sie. meine Frau, daher selbst die Borsaalthür geöffnet habe und ganz perplex gewesen sei. als der Herr Major plötzlich vor ihr stand. Er habe nach dem Herrn Gemahl gefragt, worauf meine Frau ihn in den Salon führte und ihm einen Platz anbot, den er mit vornehmer Bescheidenheit ad lehnte. Na. so geh' doch wenigstens zu ihm hinein und entschuldige mich; ich würde gleich erscheinen!" Schüchtern trat mein Weibchen in den Salon, und ich hörte durch die ange lehnten Thüren, wie sie zu dem Gast sagte: Aber bitte, nehmen Sie doch Platz, Herr Ma mein Herr, mein Mann wird gleich erscheinen!" O, wenn ich störe," hörte ich ihn in feiner abgemessenen Sprechweise erwi dern. so kann ich ja ein andermal zu brem ßenn Gemabl kommen!" Nein, Herr Ma mein Herr, Sie stören durchaus nicht ! Aber da kommt schon mein Mann!" Und mein Frauchen verschwand aus dem Salon, kam mir entgegen und wußte mir noch schnell, bevor ich in den Salon trat, zuzuflüstern: Fordere ihn nur auf. daß er seinen Besuch recht bald gemüthlich wiederholt ! Tas wäre doch ein sehr netter Berkehr für uns!' Guten Tag. mein Herr! Bitte, be halten Sie doch Platz! WaS verschafft mir das Vergnügen JhreS Besuches ..Sie chneben mir getern eine Karte!" Ich? TaS muß wohl ein Irrthum sein!" , - Nein, ich sollte Sie heute Vormittag um 12 Uhr besuchen. Sie haben einige alte Kleider zu verkaufen!" Ach so! Sie sind der. der in der Zei tung annoncirt. daß er die höchsten Preise für alte Sachen bezahlt. eo, o!" Ich öffnete die Thür, hinter welcher natürlich meine Frau stand und at horcht hatte. Wir sehen uns lachend an und hatten Leide Mühe, nicht laut herauszuplatzen. Mäuschen," sagte ich. zeige doch dem Herrn die alten Sachen, die wir verkaufen wollten. Wenn Tu jetzt keine Zeit hast, sie herauszusuchen, so kommt der Herr vielleicht auch gemüthlich wieder!" Aber meine Frau hatte Zeit, und der Herr Maior" besah sich die alten Klei dungsstücke mit großer Würde und eben solcher Sachkenntniß, und hatte aus der heiteren Stimmung, m der wir uns de fanden, den Vortheil, da wir sehr rasch auf sein Gebot eingingen, obwohl er keineswegs d,e höchsten Preise" zahlte. Aber wir waren froh, wieder allein zu sein und unS so recht von Herze? vor Lachen ausschütten zu tonnen über un fere eigene Mystifikation. Warum hast Tu denn nicht den Herrn Major gleich zur Gesellschaft ein geladen," neckte ich meine Frau, alS der Trödler uns verlaffen hatte; welch' eine Zierde des Salons!" Und meine Frau revanchirte sich, in dem sie. ihn durchs Fenster nachblickend, ausrief: Wenn er mit einem Pack alter Sachen dahergeht, sieht man's doch gleich auf den ersten Blick, daß er ein Major oder Oberst a. T. ist." , Familien Ausflug. Residenz of John Ritsch, Esq., Größer Neu York. Mister Editcr! Es gebt Leit. wo blos immer an ihne sclwer denke un die Fämilie die kann sor ihretwege sehe, wie sie alleenig wei ter kimmt. For Jnftenz, blos um e Velwlet ze nennen, tor Exempel im Sommer. Ta gebt eö Männer, wo alleenig noch Ju ropp gehn un in Saus un Braus lebe un die Frau un die Kinner müsse hier bleibe. Oder sie schicke die Frau in die Countrq boarde un stürze sich hier in de Strudel der Bergnü gungen. Tes kann Ich net achte. Teswege hcn Ich aach, nachdem daß mei Alti vun Juropp rück war, derzu ge- tendet..daß die Fämilie wieder hier vereinigt werd un konsequentli sein mer jetzt wieder all hie beisamme un die Alti is jetzt, wann sie ihr Tempcr un ihr schimpfende Zuständ kriegt, net mehr alleenig uff Mich angewiese. son nern kann zwischedorch aach als emol mit die Kinner schimpfe un ihr Kicking iS gerechter verthe:lt unner alle Mem berS vun der Fämilie, als wann Ich alleenig mit ihr wär. E Mann wie Mich iZ aach immer druff auS. der Fämilie als emol en gute Zag ze mache. Ich hen also vor gestern der Alti erklärt, daß Ich ihr morge. deS heißt gestern, en gute Zag bei Weg vun erer Excurschen un FSmilie.Picknick mache that. Jetz denke Sie wahrscheinlich, daß Ich Ihne nachfolgend to.suit e TeS kript'chen vun der Excurschen schicke thät. Wann Sie deS werklich denke, da pruvt es bloZ, daß eie im verhei rathete Ehclebe mit erer Frau noch wenig Expirienz hawwe. Wie ich näm lich der Alt, deS gesagt hen vun dem gute Tag und der Excurschen mit Fä miliePicknick. da Hot se erst emol an gefange zu denke, weil'S ihr so schlecht gehn thät. indem daß nämlich annere Fraue icden Tag so e Excurschen mache könnte, sogar die ärmste Leit thäte jede Tag nach dem Eiland ((Ionen of course) gehn, nor sie müßt ihr Lewe dcrheim vertrauern. Ich hen gesagt, mer sollte emol morge (DeS is als wie gestern) de An fang mache un wenn'S Uns gefalle thät. dann könnte mer ja öfter so Excnr schens mache. Ta Hot die Alti gesagt, vun morche (als wie gestern) könnt gar tel Red sei Ter ExcurschcN'Treß vun der Maud ihrem Bäby wär in der Wasch un thät erst üwwermorche zerückkimme. Un die inner vun Meiner annere verheirathete Tochter brauchte all around neie Stiw wel un deswege müßte sie. die Alti. un die verheirathete Tochtet un die Maud un t Freindin vun der verhci rathete Tochter un e Lädy. wo ihr Bru der früher en Schuhstore gehatt Hot un sich deswege uff den Article versteht, am Samstag in die SchuhstoreZ schuppe gehn, weil am Samstag die beste Schuh bargainS sein. Jetz hen Ich in Vorschlag gebracht. daß mer verleicht nexte Woch die Efr curschen machen könnte. Ta Hot mer awwer die Alti explähnt, daß sie nit wie e Vogelscheuch uff so e Excurschen wollt un der Mann hätt aach nichts an zeziehe. Sie müßte also nexte Woch fchappe gehn, sor die Goods for Som nier-Waifts for Excurschen Purposes ze kcka e. Na, hen Ich gesagt, da verschiebe Mir's halt noch e Woch, ben Ich ge sagt. Tes war awwer aach nitt, denn in der Woch nach der folgende Woch da müßte die WaiftS aus die Goods, wo in der folgende Woch gekaaft wern, erst gemacht werden. Well," hen Ich gesagt, da warte Mir bis die Woch nach der Woch. wo uff die nexte Woch folgt. Tes war aw wer wieder nix. Tann die Woch wär grad die Woch, wo die Gorte ngemacht wern müßte. Un die Woch druff da würn wahrscheinlich die Pietsches rei zum Eimache un in noch erer Woch die ganz kleine Görkcher un dann die Senf gorke. in wieder erer Woch wär die Zeit da for die Fall un Winter-Goods fchappe ze gehn. Korz. es is ausge törnt, daß bkvor Tizember kei Chance wär for unser Sommer-Excurschen mit Fämilie-Picknick. Jnzwische lest awwer die Alti jede Tag die Excurschen- un Sommervcr anügungs-Aedverteisments un seifzt, wie es annere Leit gut hätte, wo vun ihre Männer ausgenomme wern thäte. nor sie alleenig hätt nix vun ihrem Lebe un müßt ihr ganzes Dasein am Kochofe vertrauere un könnt nix mit mache un thät nergendS hingenomme wern. Ich hen de Vorschlag gemacht, weil so e größere Excurschen so viel Trow- wel un Priperäschens macht, un so viel im Weg is, blos jede Woche e paar Mal en kleinere Ausflug. bloS so Spazierfahrt oder so was ze mache. Awwer damit Hot'S aach sei eigene Be wandtniß, Mister Editer. Nämlich wann es e heißer Tag is, da meint die Alti, es wäre Grausamkeit, sie ze zwinge, bei so eme Wetter sich uffze panzern und sich in der Sonnehitz schmorn un brate ze losse. Un wann'S e kühler Tag iS. da fegt die Alti, wann'S kühl is, da wär'S überall schö, da bräucht sie net in der Welt erum ze kutschiren. Feinelli hen Ich. so doch was for die Fämilie ze thun, gesagt. Mir wollte alS emol autseit esse. Da sein ich am wer erst recht dermit ereigefalle. Wann Ich en Platz genannt hen, wo abselut net gege des Esse ze kicke is, da Hot die Alti gesagt, sie thät sich der Sünd förchte, so viel Geld auszegewwe. Hen Ich en billigere Platz genennt, da Hot die Alti gewußt (entweder aus personell Expirienz oder dorch e Lädy-Frent), daß sie dort schlechtes Salatöl juhse oder mit Schweineschmalz statt mit Butter koche oder daß des Salz net gut wär oder ergend so was. Korz. es helft Alles nix, Mister Edi ter, Ich werd es üwwer Mich ergehn losse müsse, jeden Glocke geschlagene Tag Mir vorjammern losse ze müsse, daß die Alti nergends hikimmt. Ich werd froh sein, wann erst emol der Schnee fällt. Bis dahin sein Ich einstweilen so lang Mit RigardS VourS John Ritich. Esq. las Rauch und Zreithtater. Ter frühere Kodurger Intendant P. v. Ebart erzahlt in Buhne und Welt": Fürst Günther Friedrich Karl der Erste von Schwarzdurg'Sondershausen hatte am 15. Oktober lfcll einen Zollan chlußvertrag mit Preußen unterzeich net und erhielt unbeschadet seiner landesherrlichen HoheitSrechte" von Preußen eine Bauschiumme von 15,000 Thalern. Ter. Fürst dankte Neige rührt für diese? neue Zeichen königlicher Hochherzigkeit' und konnte nun mit diesem Gelde wieder seinen Neigungen leben, vor Allem sein Rauchtheater" eröffnen. TicfeS Theater, eines der ersten wirklichen Hoftheater zu Beginn des 19. Jahrhunderts, kostete eine be deutende Summe. ES war im wahren inne des Wortes ein Hoftheater. Eintrittsgeld wurde nicht erhoben. Nur Personen, die keine Schmarzdurger waren, hatten beim Besuch deZ Theaters ein sehr mäßiges Entree zu zahlen. Toch soll die Kontrolle niemals ängft lich gehandhadt worden sein, schlim mer stand eS mit der Vertheilung der BilletS; jede Familie sollte nur eins erhalten. waS schwer durchführbar war und manche Befchwerde mit sich brachte.- Tie Tamen gingen bereits um vier Uhr die Vorstellungen singen erst um sieben Uhr an in daS Theater, um einen guten Platz zu erlangen: um aber nicht drei Stunoen lang müßig auf den eroberten Plätzen zuzubringen, nahm jede der guten Bürgerfrauen ihren Strickbeutel mit. Tas Theater hat sich so. wie es 1820 erbaut wurde, bis auf den beutigen Tag erhalten. Es besteht auS Parkett. Parterre, zwei Reihen Logen und Gal lerieraum; innerhalb und äußerlich ist eS freundlich und zweckmäßig einge richtet, und auch an geräumigen Gde roben und Musikzimmern ist kein Man gel. Vom Schloß aus führt ein ver deckter Gang bis dicht an das Theater gebäude. Ter alte Fürst erschien jeden Abend im Theater in Jagdkoftüm: offener, kurzer grüner Rock, schwarze Krawatte, weiße Piquewefte, weiße wildlederne Beinkleider und hohe Stie fel mit Sporen; er nahm mit seiner Umgebung in der ersten Reihe des Par ketts Platz, die Tamen des HofeZ neben ihm. die Kavaliere in der zweiten Sitz reihe. Wenn der Fürst bei feinem Platz angelangt war. wandte er sich um und grüßte, sich nach allen Seiten vev neigend. Vor dem hohen Herrn lagen auf einem Tische seine Meerschaum pfeifen, auf einem anderen Tische stand ein silberner Teller mit Apfelsinen, die der Fürst mit Dukaten spickte. Gefiel ihm die Leistung eines Tarstellers, ,fo warf er eine Frucht mit dem Bemerken auf die Bühne: Sing Er, oder deklg mire Er diese Stelle noch einmal!" Aber eben so deutlich drückte er auch sein Mißfallen aus. Konnte einer von den Künstlern seine Rolle nicht, so rief er: Auf die Wache, lernen!" Und nach beendeter Vorstellung wurde der Künste ler durch zwei Heiducken auf die Haupt wache abgeführt, wo man ihm vierund zwanzig oder achtundvierzig Stunden Zeit vergönnte, feine Rolle gründlich zu lernen. Ter Günstling des Fürsten war der im Jahre 1806 zu Berlin geborene Schauspieler und Sänger Ferdinand Heckscher. Heckscher war ein vielseitiger Künstler. So sang er die Rolle des Sarastro in der Zauberflöte" und spielte den Posa ünd Wallenstein sowie den Maffru in dem Unterbrochenen Opferfeft". Eine seiner Glanzrollen war die deS Zolky in Ter alte Stu dent" von Maltitz. In diesem längst vergessenen Schauspiel, das dem Für- ften außerordentlich genel, rief er mit, ten'im Dialog: Heckscher, Du bist ein ganzer Kerl, daS haft Tu gutgemacht!" sah der Fürst Gäste bei rch im Thea ter, die sich lobend in einem klassischen Stücke über den Schauspieler ausspra chen, so kam es wohl vor. daß er auf stand und zum Beispiel dem Ferdinand in Kabale und Liebe" zurief: Heck scher, die denken hier, Tu bist blos ein guter Schauspieler; zeige ihnen, daß Tu auch singen kannst, singe einmal die oder die Arie! Hermstedt, gib ihm den Ton an!" Tie littst einen Kontrakt ,u lösen ist in Künstlerkreisen wohlbekannt; sie zeigt sich je nach den Umstünden stets wieder von einer neuen Seite. P Lindau erzählt darüber in der ,,Ju aend" einige Anekdoten. Unter ande ren die folgende: Als Karl von Buko wies an der Spitze deS Wiener Stadt- Theaters stand, war ein Komiker bei ihm engagirt, der möglichst bald dem verlockenden Rufe einer anderen Bühne folgen wollte. Karl von BukowicS ftu dirte ein Stück wieder ein, das unter Laube schon mehrfach gegeben worden war. Bukowics sagte dem Betreffen den bei der Auftritts-Szene: Sie kommen von rechts." , Ich bitt schön." antwortete der Ko miker, ich komme durch die Mitte." Von rechts, sag ich Ihnen " Aber. Herr Direktor, ich habe das Stück zehn Mal unter Laube gespielt, ich komme durch die Mitte." Und ich sage Ihnen." ruft Buko wics mit erhobener Stimme in ärger licher Stimmung: Sie kommen von rechts! Wer ist denn hier Regisseur? Sind Sie es. oder bin ich eS?" Ich bin kein Regisseur." antwortete der Komiker, und sie sind auch kei ner. Herr Direktor!" Natürlich erfolgte die gewünschte Ent lassung wegen grober Ungebühr.' Leopold Greve, der Typus deS be- ständig zu Ulk aufgclcgtcn Komödian tcn, war im Berliner Schauspielhaus angestellt, wurde sehr wenig beschäftigt und sehnte lich fort. Er reichte wieder holt sein Entlassungsgcsuch ein. eS wurde immer abschlägig beschicken. Wochenlang ging Greve spazieren, ohne den Fuß auf die Bühne zu setzen. Ta begegnete er eincS Mittags Unter den Linden dem damaligen General'Jn tcndanten Herrn von Hülsen, der ge rade zwei oder drei Tage vorher das so und so oft schon erneute Entlas sungS-Gesuch wieder abgelehnt hatte. Greve trat mit schnellen Schritten auf den arglosen (!encralJntcndanten zu, zog höflich den Hut und sagte mit ver kindlichstem Tone: Ach, könnten Sie mir vielleicht sagen, wo daS königliche Schauspiel haus ist?" Hülsen gab keine Antwort. Am fol genden Tag war Greve auS dem Ver bände deS königlichen Schauspielhauses entlassen. TeolePort." Im neuesten Heft von Vilhagen und Klasing'S Monatsheften entwirft Wil Helm Jensen ein Eharakterbild von Klaus Groth. wobei er u. A. eine sehr bezeichnende v Anekdote erzählt. Ter Lieblingsplatz m dem Hause deS ver ftorbenen TichterS. in seinem saft ganz mit Wcinlaub. Aristolochia und Epheu übersponnenen Hause in Kiel war die Gartenpforte; häusig fand mau 'ihn, besonderes in späteren Jahren, auf die Pforte gelehnt, und über sie in den Schwanenweg, eine Art Miniatur Riviera" von Kiel, hinausblickendTie Pforte verursachte beim Auf- und Zu gehen einen eigenthümlich knarrenden Zon. Groth wurde dadurch zu einem stimmungsvollen, unter dem Titel Min Port" veröffentlichten Gedicht angeregt, in dem er aufzählte, bei wel chen Anlässen ihm die Pforte sein hal bes Leben lang so geknarrt habe als er mit seiner Frau m daS HauS zogen, wenn liebe Freunde und wenn leidige Botschaften eingetroffen, wenn Särge herein und wieder hinausge tragen wurden, und zum letzten Male werde sie knarren, ohne daß er eS höre, wenn man ihn selbst so fortbringe, Anhänger des TichterS, so wirdnun erzählt, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, durch Vorlesungen aus dem Ouickborn" auf die Gcmüthsverfeine rung der holsteinischen Landbevölkerung einzuwirken, brachten bei einer solchen Gelegenheit in einem Dorfe auch das Gedicht Min Port" zum Vortrag. Tiefe andächtige Stille herrschte bis zur Beendigung der Vorlesung. Befrie digt fragte der Vorleser die Zuhörer, wie ihnen denn die Tarstellung gefallen habe. Sie schwiegen. Nur ein alter Bauer, der in der vordersten Reihe saß, antwortete bedächtig: Ja, dat werr jo rlchtl schön, Herr Toktor. Ick meen man. worüm de Herr Professor de ole Port nich mal smeeren taten hatt, denn so weer jo dat hele Gedicht nich nödig West...." Tie letzten Worte" des Generals Desair. Auf der Place Tauphine in Paris. hinter dem Justizpalaft. wird, wie die ,.Fr. Z." berichtet, wieder der vor etwa dreißig Jahren abgetragene Tesaix Brunnen aufgestellt werden, der nach der Schlacht von Marengo errichtet worden war. Unterhalb der Büste Te- saix, die von einer Frauengeftalt be kränzt wird, war, als der Brunnen abgetragen worden, der' legendäre Satz eingegraben, den Tesaix erwiesener maßen nie gesprochen: Saget dem er sten Konsul, daß ich mit dem Bedauern sterbe, nicht genug für die Nachwelt ge than zu haben." Tiefer Nachwelt" hat die Nachwelt merkwürdige Aenderungen bereitet. Ursprünglich stand dort: nicht genug für die Republik gethan zu haben"; daS Kaiserreich ersetzte das Wort Republik" durch Ruhm". Tie Julimonarchie fand Frankreich" Pas sender und die zweite Republik natür lich Republik" noch richtiger. Das zweite Kaiserreich begnügte sich mit der Nachwelt", und jetzt wird neuerdings die Republik" auf dem Denkmal siguriren. Interessante Denkmünze. Eine sehr , interessante Denkmünze, die Friedrich der Große 1759 in der 3rit des siebeniübriaen Krieaes in sei nem Zorn über die süddeutschen Städte schlagen ließ, wurde diefer Tage in AI tendorf bei Langschede beim Graben aufgefunden. Die eine Seite der Denk- münze zeigt das Bild Friedrichs des Großen, die andere den Spruch: Nuernberg und Frankenfurt Will ich's denken Bayreuth Und Anspach will ich's schenken Bambcrg und Würzburg will ich's weisen Daß ich bin der König in Preußen. Lin Schlankopf. A: Wissen Sie nicht die Adresse des Toktor Klein?" B: Jawohl, er wohnt in der Karl ftraßc." A: Welche Nummer?" B: Ja, die weiß ich nicht, aber Sie können sich gar nicht irren, sie steht an der Thür." 3n der höchsten IVuii. Burcauvorftchcr (zum Hausdiener): ?liisin ?i hi Ihiir nickt so 111. Sie nervenloscr Kerl Sie. sonst ver läge ich sie wegen Zhürquälerci:' tTcbcnfae. A: WaS. die alte häßliche -chachtcl willst Tu hkirathen?" B: .Alt? Häßlich? TaS ,st Neben fache, wenn man eine Eeldschachtel braucht." SrSßlich. .Sie haben einen sehr kahlen Kopf. Sie sind gewiß auS Kalau?" Toch nicht. Ebensowenig wie Ihr geistvoller Witz, von dem man auch nicht behaupten kann, daß er an den Haaren herbeigezogen ist!!" Pas ist was Anders. Dame: ..Der wnd. den Sie an mich gestern verkauft haben, hätte bald mein Töchterchcn aufgefressen." Liundevcrkäufer: Na. Sie wollten doch tinen Hund haben, der Kinder gern hat." , i, ei. ..Nil. Gevaddcr. icd babe zeberd. Se wollden wieder heiraden!" Ei, wo denken Sie hin, da hätte ja de aan Scbdärberei von meim Säli gen sozusagen quasi gar genen Zwegg geyaoo: Kindermund. Besuch: Karlchen um wieviel Jahre ist denn Deine Schwester älter als Du?" Karlchen: Ich weiß nicht recht! Zuerst war sie 21 Jahre, dann wurde sie 20, und jetzt ist sie 13. . . . Nächstens werden wir Zwillinge fein!" Unbeabsichtigte Nlirkung. Arzt: Hier, HerrPiepSmaier, haben Sie die gewünschte Rechnung für ärzt lichen Rath. Sie beträgt 15 Dollar?.' Nun hüten Sie sich ja.vor jeder Auf regung, vor allem gehen Sie jedem Aerger aus dem Wege, der ist Gift für Sie." Picpsmaier: So, Herr Doktor, dann will ich man Ihre Rechnung lieberst zurückgeben." Diensteifer. Der alte Diener Petermann wurde von feinem Herrn beauftragt, mehrere Briefe auf die Post zu tragen. Hast Tu sie alle besorgt?" fragt ihn sein Herr, als er zurückkommt. Oh! Gewiß!" antwortete der eifrige Tiener. Dann fügt er in befriedigtem Tone hinzu: Es war einer dabei, auf dem dringend stand, den habe ich zuerst in den Briefkasten geworfen!" Gemüthlich. Bauer (zu einem andern): Weißt. Nachbar. Du bist a rechter Ochs!" Geh'. . laß mich mit Deinen Schmeicheleien in Ruh'!" ,' weiter nicht schlimm. Sommergast im Seebade: Na, hören Sie mal, diese Wohnung ist denn aber doch gar zu schmutzig." Vermietherin: Wat schabt dat? Sei gähn jo doch jeden Tag in de See baden!" Poesie und Prosa. Er (vor dem Hause feiner Angebcte ten an einem schönen August-Abend singend): Starrend vor Frost Steh' ich an Deinem Fenster Sie: Aber. August, bei die Hitze?!" worauf es ankommt. Ziinmervermietherin: Mit Klavier kostet die Stob? dreißig, ohne Klavier zwanzig Mark!" Hen: Ich habe selbst emJnstru ment!" Zimmervermiethcrin: Ja, das müf sen wir doch auch anhören; da kostet 's Zimmer also dreißig Mark!" Tin Bberschwerenöther. Leutnant: Das heißt, Jnädige, mit Ihnen möcht' ich auch nicht beim Ge Witter allein im Walde fein!" Die Gnädige (frappirt): Wie so denn nicht, Herr Leutnant." Leutnant: Aeh, selbstverständlich. Weil Jnädige jar zu große Anziehung? kraft besitzen!" Im Gerichtssaal. Präsident: Der Herr Staats-Anwalt beantragt Ihre Verurtheilung. Was sagen Sie dazu, Angeklagter?" Angeklagter: Ich verurtheile seinen Antrag." Kontrastwirkung. Fräulein A: Ich lese bei heißem Wetter immer tieftraurige Romane." Fräu ein B: Weshalb denn?" Fräulein A: Weil es mich darnach kalt überläuft!" w Kaum zn glauben. l'ab(?ißl ört, der berühmte Iord?n! ,ft ja iC' fflslr öeflbclt Hm. Sollte man es glauben.' daß Jemand auf der Tonleiter so hoch stci gen kann?!" ' Schlußfolgerung. Richter (in einem Hochstapler.Prozeß):' Wie kamen Sie dazu, dem Angeklaq Fürst?" " fd auswärtiger . Zeugin (schluchzend): Er hatte immer was im Krönchen."