Die legten Kosen. 3 f t j i a (3 hI S l b Ein prächtiger Herdfitag ging zur IMge. Die goldigen Strafen d,c sinkenden Sonne fallen auf dal roth? Weinlaub, das sich am Kartenhause emporrankt, sie fallen aus die dürren Mume und Straucher und vergolden all das ersterbende Leben mit ihrer melancholischen Pracht. Durch die klare. blaue Lust wehen die weißen erbft lüden heran, in dichten Mengen legen sie sich lautloi um Baum und Strauch und weben ein dichte Re über rgser und Blumen. Langsam sinkt die Dämmerung her nieder. Am Fenster, Das nach dem Karten einen Ausblick gewährt, fitzt ein Mann von etwa sechzig Nähren, mit ernftem. wehmüthigem eficht und weißem Haar nd schaut hinau? in den erstervenden ?aa. Auch für ihn begann nun der Herbst deS Leben. Langst hatte er ihn schon gefühlt. Die Kraft versagte von Tag zu Tag mehr, die Arbeitskraft, die ihn immer frisch und stark erhalten hatte. schwand allmalig dahin mit noch nicht sechzig Jahren schon ein tedens müder, kraftloser Grei. Ein tiefer, schmerzlicher Seufjer ent rang sich seiner Brust. Wenn nur der Krampf nicht wäre! ihm die Bruft zusammenzog, al wolle er ihn erwürgen. Zweimal schon war er ihm fast erlegen, gestern und vor gestern; jede Erregung sollte vermieden werden, denn wenn dn ?.nfall zum drit ten Male wiederkam, dann stand da Schlimmste zu befürchten. Ruhe! Ja. die hatte er nun. äußerlich wenigsten, nicht rezte sich um ihn, kein Laut, selbst da Ticken der Uhr war lautlo gemacht durch eine Übergesetzte Glasglocke; die Dienstboten schlichen auf den Zehen, und dicke Tep. piche dämpften die Schritte. Aeußer lich war die Ruhe da, aber in ihm, da drängte e und jagte e auf und ab. hin und her in wilder Haft. Gedanken . und Erinnerungen aus längst vergef. fcner Zeit, au der fernen Jugend, alte Leiden und Schmerzen wurden wieder wach. Darum hatte er nlln gearbeitet, ge rafft und geschafft, all fein Lebtag. darum in rastloser Hetze weiter und weiter vorwärts gestrebt, von Stufe zu Stufe, immer höher und höher aus dem Nicht herau zu einem Ehren Posten, zu einer angesehenen Persönlich Zeit, darum erbarmungslos und egoi stisch Alle zurückgestoßen, wa ihn hem men wollte, darum, darum allein. Nun stand er ja oben, nun genoß er all die Ehren, die einst ihm so begeh renswerth erschienen waren. Aber trotz Glanz und Reichthum stand er einsam und verlassen, auf unwirthlicher Höhe, ?l alter, kranker, gebrochener Mann nnd allein, mutterseelenallein. Schrecklich! ein bitteres Weh kam über ihn, wie er so grübelnd dasaß, die Stirn voll Falten, um den Mund ein schmerzliche Zucken und er hätte laut aufstöhnen mögen in seiner Seelen qual. Da mit einem Male kam der Krampf wieder, zog ihm die Brust zusammen, benahm ihm den Athem und raubte ihm beinahe die Besinnung. .Mit der letzten Kraft zog er noch die Glocke, im nächsten Augenblick war der Wärter da und bei dem Kranken be fchäftigt. Nach einigen qualvollen Mi nuten war der Anfall vorüber. .Rufen Sie. meine Frau!" gebot der Kranke. .Die gnädige Frau ist ausgegangen, vor einer Stunde schon," entgegnete der Wärter in dienstfertiger Haltung. Ja so. heut war ja die Gesellschaft beim Bürgermeister, der Kranke besann sich. freilich, da durfte seine Frau nicht fehlen, war doch einzig zu ' diesem Zweck eine neue seidene Robe, an Mchasit worden! Da galt'S zu zeigen, wer man war und daß man auch Ge schmack hatte, trotzdem man nur die Tochter eines schlichten Bauern war. Wie er diese Prahlsucht keiner Frau immer gehaßt hatte! Der Wärter zog sich wieder ins Vor zimmer zurück, und der Kranke blieb allein. Die Dämmerung war inzwischen ganz herein gebrochen, alle Möbel im Zimmer verschwammen im Zwielicht, sodaß nichts deutlich zu erkennen war. aber daS gerade thut ihm wohl. Ruhe nur und nichts mehr sehen von diesem Jammerthal, daS war ihm Labsal. Und zurückgelehnt in daS Pol! fter schaute er nun hinaus mit trüben Blicken in die violetten Abendwolken. die am Horizonte langsam aufzogen nnd fich tiefer und tiefer färbten. Und während er in die ungewisse Ferne starrte, zogen alte, längst vergessene Bilder und Erinnerungen vor seinem giistigen Auge wieder auf. Die Jugend, die Zelt der Kraft und der Freude stand wieder vor ihm. die Zeit, da der Jüngling zum Manne reift nnd hinausftürmt in das Leben mit kühnem Wagemuth und überschau, mender Thatenluft. nicht achtend der Gefahren, die ringS drohen, immer nur vorwärts drängend, al gehöre ihm die ganze große Welt. Auch er war so einst inS Leben ge stürmt. Und da er den Freudenbecher kaum an die Lippen gesetzt hatte, war ihm eines TaqeS ein Mädchen entgegen getreten, ein schönes, stolzes Kind, an der wie all die anderen ein ernstes Besicht, 1 ernst beinahe, und in den Der Jahrgang 21. Zügen etwas HerdeS. Bitteres. daS auf viele Erfahrungen schließen ließ und diese Mädchen hatte e ihm angethan, die Mädchen liebte er. wie man nur einmal liebt. Dann hatte er' ihr gestanden, hatte um ihre Liebe geworben, wieder und wieder, bis sie endlich in seinen Armen lag und sie sich schwuren, nie von ein ander zu lassen. Wochen vergingen so. Wochen eines endlosen GlückSrauscheS. Dann drang sie auf Hcirath. Heirath? Da war er stutzig gewor den. da mit einmal war er au dem schönen Traum herausgerissen und hineingezerrt in die kahle Wirklichkeit; und heirathen sollte er? Ja, daS war ja ganz unmöglich! Wovon sollte man denn leben? Er hatte nichts als feine gesunden Arme, kein BermSgen. sie hatte auch nicht also wovon dann einen Haushalt bestreiken. Ader das wollte sie nicht einsehen und drang heftiger darauf, daß er sie zu sei ner Frau mache. Da war ein Freund zu ihm gekom men, der um die ganze Geschichte ge wußt hatte. .Heirathen willst Du sie?" hatte der gesagt. .Du bist ja verrückt. Mensch! Mit zwelundzwanzig Jahren sich binden, und an ein armes Mädchen! Du ruinirft Dir ja Deine ganze Ear riere, wenn Du Dir solch eine Last auf bürdest! Nein, sei vernünftig und mach der Sache ein Ende, aber ener Uchr So hatte der Freund zu ihm gesprochen, der daS Leben kannte und dessen Autorität er stets blindlings über sich hatte ergehen lassen. . Und mit jenem Tage war er ein Anderer gewor den. Er sah das Mädchen nicht wieder, er schrieb ihr, daß alles aus sei und daß er an Heirathen noch nicht denken könne, ohne sie und fich unglücklich zu machen. Ob sie daran zu Grunde gegangen war. das erfuhr er nie, hatte auch gar nicht viel Zeit, darüber nachzudenken; denn jener Freund nahm ihn nun in seine Schule. Er war Elavigo, jener Carlos. ' Jetzt ging'S vorwärts, von Genuß zu Genuß, immer nur, um das Gefühl zu tödtcn. denn zum Vorwärtskommen ist daS Gefühl nur ein Ballast, der hinausgeworfen werden muß, damit man schneller nnd leichter hochkommen kann. ' . "ri So ging eS weiter, von Jahr zu Jahr, immer höher und höher. DaS Glück war ihm hold. Mit vierzig Jahren war er ein wohl habender Mann und nahm eine hoch angesehene Stellung ein in der Gesell schaft. Jetzt konnte man heirathen, natürlich nur seinem Vermögen ent sprechend. Em Jahr spater hatte er eine Frau. schwer reich, die einzige Tochter eines BauernhofbefltzerS. Zwar fühlte er sich nicht sonderlich wohl . an ihrer Seite, denn ihre Erziehung war man gelhaft, und weibliche Anmuth und Liebenswürdigkeit kannte sie nicht, aber daran hoffte er sich zu gewöhnen; die Hauptsache war ja, daß sie viel Geld mitbrachte. Doch er hatte sich nicht daran ge wöhnt. Die Frau war eigensinnig, herrisch, launisch und. fand ihr Haupt vergnügen darin, mit ihrem Reichthum zu prahlen. Sie hatte ihn eben nur geheirathet, damit er sie in die große Gesellschaft einführen sollte. Es lebte jeder für sich, nur vor der Welt und in öffentlichen Gesellschaften erschien man zusammen. der Schein sollte wenigstens gewahrt werden. Die Ehe blieb kinderlos. Da mit einem Male kam der Kramps wieder. Der Kranke richtete sich auf. wie weggewischt waren alle Gedanken eine entsetzliche Angst befiel ihn. Schrill läuteten die. Glocken durch den stillen Raum. Im Nu war der Wärter um ihn. Aber diesmal war eS Ernst, man brauchte den Arzt, und ein Bote eilte hinaus, um ihn zu holen. Furchtbar litt der Kranke, er wand sich in Schmerzen und schrie laut auf. Ader noch mehr litt er innerlich; wenn er nur nicht so mutterseelenallein wäre! So in den Tod zu gehen ohne allen Trost, ohne jede Liebe. Der Gedanke schien ihm unerträglich. Und mit einem Male packte ihn eine grausige Angst vor dem Tode, nein, nein; nur nicht sterben; und er klarn merte fich an die Lehnen des Stuhles. krampfhaft, wie in Todesangst. nur nicht sterben! und die Pulse tagten wie in wahnfinniger Hast, die Schläfen hämmerten, und auf der Stirne perl ten große Schweißtropfen, nur nicht sterben! Wie lange der Arzt blieb! Immer schrecklicher wurde der Zu stand deS Kranken, die Schmerzen übermannten seine letzte Widerstands kraft, und in seinem Hirn tobten die Gedanken in toller Haft, und immer MinifiiiKiidf Beilage zum SZebraska Staats-Anzeiger. wieder nur daS Eine: nur nicht allein und verlassen sterben! Und zum ersten Male haßt er seine Frau, die in kalter Selbstsucht immer nur an sich dachte und wieder kam ihm die Gestalt seine Mädchen von einst in Gedächtniß, seiner ersten Liebe von damal, aber die grausig ZUirklickkeit blieb. er war allein verlassen nnd mitte in all seinem Reichthum, mitten in all seinem Glanz lag er mutterseelenallein al ein fter bender Mann, da war da Ende seines Leben, da Ziel seine Sto den. Jetzt packte ihn ein neuer, grausiger kchreck, der rampf tarn wieder. Die mal aber stärker und anhaltender, so daß der Athem fortblieb und da Herz stillstand. Dann war e zu Ende. Mit all dem Prunk und Tand, den die trauernde Wittwe unentbehrlich ge funden, trug man ihn zu Grabe. Alle Honoratioren de kleinen Städt chen folgten hinter dem Sarge, der mit Kränzen und Palmen dicht bedeckt war. und die Stadtkapelle spielte den Ehopin schen Trauermarsch. ES war feierlich, und die tiefbettübte Wittwe war wirklich gerllytt. wenn schon sie zu ihrem heimlichen Troste sah. daß die neue Trauerrobe ,yr ganz vor trefflich stand. , AIS der Hügel auf dem Kirchhof von allen Leidtragenden verlaffen war, da nahte fich eine hohe, schlanke Frauen gestalt, ganz in Schwarz gekleidet und mit Schleiern dicht verhüllt. Sie legte einen Strauß mit frischen, duftenden Rosen aus den Hügel nieder und faltete die Hände wie zum stillen Gebet. Lange verweilte sie so. und während die Augen auf die Blumen starrten, eilten die Gedanken zurück in die Ver gangenheit Sie hatte ihn geliebt. Und nun er hingeschlummert war und fle ihn hinabgesenkt hatten in die kühle Erde, nun war sie gekommen, sein Grad zu schmücken mit Rosen, mit den letzten Rosen, die der Sommer noch hatte; denn Rosen waren seine Lied lingsblumen, das wußte sie. und darum kam sie und brachte ihm die letzten Rosen..'.. . otelleben im Innern Ctjiua's. Der .Oftafiatische Lloyd' bringt in der Nummer vom 15. Juni folgende, mehr anschauliche, als , verlockende Schilderung chinesischen Gasthaus ledens: Wenn Jemand eine Reise thut, so kann er was erzählen, heißt eS in dem bekannten Liede. Wenn daS Reisen in Europa im Allgemeinen schon eine Fülle der Abwechslung und des In teressanien mit sich dringt, so ist dies um so mehr in China der Fall, wo der Reisende oft der Abenteuer und daS Eigenen eigenster Art mehr erleben kam. als ihm lieb ist. Für heute will ich etwas von den chinesischen Nacht quartieren, den .HotelS" im Inneren Chinas, erzählen und von der gesegneten Rachtruhe, die man im Allgemeinen darin genießt. Will der müde Wanderer die Nacht nicht im Freien zubringen, was des überall herumstreifenden RSuberge sindelS wegen sehr gefährlich wäre' so muß er sich gegen Abend bei Zeiten nach einer Nachtherberge umsehen. Die praktische Frage: .In welchem Gafthofe steige ich ab?" ist hier nicht schwer zu lösen. Denn, gesetzt auch, daß es in einem Orte mehrere Gafthöfe gibt, was bei Städten, Marktflecken und größeren Orten stets der Fall ist, so sehen fich diese Hotels doch alle auf's Haar ähnlich und alle haben dieselbe primitive Ein richtung. Der Leser möge fich vor Allem so ein chinesisches Hotel nicht allzu großartig vorstellen und nicht etwa mit einem europäischen Albergo vergleichen wollen. In unserem Gast hose brauchen wir nicht viele Treppen oder aar einen Elevator zu besteigen; denn alle eigentlichen chtnelschen Hau fer find einstöckig, und so auch unser Gafthof. Dies gilt nur, wohlgemerkt, für das Innere Chinas, nicht etwa für die Hafenstädte. Der Grund davon ist aber nicht etwa wie in Holland, die Vermeidung der Fenfterfteuer für ledeS einzelne Fenster der zweiten und der übrigen höheren Etagen, sondern der Wille des .Himmelssohnes". des chinesischen Kaisers, welcher wünscht, daß seine Unterthanen im Allgemeinen nur in einstöckigen Häusern wohnen. Dafür hat aber der Chinese für den ersten und letzten Stock seines Palastes die weitgehendsten Privilegien .einge räumt bekommen; er braucht keinen Bauplan ausarbeiten und bei der Be hörde einreichen zu lassen und erst um Bauamehmiauna nachzusuchen, er hat kinen staatlich geprüften ' Baumeister nöthig, sondern jeder ist sein eigener Architekt, der auch nach Belieben sein v yvyr Vy Hau abbrechen, erweitern, an eine? anderen Stille aufbauen kann u. s. m. Um da Alles kümmert sich keine Be hörde; wenn der chinesische Unterthan nur seine verschiedenen Steuern regel' mäßig bezahlt, so läßt man ihn mit all' diesen Gesctzcsparagraphen ruhig ver schont. Sogar wenn sein Haus ein fällt, was bei dem alljährlichen großen Regen' während der Sommermonate nur allzu häufig vorkommt, da die Häuser zumeist nur aus zufammenge fchlagenem Lehm bestehen, bleibt er un behelligt, selbst wenn dabei Jemand um' Leben gekommen wäre; der Para graph von fahrlässiger Tödturg steht nicht im chinesischen Gesetzduche. Wenn das Haus eine Chinesen in Flammen aufgeht, fragt die gestrenge Polizei nicht darnach, ob da Brandstiftung von Dieben und dergleichen Gesinde! vorliegt oder ob der Eigenthümer viel leicht selbst seine Bude angesteckt hat. Letzteres kommt indessen, nebenbei ge sagt, ganz selten vor, da e im Inneren China keine Feuerversicherungen gibt. Um solche und ähnliche Kleinigkeiten kann fich die chinesische Polizei nicht kümmern, sie hat wichtigere Sachen zu thun. z. B. zuzusehen, daß die Spitz duben und Räuber nicht verscheucht werden, bevor sie daS HauS eines Reichen vollständig ausgeplündert haben, daß daS Geschlecht der Vaga bunden nicht ausstirbt, daß die großen und vermögenden Diebe laufen gelassen werden, mahrend man hte und da ein mal einen kleinen aufknüpft, daß die .Boxers" ihre Uebungen und Zusam menkünfte ungestört abhalten, sich all mälig zu staatsgeführlichen Sekten ent wickeln und in großen Massen an sammeln, um dann raubend, sengend, mordend daS Land ruhig durchziehen zu können, wie das nun schon seit ge raumer Zeit in Shantung und Tschili der Fall ist. Doch nach dieser Abschweifung müs sen wir wieder zu unserem Hotel zu rückkehren. zumal wir unS beim be zopften Wirthe schon angemeldet haben. Um in unser Gasthaus hineinzukom i men. müssen wir gut zusehen, wohin wir treten; denn man mutz zugleich nach oben und nach unten schauen, weil der Thürrahmen nicht gar hoch ist; mit andern Worten: man muß vorsichtig hineingehen, nnd wer einen europäi schen Zylinder trägt, möge ihn vorher wohlweislich abnehmen: denn mit die sem kommt er sicherlich nicht hinein. Der Fußboden ohne Dielen und Teppich besteht auS der natürlichen, fest gestampften Erde, ist holperig, und, wenn vornehm, mit einer Ma te bedeckt; nicht selten vertreten Asche, Heu oder Stroh die Matte. Länd lich, sittlich!" wird der Leser sagen. Und wegen dieser Ländlichkelt" hat auch jeder Gast daS Recht, überall ungentrt auf den Boden zu spucken, ohne im geringsten den chinesischen Anstand zu verletzen; o em Ubernll siges Ding von einem Spucknäpfchen kennt der Chinese nicht, und wollen wir es ihm und seinen Zweck erklären, ich glaube er würde uns auslachen. Ein Beispiel zu dem eben Gesagten: ein höher gestellter Mandarin wurde von seinem europäischen Freunde in seinem eben fertig gestellten Hause mit europäischem Komfort und sein möblir ten Zimmem zum Essen geladen. Auf die Frage, wie ihm, dem Mandarin, denn das wüt Haus und die westliche Einrichtung gefalle, antwortete er: es sei Alles ganz schön und nobel, nur fehle eines, nämlich der t u, d. k. Erde, um nämlich frei und ungenirt aus spucken zu können! Das Erste, was uns in unserer Wirthsftube in die Augen fällt, ist der Khang. Der Leser denke sich eine unge fähr 60 bis 70 Centimeter hohe vier eckige Erhöhung aus Ziegelsteinen oder wie meist aus fest gestampfter Erde aufgerichtet, die sanft immer die ganze Breite des Zimmers einnimmt. Die ser Khang ist der wichtigste Gegenstand etneS chinesischen Hauses; er dient, um daran zu essen, zu plaudern, zu sitzen. Opium zu rauchen und zu schlafen; er vertritt die Stelle der europäischen Oefcn. die im Innern Chinas so gut wie unbekannt sind. Ohne einen sol chen Khang kann fich der Chinese kein Haus vorstellen, und wenn er hört, daß wir im Westen dieses sonderbare Möbel nicht 'haben, sieht er fast mit leidig auf uns herab und bedauert uns, daß wir einer in feinen Augen so angenehmen Einrichtung entbehren. Der Khang hat im Innern einen freien Raum und das Feuer aus Holz oder Stroh, da vor dem Khang liegt oder durch die Mauern des HauseS in Verbindung mit dem Khang gebracht wird, zieht durch das Innere hindurch. Dieser chinesische Ofen, der gewöhnlich mehr Rauch als Feuer in'S Zimmer bringt macht dem Europäer den Auf enthalt meist unmöglich, während die Chinesen, von Jugend auf daran ge ro No. 20. wöhnt. sich von solchen Kleinigkeiten nicht stören lassen. Man muß staunen, wie die Chinesen oft stundenlang in einem Zimmer sitzen, plaudern und schlafen können. daS von Steinkohlen rauch oder Dampf au feuchtem Holz oder Bohnenstroh ganz erfüllt ist. so daß man kaum eine Hand breit vor sich sehen kann. Ja. der Chinese raucht noch ganz gemüthlich feine Pfeife dazu, während e dem Europäer in den ersten Minuten schon ganz schlecht und Übel wird. Freilich ist dieser Aufenthalt in solchen mit Rauch und Qualm erfüllten Zimmern wohl auch die Hauptursache der in China so häufig verkommenden Augenkrankhciten und vollständigen Erblindungen. In einem solchen Raume muß nun der müde Wanderer seine matten Glieder ausstrecken, in der Hoffnung. Schlaf zu finden. Ihn findet der Europäer aber Anfang fast nie. da der Khang für ihn fast stet zu kalt ode? zu heiß ist. Im Geheimen will ich noch verrathen, daß solche Khang nur allzu häusiz. um nicht zu sagen, fast immer, von allerhand .Kleilivolk" stark bevölkert sind: wie tone asperle stürzt sich die .beißende Kavallerie" auf den ermüdeten Gast. Da für Bettdecken und andere Schlafbedürfniffe von Seiten unseres chinesischen Wirthes nicht gesorgt wird, so muß dies der Reisende selbst thun. AIS Kopfkissen gebraucht man am besten den Sattel eines Pferdes, was auch noch den Vortheil hat. daß derselbe nicht von den herumlungernden langfingrigen Chinesen, gestohlen w,ird. In un skrem Wirthshause ist außer einem wackeligen Tische, der bei unserer An kunft vom Kellner rasch mit einem Fetzen Papier abgewischt wird, von den komfortablen Einrichtungen deS Westens nichts zu erblicken. Nicht einmal ein Stuhl ist vorhanden, statt eines solchen aber ein viereckiges Gestell. daS einem Zimmerbocke, auf dem die Zimmerleute in Europa die Balken glatt hauen, nicht unähnlich ist. Auf besonderes Verlangen erhält man noch einen Napf Wafchioasser auf den unebenen Boden hingestellt, und zwar stets und zu jeder Jahreszeit heiß, da faft alle Chinesen an der Kaltwasserscheu leiden. Die Mauern unseres Salons waren früher einmal mit Papier oder Tapeten be klebt, wovon noch einige herabhängende und zerrissen Fetzen Zeugniß ablegen. Die Fenster, iion denen keines geöffnet werden'kann, sind an Stelle von Glas mit Papier versehen, das zuweilen mit ver chiedenen Karnkaturen von Men schen, Thieren, Bäumen und dergleichen bemalt ist. Der Wind, der Regen, die Finger der Neugierigen, besonders der jungen Bengels. haben hier und da allerdings schon verschiedene .enster scheiden" beseitigt, was jedoch nicht viel ver chiagt, da un er Wirth auch zu gleich Glasermeifter km Nu eine frische Scheibe eingesetzt hat. indem er einfach einen neuen Bogen llber die Oessnung klebt. Zur heißen Jahreszeit werden sämmtliche Fensterscheiben zur Ventil tton durch einfaches Abreißen der Papierbogen entfernt. Gäbe es im .Reiche der Mitte' Patente, so müßte man nach meiner Ansicht vor Allem diese überuus einfachen, billigen, eminent praktischen und jeder Jahres zeit angepaßten chinesischen Fenster patenttren lassen I Aus dem wackeligen Tische erblicken wir den unvermeidlichen Tfch'a.chu, den Theetopf, nebst einigen Tanen und eine ebenfalls patent fähige chinesische Lampe, d. h. einen hölzernen oder eisernen Stab auf einem breiten Holzfuß. der reich mit Staub und Schmutz und vertrocknetem Oel verziert, ein Schüsselchen mit Pflan zenöl. ungefäyr in Form eines Trich terS trägt; darin sieckt ein schlecht bren nender Docht von Baumwolle oder Papier. Bei solcher elektrischer Be leuchtung sieht man gerade genug, um das Essen nicht in die Nase, sondern in den Mund zu stecken, nicht aber aenua. um nicht über ein Stück Holz zu fallen, das auf dem Boden liegt. In einer etwas vornehmeren Gaststube sieht man häufig eine Anzahl anderthalb bis zwei Meter langer und dreißig Centimeter breiter Papiecstrelfen von rother oder weißer Farbe an der Wand herunter hängen, die Duitze. welche mit Sin' sprächen versehen sind und die bei einem Familienfeste oder feierlichem ntane o B. Hochzeiten) dem Wirthe von Freundeshand geschenkt wurden. Die Zimmerdecke, wenn eine solche überhaupt vorhanden ist, besteht aus Papier oder einer dünnen Matte und trügt den zweiten Stock, aber nicht etwa für Menschen, wie oben schon bemerkt, sondern für Mäuse und Ratten, die aunacylliai darauf em Fretkonzert geben und die Nachtruhe des Gastes versüßen. In diesen Gasthäusern erhält man Thee. Branntwein (für den Fremden aber fast ungeießbar wegen seiner Schärfe). Brod und Eier, einiges Gemüse. Fisch und zumeist auch Schweinefleisch falls der !3iill) kein Mchimrdzsr ist , Vr mein ziemlich schlecht und dem ilk'iropger Arfcing wenig mundend. Die verschiedenen Portionen werden in Kleinen EckÜffelchen aufgetragen und .da ganze Efibkiteck besteht in zwei, 'etwa einen Fuß langen dünnen Holz !ßSdchen. senannten L'ue'tzk, womit , sämmtliche Epkifen genossen werden. Die Chinchn. Groß und Klein, sind in j'der Handhabung diese primitiven. dikllclt von Adam schon erfundene Efj Werkzeuge fehr geübt, während der Europäer, falls er mit diesen Dingern nicht vertraut ist und kein europäisch Besteck bei sich bat. gezwungen ist mit der Hand zu .arbeiten". Glücklich der Reisende, der in einen, chinesischen Gafthofe ein Eztrazimmer erobern kann, da freilich nach seiner Ankunft erst .hergerichtet' und vor fei nen Augen mit einem langen Reifer befen säuberlich ausgekehrt werden muß. da bis dahin zuweilen der Esel de Wirthe oder ein anderer Vierfüßler sein Log! darin hatte. Unglaublich aber wahr! Und nach der Abreise de Gaste wird der Esel wieder einziehen. Ich ziehe aber ein solches Privatkadinet immer noch einem allgemeinen Kdang vor. auf welchem oft zwanzig, dreißig, ja fünfzig Chinesen zusammen kampi ren. Wer mit diesen zusammengepfercht wird, ist wirklich zu bedauern. Einige schnarchen um die Wette, andere plau dern. jene trinken Thee, wieder andere zanken sich oder feilschen, wieder andere rauchen die kleine Pfeife oder die große Wasserpfeife, deren Geruch widerlich ist; viele rauchen Opium, ein für den Europäer una usftehltcher Geruch, andere machen bei einer qualmenden Lampe Jagd auf verschiedenes Kleinwild, wie der andere endlich kämmen und flechten sich gegenseitig den langen rabenschwar zen Zopf, während sie dabei nach Zigeunerart gegenseitig in den Haaren emsig allerhand Kleinigkeiten suchen. Und mitten in dieser vornehmen Gesell fchaft dampfen Kessel mit Wasser, um Thee zu machen nnd Mehlsuppe zu be reiten. Ja, fürwahr eine noble Gesell schaft. wird der Leser sagen, von der Abschied zu nehmen unS nicht allzu schwer fallen wird. Und frägt mich schließlich der freund liche Leser, waS in solchen chinesischen Hotels die Zeche gewöhnlich betrögt, s, antworte ich. daß die Preise im Allge meinen mäßig zu nennen und verhält nißmüßig billiger sind, als in Europa; für 400 bis 600 KSsch (große Sapeken. etwa 1 Mark bis 1 Mark 25 Pf.) ist der Reisende mit seinem Reitthier so ziemlich pro Tag versorgt. Freilich sind dann die Ansprüche auch sehr ae ring und nur auf das Nothwendigste beschränkt. Auch der König tuft warte. .Ich bitte um Eintrittskarten für vier Personen." Mit diesen Worte trat vor einigen Tagen Mittag um 12i Uhr em elegant gekleideter Herr an den Billetschalter der Tropfstein höhlen in Rübeland, wurde aber mit dem Bemerken abgewiesen, daß die Höhlen voy 12 bis 2 Uhr geschloffen seien. .Haben auch nicht hochgestellte Persönlichkeiten während der Mittag pause Zutritt?" fragte der Herr. .Bedauere sehr," lautete die Antwort des Beamten, es werden keine Unter schiede gemacht." .Wenn nun aber Majestät kommt?" forschte der Unbekannte weiter. .Und wenn selbst .Majestät kommt, so werden die Karten nicht vor 2 Uhr ausgegeben," gab der Beamte, welcher glaubte, daß man ihn aufziehen wollte, zurück; hatte er doch erst am Vormittag gelesen, daß der Kaiser, um den e sich , für ihn nur handeln konnte, km Manö verfelde wellte. Der Fremde über legte einen Augenblick und wandte sich dann dem Hotel .Zur grünen Tanne" zu. Um Z2 Uhr erschien der Herr wieder und hat um vier Karten. .Nur noch eine Viertelstunde." erhielt er zur Ant wort, dann werden die Karten ausge geben." Endlich war der erwähnte Zeiipunkt erschienen. Inzwischen waren noch zwei Herren und eine Dame heran getreten, und die Billets überreichend, wandte sich der Fremde an einen der Herren mit der leisen Bemerkung: .Majestät, wir können gehen!" Den Ohren des Beamten waren diese Worte jedoch nicht entgangen, und da er sich Gewißheit über die Persönlichkeit der Gäste zu verschaffe gedachte, wandte er sich, , als diese die Höhle zu betreten hat ten, an den ersten Herrn, welcher draußen auf und ab ging, und sich al ein Herr v. Caprivi zu erkennen gab. mit der Bitte um Auskunft. Nun aber wurde er vertröstet bis zu dem Augenblicke, wann die Herrschaften wieder abreisen würden. Als dieselben wieder erschienen und die Räder be stiegen, auf welchen sie gekommen waren, lüftete Herr v. Caprivi den Schleier des Geheimnisses mit den Worten: Se. Majestät der König von Württemberg." Frech. Hausfrau: .Was muß ich sehen, ein Soldat ißt mit in der Küche?" Köchin: Ja, gnädige Frau, in Ge sellschaft schmeckt's besser!" Sei Eedankengang. Fräulein: .ES giebt doch nichts Schöneres, als Flur und Wald zu durchstreifen!" Student: .Sie meinen, nach einer Kneipe?"