Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 04, 1900, Image 14
Ein rntctJ4. rhlimz ?. 1 1 i n i i. Cabe August ttar'S und so sin tich tizet Emtetsz. Bit ihn die lieb! gern manchmal besingen und die Maler n leuchtenden Farben auf die Leinwand zaudern. Unendlich für daS suchende Buge wölbte sich in leichter Blaue ein wolkenloser Himmel über der Erde, die nnitr K,m ktnaenden Kusse der Tonne matt und schwer athmend dalag. Kein Windhauch rührte nq; leivti oie rcaio bedeckten Höhen, welche in weitem M,ri das LandickastSdild umzirlten. entsandten beute leine erfrischende Kühle und starrten wie traumend hin in in die sckmüle Sommervracht. Still ftaud die Luft, gan, ftill. aber die luth deZ Tage Ichus ein 8iimn uno Flimmern im Acther und wob ein weiße, schleierartigeS Tunftzewebe. iai sich zwischen Sonne . und Erde drängte und alles Freiliegende wie das ZageSgestirn selbst in Form und Elan, unsicherer und matter erscheinen liefe. Wer droben am Waldessäume der Hügel entlang schritt, den muthete eS an wie ein erster leiser Gruß deS nahen den HerbfteS. Millionen röthlicher Blüthchen deS HaidekrauteS decken be reitS zwischen Moosz und Pflanzen den Waldesboden: die Beeren der Ebereschen am Wege leuchteten wie Korallen durch daS zierliche Blattergezweig: hin und wieder segelte ein Stück weißes Spinn gespinnft durch die stille Sonnenluft, bis es. fcstgenestelt an einem wilden Tornbufch. nun flatterte, wie ein Ban ncr. daS den Einzug deS heranziehen den Herbstes verkündet. TaS Land, auf welches man von der Saumstrafze der HUgelgelände nieder blickte, sah so unendlich müde aus. als sehne eZ sich nach Schlaf und Aus ruhen. Toch auf den Feldern und Wiesen, längs der Raine und über den Straßen und Wegen hin. die. sich der üftelnd. zu den Törfern leiteten, welche hier und dort mit roher Tächerschaar aus Obstgarten freundlich heraufgrüß ten. da regte eS sich, im scharfen Gegen fae zu dem dumpfen Hinbrüten der Natur, um so lebendiger heute und lieh dem Gesammtbilde erst Glanz, Leben und tiefere Bedeutung. Erntewagen, hochbcpackt oder noch ungefüllt, schwank ten und klapperten einher; Peitschen knall. Pusten der Pferde, und dazwt schen fröhlicher Anruf. Gruß und kurze Wechselrede. Hier banden und häuften bemdsärmelize Tirnen Garbe zu Garbe; dort schritten Mäher im langsamen Vordringen über eine buntblumige Klee wiese. Schrägstreifen niedriger grüner Hügelketten hinter sich lastend. Wo hier ein Pflug schollenaufwerfend vorwärts Ächzte, vertraute man dort die Winter frucht der rastlos sorgenden Erde an, und wo gelbschimmerndeS. schnittreifes Korn sich müde niederneigte. da schien xS wie ein dankbaregs letztes Ausrauschen zu gehen, wenn die Sense endlich leis schwirrend die schweren Halme sanft zur Erde gleiten ließ. Zwischen zwei noch ungemähtcn Jel dern zog sich ein schmaler Rain hinab. GraS und niederes Buschwerk bedeckten ihn. und wo er die Rockenfelder streifte, da standen Klatschmohn. Rade, Ritter Iporn. Kornblume und Kamille und wisperten geschäftig und wichtig mit einander. Ungefähr in der Mitte deS RainS. ein kaum erkenntlicher Fußpfad mündete aus dem einen Felde hier ein. da erhob sich, weithin sichtbar, ein wil der Birnbaum. ES war um die Vesperftunde. Tie Eonne stand schon über dem dunklen Waldkranz der Berge. Aus den Fel dern ruhte zur Zeit die Arbeit. Grup penweise saß man trinkend, schmausend und plaudernd zusammen. Lerchen fangen hoch in der Luft und hin und wieder klang ein Heller Ton herüber, wenn ein Müher die stumpf gewordene Sense eifrig dengelte. Unter dem Birnbaum am Rain saß eine junge Bauerndirne. Sie hatte ihr kärgliches Mahl bereits beendet und blickte, das eine Knie zwischen den gefalteten Hän den hoch gezogen, mit heiterem Gesichts ansdruck über Rain und Felder hin. Tie entblößten, gebräunten Arme, das straff gespannte schwarze Sammtmin der. zeigten eine kräftige Gestalt. Tcr breitrandige Strohhut beschattete ein auffallend hübsches Gesicht, aus dem rin paar dunkelbraune Augen warm strahlten. Jetzt wandte die einsam Sitzende plötzlich den Kopf seitwärts, wo soeben ein hochgeschoffener Bursche aus dem hinter ihm zusammenrauschenden Felde trat. .Kommst Tu doch noch?" Sie reichte !,, hi imh tau ihn dann an MUy l tt V vtv g-n - -7 - - - ihre Seite. Meine Sense bat 'nen Schaden. Und dann stand der Inspektor dabei. Ter bat scharfe Augen. Kaum, daß tr fort war. bin ich bierber gerannt. Eine Biertelftund' können wir ja immer noch verschwartz , eronua:- -Hrmer Sckak!" Sie berübrte leicht feine Schulter, dann blickte sie wieder wie vorhin in die, blaue sommertust. 3,,! miA dauern. Unedel! Schon um Teinctwillen wünscht' ich. wir Beid' wären erst zusammen und Tu roffli. wofür Teine Hände schafften. Ader ich denk', mein Vater wird bald in Einsehen haben und die Einwilli gung geben. Von einander lassen wir doch nicht! Gelt. Fnedel k" Äie sah ihn treuherzig an. .Nimmer, Veronika, nimmer!" Für einen fremden Herrn schaffen ich möcht's nicht, und wenn's auch die .gnädige Herrschaft' heißt." .Jz. gnädig sind sie Alle droben. Alle! Tcr Herr Baron sind gnädig, die ran Baronin find gnädig aber der Junker da. ha! der ist am aller gnädigsten!" Ter Bursche lachte kurz und bitter auf. .Friede!, du thust ihm wohl Un recht, gelt? Er ist doch freundlich auch zu mir!" TaS Gesicht deS Burschen nahm einen eigenen Ausdruck an. .Er waat'S. auch u Tir?" rief er. .Brauchst nicht eifersüchtig fern darum! Als er mich neulich traf und von allerlei Tinaen konfus redete, mir auch eine schöne Halskette versprach da lachte ich ihn au und HfB ton sieben " Ter Bursche knirschte fast unhörbar mit den Zähnen. Sein Gesicht ward um einen Schein blaffer. als er jetzt mühsam hervorhaftete: 9m ine Halskette?' Sahaba'. so fina'S auch bei ihr an. Und dann er würgt er ihnen damit den Verstand Ehre Leben!" Ter Buricoe umiagie heftig die eine Hand deS Mädchens. .Haft Tu die Kette gesehen? Gesteh' eS. Mädchen!" Veronika schüttelte den Kopf und sah ihn größ und fragend an. Hüte Tich!" fuhr der Bursche fort, .sie glitzert und funkelt, daß Tir die Augen übergehen. Hüte Tich! So fing'S auch damals an. Mit Gold fing'S an und süßen Worten an der Mauer deS GotteSackerS hat'S geendet." Er ballte die Fäuste. .Veronika!" fuhr er fort, .hör mich an! Tu bist die erste, der ich'S deicht! Eh ich Tich kannte, hatt' ich nur ein Wesen. daS ich außer meiner Mutter so recht liebte daS war meine Schwester. Sie war schön wie Tu. aber anders wieder. Als sie aus der Schule kam. ging sie auf'S Schloß in den Tienst zur gnädigen Herrschaft. Gnädig aber war ihr doch nur Einer, der feine Junker. Ihr Sinn stand nach Putz, und sie ward geblendet, als er ihr die funkelnde Halskette anbot. Ein halbes Jahr später zog man die arme Gertrud aus dem Teiche im Schloßpark. Andere Mädchen, die er auch bethörte, haben'S ihm nicht fo leicht gemacht. Ich bin damals zum Herrn Baron gegangen und habe Rechenschaft gefordert. Ter gnädige Herr jagte mich wie einen Hund fort, meine Mutter bekam eine kleine Ab findungssumme und der liebe Junker ward ein paar Wochen auf Reisen ge schickt, um sich von dem Aerger über diese fatale Geschichte zu erholen. An einem Samstag spät Abends begruben wir die arme Gertrud. Ter Bursche war aufgesprungen und stand für ein paar Augenblicke stumm da, das von tiefstem Grimme bewegte Gesicht nach der Richtung gekehrt, wo unweit eines TorfeS ein weißer Her rensitz mit Thurm aus einer Gruppe alter Laubdäume hervorgrüßte. Mein Vater war ein Höriger, und ich bin eS wieder geworden um meiner alten Mutter willen. Wär' die nicht und Tu. Veronika, ich wär' weit fort in die Welt gegangen. TaS Häuschen, m dem wir wohnen, das Tach, das unS schützt, daS Brot, das wir effen eS gehört dem gnädigen Herrn. Wir sind verkauft mit Leib und Seele, Menschen ohne Besitz ohne Ehre und Glück!" Er ballte wild die Faust und hob sie dräuend. Toch schon hatte Veronika ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und küßte ihn und sah ihn innig an. .Geduld. Friedel. s hat am läng sten gedauert, und dann bist Tu frei. Teine alte Mutter kommt dann zu uns. Laß die trüben Gedanken heut. Tu machst's nicht wieder gut nicht beffer. Komm sieh mich an! So ist's recht! Und was mich anbetrifft nun, brauchst kein Angst zu haben auch ohne Teme traurige beschicht' lacht ich den Junker doch wieder aus, wenn er noch einmal käme. So, noch dielen Kuß! Uud nun geh. sie haben drüben schon wieder angefangen." Sie schlug ihn auf die Schulter und ließ ihn dann frei. Ter Bursche blieb für einen Augenblick noch stehen, ftill sie an schauend; dann wandte er sich um und schritt langsam durch das zurückweichende Korn. .Armer Friedel!" flüsterte die Zu rückbleibende, indem sie sich gegen den Birnbaum lehnte und sinnend vor sich binblickte. .Wie traurig!" murmelte sie. und Alles mußt' er bis heut still für sich hinunterwürgen." Tief in Ge danken blieb sie verharrend stehen, den gedämpften Hufschlag eines Pferdes gänzlich überhörend. Von der Waldhöhe den Rain hinab kam jetzt im langsamen Schritt ein Reiter gerade auf den Birnbaum zu. ES war eine jugendlich elastische, blonde Erscheinung. Unter dem geradckrempi gen grauen Hütchen blitzten ein Paar keck verlangende, blaue Augen in die Welt. Es war ein hübsches Gesicht, aber der hochmüthig blasirte Ausdruck, welcher es beherrschte, lieh ihm keine ge winnendcn Züge. Tie Rechte Hand habte mit Eleganz eine Reitgerte, deren kurzer Stil einen schweren Silberknopf zeigte, während die andere Hand des Reiters, als er sich letzt dem Mädchen näherte, spielend über daS wohlge pflegte Schnurrbärtchcn glitt. Und jetzt haue auch Veronika lern ommen de merkt. AIS sie sich umwandte und ihn er blickte, flog es. ihr selbst unerklärlich, wie ein leichter Schauer über den Leid. Tann aber zwam sie sich, ruhig zu er scheinen, und gelassen war auch die Antwort auf den Gruß, den er soeben an sie richtete. Ter Funker, denn der selbe war eZ. Halle sich leicht auS dem Sattel geschwungen, den Zügellose um einen niedrig hängenden Zweig des Birnbaumes aeknüpit und trat nun auf Veronika zu. die bei seiner Annäherung scheu zurückwich. .Sieh da. die schöne Veronika!" sagte er lächelnd und hielt ihr die Hand hin; doch als sie nicht einschlug, fuhr er fort: Nun. brauchst nicht furchttam zu thun und scheu... Tu weißt, ich mein'S gut mit Tir. Willst mir nicht die Hand geben?" Sie schüttelte energisch den Kopf und sah ihn fest und groß an. ..Sieh, sieh! Tie kleine Hexe hat Eharakter! Ah! TaS ist pikant! Nun. Veronika, wenn ich Tich nun aber recht schön bitte, ich. der Junker vom Schlosse. thätft'S auch dann nicht?" Wieder bewegte sie den Kopf abweh rend. .Ab. Tu bist stolz?! Nun. auch Stolze weiß ich zu bezwingen!" Er lachte kurz auf. aber eS klang böse hin durch. Ein vertraulicher Blick traf sie. dann war er plötzlich noch einen Schritt näher getreten und hatte seine Rechte um ihren Rücken gelegt, während die andere Hand ihr Kinn erfaßt hatte und nun das zornig aufflammende Gesicht deS Mädchen? emporhob. .Blitz!" rief er. wie Tir die bösen, braunen Augen gut stehen! Wehr' Tich nicht. eS ist vergebens! TaS muß man sagen: hübsch bist Tu. Veronika!" .Haft Tir'S überlegt. Veronika, was ich Tir von dem schönen Halsbande er zählte? Es würde Tich gut kleiden! Tu solltest vernünftig sein und es anneh men. Es macht mir Freude, eS Tir zu schenken." Ta riß sie sich mit einem jähen Rucke los. Ihre Augen blitzten voll Haß und Verachtung, als sie ;ihm jetzt ent gegenschrie: Behaltet Euren Tand! Schande und Mord klebt d'ran!" ES flog blaß über fein erschreckendes Gesicht. Toch die? währte nur einen flüchtigen Augenblick. Tann hielt er sie wieder fest und wie Nattcrzischen klang's ihr in's Ohr: Veronika! Sei kem Narr, nimm s an! Ich liebe Tich, und waö ich will, daS hab' ich noch immer durchgesetzt!" Laß mich los!" schrie sie, sich unter dem Drucke feiner Hände windend. loS oder " Oder?" ES funkelte unheimlich in seinen Augen auf, als er sich jetzt zum Kusse niederbeugte. In diesem Augenblick rauschte eS hinter Beiden. Wie auS den Tschun geln ein Panther mit mächtigem Sprunge fliegt, so brach jetzt Friedel mit kurzem, heiserem Schrei hervor. Zurück, elender Bube!" donnerte er. Laß das Mädchen loS, wenn Tir Tein Leben noch etwas gilt!" Tie Gruppe löste sich. Aufathmcnd. dankbar blickte Veronika zu ihrem Ret ter empor, während der Junker sich nie derbeugte, die zu Boden gefallene Reit gerte aufzuheben. Sein Gesicht sah aschfahl ans. Aber ein spöttisches Lächeln lag trotzdem auf demselben. Er faßte die Reitgerte fester, dann maß er den Burschen vom Kopf bis zum Fuß. Wir werden daheim uns sprechen! Jetzt marsch hinüber an die Arbeit!" Nicht eher, als bis Ihr die en Platz verlassen habt!" , Tu wagst? Hinüber, sag ich noch einmal!" Fort! sag' ich! Oder mit diesen Fäusten werde ich heut Abrechnung hal ten. wonach mich schon lang durstet, Tied und Mörder mit eins! Fort, wenn Euch am Leben noch liegt!" Er trat vor daS bang erzitternde Mädchen. Tiefe ist mein, und wer sie anrührt. der ist mir verfallen." Ter Junker stieß ein hartes Lachen aus. , Ausgezeichnet, famos! Romeo und Julia vom Torfe! Nun das ist meine Antwort! Ta haft Tu sie!" Tie Reitgerte sauste nieder und zog einen rothen Strich über das todtblasse Antlitz deS Burschen. AuS seiner Brust rang sich ein unartikulirter Ton, bebend, furchtbar. Zwei Arme hoben sich mächtig, ein kurzes Handgemenge, die Rechte deS Burschen, die Reit gerte umgekehrt haltend, reckte sich zum Schlage empor dann sauste der schwere Silberknopf gegen den Kopf des Gegners. Und dann ein schriller, kurzer Aufschrei, ein Taften und Wanken und wie ein gefäll ter Baum bricht der junge Schloß Herr zusammen. Noch ein paar zuckende, krampfartige Bewegungen, ein letztes Schütteln dann ift Alles vorbei. Aus Ohr und Nase rieselt eine zarte rothe Schlangenlinie, die linke Schläfe hebt sich blau und rünftig von dem Fahlschein des ftummen Antlitzes ab. So vergehen ein paar Minuten. In der Ferne schlägt eine Wachtel im Korn. Keiner wagt das furchtbare Schweigen zu brechen, das wie eine Centnerlaft Sinn und Sprache im Bann hält. Und dann kommt es wie eine entsetzliche Erkenntniß über Beide. Todt!" haucht es von ihren Lippen. Er nickt ftumm und Dßt die Arme schlaff niederfallen. Wieder vergehen lange Minuten. Ta weckt sie das traurige Wichern des Pferde?, das schnuppernd den Kopf zu seinem todten Herrn nicdersenkt. Vielleicht war es GotteS Gericht!" murmeln tonlos die Lippen des Bur schen. Er ist gerecht!" Er wendet sich hilfesuchend seitwärts zu Veronika und tastet nach ihrer Hand. Schon will sie ihm dieselbe reichen, da streift ihr Blick den Todten im Gra'e und schauernd zieht sie die Hand zurück. Was ihre Lippen nicht künden, das lieft er auf ihrem zuckende Antlitz: Mörder! Eine Handbewcgung heißt sie gehen. Ohne Grß, wankenden Schrittes, wendet sie sich ad. Er schaut ihr nicht nach, er blickt den Todten an. Aller Haß ift tmtr Zügen geschwunden. .Ich wollt' eS nicht das nicht! Gott im Himmel droben. Tu weißt es, Vergied mir die Missethat, die ge, schah. als er die Hand auf'S Neue gegen mein Glück ausstreckte. Vergied mir. Gott wie ich ihm vergeben habe." Knisternd rauschen die Halme hinter dem sich Entfernenden zusammen. Still ist's am Rain, ganz ftill. Tie Abendsonne wirft Purpurftreifen darüber hin. Zuweilen geht es wie ein bebender Hauch durch den einsamen Baum und wie Klageton tönt der Wachtel Ruf herüber. Ein Erntctag neigt Nch zur Rüste, seierlicki. groß. Nacht lag über dem Torfe. Ader nicht der Sterne heller Glanz war dem schwülen, erschlaffenden Sommertage gesolgt. AuS den feuchten Bruchwiefen. welche die Siedelung umzogen, war es heraufzcdrodclt. erst in leisen Tunst fchleiern. dann immer stärker. Und jetzt wallte eS in dickflüssigen, grauen, naßfchwcrcn Nebeln darüber hin. ballte sich und wogte, zog und zerrte, eine unheimliche, undurchdringliche Masse. Irrlichtern gleich blitzte hier und dort ein Lichtschein aus den Hütten, noch geisterhafter aber schwebte eS im alten Schlosse hinter den dichten Parkbäumen Trepp auf. Trepp ab. Licht. Licht da fast in jedem Raum, aber das Leben selbst schlich auf den Zehen und ge dämpft und ängstlich flüsternd gingS von Mund zu Mund. Tenn in dem einen Thurmzimmcr, da lag der todte Junier, den man noch kurz vor An bruch der Tunkelheit am Rain gefun den hatte. Was war dort vorgegangen? Wer trug die furchtbare Schuld?' Still auch war's in einer der letzten Hütten am Parkrande. Auf einem ärmlichen Lager kauerte ein armes. altes Weib und vor ihm. daS zuckende Geficht in dem Pfühl begraben, da kniete ein Mann und stöhnte leise. Mutter, ich hab's nicht gewollt und nun ist's doch geschehen. Ich ward zum Richter an dem, dcrmir die Schwc fter in Schande und Tod jagte." Tie dünnen Lippen der Greifin be egtcn sich im Gebete. Ter. am Boden Knieendc aber fuhr fort: Meines Bleibens ift hier nicht. Wenn eine böse Zeit für Tich kommt, geh zur Veronika. Ich weiß, fie wird für Tich sorgen. Ich war vorhin bei der Todten auf dem Gottesacker, nun nehme ich von Tir Abschied. Segne mich. Mutter, denn Dunkel liegt hinter und vor mir. Tie dürre Hand der Kranken legte sich zitternd auf das Haupt des Soh nes. und wieder bewegten sich lautlos die Lippen Tann sprang der Bursche auf, ein kleines Bündel ergreifend. Noch ein Kuß, ein Händedruck, noch ein letzter Scheideblick dann schloß sich hinter ihm die Thür. Wenige Minuten später klopfte es leise an das Fenster des Stäbchens, in dem Veronika allein in schweren Ge danken saß. Sie schrak zusammen, denn sie wußte, wer draußen stand. Haftig verließ sie das Haus, schritt über den Hof und durch eine Scheuer und trat in den Obstgarten, in dessen Schat ten Friedel ihrer jetzt wartete. Veronika." sagte er traurig, viel leicht giebst Tu mir jetzt die Hand, die Tu mir vor ein paar Stunden der weigertest." Statt aller Antwort schlang sie ihre Arme um feinen Hals, und wie sich jetzt die Lippen in langem Kusse fanden, so mischten sich auch Beider Thränen, die ihren Augen still entströmten. Tu willst fort, Friedel?" Ja. ja! Ich muß ja ich muß ja! Jede Minute ift kostbar!" .Und wohin?" Weit fort 'über das große Was ser !" Ein Jammerton entfloh ihr. .Und Tu kommst nie zurück?" Niemals, Veronika, niemals!" Er konnte sich kaum der innersten Be wegung erwehren. Veronika! Was geschehen ift. wird nicht ungeschehen. Ich that's für Tich! Es war eine un glückselige Stunde. Gott wird ver zeihen, was Schuld an mir ist. Und wenn er eS thut, wenn eS mir gelingt, drüben festen Fuß zu fassen, eine neue Heimath mir zu gründen, und ich schrieb eines Tages: komm herüber! Veronika, kämst Tu zu mir?" Er schwieg ftill und lauschte mit pochendem Herzen auf Antwort. Nun ergriff sie seine beiden Hände und sah ihn groß und fest an. Ja, Friedel. ich käm'! Tenn wir Zwei gehören jetzt noch mehr zusammen denn je!" Es jauchzte etwas in ihm auf. Toch er bezwäng sich und zog nur still die Geliebte an sich. Gott segne Tich für dieses Wort. Veronika! Ich hab's gebraucht!" Ein paar Herzschlüge lang standen sie ftumm Bruft an Bruft. Tann riß er sich loS. Toch sie hing sich an feinen Arm und schritt mit ihm außerhalb des Gartens, bis wo der Feldweg in die Eguptftraße einbog. Tort schloß sie n noch einmal in ihre Arme. .Leb' wohl. Frjedel! Ich bleib' Tir treu bis die Stunde kommt!" .Veronika!" Er schluchzte laut auf. seine ganze Gestalt zitterte. Ein letzter Hündedruck und der Geächtete wandte sich um. Sie sah. wie er noch einmal zurück schaute, dann in den Nebel tauchte, der ihn verschlang. Lange ftand sie noch am Wege und blickte starr hinaus über die dampfen den Wieien, in den auf und nieder wogenden, gespenftifchgrauen Nebel: öde. undurchsichtdar und traurig, wie das Leben, das sich vor ihr erschreckend aufhat. n gcden Rath. Von Jochen 6 naak. .Ick will hüt Abend in'n Kegelclub gähn, ToriS; kannst mi minnen griefen Antog en böten awböstcn!" süd Johann Blank dör en paar Tag to sien leiw jung Früh, mit de he noch gor nich so lang verfliegt iS. . Toris makt en lang Gesicht un dunn treckt se ehr lütt Näs hoch un fegt: Ick will Tl mal wat feggen. John, mi ge fallt det nich, hüt Abend geihst Tu in'n Kegelclub, gestern Abend warft Tu in n Gesangverein, vörgistern m n Scatclub, den Tag vörhcr güngft Tu to de Loge un so gciht dat jeden Abend und alle Abend, un ick kann hier allein to HauS filten un mi langweilen. Woto hew ich mi denn verfliegt? Um alle Abend up miencn Mann to luern un em to Bett to dringen, wenn he befapen nah HuuS kömmt? IS dat en Wirthschaft bi'n jung verheirathetes Ehepaar?" , Jehann kiekt ehr von de Siet an he müßt nich, wat dit heten füll fe harr wol am un an ens brummt, wenn he utgahn wull, wer eigentlich rebell'sch was se noch nich worden un so müßt he toirst nich. wat he seggen füll. Eigent lich so'n richtigen Striet harr he noch nich hat't mit Toris, wenn se fies 00k wol aw un an en beten kawwelt harrn. Endlich segt he: Mien leiw Toris, dat verstcihst Tu nich. Kiek, wi Mannslüd hebben Verpflichtungen, von de Ji Frugcnslüd kein Ahnung nich hcwt Tenkst Tu am End, mi makt dat Spaß mi da mit dat Kegeln aw to marachen? Du kannst froh sien, dat Du Die schön in't warme Bett legen kannst, wieldeß mi de Sweit von de Backen löppt!" I. wo Tu nu wedder red'st segt Toris wenn Ti dat kein Spaß nich makcn dcd. denn würdst Tu doch sicher mch hengahn; kumm. Hannmg. dliew to Huus bi mi!" Ach. mien leiw Tierning segt Je hann dato ick würd jo so girn di Ti bliewen awer bedenk doch. Kind. ick yew mien Geschäft un wat de Mit glieders von den Kegelklub sünd, dat fund all mien Kostümers ick doh dat wirklich blos för Tienetwegen, Toris, kannst mi to glömen, wenn dat nich för mien Familie wesen ded, würd ick sicher nich in den Kegelclub gähn!" O. ick kann mt dat denken segt Toris mit den Gesangverein un de Loge un den Skatclub un wo bat Tüchs all heit. da iS dat wol eben fo? Ne, mien Jung, mi makst Tu nicks nich för un ick feg Ti hüt Abend, wenn Tu nah dissem nich bi mi to Huus bliwft, denn gah ick 00k ut to mienem Vergnügen, un dat feg ick Ti, denn kam ich gradfo spät nah HuuS as Tu!" Nu würd Jehann denn awer süchtig: Tu büst wol rein von Sinnen fegt he dat würd jomol noch schöner ne. mien Töchting, Tu bliwst mi schön to Huus!" Un damit stünn he up, halt sick sienen qriesen Antog fülwsten rut un as he sick antrocken het, dunn geiht he nah Toris un segt: Na kumm. Toris, will'n unZ wedder verdragen!" Tons awer harr kein Lust dato; heim ich wischt se sick de Thränen, de ehr de Backen dahllopen wiren, aw. un dreiht den Kopp nah de anner Siet un segt: Ach gah man. ick seih dat wol in. Tu hcst mi gor nich mehr leiw; wer weit, am End heft Tu irgendwo en anner gruzenszimmer, wat Tu nachlopen dcihst!" Hör mal. Toris segt Jehann nu geihst Tu awer to tutet; so lang hew ick mt Ümmcr freut, dat Tu so n vernünftig lütt Fru bist un mi nich mit Eifersucht quälst wer nu fängst Tu 00k all domit an!" Well, John meint Toris Tu gimst mi ok alle Ursak dato!". So. doh ick? Well. Toris, denn heft Tu kein Vertrugen in mi. denn hcst Tu mi nich mehr leiw. Süh. mi künn so wat mal gor nich Passiren ick würd up Ti nich eifersüchtig, denn ick hew Ti leiw un ick hew Vertrugen in Ti No, mien Töchting, dat.is nich schön von ?,!" Un domit nimmt Jehann sienen Hoih un stürmt to'm Huus herut, ohne sien lütt Fru 00k blos 'n Kuß to gewen. Toris sei t nck denn in de Eck un fangt an to huhlen. as wull ehr dat Hart breken, awer lang harr se nich so seien, dunn köm, ehr Mudder an to gähn. Na. mien lütt Töchting segt se. as se Toris ehr Thränen füht wo iS't möglich, Tu huhlft jo wol?" Ach ja. Mudding, Jehann löt mi jeden Abend allein to Huus; alle Abend het he en annern Platz, wo he hengahn mütt!" Ja, mien Töchting. warüm kurirft Tu em denn nich davon?" Ach. Mudding. wo kann ick denn? Wat fall ick dohn? He fegt, he mütt da hengahn. dat iS wegen sien Geschüft un wegen sien Familie!" O. mit den Tröhnensnack füll he mi bloS kamen awer Kindting bat'S betet, wenn Tu em in'n Gooden kurirft ick weiten goodeS Mittel; seg mal. is he eifersüchtig?" .Ne. Mudding. wo denkst Tu hen. h slccht iS he denn doch nich he weit doch, dat he mi vertrugen kann!" Well, mien Töchting. denn mußt Tu em eifersüchtig maken!" .Huching noch' Mal ne. Mudding. bat'S doch wol nich Tien Ernst?" .Natürlich doch. ToriS!" .Awer. Mudding. Tu kannst doch wol nich verlangen, dat ick mi mit an nere KirlS awgewen fall? Ne, Mudding. dat geiht würllich nich am End let he sick gor von mi scheiden!" O. Tu oll lütte GanS ne. mien Töchting. so hew ick dat nich meint; dat let sick 00k up anner Art maken!" Un damit flüstert de Ollsch lütt Toris . allerhand in die Ohren un wenn de jung Fru toirst 00k nich recht anbieten wull, mit de Wiel kriegt de Ollsch ehr doch rüm un bald waS se Füet un Flamm föt den Plan. Mudding blew noch en Tied lang da un aS fe eht Töchting schön Tröft harr, dunn schöm se wedder nah HuuS. Twei Tag darup segt Jehann wedder to Toris: Tat dciht mi würklich leid. Kindting awer ick mütt hüt Abend wedder in'n Gesangverein: wi hebben nächstens grootcS Konzert un da mütten wi jetzt flictig singen!" To siene Berwunnerung waS Toris gor nich bös. Mit dat fründlichste Ge sicht von de Welt fegt se: .Man to. John, gah man, wat sien mütt. dat mütt sien; ick ward mi 00k mal amc firen!" Jehann säd nicks nich, awer he harr doch so siene Gedanken. Ten ganzen Abend müßt he an nah HuuS un an sien ToriS denken; bi dat Singen da paßte he gor nich up. un mihrmals müßte em de Herr Dirigent to Ordnung ropen un aS dat Singen vörbi was, dunn töwte Jehann gor nich up den Ladetrunk", sondern makte. dat he so fix aS möglich nah Huus kamen ded. All von Fern künn he seihn, dat Doris noch Licht brennen harr, awer so aS he an de HuuSdöhr kamen ded, dunn würd dat Licht utpuhst, dat gew noch so'n Gepulter in'n Huus un dann waS AllcnS ftill. Jehann stürmte in't Huus rin un kum is he in de Stuw, dunn löppt he gegen twei Stöhl, de mitten in de Stuw stünden, un stött fick de Schienbeinen inzmei. He röppt: Toris, wo büst Tu?" kriegt awer kein Antwurt. un aS he darup Licht anmalt, dunn füht he da einen Mann-Handfchob uv'n Tisch liggen, 00k einen Cigarrenstum mel un Cigarrenasch was üwerall up'n Carpet henftreut. Herrieh noch mal, wo waS Jehann upgeregt. He löppt also in de Slap ftuw rin, wo sien leiw lütt Doris so sanft slapen ded aS fo'n Engel. Toris," röppt he. wakst Tu?" Worüm?" frögt ToriS. Heft Tu Befök hier hat?" O, lat mi in Ruh fühst Tu niö. dat ick slap?" Tat ,s mi ganz egal ick will wci- ten, wer hier bi Ti west is!" Lat mi in Ruh ick slap!" Un ganz egal, wat Jehann feggen ded he treg kein anner Antwurt von Tiris as: Ick slap!" O. he was wüthend wüthend fchöw he in't Bett, un wüthend ftünn he an'n annern Morgen up un dunn güng he nah Schwiegermudder hen. vertcllte ehr de gräßliche Gcfchicht un wieste ehe ock den Manns-Handschoh. Swiegermudder würd awer bös un makte Jehann de Maag rein un säd, he füll sick wat schämen, eifersüchtig up sien Fru to sien. He füll nah diffen des Awends to Huus bliewen. denn würd sien Fru 00t nich uv dumme Gedanken kamen. Un wat den Handschoh anbe langt, dat wär Swiegervaddern sien. awer dat mit de Cigarrenasch un den Stummel, dat künn se nich erklären. Well. Jehann is den awschawen as so'n begaten Pudel. Halw schämt he fick. dat he eifersüchtig worden is. un halw denkt he so bi sick. da mag doch am End wat nich recht in Ordnung sien. un he bliwt nu jeden Abend schön 0 Huus un kein Minsch is glück licher as lütt Toris. Jo, gegen Frugenslist. da können de Mannslüd doch nich recht gegen an. Ti, Tief der Meer. Tie "Revue scientifique" bringt nach einer Berechnung Von Sir John Murray einige Angaben über die neue sten Messungen der Tiefe des Meere. Von der Gesammtfläche der Ozeane ent fallen 7 Prozent auf Tiefen bis zu 180 Meter, 10 Prozent auf Tiefen von 180 bis 1800 Meter, auf 1800 3(38 Me ter 21 Prozent, auf 36,005400 Me ter 55 Prozent und auf Tiefen über öiOO Meter 7 Prozent. Mehr als die Hälfte hat also eine Tiefe über 3600 Meter. Auf den Karten der Challen ger" sind die größten Tiefen, welche 5400 Meter übersteigen, angegeben und mit besonderen Namen bezeichnet. Im Stillen Ozean giebt eZ 43 solcher tiefen Stellen, im Indischen Ozean 3. im At lantischen Ozean 15. im Antarktischen Meere I. Tie tiefste Stelle mit 9420 Meter wurde im südlichen Stillen Ozean gefunden. E giebt Leute, die eS ärgert, zu geben zu müssen, daß zweimal rei vier ist.