Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 04, 1900, Image 16

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    brennt.
O'.rtt
cüi:ft (cJ(t von L Sie m m.
t t GartkNiriKe ließt in mit'ernöch.
tigrr Ruhe. Tie fiüfien Häuier sind
dun'ei und die 4ttt.r tot 3j:gJi!ni
verschlossen. Nur in der .Thurmvilla"
stimmert och eine rolhversqleiert
1'amM. Siltt jemand im Thurmftüd,
chcn vertieft in ernsieS Studium? Cd
ift's ein Kkankcnz:mmer? Nein, tu
wärt daZ Licht wohi grün verhängt.
Was hier aber der rothe Schein be
strahlt. daZ ist Jugend und Gesundheit,
und aaii, gewiß kein Studium! Oder
c4?
Am Kamin im Schaukelftuhl träumt
ein junges Mädchen. Oder vielmehr
sie denkt sehr scharf, sie ftudirt ein
uraltes, bekanntes und doch ewig räth
sklhafteS Buch: TaS Herz!
Ihr eigenes? Ach, sie hat ja kein?
Wenigstens glaubt er daS. dieser schreck
liche Forstasseffor von Tornbach.
Sie, kennen sich vom Sommer, von
e nem Landaufenthalt her: nun 1 1 er
plötzlich in der Stadt und sie treffen sich
überall. Ach ja. er ist immer da ! Auch
wenn sie mit andern spricht, fühlt sie
beständig seine Gegenwart. Und das
ist ärgerlich, sehr ärgerlich! Denn er
ist eigentlich ja was denn? Sie haben
so verschiedene Annchten!
Er meint wahrscheinlich, der Mund
ist zum Schweigen und die Augen zum
Niederschlagen da. die Hände wahr
scheinlich zum Stricken und die Füße
ach die Fütze! Nicht einmal ordentlich
tanien kann man m,t ihm. denn er
-lahmt mit dem linken Lauf", wie er
in seiner drolligen Waidmannssprache
saat. Trobdem bat er gestern die
Kühnheit gehabt, sie zum Cotillon zu
engagiren. und eS ist doch eigentlich
wunderhübsch gewesen. Er spricht mit
ihr von ganz anderen Dingen, wie die
übrigen Herren, und sie bekommt ganz
neue Interessen. Seine Stimme hat
auch einen so eigenen Klang und die
Augen find von einem besonderen,
schwärmerischen Blau. Aber die Augen,
die sind es, was sie fürchtet. Denn sie
können auch streng und durchdringend
blicken.
Und das das läßt sie sich nicht ge
fallen! Dann guckt sie schnell weg,
nimmt ihren übermüthigen Ton an.
macht Witze, moquixt sich, neckt sich mit
Leutnant Rex, der immer ihres Winks
gewärtig ist und und das kann Dorn
dach wieder nicht leiden! Aber das ist
anmatzend von ihm. sie ist ja doch keine
Kokette! Nur so ein bischen Königin
spielt sie gern.
Himmel, sie ist es doch einmal. Un
bcstritten die Königin der Saison.
Sie ist das allbekannte: Evchen, Ev
chen, Evchen schön Evchen von der.
Hevden!"
Daß der kleine Rex diese Bezeichnung
. für sie aufgebracht und einmal in aus
gelassener Stunde sie damit nach Me
lodie des Haideröslein" angesungen,
das braucht Dornbach nicht so finster
aufzunehmen. Rex macht immer Witze
und ist ein famoser Kamerad". Ev
chen würde sich schändlich ärgern",
wenn er so thöricht sein sollte, ihr einen
Antrag zu machen und damit dem lufti
gen Verkehr ein Ende zu fetzen. Denn
Rex heirathen
Evchen lacht laut in die Nachtstille.
Dorndach's liebes, ernstes Gesicht taucht
wieder vor ihr auf und sie seufzt: Aber
ein alter Pedant ist er doch!"
Dann springt sie auf und zieht die
schimmernde Nadel aus der Frisur, daß
der dunkle Haarknoten sich in eine weiche
Locke auflöst.
Plötzlich horcht sie. , ,
Ein sonderbarer Ton durchdringt die
Stille: Die Knarre des Wächters! Dann
ein Rufen und Rütteln Evchen eilt
an's Fenster und prallt zurück, ein
gluthrother Schein fällt über den Vor
garten Feuer!
Im Nachbarhause, das durch einen
Gartcnstreifen von der Villa getrennt
ist, wird es unheimlich lebendig, und
bald tönt das Raffeln und Läuten der
Feuerwehr.
Evchen läuft die Treppe hinunter und
trifft den Vater, schon bereit, das Haus
zu verlaffen, die Mutter im Schlafrock,
mit Schlüsseln in den Handen und sehr
ängstlich. Evchen eilt in das Balkon
zimmer, wo sie am besten m die Nach
darschaft sehen kann.
Ist es bei Ulrichs?" fragt Frau von
der Heyden, während sie Silberzeug
packt., ..Nein, bei Weiffens. Aber die
beiden Häuser haben ja nur eine ge
einsame Zwischenwand. Könnte ich
doch der kleinen Frau Ulrich zu Hilfe
kommen denke nur, die Angst mit den
Kindern." Nein, Evchen. Du bleibst,
Tu mußt mir helfen." '
Eoa steht in höchster Ungeduld. O
wie das flammt und raucht! Bei Ulrichs
läuft alles durcheinander. Da kommt
Papa!"
Bereitet Euch auf Einquartirung
vor, nes Herr von der Heyden beim
Eintritt. Ulrichs kommen."
Ist ihr Haus in Gefahr?"
Nein, das Feuer wird sich wohl
auf's NebenhauS beschränken, Feuer
wehr und Polizei find sehr thätig.
Aber die Unruhe ist natürlich groß, die
Kinder find gar nicht zu halten. Da
kommen sie."
Eine junge Frau tritt ein, etwas er
" regt, aber nicht fassungslos, ganz zier
lich angezogen, wobei nur die große
blaue Küchenschürze sehr komisch wirkt.
Aber wie man drüber lacht, meint sie
geheimnißvoll, die Schürze habe wohl
ihren Zweck! Sie läßt die Damen ihre
geretteten Schätze sehen, ebenso die Kin-
IVenn's
der. die sich öngö'.ich um n drinfn
und mit Puppen. Kaninchen. Kochte
schirr und Soldaten beladen sind.
Tann kommt auch der Prosei'or
Ulrich, ein großer, einstmals ichC.ui
Mann mit der etmes schlagen freki:-
tendall.:na und dem ?:rsdruck h. rm!?-
fer Undekümmertbeit.
Haben Sie auch was gereUct ?" frav te
Evchen. Der Prosen oeuie aui
einen Zolioband und sagte munter: .I
nöe. nichts ahnend, an meinem 23re;ä
tisck. vertieft in diese kostbare Hand
schrift, da erbebt sich ein Höllenspektakel!
Eine mächtiger Wasserstrahl klatscht an
mein Fenster eine Scheide springt
ick flüchte, obne m begreifen. waS
eigentlich loZ ist und da ist eS mir
oeaanaen wie jenem alten Invaliden
.Da ariff ich erst nach meiner Pfeife.
und dann nach meinem Bein." soll
heißen: .Ich dachte erst an mein Buch
und dann an meinen Rock!" Und so
verleiben Sie. meine Gnädige, die
Frackschöße sind etwa lang gerathen!"
Dabei deutet er lachend auf seinen
Schlafrock, aus dem es an HalS und
Händen zwar schneeweiß aber doch der
dächtig wenig salonmäßig schimmert.
Die Damen lachen.
Und nun kommen neue Gäste. Dies
Mal eine alte Dame im wunderlichsten
Eostüm und laut jammernd: Meine
Haube, ich habe ja keine Haube auf!
Ach. sie hat mit der Haube auch wohl
ihre Haare vergessen und fühlt sich
daher doppelt hilflos. TaS schöne
Evchen aber lacht diesmal nicht, sondern
eilt der Alten freundlich entgegen, da
sieht sie zu ihrem Staunen: Die sie
führen, das sind nicht zwei Feuerwehr
leute. sondern der lange Leutnant Boh,
len und der kleine Rex! Und dahinter
ein junges Mädchen, blaß und simpel
und verängstigt, aber geführt von Dorw
dach! Der blickt mit so herzlicher Theil,
nähme auf seinen Schützling, daß Eva
ganz betroffen und fast eifersüchtig
wird.
Tann ist sie aber gleich wieder ganz
Leben und Bewegung. Sie ordnet an.
daß die gelähmte, alte Nachbarin in
einem Fremdenzimmer zur Ruhe ge-
bracht wird und wendet sich dann an
die junge Gesellschafterin derselben.
Nicht weinen!" redet sie ihr lieblich zu.
Ihnen ist ,a nichts geschehen! Wie
Ihre Sachen verbrennen? Sie haben
nichts versichert? Kommen Sie, erzäh
len Sie mir, was es ist. Liebe Anden-
ken? Oh nur Toilette !" Evchen
lacht ein bischen, aber dabei faßte sie
das kleine Fräulein um und zieht sie mit
sich fort, etwas von ihrem Kleider-
chrank" flüsternd.
Frau von der Heyden hat indessen
kochendes Wasser besorgt und winkt ihrem
Mann. Soll ich Kaffee ?" Laß.
mich nur, Frau, ich denke, wir trinken
ein Gläschen Punsch." Das Erforder
liche ist schnell zur Hand, die Offiziere
erweisen sich hilfreich und erzählen
dabei eifrig, wie und wo sie die Kunde
von dem Feuer erhalten, und daß sie
sich doch hätten überzeugen müssen, ob
das verehrte Heyden'sche Haus auch nicht
gefährdet sei.
Und Tornbach sagt nachdrücklich:
Ich weiß garnicht, wie ich eigentlich
hergekommen bin! Von meiner Woh
nung sah es genau so aus, als brenne
der Thurm dieses Hauses."
Nun, das Thurmfräulein brauchten
Die qiuatlcherwelie man zu reuen,
bemerkte Rex, dafür aber ein anderes
Mägdelein. Was für ein armes Wurm
ist das eigentlich? Und wo bleibt unser
Thurmfräulein?"
Der Forstassenor steht wieder auf.
Ich muß noch einmal nach dem Feuer
sehen." sagte er.
,Aber Sie kommen
wieder?"
Das verspricht
er und geht. Im
Kinderstimmen von
Eva's goldtöniges
Hausflur hört er
fern, dazwischen
Organ. Einen Augenblick lauscht er,
dann tritt er zögernd in einen halbdunk
len Raum, am Ende des Corridors,
eine Art Schrankftube. hinter der wie-
derum eine Rumpelkammer liegt. Dort
sieht er zwischen Kisten und stürben und
allerlei Hausrath das schöne Evchen am
Boden knieend, in dem einen Arm eine
Puppe, in dem anderen das Kaninchen
des Hauses, für das Kurt nach ihrer
Anweisung eine Kiste mit Heu zurecht
macht, während die kleinen Mädchen
mit Evch?n's alter Puppenwiege hanti
ren und Karl ihr seine Dampfmaschine
erklärt, die er in einem Kasten hütet und
die darum so furchtbar interessant ist,
weil sie explodiren kann!" Evchen
zeigt das von ihm erwartete Entsetzen
yolyfi eneilvou. moem sie beinah um
fällt. Dann schickt sie Kurt in die Küche
nach etwas Futter, weil das Kaninchen
schon hungrig vom langen Wachen die
Schnauze sodoll bewegt." Er will nicht
allein gehen, Evchen soll mit. aber die
kleinen Mädchen hängen sich an sie:
icyi meggeyen. vcyen, wir md o
bange vor dem Feuer!" Ihr Närrchen.
das kommt nicht hierher!" Aber es
war dicht ymier unserm Bett wir
haben es knistern hören! Da können mir
nicht Mieder schlafen!"
Das sollt Ihr auch nicht! Ihr
schlaft bei mir diese Nacht. Kommt, ich
zeig' Euch meine Stube! Ei. da ist ein
langer Stuhl mit einem weichen Fell,
der schaukelt so schön, darin kann
Annchen schlafen und Gretchen bekommt
mein Bett"
So plaudernd geht sie mit den Kin-
betn durch das Schrankzimmer, ohne
den Lauscher in der dunklen Ecke zu de
merken. Der blickt ihr mit entzücktem
Ausdruck nach' Ist diese holde Gestalt
mit dem kindlichen Ton dieselbe, wie die
stolze Bällkönigin mit dem üdermüthi-
gen Zünglein. daS schon so manches
Mal fein :ß aufwallende? Herz r
ittzt bat? Tikr tteii sltinodi'chk Herz,
das sich in der Waldheimath fern Ideal
ganz anders ausgemalt und nun doch
rettungslss dcm ganz modernen Zau
der die'"! schönen MädchenS verfallen
ist.
-Während er sinnend durch den Cor
ridor geht. kommt Evchen zurück.
.Ganz allein?" fragte sie. Hier. Sie
müssen auch etwas thun. Hüten Sie
doch mein Schmuckkästchen! Ich sollte
eS durchaus herunterholen, habe aber
keine Zeit muß zu den Kindern. Sie
fürchten sich wohl?" lacht sie bei seinem
Zögern. .Es ist kein Nldelungengold
Damit drück sie aus eine Feder, daß
der Deckel aufspringt, und lauft fort,
Erläßt ein paar Schmuckstücke durch
die Finger gleiten, da trifft er auf ein
kleines, goldenes Herz, ganz schlicht und
unverzert. mit der Inschrift: Dein
Ä!aqreno ornoaq es lraumerifch m
der Hand hält, wird er gerufen, und
unwillkürlich steckt er die Hand mit dem
goldenen Herzen in die Tafch.
Im Eßzimmer dampft jetzt der
Punsch: Evchen kommt zurück und reicht
die Gläser herum, wobei ihr Karl zur
Hand geht, der auf dem besten Wege
ist, sich einen kleinen Spitz zu trinken
und sich in da? schöne Evchen zu ver
lieben. Dafür droht der kleine Rex
ihm ernstlich mit einer Forderung, und
Evchen versichert, Karl selbst neige viel
gefährlicher zum Explodiren, wie seine
berühmte Dampfmaschine. Dabei fällt
ihr das Licht ein. das sie vorhin in der
Rump'elkammer hat brennen lassen und
bei der heute begreiflichen Furcht vor
Feuersgefahr schlüpft sie hinaus, um
nachzusehen. Tornbach nimmt schnell
daS Schmuckkästchen und folgt ihr un
bemerkt. Im Schrankzimmer kommt sie ihm
schon entgegen, mit dem Licht in der
Hand, das hell ihr Gesicht bescheint, die
kindlich hängende dunkle Flechte und
das weiche blaue Hauskleid keine
Spur von einer Königin! Suchen Sie
etwas?" fragte sie, und zwar so schüch
tern, wie er sie nie gehört.
M wollte ahnen nur 5br Sckak
küstchen zurückgeben: denn ich muß fort
Ueverzeugen Sie sich, bitte, ob nichts
Wirr
Wie ärgerlich!" saat Evchen. aus'.
Neue geärgert durch seine Pedanterie
Wie er aver darauf bestebt. bliest sie
nuaziig in den asten und ruft gleich
Mein Herz ist weg!"
Ach-!?"
Es war nur ein kleines, wertbloies
Ding, altmodisch und schlicht, aber es
war mir lieb. Das muß ich wieder
haben!"
Wie. wenn es schon gesunden wäre?
und der Finder wäre unehrlich aenua.
es nicht herausgeben zu wollen?" Sie
sieht ihn befremdet an. und er fährt
schnell fort: Wenn er Ihnen nun einen
rausch vorschlägt wenn er Ihnen ein
anderes Herz anbietet. Es ist auch
schlicht und altmodisch sollte es aam
weriyios ,ein k jder glauben Sie. daß
es ynen iieo werden könnte r
Evchen steht in reizender Verwir
rung. Plötzlich blitzt aber der alte
-chelm auf und fte fragt: Wenn nur
die Inschrift stimmt, auf die kommt
es an."
feie stimmt, sie stimmt!" ruft der
Forstassessor glücklich, Inhalt und
Schrift dieses Herzens sie lauten:
Dein!"
Wie die erste Aufregung Über diese
Verlobung sich etwas legt, sagt Frau
von der Heyden vertraulich zu der klei-
nen irau mnch: Ja, die Ueber,
raschungen, die Zuns unsere Töchter be,
reiten! Ich rathe Ihnen, feien Sie auf
Aues gefaßt und glauben Sie nicht,
vag sie Jyre einstmals Huten werden
Da ist man nun Ball-, Eis- und Ten
nwmuner, mag)! aus Toiletten eine
Lebensfrage, um es endlich zu erleben,
daß das einzige Kind sich mir nichts,
oir nicyls verlovk im Morgenrock
Nachts um 2 Uhr! In der Rumpel
kammer!"
Verfehltsr 2llarm.
Humoristische Erzählung aus dem Soldaien
leben von Freiherrn o. Schlicht.
aot Herr Mazor von Enberg. der
ckls Beherrscher aller ihm unterstellten
Reußen es waren ungefähr fünfhun-
den als elbttnändiaer Rataiklm?
kommandeur in der kleinen Garnison
ein Leben führte, um das selbst die
seligen lSötter ihn beneiden konnten,
befand sich heute in der denkbar schlech
testen Laune.
Wenn ein Vorgesetzter sich ärgert,
so sucht er dadurch wieder gesund zu
werden, daß er seinen Untergebenen
grob wird an dieses Wort hatte der
Major nicht nur gedacht, sondern er
hatte auch demgemäß gehandelt. Er
war seinen Unterthanen nicht nur grob,
sondern sogar s ehr grob geworden,
aber es nützte alles nichts, die schlechte
Laune blieb bestehen, und nicht ohne
Grund.
Der Herr Major hatte einen Brief
von dem Herrn Oberst erhalten.
.Der Herr Oberst vermißte Ausbil
dung der Truppe in der Alarmbereit
schaft. Das Schreiben schloß: Euer
Hochwohlgeboren ersuche ich demgemäß,
an einem der allernächsten Tage Ihr
Bataillon zu alarmiren und im An
schluß daran eine Uebung abzuhalten.
Einem Bericht Euer Hochwohlgeboren.
eine wie lange Zeit das Antreten des
Bataillons nach dem Alarmsignal in
Anspruch nahm, sehe ich entgegen."
Itx Major zündete sich jV;.u C:-:::.
die ihm ausgegangen war, von neuern
an und dachte über sein Geschick nach:
der Oberst halte Recht mit dem. was er
schrieb, ach zu diel Dienst hakte er in
der letzten Zeit nicht angesetzt, seine
Kerls und feine Herrn Kerls, die
Offiziere, liebten die Bequemlichkeit.
da? mußte er. und er selbst liebte auch
die Ruhe.
Aver jetzt yais es aues ich:, er
mußte in sich gehen, sich bessern und
vor allen Dingen fein Bataillon alar
miren. Der Herr Oberst wünschte, daß
dies an einem der allernächsten Tage
geschehe wer Soldat ist. weiß, daß
die? so viel wie heute bedeutet.
Der Major stöhnte.
Er nahm die Generalstabskarte, die
stets auf dem Rauchtisch neben der
Chaiselongue liegen mußte, zur Hand
und dachte sich eine Uebung aus.
Der Bursche machte ein sehr erstaun
ics inesichl. als er am Nachmittag um
fünf Uhr Befehl erhielt, beide Pferde
zu satteln. Daß sein Herr um diese
Zeit spazieren reiten wollte, war noch
nicht dagewesen, so lange er denken
konnte, und er zerbrach sich den Kopf
darüber, was wohl seinem Gebieter
passirt sein möchte.
Aber sein Erstaunen wuchs, als der
Herr Major nicht , in Ueberrock und
Mütze, fondern in Waffenrock und
Helm auf der Bildfläche erschien und
sich in den Sattel schwang.
Um Gottes willen, es wird doch
nicht Krieg erklärt worden sein.
dachte der Bursche, dann setzte er sich
schnell ebenfalls seinen Helm auf und
ritt drei Schritt hinter seinem Herrn
her.
Wenig später hielt der Major vor
der Kaserne, und kaum hatte der
Posten vor Gewehr, die wie ein Löwe
tn seinem Käfig vor feinem Schilder
haus auf nnd ablief, den Vorgesetzten
gesehen, als er mit der ganzen Kraft
seiner jugendlichen Lungen HerrrrauS"
brüllte.
ein schrei weckte die Leute, die
drinnen in der Wachtstube auf der
Pritsche lagen und dösten", und gleich
darauf trat die Wache in's Gewehr.
..stillgestanden Richt Euch
Augen geradeaus Das Gewehr
über Achtung präsentirt das Ge
wehr" kommandirte der Unteroffizier,
und erwartungsvoll sahen alle den Vor
gesetzten an.
Hornist, blasen Sie Alarm." befahl
der Major.
Der Untergebene sah feinen Vor
gesetzten an, als habe er ihn nicht richtig
verstanden.
Haben Sie krumm gebogene Mond
sichel nicht gehört, was ich gesagt
habe?" donnerte der Herr Major. Sie
sollen Alarm blasen. Begriffen?"
Zu Besehl, Herr Major."
Blasen Sie gefälligst Alarm."
Aber der Mann blies nicht.
Drei Tage Arrest, wenn Sie nicht
sofort blasen."
Aber der Mann blies immer noch
nicht.
Der Kerl ist verrückt," tobte der
Major, total verrückt oder obstinat
und widerspenstig. Warum blasen
Sie nicht? Ich will Antwort haben oder
ich lasse Sie vor ein Kriegsgericht
stellen, warum blasen Sie nicht?"
Ich kann nicht, Herr Major."
Der Major hielt sich, um nicht vom
Pferd zu fallen, mit beiden Händen an
dem Sattelknopf fest. Mit starren
Augen sah er den Untergebenen an:
Was können Sie nicht? Sie können
nicht blasen?"
Zu Besehl, Herr Maior. ich kann
blasen, aber nicht alles. 5ch , bin
Reservespielmann, da kann ich man
bloß die Kompagniesignale, Zapfen
streich und Reveille, das Alarmsignal
yaoe icy nocy nicht gelernt."
Der Mazor war sprachlos, einfach
sprachlos, so etwas war ihm denn doch
nicyi vorgeiommen.
Er winkte schließlich den Unteroffizier
zu sich heran: Schicken Sie einen
Mann in die Kaserne, es soll sofort ein
gelernter pielmann zu mir kommen."
Zu Befehl. Herr Major." gab der
unlerofstzler zur Antwort, er selbst lief
davon, aber schon nach wenigen Minuten
kam er mit der Meldung zurück, daß
die Spielleute noch auf dem Uedungs-
platz waren.
Der Uebungsplaö war weit entfernt.
ehe ein Spielmann zur Stelle war.
konnten immerhin zwanzig Minuten,
wenn nicht noch mehr vergehen, in der
Zwischenzeit aber würden die Feldwebel
ihre Leute bereits antreten lassen, und
der Zweck des Alarms wäre vollständig
verfehlt. Daß er vor der Kaserne
hielt, um i alarmiren. hatte sich mit
Blitzesschnelle verbreitet er sah, wie
in den Stuben die Mannschaften hin
und herliefen, um ihre Sachen zu
sammen zu suchen.
Ein Alarm aber soll und muß völlig
Überraschend kommen, und das war
ihm vorbei gelungen
Langsam wandte er sein Pferd um
und ritt von bannen, nicht in der
rosigsten Laune. Für die nächste Zeit
onnte er an einen neuen Alarm nicht
denken, daß die Leute, in Sonderheit
die Feldwebel, auf dem "Qui vive"
ein würden, war sicher, eine Ueber-
raschung war ganz ausgeschlossen, und
doch gerade darauf kam es an.
Der Herr Maior raste, er hatte nch
unnöthigerweise seine Nachmittagsruhe
rauben lassen. Auf eine gewisse Dosis
Grobheit hatten sich die Schuldigen für
den nächsten Tag präparirt, auf einen
so starken Tabak, wie er ihnen verab;
folgt wurde, aber nicht.
Zürichs: sich D:, tonnst
mcttkl auf den Häuptling.
Nach dem Ha!ptm::n lr.n der
Batailloii'-tambour an die Reihe. Zum
zweitenmal soll mir das nicht wieder
pasnrkn." schloß der Herr Major, .daß
ich einen Hornisten finde, der da?
Alarmsignal nicht blasen kann, und
deßhalb befehle ich hiermit, daß Sie
von heute ad jeden Nachmittag von
fünf di- sechs Uhr eine geschlagene
tunde mit Ihren Leuten da? Alarm
blasen üben."
Und daZ Alarmblafen begann.
Jeden Nachmittag standen die piel,
leute auf dem Kasernenhof und übten
und bliesen und trommelten nur das
eine Signal Alarm.
Nach vierzehn Tagen glaubte der
Herr Major, daß nun deZ grausamen
Spiels genug fei. und erließ den
Befehl: Bon heute Mittag abfindet
ke,n Alarmblasen mehr statt."
.Darüber freuten sich alle, die diesen
Befehl lasen, aber der Herr Major
dachte: .Kinder, freut euch nur nicht
zu früh, denn heute Mittag alarmire
ich euch wirklich.
Nachmittags um fünf Uhr machte
sich der Herr Major auf den Weg zur
Kaserne, er ging zu Fuß, denn er
wollte sich nicht bemerkbar machen
seinen Burschen mit den Pferden be
stellte er für eine Viertelstunde später.
Der Alarm sollte ganz überraschend
kommen, deßhalb ging er durch ein
Nebenthor auf den Kasernenhof und
rief den ersten besten Soldaten heran
Mein Sohn," sagt er zu diesem
mit möglichst gelassener Stimme, gehen
ie doch einmal in Ihre Kompagnie
reoier uno iiaen ie mir einen
Hornisten, der Mann soll sein Jnstru
ment mitbringen."
Einige Minuten später stand der
Spielmann dem Vorgesetzten gegen
über.
So, mein Sohn." befahl der Herr
Major, nun blasen Sie einmal
Alarm warten Sie noch einen Augen
duck, ich will mich hier hinter diese
Tyure stellen, um unbemerkt die Wir
ivng Jyres lgnalZ beobachten zu
tonnen, so. nun blasen Sie." .
Der Mann blies, sind von seinem
Versteck aus beobachtete der Herr Maior
oie Wirkung.
Aber die Wirkung blieb auS. nichts
rührte und regte sich, die Leute, die
über den Kasernenhof gingen, ließen
sich in ihrer Ruhe absolut nicht stören.
in der Kaserne blieb alles still.
..Blaien Sie noch einmal." befahl
der Major, blasen Sie lauter."
Der Mann stieß in sein Horn, dak
ihm die Augen aus dem Kopf traten
und das Messing seines Instrumentes
sich verbog.
Nichts rührte sich, nichts, gar nichts.
Blasen Sie noch einmal." befahl
der Herr Major.
und der Hornist blies noch einmal
die Erde zitterte, aber in der Kaserne
blieb alles still, kein Mensch kümmerte
z um das Signal.
Noch einmal stieß der Mann in sein
Horn, und dieses Mal wurde er gehört
ein ssen ter wurde geöffnet, und die
Stimine eines Feldwebels schrie den
pielmann an: Meier. Sie krummer
Teufel, sind Sie denn aan, verrückt ac-
worden? Was tuten Sie denn da
immer? Laut Bataillonsbefebl ist beute
gar kein Alarmblasen."
Das Fenster wurde zuae cklaoen. und
heimlich schlich der Major nach Häus
er gab den Versuch, sein Bataillon zu
alarmiren. definitiv auf.
Drohung,
Kommissionsräthin (zum kranken
Sprößling): Moritzchen, wenn Du
nicht folgsam bist gegenüber den Ver
ordnungen des Herrn Geheimen Medi-
zinalraths. lass' ich Dich von einem
Armenarzt behandeln!"
Doxpelsinnig.
Schwiegermama: Nun wäre ich da.
meine lieben Kinder, ich glaube, der
Aufenthalt bei Euch wird mir wohl
thun und mich zerstreuen."
Schwiegersohn: O. liebste Mama,
wir wollen Ihnen die Zeit schon ver
kürzen." ,
Aasernenhofblüthen.
Feldwebel: Kerl, zittern sollt Ihr
noch vor mir, als wenn ich das Haupt
des Methusalem wäre!"
Sie, Einjähriger Schmierer, 's
kommt mir gerade fo vor, als ob Sie
absichtlich Ihre Sache schlecht mächen.
damit ich dann wieder einige Blüthen
streue, die Sie natürlich in Honorar
umsetzen.
Doppelt. .
Ich sag' Ihnen, wenn Einer ver
heirathet ist, dann hat er keinen Willen
mehr. "
Glauben Sie das nicht, dann hat
er sogar zwei!
Zustimmung.
Ob Sie's glauben ode: nicht. die
Rothe meiner Nase kommt von Erkäl-
tung."
O, das glaube ich gern: Sie
haben wahrscheinlich den Wein zu kalt
getrunken."
Im Wirthshaus.
Gast (zum Kellner): Wie kommt es
denn, daß Sie heute, trotzdem Schweine
schlachten ist. keine Blutwurst mehr
haben?"
Vielleicht war das Schwein blut-
arm!"
IVtnn t beiß tft.
Reisender: Habe die Ehre, mich
Ihnen vorzustellen, ich reite nämlich in
Gummischuhen."
Kaufmann:
.Bei
diesem
k
herrlich;
Wetter?"
Uns d Kaserne.
Feldwebel: Sie. Einjährig.Frei
williger, was sind Sie in Ihrem Eivil
Verhältniß?" Einjährig.Freiwilliger: Optiker."
Feldwebel: Reden'S deutsch! Ap,
theker heißt es!"
mmer derselbe.
Und wie sind Sie zufrieden. Herr
Professor, mit Ihrer jungen Frau Ge
mahlin?" .Ich danke, gnädige Frau, recht zut.
sie konjugirt schon ganz aeläung die
griechischen Zeitwörter."
verfänglich Frage.
Sie: Sage mir., Kurt, warum
liebst Tu mich eigentlich so sehr?"
Er: Weil Tu so ganz anders bist,
als andere Mädchen!"
Sie: Was für andere Mädchen
meinst Tu eigentlich?"
Naiv.
Aufseher (zum Kindermädchen, deren
Schützlinge auf dem Rasen spielen):
Lesen Sie denn nicht, was da auf der
Tafel steht: Tie Anlagen sind dem
Schutze des Publikum empfohlen!"
Kindermädchen: Na. mein Gott,
die kleinen Kinder find doch noch kein
Publikum."
Deplazirter Wunsch.
'Ter kleine Hugo soll die Serien bei
Verwandten in der Hauptstadt zubrin
gen. Vor seiner Abreise schärfen ihm
die Eltern, denen die Freigebigkeit dcs
OnkelZ bekannt ist. noch ein: Wenn
Dir der Onkel etwas schenken will, und
Dich fragt, was Du haben willst, dann
sagst Tu: Einen Sommerpaletot."
Hugo kommt glücklich in die Hauptstadt
an. und wird bald in eine Konditorei
geführt. Was willst Tu. Hugo.
fragt ihn der Onkel, einen Winddeu
tel oder ein Stück Nußtorte?"
Einen Sommerpaletot!" lautet die
rasche Antwort.
Boshaft.
A: Den Regenschirm hab' ich schart
zwei Jahre!"
B: Da ist'S aber wirklich 3nl. dS
Du ihn zurückgicbft!"
wahrscheinlich.
Radler A: Was hast Du denn an
Deinem Gummi für eioentkümli,
Flecke?" " 7 "
Radler B: Ich habe neulich mein
Rad auf längere Zeit in der Sonne
stehen lassen, und nun scheint das Vor
derrad Sommersprossen bekommen zu
haben!"
Diagnose.
Meier: Deine Frau scheint nnrtfc,
lich zu sein, weil sie den Hals so ein
gebunden hat! ... . Was sagt der Ant?"
Müller: Rachenkatarrh!"
Meier: Und was meinst Du?",
Müller: Mehr Drachen-Katarrh!"
Kasemenhofblüthe.
Unteroffizier ("bei der Artillerie!!
Kerl, Sie stehen hinsichtlich brsr
Intelligenz noch unter einer vernagelten
Kanon?."
Schönes wiedersehen.
Na, wie war denn das Wiedersehen
mit Deiner Köchin nach der Manöver
trennung?" Soldat: Großartig! Esgab warnie
Worte und Würstchen!"
Zu gefährlich.
Junge Frau (zur Nachbarin): Ach,
Frau Müller, meine frühere Madame
kommt mich heute besuchen; leihen Sie
mir doch 'mal Ihr Tischtuch!"
Sie haben doch selber eins!"
Gewiß, aber das möchte sie wieder
erkennen!"
Am Ziel.
Vater: Nun. Franz. mit Deine::
Wissenschaften sieht es aber ganz be
denklich aus: Du kommst ja je'dcn Tag
um einen oder zwei hinunter."
- Franz: Das kommt von jct an
aber nicht mehr vor. Papa!"
Vater: Nun, das soll mich freuen:
so sicher ist das aber wohl nicht?"
Franz: Doch. Pava: ick bin
der Letzte geworden!"
5trandidvll.
Badegast: Was kostet das Uebr
fahren nach dem anderen Ufer?"
' Schiffer: Twee Mark, min Herr "
Badegast (ängstlich): Wenn ich nun
nUar tn'.i 5Mk v , . Z1
,ici uueuno ertrinke?
iscyisser:
bewblen!"
Dann bruken Sei nix tau
Uebeisiüssig
Vater (wüthend, zu seinen Junzens.
die sich beim Spiel die Kleider ruini't
haben): Wartet nur, Bengels, Euch
werde ich das Hosenzerreißen bei
bringen." ver ung ie !-prök na: tü
nicht nöthig. Papa, das können
gar
mir
schon!"
Auch ein Bpn.
Was treibt denn de? no, r.
Rentier hauptsächlich?
tx macht alle Taae
cm anderes
iejiarneni.